[Serie] Star Wars: The Clone Wars

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Glumski
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[Serie] Star Wars: The Clone Wars

Beitrag von Glumski »

Nachdem ich schon mit Dauerposts im ISG genervt habe, war es wohl unvermeidbar, dass ich ein eigenes Topic hierfür erstelle...

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Star Wars: The Clone Wars (SW:TCW) ist eine amerikanische Animationsserie, die zwischen den Filmen Star Wars: Episode II - Attack of the Clones (AotC) und Star Wars: Episode III - Revenge of the Sith (RotS) spielt. Eingeläutet wurde die Serie mit einem gleichnamigen Film, der als schlechtester Star Wars Titel aller Zeiten verschrien wurde – und das völlig zurecht. Die Serie beginnt tatsächlich auch wenig besser, wird nach einer Weile jedoch sehr ansehnlich, und endet in einem der höchstbewertetsten Serienfinale der modernen Fernsehgeschichte.

SW:TCW verfolgt die Klonkriege aus Sicht verschiedener Figuren, darunter die altbekannten Helden Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi, unterstützt von Anakins neuem Padawan Ahsoka Tano. Ahsoka kann als so etwas wie die Protagonistin der Serie betrachtet werden, auch wenn sie nur in 70 der 133 Folgen erscheint. Besagte Folgen haben wie bei den meisten Kinder- und Jugendserien eine Länge von ca. 22 Minuten, wobei besonders in den späteren Staffeln meist mehrere (i.d.R. vier) Folgen zu einem Handlungsbogen zusammengefasst werden, ähnlich der Doppelfolgen von 'normalen' Serien.

Die Serie besticht durch ihre hervorragende 3D-Grafik, die besonders bei Raumfahrtzeugen und Lichteffekten punkten kann, bei insb. menschlichen Figuren aber zu Beginn recht hölzern wirkt. Meine Probleme hatte ich mit der Zielgruppe: Die ersten Folgen sind offensichtlich an recht junge Kinder gerichtet, mit all den plumpen Moral-Lektionen, die man für eine solche Zielgruppe erwarten kann. Dennoch ist der Inhalt stellenweise nicht unbedingt kinderfreundlich; schließlich geht es in der Serie um kriegerische Auseinandersetzungen. Im Laufe der Staffeln wird die Serie immer erwachsener, und ist ab der dritten Staffel eindeutig an Jugendliche gerichtet. Das Finale der siebten Staffel kann es problemlos mit den übrigen Filmen annehmen – und ist offensichtlich harsch, denn es spielt parallel zu RotS.

SW:TCW ist überwiegend aber nicht ausschließlich in chronologischer Reihenfolge erzählt, was sich anhand einer offiziellen Liste korrigieren lässt. Es ist aber letztlich egal, ob man sich an die Ausstrahlungs- oder die chronologische Reihenfolge halten möchte, denn die Eckpunkte stimmen in beiden Versionen überein. Tatsächlich empfiehlt es sich meiner Meinung nach, eine ganze Reihe von Folgen zu überspringen; besonders die Folgen/Handlungsbögen um Jar-Jar Binks und C-3PO sind eher unnötiges Füllmaterial.

Da sich die Serie von Staffel zu Staffel enorm unterscheidet, möchte ich einen kurzen Überblick über die einzelnen Staffeln geben:

Staffel 1 (2008/2009)
Obwohl es eindeutig die schlechteste Staffel ist, gibt es auch hier ein paar interessante Folgen. So ist 1×05 Rookies ein Muss, denn es führt zwei wichtige Figuren ein: die Klonkrieger Rex und Cody. Ebenso ist 1×09 Cloak of Darkness eine hervorragende Episode, die Jedi-Meister Luminara Unduli und Assassinin Asajj Ventress vorstellt; Ventress erhält im späteren Serienverlauf gleich mehrere eigene Handlungsbögen. Die eher generische Folge 1×15 Trespass habe ich ebenfalls ins Herz geschlossen, was wahrscheinlich ganz allein an der Synchronsprecherin von Senatorin Chuchi liegt, die Jane Shepard in Mass Effect spricht (und Jedi-Ritter Aayla Secura in den ebenso generischen Folgen 1×13/14). Der Ryloth-Handlungsbogen (1×19-21) ist eine der Stellen, an denen die Serie offensichtlich nicht weiß, ob sie nun kindgerecht sein möchte oder nicht, aber immerhin gut geschrieben. Die Staffel endet mit 1×22 Hostage Crisis, wo die halbwegs wichtige Figur Cad Bane eingeführt wird, aber es ist keineswegs ein besonders gutes Finale.

Staffel 2 (2009/2010)
Die zweite Staffel ähnelt der ersten, lässt aber endlich auch die wahre Qualität der Serie durchblitzen. Die Zillo-Duologie (2×18/19) wird von vielen Fans geschätzt, doch ich fand sie eher generisch. Ebenso generisch ist 2×04 Senate Spy, führt aber eine Figur ein, auf die später zurückgekommen wird. Der Geonosis-Bogen (2×05-08) ist der erste, der mir wirklich gut gefallen hat, und endet in der wunderbaren Folge 2×08 Brain Invaders; in diesem Handlungsbogen wird auch Padawan Barriss Offee eingeführt, die später noch von großer Bedeutung ist. Später folgt der erste Mandalore-Handlungsbogen (2×12-14), der unterhaltsam sowie wichtig für den Verlauf der Serie ist. Auch 2×16 Cat and Mouse ist ganz nett (und kann durchaus kann zu Beginn der Serie geschaut werden, da sie chronologisch noch vor dem Pilot-Film spielt). Das Staffelfinale (2×20-22) kehrt zu Boba Fett zurück, hat mich aber nicht wirklich begeistert.

Staffel 3 (2010/2011)
In der dritten Staffel wird die Serie endlich wirklich gut, aber erst in der zweiten Hälfte. 3×02 ARC Troopers hat mir allerdings schon sehr gefallen; der zweite Mandalore-Bogen (3×05/06) hingegen ist eher kindisch und generisch. Dafür fand ich Folge 3×07 Heroes in Both Sides wirklich toll (die 3×08 ganz nett) ; endlich rückt die Moral der Serie von ihrem schwarz/weiß weg. Der Nightsisters-Handlungsbogen (3×12-14) ist das erste echte Highlight der Serie. Ich mochte auch den darauffolgenden Mortis-Bogen (3×15-17) und den Citadel-Bogen (3×18-20) sehr; das Finale (3×21/22) ist ebenfalls unterhaltsam. Insgesamt ist Staffel 3 also zumindest in der zweiten Hälfte wirklich empfehlenswert; man merkt es auch dadurch, dass einige Figuren endlich umgestaltet wurden. Ahsoka durfte z.B. endlich ihr albernes trägerloses und bauchfreies Oberteil eintauschen und hat ein zweites Lichtschwert bekommen...

Staffel 4 (2011/2012)
Die vierte Staffel setzt den Trend der Serie fort und wird noch einmal deutlich ernster. Den eingänglichen Handlungsbogen auf Mon Calamari (4×01-04) mochte ich zwar nicht besonders, aber man nicht bestreiten, dass er die Atmosphäre auf ein anderes Level bringt. Der Umbara-Handlungsbogen 4×07-10 ist hingegen einer der besten Serie (und tatsächlich auch des gesamten Franchises), fantastisch nicht nur in Inhalt sondern auch in Grafik. Darauf folgt der durchaus anspruchsvolle Zygerria-Bogen (4×11-13), dann 4×14 A Friend in Need, der alte Freunde und Feinde zusammenführt – eine der besten alleinstehenden Folgen. Im Deception-Bogen (4×15-18) geht Kenobi undercover, was gut umgesetzt ist, mich aber nicht sonderlich angesprochen hat. Folge 4×19 Massacre läutet bereits mehr oder weniger das Finale ein und lässt einen der ikonischsten Charaktere der Prequels zurückkehren, der im Laufe der Serie noch von enormer Wichtigkeit ist.

Staffel 5 (2012/2013)
Staffel 5 ist hervorragend, allerdings die erste, in der man doch von der Ausstrahlungs-Reihenfolge abweichen sollte. Es gibt fünf Handlungsbögen von je vier Folgen, von denen zwei absolut fantastisch sind – zusammen mit Umbara das Beste, was die herkömmliche Serie zu bieten hat.
Der einleitende Bogen (5×02-05) ist ein wenig generisch aber sehr gut gemacht; Ahsokas erste Solo-Mission. Der folgende Bogen (5×06-09) ist unterhaltsam aber auch nicht viel mehr; offenbar sollte damit ein Spin-off eingeleitet werden, dass aber durch den Kauf von Lucas Arts durch Disney abgeblasen wurde. 5×10-13 ist wahrscheinlich der schwächste Bogen der gesamten Serie und tatsächlich auch der einzige, den ich übersprungen habe.
Darauf folgt eine Kulmination mehrerer Bögen (5×01 & 14-16) mit einem der fantastischsten Lichtschwert-Kämpfe des Franchise, tollem Soundtrack, dem Tod liebgewonnener (oder verhasster) Figuren... es ist Star Wars, so wie es sein sollte, absolut in Topform.
Folgen 5×17-20 bilden das Finale der herkömmlichen Serie und liefern ein würdiges und emotionales Ende, das ich nicht habe kommen sehen.

Staffel 6 (2014, Netflix)
Lucas Arts wurde von Disney gekauft und SW:TCW bei Cartoon Network abgesetzt. Damit musste die Serie sich nicht mehr an die üblichen Fernseh-Regeln halten, sondern konnte über Netflix publiziert werden, was sich inhaltlich deutlich bemerkbar macht. Die Staffel lebt von der bedrohlichen Atmosphäre der nahenden Episode III und legt ihr kindisches Image vollständig ab.
Die Staffel beginnt mit einem vier-Folgen-Bogen (6×01-04) rund um Klonkrieger und deckt das Geheimnis hinter der verhängnisvollen Order 66 auf. Es ist schmerzhaft und unheilvoll, wunderbar gemacht. Darauf folgt ein halbwegs politischer Handlungsbogen (6×05-07, in dem Palpatine seinen Einfluss ausweiten möchte; trotz vergleichsweise niedriger Wertungen mochte ich den Bogen sehr. Dann kommt Jar-Jar (6×08/09, meh), und eine weitere unheilvolle Folge 6×10 The Lost Ones, in der Obi-Wan und der Jedi-Rat den Plänen von Darth Sidious allmählich auf die Schliche kommen. Ein abschließender Bogen (6×11-13) rund um Yoda erklärt einige noch lose Enden des Franchise.
Insgesamt ist die sechste Staffel also nicht sonderlich nah an den ersten fünf, sondern ganz anders in Atmosphäre und Intention. Das ist zum Einen sehr gut, denn so konnten neue und interessante Themen untersucht werden, zum Anderen aber auch schade, denn ich war nach Ende der fünften Staffel sehr am Schicksal so mancher Figuren interessiert.

Staffel 7 (2020, Disney+)
Die finale Staffel ließ sechs Jahre auf sich warten, ist also brandaktuell. Zwölf Folgen sind in drei Handlungsbögen unterteilt, von denen der zweite chronologisch an erster Stelle steht:
7×05-08 schließt mehr oder weniger an das Finale von Staffel 5 an und liefert eine Überleitung in das Finale von Staffel 7. Leider lässt sich diese Überleitung mit 'Disney' sehr gut zusammenfassen; der Inhalt ist besonders im Vergleich zu Staffel 6 (und dem Rest von Staffel 7) kindisch und simpel. Die finale Folge des Bogens 7×08 Together Again leitet immerhin das Finale ein, doch der Rest ist nicht besser als SW:TCW zu seinen schlechtesten Zeiten.
7×01-04 ist ein weiterer Klonkrieger-Handlungsbogen, und eine weitere Einleitung in ein Spin-off. Qualitativ hochwertig und durchaus unterhaltsam, aber letztlich unbedeutend für das Fortschreiten der Handlung. Schön anzusehen, insbesondere da die Serie graphisch in den sechs Jahren deutlich aufgewertet wurde.
Das große Finale (7×09-12) ist Star Wars, so wie Star Wars sein sollte. Es spielt parallel zu Episode III aus Sicht liebgewonnener Figuren der Serie, von einem unheilverkündenden Moment zum nächsten. Diese finalen vier Folgen sind ganz anders als der Rest der Serie: es gibt keine Moral-Lektion zu Beginn, sogar das einführende Logo und die Titelmelodie sind ganz klassisch. Der Soundtrack ist auf Film-Niveau; es ist das erste Mal, dass mir in einem Cartoon die grandiose Regie auffällt. Inhaltlich ist das Finale das Fantastischste, was Star Wars seit langer, langer Zeit zu bieten hatte. Könnte es für sich allein stehen, würde ich es als den besten Star-Wars-Film bezeichnen, doch es ist natürlich derivativ zur übrigen Serie und funktioniert auch ohne Wissen von Episode III höchstens halb so gut. Als abgeleitetes Werk macht das Finale aber alles richtig, mit umwerfender Atmosphäre und hervorragenden Effekten.

Alles in allem ist SW:TCW also eine Serie, der man ihr Wachstum ansehen kann. Die ersten zweieinhalb Staffeln sind eher an Kinder gerichtet, der Rest an Jugendliche und älter. Wer den durchwachsenen Anfang übersteht wird mit fantastischen Handlungsbögen wie Umbara (4×07-10) und Mandalore (5×01 & 14-16) und einem tollen Serienfinale (5×17-20) belohnt. Die sechste Staffel sollte jeden Star-Wars-Fan erfreuen, und das Finale der siebten ist Großes Kino vom Feinsten.

Ich kann die Serie mit Leichtigkeit empfehlen, besonders wenn man von der Sequel-Trilogie enttäuscht war. Grobes Vorwissen von Star Wars sollte man wahrscheinlich mitbringen, um subtile Anspielungen zu verstehen, besonders wenn es in die späteren Staffeln geht. Das Gesamtfinale (7×09-12) ist mit das Beste, was mir in Film & Fernsehen untergekommen ist.
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