Die grundsätzliche Frage, die aber hinter deiner Extremsituation steht, ist eine allgemeine Frage die etwas mit dem Thema zu tun hat und zwar "Ist das Wohl von vielen wichtiger als das Wohl von wenigen?" oder gerne auch anders herrum. Woraus auch die Frage folgt ob die Mehrheit wirklich das Recht hat über die Minderheit zu bestimmen.
Hmm, nein. Vielmehr entsteht die Frage, ob man sich über Moral hinwegsetzen kann, um moralisch zu handeln. Es geht nicht darum, dass Mehrheit über Minderheit regiert, ganz im Gegenteil. Eine Einzelperson entscheidet über eine Mehrheit.
Ich schätze, man könnte sich auch die Frage stellen, ob es in Ordnung ist Gott zu spielen, wenn man gute Absichten hat, auch wenn das natürlich auch wieder einen anderen Spin bekommt.
Das würde aber auch bedeuten, dass es völlig in Ordnung war Juden im KZ zu vergasen, weil die Mehrheit des Volkes ja schließlich dafür war und die Minderheit hat sich der Mehrheit zu beugen.
Ich muss gestehen, dass ich zwischen "Töte einen, um viele zu retten" und "Töte viele, weil unsere Ideologie sie für böse hält" einen so großen Unterschied sehe, dass ich den Vergleich absurd finde.
Ein Geiselnehmer mit 100 Geiseln, die er alle umbringt weil die Polizei ihn aus moralischen Gründen nicht erschießen durfte oder das NS-Regime, dass nach dem oben genannten Prinzip gehandelt hat und 6.000.000 Tote verursacht hat, alleine in den KZs, die ganzen Kriegsopfer, gar nicht mit ein berechnet.
^Dito.
Ich bin mir übrigens einigermaßen sicher, dass das Erschießen eines Geiselnehmers in der Situation legal ist, während unsere Staatsform so konzipiert ist, dass es definitiv keinen neuen Hitler geben kann.
Das mag daran liegen, dass ich zwar kein Flüchtling bin, aber dennoch einer (sogar mehreren) stark diskriminierten Minderheit, nicht nur in diesem Land, sondern in der ganzen Welt, angehöre. Ich weiß also in gewisser Weiße ganz genau worüber ich hier schreibe und ich habe das Gefühl, dass das auf keinen von euch beiden zutrifft (das mit der Minderheit meine ich). Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
In der Tat, ich kann nicht behaupten, aufgrund der Angehörigkeit zu einer Minderheit diskriminiert worden zu sein.
Es erklärt aber deinen sehr persönlichen Umgang mit den Problemen. Tut mir Leid, wenn ich dir da auf die Füße getreten bin.
Letzten Endes führen differenzierte Betrachtungen immer zu Kompromissen
"Der Himmel ist himmelblau, nicht azurblau" ist eine differenziertere Betrachtung von "Der Himmel ist blau". Ohne differenzierte Betrachtungen ist das Lösen von Problemen oft nicht nötig. Zugeben, ohne Kompromisse ebenso wenig, aber dennoch sind die beiden Dinge grundverschieden.
und ich kann nicht erkennen, wie man das Thema "Menschlichkeit" differenziert betrachten könnte.
Hmm, gib mir fünf Probleme im Bereich "Menschlichkeit" und ich bin mir sicher, dass ich mindestens eins davon differenziert betrachten kann, ohne der Amoralität zu verfallen. Vorausgesetzt, dass ich von den Problemen überhaupt irgendeine Ahnung habe...
Entweder verhält man sich menschlich oder nicht. Dazwischen gibt es nichts, so leid mir das tut, mir wäre es auch lieber man könnte es allen Seiten recht machen. Kann man da aber nicht.
Hmm, das mag sein. Allerdings ist die "menschliche" Aktion oft nicht klar definiert. Und wenn man die Wahl zwischen zwei unmenschlichen Reaktionen hat, sollte man wohl die weniger unmenschliche nehmen, was wiederum eine Abstufung benötigt.
Und ja, dieser Satz impliziert, dass es möglich ist, dass eine Diktatur auch etwas gutes sein kann, letzten Endes kommt es eigendlich nur darauf an wer das Sagen im Staat hat, nicht in welcher Form er/sie/es das sagen hat. Ihr legt doch solchen Wert auf die diffenzierte Betrachtung. Das gilt dann aber auch dafür.
Eine Diktatur ist ja auch das genaue Gegenteil von "Die Mehrheit regiert". Es sei denn, man ist Diktator von 'nem Ein-Mann-Staat, dann ist man wohl auch die Mehrheit.
Und ja, ich würde tatsächlich sagen, dass ein wohlwollender Diktator seine positiven Seiten hat. Geschichtliche Namen und Daten sind leider nicht mein Ding, aber es gibt da definitiv ein paar Monarchen, die nicht "böse" oder unmenschlich waren.
Ich verlange dafür keinen Sonderstatus. Aber es erklärt vielleicht weshalb ein Mensch wie ich sich relativ schnell angegriffen fühlen kann in einer solchen Diskussion. Das Maß in dem es dein Denken beeinflusst wird zum größten Teil dadurch bestimmt, wie viel Diskriminierung man dafür in seinem Leben erfahren musste und die war in meinem Falle massiv. Einige Eltern wollten sogar nicht, dass ihre Kinder was mit mir zu tun haben.
Das tut mir wirklich Leid, aber, ähm, naja, "sich schnell angegriffen fühlen" und "eine gute und objektive Argumentation führen" sind häufig ein wenig, ähm, gegensätzlich. Damit möchte ich nicht sagen, dass du Unsinn erzählst, aber ich hoffe du kannst verstehen, dass du vielleicht ein wenig irrational erschienen bist, wenn du emotional in das Problem verwickelt warst.
Aber deiner Meinung nach moralisch schon oder wie darf ich das hier jetzt verstehen? (Ganz zu schweigen davon, dass eine Verfassung nicht fest ist und auch geändert werden kann und das einfacher als es mir lieb ist)
Ich habe noch ausreichend Vertrauen in den deutschen Staat, dass unsere Verfassung keine Arbeitslager zulassen wird. Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht habe ich Unrecht.
Ich weiß nicht mal, was "totale Menschlichkeit" bedeuten soll. Aber wir sind eigentlich schon ziemlich nah an meiner ungefähren Idee davon dran. Momentan kann jeder herkommen und wird erstmal versorgt, so gut es geht. Die Frage ist nur, ob eine Gesellschaft auf Dauer so funktionieren kann.
Wenn die "totale Menschlichkeit" nämlich nur dazu führt, dass niemand mehr sie tragen kann, zerstört sie sich nur selbst. Unabhängig davon, dass ich schon jedem sein Eigenheim gönne, aber das ist offenbar einfach nicht realistisch drin.
Idealistisch gedacht gern, aber man sollte die Wirtschaftlichkeit da nicht aus dem Blick verlieren. Das ist aber auch nicht mein Fachgebiet. Ich weiß nur, dass 10% des Landeshaushalts dieses Jahr in Flüchtlinge fließen. Ist das schlimm? Keine Ahnung, klingt fatal für die Infrastruktur.
Ah, das war so ziemlich das, was ich seit zehn Posts oder so ausdrücken wollte. Danke, Staubschmied.
Ich denke es ist fataler für die Infrastruktur wenn man 26 Milliarden für die gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum ausgibt, sowie viele weitere Dinge, die jetzt den Post sprengen würden.
Das mag sein, aber das ändert nicht die Tatsache, dass
zusätzlich auftretende 10% an Kosten erst einmal viel gravierender sind. Natürlich könnte man sich die alten Probleme anschauen, aber wenn auf meinem Kontoauszug plötzlich 10% mehr fehlen, dann schaue ich erst einmal, wo die herkommen und versuche das zu lösen, bevor ich mich meinen alten bekannten Problemen widme. Vielleicht ist das das Problem an der Sache, aber neu auftretende Probleme sind psychologisch viel eindrucksvoller als alte, selbst wenn sie objektiv einen geringeren Effekt haben.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nicht 10% unseres Haushalts für die Folgen von Alkoholkonsum ausgeben. Da mag ich mich natürlich irren, ich hab' nämlich echt keine Ahnung von den Statistiken unseres Staatshaushaltes... Ahh, Moment,
Google gib mir Kraft! (2007). Klar, das ist jetzt irgendeine Google-Quelle und mal ehrlich, "Planet Schule" klingt nicht gerade seriös, aber für mich scheinen Rente, Zinsen und Arbeitsmarkt größere Geldschlucker zu sein. Wobei Krankenkassen technisch gesehen nicht im Haushalt stehen und daher hier gar nicht auftauchen... Ohh hey,
Wikipedia (2011). Hmm, Arbeit und Soziales wirkt ein wenig bedrohlich... ähem. Egal. Vergleiche zwischen Staatshaushalt und Krankenkasse konnte ich auf die Schnelle leider keine finden, dafür aber viele hübsche Fotos von Herrn Schäuble.
Jetzt tust du genau das was ich ganz besonders wiederlich finde. Nämlich dich über die Kosten zu beschweren.
Tut mir Leid, aber ich glaube, da hast du den Staubschmied falsch verstanden. Er wollte sich nicht über die Kosten beschweren, sondern darauf hinweisen, dass zusätzliche 10% Kosten nicht ökonomisch sind. Ich finde auch, dass das Kosten sind, die man auf keinen Fall sparen kann, aber es sind eben zusätzliche Kosten. Irgendwo muss das Geld herkommen, und irgendwas muss dann eben den Kürzeren ziehen. Damit möchte ich nicht ausdrücken, dass es das nicht wert wäre, sondern nur, dass es ein rein zahlentechnisches (und zahlungstechnisches, haha) Problem ist.
Tut mir leid, aber das geht gar nicht in Zeiten in denen wir 500 bis 800 Milliarden Bankenrettungsschirme raus hauen ohne, dass sich jemand beschwert oder die eben angesprochenen 26 Milliarden.
Ich meine mich daran zu erinnern, dass nicht jeder sich über die ca. 400 Milliarden Euro deutscher Rettungsschirm-Kosten (Quelle: Wikipedia) gefreut hat. Fragt mich aber nicht, wo das Geld überhaupt herkommt. Wenn mich nicht alles täuscht, ist unser Statshaushalt um einiges kleiner...
Zudem gibt es in dieser Welt Menschen die so viel Geld haben, dass sie gar nicht mehr wissen wohin damit. Wie wärs wenn wir die mal dafür zur Kasse bitten würden?
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Reichtum stärker besteuert werden müsste. Kapitalerträge etc. werden deutlich schwächer besteuert als hart verdientes Geld, wenn ich mich nicht irre.
Das ist z.B. eines meiner vielen Lose die ich gezogen habe, wobei ich finde, dass deine Ironie für Schriftform sehr schlecht gekennzeichnet wird. Vielleicht kriegst du doch noch ne PM, aber das muss ich mir erst noch gut überlegen. Im übrigen finde ich, dass Ironie bei einem solch ernsthaften Thema nichts verloren hat, da das nur wie schon die ganze Zeit zu Missverständnissen führt.
Oh, ich kenne eine Menge Menschen, die überhaupt keinen Sarkasmus verstehen. Was schlecht ist, weil ich ein sehr sarkastischer (und teilweise auch zynischer) Mensch bin.
Aber in der Tat, wir brauchen
[ironie]-Tags. (Vielleicht meine ich das aber auch ironisch. Ich bin mir noch nicht ganz sicher.)
Ich denke der gesamte Diskussionsverlauf dürfte beweißen, dass ich sehr wohl im Stande bin einzustecken.
Ich möchte dir nicht widersprechen, aber... doch, eigentlich schon. Du hast selbst gesagt, dass du sehr emotional in die Diskussion involviert bist und entsprechend aggressiv auf einige Dinge antwortest. Zumal ich ebenfalls der Ansicht bin, dass du einen signifikanten Anteil der dir widersprechenden Argumente ignoriert hast.
Das sind genauso wie der "Kompromiss" und die "differenzierte Betrachtung" 2 verschiedene Dinge.
... Moment. Hast du nicht gesagt
"Letzten Endes führen differenzierte Betrachtungen immer zu Kompromissen" und dass man deshalb Menschlichkeit nicht differenziert betrachten darf?
Verwechsle auf gar keinen Fall "Contra geben/sich verteidigen" mit "nicht einstecken können".
*zustimm*
Mensch, Leute... sind wir uns einig? Holt die Partyhüte raus und lasst die Seckt-Korken knallen!
(Auch hier bin ich mir nicht sicher, ob ich es ironisch meine.)
Mach dir übrigens keine Mühe mit einer PM. Dafür in Foren rumzugammeln habe ich bald eh leider keine Zeit mehr.
Ich will hier nicht nach Informationen fischen, aber
[ironie] nun folgt eine Feststellung, die ganz und gar nichts mit nichts und niemandem zu tun hat
[/ironie]: Ich bekomme gerne PMs.
Grüße
Glumski
PS: Oh, ****, schon nach Mitternacht. Na toll.