Naja, grundsätzlich sind Zeitreisen zumindest in eine Richtung (relativ) problemlos möglich, das diktiert und schon die Spezielle Relativitätstheorie wie man z.B. an Myonen nachmessen kann, die es von Erdorbit bis zur Oberfläche schaffen, obwohl sie eigentlich gar nicht so lange leben.
Diese Art der Zeitreise (in die Zukunft) ergibt sich über eine hohe eigene Geschwindigkeit. So kann ich zum Beispiel in die Zukunft vo Alpha Centauri reisen, indem ich einfach ganz schnell nach Alpha Centauri fliege. Ein anderes bekanntes Beispiel ist der Zug, der ganz schnell um die Erde fährt. Die Mitreisenden würden dadurch prinzipiell in die Zukunft reisen, weil im Zug die Zeit langsamer ist als außerhalb des Zuges.
Von der Logik und eventuellen Paradoxa her sind Zukunftsreisen auch völlig unbedenklich. Würde ich jetzt in meine Zeitmaschine steigen und dreißig Jahre in die Zukunft reisen, dann würdet ihr euch in ein paar Tagen vielleicht fragen, wo der Glumski denn hin ist. Und wenn ich in dreißig Jahren plötzlich wieder da bin, würdet ihr echt alt aussehen.
Eine Zeitreise in die Zukunft wäre also im Grunde nichts anderes als eine höhere Geschwindigkeit in der vierten (= zeitlichen) Dimension. In der relativistischen Physik wird tatsächlich die Zeit meist als vierte Dimension gleichgesetzt den drei räumlichen behandelt und diese relativistischen Effekte sind nichts anderes als einfache, aus der Geometrie folgende mathematische Lösungen, die soweit es sich experimentell überprüfen lässt auch der Realität entsprechen.
Das mit der Vergangenheit ist wahrscheinlich 'ne echt vertrackte Sache. Ich persönlich glaube nicht, dass Reisen in die Vergangenheit möglich sind, zumindest nicht für uns.
Gehen wir aber davon aus, dass Zeitmaschinen (in beide Richtungen) existieren, dann sehe ich das so wie Tom. Ein Reisen in die Vergangenheit würde besagte Vergangenheit so verändern, dass die daraus entstehende Zukunft nicht die wäre, aus der man abgereist ist. Häufig stößt man hier auf diverse Paradoxa wie das
Großvater-Paradoxon, das man aber ganz einfach dadurch wegargumentieren kann, indem man die bereits angesprochenen Zeitlinien einfügt. Eine Reise in die Vergangenheit wäre in dem Sinne also nicht (nur) eine Reise in die umgekehrte Richtung auf der vierten Dimension, sondern auch eine Reise von einer Zeitlinie in eine andere, also wenn man möchte senkrecht zur vierten Dimension in einer fünften Dimension.
Eine weitere, ziemlich schlaue Idee (finde ich), ist das
Novikov'sche Selbstkonsistenzprinzip, das besagt, dass Zeitreisen nur dann möglich sind, wenn sie kein Paradoxon verursachen, da sonst ihre Wahrscheinlichkeit (ganz ähnlich einer quantenmechanischen Wahrscheinlichkeit, die ja bekanntlich unser Leben vorschreibt) null beträgt. Best bekanntes Beispiel ist hier die Reise zu einer Katastrophe der Vergangenheit, weil man daran interessiert ist, den Auslöser der Katastrophe zu ermitteln, und versehentlich selber die Katastrophe auslöst. Unternimmt man die Zeitreise, findet die Katastrophe statt und man unternimmt die Zeitreise (konsistent). Unternimmt man die Zeitreise nicht, findet keine Katastrophe statt und man unternimmt die Zeitreise nicht (ebenfalls konsistent). Ein Großvaterparadoxon ist hier von vornherein ausgeschlossen.
Betrachten wir die Welt als >3-Dimensional, mit der Zeit als Dimension, in der man sich genauso frei bewegen kann wie in den drei räumlichen Dimensionen und mit der vierten Dimension ebenso, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass es irgendwelche Wesen gibt, die mehrdimensional denken. Für diese Wesen wäre eine Reise durch die Zeit etwas völlig triviales. Problem dabei ist, dass wir sie überhaupt nicht wahrnehmen könnten, wie man sich leicht daran klar machen kann, dass ein rein zweidimensionales Wesen und überhaupt nicht verstehen oder gar erkennen könnte. Das ist etwa so, als würde man durch das Bild eines CT oder MRT zoomen; zumindest ich habe da meine Probleme, daraus ein 3D-Bild in meinem Kopf zu erstellen.
Meiner Ansicht nach hat das Universum nur einen Zustand: Den derzeitigen. Sobald ein Sack Reis umfällt, hat es einen anderen Zustand, und es gibt keinen Weg den vorherigen zu rekonstruieren, ohne Energie aufzuwenden, um den vorherigen Zustand zu erreichen - man müsste ja irgendwie die Bewegungen umdrehen. Man müsste jedes einzelne Teilchen zurückdrehen - und von wo aus?
Das mit den Zuständen finde ich ein wenig seltsam, aber wahrscheinlich hab' ich da 'nen ziemlichen Schaden von Quantenmechanik; die reden da immer von ihren Zuständen... Das Problem mit Dem Einen Wahren Zustand ist zumindest in der QM sehr schnell gegeben; das Doppelspalt-Experiment, in dem Photonen oder Elektronen gleichzeitig durch zwei unterschiedliche Spalten fliegen können, ist wahrscheinlich das bekannteste Beispiel. Quantenmechanisch betrachtet, ist ein Zustand mit einer Wahrscheinlichkeit behaftet, und wenn diese Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und 1 liegt, sind mehrere Zustände gleichzeitig nicht nur möglich, sondern die notwendige Betrachtungsweise. Alles größere (und 'groß' ist dabei bereits das kleinste Sandkorn) ist allerdings kein Quantenobjekt mehr und damit in einem eindeutigen Zustand. (Mit Ausnahme von echt langweiligen Vorlesungen, in denen man gleichzeitig schlafen und wach sein kann, aber das ist eine andere Geschichte.)
Die Sache mit der Irreversibilität ist sehr gut von der Thermodynamik abgedeckt. Einer der Grundsätze der Thermodynamik ist, dass die Entropie eines Systems nicht abnehmen kann. Häufig kann man Entropie als "Maß der Unordnung" verstehen. Ein "ordentliches" System mit niedriger Entropie wäre zum Beispiel ein Gasbehälter, der nur zu einer Hälfte mit Gas gefüllt ist, dessen andere Hälfte jedoch vollkommen leer ist. Das zugehörige "unordentliche" System hoher Entropie besäße eine Gleichverteilung des Gases in seinem Inneren. Hier sieht man schon recht gut, dass es immer von niedriger zu hoher Entropie geht: Das Gas würde sich natürlich immer gleichmäßig ausbreiten, aber nie so, dass es nur in einer Hälfte des Behälters wäre. Weitere Reaktionen niedriger Entropie wären zum Beispiel das Auto, das plötzlich bergauf rollt und dabei kältere Reifen bekommt oder das Schiff, das ohne Antrieb fährt und dabei Eisberge hinterlässt. Gibt's nicht, weil zweiter Hauptsatz der Thermodynamik: Entropie nimmt nie ab.
Wichtig ist, dabei zwischen Prozessen zu unterscheiden, die die Entropie erhöhen und denen, die die Entropie konstant halten. Die Entropie erhöhe ich z.B. wenn ich ein Wasserglas auf den Boden werfe. Die Scherben werden niemals so vom Boden abprallen, dass sich wieder ein heiles Glas ergibt. Unter Hinzugabe von Energie (über meine Hände z.B.) kann ich aber das Glas wieder zusammenbasteln.
Ein reversibler Prozess wäre so etwas wie ein perfekter Flummi. Der fällt runter, prallt vom Boden ab, erreicht genau dieselbe Höhe, die er voher hatte. (In der Realität hört natürlich jeder Flummi irgendwann auf zu hüpfen, also ist das kein perfektes Beispiel.) Ein richtiges Beispiel für einen reversiblen Prozess fällt mir jetzt nicht ein. Ich bin mir aber sicher, dass es welche gibt, wahrscheinlich bei irgendwelchen reibungsfreien Prozessen. Vielleicht magnetische Levitation im Vakuum oder so?
Um also alles in einen vorherigen Prozess zurückzubasteln, bräuchte man eine Menge Energie (wie bei dem kaputten Wasserglas) und außerdem das Wissen, was man alles zurückbasteln muss. Letztendlich wäre das aber keine Zeitreise, da ich ja eigentlich an der Zeit nichts ändere. Man könnte sich jetzt natürlich vorstellen, dass irgendein mächtiges Wesen seinen "Reparatur-Strahl" auf die Erde richtet und damit alles so "repariert", wie es vor hundert Jahren war. Wenn man jetzt einen Menschen vor der "Reparatur" von der Erde entführt und ihn nach der "Reparatur" wieder auf die Erde stellt, würde der denken, dass er plötzlich in der Vergangenheit gelandet und somit durch die Zeit gereist ist. Das mächtige Wesen allerdings hätte ja nichts an der Zeit verändert, es wäre also keine "echte" Zeitreise. Das ist ungefähr so, als würde man nach einem Brand sein Haus wieder aufbauen. Es sieht danach vielleicht genauso aus wie vor dem Brand, und ein Haustier, das nichts von Reparaturen aber von Zeitreisen versteht, würde vielleicht denken, durch die Zeit zurück in das heile Haus gereist zu sein, aber letztendlich hat ja keinerlei Zeitreise stattgefunden.
Grüße
Glumski