Zeitreise ist für mich pure Fantasy. Was auch immer auf Quantenebene abgehen mag, es hat so weit ich es verstehe, keine Relevanz für den Makrokosmos, wie wir ihn sehen.
Für das alltägliche Leben mag das Stimmen. Tatsächlich hat zumindest Zeitreise im relativistischen Sinne aber eine ganze Menge an Einflüssen, die berücksichtigt werden müssen. GPS z.B. würde ohne die Berücksichtigung relativistischer Effekte nicht funktionieren, und so gut wie alle Teilchenbeschleuniger-Experimente beinhalten relativistische Teilchen. Sogar die Elektronen gewöhnlicher Beta-Strahlung beim radioaktiven Zerfall sind relativistisch. Mit dem Quantendreck sieht es ähnlich aus. Aber das sind alles Dinge, die einen eigentlich nur interessieren müssen, wenn man 'nen Teilchenbeschleuniger im Keller stehen hat oder GPS-Techniker ist.
Auf der anderen Seite kann ein gut gebauter Zeitreiseplot sehr viel Spaß machen, und beim Lesen die Phantasie zu neuen Höchstleistungen anregen.
Ja, oder? Ich liebe die Dinger! In Doctor Who gibt es ein paar wirklich gute Zeitreise-Geschichten (wenig überraschend, da der Kerl mit 'ner Zeitmaschine durch die Gegend fliegt), und die meisten SciFi-Serien haben es auch versucht und sogar oft halbwegs gut hinbekommen.
Ein schlechter Zeitreiseplot dagegen törnt mich komplett ab.
Sonderlich vielen davon war ich zum Glück noch nicht ausgesetzt. Das schlechteste an Zeitreise-Zeugs, was mir einfällt, sind dann wohl die Geschichten, in denen aus der Zukunft (oder unserer Zeit) jemand in die Vergangenheit reist und da praktisch zum Gott wird. Das liegt dann aber eher an schlechter schriftstellerischer Leistung als an Problemen mit der Zeitreise selber. (Und es gibt ja auch unglaublich viel gute Literatur mit dieser Prämisse.)
Wie anders sollte eine Zeitreise in die Vergangenheit stattfinden als durch Reparieren/Rückwärtslaufen der Gegenwart?
Was du beschreibst, ist ein Verändern des Systems von außen. Was ich unter Zeitreise verstehe, ist eine Veränderung des äußeren Systems mit Teleportation der Person von seiner Gegenwart in die Vergangenheit (oder Zukunft), also im Grunde die klassische Zeitmaschine. Der Unterschied ist, dass erstes im physikalischen Sinne eine Entropie-Geschichte ist, zweites mit Entropie grundsätzlich erst einmal nichts zu tun hat, weil zumindest mir überhaupt keine physikalische Theorie bekannt ist, nach der es möglich ist. (Ich kenne aber auch nicht viele physikalische Theorien. Vielleicht drei oder vier, oder so.)
Mit Zeit als vierter Dimension bin ich übrigens immer unglücklich. Weil es den Anschein erweckt, dass Zeit halt wie die räumlichen Dimensionen sei. Gerade Nicht-MINTler bekommen da gern den Eindruck, weil sie oft nicht ahnen, dass man an die vierte Dimension auch "Kartoffeln" schreiben kann und dann die Anzahl der Kartoffeln in einer räumlichen Ausdehnung misst und rückwärts durch die Kartoffeln reisen kann.
Hmnn, aber gerade das ist ja das schöne an der Relativität. Eigentlich behandelt man die Zeit als vierte räumliche Dimension, oder zumindest behandelt man räumliche und zeitliche Dimension nicht unterschiedlich. Bei der Rückkehr ins "echte" Leben muss man sie aber immer irgendwie anders behandeln. Zumindest mir ist es noch nicht gelungen, mich anstelle von drei räumlichen Dimensionen durch zwei räumliche und die zeitliche zu bewegen...
Und ich wage zu behaupten, dass Zeitreisen und Kartoffel-Reisen gar nicht so unterschiedlich sind. Als ich vor ein paar Tagen Bratkartoffeln gegessen habe, bin ich praktisch rückwärts durch die Kartoffel-Dimension gereist. Und danach vorwärts wieder durch die Kartoffel-Dimension zu reisen war mir nicht möglich...
(Eine sehr schnelle Reise rückwärts durch die Kartoffel-Dimension kann jedoch zu einer explosiven Reise vorwärts durch die Kartoffel-Dimension führen, wobei die Kartoffeln dabei von der festen in die flüssige Phase wechseln. Ist sehr unangenehm.)
Ansonsten muss ich mir das mit der Entropie mal merken, weil's eigentlich in meine Argumentation passt, ich aber immer nur sagen konnte "ja zefix dinge zerfrickeln halt".
Ja, oder? Entropie ist aus irgendeinem Grund außerhalb der Wissenschaften kaum bekannt, obwohl man damit supertoll Dinge erklären kann. Relativität wird von jedem Möchtegern-SciFi-Menschen verwendet, aber Entropie? Dabei kann man so schön anschaulich Dinge damit machen. (Allgemein scheinen die Hauptsätze der Thermodynamik irgendwie nicht beliebt zu sein. Newton und Einstein kennt jeder, aber Thermo haben wir nicht einmal im LK in der Schule gelernt.)
Kann ich so nicht stehen lassen, da sogar die Wissenschaft heute davon ausgeht, dass eine Zeitreiße theoretisch möglich ist, etwa anders als das Überwinden der Lichtgeschwindigkeit oder andere Fantasien dieser Art.
Zeitreise in die Zukunft, ja, Zeitreise in die Vergangenheit... naja. Je nach Theorie kann nicht ausgeschlossen werden, dass so etwas möglich ist, aber ein wirklich vernünftiges Konzept für Reisen in die Vergangenheit habe ich noch nicht gefunden. Ich meine mich an die Einstein-Rosen-Brücken zu erinnern, die im Grunde ja Wurmlöcher sind. Und Wurmlöcher wären natürlich mit einer Zeitreise verbunden, da man prinzipiell gesehen schneller als das Licht reist, also am vergangenen Zielort ankommt. Zumindest, wenn man Gleichzeitigkeit im Sinne der SRT versteht und, äh, lassen wir das, bevor ich mich selber verwirre.
Es gibt ja sogar schon so fantastische Leute, die in Büchern schreiben, dass Raum und Zeit exakt das selbe sein sollen und auch nur noch über Raum-Zeit sprechen.
Das regt mich total auf, wenn das passiert. Raumzeit ist einfach das relativistische vierdimensionale Konzept. Um vernünftig mit Raumzeit zu arbeiten, braucht man kovariante Dinge und seltsame Tensoren und Zeugs, das ich sehr gehasst habe, als wir's als Thema in der Uni hatten. Und dann nutzt irgendein Autor es plötzlich als schlau klingendes Wort und zieht die dahinterliegende Theorie in den Dreck.
Ferner bin ich Anhänger der Zeitstrahlen-Theorie.
Jop, dito.
Grüße
Glumski