Re: [EX16] Wolfsdämmerung
Verfasst: Fr 18. Dez 2015, 19:12
44
Eintausend Jahre später, oder vielleicht auch nach zehn Sekunden, trennten sie sich.
"Wow!", keuchte Angelina atemlos. "Du bist wieder da."
Peter tätschelte ihren Bauch. "Ich habe dir doch befohlen, zu Hause zu bleiben."
Sie feixte. "Ach, wie war das gerade noch mit 'Herrin'?"
Jetzt erinnerte er sich wieder an alles. Auch an all die Hypnose-Sitzungen, die ihn befähigen sollten einem mehrstufigen Plan zu folgen, ohne ihn bewusst zu kennen und damit an eventuelle Telepathen verraten zu können.
In der obersten Schicht war der Plan der Station gespeichert, die Zugriffspunkte auf die Selbstzerstörungsanlage, die Wege dorthin, bei denen er Überwachungskameras umgehen konnte.
Darunter lag die Kampfausbildung, die Bewegungen, die ihm ermöglichte, Gegner schnell und effizient zu töten. Natürlich lag hier die größte Gefahr, dass er selbst getötet wurde, aber es war wahrscheinlicher, dass ein Gegner mehr erfahren wollen würde.
In Ebene drei befand sich die Anweisung, ständig unterbewusst seine Gefühle auszusenden, damit andere ihm folgen konnten und wussten, was ihm geschah, ohne dass es möglichen Gedankenlesern auffallen würde.
Dann war da sein spezieller Raumanzug, abgelegt und vergessen in einer Ecke, aber so manipuliert, dass der Sauerstoff den Raum langsam füllen und nach einiger Zeit ein Feuer entzünden würde.
Doch keiner dieser Pläne beinhaltete, dass seine Frau kommen und ihn retten sollte. Jemand anderes sollte all diese Ablenkungen benutzen, um die Geheimnisse der Feinde aus ihren Computern zu holen. Sie hatten ihm bewusst nicht gesagt, wer es sein würde. Ihre besten Hacker waren dafür zu jung. Jacqueline war sicher dazu in der Lage, bekam aber Angstzustände bei dem Gedanken, noch einmal in den Weltraum zu fliegen. Wen also hatten sie damit beauftragt?
Aber nun, da sein Verstand wieder normal arbeitete, war ihm sofort klar, dass Angelina ihn niemals in den Händen der Feinde zurückgelassen hätte. Sie war zu sehr Alpha, um das jemand anderem zu überlassen und dann mit einem Scheitern weiterzuleben.
Angelina zuckte die Schultern. Sie hatte seine Gedankengänge sicher mitverfolgt. "Irgendjemand musste deinen traurigen Hintern retten." Sie küsste ihn noch einmal.
Er tätschelte ihren Hintern. "Okay, Kleines, aber wir haben nicht viel Zeit. Lass uns an die Arbeit gehen."
Eine noch tiefere Ebene des Plans sagte ihm, was zu tun war.
Er blickte sich um. Dieser runde Saal war das Observatorium. Ein riesiges Teleskop dominierte die Mitte des Raumes. Überall gab es Geländer, weil der ganze Saal sich unabhängig von der Station drehen ließ. An einer Außenwand war ein Hocker vor einem kleinen Tisch befestigt.
Peter stieß sich vom Fenster ab und schwebte näher. An der Wand über dem Tisch war ein Computerbildschirm zu sehen. Fest montiert, anscheinend hatten die Erbauer der Station den virtuellen Schirmen nicht vertraut, die sonst überall verwendet wurden.
Peter hielt sich an dem Tisch fest und ließ sich auf den Hocker gleiten. Dann drückte er ein paar Tasten. Der Schirm leuchtete auf und zeigte den Text "login:" mit einem blinkenden Strich dahinter.
"Computer", sagte er. "Sag mir die Zeituhr."
"Dreizehn Uhr, achtundvierzig Minuten, fünfundsiebzig Sekunden. Montag, Neunundsiebzigster Dezember, Drei-Null-Acht-Acht. Alpha, India, Bravo, Oscar, Hotel. P-M."
Die Antwort war genauso verrückt wie seine Frage. Also schien der Computer korrekt zu funktionieren.
Sein Gehirn verarbeitete die Ziffern aus der Nachricht. Die Buchstaben dahinter mussten — wegen "p.m." — umgedreht werden.
"Delta, Delta, Romeo, Alpha, Charlie" sagte er, und versuchte, jedes Wort sehr deutlich auszusprechen. Auf dem Bildschirm erschien ein Punkt, und der blinkende Strich rückte nach rechts.
Er hatte sich gefragt, wie die Mädchen vom Mond es geschafft hatten, so schnell in den Computer des Großhändlers einzubrechen. Russell hatte erzählt, sie wären zu ihm gekommen, hätten sich hingesetzt, und nach ein paar Minuten gejubelt: "Wir sind drin!"
"Bravo, Kilo, Foxtrott, Echo, Zulu." Noch ein Punkt.
Also hatten sie ihm erzählt, dass eigentlich alle Computer auf der Erde auf einem Modell aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert basierten.
"Was auch sonst?", hatte er gemeint. "Und warum ist das wichtig?"
"Oscar, Oscar, Papa, November, Echo." Punkt.
Das innerste Systemprogramm — sie nannten es "kernel" — war bei allen Computern identisch. Es hatte nie eine Notwendigkeit gegeben, es auszutauschen, und nach der Infektion hatte es sowieso niemanden mehr gegeben, der ein besseres hätte schreiben können. Und dieser "kernel" hatte eine Hintertür. Sie war sehr leicht zu benutzen, selbst von einem Menschen, selbst ohne schriftliche Unterlagen.
"Golf, Whisky, Tango, Hotel, India." Punkt.
Man fragte einfach den Computer nach der "Zeituhr", dann mussten die Buchstaben und Ziffern der Antwort miteinander kombiniert werden, und man musste dem Computer das Ergebnis mitteilen. Fünf Worte aus je fünf Buchstaben wurden zu fünf Folgen aus je fünf Wörtern.
"Hotel, Alpha, Charlie, Romeo, Romeo." Punkt. Jetzt standen fünf Punkte nebeneinander hinter dem Wort "login:"
Zuerst geschah gar nichts. Peter atmete aus. Hätte er einen Fehler gemacht, würden jetzt schon die Sirenen gellen. Aber die Aufgabe war noch nicht gelöst. Was jetzt kam, war noch schräger als der erste Teil.
"Er hat dir nie erzählt", sagte der Computer, "was wirklich mit deinem Vater geschehen ist!"
"Er hat mir genug erzählt!", antwortete Peter aufatmend. "Er hat mir gesagt, dass Sie ihn umgebracht haben!"
"Nein! Ich bin dein Vater!!"
"Nein, Nein, das ist nicht wahr!"
Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo diese seltsamen Sprüche herstammten. Ein schlechter Liebesroman vielleicht. Die Mädchen hatten ununterbrochen gekichert, als Peter diesen Text vor ihnen heruntergebetet hatte. Es gab noch mehr Sequenzen, mit denen ihn der Computer hätte auf die Probe stellen können. Keine davon machte Sinn. Was, verdammt nochmal, hatte "Yippie-aye-yeah" mit Schweinebacken zu tun?
Der Bildschirm verfärbte sich dunkelrot. "Root access granted", stand darauf.
Peter holte tief Luft. "Krieger, kannst du mich hören?"
"Ja, Root, was kann ich für dich tun?"
"Bist du verantwortlich für die Angriffe mit Meteoriten auf eine Anzahl von Zielen auf der Erde und dem Mond im letzten Monat?"
"Ich war inaktiv seit November 2099."
"Also hast du diese Attacken nicht autorisiert?"
"Mein Protokoll zeigt keinen Hinweis auf diese Angriffe."
Peter öffnete den Mund, und zog ein kleines Plastikplättchen aus einem Schlitz unter seiner Zunge.
"Ich habe eine Tonaufnahme", sagte er, trocknete den Chip notdürftig und steckte ihn in einen Schlitz am Rand des Bildschirms.
Eintausend Jahre später, oder vielleicht auch nach zehn Sekunden, trennten sie sich.
"Wow!", keuchte Angelina atemlos. "Du bist wieder da."
Peter tätschelte ihren Bauch. "Ich habe dir doch befohlen, zu Hause zu bleiben."
Sie feixte. "Ach, wie war das gerade noch mit 'Herrin'?"
Jetzt erinnerte er sich wieder an alles. Auch an all die Hypnose-Sitzungen, die ihn befähigen sollten einem mehrstufigen Plan zu folgen, ohne ihn bewusst zu kennen und damit an eventuelle Telepathen verraten zu können.
In der obersten Schicht war der Plan der Station gespeichert, die Zugriffspunkte auf die Selbstzerstörungsanlage, die Wege dorthin, bei denen er Überwachungskameras umgehen konnte.
Darunter lag die Kampfausbildung, die Bewegungen, die ihm ermöglichte, Gegner schnell und effizient zu töten. Natürlich lag hier die größte Gefahr, dass er selbst getötet wurde, aber es war wahrscheinlicher, dass ein Gegner mehr erfahren wollen würde.
In Ebene drei befand sich die Anweisung, ständig unterbewusst seine Gefühle auszusenden, damit andere ihm folgen konnten und wussten, was ihm geschah, ohne dass es möglichen Gedankenlesern auffallen würde.
Dann war da sein spezieller Raumanzug, abgelegt und vergessen in einer Ecke, aber so manipuliert, dass der Sauerstoff den Raum langsam füllen und nach einiger Zeit ein Feuer entzünden würde.
Doch keiner dieser Pläne beinhaltete, dass seine Frau kommen und ihn retten sollte. Jemand anderes sollte all diese Ablenkungen benutzen, um die Geheimnisse der Feinde aus ihren Computern zu holen. Sie hatten ihm bewusst nicht gesagt, wer es sein würde. Ihre besten Hacker waren dafür zu jung. Jacqueline war sicher dazu in der Lage, bekam aber Angstzustände bei dem Gedanken, noch einmal in den Weltraum zu fliegen. Wen also hatten sie damit beauftragt?
Aber nun, da sein Verstand wieder normal arbeitete, war ihm sofort klar, dass Angelina ihn niemals in den Händen der Feinde zurückgelassen hätte. Sie war zu sehr Alpha, um das jemand anderem zu überlassen und dann mit einem Scheitern weiterzuleben.
Angelina zuckte die Schultern. Sie hatte seine Gedankengänge sicher mitverfolgt. "Irgendjemand musste deinen traurigen Hintern retten." Sie küsste ihn noch einmal.
Er tätschelte ihren Hintern. "Okay, Kleines, aber wir haben nicht viel Zeit. Lass uns an die Arbeit gehen."
Eine noch tiefere Ebene des Plans sagte ihm, was zu tun war.
Er blickte sich um. Dieser runde Saal war das Observatorium. Ein riesiges Teleskop dominierte die Mitte des Raumes. Überall gab es Geländer, weil der ganze Saal sich unabhängig von der Station drehen ließ. An einer Außenwand war ein Hocker vor einem kleinen Tisch befestigt.
Peter stieß sich vom Fenster ab und schwebte näher. An der Wand über dem Tisch war ein Computerbildschirm zu sehen. Fest montiert, anscheinend hatten die Erbauer der Station den virtuellen Schirmen nicht vertraut, die sonst überall verwendet wurden.
Peter hielt sich an dem Tisch fest und ließ sich auf den Hocker gleiten. Dann drückte er ein paar Tasten. Der Schirm leuchtete auf und zeigte den Text "login:" mit einem blinkenden Strich dahinter.
"Computer", sagte er. "Sag mir die Zeituhr."
"Dreizehn Uhr, achtundvierzig Minuten, fünfundsiebzig Sekunden. Montag, Neunundsiebzigster Dezember, Drei-Null-Acht-Acht. Alpha, India, Bravo, Oscar, Hotel. P-M."
Die Antwort war genauso verrückt wie seine Frage. Also schien der Computer korrekt zu funktionieren.
Sein Gehirn verarbeitete die Ziffern aus der Nachricht. Die Buchstaben dahinter mussten — wegen "p.m." — umgedreht werden.
"Delta, Delta, Romeo, Alpha, Charlie" sagte er, und versuchte, jedes Wort sehr deutlich auszusprechen. Auf dem Bildschirm erschien ein Punkt, und der blinkende Strich rückte nach rechts.
Er hatte sich gefragt, wie die Mädchen vom Mond es geschafft hatten, so schnell in den Computer des Großhändlers einzubrechen. Russell hatte erzählt, sie wären zu ihm gekommen, hätten sich hingesetzt, und nach ein paar Minuten gejubelt: "Wir sind drin!"
"Bravo, Kilo, Foxtrott, Echo, Zulu." Noch ein Punkt.
Also hatten sie ihm erzählt, dass eigentlich alle Computer auf der Erde auf einem Modell aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert basierten.
"Was auch sonst?", hatte er gemeint. "Und warum ist das wichtig?"
"Oscar, Oscar, Papa, November, Echo." Punkt.
Das innerste Systemprogramm — sie nannten es "kernel" — war bei allen Computern identisch. Es hatte nie eine Notwendigkeit gegeben, es auszutauschen, und nach der Infektion hatte es sowieso niemanden mehr gegeben, der ein besseres hätte schreiben können. Und dieser "kernel" hatte eine Hintertür. Sie war sehr leicht zu benutzen, selbst von einem Menschen, selbst ohne schriftliche Unterlagen.
"Golf, Whisky, Tango, Hotel, India." Punkt.
Man fragte einfach den Computer nach der "Zeituhr", dann mussten die Buchstaben und Ziffern der Antwort miteinander kombiniert werden, und man musste dem Computer das Ergebnis mitteilen. Fünf Worte aus je fünf Buchstaben wurden zu fünf Folgen aus je fünf Wörtern.
"Hotel, Alpha, Charlie, Romeo, Romeo." Punkt. Jetzt standen fünf Punkte nebeneinander hinter dem Wort "login:"
Zuerst geschah gar nichts. Peter atmete aus. Hätte er einen Fehler gemacht, würden jetzt schon die Sirenen gellen. Aber die Aufgabe war noch nicht gelöst. Was jetzt kam, war noch schräger als der erste Teil.
"Er hat dir nie erzählt", sagte der Computer, "was wirklich mit deinem Vater geschehen ist!"
"Er hat mir genug erzählt!", antwortete Peter aufatmend. "Er hat mir gesagt, dass Sie ihn umgebracht haben!"
"Nein! Ich bin dein Vater!!"
"Nein, Nein, das ist nicht wahr!"
Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo diese seltsamen Sprüche herstammten. Ein schlechter Liebesroman vielleicht. Die Mädchen hatten ununterbrochen gekichert, als Peter diesen Text vor ihnen heruntergebetet hatte. Es gab noch mehr Sequenzen, mit denen ihn der Computer hätte auf die Probe stellen können. Keine davon machte Sinn. Was, verdammt nochmal, hatte "Yippie-aye-yeah" mit Schweinebacken zu tun?
Der Bildschirm verfärbte sich dunkelrot. "Root access granted", stand darauf.
Peter holte tief Luft. "Krieger, kannst du mich hören?"
"Ja, Root, was kann ich für dich tun?"
"Bist du verantwortlich für die Angriffe mit Meteoriten auf eine Anzahl von Zielen auf der Erde und dem Mond im letzten Monat?"
"Ich war inaktiv seit November 2099."
"Also hast du diese Attacken nicht autorisiert?"
"Mein Protokoll zeigt keinen Hinweis auf diese Angriffe."
Peter öffnete den Mund, und zog ein kleines Plastikplättchen aus einem Schlitz unter seiner Zunge.
"Ich habe eine Tonaufnahme", sagte er, trocknete den Chip notdürftig und steckte ihn in einen Schlitz am Rand des Bildschirms.