Was ist Hentai & Ecchi (Etchi)?
Verfasst: Sa 18. Jan 2014, 22:53
- Mit Hentai (japanische Schreibweise 変態, dt. „Transformation“ oder „Abweichung“) bezeichnet man außerhalb des japanischen Sprachraums pornographische Manga und Anime. Darunter fallen zum einen im für japanische Anime „typischen“ Stil gehaltene Pornographie, zum anderen pornographische Darstellungen von bekannten Figuren aus Comics, Zeichentrickfilmen oder Videospielen; ursprünglich stammten diese ausschließlich aus japanischen Vorlagen (z. B. Sailor Moon). Hentai-Anime machen in Japan fünf bis zehn Prozent aller produzierten Anime aus. Man kann viele Hentai-Anime auch anderen Genres wie Fantasy, Science Fiction oder Magical Girl zuordnen. Hentai zeichnet sich im Gegensatz zu Pornographie mit realen Menschen dadurch aus, dass es eine sehr breite Vielfalt an Darstellungen gibt, die im realen Leben nicht möglich wären (wie z. B. Tentakel, Lolicon, Shotacon oder Futanari).
Frühe Beispiele von Sexualdarstellungen im Westen stammen überwiegend aus dem Horrorgenre, z. B. Urotsuki Douji, in dem junge Mädchen von Monstern mit Tentakeln vergewaltigt werden. Auch werden oft ausgefallene Praktiken und Fetische dargestellt, z. B. Bondage und Voyeurismus. Tatsächlich werden aber alle Anime mit expliziten Sexualdarstellungen, auch wenn diese der Norm entsprechen, als Hentai bezeichnet. Hentai als Spektakel findet mitunter mehr Akzeptanz als ein simpler Porno, wenn es als Horrorfilm, Thriller oder ähnliches getarnt wird. Erotische Anime wurden im Westen paradoxerweise durch Hentai schon früh salonfähig und haben ihren Ruf behalten, auch nachdem reine Manga-Pornos im Westen Einzug hielten.
In Japan werden pornographische Manga üblicherweise als ero manga (エロマンガ, „erotische Manga“), seinen comic (成年コック, „Comics für Volljährige“) oder als 18-kin Manga (18禁漫画, „nicht für Leser unter 18 Jahren freigegebene Manga“) bezeichnet, man kann sie aber auch als etchi na manga (エッチな漫画, „versaute Comics“) umschreiben.
Etchi ist die japanisierte Form der englischen Aussprache des Buchstabens H, weswegen man auch H na manga (Hな漫画) schreiben kann. Etchi/H ist höchstwahrscheinlich von Hentai abgeleitet. Auch wird H (na) Manga von westlichen Fans meist fälschlich als Hentai Manga gelesen, was dazu führte, dass Hentai im Westen mittlerweile wie eine Genrebezeichnung benutzt wird. - Etchi (jap. エッチ), auch: Ecchi, ist ein häufiger Euphemismus der japanischen Sprache für sexuelle Anspielungen. Es wird als Adjektiv benutzt, im Sinne von schmutzig, unanständig, frivol; als Verb (etchi suru), im Sinne von Schmutziges, Unanständiges, Frivoles tun oder miteinander schlafen oder als Substantiv, zur Bezeichnung von jemandem, der etchi ist. Synonym verwendet wird ero (von Eros).
Hentai und Etchi werden im Westen oft getrennt voneinander verwendet. Anders als in Japan, wo sie als allgemeine, gleichwertige Bezeichnungen für versaut und pervers benutzt werden, stellen die beiden Wörter im Westen abgestufte Genrebezeichnungen von Manga und Anime mit sexuellen Inhalten dar. Es hat sich dabei eingebürgert, die Begriffe nach Härte der Darstellung zu unterscheiden: Etchi bezeichnet üblicherweise eher softerotische Manga und Anime (d. h. keine explizite Darstellung von Geschlechtsorganen oder -verkehr), während der Begriff Hentai für hart gezeichnete Pornographie steht. Die Übergänge zwischen Etchi und dem so genannten Fanservice sind fließend, wobei Etchi auch als zügelloser Fanservice definiert wird.
Obwohl die Wortbedeutung in Japan die gleiche ist und beide Begriffe alles von „pervers“, „verdorben“ bis hin zu „ekelig“ bezeichnen, hat laut Künstlerin Hiroko Mizoguchi Etchi auch in Japan einen verspielten und positiven Unterton. - Lolicon (jap. ロリコン, rorikon) ist eine Abkürzung des Begriffs Lolitakomplex (ロリータ・コンプレックス rorīta konpurekkusu). Damit werden in Japan sowohl eindeutig sexuelle Darstellungen fiktiver minderjähriger Mädchen mit einem anscheinenden Alter von 8 bis 13 Jahren als auch die sexuelle Fixierung darauf bezeichnet.
Das Wort leitet sich aus der Anlehnung an das Mädchen „Lolita“ aus dem gleichnamigen Roman von Vladimir Nabokov her. „Lolita Complex“ wird als „Lolicon“ abgekürzt, da in der japanischen Phonologie kein End-„m“, aber ein End-„n“ existiert. Andere ausländische Wörter, die auf „-m“ enden, werden oft auf die gleiche Weise verändert. Eine reine Transliteration des Wortes ist rorikon.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes im Japanischen bezieht sich nicht nur auf Zeichnungen. „Loli“ bezeichnet nicht nur Manga, sondern jegliche Darstellungen von Mädchen, einschließlich Fotobildbände und Videos. Lolicon kann sich aber auch auf Personen beziehen, die sich sexuell zu fiktiven oder realen minderjährigen Mädchen hingezogen fühlen (eben Personen mit einem „Lolita Complex“) und ist daher auch ein Synonym für Pädophile.
In der westlichen Welt hat das Wort eine etwas abgewandelte Bedeutung, ähnlich anderen japanischen Wörtern wie Anime, Manga und Hentai. In diesem Fall bezeichnet Lolicon ein Genre von Hentai, Anime und Manga, welches sexuelle oder erotische Darstellungen von Minderjährigen zeigt. - Toddlercon ist ein weiteres westliches Wort; im Wesentlichen bezeichnet es Lolicon, die sehr junge Mädchen bis hin zum Kleinkindalter (engl. toddler) darstellen. Dieses Subgenre wurde geschaffen, um eben dieses von „normalen“ Lolicon zu unterscheiden, da viele Anhänger des Lolicon sexuelle Darstellungen von Kleinkindern als geschmacklos empfinden.
- Unter Shotacon (jap. ショタコン shotakon) versteht man die Fixierung auf minderjährige Jungen (besonders im Manga- und Anime-Bereich). Der Begriff leitet sich von Shōtarō (正太郎), einem sehr beliebten japanischen Namen für männliche Anime- und Manga-Charaktere, und dem englischen Wort Complex (Komplex) ab. Shotacon impliziert keine sexuelle Anziehung, wird aber häufig so interpretiert. Personen mit diesem Komplex werden ebenfalls Shotacon genannt. Shotacon ist von Lolicon zu unterscheiden, womit die Fixierung auf minderjährige Mädchen gemeint ist.
- Futanari (jap. ふたなり, seltener: 二形, 双形, wörtlich: ‚zweierlei Formen‘, 二成, 双成, wörtlich ‚zweierlei sein‘) ist das japanische Wort für ‚Hermaphrodit‘, das im weiteren Sinne auch für ‚Androgynie‘ verwendet wird. Über Japan hinaus wird der Begriff als Bezeichnung eines pornographischen Genres von Computerspielen, Comics und Animationen verwendet, in denen Figuren, zugleich ausgestattet mit Vulva und Penis, als Akteure auftreten. Diese Figuren werden auch kurz Futa(s) genannt.
Der Begriff ‚Futanari‘ wird in der heutigen Umgangssprache fast nur für Personen verwendet, die ein weibliches Gesicht und weibliche Körperformen besitzen. Ebenso werden gelegentlich auch Werke dieses Genres verallgemeinernd als Futanari bezeichnet.
In vielen Werken, die dem Hentai zuzuordnen sind, wird die Möglichkeit wahrgenommen, geschlechtsbestimmende Merkmale und Vorgänge besonders auffällig darzustellen. Auch in Abbildungen von Futanari wird dies forciert, sodass der Penis teils absurde, anatomisch unmögliche Ausmaße annehmen kann. So ist die Darstellung des Autofellatio nicht selten anzutreffen, wobei sich die gezeichneten Figuren dazu keine Mühe geben müssen. Unabhängig von der Größe des Penis und der Hoden sind in solchen Szenen einige Futanari in der Lage, unglaubliche Mengen an Sperma freizusetzen. Lautmalerisch umschreibt Lucy Moore im Student Life, bezogen auf Hentai im allgemeinen, dass in solchen Szenen die Figuren in der Lage wären, mit ihrem Sperma ganze Räume zu bedecken. In den Zeichnungen äußert sich dies teils derart, dass die Figuren kaum noch ersichtlich sind.
„In einem üblichen Hentai-Video wird der Betrachter ein paar Dinge bemerken: Unmöglich große – selbst mit plastischer Chirurgie – Brüste bei Frauen (Bakunyū), walgroße Penisse bei Männern und Transsexuellen, Abbildungen von Tentakeln in erotischen Darbietungen, unglaubliche Mengen an Sperma, die häufig ganze Räume füllen, hermaphrodite Charaktere mit vergrößerten weiblichen und männlichen Geschlechtsteilen (Futanari) und/oder Lolita/Amateur-Figuren (Lolicon).“
– Lucy Moore: Student Life
Darüber hinaus finden sich auch Werke, in denen Futanari mehrere Penisse besitzen, was zur Darstellung des Geschlechtsaktes mit mehreren Partnern oder der Doppelpenetration durch eine Person genutzt wird.