[EX16](Sci-Fi/Mecha/Cyberpunk/Action) MODULAR - Rise of a Mercenary

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Child of Bodom
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[EX16](Sci-Fi/Mecha/Cyberpunk/Action) MODULAR - Rise of a Mercenary

Beitrag von Child of Bodom »

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Yo, hallo liebe Freunde des Forums. Ihr habt euch nicht verlesen. Ich hab nach ganzen 7 Jahren der Abwesenheit von der Sache mal wieder was zusammen getippt, was wohl auch der Grund war, weshalb ich hier im Zocken-Thema nicht so aktiv war. :mrgreen: Die Geschichte basiert auf einem uralten Konzept, dass so während der Inferno-Zeit entstanden ist (zu einer Zeit wo man eigentlich dachte, dass das Armored Core ein absolut totes Game gewesen wäre :rofl: ) und sehr stark an klassische Mecha-Games wie Armored Core, Mech Warrior, Titanfall Steel Lancer Arena International (aka SLAI) und Steel Battalion erinnern sollte. Dazu sollte ein wenig Einfluss von klassischem Cyberpunk wie Ghost in the Shell oder eben Cyberpunk (2077, Edgerunners) mit rein gekommen sein. Kenntnis dieser hilft auf jeden Fall bei der optischen Vorstellung, aber sollte nicht unbedingt notwendig sein um zu verstehen. Eigentlich war das Ding für 5 bis 10 Kapitel geplant um das hier verwendete neue System für Actionszenen zu testen und hat einen Hauptcharakter der in der eigentlich Story nur ein wirklich kleiner Nebencharakter hatte sein sollen und dann ist es auf die hier ausstehenden 21 Kapitel eskaliert. Jetzt ist es halt eine Sidestory zu diesem Charakter geworden, vielleicht am Ende sogar die Hauptstory, das hängt vom Erfolg der Aktion ab. :rofl: Da es auch auf Belletristica ausgestellt ist (und zum Zeitpunkt wo ich das hier tippe echt beschissen läuft) und bisher so ziemlich alles was ich je getippt und beendet habe hier rein gesetzt hab, dachte ich, ich kann´s zumindest auch hier noch rein setzen, auch wenn´s wahrscheinlich am Ende eh kein Schwein interessiert. Hin und wieder soll es ja auch mal vorkommen, dass man im Leben positiv überrascht wird. :mrgreen: :headbang: :rofl: Und damit beginnen wir dann schon mit dem eigentlichen Werk.
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MODULAR – Rise of a Mercenary:

Einleitung: Die Protectoren-Prüfung:

Es war also soweit. Der Tag den Sarah so lange erwartet hatte, war nun endlich gekommen. Der Tag an dem sie sich der großen Protectoren-Prüfung unterziehen musste und eventuell endlich die Berechtigung erhalten würde einen echten, realen MODULAR zu bedienen, nicht nur diese simulierten Geräte, in denen sie ihre Ausbildung absolviert hatte. Bei MODULARs handelte es sich um gewaltige Panzerfahrzeuge, die üblicher Weise einen menschenartigen Aufbau hatten. Bereits lange bevor die MODULARs tatsächlich geschaffen wurden gab es in früheren Zeiten einen kleinen Kult um diese Art von Fahrzeug, dass diese auch gerne als Mech oder Mecha bezeichnete. Üblicher Weise hatten alle MODULARs einen Torso und einen Kopf, sowie auch Arme und Beine, wobei die letzten beiden Eigenschaften nicht unbedingt vorhanden sein mussten. Wie der Name MODULAR bereits ausdrücken sollte waren diese Maschinen auch modular aufgebaut und verschiedene Teile konnten durch ein einheitliches System miteinander kombiniert werden. Dabei konnten die Maschinen zwischen 10m und 25m hoch sein, je nachdem um welche Gewichtsklasse und Generation es sich handelte. Ein ebenfalls bedeutendes Detail der MODULARs war ihr Booster-System. Eine Reihe von Triebwerken, die eine schnelle Bewegung in praktisch jede Richtung ermöglichen sollten. Diese schnelle Bewegung, gepaart mit der unglaublich schweren Panzerung und den gewaltigen, sehr starken Waffensystemen, die man an den MODULARs anbringen konnte, machte diese Maschinen allen zu deren ersten Erscheinen bekannten Waffensystemen weit überlegen, was dazu führte, dass diese sich auch sehr schnell verbreitet hatten. Um jedoch zu vermeiden, dass jeder kleine Privatmann bald mit einem MODULAR im Stande wäre die Konzerne anzugreifen wurde letztendlich der Zugang zu ihnen eingeschränkt, ein neuer Beruf, der so genannte "Protector", geschaffen und dessen Ausbildung in die Hände einer neuen Organisation gelegt. Und hier, im Gebäude von dieser Organisation sollte Sarah sich nun einfinden um die letzte Prüfung zu absolvieren und selbst einer dieser Protectoren zu werden. Es wäre eine schwere Lüge gewesen zu behaupten, dass sie nicht schrecklich aufgeregt gewesen wäre. Sie wusste zwar dadurch, dass sie aus einer reinen Protectoren-Familie stammte, alles was man über diese Vehikel wissen musste und hatte im Zuge der Ausbildung bereits eine nicht mehr zählbare Menge an Stunden im Simulator hinter sich, aber dennoch blieb, wie bei jeder Prüfung immer eine gewisse Angst zu scheitern übrig, die man einfach nicht los werden konnte. Nur langsam ging sie auf den gewaltigen Wolkenkratzer zu, der offensichtlich in einem recht freien, nur wenig bebauten Gebiet stand und von einer unglaublich ansprechenden Grünanlage umgeben war. Einem von wenigen Gebieten dieser Art. Um jedoch überhaupt erst dorthin zu kommen musste man von der Hochgeschwindigkeits-Magnetbahn aus noch einige Kilometer zu Fuß durch die Straßen der Stadt gehen. Trotz der Tatsache, dass es mitten am Tag war, waren die Gebäude voller bunter, leuchtender Reklame, deren einziger Sinn es war den Leuten irgendetwas zu verkaufen. Von neuen Haushaltsgeräten, neuen Fahrzeugen und den neuesten synthetischen Nahrungsmitteln, hin zu genetischen und kybernetischen Verbesserungen war dort alles dabei womit ein Konzern im Stande wäre Geld zu verdienen und die Menschen noch stärker an sich zu binden. Aufmerksam sah Sarah sich um während sie weiter ihrem Ziel folgte und begutachtete jede Person, die sie auf den ungewöhnlich vollen Straßen sehen konnte genau. Ungewöhnlich voll deshalb, weil die Menschen das meiste eigentlich längst in virtuellen Raum erledigten und sich wesentlich weniger draußen zeigten. Selbst das persönliche Erscheinen bei einer Prüfung war äußerst ungewöhnlich. Diejenigen die es dennoch taten, mussten immer mit Überfällen oder anderer Kriminalität rechnen. Der Konzern, dem dieses Gebiet gehörte, kümmerte sich nicht darum. Jeder war hier letztendlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich. Und ganz besonders Sarah, mit ihren 1,68m, ihren langen schwarzen Haaren und ihrem schmalen aber gut trainierten Körperbau, sowie ihrer offensichtlich besseren Kleidung stach sehr aus der Masse der Leute heraus. Aber sie sollte Glück haben und ohne weitere Zwischenfälle an ihrem Ziel ankommen. Oder wäre es eher so gewesen, dass der andere Glück hatte? Protectoren waren nämlich auch im direkten Kampf sehr fähig und sicherlich im Stande einen einfachen Angreifer abzuwehren. Es war ein Teil ihrer Ausbildung. Dennoch war Sarah froh gewesen, dass sie diese Fähigkeit nicht hatte anwenden müssen. Sie hatte ohnehin andere Probleme als sie dort vor dem gewaltigen Gebäude stand. Noch sehr selten hatte Sarah ihren eigenen Herzschlag fühlen können und dieses Mal kam so ein eigenartiges Gefühl in der Bauchgegend mit dazu. Klassische Anzeichen für Angstzustände. Was wenn sie diese Prüfung nicht bestehen würde? Wie sollte sie das dann ihrer Familie beibringen, die praktisch nur aus Protectoren bestand? Wie würde diese dann reagieren? Würde man sie dann verstoßen? Auf einmal fiel ihr auf, dass sich ihre Gedanken unkontrolliert im Kreis drehten und dass ihr das in keiner Weise weiter helfen sollte. Somit entschied sie sich einmal tief durch zu atmen und dann einfach einzutreten, egal was es für sie am Ende bedeuten würde.

Ein bereits gewaltiger Empfangsbereich offenbarte sich Sarah als sie durch die automatischen Türen des Gebäudes trat. Direkt vor ihr sollten sich Absperrungen mit gewaltigen Kraftfeldern befinden, welche ein Eindringen in das Gebäude ohne Genehmigung unmöglich machen sollten. Bewaffnete Sicherheitsroboter standen außerdem in einem Abstand von ungefähr einem Meter voneinander und waren offensichtlich bereit jederzeit einzugreifen, sollte jemand sich nicht an die vorgegebenen Prozesse halten. Diese waren an sich vollständig automatisiert, so dass Sarah lediglich an eines der Terminals treten und sich von der Laserabtastung dort identifizieren lassen musste.
„Nennen sie ihr Anliegen, Sarah Johnson“, sprach sie eine verzerrte Stimme aus dem Automaten an.
„Protectoren-Prüfung“, antwortete Sarah.
„Zugang gewährt. Bitte melden sie sich umgehend im Raum 45“, kommentierte der Automat nun und das Kraftfeld schaltete sich ab. Gleichzeitig trat der Sicherheitsroboter, der Sarah gerade noch im Weg gestanden hatte zur Seite. Noch etwas unsicher und die schwer bewaffnete Maschine immer im Blick behaltend ging Sarah vorbei und trat durch die Absperrung. Direkt nach ihrem Eintreten baute sich das Kraftfeld wieder auf und der Roboter platzierte sich wieder davor. Nun war Sarahs Weg frei, wenngleich das Gebäude ein einziges Labyrinth war, wenn man sich nicht auskannte. Schnell suchte Sarah einen der Bildschirme in der Nähe auf, die einen Gebäudeplan zeigten. Dieser zeigte ihr dass sie auf eine andere Ebene musste um zu Raum 45 zu gelangen. Nach einer verglichen kurzen Suche fand Sarah den Raum wie man es von ihr verlangt hatte. Aber die Größe der Tür verwirrte sie ein weiteres Mal. Diese deutete nicht auf einen kleinen Raum hin, so wie sie es erwarten würde, sondern auf einen größeren, der viele Menschen fassen könnte. Das alles gefiel ihr überhaupt nicht. Dennoch nahm sie sich zusammen und trat auch hier durch die selbstöffnende Tür, nur um ihre Vermutung direkt bestätigt zu bekommen. Eine nicht mehr fassbare Menge an Personen hatte sich hier in dem Raum eingefunden. Es mussten hunderte sein, vielleicht sogar tausende. Dem optischen Alter dieser Leute nach zu urteilen, waren dies alles andere Anwärter, die ebenfalls ihre Protectoren-Prüfung absolvieren wollten. Wobei das schwierig zu beurteilen war in der heutigen Welt, in der es in den obersten Klassen der Gesellschaft Menschen gab, die durch genetische Verbesserungen und optische Chirurgie selbst mit 50 oder 60 noch aussehen konnten als wären sie gerade 20 geworden. Direkt vor der Menge befand sich außerdem eine Bühne mit einem Rednerpult und im oberen Bereich der gewaltigen Halle sollte sich etwas befinden, dass Sarah verdächtig an eine weitere Ebene erinnerte. Vielleicht so etwas wie ein Zuschauerbereich, aber dort wo sich normalerweise Fenster befinden mussten, waren hier Einwegspiegel angebracht. Wer auch immer sich dort befand wollte offensichtlich nicht gesehen oder erkannt werden. Sarah begann sich weiter unter den Anwärtern umzusehen und kämpfte sich dabei langsam durch die Menge. Auf einmal sollte ihr eine andere Anwärterin auffallen, die mit verschränkten Armen alleine mit dem Rücken an der Hallenwand lehnte. Sie war mit 1,75m größer als Sarah es war und ihre blonden Haare waren so unglaublich lang, dass Sarah fast hätte neidisch werden können. Wie alle anderen Anwesenden im Raum war auch diese Anwärterin ziemlich gut trainiert und körperlich in bester Form.
„Hey Natalia. Du stehst ja schon wieder alleine in der Ecke rum“, sprach Sarah sie an.
„Ich bin nur hier für die Prüfung, nicht um sinnlose Gespräche zu führen oder Freundschaften zu schließen, die direkt danach wieder wertlos werden“, antwortete die als Natalia angesprochene Person mit einer ruhigen und recht tiefen Frauenstimme.
„Was genau meinst du?“
„Dir scheint nicht klar zu sein, dass Freundschaften unter Protectoren generell wertlos sind. Wenn es der Auftrag verlangt werden wir uns genauso auf dem Schlachtfeld bekämpfen wie alle anderen auch. Geld zählt eben heute mehr als der Mensch.“
„Du weißt dass ich das persönlich nehme oder?“
„Ist mir egal wie du das nimmst. Ich sage nichts weiter als die Wahrheit.“
„Bist du denn schon aufgeregt wegen der Prüfung?“
„Ich? Nein. Ich kann hier praktisch gar nicht durchfallen. Wieso fragst du? Bist du es denn?“
„Naja schon ein wenig. Ich meine, wie du auch stamme ich zwar auch aus einer Familie von Protectoren und kenne MODULARs seit ich ganz klein war, aber ich bin kein Wundertalent, so wie du. Was ist wenn ich versage?“
„Das wirst du nicht.“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es eben einfach.“
„Mal wieder typisch für dich, Natalia“, antwortete Sarah und begann zu lachen, wobei Natalia sie lediglich verwirrt ansah, da sie sich nicht sicher war welchen Witz sie gerade gemacht hatte. „Was meinst du wie lange sie uns noch warten lassen?“, fragte Sarah dann nach einer Weile.
„Du hast Recht. Sie könnten langsam wirklich mal anfangen“, antwortete Natalia und tatsächlich sollte ein Mann, der wirkte als wäre er gerade über die 30, die Bühne zusammen mit gleich vier Sicherheitsrobotern betreten und sich an das Rednerpult stellen.

„Guten Morgen. Willkommen zur Protectoren-Prüfung. Wie sie alle hier wissen findet diese Prüfung einmal alle drei Jahre statt und wer versagt bekommt keine zweite Chance, genau wie im Dasein als Protector, wo ein Versagen in der Regel mit dem Tod endet. Wie ihnen sicherlich auch schon aufgefallen ist, sind die Umstände der diesmaligen Prüfung jedoch völlig anders. Wir haben hier gleich zwei sehr außergewöhnliche Umstände. Der erste ist das hohe Interesse der Overlords an unseren Anwärtern. Diese haben den mehrfachen Wunsch geäußert ihnen zusehen zu dürfen, was wir ihnen daher ermöglichen wollen. Der zweite Umstand ist es weshalb wir uns auch entschieden haben die Prüfung in einer anderen Form abzuhalten als wir es sonst getan hätten. Wie sie sicherlich wissen, besteht ihre Prüfung in der Regel darin ihren ersten Auftrag der Klasse F oder E selbstständig in einem von uns gestellten Standard-MODULAR durchzuführen. Das wird in diesem Zyklus jedoch nicht in dieser Form stattfinden. Durch die ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl haben wir uns entschieden in diesem Zyklus alle Anwärter paarweise gegeneinander im Simulator antreten zu lassen. Nur einer von ihnen, der Sieger des Kampfes, wird damit ein vollwertiger Protector werden..." Man konnte bereits erste Anwärter protestieren hören, während der Mann unbehelligt davon einfach weiter sprach "...Sowohl die Paare, als auch die Konfiguration und Generation ihres MODULARs, die Kampfzone, sowie die äußeren Umstände werden zufällig bestimmt werden...“
„Was soll diese Scheiße hier?!?!“, schrie nun einer der Anwärter aus der Menge hörbar wütend.
„Genau! Was soll der Dreck? Macht das gefälligst so wie sonst auch!“, fügte ein anderer hinzu.
„Ich werde mir das nicht gefallen lassen! Ihr habt keine Ahnung wer mein Vater ist und mit wem ihr euch da anlegt!“, rief noch einer und mehr und mehr Protestrufe wurden deutlich. Plötzlich bewegten die Sicherheitsroboter ihre Waffen nach oben und feuerten ihre schweren Maschinengewehre einmal in die Decke des Raumes. Von einem Moment auf den anderen war Stille eingetreten.
„Sollte ihnen die gewählte Reglung missfallen, steht es ihnen frei die Tür hinter sich zu verwenden und das Gebäude einfach zu verlassen. Sie sollten sich dabei aber im Klaren sein, dass wir eine Nicht-Teilnahme als durchgefallen werten werden und sie daher auch keine weitere Chance im nächsten Zyklus erhalten werden“, meldete sich nun der Mann am Rednerpult wieder zu Wort. „Und nun kommen wir zur wahrscheinlich wichtigsten Frage, die alle Anwesenden hier jetzt denken müssen. Was genau soll ich jetzt tun? Nun das ist ganz einfach. Sie werden nacheinander mit Namen aufgerufen werden und dann die Hand auf den Scanner der hinter mir aufgebaut wurde legen. Das System wird ihnen eine zufällige Nummer zuteilen. Wenn der Bildschirm dann ihre Nummer anzeigt wird sie einer unserer Sicherheitsroboter in den entsprechenden Simulatorraum begleiten. Sobald das Programm gestartet ist, kämpfen sie und im besten Fall siegen sie. Der Kampf endet dann wenn einer der MODULARs zerstört ist, über keine einsetzbaren Waffensysteme mehr verfügt oder seine maximale Einsatzdauer überschritten hat. Gibt es noch Fragen? Ja bitte, sie da vorne!“
„Wie viel Zeit bleibt uns, uns mit der zufälligen Konfiguration die sie uns stellen vertraut zu machen?“, fragte ein tatsächlich noch sehr jung wirkender Anwärter aus der Menge.
„Nun als Protector müssen sie sich zu jeder Zeit auf verschiedenste Gefechtssituationen einstellen können. Ihre Anpassungsfähigkeit entscheidet über ihr Überleben oder ihren Tod. Und um ihre Frage zu beantworten: So viel Zeit wie ihr Gegner ihnen lässt“, antwortete der Mann hinter dem Rednerpult. „Das scheinen alle Fragen gewesen zu sein. In diesem Falle wünsche ich ihnen allen viel Erfolg. Mögen die Besten unter ihnen gewinnen und in unsere Reihen aufgenommen werden“, sprach er nun abschließend und verließ die Bühne schnell in Begleitung seiner vier Sicherheitsroboter wieder. Stattdessen betraten nun acht weitere Sicherheitsroboter die Bühne und an jeden Eingang platzierten sich jeweils zwei weitere dieser Roboter. Die Maschinen auf der Bühne begannen nun mit ihren verzerrten Stimmen nach und nach Leute mit Namen aufzurufen und wie es der Mann zuvor gesagt hatte wurden ihnen Nummern zugeteilt.

„Was hältst du von der Aktion hier, Natalia?“, fragte Sarah als sie sich beide wieder in ihrer Ecke eingefunden hatten, nachdem sie ihre Nummer zugeteilt bekommen hatten.
„Hmpf... Sie haben es mir gerade noch eine gute Ecke einfacher gemacht. Als ob hier auch nur ein einziger im Raum wäre, der es mit mir aufnehmen könnte“, antwortete Natalia ruhig und wirkte auf eine gewisse Art und Weise überlegen.
„Was ist mit dem da?“, fragte Sarah und deutete auf einen jungen Mann von 1,85m mit kurzen braunen Haaren, der das ganze Geschehen seit einer Weile schon einfach hinnahm und ähnlich wie Natalia mit verschränkten Armen da stand.
„Brandon Matsuoka meinst du?“, harkte Natalia nochmal nach.
„Ja, er soll hier einer der Besten im Zyklus sein, zumindest was seine theoretischen Bewertungen angeht und sein Simulator-Score soll auch echt nicht schlecht sein“, antwortete Sarah. „Ich möchte den auf jeden Fall nicht als meinen Gegner haben. Der würde mich ohne Probleme in Einzelteile zerlegen... Naja... Und dich will ich auch nicht als Gegner in dieser Prüfung haben oder James dort hinten... Oder generell irgendwen...“, fügte sie noch schnell hinzu.
„Fang dich mal wieder, du redest wirres Zeug. Wie immer wenn du aufgeregt bist“, unterbrach Natalia sie schnell.
„Welche Nummer hast du denn eigentlich bekommen?“, fragte nun Sarah schrecklich ängstlich.
„Die 77.“
„OK, ich hab die 155.“
„Dann kämpfen wir beide schon einmal nicht gegeneinander.“
„Wie kommst du drauf?“
„Ich nehme an, dass die Zuteilung genau nach Reihenfolge vorgenommen wird. Das würde bedeuten die 1 kämpft gegen die 2 und dann würde es auch bedeuten, dass die 77 gegen die 78 kämpft und dein Gegner die Nummer 156 sein wird. Das ist zumindest wie sie bisher aufgerufen wurden.“
„Puh, gottseidank. Ich hatte schon Angst...“, antwortete Sarah und wirkte äußerst erleichtert.
„Nummer 77, Natalia Kelsey und Nummer 78, Timothy Baglio“, meldete sich nun unerwartet einer der Roboter an den Eingängen.
„Ich muss los. Ich lass dir irgendwie zukommen wie´s ausgegangen ist, wenn ich die Möglichkeit dazu noch bekommen sollte“, verabschiedete sich Natalia von Sarah und ging in Richtung der Maschine, die sie aufgerufen hatte. Gleichzeitig kämpfte sich der Junge, der zuvor die Frage gestellt hatte zum Roboter durch und wurde offensichtlich gleich viel nervöser als er sah wer genau sein Gegner sein würde. Natalia hatte eben einen Ruf als Wunderkind und Naturtalent und ihre Simulator-Scores, welche bereits jetzt schon auf Level eines C-Rang Protectors lagen, sprachen dabei völlig für sich. Lediglich ihre theoretischen Bewertungen waren ziemlich unterdurchschnittlich, aber letzten Endes zählte im Gefecht die Praxis, nicht die Theorie. Der arme Kerl, der gegen sie antreten musste, konnte einem richtig leidtun. Zumindest tat er Sarah schon mal leid und Natalia würde sich wahrscheinlich am Ende des Kampfes beschweren, dass ihr die ganze Sache viel zu einfach war. Beim Gedanken daran konnte Sarah sich ein kurzes leises Kichern nicht verkneifen.
„Nummer 153, Brandon Matsuoka und Nummer 154 Mathew Goodman“, meldete sich einer der Roboter nun und Sarah atmete einmal tief durch. Ein weiterer Feind, den sie nicht bekämpfen wollte war damit aus dem Rennen für sie genommen worden, ein weiterer Fels umfahren. Allerdings war völlig klar, dass sie als nächste an der Reihe wäre.
„Nummer 155, Sarah Johnson...“, meldete sich nun der Roboter erwartungsgemäß. Allerdings bei der Wahl ihres Gegners hielt Sarah nun den Atem an. Zwei der gefährlichsten waren zwar als Möglichkeiten außen vor, aber das Teilnehmerfeld bestand aus mehr als genügend Wunderpiloten, von denen jeder einen besonders mächtigen Protector abgeben würde. Gleich wäre es soweit und sie würde den Namen ihres Gegners für die Prüfung erfahren. „...und Nummer 156, Zenon Rush“, rief der Roboter nun als Namen auf und schockierte Sarah vollkommen. Ihr Gegner sollte Zenon Rush werden? Der Zenon Rush? Derjenige, der möglicherweise der einzige gewesen wäre, der Natalia hätte besiegen können? Derjenige der die höchsten theoretischen Bewertungen dieses Zyklus hatte und im Simulator lediglich von Natalia übertroffen wurde? In Sarah machte sich das drückende Bedürfnis breit das Gebäude so schnell sie konnte durch die nächste Tür zu verlassen. Der Kampf würde keine ganze Minute dauern, dann würde Zenon mit ihr den Boden aufwischen, dessen war sie sich völlig sicher. Sie hatte gar keine Chance... Nicht gegen diesen Gegner. Moment... Vielleicht hätte sie ja bei der Verteilung des Equipments Glück und ihr Gegner würde einen MODULAR der ersten Generation zugeteilt bekommen und sie vielleicht einen der fünften Generation aufwärts. Das wäre dann zwar längst kein sicherer Sieg für Sarah, aber es würde die Chancen zumindest minimal ausgleichen.
„Nummer 155, Sarah Johnson! Bitte erscheinen sie, sonst wird ihre Prüfung als Durchgefallen bewertet“, meldete sich der Roboter noch einmal. Und auch wenn Sarah überhaupt keine Chance mehr sah, dass die ganze Sache gut für sie ausgehen könnte, so bewegte sie sich dennoch zu dem Roboter.
„Sarah Johnson?“, fragte dieser automatisch als sie vor ihm erschien.
„Die bin ich“, antwortete sie der Maschine niedergeschlagen.
„Bitte folgen sie mir“, kommentierte der Roboter nun und setzte sich in Bewegung durch die Tür.

Der Weg zu den Simulator-Räumen fühlte sich so unendlich lang an. Viel länger als der Weg in die Halle oder überhaupt zum Gebäude. Dabei war es in Wahrheit der kürzeste Weg, den Sarah heute auf sich genommen hatte. Aber das war wahrscheinlich normal, wenn der Traum den man hatte, kurz bevor stand zu sterben. Ihr Herz fühlte sich an als hätte man es durch einen Stein ersetzt und ihr Puls war so hoch, dass sie ihn fühlen konnte. Wieso hatte es von allen möglichen Gegnern auch unbedingt Zenon Rush sein müssen? Ausgerechnet der, gegen den sie überhaupt nicht die geringste Chance hatte. Zum ersten Mal seit sie davon wusste wagte sie nun einen kurzen Blick auf ihren Gegner zu werfen. Er war bestimmt 1,90m groß und dazu noch ziemlich breit gebaut und mit größeren Muskelpaketen versehen als die meisten anderen Anwärter. Seine Haare waren ungefähr schulterlang, glatt und hellbraun. Und als wäre der Kerl nicht auch so schon attraktiv genug gewesen, hatte er nun auch noch große, dunkelblaue Augen in denen man sich verlieren konnte wenn man nicht aufpasste. Sarah sah jedoch nur kurz hin und dann wieder deprimiert auf den Boden zurück. Naja, zumindest war der Typ, der ihren Traum zerstören würde heiß. Wenigstens ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit.
„Hey, Schätzchen. Du wirst zwar gleich verlieren, aber immerhin wirst du gegen den besten in diesem Zyklus verlieren. Kein Grund deprimiert zu sein, Süße“, sprach Zenon sie auf einmal an und Sarah wäre am liebsten direkt explodiert, so wütend machten sie diese Worte. Und hatte der Kerl sie gerade tatsächlich mit „Schätzchen“ und „Süße“ angesprochen?
„Na, du scheinst dich ja für ganz besonders toll zu halten…“, antwortete sie ihm und war sich dabei nicht sicher ob sie ihre Wut ausreichend unterdrückt hatte, so dass Zenon das hätte mitbekommen können.
„…Was daran liegt, dass ich ganz besonders toll bin. Ich bin Zenon Rush, Sohn des großen Zarkov Rush und jeder Anwärter weiß, dass es keiner in einem Duell mit mir aufnehmen kann“, antwortete Zenon selbstsicher.
„Na das werden wir sicher gleich noch sehen“, kommentierte Sarah und Zenon begann zu lachen.
„Ja genau. Versuch es ruhig“, sagte er dann und Sarah war nun mittlerweile so wütend, dass sie sich nicht sicher war ob sie nicht schon den Zustand der Weißglut erreicht hätte.
„Sarah Johnson. Bitte betreten sie diesen Raum. Zenon Rush, bitte folgen sie mir weiter“, unterbrach der Roboter die beiden nun gerade rechtzeitig bevor Sarah einen Mordversuch an Zenon gestartet hätte. Sie atmete einmal tief durch bevor sie ihn dann einfach ignorierte und wie aufgefordert in den Raum eintrat. Egal welchen Attraktivitätsfaktor dieser Kerl gerade noch gehabt hatte, er hatte ihn gerade mit einem Schlag verspielt. Noch niemals zuvor war Sarah ein dermaßen arroganter, anmaßender Typ begegnet wie dieser und selbst wenn sie ihm weit unterlegen wäre und diesen Kampf verlieren würde, einfach würde sie es ihm sicherlich nicht machen. Das hier würde die härteste Schlacht werden, die dieser Zenon jemals geführt hätte, das schwor Sarah sich selbst. Nun galt es aber zuerst einmal heraus zu finden welche MODULAR-Konfiguration sie zugeteilt bekommen hatte und wie die Kampfzone beschaffen wäre. Dazu ging sie weiter in den recht dunklen Raum in dessen Mitte sich ein Ei-Förmiges Objekt befinden sollte. Dabei handelte es sich offensichtlich um den Simulator, der wahrscheinlich das Cockpit eines MODULARs imitieren würde. Geübt, wie eine Person die das schon unzählbar oft gemacht hatte, quetschte Sarah sich durch die vergleichsweise kleine Öffnung an der Vorderseite des Gebildes und nahm dann auf dem Sitz Platz. Alles war sehr eng, selbst für sie, und Sarah kam nicht umhin sich zu fragen wie sich ein Typ wie dieser Zenon da überhaupt reinquetschen könnte. Wie in einem echten MODULAR auch bildete die vordere Wand einen gebogenen 180 Grad Bildschirm, der wahrscheinlich ihre Sicht nach draußen sein würde. An ihren Armlehnen waren außerdem zwei klassische Joysticks angebracht. Offensichtlich würde sie noch keine Gedankensteuerung verwenden, was die MODULAR-Generationen 8, 9 und 10 schon mal aus schloss. Auf der anderen Seite befanden sich keine Fußpedale für die Beinsteuerung im unteren Bereich, was auch die Generationen 1, 2, 3 und 4 so ziemlich aus schloss. Die ihr zugeteilte Konfiguration musste sich also in den Generationen 5, 6 oder 7 bewegen, in denen der rechte Joystick die Bewegung der Maschine kontrollierte und der Linke die Ausrichtung. Balance halten, sowie die Steuerung der Arme und Finger, falls vorhanden und viele andere Dinge dieser Art sollte das On-Board-Computer-System daher automatisch übernehmen. Das letzte was Sarah helfen sollte die Generation ihres virtuellen MODULARs zu bestimmen wäre das Booster-System. Während die 5te Generation da üblicher Weise nur einen Hauptbooster verwendete, nutzten die 6te und 7te Generation zusätzlich das so genannte Dash-System, bei dem kurze, schnelle Stöße nach beiden Seiten und nach vorne oder hinten möglich waren um schnelle, plötzliche Bewegungen zu ermöglichen und einem fast sicheren Treffer noch ausweichen zu können. Üblicherweise wurden die normalen Booster mit drucksensiblen Triggern am hinteren Teil des rechten Joysticks bedient, so dass die Stärke schnell regulierbar war. Die Dash-Systeme mit einer einfachen Taste am linken Joystick und je nachdem in welche Richtung der rechte Stick gerade geneigt wurde, in diese Richtung wurde auch der Stoß ausgeführt. Wie erwartet konnte Sarah die Booster-Kontrolle an der Rückseite des rechten Sticks ertasten. Am linken Stick fand sie jedoch nicht den erhofften Auslöser für das Dash-System. Damit war klar, dass man ihr einen MODULAR aus der 5ten Generation zugeteilt hatte. Das war zumindest besser als ihre Befürchtungen, aber leider auch wesentlich schlechter als in ihren Hoffnungen. Zumindest konnte sie damit arbeiten. Mit einem Tastendruck schloss sie den Eingang in den Simulator und direkt fuhr sich der nun vollständige Bildschirm hoch und zählte einen Countdown von 9 an herunter. Nicht mehr lange und die Prüfung würde beginnen. Und auch wenn sie wahrscheinlich nicht die geringste Chance hatte, sie würde ihr Bestes geben. Besonders jetzt nachdem ihr Gegner sie so richtig wütend gemacht hatte würde sie nicht einfach aufgeben. Dieser Sieg würde sehr schwer zu erringen für Zenon werden, das schwor sie sich selbst.

Die Protectoren-Prüfung: Sarah Johnson VS Zenon Rush

Es fühlte sich schrecklich schleppend an, während der Countdown runter zählte. Dabei handelte es sich lediglich um 9 Sekunden. Eine Zeit die für Sarah fast unerträglich war. Doch dann war es endlich soweit und der Bildschirm wechselte auf die Ansicht, die das zeigte was Sarah auch sehen würde, wenn sie gerade in einem echten MODULAR sitzen würde. Und tatsächlich sah die Landschaft ziemlich realistisch aus, aber wenn man genau hinsah konnte man trotzdem immer noch erkennen, dass es lediglich eine computergenerierte Grafik war. Es handelte sich dabei um eine Berglandschaft mitten in einem Wald. Wahrscheinlich irgendwo mitten in Nord Amerika oder in Europa. Die Berge waren dabei die einzige Deckung, die sich bot, zumindest bis Sarah irgendwo ein Dorf mit Gebäuden finden könnte. Das Wetter war außerdem in keiner Weise auf fallend. Weder schien die Sonne besonders stark noch war es besonders bewölkt. Von Regen oder anderen Dingen ganz zu schweigen. Auch Wind wehte lediglich ein recht geringer. Nun galt es jedoch erst einmal zu klären welche MODULAR-Konfiguration man ihr genau zugewiesen hatte. Dass es sich um einen aus der 5ten Generation handelte, hatte sie bereits an Hand des Simulators herausgefunden. Nun galt es zu klären ob es sich um einen schweren oder einen leichten MODULAR handelte, welche Bauteile genau verwendet worden waren und über welche Waffensysteme sie genau verfügte. Schnell sah sie durch die Anzeigen, die sie hatte und erkannte, dass ihr MODULAR offensichtlich mit einem Granatenwerfer an der linken Schulter, einem mittleren Raketen-Werfer an der rechten Schulter, sowie einem normalen Gewehr in der rechten Hand und einer mittleren Energie-Klinge am linken Arm ausgerüstet war. Hinzu kam ein leichter Laser als interne Torso-Waffe. Eine relativ ausgewogene Ausstattung. Von dem her was Sarah außerdem erkennen konnte, handelte es sich scheinbar auch um einen zweibeinigen MODULAR aus der mittleren Gewichtsklasse. Eine brauchbare Ausgangsbasis für einen guten Kampf. Aber nun galt es dringend für den Anfang ihren Gegner als erstes zu finden. Was der wohl für eine Konfiguration erhalten hatte? Hoffentlich nichts aus einer höheren Generation, dachte Sarah sich, während sie begann ihren eigenen MODULAR in Bewegung zu setzen und direkt auf einen Berg direkt vor sich zusteuerte. Langsam aber sicher setzte die Maschine einen Fuß vor den anderen, so wie die Automatik es üblicherweise tat. Dabei simulierte das Gerät in dem sie sich befand sehr genau die Erschütterungen, die bei den Schritten des gewaltigen Vehikels auf das Innere wirkten und wahrscheinlich würden auch die G-Kräfte beim Einsatz eines Boosters und die Erschütterungen bei einem Treffer durch Waffensysteme genau simuliert werden. Sarah wusste, dass das was sie vor hatte riskant wäre. Einfach auf einen Berg zu steigen, ermöglichte ihr zwar einen guten Überblick über das Gebiet, aber würde es Zenon auch direkt ermöglichen sie dort zu sehen und mit Langstrecken-Waffen unter Feuer zu nehmen. Aber für den Moment war dies ihre beste Idee, wie sie schnell zu der Übersicht kommen konnte, die sie für diese Art von Gefecht brauchte. Es gab fast keinen anderen Weg. Und wenn sie unterwegs eine bessere Idee hätte, könnte sie immer noch abbrechen und dieser Idee nachgehen. Plötzlich fegte ein unglaublich schnelles Projektil vorne von links nach rechts an ihrem Blickfeld vorbei und krachte in den Berg der sich rechts von ihr befand. Eine nicht zu unterschätzende Explosion riss den gesamten oberen Teil ab und verteilte ihn stückweise in der näheren Umgebung. Ein plötzliches Gefühl der Panik schien Sarah den Oberkörper zusammen zu ziehen. So viel also zu „den Gegner als erstes finden“. Offensichtlich hatte er sie bereits gefunden und außerhalb der Reichweite ihres Radars oder anderer Früherkennungssysteme angegriffen. Und war das gerade eine Railgun gewesen? Glücklicherweise war Sarah ohne Einsatz des Boosters auf den Berg zugesteuert. Das verwirrte die automatische Zielvorrichtung meist ein wenig und sie brauchte Zeit um sich anzupassen obwohl das Display in einem solchen Fall bereits Feuerfreigabe erteilte. Zenon war eindeutig keiner von der besonders geduldigen Sorte, denn er schien so lange nicht mehr abgewartet zu haben. Hätte er es getan, wäre der Kampf möglicherweise schon vorbei gewesen. Schnell nutzte Sarah nun tatsächlich ihre Booster und steuerte den MODULAR mit hoher Geschwindigkeit in Richtung einer Deckung, wobei sie ein roter Laserstrahl verfehlte und sich anschließend sechs Explosionen genau auf der Strecke die sie genommen hatte ereigneten, offensichtlich von Raketeneinschlägen stammend. `Schneller, verdammt nochmal´, dachte Sarah sich, während ein weiterer roter Laserstrahl sie verfehlte. Ihre Booster-Energie war fast aufgebraucht und die Deckung fast noch nicht näher gekommen und noch dazu hatte sie den Gegner noch nicht einmal gesehen. Schnell entschied Sarah den Booster abzuschalten und ihren MODULAR in die Richtung zu drehen aus welcher der Angriff gekommen war, aber dort schien nichts zu sein. Nichts außer zwei Bergen und einer Menge Wald. Eine optimale Deckung für weitere Angriffe aus dem Hinterhalt. Egal welchen MODULAR ihr Gegner zugewiesen bekommen hatte, ihre Chancen waren durch diesen Gelände-Nachteil gerade massiv gesunken.

Eine ganze Weile schien nun nichts zu passieren. Scheinbar hatte Sarah die richtige Richtung angenommen. Ein Blick auf ihr Radar verriet das ebenfalls, denn der Feind wurde genau dort angezeigt wo sie es vermutete. Er bewegte sich momentan nicht. Das deutete darauf hin, dass er den Schutz seiner Deckung für den Moment nicht verlassen wollte. Möglicherweise deswegen, weil er einen schweren langsamen MODULAR erhalten hatte und damit nicht so einfach ausweichen konnte, wenn Sarah ihn unter Feuer nehmen würde. Aber leider gab es nur einen Weg das genau heraus zu finden und der war riskant. Sarah hatte jedoch keine andere Wahl und aktivierte den mittlerweile wieder voll aufgeladenen Booster um sich mit diesem in die Luft zu erheben. Dies gelang ihr unerwartet schnell und sie konnte den MODULAR ihres Gegners hinter dem linken der beiden Berge sehen. Sie zögerte nicht und begann das automatische Zielsystem grob auf den Gegner auszurichten. Und tatsächlich justierte sich das Zielsystem schnell nach und gab durch eine rote Färbung der Zielmarkierung eine Feuerfreigabe. Schnell feuerte Sarah die Handwaffe, das einfache Gewehr ab, welches mit zwei Schüssen in der Sekunde Projektile abgeben sollte und schaltete die Booster ab, so dass sie schnell in einen Sturzflug übergehen sollte. Keine Sekunde zu früh, denn nun verfehlten sie zwei weitere rote Laserstrahlen, die sie sonst zu hundert Prozent getroffen hätten. Tatsächlich trafen insgesamt 5 der 20 abgefeuerten Gewehr-Projektile ihr Ziel, richteten aber nur sehr begrenzten Schaden an der schweren Panzerung des Gegners an der, so schnell es seine schwere Maschine zuließ, versuchte die Position zu wechseln und sich offensichtlich eine neue Deckung zu suchen. Mittlerweile war Sarah mit ihrem MODULAR wieder hinter dem Berg gelandet. Der Sichtkontakt zum Gegner war dadurch abgerissen. Aber Sarah wusste trotzdem, dass sie diesen Positionswechsel nicht einfach zulassen durfte. Zumal sie gesehen hatte, dass es sich bei ihrem Gegner um einen MODULAR der 3ten Generation handeln musste. Das war am einfachsten an der wesentlich weniger humanoiden Bauform zu erkennen. Der von Zenon war ebenfalls ein Zweibeiner, allerdings waren diese mit umgekehrten Gelenken gebaut, ähnlich wie bei den Beinen eines Känguruhs oder eines Straussenvogels. Auf diesen Beinen war der massive, eckige Torso angebracht an dem wiederrum zwei Arme angebracht waren, die jedoch in zwei Schusswaffenläufen endeten anstatt in Händen. Oben auf dem Torso konnte man außerdem eine weitere Schusswaffe erkennen. Die MODULARs der 3ten Generation waren zudem unabhängig von ihrer tatsächlichen Gewichtsklasse sehr schwer und konnten eine ganze Menge Schaden einstecken, aber durch ihre hauptsächlich internen Waffensysteme auch austeilen. Und obwohl Sarahs MODULAR aus der 5ten Generation stammte, so war es ihr klar, dass dieser Kampf schwierig werden würde, ganz davon zu schweigen, dass sie mit Zenon einen der gefährlichsten Gegner im gesamten Prüfungszyklus abbekommen hatte. Jetzt galt es allerdings erst einmal zu verhindern, dass der sich eine neue Deckung suchte und so nutzte Sarah den Booster um schnell um den Berg, der sie beide momentan noch beschützte, herum zu steuern und nahm ihren Gegner schnell wieder mit dem Gewehr unter Feuer und fügte zwei Schüsse mit einen gelben Laser aus dem Torso ihrer Maschine hinzu. Jeder Schuss war ein Treffer, wobei die Panzerung ihres Gegners scheinbar nur darüber lachte. Selbst die Anzeige welche die Schäden am Feind abschätzte zeigte lediglich leichte Schäden an. Schnell wechselte Sarah die Richtung und versuchte den Berg anders herum zu umkreisen, wobei sie erneut von zwei roten Laserstrahlen verfehlt wurde und einer weiteren Sechser-Gruppe aus Raketen entkam welche stattdessen in den Berg einschlugen. Schnell nutzte Sarah die Möglichkeit um ihre Munition zu überprüfen. Und tatsächlich hatte sie bereits ein Viertel der Gewehr-Munition verschossen. Die Laser-Waffe im Torso ihrer Maschine brauchte zwar keine Munition, aber jeder Einsatz entnahm ein wenig Energie aus der Reserve und verkürzte so die Gesamteinsatzdauer. Sie brauchte eindeutig eine Waffe mit mehr Durchschlagskraft um diesem Gegner überhaupt einen wahrnehmbaren Schaden zufügen zu können. Zu ihrem Glück hatte sie genau das in dem Granatenwerfer. Das Problem war jedoch, dass diese Waffe Zeit benötigte um vorbereitet zu werden und in der Zeit könnte sie sich nicht verteidigen und auch das Ausweichen mit Hilfe der Booster wäre wesentlich schwieriger als es sonst wäre. Aber so wie Sarah das momentan sah, war dies ihre einzige wirkliche Option auf einen Sieg. Und so stürmte sie wieder um den Berg herum nachdem sie sich versichert hatte, dass ihre Booster aufgeladen waren und nahm den Gegner wieder mit dem Gewehr unter Feuer. Anschließend bereitete sie ihre eigenen Raketenwerfer vor und wartete auf die Zielerfassung, während sie weiter feuerte und dabei von dem Gegenfeuer aus gleich vier roten Laserstrahlen und zwei blauen verfehlt wurde. Der letzte Angriff war jedoch knapper gewesen als es ihr selbst recht gewesen wäre. Dennoch blieb Sarah konzentriert und feuerte schnell ihre Raketen ab als alle acht Stück aufgeschaltet waren. Nun begann sie mit dem Aufbauvorgang für den Granatenwerfer und hoffe, dass Zenon lange genug mit den Raketen beschäftigt wäre um das nicht zu bemerken. Tatsächlich ging ihr Plan auf und sie konnte sich nun dem Ausrichten des Waffensystems widmen. Eine rote Markierung in der Zielvorrichtung zeigte ihr an, dass sie feuern konnte und Sarah ließ sich nicht mehrmals bitten. So schnell es das Nachladen zuließ feuerte sie fünf Granaten auf ihren Gegner ab, der auf diese Entfernung unmöglich ausweichen könnte. Nacheinander ereigneten sich gewaltige Explosionen und machten es unmöglich zu erkennen was genau mit dem MODULAR ihres Gegners geschehen war. Sarah war sich jedoch sicher, dass dieser die Treffer hatte einstecken müssen. Selbst mit einem Booster konnte er jetzt nicht mehr entkommen. Nur sehr langsam begann sich der Rauch zu verziehen und immer noch war es schwer irgendetwas zu erkennen. Plötzlich explodierte Sarahs Granatenwerfer. Ein Railgun-Projektil war eingeschlagen und hatte ihn völlig zerstört. Die Balance-Automatik hatte bereits alle Hände voll zu tun den MODULAR auf den Beinen zu halten. Warnsignale überschlugen sich dabei förmlich und betäubten Sarah förmlich die Ohren. Sie musste schnell mit den Boostern ausweichen, bevor noch... Zu Spät. Ein weiteres Railgun-Projektil krachte in die rechte Schulter ihres MODULARs und riss den gesamten Arm ab. Das Gewehr war damit ebenfalls verloren. Und dennoch nutzte sie ihren Booster und entkam den Laserstrahlen noch einmal, aber ihr Gegner hatte zusätzlich noch zwölf Raketen abgefeuert, welche ihrer Bewegung nun so folgten, dass vier davon genau in den Torso krachten und nicht zu unterschätzende Explosionen daran hinterließen, während die übrigen ihr Ziel verfehlten. Erst jetzt schaffte Sarah es sich hinter den Berg zurück zu ziehen und weiterem Waffenfeuer zu entkommen. Gerade waren Sarahs Chancen von unmöglich auf absolut unmöglich gesunken. Der Feind hatte zwar einen nicht zu unterschätzenden Schaden an der Panzerung genommen, aber scheinbar nicht genug um ihm wirklich gefährlich zu werden. Die Waffen waren offensichtlich ebenfalls alle unbeschädigt geblieben und gottverdammt... Wie hatte sie nur die Railgun vergessen können? Dieser Fehler war es nun der sie mit ziemlicher Sicherheit den Sieg, ihre Prüfung, ihre Lizenz als Protectorin und damit ihren Traum und damit wahrscheinlich auch den Respekt ihrer gesamten Familie kosten würde. Zumindest sollte ihr einfach kein Weg mehr einfallen wie sie diesen Kampf noch herum reißen sollte. Nicht ohne die Feuerkraft ihres Granatenwerfers. Zudem hatte der Torso beim letzten Raketenangriff einigen Schaden genommen. Es war fraglich ob er noch einen Treffer dieser Art aushalten könnte. Aber irgendetwas musste sie doch noch unternehmen können. Irgendetwas. Sie hatte Zenon noch längst nicht den Kampf geliefert, den sie ihm hatte liefern wollen. Sie brauchte eine Idee, zumindest noch eine einzige letzte Idee.

Die letzte Aktion war knapper ausgefallen als es Zenon lieb gewesen wäre. Die fünf Granaten hatten einen nicht zu unterschätzenden Schaden an der Außenpanzerung seines MODULARs angerichtet. Einige Wärmeleiter waren dabei zu Bruch gegangen, so dass er nun vorsichtig sein musste wenn er die mittleren roten Laser und die schweren blauen Laser abfeuern wollte, dass er keine Überhitzung und damit auch keine Überlastung auslösen würde, aber zum Glück erzeugte die Railgun zumindest keine große Hitze. Lediglich die Munition dieser Waffe war recht beschränkt und zu seinem Glück hatte er die aufgehoben bis zu einem günstigen Moment, der gerade eben eingetreten war. Ohne den Granatenwerfer hätte diese Sarah Johnson praktisch verloren. Das hatte sie nun davon, dass sie seine Freundlichkeit ausgeschlagen und ihn in dieser Weise abgelehnt hatte. Aber wahrscheinlich hätte er ohnehin in jedem Fall gewonnen. Er war immerhin der absolut beste und stärkste Kämpfer in diesem Prüfungs-Zyklus. Egal wen man jemandem wie ihm zugeteilt hätte, er hätte ihn genauso schnell und einfach fertig gemacht, selbst wenn es diese Natalia Kelsey gewesen wäre. Nun galt es lediglich noch den letzten Schlag auszuführen. Langsam steuerte Zenon seine schwere ebenfalls zweibeinige Maschine mit Hilfe seiner Fußpedale an dem Berg vorbei, der für beide regelmäßig als Deckung gedient hatte. Das Radar zeigte, dass seine Gegnerin sich momentan nicht bewegte. Scheinbar hatte sie aufgegeben, was es für Zenon nur noch einfacher machen dürfte. Nicht mehr lange und er würde die Deckung verlassen und hätte dann ein freies Schussfeld. Plötzlich begann sich Sarahs MODULAR wieder mit Hilfe der Booster zu bewegen und wich nach rechts. Kein Problem für die Zielautomatik von Zenons Maschine. Als er jedoch seine blauen Laser abfeuerte, wechselte Sarah wohl zufällig im passenden Moment schlagartig die Richtung, so dass beide Strahlen ihr Ziel verfehlten. Ein ähnliches Problem ergab sich als Zenon versuchte mit den vier schweren roten Lasern in Zweier-Gruppen nachzusetzen. Er musste unbedingt aufpassen wie oft er die Laser einsetzte. Eine Überhitzung und damit eine Überlastung könnte den plötzlichen Verlust des Kampfes bedeuten. Er hatte gar keine andere Wahl als die Railgun als nächstes zu verwenden. Aber diese verdammte Zielautomatik schien nicht in der Lage zu sein Sarahs Bewegungen zu folgen, so dass sie ihm ungehindert im Zick-Zack näher kommen konnte. Was genau war ihr Plan? Wollte sie ihn rammen und so noch einigen Schaden anrichten? Hatte sie vergessen, dass er eine Railgun im MODULAR verbaut hatte? Zenon hatte jedoch nicht die Zeit darüber nach zu denken, denn nun krachte der gelbe Laser aus dem Torso von Sarahs MODULAR in den seinen und verfehlte das Cockpit um nur wenige Zentimeter. Verdammt! Das war knapp gewesen. Nun setzte sie mit acht Raketen nach und schien den Zick-Zack zu beenden um nun direkt auf Zenons Maschine zu zustürmen. `Eine wirklich dumme Idee´, dachte der sich und bereitete sich darauf vor seine Railgun abzufeuern, während er plante die Treffer der Raketen einfach hin zu nehmen. Explosionen nahmen ihm kurzzeitig die Sicht, aber die Zielautomatik hatte Feuerfreigabe erteilt, so dass er die Railgun abfeuerte. Auf diese kurze Entfernung hätte Sarah ohnehin keine Möglichkeit mehr dem Projektil aus zu weichen. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Der Einschlag blieb aus. Und erst als Zenon seine Sicht wieder zurück erhalten hatte und sah, dass Sarah sich ihm nun aus einem minimal anderen Winkel näherte als vorher noch, war ihm klar dass sie die Zielautomatik mit einem Antäuschungsmanöver zur Seite ausgetrickst hatte. Aber das war egal. Sie hatte keine Waffensysteme mehr mit denen sie ihm wirklich gefährlich werden konnte. Zumindest dachte Zenon das. So lange bis er die Energie-Klinge am noch vorhandenen linken Arm von Sarahs MODULAR erblickte, die ihm bisher auf die weite Entfernung entgangen war. In lautstarker Todesangst schrie er auf und hob seine Arme vor sein Gesicht, als Sarah die in hellem gelb strahlende Klinge aktivierte und damit einen gezielten schrägen Schlag von links-oben nach rechts-unten ausführte und damit das Cockpit zerteilte. Der Bildschirm fiel in diesem Moment aus und zeigte in großen roten Buchstaben auf schwarzem Hintergrund ein „Dead“ an. Unter offensichtlichem Angstschweiß und nicht zu unterschätzender Atemnot erinnerte sich Zenon, dass es glücklicher Weise nur ein simulierter Kampf gewesen war, aber er musste nun auch feststellen, dass er den Kampf verloren und damit in der Protectoren-Prüfung durchgefallen war. Das Unmögliche war gerade geschehen und irgendeine daher gelaufene Göre mit bestenfalls mittelmäßigen Werten und Voraussetzungen hatte gerade ihn, den großen Zenon Rush, Sohn des noch größeren Zarkov Rush, besiegt. Irgendetwas musste hier nicht mit rechten Dingen abgelaufen sein. Das war die einzige Erklärung, die er dafür hatte.

Sarah konnte es selbst kaum glauben, als sie die Explosion des MODULARs ihres Gegners im Bildschirm sehen konnte und anschließend den grünen Schriftzug „Victory“ mit schwarzem Hintergrund darauf zu lesen bekam. Niemals hätte sie geglaubt, dass diese gesamte Situation ein positives Ende für sie nehmen könnte. Aber sie hatte offensichtlich sehr hoch gepokert und dabei gewonnen. Schnell atmete sie einmal tief durch, wischte sich den Schweiß ihrer Anstrengung von der Stirn und versuchte schnell zu entspannen. Sie sah kurz auf eine Uhr im Simulator Bildschirm, nur um festzustellen, dass der gesamte Kampf gerade einmal fünf Minuten gedauert hatte. Und auch wenn das nicht unbedingt besonders kurz für ein MODULAR-Gefecht gewesen war, es war auch nicht besonders lange gewesen. Manchmal konnten Gefechte zwischen MODULARs mehrere Stunden dauern, wenn Gegner von entsprechender Fähigkeit gegeneinander antraten und entsprechende Reserven in den Maschinen oder Optionen diese aufzufüllen vorhanden waren. Im Gegenteil war es durchaus auch möglich, dass ein Gefecht mit einem Treffer innerhalb von gerade einmal ein paar Sekunden beendet wurde. Nun galt es jedoch erst einmal den Simulator wieder zu verlassen, was Sarah recht routiniert tat, nachdem er sich geöffnet hatte und das obwohl man eigentlich davon ausgehen musste, dass die Enge des Cockpits ihr größere Probleme bereiten müsste. Einer der Sicherheitsroboter schien sie bereits zu erwarten.
„Die Organisation der Protectoren gratuliert ihnen zu ihrem Sieg, Sarah Johnson“, sprach der sie direkt mit seiner verzerrten, monotonen Stimme an. „Bitte folgen sie mir“, fügte er noch hinzu und führte Sarah aus dem Raum.
„HEY!“, konnte sie plötzlich Zenon schreien hören, der sich scheinbar im Nebenraum befunden hatte. „Du miese kleine Schlampe! Was hast du getan?!“, schrie er weiter und stürmte offensichtlich wutentbrannt auf sie zu.
„Gar kein „Schätzchen“? Kein „Süße“ mehr? Was ist denn hier passiert?“, kommentierte Sarah lediglich sarkastisch.
„Sehr witzig! Du dämliche Kuh hast geschummelt! Ich hab keine Ahnung wie, aber du hast den Test zu deinen Gunsten manipuliert und damit mein gesamtes Leben zerstört!“, schrie Zenon sie weiter an. „Und ich schwöre, ich werde dich dafür fertig machen!“, fügte er noch hinzu und kam ihr dabei noch näher, so dass sich nun der Sicherheitsroboter in seinen Weg platzierte und seine Waffe auf ihn ausrichtete.
„Bitte treten sie zurück“, sprach er Zenon in seinem üblichen verzerrten, monotonen Robotertonfall an.
„Aber... Aber... Sie hat verdammt nochmal betrogen bei diesem Test! Ich bin der Beste hier und alle Ausbilder wissen das auch! Ich kann unmöglich gegen eine beschissene Schlampe wie sie verlieren!“, antwortete dieser nicht weniger wütend.
„Sir, bitte treten sie zurück und folgen sie den Anweisungen. Eine weitere Warnung wird nicht ausgesprochen werden“, sprach der Roboter noch ein weiteres Mal und Zenon schluckte kurz. Jeder wusste, auch Zenon, dass man die Aussagen eines Sicherheitsroboters niemals ignorieren sollte, wenn man vor hatte noch eine Weile zu leben. Und so trat er schnell einige Schritte zurück, bis der Roboter offensichtlich seine Waffe senkte.
„Mein Vater ist Zarkov Rush und wenn er davon erfährt, was hier geschehen ist, wird es keinen Sarg mehr geben in den du noch reinpasst du kleines Stück Scheiße. Und ihr... Eure ganze Organisation ist dem Ende geweiht wenn er erst heraus findet was hier passiert ist. So viel kann euch allen versichern“, fluchte Zenon noch einmal und folgte dann dem anderen Roboter hinter ihm, der ihn wahrscheinlich zum Ausgang bringen sollte.
„Bitte folgen sie mir“, kommentierte der Sicherheitsroboter der Sarah begleiten sollte, nüchtern und kalt und als ob gerade nichts geschehen wäre, so dass es fast ironisch wirkte und ging voraus.

Der Roboter führte Sarah in eine weitere Halle in welcher scheinbar auch schon andere Anwärter auf das Ende der Testreihen und die Ergebnisse warteten. Ungefähr ein Viertel der Anwärter von vorher in der anderen Halle hatten sich hier versammelt. Offensichtlich liefen die Tests immer noch und die hier versammelten Anwärter waren jene, die den Test bestanden hatten. Noch ein wenig unsicher ging Sarah durch die Halle und begann sich umzusehen, suchte nach Leuten die sie vielleicht kannte. Tatsächlich fand sie zunächst Brandon Matsuoka unter den Leuten, der scheinbar gerade damit beschäftigt war aufgeregt die Geschichte seines Kampfes zu erzählen. War denn aber Natalia nicht da? Hatte sie etwa ihren Kampf verloren? Oder lief ihrer noch? Nein, wie Sarah eigentlich erwartet hatte sollte Natalia sich an einer freien Wand befinden und sich wie üblich mit verschränkten Armen an diese lehnen.
„Hey, Natalia! Du bist ja auch hier!“, rief Sarah freudig aus und ging ebenfalls zu dieser Wand.
„Hattest du etwas anderes erwartet?“, fragte Natalia fast ein wenig beleidigt.
„Nein, nicht bei dir wenn ich ehrlich bin... Aber bei mir selbst... Ich meine bei meinem Gegner war das eigentlich ziemlich unwahrscheinlich“, antwortete Sarah etwas unsicher.
„Wer war dein Gegner eigentlich? Ich war ja schon weg als sie dich aufgerufen haben“, erkundigte Natalia sich und überraschte Sarah ein wenig, denn es war das erste Mal, dass Natalia sich für so etwas interessierte.
„Zenon Rush“, antwortete die überraschte Sarah etwas zögerlich.
„ZENON RUSH?!?!“, rief Natalia plötzlich so laut aus, dass es der gesamte Raum hören konnte und einen kurzen Moment verstummten die Stimmen und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die beiden, bevor die anderen ihre Gespräche wieder aufnahmen.
„Nicht so laut Natalia... Aber ja, das war mein Gegner.“
„Du hast den einzigen Typen im gesamten Zyklus hier besiegt, der mir hätte eine Herausforderung bieten können?“
„Ähm... Ich schätze schon...“
„Ich muss gestehen, dass ich jetzt ein wenig beeindruckt bin.“
„Ach was. Ich hatte nur Glück.“
„Selbst mit viel Glück gehört auch immer noch genauso viel Können dazu um einen Gegner wie Zenon Rush zu besiegen. Scheint so als müsste ich dich ab jetzt als Gefahr für mich ernst nehmen, Sarah Johnson.“
„Ach komm schon, du machst mich ganz verlegen“, kommentierte Sarah und eine Weile sagte keiner der beiden noch ein Wort. „Wie es jetzt wohl weiter gehen wird?“, fragte Sarah dann nach einer Weile.
„Ich nehme an, dass sie uns ein Startkapital für den Bau eines MODULARs bereit stellen, dass wir ihnen irgendwann wieder zurück bezahlen sollen und unsere Protectoren-IDs in ihr System aufnehmen werden“, antwortete Natalia erstaunlich gleichgültig und monoton auf die Frage.
„Und hast du dich schon für eine ID entschieden? Immerhin wird das praktisch dein neuer Name und das für den Rest deines Lebens“, warf Sarah nun noch schnell ein.
„Huntress...“, antwortete Natalia. „Und du?“
„Abomination.“
„Abomination? So wie Abscheulichkeit oder wie? Ist das jetzt dein ernst? Wie kommst du darauf? Insbesondere nachdem du mir Namen wie Predator, Madness oder Apocalypse ausgeredet hast und du definitiv das komplette Gegenteil von abscheulich bist?“
„Naja, keine Ahnung. Ich schätze ich möchte nicht, dass irgendwer überhaupt bemerkt, dass ich ne Frau bin.“
„Ach, mach doch was du willst“, kommentierte Natalia abschließend, auch wenn sich der Sinn dieser Begründung für sie nicht richtig erschließen sollte. Keinem von beiden war aufgefallen, dass die Halle sich nach und nach weiter gefüllt hatte. Scheinbar waren nun alle Prüfungen beendet und alle Anwärter anwesend, denn nun trat derselbe Mann wie in der vorherigen Halle auch hier auf die Bühne und an ein Rednerpult.
„Sehr geehrte Anwärter. Wenn sie hier sind, bedeutet das offensichtlich, dass die nicht mehr lange Anwärter, sondern sehr bald vollwertige Protectoren sein werden. Hinter mir befindet sich ein Terminal, dass sie registrieren und ihre Protectoren-ID aufnehmen wird. Wählen sie diese mit Bedacht, denn eine nachträgliche Änderung wird nicht möglich sein. Ein Startkapital wird ihnen im Anschluss auf ihr Konto überwiesen werden. Bedenken sie jedoch, dass es sich lediglich um einen Kredit handelt, den sie mit ihren ersten Aufträgen ab bezahlen werden. Wenn wir auch nur den Eindruck bekommen sollten, dass sie das nicht tun werden, werden wir sie direkt wieder aus dem System sperren und sie mit diesen Schulden zurück lassen. Falls sie diese dann nicht im Stande sind zu bezahlen, werden wir sie in anderer Form eintreiben, das kann ich ihnen allen versichern. Nutzen sie das Startkapital also unbedingt mit Bedacht, wenn sie ihren Standort und ihr technisches Personal wählen, sowie ihren ersten MODULAR zusammen stellen. Lassen sie mich nun abschließend der erste sein, der ihnen zur Aufnahme in unserer Organisation gratuliert. Ich hoffe sie werden ihre Aufträge mit derselben Gewissenhaftigkeit erfüllen, die sie bei diesem Test an den Tag gelegt haben“, sprach der Mann und verließ die Bühne wieder um Platz für die Roboter zu machen, die nun Namen von Anwesenden aufriefen. Nach und nach registrierten sich Alle und Sarah konnte es kaum noch erwarten bis sie endlich an der Reihe war.

„Mrs. Sarah Johnson?“, wurde Sarah während ihres Registrierungsvorgangs plötzlich von einem Mann in einem schwarzen Anzug mit schwarzen Haaren und offensichtlich asiatischer Herkunft angesprochen.
„Ähhh… Ja, das bin ich“, antwortete diese offensichtlich verwirrt.
„Mein Name ist Takeo Matsumura von der Nakamoto Corp. Wir waren begeistert von ihrem Kampf gegen Zenon Rush und möchten ihnen ein großzügiges Angebot unterbreiten“, sprach der Asiate nun weiter und verwirrte Sarah offensichtlich nur noch weiter. „Wir möchten ihnen eine zusätzliche kleine Starthilfe stellen. Das würde ihnen ermöglichen einen MODULAR aus besseren Teilen zusammen zu stellen als sie es sonst könnten. Und das wiederrum würde sie gegenüber anderen Protectoren aus ihrem Jahrgang in eine wesentlich bessere Position bringen“, erklärte Takeo Matsumura nun sein Angebot.
„Dieses Angebot hat doch sicherlich einen Harken oder nicht?“, fragte Sarah nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte.
„Nein, absolut nicht. Sie müssten sich lediglich verpflichten Aufträge ab Rang C aufwärts exklusiv für uns auszuführen“, erklärte sich der Mann dann nach einer Weile.
„Das klingt nach einem sehr großen Harken. Wissen sie eigentlich wie viele Einnahmen mir damit verloren gehen würden? Es wiederspricht außerdem dem Prinzip der Ungebundenheit, dass alle Protectoren verfolgen“, antwortete Sarah nun ein wenig aufgebracht.
„Nun die Welt befindet sich in einem permanenten Zustand des Wandels und gerade jetzt steht uns eine besonders große Veränderung bevor. Sie sollten sich daher den Zeiten anpassen, Mrs. Johnson. Wir sind jedoch bereit ihnen eine gewisse Bedenkzeit zu zugestehen. Ich habe unsere Kontaktdaten in ihrer Mailbox hinterlassen. Melden sie sich bei uns, wenn sie bereit sind unser Angebot anzunehmen“, sagte Takeo Matsumura zum Abschluss, machte eine verabschiedende Handbewegung, drehte sich anschließend um ging wieder. Sein Stil, seine Art und seine offensichtliche Überlegenheit deutete sehr stark auf einen Overlord, die höchste Klasse dieser Geseltschaft hin. Und dennoch, es war sehr eigenartig und speziell, dass man eine solch hochrangige Persönlichkeit schickte um ein einfaches Angebot an einen frisch registrierten Protector zu überbringen. Sarah musste einen ganz besonderen Eindruck bei ihnen hinterlassen haben. Es war nun also soweit. Sie hatte ihre Registrierung noch gar nicht vollständig abgeschlossen und musste schon eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen würde. Was Natalia wohl in ihrer Situation getan hätte? Was würde sie ihr raten? Wahrscheinlich würde sie ihr sagen, dass sie jetzt Protectorin wäre und ihre Entscheidungen ganz alleine treffen müsste. Ja, genau. Das klang sowas von nach Natalia, dass Sarah sich einen kurzen Lacher nicht verkneifen konnte. Und so schloss sie zunächst einmal die Registrierung auf die Protectoren-ID „Abomination“ ab, so wie sie es angekündigt hatte. Danach würde sie zuerst einmal sehen, welches Startkapital sie von der Protectoren-Organisation zugeteilt bekommen würde, Angebote für MODULAR-Teile und Mitglieder eines Techniker-Teams einholen und erst dann würde sie eventuell noch einmal das Angebot von Nakamoto Corp. in Betracht ziehen. Ja, genau so würde sie es machen. Es war immer eine schlechte Idee Entscheidungen zu treffen ohne vorher alle Informationen zu kennen und wahrscheinlich versuchten die Leute von Nakamoto Corp ihre Unerfahrenheit auszunutzen und unterbreiteten ihr deswegen ein solches Angebot. Der Overlord um es zu überbringen sollte lediglich weitere Verwirrung stiften. Ja, genau so musste es sein dachte Sarah sich abschließend und verbannte jeden weiteren Gedanken daran aus ihrem Kopf.

Einleitung: Der erste eigene MODULAR

Es war nun also soweit. Die Zusammenstellung ihres ersten eigenen MODULARs stand bevor. Sarah konnte erneut nicht leugnen, dass sie aufgeregt war. Es handelte sich immerhin um einen wirklich großen Moment in dem manchmal sehr kurzen Leben eines Protectors. Dazu gab es so unglaublich viele Entscheidungen zu treffen. Aus welcher Generation sollte ihr MODULAR sein? Wollte sie lieber einen leichten und schnellen MODULAR, der fähig wäre Angriffen auszuweichen und wesentlich weniger einstecken könnte oder wollte sie lieber einen schweren und langsamen MODULAR der auch mal eine Zeit lang das Feuer von schweren Waffen wegstecken könnte, aber eben auch müsste, da er wesentlich schlechter ausweichen könnte? Oder lieber die Mitte dazwischen? Oder eine Kombination aus verschiedenen Bauteilen, so lange die Tragkraft es zulassen würde? Welche Waffen würde ihre Maschine tragen? Schnellfeuerwaffen, die ungenauer als die langsameren waren und eine Menge Munition verbrauchten? Gelenkte Raketen, die aber Zeit brauchten um sich aufzuschalten? Ungelenkte Raketen, bei denen es aber schwierig war überhaupt das Ziel zu treffen? Schwere Waffen, die zwar unglaublich durchschlagend waren und einen größeren Explosions- und Effektradius hatten, aber wie der Name schon sagte, schwer waren und sich daher nur auf einem entsprechend schweren, massiven und tragfähigen MODULAR verbauen ließen? Normale, konventionelle Waffen, die Munition verbrauchten oder Energiewaffen, die zwar durchaus stärker sein konnten und je nach Typ nochmal andere spezielle Effekte haben konnten, aber die Energie der Maschine verbrauchten und damit sowohl die Booster in kritischen Momenten lahm legen konnten als auch die maximale Einsatzdauer verringerten? Und dazu kamen ja noch andere Probleme wie die Einrichtung der Basis, sowie das hinzu ziehen von anderem Personal oder zumindest dem einen oder anderen Wartungsroboter. Der Standort musste dazu ebenfalls gut gewählt werden. Und zu guter Letzt stellte sich immer die Frage ob ihr Startkapital für das was sie wünschte genügen würde. Vielleicht sollte sie doch das Angebot dieses Typen von der Nakamoto Corp an nehmen? Die Geldsorgen würde das zumindest mit einer gewissen Einfachheit beseitigen. Andererseits wäre es eine massive Abhängigkeit und dazu ein Verstoß gegen die Regeln ihrer Organisation. Und wie die Organisation der Protectoren darauf reagieren würde, konnte Sarah für den Moment gar nicht abschätzen. Nein, dieses Angebot anzunehmen war keine gute Idee. Sie sollte sich vielleicht lieber anfangen auf dem Markt um zu sehen, wie genau ihre Optionen aussahen. Dazu würde sie sich mit einem speziellen Gerät, dass ihr ebenfalls die Protectoren-Organisation stellte, sowie ihrer ID und einigen Sicherheitsmaßnahmen darunter DNA-Scan, Augen-Scan und einem Passwort in eine spezielle virtuelle Realität begeben, die speziell zu dem Zweck geschaffen worden war ein Treffpunkt für Protectoren und Overlords zu sein, Equipment und andere Zweckmäßigkeiten handeln zu können, sowie Aufträge auszugeben oder anzunehmen. Diese Bereich wurde einfach nur als „die Lobby“ bezeichnet. Direkt nachdem Sarah selbst an das Gerät angeschlossen und die Sicherheitschecks hinter sich gebracht hatte erschien vor ihrem Gesicht der Hinweis sich schnell zu setzen oder besser noch hin zu legen zusammen mit einem weiteren zehn Sekunden langen Countdown. Schnell platzierte sie sich auf ihrem Bett und wartete bis die zehn Sekunden vorbei waren. Direkt darauf verschwamm völlig ihre Sicht und ein Gefühl wie durch einen Tunnel gezogen zu werden machte sich in ihr breit. Als ihre Sicht wieder zurück kehrte sollte sie feststellen, dass das tatsächlich gar nicht so weit von der Wahrheit weg gewesen war, wie sie zunächst gedacht hatte. Plötzlich endete der Tunnel in der Schwärze und ein helles Licht blendete sie erneut völlig. Im nächsten Moment fand sie sich schon wieder in dem eigenartigen virtuellen Raum wieder. Alle Formen waren hier recht einfach gehalten und Flächen waren schwarz. Lediglich Kanten und andere Begrenzungen von Objekten waren in grünen, stark leuchtenden Linien dargestellt. Als sie ihren eigenen Körper betrachtete, stellte Sarah fest, dass dieser auf die selbe Weise dargestellt wurde und ebenfalls sehr kantig und grob aussah. Ganz offensichtlich ging es hier vor allem darum die Anonymität der Protectoren und der Overlords zu bewahren, wenn sie ihre Aufträge ausgaben und annahmen. Genauso beim Einkauf von Equipment. Nur sehr vorsichtig bewegte Sarah sich durch „die Lobby“, die durchaus sehr belebt war und gerade von vielen Leuten gleichzeitig genutzt wurde. Alle wurden dabei von einem dieser humanoid gebauten, aber sehr eckigen Avatare dargestellt. Wie die Umgebung auch waren sie völlig schwarz und lediglich die Kanten und Umrandungen leuchteten in einer Farbe, die sich von Person zu Person unterschied. Auch die Formen unterschieden sich ein wenig, wohl damit man sie untereinander noch unterschieden konnte, aber nichts an diesen Avataren deutete auf direkte Merkmale der realen Person dahinter hin. Als Sarah nun genauer hinsah erkannte sie, dass auf der rechten Schulter auch die Protectoren-ID in der entsprechenden Farbe leuchtete. Auch auf ihrer eigenen Schulter stand ihr Protectoren-Name „Abomination“. Da dies Sarahs erster Besuch in der Lobby war, konnte sie nicht unbedingt genau sagen, ob die momentane hohe Menge an eingeloggten Personen normal war oder ob es daran lag, dass die Prüfungen gerade vorbei waren und es sehr viele Neueinsteiger wie sie selbst gab, die jetzt ihr Equipment einkaufen und den ersten Auftrag annehmen wollten.

Sarah musste sich zunächst etwas orientieren und brauchte dafür eine ganze Weile. Aber letzten Endes sollte sich die Lobby als in bestimmte Zonen eingeteilt heraus stellen. Eine für den Handel mit MODULAR-Teilen, eine für den Handel mit Zubehör, so etwas wie Wartungsroboter, einen Bereich in dem momentan freie Stützpunkte angeboten werden sollten, einen in dem Hilfspersonal seine Dienste anbot und den letzten Bereich, der zum Vergeben und Annehmen von Aufträgen diente. So kompliziert es zunächst ausgesehen hatte, umso einfacher war es am Ende, nicht zuletzt weil die Lobby letzten Endes gar nicht so groß war. Nun galt es zu klären, womit Sarah als erstes beginnen sollte. Sinnvoll erschien es ihr zuerst eine Basis aufzutreiben oder eben den MODULAR zusammen zu stellen. Nach einer längeren Phase des Nachdenkens entschied sie sich für den MODULAR und betrat den entsprechenden Bereich. Direkt als sie eine markierte Zone überschritten hatte materialisierte sich ein weiterer dieser Avatare direkt vor ihr.
„Guten Tag, Abomination. Ich bin ihr automatischer Assistent und Berater für den Bau eines MODULARs“, sprach dieser sie nun auch noch unerwarteter Weise mit einer stark verzerrten Stimme an, die Sarah wegen eben dieses Verzerrungsgrads weder einem Mann noch einer Frau zuordnen konnte.
„Ich verstehe, ein Bot für die Kaufberatung also“, antwortete sie und stellte fest, dass auch ihre Stimme auf eine ähnliche Art und Weise in dieser Welt verzerrt war. „Habe ich hier Zugriff auf alle möglichen Bauteile und Waffensysteme oder gibt es noch einen anderen Bereich den ich nicht kenne?“, fragte sie dann.
„Jeder Hersteller für MODULAR-Bauteile ist verpflichtet diese genau hier anzubieten. Dies soll den Wettbewerb fair halten, sowie die Unabhängigkeit der Protectoren von den Konzernen garantieren. Sie haben daher auf jedes davon Zugriff, sofern sie im Stande sind den Preis dafür zu bezahlen“, antwortete der Avatar.
„In Ordnung. Dann zeige mir jetzt eine Übersicht über die möglichen Teile“, befahl nun Sarah und zwischen den beiden erschien ein holographisches Display, das sie förmlich mit Bauteilen erschlug. Die Liste war unmöglich lang und es wäre wahrscheinlich unmöglich sie alle zu kennen, durch zu sehen und abzuwägen. Wie sollte sie effektiv eine solch bedeutende Entscheidung treffen, die möglicherweise über ihr Überleben oder ihren Tod entscheiden könnte, wenn sie mit den Optionen völlig überfordert war?
„Da dies ihr erster Besuch im MODULAR-Shop ist, gestatten sie mir bitte ihnen einige Ratschläge zu erteilen“, begann sich der Bot zu Wort zu melden. „Ihr MODULAR sollte ihrem Kampfstil entsprechen. Daher sollten sie sich früh entscheiden welcher Gewichtsklasse und welcher Generation ihr MODULAR entsprechen sollte. Bedeutend für diese Abwägung dürfte ebenfalls ihre bevorzugte Kampfreichweite sein. Bevorzugen sie einen Kampf auf große Entfernungen oder versuchen sie lieber in die Nähe ihrer Feinde zu gelangen und wirklich großen Schaden mit Klingen und Schwertern zu hinterlassen?“, begann der Bot zu reden und Sarah dachte genau über seine Worte nach. Sie selbst kannte ihren Kampfstil wohl eindeutig am besten und tatsächlich würde dies helfen um die Auswahl der Teile entsprechend einschränken zu können. Sie hatte bereits viele Konfigurationen im Simulator ausprobiert, aber ihrem Stil am ehesten entsprochen hatten tatsächlich immer die der mittleren Gewichtsklasse, welche mit möglichst unterschiedlichen Waffensystemen bestückt waren.
„Bitte zeige mir eine Ansicht über mittelschwere Bauteile an und geben sie mir eine Übersicht über die Baukosten für MODULARs der entsprechenden Generation“, antwortete Sarah dem Bot.
„Sehr gerne, Abomination“, antwortete dieser und die Liste passte sich entsprechend an. Zusätzlich öffnete sich eine Ansicht über die Kosten der entsprechenden MODULAR-Generationen, welche den Preis mit den billigsten und den teuersten Bauteilen anzeigte.
„Hier stimmt doch etwas nicht. Was ist mit den Generationen 8, 9 und 10? Die sind hier gar nicht aufgeführt“, stellte Sarah fest.
„Die MODULAR-Generationen 9 und 10 sind Overlords vorbehalten. Die MODULAR-Generation 8 ist Protectoren des Ranges SS oder Overlords vorbehalten“, antwortete der Bot.
„Rang SS? Dieser Rang existiert doch eigentlich gar nicht“, kommentierte Sarah etwas verwirrt.
„Ein allgemeiner Irrtum, da Rang SS für jene Protectoren vorbehalten ist, die es abgelehnt haben zum Overlord aufzusteigen. Dies ist in der gesamten Geschichte des Berufs nur fünfmal vorgekommen, daher wissen nur wenige von der Existenz dieses Ranges“, antwortete der Bot und verwirrte Sarah nur noch weiter. Wer würde einen Aufstieg zum Overlord ablehen? Das war doch völlig absurd. Außer vielleicht man wollte lieber weiter Kampfaufträge ausführen und sich auf Schlachtfeldern bewegen. Dennoch war dies etwas, das Sarah nicht verstehen konnte. Und deshalb widmete sie sich auch lieber wieder der Preisliste. Enttäuscht musste sie feststellen, dass ihr Startkapital niemals für einen MODULAR der 6ten oder 7ten Generation gereicht hätte. Das beste was sie sich leisten könnte, wäre ein MODULAR der 5ten Generation und dann wäre ihr gesamtes Geld aufgebraucht und sie hätte nichts mehr für die Basis und die Wartungseinheiten übrig. Sie musste sich also mit einer Maschine der 4ten Generation Begnügen und hoffen, dass sie sich schnell hocharbeiten würde. Dies teilte sie dem Bot mit, der die Liste anpasste. Die Entscheidung war immer noch schwierig, aber nach und nach begann Sarah ein paar Konfigurationen zusammen zu stellen, welche ihr anschließend in einem holographischen 3D-Modell angezeigt wurden und verwarf sie dann wieder um etwas anderes zu versuchen. Die weitaus schwierigste Herausforderung war dabei tatsächlich das balancieren von Tragkraft, Energiereserven, Boosterstärke, Wärmeableitung und Bewaffnung. Wie sollte sie sich nur entscheiden? Wie würde sie ihren MODULAR bauen und würde dieser dann ihrem Kampfstil auch entsprechen? Sarah wusste schon gar nicht mehr wie viel Zeit sie in der Lobby verbracht hatte. Es mussten mehrere Stunden gewesen sein. Aber sie hatte es geschafft und ihren ersten MODULAR zusammen gestellt. Es haltete sich um einen mittelgewichtigen Zweibeiner mit einem leichten Torso, ungewöhnlich starken Boostern und einer interessanten Waffen-Zusammenstellung, die hoffentlich auf alle Reichweiten effektiv wäre. Die starken Booster hatten außerdem dafür gesorgt, dass Sarah sich lieber für konventionelle Waffensysteme entschieden hatte anstelle von Energiewaffen. `Vielleicht beim nächsten Mal´, dachte Sarah sich dabei, während sie sich für die Shell-Gun, das Äquivalent einer Schrotflinte für MODULARs und einen Flammenwerfer als Armwaffen entschieden hatte und zwei zielgelenkte Raketenwerfer, welche insgesamt 12 Raketen gleichzeitig abfeuern konnten als Schulterwaffen hinzu fügte. Die Torsowaffen waren jedoch das, was den Schaden anrichten würde. Zwei schwere Gattlings und eine schwere Kanone würden da sicherlich genügend Durchschlagskraft aufbringen um selbst die Panzerungen der wirklich starken Feinde zu durchbrechen. Die Maschine war zudem recht schnell für ihre Bewaffnung und der Booster würde für noch weitere Geschwindigkeit sorgen. Allerdings war der Torso auch leicht und vergleichsweise gering gepanzert, was wahrscheinlich neben der nicht besonders hohen direkten Nahkampf-Fähigkeit, die größte Schwäche wäre. Für den Anfang würde es aber sicherlich genügen, dachte sich Sarah. Als Basis hatte sie sich einen unglaublich tollen Bereich im Gebiet der Handelsunion auftreiben können, welche der Konzern war der auf dem europäischen Kontinent die Vorherrschaft hatte. Ihre Basis lag dabei im Südwesten an der dortigen Küste. Von dort aus waren eigentlich die meisten Gebiete recht einfach zu erreichen für einen MODULAR. Selbst die Amerikanischen Kontinente wären es. Das würde ihr ermöglichen eine Vielzahl von Aufträgen anzunehmen. Zu guter Letzt hatte Sarah noch eine kleine Armee von Wartungs- und Reinigungsrobotern bestellt, sowohl für den MODULAR als auch für die Basis selbst, sowie eine Vorrichtung um selbstständig Komponenten am MODULAR auswechseln zu können. Nun war ihr Startkapital völlig aufgebraucht und sie musste noch eine ganze Weile darauf warten, bis sie aus ihrer eher mittelmäßigen Wohnung mitten in der Großstadt in die Basis umziehen konnte und nochmal einige Zeit bis sie den MODULAR erhalten würde. Erst dann könnte sie den ersten Auftrag annehmen und ausführen. Aber das war ihr für den Moment egal, als sie sich völlig fertig aus der virtuellen Umgebung ausloggte und sich nicht einmal die Mühe machte das Gerät abzunehmen, sondern lieber gleich im Bett liegen blieb und versuchte sich auszuschlafen.

Tatsächlich war es nun soweit, dass Sarah in ihre neue Basis einziehen würde. Nach einer längeren Reise aus dem nördlichen Bereich des Nord Amerikanischen Kontinents über den Atlantik war sie nun endlich im entsprechenden Gebiet angekommen. Sarah wusste, dass es praktisch unmöglich war als normale Arbeiterin das Konzerngebiet zu verlassen und dass dies höchstens in Ausnahmesituationen genehmigt wurde. Aber als Protectorin war dies unerwartet einfach. Es wurde lediglich nach ihrer ID gefragt, wohl um zu bestätigen, dass sie tatsächlich eine Protectorin war. Danach wurde sie förmlich durch gewunken und nicht einmal mehr Fragen über das Warum und Wieso wurden ihr gestellt. Das waren also die Privilegien für Protectoren, über die man schon im Kindesalter gehört hatte. Auch ihr Transport direkt zum Basisgebäude selbst war bereits organisiert, wobei Sarah es hier bevorzugte die normalen Verkehrsmittel zu verwenden, was eine Magnetbahn und ein selbstfahrendes Taxi waren, anders als manche anderen Protectoren, die gerne in außen gepanzerten und innen luxuriös eingerichteten Vehikeln die Basis wechselten. Sie wollte nicht unbedingt auffallen. Die kultische Verehrung von Protectoren durch die normale Arbeiterschaft störte sie eher, als dass sie sich daran aufbaute. Allerdings sollte sie nicht schlecht staunen als sie ihr neues Zuhause mitten im nirgendwo erreichen sollte. Das Gebäude war wesentlich größer als es auf den Bildern in der Lobby ausgesehen hatte. Was ihr auch niemand mitgeteilt hatte, war dass sich eine gewaltige Mauer um das Gebäude herum befinden sollte, die mit selbstfeuernden Geschützen aller möglicher Art besetzt waren und wohl sogar im Stande wären eine kleine Armee aufzuhalten. Dazu schien der Standort auf einer Klippe direkt am Meer nicht ohne Grund gewählt worden zu sein. Nicht nur dass sich die Basis wohl nach unten in den Felsen fortsetzte und dort wohl die MODULARs gelagert wurden, im Felsen befand sich offensichtlich auch ein gewaltiges Metalltor, dass wohl der Ausgang für die MODULARs sein würde. Wobei sich noch ein weiterer Ausgang mitten in der Basis befand, der wohl aber in dem Falle genutzt werden sollte, dass der MODULAR mit Hilfe von Helikoptern transportiert würde. Auf jeden Fall eine Anschaffung, die Sarah in Betracht zog, sollten ihre ersten Aufträge erfolgreich sein. Ein anderer Grund für den Standort am Meer war jedoch die Selbstversorgung der Basis mit Wasser, wobei die Basis ihre eigene Entsalzungsanlage betrieb. Das wäre sicherlich wichtig, denn der südliche Teil des europäischen Kontinents war mittlerweile durch die globale Erwärmung zu einer einzigen Wüste geworden. So auch der Standort ihrer Basis. Dafür war es kein großes Problem mehr Energie in diesem Gebiet zu gewinnen. Nicht nur dass Solar-Zellen und Windgeneratoren unglaublich effektiv geworden waren, durch die klimatische Veränderung in diesen Gebieten war hier der optimale Einsatzort dafür geworden. Selbstverständlich versorgte die Basis von Sarah sich ebenfalls über einige dieser Gerätschaften selbst mit Energie. Zusätzlich war die Basis jedoch auch an die Netzwerke der Handelsunion angeschlossen, nur um die Option zu haben, wenn sie gebraucht würde. Etwas verunsichert von der Größe ihres Gebäudes und den ganzen Geschützen trat Sarah näher an das Tor heran. Dabei richteten sich die automatischen Geschütze auf Sarah aus, was sie definitiv erschreckte. Angstschweiß lief ihr an allen möglichen Stellen aus dem Körper, von denen sie bisher nicht einmal gewusst hatte, dass diese existierten. Was wäre, wenn diese Geschütze eine Fehlfunktion hätten und sie nicht erkannt werden würde? Dann wäre sie schneller tot als sie bis eins zählen könnte. Eine ganze Reihe von Lasermechanismen aktivierte sich und tastete sie einmal komplett ab um auch wirklich kein Detail ihres Körpers zu übersehen.
„Sicherheitsabfrage erfolgreich. Willkommen zu Hause, Abomination“, sprach die plötzlich eine dieser typischen verzerrten Stimmen, wie Technologie sie üblicher Weise abgab, an und die Tore durch die Mauer und in die Basis hinein öffneten sich selbstständig. Noch etwas verwirrt sah Sarah sich um, bevor sie schnell einmal tief durch atmete und eintrat. Würde das jetzt jedes Mal genauso ablaufen, wenn sie die Basis zu Fuß verließ und wieder zurück kehrte? Würde sie sich irgendwann eventuell daran gewöhnen oder müsste sie irgendetwas machen damit eine solche Rückkehr nicht jedes Mal eine Gefahr für ihr Leben bedeutete? Das alles war jedoch erst einmal egal als sie durch die Tür des Gebäudes trat. Sarah sollte direkt die Kinnlade runter fallen, denn die Basis in der ihre Familie sie damals groß gezogen hatte, hatte weder diese Größe, noch dieses Maß an Luxus gehabt. Dazu rannten Roboter im gesamten Gebäude herum und schienen sich darum zu kümmern das Gebäude permanent sauber zu halten. Als sie ihre verglichen kleine Tasche mitten im Gang abstellte um sich um zu sehen, nahm sich direkt einer der Roboter dieser an und sortierte deren Inhalt automatisch im Haus weg. Ob das ein Zufall war, dass sie einfach nur diese Basis erwischt hatte oder hatten andere Protectoren aus ihrem Zyklus auch ein solches Glück bei der Auswahl? War dies möglicher Weise der gesellschaftliche Stand auf dem sich Protectoren eigentlich bewegten? Wenn dem so war, wie viel besser mussten dann die Overlords gestellt sein? Sarah konnte sich da nämlich ohnehin kaum noch eine Steigerung zu dem was sie hier besaß vorstellen.

Nachdem Sarah sich mit allen Räumlichkeiten vertraut gemacht hatte und festgestellt hatte, dass die Basis offensichtlich dazu gedacht war noch weitere Personen aufzunehmen und jedem davon eine gewisse Privatsphäre zu bieten, war ihr nun auch klar, weshalb das Gebäude so groß war. Dennoch waren ausreichend Räume für ganze zehn Personen vorhanden und keiner müsste sich dabei besonders einschränken. Aber das Ziel war es hier wahrscheinlich, dass auch zukünftige Angestellte von Sarah die Basis so wenig wie möglich verlassen müssten und es auch wollten. Die tatsächliche Action ging allerdings unter dem Wohnbereich ab, wo man bereits ihren bestellten MODULAR in den unterirdischen Hangarbereich geliefert hatte. Tatsächlich war auch dieser gigantisch und würde ihr Platz für noch 4 weitere vollständige MODULARs bieten, die damit jederzeit einsetzbar wären, sowie noch einige weitere Bauteile um beschädigte zu ersetzen oder die Maschinen einfach nur auf eine andere Art von Einsatz anzupassen. Bei allem dem sah Sarah jedoch auch die ersten Probleme auf sich zukommen. Eine solche Basis zu unterhalten würde sicherlich nicht billig werden. Ihre Geldreserven waren für die Anschaffungen die sie jetzt gerade begutachtet hatte aufgebraucht worden und sie brauchte sicherlich bald einige Techniker. Angefangen mit Experten für Roboter und aufgehört mit einem Experten für Informationsverarbeitung und Sicherheit. So toll sie alles hier auch fand, wenn es jemand schaffen würde die Sicherheitssysteme von außerhalb zu überwinden, etwa durch Hacken, hätte sie ein großes Problem. Dazu kam der Kredit der Protectoren-Organisation, den sie möglichst bald wieder zurück bezahlen müsste, da sie ja schon eine ganze Weile auf diese Basis und ihren MODULAR gewartet hatte. Sarah musste also zusehen, dass sie ihre ersten Aufträge annehmen würde, wenn sie nicht in größere Schwierigkeiten kommen wollte. Aber zumindest bis Ende des Tages könnte das sicherlich auch noch warten, dachte Sarah sich, als sie sich in dem Wohnbereich, den sie sich für sich selbst ausgewählt hatte, in einen der unglaublich gemütlich aussehenden Sessel fallen ließ und sich erst einmal kräftig ausstreckte. Danach schaltete sie sich eines der Online-Unterhaltungsprogramme an und ließ sich von einem der Haushaltsroboter ein kühles Getränk aus dem Kühlschrank bringen. Ja so ließ es sich leben, dachte Sarah sich, während sie wahlweise auf das Unterhaltungsprogramm und wahlweise durch das Panorama-Fenster auf das offene Meer hinaus sah, wo die Sonne bereits am Untergehen war. Es war nur angemessen, dass sie das zumindest bis zum Ende des Tages noch genießen würde, bevor sie einen Auftrag annehmen würde. Schließlich könnte jeder Auftrag eines Protectoren der letzte sein.

Der erste Auftrag: Der Protest

Sie hatte es also getan und ihren ersten Auftrag angenommen. Die Handelsunion wollte ein paar Unruhestifter in ihrem Gebiet los werden, die sich zu einem Protest für bessere Bezahlungen und gegen das Ersetzen von ihnen durch Roboter versammeln wollten. Ein ungewöhnlich gut bezahlter Auftrag dafür, dass nicht einmal erwartet wurde, dass die Demonstranten Waffensysteme aufbringen könnten, die einem MODULAR schaden könnten. Aber die Aufgabe war moralisch schon sehr unterirdisch. Demonstranten stoppen und gegebenfalls gewaltsam zu vertreiben, die nichts weiter wollten als eine vernünftige Bezahlung für ihre Arbeit, mit der sie sich selbst und ihre Familien dann auch vernünftig ernähren könnten, das war schon eine ziemliche miese Nummer. Aber Sarah hatte den Auftrag angenommen, weil sie das Geld dringend brauchte um der Organisation der Protectoren den Start-Kredit zurück zu bezahlen. Wenn die Sache gut gehen würde, dann bräuchte sich das vielleicht bald nie wieder zu machen. Es gab auch immer noch die Option, dass ihr Erscheinen die Leute so verängstigte, dass sie einfach schnell nach Hause gehen würden und Sarah gar nichts tun müsste. Eine Lösung, die ihr sicherlich am liebsten wäre. Nur sehr langsam ging sie in den Hangarbereich ihrer Basis, wo ihr MODULAR der 4ten Generation bereits wartete. Routiniert wie eh und je begab Sarah sich in das Cockpit der Maschine und tätigte nacheinander alle Schalter, die nötig waren um das Vehikel zu starten. Weitere Betätigungen von Schaltern, lösten die Haltevorrichtung des Hangars und öffneten die gewaltigen Tore aus massivem Metall. Ein letzter Schalter schien ein Förderband zu aktivieren, dass den MODULAR durch das Tor bewegte. Direkt nach Verlassen der Basis sollte die Maschine einige Meter nach unten ins Meerwasser fallen, wo jedoch die Automatik den Sturz abfangen sollte. Das Meer war dort wo der MODULAR heraus gefallen war allerdings nur gerade einmal so tief, dass der Modular mit dem Fuß einsinken sollte. Langsam setzte Sarah den MODULAR in Bewegung und nahm den Kurs zu ihrem Zielort auf. Das Steuern eines echten MODULARs fühlte sich dabei völlig anders an, wie der Simulator, den sie bei der Organisation der Protectoren genutzt hatte. Sie fühlte sich stark und mächtig darin. So als gäbe es nichts, was sie so bald antasten könnte. Geschweige denn irgendetwas dass ihr Schaden könnte. Selbst Naturgewalten würden sich für Sarah in diesem Moment nicht bedeutend anfühlen. Aber dieses Gefühl war gefährlich. Andere MODULARs konnten ihr gefährlich werden. Das musste ihr zu jeder Sekunde klar sein, selbst wenn keine erwartet wurden, wie bei diesem Auftrag. Und so bewegte sie sich weiter in die Stadt in der ihr Auftrag stattfinden sollte und in der sie offensichtlich bereits erwartet wurde. Die Arbeiter hatten in der Hauptstraße, die groß genug war für gleich mehrere MODULARs, einige Barrikaden errichtet und sich dort mit Baufahrzeugen und einigen Baustellen-Robotern eingefunden. Obwohl wenn sie ein paar Waffen, wie leichte Maschinengewehre und leichte ungelenkte Raketenwerfer dort angebracht hatten, wären diese Gerätschaften immer noch absolut keine Gefahr für Sarahs MODULAR. Sie begann sich schnell einmal umzusehen und nahm die Umgebung in Augenschein. Sie zählte vier Baukräne und acht große Baustellen-Roboter. Die Gebäude könnten aber ohne Schwierigkeiten weitere Feinde verbergen. Allerdings wenn nicht ein Wunder geschehen wäre und diese Arbeiter irgendwoher einen MODULAR hergezaubert hätten, waren diese versteckten Feinde genauso schnell und einfach erledigt wie die übrigen zwölf. Dazu zeigte das Radar keine weiteren Feinde an. Sarah entschied also ein paar weitere Schritte auf die Barrikaden zu zugehen und das Außenkommunikations-System zu aktivieren.
„Arbeiter der Handelsunion. Dieser Protest ist hiermit aufgelöst. Geht friedlich nach Hause und ich werde euch keinen Schaden zufügen“, sagte Sarah, wobei der MODULAR es extrem laut und mit einer massiven Stimmverzerrung nach außen weiter gab, so dass es nicht nur unmöglich wäre zu erkennen, dass sich in Wahrheit eine junge Frau in der Maschine befand und es zwangsweise äußerst bedrohlich wirken musste.
„Geh du doch nach Hause, Drecksprotector!“, tönte es plötzlich aus den Reihen der Demonstranten.
„Solltet ihr den Kampf mit mir suchen, werdet ihr alle sterben“, meldete sich Sarah noch einmal zu Wort.
„Und wenn wir einfach nach Hause gehen, haben wir nicht genug Geld um zu überleben…“
„…von unseren Familien fangen wir gar nicht erst an!“
„Ich hab ne kranke Tochter zu Hause die ich nicht mit Medikamenten versorgen kann, weil mir der Dreckskonzern nicht genug dafür bezahlt. Aber ich soll einfach heim gehen?“
„Mein Vater braucht einen Krückstock zum Gehen und meine Mutter kann nicht mehr aus dem Bett aufstehen.“
„Und ich hab nichts zum Beißen gesehen seit zwei Tagen.“
Diese Leute waren offensichtlich in sehr verzweifelten Notsituationen und würden sich nur schwer davon überzeugen lassen, einfach aufzugeben und zu gehen. Aber Sarah wollte dennoch nicht, dass es auf diese Weise enden würde. Am liebsten wäre sie einfach umgedreht und zurück in ihre Basis gegangen. Aber sie war selbst in einer Notlage. Sie brauchte das Geld um ihre Schulden bei der Organisation der Protectoren zu bezahlen. Sie hatte keine Ahnung wie lange diese sich noch hinhalten lassen würde, bevor sie Sarah selbst zum Ziel von Protectoren erklären würde. Dazu kam noch, dass es Sarah nicht klar war, wie genau die Organisation reagieren würde, wenn sie einfach einen Auftrag nicht beendete. Und selbst wenn sie damit durch käme: Wer garantierte ihr, dass ihr nächster Auftrag nicht etwas viel schlimmeres sein würde als diese Aufgabe jetzt?
„Ich bitte euch… Ich möchte nicht, dass es auf diese Weise endet. Geht einfach friedlich nach Hause und kehrt zu einem anderen Zeitpunkt wieder zurück“, versuchte sie noch einmal eindringlich auf die Leute einzureden, nachdem ihr klar war, dass Einschüchterung äußerst zwecklos wäre. „Wenn ihr jetzt einfach nach Hause geht, wird euch nichts geschehen“, fügte sie noch hinzu.
„Damit uns zu Hause die Sicherheitsroboter einfach einkassieren können? Uns wird nichts passieren? Schieb dir deine Dreckslügen in den Arsch!“, antwortete einer der Demonstranten.
„Fick die Protectoren-Schweine!“ „Mörder!“ „Wir scheißen auf euch, ihr käufliches Pack!“, fügten weitere noch hinzu.
„Ihr habt es unbedingt so haben wollen!“, schrie nun Sarah durch die Außenkommunikations-Anlage und ließ ihren Modular seine Armwaffen ausrichten, sowie zwei Schritte vortreten. Immer noch hoffte sie, dass dieses Vorgehen die Leute einfach nur so verängstigte, dass sie nach Hause gingen, aber leider war dies nicht was geschehen sollte. Anstelle dessen schlugen nun plötzlich Projektile von einem der Maschinengewehre in die Schulterpanzerung ihres MODULARs ein und verfehlten die Raketenwerfer nur sehr knapp. Ein Treffer an der richtigen Stelle hätte die geladenen Raketen zur Explosion bringen und den MODULAR zerstören oder zumindest sehr stark beschädigen können, trotz dessen starker Panzerung. Weitere Schüsse schlugen in den Torso und wurden von dessen Panzerung aufgehalten, was anderenfalls Sarahs Tod bedeutet hätte. In einer Reflex-Reaktion erwiederte Sarah das Feuer auf den Bauroboter, der ihr am nächsten war und feuerte ihre Gattlings auf diesen ab. Dieser hielt den Waffensystemen des MODULARs nicht allzu lange stand und explodierte direkt. Panische Schreie aus der Menge der Demonstranten drangen zu Sarah vor, die offensichtlich vergessen hatte die Außenkommunikation abzuschalten. Erschrocken davon und von dem was sie gerade getan hatte, zog sie sich schnell zwei Schritte mit ihrem MODULAR zurück.
„Der Protector hat uns angegriffen! Feuer!“, konnte Sarah jemanden schreien hören und die Bauroboter begann mit ihren an den Armen montierten leichten Maschinengewehren und die Baukräne mit ihren Raketen, die an deren Hebearm montiert waren, zu feuern. Das Feuer war wie zu erwarten war extrem ungenau. Explosionen von Raketen rissen Stücke aus dem Beton der Hochhäuser und Kugeln schlugen überall ein, nur nicht in den MODULAR von Sarah, die sich verwirrt noch zwei weitere Schritte zurück ziehen sollte. Nur hin und wieder schlugen Projektile in die Panzerung ihrer Maschine ein und prallten dann als Querschläger daran ab. Was ihr am gefährlichsten werden konnte waren diese Raketen von den Baukränen. Ein einziger Treffer dieser Waffen an der richtigen Stelle ihres MODULARs wäre fähig ihn vollständig zu zerstören. Allerdings waren auch die Maschinengewehre der Bauroboter nicht zu unterschätzen. Und so entschied Sarah die Raketenwerfer zu aktivieren und wartete nun auf die Zielerfassung. `Schneller, schneller, na los doch!´, dachte Sarah sich, während jeweils zwei Raketen auf eines der noch übrigen elf Ziele aufgeschaltet wurden. Die Zeit bis dorthin verging völlig schleppend und weitere Raketen und Projektile zerrissen in der Zeit weitere Hausfassaden. Trümmer regneten dabei auf die Straße und machten diese sehr bald nur noch für einen MODULAR überhaupt noch passierbar. Plötzlich krachte eine Rakete direkt vor Sarahs Maschine in den Beton und explodierte dort. Trümmerteile krachten dabei gegen die Maschine und hinterließen laute Geräusche, die Sarah im Inneren noch wahr nehmen konnte. Zu ihrem Glück war jedoch weder das Bein noch der Fuß ihres MODULARs hiervon beschädigt worden. Endlich! Die Zielaufschaltung war beendet und Sarah ließ sich nicht zwei Mal bitten und feuerte. Schnell rasten die Raketen auf alle ihre Ziele zu und hinterließen nicht zu unterschätzende Explosionen als sie einschlugen. Die offensichtlich ungepanzerten Baustellen-Fahrzeuge zerrissen davon einfach oder brachen unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Erneut panische Schreie über das Außenkommunikations-System, dass Sarah immer noch nicht abgeschaltet hatte. Plötzlich fegte ein roter Laser rechts an ihrem MODULAR vorbei und ein gewaltiges Projektil dass Sarah einer Kanone zuordnete raste vorne von links nach rechts durch ihr Blickfeld. In einer schnellen Reflex-Reaktion aktivierte Sarah nun die Booster und bewegte ihren MODULAR nach rechts in einen Abzweig, bevor eine Reihe Raketen, die ebenfalls von links kamen, sie treffen konnten. Zwei weitere Laser-Strahlen krachten ebenfalls in die Straße und verfehlten sie. Das war doch völlig unmöglich. Das Radar zeigte zwei andere MODULARs an und auch die Waffensysteme, die von ihnen bisher gezeigt worden waren deuteten sehr stark darauf hin. Vorsichtig wagte Sarah einen Blick auf die beiden neuen Feinde und stellte schockiert fest, dass es sich tatsächlich um MODULARs der 1sten Generation handelte. MODULARs der ersten Generation hatten eine sehr grobe Form und bestanden meist aus einem Würfel- oder Kugelförmigen Torso der auf Beinen montiert war und einer Reihe an Waffensystemen, die man an diesem Torso angebracht hatte. In Falle dieser beiden MODULARs handelte es sich um einen Würfelförmigen Torso auf vier Beinen mit zwei Waffensystemen, die offensichtlich auf Energie basierten und einem Kugelförmigen Torso auf normalen zwei Beinen mit jeweils einem Energiewaffensystem und einem konventionellen. Dazu sollte ein gewaltiger Raketenwerfer direkt auf dem Torso des Würfelförmigen MODULARs angebracht sein. Gehörten die ebenfalls zu diesen Demonstranten? Und wenn nicht wieso griffen diese sie an? Generell war Sarah recht irritiert davon, dass tatsächlich noch jemand diese alten Relikte verwendete. Wobei es das wohl unter den Protectoren öfter gab, dass einige einfach über ihren Verhältnissen lebten und schlecht mit ihren Verdiensten wirtschafteten, was dann dazu führte, dass sie billige MODULARs steuern mussten und schlecht bezahlte Aufträge annehmen um weiterhin existieren zu können. Es gab aber auch immer noch die Möglichkeit, dass diese Demonstranten diese Maschinen aus recycelten Teilen zusammen gebaut hatten und Mitglieder dieser Gruppe sie steuerten. Vielleicht steckte aber auch etwas ganz anderes dahinter. Fakt war in jedem Fall, dass diese Maschinen zwar veraltet, aber durchaus gefährlich waren und auch einem MODULAR der 4ten Generation schwere Schäden zufügen konnten. Sarah blieb jedoch keine Zeit darüber noch länger nachzudenken, denn der Würfel feuerte schnell den roten Laserstrahl ab, wobei er Sarah verfehlte, die mit dem Booster erneut zur Seite gewichen war und nun mit den Gattlings Gegenfeuer geben sollte, während sie hinter einer Hausfassade verschwand. Dort wartete jedoch der Kugelförmige MODULAR und feuerte seine Kanone ab, wobei er lediglich das Haus treffen sollte. Eine gewaltige Explosion ereignete sich und schleuderte weiteren Beton, Glas und Metall durch die nähere Umgebung des Einschlags, während Sarah nun die Booster für einen Sprung nutzte und die Maschine auf einem weiteren Gebäude landete, das hoffentlich stabil genug wäre um ihre Maschine auszuhalten. Dennoch nahm sie den kugelförmigen Feind wieder mit ihren Gattlings unter Feuer, bevor dieser seine Kanone wieder abfeuern konnte. Schnell wich dieser selbst mit Hilfe eines Boosters zur Seite, während er einige ungenaue Schüsse mit seiner anderen Waffe abgab, bei der es sich offensichtlich um ein Energiegewehr handelte. Plötzlich krachte ein blauer Laser von rechts in die Panzerung von Sarahs MODULAR, während ein weiterer roter Strahl ihn verfehlte und in das Gebäude dahinter krachte. Der blaue Laser hatte jedoch nur einen leichten Schaden an der Panzerung hinterlassen, so dass Sarah schnell mit Hilfe des Boosters zurück wich und nun hinter dem Gebäude landete, dass ihr bisher als Podest zur besseren Sicht gedient hatte. Schockiert musste sie anschließend mit ansehen, wie es von einem Projektil aus der Kanone des kugelförmigen MODULARs zur Explosion und zum anschließenden Einsturz gebracht wurde.

Das war wesentlich extremer als Sarah sich ein reales Gefecht mit MODULARs jemals vorgestellt hätte und übertraf den Simulator noch bei weitem darin. Gewaltige Beschleunigungskräfte rissen an ihr und sie hatte nicht mehr die geringste Ahnung wie hoch ihr Puls und ihr Blutdruck waren. Schweiß lief über ihren gesamten Körper und ihre Augen waren weit aufgerissen während sie mit den Boostern durch eine der Straßen fegte und dabei immer dann einen der beiden Feinde links oder rechts mit Gattlings unter Feuer nehmen sollte als sich eine Lücke in der Häuserfront auftat. Sie musste jedoch vorsichtig sein. Sie hatte bereits ein Viertel der Munition dieser Waffen eingesetzt. Außerdem ging die Booster-Energie aus, so dass Sarah nun wieder Deckung hinter einer Häuserfront suchte, während Laserstrahlen des würfelförmigen Feindes in das Gebäude einschlugen. So würde es nicht weiter gehen. Nicht nur das die Schäden an den Straßenzügen und der Stadt langsam gewaltig wurden, sie hatte noch keinen einzigen Treffer an ihren Feinden gelandet. Auf einmal entschied sich der kugelförmige Feind zu einem Sprung und kam ihr dabei mit den Boostern immer näher. Anscheinend wollte auch er die Entfernung verringern um den einen großen Treffer aus der Nähe zu landen, der den Kampf beenden würde. Das wäre Sarahs Chance, wenngleich es auch ein hohes Risiko wäre. Wäre er schneller, wäre dies das Ende für Sarah. Als der Feind nun direkt rechts neben ihr landete reagierte Sarah schnell darauf indem sie den Flammenwerfer abfeuerte. Dies schien der Pilot dieses MODULARs nicht erwartet zu haben und ging in schnellen Schritten zurück, während die Flammen nicht nur schwere Schäden an der Panzerung anrichteten, sondern sicherlich auch die Wärmeableitung der Maschine stark überfordern sollten und dem Piloten die Sicht raubten. Der perfekte Moment um schnell einige Schüsse mit der Shell-Gun abzugeben, welche auf diese kurze Entfernung die aufgeheizte Panzerung zerreißen sollte als würde diese nur aus Papier bestehen. Den letzten Rest sollte die schwere Kanone erledigen, welche in den Torso einschlug und die gesamte Maschine mit voller Wucht ein gutes Stück mit sich nach hinten riss, wo der besagte Torso vollständig explodierte und lediglich noch die Beine übrig blieben, welche nun einfach zur Seite umkippen sollten. Der erste Gegner war beseitigt, Jetzt fehlte nur noch der zweite. Aber wo war dieser hin? Das Radar zeigte nichts an. War der etwa so schockiert, dass er sich nun einfach zurück gezogen hatte? Mit bloßer Gewalt wurde Sarah aus ihrer Wunschvorstellung gerissen, als nacheinander sechs Raketen hinten in ihre Maschine einschlugen und dort explodierten. Die hintere Panzerung nahm dabei schwere Schäden, aber sie hielt stand. Schnell drehte Sarah ihre Maschine um, nur um zwei Treffer von dem blauen und dem roten Laser direkt in den Haupttorso und die linke Schulter ein zu stecken. Der linke Raketen-Werfer riss dabei ab, der Torso selbst hielt jedoch weiterhin stand, wenngleich die Panzerung mittlerweile angeschlagen sein musste. Der rechte Raketen-Werfer hatte jedoch seine Zielerfassung abgeschlossen und Sarah erwiederte das Feuer schnell mit dessen sechs Raketen. Offensichtlich in Panik wich der würfelförmige Feind mit dem Booster zur Seite, wo Sarah ihn bereits erwartet hatte und ihn mit dem Projektil ihrer Kanone begrüßte. Ein gewaltiger Einschlag schien den MODULAR außer Balance zu bringen und schien eines seiner Beine mit getroffen zu haben. Ein letztes Mal feuerte der Feind seinen roten Laser ab und verfehlte sein Ziel um Längen bevor die sechs Raketen in seinen schwer beschädigten Torso einschlugen und ihm den Rest gaben. Eine gewaltige Explosion sollte den Straßenzug und den Feind zerreißen und damit das gewaltige Gefecht beenden. Erst jetzt sollte Sarah auffallen, dass sie sich wieder in der Hauptstraße befand. Dort wo die ganze Sache angefangen hatte. Erneut konnte sie panische Schreie über die Außenkommunikations-Anlage, die sie immer noch nicht abgeschaltet hatte vernehmen. Aber dieses Mal waren auch Schreie des Schmerzes zu hören. Lautes Weinen und Schreie des Klagens. Und da war dieses ganze Blut! War sie es gewesen, die das verursacht hatte? Und wie hatte ihr das die ganze Zeit nicht auffallen können? Innerlich begann sich alles in Sarah zusammen zu ziehen. Das Gefühl sich übergeben zu wollen machte sich breit und es wurde unglaublich schwer für sie zu atmen. `Sie hatte das getan!´, dachte sie sich erneut während sie mit weit aufgerissenen, schockierten Augen beobachtete wie einzelne Demonstranten versuchten andere aus Trümmerhaufen zu befreien oder zumindest deren Leichen zu finden. Weiter hinten sollte ihr dabei eine besonders große Gruppe von Leuten auffallen, die versuchte einen besonders großen schweren Betontrümmer zu bewegen. Hatte es überhaupt Sinn diesen Trümmer bewegen zu wollen? Wäre derjenige der darunter lag nicht ohnehin schon Matsch? Plötzlich krachten von weiter weg drei Plasma-Projektile in den Straßenzug und erweiterten sich Halbkugelförmig. Die Leute schrien noch einmal lautstark bevor sie von der Zerstörungskraft dieser Waffe mitgerissen wurden. Nichts blieb mehr von den Demonstranten übrig außer drei gewaltigen Kratern in der Straße. Wer war das? Wer hatte das getan? Erschrocken stellte Sarah nun fest, dass ein weiteres Plasma-Projektil auf sie abgefeuert worden war. In einer unglaublich schnellen Reaktion aktivierte sie die Booster ihres MODULARs und steuerte diesen seitlich in eine der abzweigenden Straßen, so dass das Projektil sie nicht nur verfehlte, sondern die Hochhäuser ihr auch als Deckung dienen würden. Hatte sie außerdem richtig gesehen? Ein dunkelroter MODULAR der 5ten Generation hatte sie gerade angegriffen? Wieso? Und wieso hatte er zuvor alle Demonstranten getötet? Gehörten die anderen beiden MODULARs die sie gerade zerstört hatte zu ihm? Was ging hier überhaupt vor sich?

Der erste Auftrag: Sarah Johnson (Abomination) VS Bloodpool

Sarah erkannte den dunkelroten MODULAR wieder. Sie hatte bereits von diesem Protector gehört, der sich immerhin auf dem D-Rang und damit ganze zwei Ränge über ihr befand. Er hatte sich den Namen „Bloodpool“ gewählt und dieser Name schien bei ihm offensichtlich Programm zu sein. Er hatte bereits bewiesen, dass er keine Gnade mit seinen Feinden kannte und auch nicht zögerte harmlose Zivilisten zu töten. Angeblich sollte er außerdem die Möglichkeit gehabt haben im Rang längst noch einmal aufgestiegen zu sein. Aber er bevorzugte es Aufträge wie diese an zu nehmen, wo er möglichst viele Menschen töten konnte, anstelle von höherrangigen Aufträgen wo er gegen andere Protectoren antreten sollte und nur einen oder zwei Menschen töten konnte. Dennoch konnte Sarah nicht vermeiden, dass sie sich erneut fragte was hier zum Teufel nochmal eigentlich vor sich ging. Gehörte dieser Protector zu den Demonstranten? Wenn ja, wie konnten diese sich einen hohen D-Rang-Protector überhaupt leisten? Und weshalb hatte er sie dann alle umgebracht? Und wenn nicht, musste ihn ein Konzern geschickt haben. Welcher wäre das? Welcher andere Konzern würde davon profitieren in dieser Weise in einen eskalierten Protest einzugreifen? Oder war auch Bloodpool von der Handelsunion bezahlt worden um die Spuren und Zeugen zu beseitigen, so dass diese den ganzen Vorfall Sarah in die Schuhe schieben könnten und Bloodpool als den großen Helden in der Not, der den Amok laufenden Protector beseitigt hätte ausgeben zu können? Egal welche Version hier zutreffen sollte, Sarah blieb nicht die Zeit um lange darüber nach zu denken. Sie hatte es mit einem gewaltigen Monster von einem Gegner zu tun und es war unklar ob sie diesem Feind überhaupt gewachsen wäre. Ihr Gegner steuerte zu seinen gefährlichen Fähigkeiten auch noch einen MODULAR der 5ten Generation und war ihr damit um eine Generation voraus. Der mittelschwere, dunkelrote MODULAR war offensichtlich mit einer Plasma-Kanone auf seiner linken Schulter bewaffnet und mit einer genauso großen Waffe auf der rechten Schulter, die Sarah nicht hatte erkennen können. Zudem nutzte Bloodpool zwei Handfeuerwaffen, von denen eine wie ein schnellfeuerndes Energie-Gewehr aussah und die andere wie ein Scharfschützengewehr für MODULARs. Zudem war Sarah sich sicher, dass das Vehikel eines Feindes auch noch mindestens eine, vielleicht sogar zwei interne Waffen im Torso verbaut hatte. Dazu sollte sie seine Geschwindigkeit nicht unterschätzen. Es handelte sich immerhin um einen mittleren MODULAR der 5ten Generation. Und den sollte sie nun mit ihrem bereits angeschlagenen MODULAR der 4rten Generation bekämpfen, der schon einige Schäden an der Panzerung erhalten und einen Raketenwerfer verloren hatte, sowie einiges an Munition bereits eingesetzt hatte? Sie hatte doch überhaupt keine Chance. Noch dazu lief ihr Einsatz schon eine ganze Weile. Unter der Voraussetzung, dass sie auch noch zurück zu ihrer Basis musste, würde die Energie ihres MODULARs vielleicht noch 15 oder 20 weitere Minuten reichen. Das einzige was Sarah nun noch einfallen sollte um lebend aus dieser Situation zu kommen war der Versuch zu verhandeln. Aber auf welcher Basis sollte Sarah mit einem Monster wie diesem Bloodpool verhandeln? Was könnte er wollen? Und da dies ihr erster Auftrag war, konnte sie ihm auch keine Bezahlung anbieten. Dennoch musste sie es versuchen und aktivierte die Kommunikation, wobei sie auch die Gelegenheit nutzte und endlich die Außenkommunikation abschaltete.
„Ich muss gestehen, dass ich gerade etwas enttäuscht bin. Sie hatten mir versprochen, dass es sich bei Abomination um einen echten Wunderanwärter handeln würde und als du die anderen beiden erledigt hast, hatte ich mir tatsächlich ein paar Hoffnungen gemacht. Aber dass du auf so billige Weise versuchst dein Leben zu retten ist wirklich erbärmlich und einem Protector unwürdig“, meldete sich Bloodpool mit einer klaren Männerstimme mittlerer Tonlage, die Sarah vom Klang her einem Mann zwischen 40 und 50 zuordnen würde. Offensichtlich schien er sich auch nicht die Mühe zu machen seine Stimme zu verzerren oder in einer anderen Art seine Identität zu verbergen.
„Aber es muss doch irgendeinen anderen Weg geben, wie wir uns einig werden können. Wir trennen uns friedlich und du erzählst denen, dass du mich erledigt hast. Ich verschwinde und komme nie wieder. Du kassierst dein Geld und ich überlebe. Oder ich weiß… Ich sprenge meinen MODULAR und verlasse ihn vorher. Damit wird es so aussehen als ob du gewonnen hast und ich...“, begann Sarah völlig aufgeregt und unkontrolliert loszureden. Offensichtlich wurde die gesamte Situation langsam ein wenig zu viel für sie. Erst die Demonstranten, denen sie nichts tun wollte, aber es trotzdem getan hatte und jetzt dieser Kerl hier, der bereit war absolut jeden zu töten, der ihm im Weg stand.
„Lass mich ganz offen zu dir sein: Es gibt keinen Weg wie du dein Leben jetzt noch retten könntest. Nicht nachdem du mich so richtig angepisst hast. Die Organisation ist wirklich sehr lasch mit ihren Voraussetzungen geworden und mittlerweile lassen sie offensichtlich jedes kleine Mädchen in MODULARs, dass einem Ausbilder schöne Augen machen kann. Ihr alle seit eine Schande für den Berufsstand des Protectors und genauso schändlich wirst du nun zu Grunde gehen“, unterbrach Bloodpool sie einfach und brach die Verbindung ab. Sie war sich doch sicher, dass sie einen Stimmverzerrer aktiviert hatte. Woher wusste Bloodpool also, dass es sich bei Sarah um eine noch recht junge Frau handelte? Hatte er das etwa durch die Stimmverzerrung noch hören und erkennen können? Und was maßte dieser Kerl sich gerade an? Sie und eine Schande für die Protectoren? Wenn dann waren doch eher Typen wie er ohne jede Moral und ohne jedes Gefühl eine Schande für den Berufsstand. Es waren Mörder wie er die den Ruf von Protectoren bei den Leuten befleckten und das alles machte Sarah richtig wütend. So sehr sogar, dass sie entschied zu kämpfen. Selbst wenn das hier ihr unausweichliches Ende wäre, einfach würde es dieser Bloodpool nicht gemacht kriegen. Ein Entschluss den sie keine Sekunde zu früh getroffen hatte, denn wie ihr Radar bereits anzeigte setzte ihr Feind sich gerade in Bewegung und startete seinen ersten Angriff.

Sarah blieb nicht viel Zeit um diesen Feind zu analysieren. Und dabei bräuchte sie dringend eine Schwachstelle an ihm die sie ausnutzen könnte. Aber das einzige was ihr für den Moment einfallen sollte, war die Tatsache, dass dessen MODULAR mit seiner dunkelroten Bemalung doch ziemlich auffiel in einer grau-braunen Stadtumgebung. Sarahs eigener MODULAR war tatsächlich in der grau-metallic Färbung geblieben, in der sie ihn auch bestellt hatte. Es war nicht mit Absicht geschehen, aber sie konnte sich sicher sein, dass ihr diese Farbe ein minimales Maß an Tarnung in dieser Umgebung einbrachte. Ferner waren da die vielen Energiewaffen ihres Feindes, die ihm sicherlich an die Energie gehen würden, so dass er die Booster nicht in dem Maße einsetzen konnte und damit nicht ganz so mobil wäre, wie es auf den ersten Blick den Anschein hätte. Sarah fiel ebenfalls auf, dass die meisten Waffen zwar extrem schwer und durchschlagskräftig waren, aber nicht über viel Munition verfügen konnten. Allerdings hatte Bloodpool ganz klar den Vorteil, dass er mit beinahe vollen Vorräten in diesen Kampf eintrat und sie bereits einen großen Teil verschossen hatte. Das war alles was Sarah in der kurzen Zeit einfallen sollte, bevor ihr Feind in eine gute Schussposition kommen sollte, aber es war zumindest etwas. Damit könnte sie arbeiten. Der Rest würde sich hoffentlich gleich von selbst ergeben. Und so nutzte Sarah schnell die Booster um sich selbst in eine gute Schussposition zu bringen und einen Überraschungsfaktor zu haben und nutzte sie weiter um den MODULAR seitwärts zu driften, während sie versuchte das automatische Zielsystem auf den Feind auszurichten. Dieser war jedoch eindeutig schneller und feuerte mit seinen beiden Handfeuer-Waffen auf sie. Der seitliche Drift bewirkte jedoch, dass das Sniper-Gewehr sie verfehlte und lediglich eine geringe Zahl der kleinen grünen Energieprojektile in ihre Panzerung einschlugen. Auch die Plasma-Kanone verfehlte sie, bevor sie hinter einem Gebäude verschwand und schnell den MODULAR zu Fuß weiter bewegen musste, während der Booster wieder auflud. Ihr Feind ließ jedoch nicht locker und kam schon bald auch hinter dem Gebäude hervor. Allerdings nun feuerte Sarah mehrmals mit ihrer Shell-Gun, da sie nun nahe genug für diese Waffe war und setzte mit den Gattlings nach als sich Bloodpool offensichtlich verwirrt mit den Boostern zurück zog und wieder links in einer Abzweigung hinter einem anderen Gebäude verschwand. Schnell stürmte Sarah nun hinter ihrem Feind her, der jedoch plötzlich von den Boostern angetrieben hinter seiner Deckung hervor sprang und erneut ein gewaltiges Plasma-Projektil auf Sarah abfeuern sollte. Sarah gab ihrem Impuls zurück weichen zu wollen jedoch nicht nach und stürmte weiter voran, was der Grund war, weshalb sie von diesem Angriff ebenfalls verfehlt wurde. Schnell feuerte sie die gewaltige Haupt-Kanone ab, aber das Projektil verfehlte den Feind um Längen, da dieser bereits wieder nach unten stürzte und auf dem Dach eines Gebäudes landete, von wo er schnell mit seinem schnellfeuernden Energie-Gewehr schoss und Sarah damit zurück zwang. Warnleuchten blinkten im Cockpit ihrer Maschine und Signaltöne betäubten ihre Ohren, während einige der kleinen grünen Energie-Projektile in ihre Panzerung krachten und dort sicherlich einige Schäden anrichteten. Aber auch Sarah feuerte beide Gattlings auf den Feind ab, der von wesentlich mehr ihrer Projektile getroffen worden sein musste, als sie von seinen. Dennoch zeichnete sich noch lange kein sichtbarer Schaden an Bloodpools Maschine ab, während Sarahs Schadensanzeige bereits einen mittleren Schaden an der Panzerung des Torsos und einen leichten Schaden am rechten Arm anzeigte. Das Zielerfassungssignal für die Raketen meldete sich. Genau der richtige Moment um sie abzufeuern, dachte Sarah sich und jagte Bloodpool den Schwarm aus acht Raketen nach. Dies blieb von Bloodpool jedoch nicht unbemerkt, so dass er schnell hinten wich und vom Gebäude sprang, dass ihm als Podest gedient hatte. Nun war es Sarah, die ihm mit den Sprungtriebwerken folgte und auf dem selben Gebäude landete, während sie das Feuer durch die Gattlings weiter aufrecht erhielt und bei der Landung von einem Plasmaprojektil verfehlt wurde. Dieses krachte stattdessen in den Wolkenkratzer dahinter und riss in einer gewaltigen Explosion ein ganzes Stück aus dem Gebäude. Sarah ließ sich jedoch nicht verwirren und jagte Bloodpool ihre Kanone hinter her, verfehlte ihr Ziel aber ebenfalls, da dieser schnell zur Seite hinter eine andere Gebäudereihe gewichen war. Das Projektil krachte nun stattdessen in die Straße, wo es einen gewaltigen Krater hinterlassen sollte. Plötzlich gab das Gebäude, das Bloodpool mit seiner Plasma-Kanone beschädigt hatte nach und begann in der Richtung zu kippen in der ein großes Stück davon fehlte, was dummerweise genau die selbe Richtung war in der sich gerade auch Sarah mit ihrem MODULAR befand. Schockiert aktivierte Sarah die Booster und nutzte sie für einen Rückwärtsschub in der Hoffnung, dass das Gebäude sie noch verfehlen würde, denn ein ganzes Hochhaus von mehreren hundert Metern Höhe, würde auch ein zwölf Meter hoher MODULAR nicht einfach aushalten können. Angstschweiß tropfte ihr vom Gesicht, als das Gebäude nur wenige Zentimeter vor ihr zu Boden ging und dabei eine gewaltige Staubwolke aufwirbelte, die ihr die Sicht einschränkte und es unmöglich machte etwas zu erkennen. Das war überstanden jetzt musste sie nur noch… Plötzlich krachte ein gewaltiges Projektil von hinten in den rechten Arm ihres MODULARs und die darauf folgende Explosion riss diesen einfach ab. Lautstark schrie Sarah auf, als die Maschine zur Seite geschleudert wurde und die Automatik offensichtlich Probleme hatte das Gleichgewicht zu halten. Ein weiteres dieser Projektile krachte in den noch übrigen Raketenwerfer und rissen diesen ebenfalls mit einer Explosion ab. Sarah konnte fühlen wie sich ihr Körper innerlich zusammen zog, aber sie musste weiter machen, sonst würde sie ganz sicher sterben. Gerade jetzt wo sie doch das Gefühl hatte, dass es sie es endlich geschafft hatte gesellschaftlich ein wenig aufzusteigen. Schnell nutzte sie den Booster und wich zur Seite, so dass sowohl das dritte dieser Projektile, als auch ein weiteres Plasma-Projektil sie verfehlten. Die halbkugelförmige Expansion des Plasma-Projektils fand jedoch so schnell statt, dass sie ihren MODULAR noch erreichte und ihm einen ungewollten Stoß in die selbe Richtung gab, in die Sarah ohnehin gerade auswich. Das führte dazu, dass sie unkontrolliert in die nächste Wand krachte und dort erst mal einen kurzen Moment bleiben sollte.

Was war gerade passiert? Sarah hatte den Angriff, der sie den Raketenwerfer und den rechten Arm gekostet hatte, gar nicht kommen gesehen. Nicht mal auf dem Radar war Bloodpool zu sehen gewesen. Er musste aus sehr großer Entfernung geschossen haben, was die Projektile, die sie getroffen hatten zwangsweise zu denen des Scharfschützen-Gewehrs machen musste. Diese gewaltige Durchschlagskraft und dann hatte er sie auch noch erwischt als sie gerade mit etwas völlig anderem beschäftigt gewesen war. Ob er das alles so geplant hatte? Kein Wunder dann, dass zwei Ränge über ihr war, wenn er zu solchen Aktionen fähig war. Aber Sarah wusste auch, dass sie jetzt nicht einfach aufgeben durfte, egal wie mächtig ihr Feind wäre. Das würde ihr sicheres Ende bedeuten. Schnell trat sie aus dem Gebäude in dem sich ihr MODULAR befand auf die Straße zurück, drehte sich nach links und nutzte direkt die Booster für einen Rückwärtsschub, um Bloodpool der ebenfalls mit seinen Boostern auf sie zukommen sollte entkommen zu können. Dabei feuerten beide durchgehend mit ihren Schnellfeuer-Waffen aufeinander und fügten Schüsse mit ihren übrigen Waffensystemen an, als ihnen die Gelegenheit günstig erschien. Mehrere Plasma-Projektile verfehlten die Maschine von Sarah mal mehr, mal weniger knapp, während auch sie nicht einen einzigen Treffer mit ihrer Kanone an Bloodpool landen konnte. Allerdings trafen die meisten der Schüsse mit ihrer Gattling und tatsächlich konnte sie erste Kratzer an der roten Panzerung ihres Gegners feststellen. Wobei das ein lächerlicher Schaden war gegen das was dieser bereits an ihrer Maschine hinterlassen hatte. Sie brauchte einen anderen Plan und musste etwas riskieren, wenn sie irgendetwas erreichen wollte, so viel wusste Sarah. Und so entschied sie sich dazu schlagartig die Richtung zu wechseln und nun mit Hilfe der Booster auf ihren Feind zu zurasen. Dieser wich nicht zurück und hielt das Feuer der Schnellfeuer-Energie-Waffe weiter aufrecht, ebenso wie Sarah weitere Projektile aus den beiden Gattlings auf ihn einregnen ließ. Plötzlich stoppte Bloodpool und schien für einen kleinen Sekundenbruchteil mit der Situation überfordert zu sein. Eine bessere Chance würde Sarah nicht bekommen, so dass sie nun erneut ihre Haupt-Kanone abfeuerte. Ein gewaltiges Projektil krachte in die Maschine von Bloodpool und brachte diese offensichtlich für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht, so dass die Automatik sogar einen Ausgleichsschritt ausführen musste. Jetzt durfte Sarah nicht nachlassen. Die Nachladezeit der Kanone war zwar die längste unter allen ihren Waffen, aber relativ kurz verglichen mit denen seiner Plasma-Kanone oder des Scharfschützen-Gewehrs. Und dennoch war sie immer noch zu lange. Sarah wurde schrecklich nervös und das obwohl keine zwei Sekunden gedauert hatte. Schnell jagte sie dem feindlichen Protector ein weiteres Projektil entgegen, dass dieses mal direkt in die linke Schulter wo der gesamte Arm der Maschine abgerissen wurde, was den Verlust des Scharfschützen-Gewehrs bedeutete. Zusätzlich dazu war das Projektil jedoch auch noch durch die Plasma-Kanone geschlagen und hatte diese gleich mit zertrümmert. Erneut war Bloodpools Maschine damit aus dem Gleichgewicht geraten und musste dieses erst einmal ausgleichen, bevor er wieder Handlungsfähig wäre. Noch einen weiteren Schuss, dieses Mal in den Torso und Sarah könnte ihn vielleicht wirklich besiegen. `Schneller! Schneller, verdammt!´, dachte sie, während ihre Hauptkanone sich mit einem weiteren Projektil laden sollte. Als sie dieses Mal jedoch feuerte nutzte Bloodpool die Booster und wich zur Seite und das obwohl seine Automatik die Balance noch nicht vollständig ausgeglichen hatte. Schnell begann die andere Schulterwaffe die er hatte auszufahren und Sarah erkannte sie daraufhin wieder. Panisch begann sie sich mit Hilfe ihres Boosters nach rechts zu bewegen, wo ihr ein Gebäude Schutz bieten sollte. Plötzlich krachte das Projektil jedoch durch das Gebäude hindurch und auch durch die nächsten beiden, wobei der Sog den es dabei hinterlassen sollte genügte um sie alle zum Einsturz zu bringen. Sarah hatte das Ganze nur überstanden weil sie trotz der Deckung nicht stehen geblieben war. Auch dieser Feind verfügte über eine Railgun. Eine der mächtigsten Waffen, die einem Protector zur Verfügung stehen sollten. Und da waren immer noch die internen Waffen, die Sarah vermutete, zusätzlich zu dem Schnellfeuer-Energie-Gewehr, dass Bloodpool immer noch besitzen sollte. Sie hatte keine Chance. Nicht gegen diesen Feind. Plötzlich meldete sich außerdem ein weiteres Warnsignal in ihrer Maschine. Es war das Signal, dass ihr das bevorstehende Ende ihrer maximalen Einsatzdauer klar machen sollte. Ausgerechnet jetzt. Als ob die Lage nicht schon beschissen genug gewesen wäre. Sie würde sterben! Sie würde ganz sicher hier sterben! Bei ihrem ersten Einsatz! Das konnte doch nicht wahr sein! Das dürfte einfach nicht wahr sein!

Ihr gesamter Oberkörper zog sich zusammen. Ihr Herz musste rasen und Sarah war sich sicher, dass ihre Augen weit aufgerissen sein mussten. Das Atmen fiel ihr schwer. Diese Railguns waren schon im Simulator schreckliche Waffensysteme gewesen, aber im echten Leben waren sie sogar noch viel schlimmer. Ein einziger Fehler und das wäre ihr Ende. Sie musste jetzt ihre Ruhe bewahren. Sie hatte schon einmal einen Feind mit einer Railgun besiegt, auch wenn das nur ein arroganter Anwärter gewesen war und dann auch nur in einem Simulator, aber sie hatte ihn trotz der Tatsache, dass er über diese Waffe verfügte besiegt. Außerdem war völlig klar, dass Bloodpool diese Waffe nicht direkt noch einmal einsetzen könnte. Die Nachladezeiten für Railguns waren meistens sehr lange. Wenn sie eine Chance hatte in die Offensive zu gehen, dann war sie jetzt. Und so stürmte sie nun hinter dem Gebäude hervor, dass ihr nun wieder als Deckung gedient hatte und nahm den Feind mit Gattlings und der Kanone unter Feuer, während sie weiter auf ihn zustürmte. Dieser wich zurück und gab Gegenfeuer mit seinem Schnellfeuer-Energie-Gewehr, aber beide landeten offensichtlich nur wenige Treffer. Plötzlich stoppte das Feuer von Sarahs Gattlings einfach. Und auch die Kanone reagierte nicht mehr auf die Feuertaste. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Ihr konnte unmöglich jetzt im kritischsten nur möglichen Moment auch noch die Munition ausgegangen sein! Nur wenig später sollte jedoch auch das Feuer der grünen Energie-Projektile von Bloodpool stoppen, woraufhin dieser die Handfeuerwaffe zur Seite schleuderte. Scheinbar war ihm das Selbe passiert und offensichtlich konnte er Sarah auch nicht mit seinen Boostern entkommen, da er die Energie für sein Sperrfeuer verwendet hatte, die er nun für die Booster gebraucht hätte. Er entschied sich also ebenfalls auf Sarah zu zustürmen, die ihm weiterhin näher kommen sollte. Die Railgun schien seine letzte Waffe zu sein. Würde er noch über weitere Waffensysteme verfügen, hätte er diese längst abgefeuert, dachte Sarah sich. Offensichtlich waren die Waffen, die er bereits eingesetzt hatte sehr schwer und weitere hätten die lediglich mittelschwere Bein- und Torso-Konstruktion wahrscheinlich zu sehr belastet oder die Booster nutzlos gemacht. Aber auch sie hatte nichts mehr was sie einsetzen konnte. Es gab also nur noch eine Möglichkeit diesen Kampf weiter zu führen. Und so hielt sie weiter auf ihren Gegner zu, der das selbe tat. Plötzlich entschied Bloodpool wie erwartet einen Faustschlag mit dem übrigen rechten Arm seines MODULARs auszuführen und Sarah wich nach links aus, so dass der Schlag sie verfehlen musste. Anschließend nutzte sie selbst den rechten Arm ihrer Maschine für einen Schlag und landete einen Volltreffer in Bloodpools Torso, der sich von der gewaltigen Wucht sichtbar nach innen verbiegen sollte und kurzzeitig die Automatik beim Wiederherstellen der Balance fordete. Als Sarah jedoch einen weiteren Schlag nachsetzen wollte, nutzte Bloodpool die Booster und bewegte sich geschickt hinter sie, wo er seinen MODULAR ihren am Rücken packen ließ und die Maschine in ein ohnehin schon zerstörtes Gebäude rammte. Auch bei Sarah war die Automatik mit dem Halten der Balance kurzzeitig überfordert, was Bloodpool direkt ausnutzte und gleich drei weitere Faustschläge gegen den Torso ausführte. Gewaltige Erschütterungen schleuderten Sarah im Cockpit nach allen Seiten, aber sie fing sich wieder und rammte ebenfalls den Arm ihres MODULARs in den Torso ihres Gegners, der eine weitere Beule erhielt. Nun packte Bloodpool den MODULAR von Sarah frontal und nutzte seine Booster um die Maschine mit einer eigenen zurück zu schieben. Sarah erkannte das jedoch und gab ihm Gegenschub mit ihren eigenen Boostern, wobei sie beide kurzzeitig in einem Kräftemessen verharrten, bei dem keiner vorwärts oder rückwärts kommen sollte. Da ihnen offensichtlich beiden die Energie ausgehen sollte, schalteten sie beide relativ zeitgleich die Booster wieder ab und Sarah bereitete sich auf einen weiteren Schlag mit dem Arm ihrer Maschine vor. Bloodpool war jedoch schneller und verpasste ihr vorher einen Faustschlag, gefolgt von einem Tritt mit dem linken Bein gegen das ihres MODULARs. Dieses verbog sich bei dem unglaublich heftigen Treffer ein Stück und die Automatik, welche die Balance wieder herstellen sollte, versagte. Ohne dass Sarah irgendetwas tun konnte um das zu verhindern sollte ihr MODULAR nach links umfallen und war nun völlig bewegungs- und handlungsunfähig, während Bloodpool damit begann weitere Tritte gegen ihren Torso auszuführen. Dieser sollte sich dabei immer weiter nach innen verbiegen, was dazu führte dass auch die Cockpitwand Sarah immer näher kommen sollte. Nun war es tatsächlich vorbei. Es gab nichts mehr dass sie noch tun konnte. Dies war tatsächlich ihr Ende. Beim ersten Auftrag getötet, von einem gnadenlosen Psychopathen wie diesem Bloodpool. Plötzlich sollte Sarah sich jedoch an eine letzte Sache erinnern, die sie noch tun konnte und sie fühlte sich völlig dämlich, dass ihr das nicht schon viel früher eingefallen war. So schnell sie konnte richtete sie den Arm ihres MODULARs auf den von Bloodpool aus und feuerte ihren darin verbauten Flammenwerfer auf ihn ab. Bloodpool stoppte seine Bewegungen und Sarah war sich sicher, dass sie seine Schmerzensschreie sogar durch die beiden MODULARs hindurch hören konnte. Offensichtlich war auch Bloodpools Cockpit stark beschädigt worden und nun nicht mehr dicht genug um ihn vor den extrem heißen Flammen dieser Waffe zu beschützen, so dass er nun bei lebendigem Leibe in seiner Maschine verbrannte. Immer weiter schrie der einst so mächtige Protector vor Schmerzen auf, aber Sarah zeigte keine Gnade und feuerte die Waffe weiter ab, so lange bis auch die Munition des Flammenwerfers verbraucht war und er nicht mehr auf den Tastendruck reagierte, der ihn abfeuern sollte. War er tot? War es damit vorbei? Zumindest reagierte der rote MODULAR jetzt schon eine Weile nicht mehr, so dass Sarah ungewollt einmal tief durchatmete. Sie hatte gerade gewonnen. Sie hatte diesen unmöglichen Kampf gerade gewonnen. Erst jetzt fielen ihr allerdings die Kopfschmerzen auf, die sie hatte. Und die Platzwunde am Kopf, sowie das Blut, dass aus dieser heraus und über ihr Gesicht lief. Sie musste sich in dem engen MODULAR-Cockpit den Schädel angehauen haben, als sie in dieser Nahkampf-Situation durchgeschüttelt worden war. Generell bemerkte sie erst jetzt den hohen Adrenalin-Pegel den sie unweigerlich von der gesamten Aktion bekommen haben musste. Plötzlich reagierte jedoch die Kommunikations-Anlage auf etwas. Sollte Bloodpool die gesamte Aktion etwa überlebt haben? Das erste was sie durch die Anlage zu hören bekommen sollte, war langes Gelächter, dass sie jedoch sehr schwach anhören sollte.
„Besiegt von einem kleinen Mädchen. Ich hatte dich offensichtlich unterschätzt. Du hast es verdient die Bezeichnung Protector zu tragen. Sei stolz darauf, wenn wir gemeinsam ins Jenseits eintreten werden“, brachte Bloodpool noch raus, bevor man seine Atemnot durch die Kommunikations-Anlage hören konnte und dann gar nichts mehr. Offensichtlich war er tatsächlich gerade gestorben. Er hatte nicht einmal mehr den Kommunikations-Kanal schließen können. Aber was meinte er damit, dass sie gemeinsam ins Jenseits eintreten würden? Sarah lebte doch offensichtlich noch. Auf einmal wurde es ihr schlagartig klar und in einer letzten verzweifelten Tat aktivierte sie noch einmal die Booster ihres MODULARs und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen die beiden zu bringen, als der MODULAR von Bloodpool in einer gewaltigen Explosion verging, wie sie ein überlasteter Reaktor üblicherweise hinterließ.
„ARRRR!!!!“, schrie Sarah noch auf als diese sie und ihre Maschine noch erreichen sollte und zurück bis in ein mehrere hundert Meter entferntes Hochhaus schleudern sollte, wo sie regungslos liegen bleiben sollte.

Huh? Was war geschehen? War sie tot? Nein, dafür waren ihre Kopfschmerzen einfach immer noch zu intensiv. Wieso war ihr dann aber immer noch schwarz vor Augen? Was war geschehen? Nur sehr langsam begann Sarah ihre Augen wieder zu öffnen. Wieso war es hier so dunkel? Ach ja, natürlich. Die Energie ihres MODULARs musste mittlerweile verbraucht sein. Dann funktionierten auch keine Bildschirme mehr und auch sonst nichts, was ihr einen Hinweis geben konnte wo sie war und was gerade geschehen sein konnte. Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Langsam und immer noch extrem verwirrt, begann Sarah ihre Umgebung zu ertasten. Ach ja, richtig. Das Cockpit hatte im Kampf einige Schäden davon getragen und nun waren die Wände noch näher an ihr dran, als sie es ohnehin schon waren. Wo war der Entriegelungsmechanismus für den Notfall? Und würde dieser überhaupt noch funktionieren bei diesem Maß an Beschädigungen? Und wo war diese verdammte Mechanismus jetzt überhaupt hingekommen? Erst nach einer ganzen Weile der Suche fand Sarah etwas, dass sich anfühlte wie ein Hebel, der wirkte als könnte er diesem Zweck dienen. Noch etwas unsicher begann sie ihn zu ziehen. Er war äußerst schwergängig und Sarah hatte kaum noch Kraft übrig, aber sie gab ihr Bestes. Sie konnte unmöglich im MODULAR bleiben und hoffen, dass sie irgendjemand vielleicht dort raus holen würde. Mittlerweile hatte sie den Hebel jedoch bis zu dem gezogen, was sie für den Anschlag gehalten hatte und immer noch war nichts geschehen. Sie versuchte es noch einmal und danach noch ein weiteres Mal. Aber es war sinnlos. Nichts schien zu geschehen. Panik begann sich in ihr auszubreiten. Musste sie jetzt hier drinnen bleiben in dieser Enge? Und wie lange? So lange bis sie verhungert wäre oder sogar noch länger? Würde es überhaupt jemanden interessieren, dass sie hier drinnen eingeschlossen war? Wütend begann sie gegen die Abdeckung zu schlagen und dies mit der Betätigung des Hebels zu kombinieren. Es war zwar völlig sinnlos, aber es war das einzige was ihr in dieser Situation noch zu tun einfallen sollte. Sie hatte längst den Überblick darüber verloren wie lange sie es versucht hatte, als sich die Abdeckung tatsächlich öffnete und ihr den Blick nach draußen frei gab. frische Luft von außen drang ein und füllte ihre Lungen. Jetzt musste sie nur noch aus diesem Metallmonster wieder raus kommen. Aber das sollte sich für Sarah als das wesentlich geringere Problem heraus stellen, auch wenn der Platz wirklich mehr als nur knapp sein sollte. Langsam versuchte sie sich aufzurichten als sie den MODULAR verlassen hatte und drohte direkt wieder umzufallen. Aber Sarah fand etwas woran sie sich abstützen konnte. Verwirrt begann sie sich umzusehen. Ganze Straßenzüge waren völlig zerstört. Gebäude eingestürzt oder vernichtet und lediglich Krater an diesen Stellen übrig geblieben. Waren sie gerade bewohnt gewesen? Oder arbeitete gerade jemand dort drinnen? All diese Zerstörung, alle diese Toten. Und das nur wegen ihr und weil sie einen Auftrag für einen Konzern ausgeführt hatte. Aber sie selbst hatte überlebt und so sehr sie es versuchte zu leugnen, sie freute sich darüber, dass sie noch am Leben war. War das aber überhaupt erlaubt im Angesicht dieser schrecklichen Situation? War das nicht schrecklich egoistisch und unmenschlich? Genauso sich darüber Gedanken zu machen, wie sie nun mit diesem Schrotthaufen hinter sich verfahren sollte, der einst ihr erster MODULAR gewesen war? Das ganze war so absurd. Es war so schrecklich absurd, dass Sarah nicht verhindern konnte dass sie in einer völlig verstandlosen Art und Weise zu lachen begann, während sie langsam hören konnte, dass Bergungsteams und Roboter langsam eintreffen sollten.

Die Nachwirkungen: Der Wiederaufbau

„…und nun zu den Sondermeldungen. Im 54sten Bezirk von City 33 im Gebiet der Handelsunion fand vor ein paar Tagen ein Gefecht zwischen zwei Protectoren statt. Nachdem der D-Rang Protector Bloodpool eine Gruppe Demonstranten angegriffen hatte, schritt der Neuling Abomination heldenhaft ein und besiegte nach einem langen, schwierigen Kampf den wesentlich stärkeren D-Rang Protector. Dennoch hinterließ der Kampf der beiden MODULARs gewaltige Schäden an der Stadt. Die Zahl der Opfer befindet sich noch in der Erfassungsphase. Dennoch ist die Handelsunion dem Protector Abomination, bei dem es sich wohl scheinbar um den ersten Auftrag gehandelt hatte, sehr dankbar für sein schnelles und effektives Eingreifen. Die Menschen von City 33 sind es ebenso…“, tönte es aus dem internen Lautsprecher der Magnetbahn, die Sarah gerade nutzte um aus dem Unfall- und Heilzentrum, dass sie wegen ihrer Verletzungen am Kopf besucht hatte, zurück in ihre Basis zu kommen. Ein kleiner Bildschirm im oberen Bereich des Abteils indem sie sich befand, zeigte bei der Nachrichtenmeldung gerade einige Szenen aus der Schlacht. Sie erinnerte sich an das was sie dort zu sehen bekam. Die Handlungen hatten genauso stattgefunden, wie es die Bilder zeigten. Aber die gesamte Situation war völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Es war Sarah gewesen, die zuvor die Demonstranten angegriffen hatte, nicht Bloodpool. Diese Szenen wurden einfach nicht gezeigt. Dieser Bericht war damit ungefähr so viel wert, wie die Wurst, die sie vor ihrem Aufbruch in die Toilette des Unfall- und Heilzentrums gelegt hatte. Aber das alles lag nicht in Sarahs Händen. Genauso wenig wie die Heilung ihrer Verletzungen aus dem Gefecht. Sie schien hier großes Glück gehabt zu haben, denn tatsächlich musste ihre Kopfverletzung nicht genäht werden und mit großer Wahrscheinlichkeit würde nicht einmal mehr eine Narbe zurück bleiben. Auch die Gehirnerschütterung war lediglich leichter Natur und alle Verwirrung, die sie in den ersten Momenten noch verspürt hatte war bereits im Zentrum schon wieder vergangen. Da nicht viel unternommen werden musste und man sie praktisch direkt wieder zurück in ihre Basis geschickt hatte, würde sich auch die Rechnung dafür recht niedrig halten, so viel war Sarah klar. Damit waren die einzigen Schäden die sie davon getragen hatte, die ihrer Psyche und der zerstörte MODULAR. Von letzterem wurden von einem kleinen Bergungssonderzweig der Handelsunion zumindest die Überreste in ihre Basis zurück gebracht. Danach könnte sie sehen, was genau sie damit anfangen würde oder ob sie ihn nicht einfach komplett ersetzen sollte. Die Psyche war jedoch das weitaus größere Problem. Das war ihr erster Auftrag gewesen und so ziemlich alles war schief gelaufen, was es nur hatte können. In der Ausbildung hatte man ihr zwar beigebracht, dass jeder Auftrag den man als Protector überlebt hatte und unter dem Strich mit Gewinn hinter sich gebracht hatte, ein erfolgreicher Auftrag gewesen war, aber dennoch kam Sarah nicht umhin alles zu hinterfragen. Alle diese Toten und Verletzten. All diese Zerstörung und das nur weil es Menschen wie sie gab, die solche Dinge für Geld taten, wie sie es tat. Die Demonstranten, die sie später getötet hatte, hatten recht gehabt. Sie war eine Mörderin, ein käufliches Stück Dreck und keine Beschützerin der Menschheit, wie sie selbst gedacht hatte. Mittlerweile war sie an der Haltestelle angekommen, hatte die Magnetbahn verlassen und war auf ein Taxi umgestiegen. Ach ja richtig. Die Handelsunion hatte ursprünglich angeboten, sie mit einem von deren Fahrzeugen, wie sie sonst nur von Overlords verwendet wurden, zurück zur Basis zu bringen. Sarah hatte jedoch dankend abgelehnt. Diese Heldenverehrung, die ihr mittlerweile angedacht wurde missfiel ihr völlig. Sie hatte eine Gruppe Demonstranten getötet. Mindestens tausend. Und nur weil sie dann einen anderen Protector aus bloßer Selbstverteidigung getötet hatte, sollte sie eine Heldin sein? War die Welt mittlerweile komplett ausgerastet? Und was ging hier eigentlich vor sich? Sarah konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, während sie langsam die besiedelten Gebiete verlassen sollte und in der Wüste ankam, die Basis konnte nun nicht mehr allzu weit sein. Nicht einmal die konnte sie wirklich über das Geschehen hinweg täuschen und das obwohl sie nicht leugnen konnte, dass sie sich darauf freute was sie dort erwartete. War das überhaupt erlaubt sich in ihrer Position auf so etwas zu freuen? Sollte sie nicht lieber zusehen, dass sie diese Basis ganz schnell wieder los wurde? Sollte sie nicht lieber zusehen, dass sie diese Geschichte irgendwie unter die Leute bringen würde? Die wahre Geschichte, die auch beinhaltete, was sie selbst getan hatte? Würde ihr das überhaupt irgendjemand glauben? Und würde man ihr dann nicht wahrscheinlich Protectoren schicken um sie umbringen zu lassen? Nein, Sarah blieb wohl keine andere Wahl als darüber zu schweigen, wenn sie vor hatte noch eine Weile weiter zu leben. Da war die Basis und Sarah bezahlte ihr Taxi und stieg aus. Nur sehr langsam und offensichtlich unsicher ging sie auf die große bedrohliche Mauer mit den riesigen Geschützen zu, die sich auch direkt auf sie ausrichteten, so wie bereits beim letzten Mal. Erneut begann die Laserabtastung und Sarah konnte nicht leugnen, dass sie erneut Angst bekam, dass diese sie nicht erkennen würde.
„Identität bestätigt. Willkommen zu Hause, Abomination“, gab die verzerrte Computerstimme erneut zum Besten, die Tore öffneten sich erwartungsgemäß und die Geschütze drehten sich von ihr weg. Immer noch etwas verängstigt oder unter der Situation ihres ersten Auftrags leidend, trat Sarah durch die Tore und in das Wohngebäude ein, wo sie sich direkt ihre Decke vom Bett nahm und in diese einhüllte, bevor sie sich auf den erst besten Sessel fallen ließ. Es hatte mindestens 28°C und dennoch hatte Sarah aus irgendeinem Grund kalt. Kam das von ihrer Kopfverletzung? Oder eher von ihren psychischen Problemen mit der gesamten Situation? Was sollte sie jetzt bloß machen? Verzweiflung machte sich breit und brachte sie dazu in Tränen auszubrechen. Zum Glück konnte sie hier drinnen niemand anderes sehen, andernfalls wäre ihr das sicherlich peinlich gewesen.

„Die Handelsunion dankt ihnen für ihren Einsatz gegen einen Amok laufenden Protector und möchte ihnen zusätzlich zu der Bezahlung für ihren eigentlichen Auftrag einen Bonus für das Erledigen von Bloodpool ausbezahlen. Es mag ein schwacher Trost sein für alles was sie durch gemacht haben, aber es ist das beste was die Handelsunion ihnen bieten kann. Das Geld wurde ihnen bereits auf ihr Konto überwiesen“, besagte eine Nachricht, die Sarah von der Handelsunion bekommen hatte.
„Wir haben von dem Ablauf ihres ersten Auftrages und dem schrecklichen Geschehen, dass sie miterleben mussten, erfahren und daher entschieden ihre Schulden bei uns vollständig zu erlassen. Ferner wird ihnen eine bestimmte Summe für das Erledigen von Bloodpool ausbezahlt werden. Die Organisation der Protectoren dankt ihnen für ihren Einsatz, Abomination“, eine weitere.
Das war doch alles völliger Hohn. Als ob das was sie durch gemacht hatte auch nur im Ansatz dadurch wieder aus zu gleichen wäre. Wie viel Zeit war nun eigentlich mittlerweile vergangen? Einen Tag? Zwei Tage? Eine ganze Woche? Sarah war sich nicht sicher. Sie hatte auf jeden Fall seit einer Weile das Bett nicht mehr verlassen und auch ihr Zimmer hatte sie abgedunkelt gelassen. Nicht weil es ein so großer Aufwand gewesen wäre, alle Fenster im Gebäude konnten automatisch abgedunkelt und wieder erhellt werden. Es war einfach eher so, dass sie momentan die Sonne nicht ertragen konnte. Oder war es eher ihre eigene Existenz, die sie nicht ertragen konnte? Immerhin war sie eine Mörderin, eine Auftragskillerin. Das war ihr bisher absolut nicht klar gewesen, auch wenn die Unterrichtseinheiten in der Organisation der Protectoren das eigentlich immer wieder versucht hatten klar zu machen. Was das allerdings tatsächlich bedeuten sollte, verstand sie erst jetzt, nachdem sie diesen ersten Auftrag erledigt hatte. Und dann war da auch noch dieser Kampf gegen Bloodpool gewesen. Nicht dass sie dem Kerl ernsthaft hinter her trauerte, aber es war eine wirklich prägende Erfahrung, die sie erst einmal verkraften musste. Noch schlimmer dann auch noch, dass die Handelunion und die Organisation der Protectoren das alles verschwiegen und sie scheinbar mit Schweigegeld kaufen wollten. Diese gesamte Welt war völlig ausgerastet und Sarah fühlte das tiefe Bedürfnis irgendetwas zu unternehmen. Aber was sollte eine einfache Protectorin dagegen unternehmen? Mit einem einzigen MODULAR einen ganzen Konzern angreifen etwa? Nein, das war doch völlig absurd. Und noch absurder war dass ihr scheinbar kaum noch eine andere Möglichkeit bleiben sollte als das Spiel weiter genau in dieser Form mitzuspielen. Sicher könnte sie einfach aufhören Aufträge anzunehmen und versuchen einer weniger gewaltätigen Arbeit nachzugehen. Aber was konnte sie denn da schon? Wer würde sie da anstellen? Dazu kam noch, dass sie noch nie von Protectoren gehört hatte, die einfach damit aufgehört hatten. Wer wusste schon welchen Grund es dafür gab. Vielleicht gab es niemanden der sowas je getan hatte, vielleicht wurde es geheim gehalten, oder vielleicht wurden solche Personen von anderen Protectoren ausgeschaltet. Sicherlich wäre die Organisation der Protectoren über solche Aussteiger nicht sehr erfreut. Es gab also wie Sarah es auch drehte und wendete keine Option einfach auszusteigen ohne irgendwann ihr Leben zu verlieren. Sie musste also weiter machen und so erhob sie sich nun aus dem Bett und ließ die Sonne wieder durch die Fenster des Wohngebäudes ihrer Basis scheinen. Schnell kniff sie im Reflex die Augen zusammen und wendete ihren Blick ab als es plötzlich hell wurde. Aber sie sollte sich schnell daran gewöhnen, wie auch an viele andere Dinge, an die sie sich lieber nicht gewöhnt hätte.

Nach einer Dusche und etwas Haarpflege an ihren langen schwarzen Haaren, begann sich Sarah einigen Fragen zu widmen, die mit ihrem Job direkt zu tun hatten. Da wäre zum einen mal die absolut überfüllte Mailbox, die nach einer Woche, die sie sich von allem fern gehalten und in der Basis förmlich eingegraben hatte, überlief mit speziellen Angeboten für Aufträge. Die Tatsache, dass sie einen D-Rank-Protector erledigt hatte und das auch noch bei ihrem ersten Auftrag schien sich schnell unter den Konzernen rum gesprochen zu haben. Allerdings taten die Nachrichten ja auch ihr Übriges dazu. Woher sie den nächsten Auftrag bekommen sollte, war also definitiv nicht das Problem. Das Problem war momentan eher womit genau sie ihn ausführen sollte. Ihr MODULAR war so sehr beschädigt, dass man lediglich noch von Schrott sprechen konnte. Fast alle Teile mussten ersetzt werden, so dass sich wahrscheinlich eine Neuanschaffung lohnen würde. Sarah begann schnell ihr Konto zu überprüfen und wäre beinahe umgekippt als sie die Zahl dort sehen sollte. Es handelte sich um genug Geld um auf einen MODULAR der 6ten Generation aufzurüsten. Die 5te konnte sie auf diese Weise einfach überspringen. Selbst bei der Auswahl der Teile musste Sarah sich nicht mehr zurück halten und konnte nach absolutem Belieben kombinieren. MODULARs der 6ten Generation verwendeten außerdem das sogenannte Dash-System. Eine Ansammlung von Booster-Triebwerken die in praktisch alle bedeutenden Richtungen des MODULARs gerichtet waren und diesen mit kurzen Stößen schnell beschleunigen konnten. Das ermöglichte es Angriffen und Projektilen auszuweichen, die ansonsten Volltreffer gewesen wären. Damit waren selbst die schweren MODULARs der 6ten Generation im Wesentlichen mobiler als die leichten MODULARs der 5ten Generation. Aber damit noch nicht genug. Die MODULARs der 6ten Generation waren die ersten, die zusätzlich Energieschilde zu ihrem direkten Schutz standardmäßig verwendeten, was selbst die leichten MODULARs der 6ten Generation wesentlich schwerer zu zerstören machte als die schweren MODULARs der 5ten Generation. Dazu kamen die unzähligen neuen Möglichkeiten Waffensysteme anzubringen und die erweiterte Tragfähigkeit, sowie Waffensysteme, die von den vorherigen Generationen nicht getragen werden konnten, da sie zu viel Energie aus dem Reaktor ziehen würden. Dazu kam noch, dass Sarah tatsächlich niemals einen MODULAR aus einer höheren Generation als der 5ten gesteuert hatte. Nicht einmal im Simulator. Sie wusste lediglich theoretisch wie sie funktionierten, weil es ein Teil ihrer Ausbildung gewesen war. Schnell bremste sie jedoch ihre Euphorie darüber. Auf einmal kam sie sich richtig schrecklich vor, dass sie sich auf das Steuern eines Mord-Instruments, dass sicherlich noch viele weitere Menschen das Leben kosten würde, auch noch freute. Aber offensichtlich blieb ihr keine andere Wahl, als weiter damit zu machen, was sicherlich zu noch vielen weiteren Toten führen würde. Noch etwas zögerlich legte Sarah sich nun die Vorrichtung an um in die Lobby zu kommen und nahm auf einem ihrer besonders gemütlichen Sessel Platz bevor das Gerät sie in die virtuelle Realität brachte, wo sie damit beginnen sollte ihren neuen MODULAR zusammen zu stellen. Auch wenn sie über einen schweren MODULAR mit einem Panzerfahrwerk anstelle von Beinen nachdachte, sollte ihre Wahl am Ende dennoch wieder auf einen mittleren MODULAR fallen. Dieses Mal sollte ihre Wahl jedoch auf ein Vierbeiner-Unterteil fallen, da diese mehr Stabilität beim Abfeuern von schweren Waffen boten und auch der Balance-Ausgleich viel besser funktionieren würde. Und das alles bei recht geringem Geschwindigkeitsverlust verglichen mit den zweibeinigen Unterteil-Modellen aus derselben Gewichtsklasse. Als Waffensysteme hatte Sarah sich nach langer Überlegung für ein Hochenergie-Gewehr und eine Hand-Gattling als Armwaffen links und rechts entschieden, sowie für einen Granatwerfer und eine Plasma-Kanone als Schulterwaffen links und rechts. Als Besonderheit ihrer Maschine konnte sie jedoch eine dritte Schulterwaffe, praktisch in der Mitte des Rückens anbringen, was sie jedoch etwas Panzerung am Torso gekostet hatte, so lange die Beine das ganze Gewicht ebenfalls tragen konnten. Und Sarah entschied sich nach ihrem letzten Kampf für ein riesiges Großschwert, dass von seiner Formgebung her eher einem Fleischerbeil entsprechen sollte und fast schon so groß wäre wie der MODULAR es selbst war. Allerdings war Sarah sich auch sicher, dass ein Treffer mit dieser Waffe, das sichere Ende für einen Feind wäre. Zu guter Letzt ließ Sarah auch noch eine gewaltige Neutronen-Kanone in den Torso ihrer Maschine einbauen. Eine Strahlen-Waffe, aus grün-weißen Partikeln, die zwangsweise Reaktionen bei allen Panzerungen, die sie trafen auslösten. Diese konnten dann je nach Material von einfachem Zerfallen bis hin zu sprengstoffartigen Explosionen reichen. Allerdings war dies wirklich eine Waffe, die Sarah vielleicht 4 oder 5 Mal abfeuern konnte, dann wäre sowohl die Munition, als auch die Energie ihres MODULARs völlig aufgebraucht. Generell war Munition bei ihrer neuen Maschine ein gewisses Problem, da die meisten Waffen recht schwer waren und auch die Panzerung war relativ schwach, für die Gewichtsklasse der Maschine. Aber das bedeutete eben dass sie ihre Arbeit als Protectorin gut machen und den MODULAR nochmal eine gute Ecke besser steuern musste. Und das musste sie dringend, wenn sie Psychopathen wie diesen Bloodpool aufhalten wollte und zwar dieses Mal bevor der Psychopath ein Massaker anrichten könnte.

Der fünfte Auftrag: Die fliegende Festung

Sarah konnte es fast nicht glauben, dass es sich tatsächlich schon um den fünften Auftrag handeln sollte. Der zweite war relativ unspektakulär ausgefallen, denn sie sollte für die NTA ein Gebiet patrolieren und dort Eindringlinge jeder Art beseitigen. Zu dumm nur, dass niemand erschienen war, also konnte sie auch niemanden als Eindringling beseitigen. Sarah war jedoch recht froh darüber, dass ihr zweiter Auftrag auf diese Weise angenehmer verlaufen war als ihr erster. Ein wenig Geld zu bekommen ohne direkt jemanden töten zu müssen war eine positive Erfahrung für sie gewesen, die sie dazu brachte ihren Beruf wieder etwas positiver zu sehen. Der dritte Auftrag war ein Transportauftrag gewesen, bei dem sie wichtige Dokumente von einem Konzern zum anderen hatte transportieren sollen. Obwohl ihr dabei ein Feindangriff vom Auftraggeber angekündigt worden war, konnte sie das Speichermedium ohne größere Schwierigkeiten an seinem Bestimmungsort bringen. Der vierte Auftrag war das Eskortieren eines Overlords von der Nakamoto Corp, der ein Verhandlungsgespräch mit der Handelsunion aufnehmen sollte. Tatsächlich wurden sie von einer Gruppe MODULAR-großer Roboter angegriffen, deren Waffen es jedoch nicht im geringsten mit Sarahs neuer Maschine hatten aufnehmen können. Nicht einmal durch die Energieschilde waren die Angreifer damit gekommen und so sollte auch dieser Auftrag ohne zu große Zwischenfälle verlaufen. Ihr neuer MODULAR funktionierte dabei unglaublich gut. Sie hatte wirklich die beste Konfiguration geschaffen, die sie hätte für sich selbst wählen können. Lediglich an die gewaltigen G-Kräfte der Booster und des Dash-Systems hatte sie sich zuerst noch gewöhnen müssen, ebenso daran wie sie das gewaltige Breitschwert einsetzen musste. Sie hatte in ihren Simulationen bisher immer Fernkampf-Konfigurationen bevorzugt, aber nach einer Weile war dieses Breitschwert ein perfekter Weg geworden um Munition zu sparen. Dieser neue fünfte Auftrag an dessen Umsetzung sie allerdings jetzt gerade arbeitete, versprach nun jedoch ein ganz besonders interessanter werden. Nicht nur weil die Bezahlung absolut überdimensional ausfallen würde, bei einem Erfolg, sondern auch wegen dem was ein Erfolg bedeuten würde. Es war Sarahs Aufgabe etwas über ein gewaltiges fliegendes Vehikel heraus zu finden, dass sich angeblich öfter über dem Pazifik aufgehalten haben sollte, aber niemals lange genug auf einem Sensoren-System von AWATAR, des auf dem nordamerikanischen Kontinent angesiedelten Konzerns, erschienen war. Falls das Flugvehikel existierte sollte Sarah es auch gleich identifizieren, alle möglichen Daten darüber sammeln und es gleich noch zerstören, wenn die Option dazu bestand. Ein verdammt massiver Auftrag mit einer Menge Boni, wenn sie alle diese Ziele erfüllen konnte. Aber zuerst musste sie das Vehikel erst einmal finden, was auf dem Pazifik gar nicht so einfach werden würde, auch wenn es sich um ein hunderte Meter großes Luft-Fahrzeug handelte. Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile sollte Sarah froh sein, dass ihr MODULAR über die Fähigkeit verfügte sich selbstständig über der Wasseroberfläche zu halten, so dass sie sich nicht auch noch darum kümmern musste. Angespannt begann sie sich um zu sehen, während sie weiter das Radar im Auge behielt und akribisch jeden Meter des gewaltigen Ozeans absuchte, wobei sie selbstverständlich auch den Himmel nicht auslassen sollte. Bisher nicht das geringste. Mittlerweile begann sogar Sarah daran zu zweifeln, dass dieses fliegende Vehikel oder auch Air-Fort genannt tatsächlich existierte. Anscheinend würde es einer dieser Aufträge werden, wo sie wohl für´s Patrolieren und ansonsten gar nichts tun bezahlt würde. Und auch wenn Sarah froh war niemanden umbringen zu müssen, so war es irgendwie auch langweilig, so dass sie sich jemanden zum Reden wünschte. Sie sollte sich vielleicht schnell einen Operator anstellen, so wie ihn die meisten Protectoren hatten. Lediglich sie hatte darauf bisher verzichtet. Mittlerweile hatte sie nur noch eine Stunde Einsatzzeit, wobei sie ja auch noch zu ihrer eigenen Basis zurück kehren musste. Gegebenenfalls müsste sie unter dieser Umständen wohl in der afrikanischen Wüste der NTA einen kurzen Zwischenstopp machen, bevor sie zu ihrer eigenen Basis zurück kehren könnte. Aber selbst dann blieb ihr noch genau eine halbe Stunde. Es war wirklich absurd wie viel Geld ihr hier für die Aufklärung eines solchen Mysteriums bezahlt wurde und wahrscheinlich würde auch sie das Ganze am Ende belächeln und sagen, dass sie Scanner ihres Auftraggebers eine Fehlfunktion… Moment, was war denn das dort oben? Tatsächlich konnte Sarah erkennen, dass eine der ansonsten völlig weißen Wolken ungewöhnlich dunkel war. Eine einzelne Regelwolke schloss Sarah aus, da das aus dem übrigen Wetter, dass sie hier bereits erlebt hatte nicht den geringsten Sinn ergeben würde. Zumal man bestimmt nicht ohne Grund einen Protector anheuerte um das Pazifik-Gebiet zu überwachen. Also blieb Sarah lediglich der Gedanke übrig, dass es sich dabei um das besagte Vehikel handelte, dass die Wolken versuchte als Tarnung zu verwenden. Bei einem anderen hätte das möglicher Weise sogar funktioniert, bei Sarah jedoch nicht. Sie hatte schon als Kind überall auf der Welt das Wetter beobachtet und daher fiel ihr eine solche Anomalie sofort auf. Das war ihr Ziel, dessen war Sarah sich ganz sicher.

Durch eine Zoomfunktion war es ihr möglich zu erkennen, dass die Verdunklung in der Wolke tatsächlich eine ganz bestimmte Form hatte, wie eine Regenwolke sie nicht haben konnte. Als ob sie nicht schon genug Glück dabei gehabt hätte, begann sich die besagte Wolke, die das Air-Fort verdeckte auch noch durch Wind aufzulösen, so dass die Sicht auf das Ziel nun völlig frei war. Die Tatsache, dass Sarah es auch in dieser großen Höhe noch erkennen konnte machte klar, wie gewaltig das Vehikel sein musste. Es musste es in entweder Länge oder Breite auf mindestens 700m bringen, um in dieser Höhe noch zu erkennen zu sein. Es stellten sich jedoch direkt auch zwei weitere Fragen. Da war nun zum einen die Frage, wie genau sie mit ihrem MODULAR dorthin kommen sollte. Ihre Booster-Energie war zwar gewaltig und die Maschine konnte durchaus bis zu einem Kilometer in die Luft aufsteigen. Das Air-Fort flog jedoch bestimmt zehnmal so hoch, vielleicht sogar 20mal so hoch. Und dann war da die zweite Frage und die war… Plötzlich erkannte Sarah ein helles Aufblitzen an dem Vehikel und aktivierte in einem Reflex darauf die Booster, sowie auch das Dash-System um schnell nach links zu weichen, wodurch sie gerade rechtzeitig entkommen konnte, bevor das gewaltige hellgelbe Energieprojektil in die Wasseroberfläche einschlug und im Anschluss eine gewaltige Explosion hinterlassen sollte. Diese hinterließ nicht nur eine gewaltige Wasserfontäne und nicht zu unterschätzende Wellen im Meer, sondern auch eine gewaltige Erschütterung, die Sarah sogar noch in ihrem MODULAR fühlen konnte. Eine wirklich gewaltige Kanone, selbst für ein solches Vehikel. Und damit war auch die zweite Frage ob sie Sarah ebenfalls entdeckt hatten sehr eindeutig beantwortet, dachte Sarah sich während sie mit schnellen Booster und Dash-Stößen drei weiteren dieser Energie-Projektile entkommen sollte, bevor ein gewaltiger roter Strahl von oben durch das Meer fegte und genau auf sie zusteuerte. Sarah sollte das Blut förmlich in den Adern gefrieren denn dieser Strahl könnte ihren MODULAR und sie selbst problemlos in der Mitte zersägen. In einer schnellen Reaktion entkam Sarah mit dem Dash-System jedoch nach rechts zur Seite und hielt die Geschwindigkeit mit dem Booster weiter aufrecht, so dass auch die unzähligen Raketen, die von oben herab stürzten sie verfehlten, ebenso weitere hellgelbe, aber nicht ganz so große Energie-Projektile. Sie durfte jetzt auf gar keinen Fall stehen bleiben oder sich in einer geraden Linie bewegen. Würde sie das auch nur einmal tun, würde sie wahrscheinlich von diesen gewaltigen Waffensystem getroffen und sterben. Das hier war definitiv eine ganze Nummer zu groß für sie. Niemals könnte sie nahe genug an dieses Vehikel heran kommen um es vernünftig zu identifizieren, ganz zu schweigen von der absolut bekloppten Idee es zerstören zu können. Das einzige was sie tun könnte, wäre ihren möglichst unvorhersehbaren Kurs beizubehalten und zu hoffen, dass sie irgendwann die Reichweite dieser Waffen verlassen und dem Air-Fort entkommen konnte. Erneut entkam sie dem gewaltigen roten Energie-Strahl durch einen gerade rechtzeitigen Einsatz des Dash-Systems und fünf weiteren Einschlägen dieser Energie-Projektile, weil sie ihre Maschine dann weiter in einer bogenförmigen Bahn in derselben Richtung bewegte. Mittlerweile konnte es doch nicht mehr allzu weit sein, bis sie die Reichweite der Waffen dieses Metallmonsters verlassen würde. Allerdings sollte ihr auch auffallen, dass die besonders großen Geschosse von ganz am Anfang schon eine Weile nicht mehr eingesetzt worden waren. Ein weiteres Aufblitzen am Air-Fort ließ sie schnell aufschrecken und in einer instinktiven Reaktion entschied Sarah sich lieber schnell auf das Air-Fort zu zukommen als zu versuchen sich weiter von ihm zu entfernen. Eine gewaltige Explosion riss Wasser in die Höhe und brachte die Gleichgewichtsautomatik des MODULARs kurzzeitig ins Wanken, während die gewaltigen Wellen ihn nach vorne schieben sollten. Viel wichtiger war jedoch, dass sie dem beinahe unvermeidlichen Treffer entkommen war und das wäre ihr nicht möglich gewesen, wenn sie weiterhin versucht hätte zu entkommen, wie es ihr eigentlicher Plan gewesen war. Schnell nutzte sie weiter die Booster und entkam so einer weiteren Ladung Raketen. Plötzlich schreckte Sarah auf. Da war eine Anzeige auf dem Radar, die noch vor ein paar Sekunden nicht da gewesen war und zwar genau hinter ihr. Schnell korrigierte sie ihren Kurs nach rechts und nutzte schnell das Dash-System, während sie ihren MODULAR versuchte um 180 Grad zu drehen, so schnell sie konnte. Tatsächlich hatte sie auch dieses Mal richtig reagiert, denn zusätzlich zu den Raketen des Air-Forts verfehlte sie das gelb-orange leuchtende Projektil eines Energie-Granat-Werfers, ebenso dessen Explosion.

Zusätzlich zu dem Air-Fort dort oben im Himmel war nun also ein weiterer MODULAR aufgetaucht. Möglicherweise war er vom Air-Fort gestartet, aber eigentlich konnte Sarah sich das nicht wirklich vorstellen, wenn sie von der schweren Gewichtsklasse und der 5ten Generation dieses MODULARs ausging. Er könnte niemals den Sturz aus 20KM Höhe überstehen. Zumindest wüsste Sarah nicht wie. Eine andere Möglichkeit wie er so plötzlich aufgetaucht sein konnte gab es jedoch nicht. Allerdings war es für den Moment egal wo dieser Feind her gekommen war, das einzige wirklich wichtige war, dass er da war und wie Sarah ihn besiegen konnte. So schnell sie konnte und so gut es das Waffenfeuer des Air-Forts zulassen sollte, begann sie ihren neuen Gegner zu begutachten. Es handelte sich um ein schweres Modell mit einem sehr speziellen Unterbau. Es handelte sich um ein Hovercraft in dessen Mitte der Torso angebracht wurde. Eine spezielle Unterart des Panzer-Untergestells, dass zwar nicht ganz so gut gepanzert und nicht ganz so tragfähig war, aber dafür durch seinen Aufbau im Stande war sich auch auf der Wasseroberfläche zu bewegen. Eine Eigenschaft die MODULARs der 5ten Generation noch nicht standardmäßig hatten und nur mit speziellen Unterbauten aufbringen konnten. Der Torso war fast schon wie ein Würfel gebaut, so massiv schien er und die Arme und Schulter-Teile dagegen sehr rundlich, wenngleich nicht weniger massiv. Der Kopf war sehr flach und breit und wäre sicherlich sehr schwer zu treffen in einem Gefecht. Als Waffen konnte Sarah den Energie-Granaten-Werfer auf der einen Schulter erkennen, sowie einen besonders schweren Raketenwerfer auf der anderen Schulter. Am einen Arm erkannte Sarah einen Plasma-Strahler, sowie eine besonders große, schwere Gattling am anderen Arm. Dazu war sie sich sicher, dass dieser MODULAR noch über mindestens eine interne Waffe im Torso verfügte und möglicherweise hätten die Hovercraft-Beine noch einen Waffenturm mit einer weiteren Waffe verbaut. Der MODULAR hatte außerdem eine schwarze Grundfarbe, wobei die Details in einem mittleren Blau gehalten waren. Die Schwäche dieses Gegners lag eindeutig auf der Hand und lag in seiner offensichtlich sehr geringen Mobilität. Allerdings würde es sehr schwer für Sarah werden, diese ausnutzen zu können, wenn sie gleichzeitig die gewaltigen Waffen dieses Air-Forts vermeiden musste und kaum Zeit hätte um ihren MODULAR vernünftig ausrichten zu können, davon die automatische Zielvorrichtung zu nutzen ganz zu schweigen. Dazu sah es so aus als hätte dieser Feind eine höhere Waffenreichweite als sie selbst. Das allerdings wäre noch heraus zu finden. Sarah blieb darüber hinaus nicht allzu lange Zeit diesen Gegner zu analysieren, denn nun feuerte er eine weitere Energie-Granate ab, während das Air-Fort mit der roten Strahlenwaffe von links nach rechts schwenkte und drohte Sarah damit zu treffen. Nur durch eine geschickte Richtungsauswahl und die Verwendung des Dash-Systems hatte Sarah noch einmal entkommen können. Anschließend bewegte sie sich weiter in ein einem Bogen nach rechts und entkam so dem Sperrfeuer der Gattling des feindlichen MODULARs, als dieser versuchte über den ihren hinweg zu schwenken. Als sie nun noch durch viel Glück dem hellblauen Blitz eines Plasma-Strahlers entkommen sollte wurde Sarah schlagartig ein weiteres Problem in dieser Situation bewusst und das war, dass es hier mitten im Pazifik nicht die geringste Deckung geben sollte. Das einzige was sie hatte um nicht jeden Treffer einstecken zu müssen, den ihre beiden Feinde austeilten, war die Mobilität ihrer Maschine und die musste sie bei jeder möglichen Gelegenheit nutzen, egal wie heftig die G-Kräfte werden würden und egal viel Energie es kosten würde. Alles war besser als in dieser Situation zu sterben, nur weil man scheinbar etwas gesehen hatte, was man nicht unbedingt hatte sehen sollen. Schnell gab sie einen weiteren Boost-Stoß mit dem Dash-System ab und sollte so einem weiteren Plasma-Blitz ihres Gegners entkommen, während sie nun Gegenfeuer mit ihrem Hochenergie-Gewehr geben sollte. Zwei grün-gelbe Projektile in der groben Form eines Tropfens sollten nun auf den unbekannten Feind zurasen, der mit Hilfe seiner normalen Booster versuchte zur Seite zu entkommen, während Sarah erneut mit dem Dash-System fünf Projektilen aus dem Air-Fort ausweichen musste. Auch wenn ihr Feind den Projektilen selbst entkommen konnte, den kugelförmigen Expansionen konnte er nicht entkommen und wurde von diesen zur Seite geschoben. Kurzfristig versagte seine Balance-Automatik und Sarah richtete sich schnell ein weiteres Mal auf ihn aus um ihm mit dem Granaten-Werfer den Rest zu geben. Bevor sie allerdings feuern konnte, schoss der rote Strahl wieder vom Air-Fort herab und schwenkte schnell in ihre Richtung, so dass sie den Angriff abbrechen und stattdessen ein unbeholfen wirkendes Manöver durchführen musste um nicht von dem Strahl in zwei Teile zersägt zu werden.

`Puh, das war verdammt knapp gewesen´, dachte Sarah sich, während sie erneut ihre beiden Schulterwaffen auf den schwarz-blauen Feind-MODULAR ausrichtete und ihn mit Granaten und Plasma-Projektilen unter Feuer nehmen sollte und sich dabei in einer kreisförmigen Bahn um ihn herum bewegte, wobei ihr Feind sie nun ebenfalls umkreiste und mit dem eigenen Energie-Granaten-Werfer auf sie feuerte. Projektile unterschiedlicher Form, Größe und Farbe verfehlten ihr Ziel, während gewaltige Explosionen das Meer aufwühlten und Wellen sich immer wieder in alle möglichen Richtungen ausbreiten sollten. Nun entschied Sarah sich schnell auf ihre Gattling zu wechseln und nahm ihren Feind damit unter Sperrfeuer, dem er offensichtlich nicht entkommen konnte. Allerdings hielt seine schwere Panzerung diesen Treffern ohne große Probleme stand, so dass er sich offensichtlich entschieden hatte sie einfach einzustecken und seinerseits mit der Gattling zu feuern. Sarah sah hier die große Chance auf ihren Gegenangriff und stürmte direkt auf ihren Feind zu, während die Energieschilde die einzelnen Projektile abfingen. Er war offensichtlich zu langsam um entkommen zu können und so ließ Sarah ihren MODULAR die Hoch-Energie-Kanone an einer Halterung des Vierbein-Unterteils verstauen und mit diesem Arm das gewaltige Großschwert ziehen. Weiter krachten Projektile in ihre Schilde und mittlerweile begannen diese schon undicht zu werden, so dass auch die Panzerung einzelne Treffer einstecken musste. Lange würden sie nicht mehr halten, aber es war auch nicht mehr weit bis zu ihrem Feind. Plötzlich öffnete sich dessen zweite Schulter-Waffe und eine gewaltige Rakete wurde von dieser abgefeuert. Diese war zwar extremst langsam, aber da Sarah schnell auf ihren Gegner zukam, würde es ein absoluter Volltreffer werden. Schnell versuchte sie noch die Richtung zu wechseln, aber es war längst zu spät dazu.
„FUCK!“, schrie Sarah gerade noch laut aus, als die Rakete explodierte und ein gewaltiges Inferno entfachte, dass sogar die Hauptkanone des Air-Forts noch übertreffen sollte. Der letzte Rest ihrer Schilde brach zusammen und die Panzerung begann ihr förmlich unter dem Hintern wegzuschmelzen, während die gewaltige Kraft der Druckwelle den MODULAR nach hinten zurück schleuderte. Warnsignale meldeten sich völlig durcheinander, so dass alleine dieses Klangchaos Sarah beinahe in den Wahnsinn trieb, während die Balance-Automatik drohte zu versagen. Sarah versuchte sich trotz der Tatsache, dass sie von alle dem kurz die Orientierung verloren hatte schnell wieder zu fangen und richtete ihre Gattling auf den Feind aus, als plötzlich der rote Energiestrahl von dem Air-Fort wieder zum Einsatz kam und von vorne über sie hinweg geschwenkt wurde. Lediglich Sarahs schnellen Reaktionen war es zu verdanken, dass sie mit dem Dash-System den MODULAR gerade noch nach rechts bewegt hatte, so dass der Strahl lediglich den linken Arm ihrer Maschine abtrennte und sie nicht in der Mitte zerteilt hatte. Da sie ihre Bahn zu ihrem Glück weiter verfolgte verfehlten sie die Energie-Granate des feindlichen MODULARs und die beiden Energie-Projektile des Air-Forts, die ihr ansonsten den Rest gegeben hätten. Jetzt hatte sie schon zwei Fehler gemacht in einer Situation in der jeder einzelne Fehler sie ihr Leben kosten konnte. Wäre nur dieses Air-Fort nicht da oben. Dann wäre dieser MODULAR der 5ten Generation wahrscheinlich schon längst erledigt. Aber möglicherweise war das nicht nur etwas schlechtes. Immerhin war Sarah sich sicher, dass diese Waffen auf diese Entfernung niemals genau genug für derart bewegliche Ziele wie MODULARs sein konnten. Treffer fanden eher durch Nachlässigkeit wie gerade eben statt. Schnell stürmte Sarah nun wieder auf ihren Gegner zu, der sie erneut mit seiner Gattling und einigen Energie-Granaten, sowie auch Plasma-Blitzen unter Feuer nahm, während sie selbst mit der Plasma-Kanone und dem Hoch-Energie-Gewehr feuerte. Keiner schien dem anderen jedoch einen Treffer zufügen zu können und die Gattling-Projektile ihres Feindes wurden von den mittlerweile wieder aktiven Energie-Schilden von Sarahs MODULAR aufgehalten. Gewaltige Explosionen ereigneten sich um die beiden Maschinen herum, während Sarah ihrem Feind in einem Zick-Zack-Kurs schnell näher kommen sollte und dieser in einem ähnlichen Kurs, aber wesentlich langsamer, ihr versuchte zu entkommen. Erneut zog sie mit dem noch übrigen rechten Arm ihrer Maschine das gewaltige Großschwert, während sie weiter Plasma-Projektile auf ihren Feind abgab, ihn jedoch um einige Längen verfehlte. Nun stürmte sie direkt auf ihren Feind zu, der definitiv zu langsam sein würde um ihr zu entkommen und lediglich die Arme seiner Maschine anhob. Ein gezielter horizontaler Schlag zertrennte nun die Schusswaffen ihres Feindes mit einem feinsäuberlichen Schnitt und ein weiterer würde es beenden. Zumindest war es das was Sarah sich vorgestellt hatte, denn nun warf der feindliche MODULAR die Reste seiner beiden Schusswaffen zur Seite weg und nutzte beide Unterarme seiner Maschine um das gewaltige Großschwert abzufangen und das auch noch mit Erfolg. Offensichtlich hatte dieses Arm-Modell integrierte Energieschilde in den Unterarmen. Sarah wusste das theoretisch auch, sie hatte es lediglich nur noch nie in praktischer Aktion gesehen, weshalb ihr das in diesem Moment entfallen war. Schnell wich sie mit dem Dash-System zurück, als ihr Feind zu einem Faustschlag ansetzte, entkam dem Treffer so gerade noch und führte nun einen weiteren Schwertschlag von oben nach unten aus. Aber auch diesen verstand der Gegner mit seinen Armen abzufangen. Anschließend fing Sarah eine Reihe von Faustschlägen mit der Seite des Schwerts ab, bevor sie sich plötzlich entschied sich mit einem Dash-Schub nach links zu bewegen. Tatsächlich hatte das Air-Fort seine rote Strahlen-Kanone abgefeuert und versuchte von hinten nach vorne über ihren MODULAR zu schwenken. Da sie aber nach links ausgewichen war, fegte der Strahl stattdessen über ihren Gegner und hinterließ eine gewaltige Explosion dort, wo dieser zuvor noch gewesen war.

Sarah hatte kaum die Zeit sich auf ihren Erfolg zu konzentrieren, denn sie musste weiteren hellgelben Energie-Projektilen und Raketen des Air-Forts ausweichen, die sie beinahe getroffen hätten. Sie musste jetzt wachsam bleiben. Fast hatte sie es geschafft und würde lebend aus dieser Sache heraus kommen. Sie musste jetzt nur noch die Reichweite dieser Waffensysteme verlassen.
`Immer weiter, nur noch ein kleines Stück´, dachte Sarah sich, als sie plötzlich ein ihr bekannter anderer Projektil-Typ zwang ihren Kurs zu ändern. Es handelte sich um eine Energie-Granate des feindlichen MODULARs. Dieser hatte den Treffer seines Verbündeten offensichtlich überstanden, wobei der Strahl einen gewaltigen Graben, sowohl in den Hovercraft-Beinen als auch im Torso hinterlassen hatten, der sich einmal von vorne nach hinten über die rechte Seite des MODULARs zog. Auf eine gewisse Weise wirkte ihr Gegner nun sogar wütend auf sie. Sarah wäre es zumindest gewesen, wenn ihr das gerade passiert wäre. Schnell sollte Sarah einer weiteren Energie-Granate mit dem Dash-System entkommen, und auf demselben Weg auch noch von einem weiteren dieser roten Strahlen des Air-Forts verfehlt werden. Auf einmal sollte sie ein Warnsignal aus ihrer Konzentration reißen. Es war die Warnung für die maximale Einsatzzeit. Wenn sie noch zumindest bis zum Festland zurück kommen wollte, blieben ihr nun höchstens noch zehn Minuten. Aber was ihr jetzt noch viel weniger passieren sollte war… Zu spät. Nicht nur, dass der feindliche MODULAR etwas überraschend einen blauen Laser aus der rechten Seite seines Torsos abgefeuert hatte, der die Energie-Schilde einfach weg fegte, er hatte auch noch eine Energie-Granate hinzu gefügt, die ein direkter Volltreffer war. Eine gewaltige Explosion ereignete sich direkt vor Sarahs MODULAR und schleuderte diesen zurück, während sie das rechte vordere Bein der Maschine abriss und das Hoch-Energie-Gewehr beschädigte. Schnell hatte die automatische Balance-Funktion den Treffer ausgeglichen, aber Sarah blieb kaum Zeit für eine Reaktion, denn nun rasten Raketen vom Air-Fort auf sie zu, denen sie schnell entkommen musste. Dabei feuerte der feindliche MODULAR weiter mit seinem Laser auf sie und auch wenn er damit nur beschränkten Schaden an der Panzerung anrichten sollte, die Schilde hielt er so effektiv davon ab sich wieder aufzubauen. Mehrere Explosionen überzogen die Meeresoberfläche, gefolgt von einer besonders großen, die offenbar von dem Raketenwerfer des feindlichen MODULARs gekommen war. Schnell nutzte Sarah selbst den Booster ihrer Maschine um das Gleichgewicht auszugleichen, damit sie nicht für die Energie-Granaten ihres Feindes ein leichtes Ziel abgeben würde. Aber es sollte kein Angriff mit dieser Waffe folgen. Offenbar hatte er seine Munition mit dieser Waffe schon verschossen, was dazu führte, dass ihm lediglich seine übergroßen langsamen, aber extrem zerstörungskräftigen Raketen und dieser blaue Laser als Waffensysteme übrig geblieben waren. Aber auch Sarah hatte bereits alle ihre Plasma-Projektile und Granaten verschossen und nicht mehr lange Zeit, bevor sie irgendwie zum Festland zurück musste. Die Gattling war verloren gegangen und das Hoch-Energie-Gewehr beim letzten Treffer beschädigt worden. Also blieb ihr nur noch eine einzige Option um in diesem Kampf noch überleben zu können und die wäre riskant in so vielerlei Hinsicht. Da sie aber keine andere Wahl hatte, platzierte sie das beschädigte Energiegewehr wieder in der Halterung am Untergestell ihrer Maschine und zog das Großschwert ein weiteres mal. Immer wieder krachte der blaue Laserstrahl ihres Feindes in den Torso ihrer Maschine, aber Sarah entschied sich dafür ihm lieber schnell entgegen zu stürmen. Es gab lediglich eine Stelle die er nicht treffen durfte, ansonsten war sie sich sicher, dass die Aktion gut gehen würde. Auf einmal stoppte ihr Feind sein Laser-Feuer und aktivierte die Armschilde, wobei er die Arme in einer eigenartig wütend wirkenden Stellung platziert und nun selbst auf Sarah und ihre Maschine zustürmen sollte. In einer schnellen Bewegung wich Sarah nach hinten zurück, als ihr Feind mit der Faust seines MODULARs zuschlagen sollte, und führte im Anschluss einen Angriff mit dem Großschwert aus, dass dieser mit dem anderen Arm zur Seite schlagen sollte. Nun gab Sarah schnell zwei Dash-Stöße zurück und aktivierte ihre stärkste Waffe. Die Neutronen-Kanone im zentralen Torso ihrer Maschine. Ihr Feind versuchte ihr schnell zu folgen und mit seinen Armen die Waffe schnell genug zu erreichen, aber dazu war es längst zu spät, denn nun feuerte Sarah die Kanone ab. Der gewaltige Strahl aus weißen und grünen Partikeln fegte einfach über den MODULAR der 5ten Generation hinweg und die anschließende Explosion sollte nichts mehr von diesem Feind übrig lassen. Nun musste Sarah nur noch den Waffen des Air-Forts entkommen, das gerade wieder eine Ladung Raketen auf sie abgefeuert hatte. In schnellen und gezielten Bewegungen wich Sarah zurück und sah die Flugkörper vor sich ins Wasser einschlagen und dort explodieren. Noch einmal krachten die drei Energie-Projektile der Hauptgeschütze vor ihr ins Wasser, bevor das Air-Fort das Feuer einstellte. Scheinbar hatte man auch dort eingesehen, dass Sarah entkommen war und es war völlig klar, dass dieses Vehikel, dass so viel größer war als ein MODULAR auch wesentlich langsamer sein musste und damit unmöglich einen solchen einholen konnte. Und so entschied Sarah nicht weiter darüber nachzudenken und sich lieber der Rückkehr zum Festland und einer Aufladung ihrer Hauptenergie zu widmen. Hoffentlich würde die Energie dafür noch reichen, denn auch die Neutronen-Kanone verbrauchte eine gewaltige Menge davon, ansonsten würde sie wohl irgendwo mitten im Pazifik auf dem Meeresboden enden.

Übergang: Abschluss mit der Vergangenheit

Es war knapp gewesen, aber Sarah hatte tatsächlich das Festland noch erreichen können. Mit einer weiteren Energieaufladung schaffte sie es dann auch zurück in ihre Basis, wo sich die Wartungsroboter direkt um den MODULAR zu kümmern begannen. Die Maschine war in diesem letzten Auftrag unglaublich schwer beschädigt worden, wenngleich nicht so schwer wie ihr erster MODULAR es damals bei ihrem ersten Auftrag wurde. Dennoch kamen eine Unmenge an Ersatzteil-, Reparatur-, Wartungs- und Munitionskosten auf sie zu und sie hatte lediglich das Hauptziel ihres Auftrags erreicht und würde damit auch nur die Bezahlung die dafür angesetzt worden war erhalten. Dazu kam sie nicht umhin sich bestimmte Fragen zu stellen. Was hatte es mit diesem Air-Fort auf sich? Zu welchem Konzern gehörte es? Wer war der Protector, der dort offensichtlich stationiert worden war und den sie nun beseitigt hatte? Was würde ihr Auftraggeber nun mit den Informationen machen, die Sarah ihm zukommen gelassen hatte? Würde dieser Vorfall öffentlich bekannt werden? Wie würden die anderen Konzerne darauf reagieren, dass ein gewaltiges Air-Fort die Grenzen eines Konzerns verletzt hatte? Würde es bald einen größeren Krieg geben? Letztendlich seufzte Sarah lediglich einmal tief und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie würde die Antwort auf diese Fragen niemals erhalten. Protectoren wurden lediglich für ihre Aufträge bezahlt und nicht um derartige Fragen zu stellen oder Antworten auf sie zu erhalten. Außerdem waren da wichtigere Probleme um die Sarah sich kümmern musste, wie die Reparaturen ihres MODULARs. Ohne ihn könnte sie keine weiteren Aufträge annehmen und ausführen. Das machte Sarah klar, dass sie sich vielleicht möglichst bald einen Zweit-MODULAR zulegen sollte. Allerdings hatte ihr der letzte Auftrag auch klar gemacht, dass sie dringend noch andere Ausgaben zu tätigen hätte. Sie brauchte dringend ein Transportvehikel, so dass sie die Limits für Einsatzzeiten stärker ignorieren könnte. Ein RAR, ein Repair And Replacement-Fahrzeug, für Reparaturen, Aufmunitionierung, Erhöhung der Einsatzzeit und Ersetzen von zerstörten Teilen wäre sicherlich auch hilfreich, gerade bei langen Aufträgen. Das alles gab es nicht umsonst, genauso wenig die für die Vehikel benötigten Ressourcen. Außerdem mussten die Fahrzeuge von entsprechendem Personal bedient werden, dass sicherlich auch nicht umsonst arbeiten würde. Überrascht sollte Sarah nun auf ihren Bildschirm sehen, als sie ihren Kontostand überprüfen wollte und stellte fest, dass ihr Kontostand sich weiter erhöht hatte als sie es erwartet hatte. In ihrer Mailbox fand sie außerdem eine Nachricht.
„Guten Tag, Abomination. Der Konzern AWATAR möchte ihnen für ihre Dienste danken. Wir haben die Daten, die sie uns übermittelt haben analysiert und konnten aus ihnen den Besitzer des Vehikels ausfindig machen. Sie wurden ebenfalls entsprechend unseres Vertrages finanziell kompensiert. AWATAR wünscht ihnen viel Erfolg für ihren weiteren Weg, Abomination.“
Sarah brauchte einen Moment um die Nachricht zu verstehen, die sie da gerade bekommen hatte. Das bedeutete jedoch offensichtlich, dass sie zumindest zwei der drei Auftragsziele hatte erfüllen können. Das würde zumindest für die Reparaturen, die sie machen lassen musste ausreichen. Schnell begann sie die nötigen Ersatzteile zu bestellen und die Wartungsroboter auf die entsprechenden Aufgaben zu programmieren. Ein massiver Aufwand, allerdings hätte sie auch eine Weile nichts zu tun, bis die Roboter dann ihre Aufgaben abgeschlossen hätten. Dazu musste sie noch auf die Ersatzteile warten und auch die Munition für ihre Waffensysteme würde eine ganze Weile brauchen, bis sie geliefert würde. Was sollte Sarah nur so lange tun? Das Unterhaltungsprogramm gab nur eine bestimmte Zeit etwas her und irgendwie stand Sarah momentan nicht der Sinn danach. Sie störte sich eher daran, dass sie gar nicht mehr genau sagen konnte, wann sie das letzte Mal mit einem anderen Menschen gesprochen hatte. Sicher irgendwie war das ihre eigene Schuld, sie hatte immer noch kein Personal eingestellt, aber auch das wäre irgendwie nicht ganz das Selbe gewesen. Immerhin wären dies ihre Angestellten und sie bezahlte sie für ihre Anwesenheit. Nur weil es irgendwie von Protectoren erwartet wurde, dass sie sich in ihrer Basis vergruben und sich nur noch in MODULARs in der Öffentlichkeit zeigten, musste sie es nicht gleich auch so machen. Immerhin waren die Protectoren-IDs auch dazu da ihre wahren Identitäten zu schützen. Aber selbst dann wusste Sarah noch nicht so genau, was sie jetzt eigentlich tun sollte und vor allen Dingen wen sie für ein Treffen kontaktieren sollte.

Es mochte mancher Person niedrigeren Standes vielleicht etwas Overkill erscheinen, was Sarah getan hatte, aber als Protectorin konnte sie sich ohne große Probleme einen Flug zu einem anderen Kontinent leisten, nur um jemanden aus ihrer Vergangenheit zu treffen. Die Kosten um einen MODULAR in Stand zu halten waren um ein solches Vielfaches höher, dass es wahrscheinlich nicht einmal mehr ins Gewicht fallen würde. Außerdem musste sie mit irgendwem reden und ihre Erlebnisse teilen. Auf diese Person wartete Sarah nun an einem Ort der am ehesten als Café bezeichnet werden konnte. Wobei es sich wie bei allem anderen selbstverständlich um eine große Konzernkette handelte, bei der es wahrscheinlich egal war welche Filiale man wählte, weil ohnehin alle gleich eingerichtet waren, die selbe Produktpalette anboten und wahrscheinlich auch an ähnlichen Orten platziert waren. Sarah hatte sich einen Platz draußen gewählt und wurde immer nervöser während sie wartete. Wenn man sie jetzt so dort sah, hätte niemand erwartet, dass sie tatsächlich eine Protectorin wäre, welche massive Massenvernichtungswaffen im Dienste von großen Konzernen und einer ominösen Organisation steuerte.
„Ich hatte mich gefragt was das genau werden sollte, als ich deine Nachricht in meiner Mailbox gefunden hab. Aber du bringst das tatsächlich und tauchst hier auch noch auf“, sprach eine Sarah sehr vertraute Stimme von hinten an, die sie direkt ihrer alten Freundin Natalia aus der Protectoren-Ausbildung zuschrieb.
„Natalia! Du bist ja wirklich hier!“, rief Sarah freudig aus, sprang auf und versuchte Natalia um den Hals zu fallen und sie freundschaftlich zu umarmen.
„Was soll das werden?“, fragte diese jedoch und hielt Sarah mit einem ausgestreckten Arm davon ab.
„Naja… Ich… Wir…“, antwortete Sarah verwirrt. „Ich dachte wir wären Freunde“, fügte sie dann leise und stark verunsichert hinzu.
„Ich hatte dir doch gesagt, dass es keine Freundschaft unter Protectoren gibt. Jeder von uns kann dem anderen jederzeit auf einem Auftrag begegnen und dann sind wir Feinde“, antwortete Natalia.
„Wenn das so ist, warum bist du dann überhaupt hier? Du hättest mich auch einfach ignorieren können“, fragte Sarah nun viel sicherer als vorher noch.
„Ich bin hier, weil ich wissen wollte ob du tatsächlich eine solche dumme Aktion abziehen würdest. Das weiß ich ja jetzt und deshalb werde ich auch direkt wieder gehen“, antwortete Natalia und versuchte sich auf den Weg zu machen, aber Sarah packte ihren Arm und hielt sie fest.
„Bitte Natalia. Ich hab seit Wochen mit niemandem mehr gesprochen“, sagte sie dann leise und demütig und sah auf den Boden.
„Stell dir Personal an. Dann hast du Leute zum reden“, antwortete Natalia recht gefühlskalt.
„Das wäre einfach nicht das Selbe, wie mit einer guten alten Freundin zu reden. Die Angestellten würden doch nur mit mir reden, weil ich sie bezahle“, antwortete wiederrum Sarah.
„Wir leben in einer Welt in der Leute eben nur noch miteinander reden weil sie dafür bezahlt werden. Das ist normal, ganz besonders in unserem Berufsstand“, sagte Natalia und seufzte einmal tief. „Gut, ich bleibe noch einen Moment. Aber lass verdammt nochmal meinen Arm los“, sprach sie dann weiter und Sarah ließ sie tatsächlich wie gewünscht los. Ihr Gesichtsausdruck hatte auch von deprimiert direkt auf große Freude umgeschlagen, während Natalia dagegen eher etwas genervt wirkte, während sie sich an den Tisch setzte.
„Bestell dir ruhig was du willst. Ich bezahle“, platzte Sarah nun völlig aus sich heraus, während sie sich ebenfalls an den Tisch setzte.
„Die Zeiten in denen ich mich mit diesem künstlichen Zeugs für die Arbeiterklasse abgeben musste sind gottseidank vorbei. Außerdem hab ich mein eigenes Geld“ antwortete Natalia weiterhin etwas entnervt.
„Wie du willst. Aber ansonsten geht es dir gut?“ fragte nun Sarah nun Natalia sah sie kurz verwirrt an.
„Naja, so gut wie jemandem in meiner Lage eben ergehen kann“, antwortete sie dann.
„Was meinst du?“, fragte Sarah neugierig genauer nach.
„Ich bin jetzt ein C-Rang-Protector“, antwortete Natalia sehr zögerlich, als wäre sie nicht sicher wie viele Informationen sie aus ihrem Leben preis geben sollte.
„Wie jetzt? Im ernst? Welche Aufträge hast du denn angenommen, dass du jetzt schon C-Rang-Protector sein kannst? Oder hast du wen bestochen? Oder was anderes angestellt um das zu bekommen?“, platzte Sarah wieder völlig unkontrolliert aus sich raus.
„Ich hoffe dir ist klar, dass das nichts ist worüber ich mit irgendwem reden würde“, antwortete Natalia, die offensichtlich versuchte eine emotionale Distanz zu halten.
„Ich hoffe du hast wenigstens eine große Party gefeiert als es soweit war“, sprach Sarah weiter ohne jede großartige Reaktion von Natalia. „Wow. Ein C-Rang-Protector. Jetzt schon“, murmelte sie dann. „Ich hatte nicht so ein Glück“, fügte sie dann nach einer kurzen Unterbrechung hinzu.
„Das stimmt doch gar nicht. Du bist immerhin die Heldin, die den Amok laufenden Bloodpool aufgehalten hat“, unterbrach nun Natalia sie.
„Du hast sogar hier davon gehört?“, warf Sarah etwas aufgebracht ein.
„Nun ja, eine solche Geschichte kommt auch hier in allen Nachrichten…“, begann Natalia zu antworten.
„Die Nachrichten? Dann kennst du ja nur die halbe Geschichte“, unterbrach Sarah sie jedoch.
„Du hast Bloodpool besiegt. Einen der größten Fische in diesem Ozean. Mehr muss ich nicht wissen.“
„Ja, aber, du weißt nicht wie viele Leute bei unserem Kampf gestorben sind und was ich davor getan hab. Ich habe harmlose Demonstranten beschossen. Ich bin eine Mörderin… Ich…“, platzte Sarah nun panisch aus sich heraus, als würde sie dieses Gespräch zurück in eine Zeit werfen, die sie verdrängt hatte.
„Wir alle sind Mörder. Was dachtest du denn was der Beruf des Protectors sein würde? Hattest du etwa wirklich angenommen, dass wir die Menschen beschützen würden? Im Dienste von großen Konzernen? Nein, das einzige wozu wir gut sind, ist deren Macht zu sichern und gegeneinander zu erweitern“, antwortete Natalia erstaunlich ruhig und gelassen für das was sie da sagte.
„Aber ich dachte, dass wir mit MODULARs gegen andere MODULARs kämpfen würden. Nicht dass wir damit auf harmlose Leute schießen müssten“, sagte Sarah noch einmal, während sie offensichtlich anfing gegen einen Tränenausbruch anzukämpfen.
„Sarah… Da gibt es tatsächlich eine Sache, die mich gerade interessieren würde… Weshalb genau bist du Protector geworden?“, entschied Natalia dann nach einem kurzen Moment zu fragen.
„Was?“, fragte Sarah verwirrt zurück. „Das weißt du doch. Meine Eltern waren beide Protectoren. Mein Vater war zwar tot, aber meine Mutter sollte stolz auf mich sein“, antwortete sie dann.
„Du hast dich also bewusst dazu entschieden das hier zu machen. Du hattest die Wahl, du hättest auch etwas anderes machen können, aber du hast dich hierfür entschieden“, kommentierte Natalia nun die Antwort.
„Wenn du das so sagst klingt das als ob du nicht die Wahl gehabt hättest…“ warf Sarah ein.
„Die hatte ich auch nicht. Mein Vater ist auch Protector und er hat meine gesamte Existenz darauf ausgelegt, dass ich irgendwann einmal der mächtigste Protector werde, den es jemals gegeben hat. Angefangen mit den genetischen und kybernetischen Verbesserungen, die er mir schon als kleines Kind „zukommen“ gelassen hat und aufgehört damit dass er mich gezwungen hat mit 14 den ersten Menschen zu töten. Es gab bei mir niemals Zweifel daran dass ich das hier irgendwann tun würde“, erzählte Natalia ungewöhnlich ruhig und gefühlskalt für das was sie da gerade erzählte.
„Oh mein Gott. Natalia… Das ist ja schrecklich“, kommentierte Sarah schockiert.
„Das ist die Welt in der wir leben“, antwortete Natalia und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Es gibt die Overlords, die die Kontrolle haben, es gibt uns Protectoren, die ihre Werkzeuge sind, es gibt die Diener, die uns und den Overlords direkt zuarbeiten, es gibt die Arbeiter, die alle die Arbeiten machen, die Roboter nicht übernehmen können und die aber keiner machen will und es gibt den restlichen Müll, der aus Menschen besteht, die Eigenschaften haben, die von keinem der Konzerne gewünscht sind. Ich habe immerhin noch das Glück, dass ich in der zweiten Klasse gelandet und dort geblieben bin und nicht in der fünften“, fügte sie dann noch erklärend an.
„Aber wolltest du nie etwas daran ändern, wie diese Welt funktioniert?“, fragte Sarah nun eindringlich.
„Wie denn? Wir sind auch nur Protectoren. Wir sind genauso ersetzbar für die Overlords wie ihre Roboter es sind. Wir können nichts tun“, antwortete Natalia.
„Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass ich einen Plan habe, wie wir dieses unmenschliche System beseitigen können und etwas Besseres machen können als die Overlords und ihre Konzerne?“, flüsterte Sarah ihrer alten Freundin nun leise zu und schockierte sie sichtbar. Während sie sonst völlig gelassen und kalt auf die Dinge reagierte, waren ihre Augen nun weit aufgerissen und sie starrte Sarah an. Einen kurzen Moment tat sie nichts anderes als das, bevor ihr Blick von Schock zu Hass wechselte.
„Ich verschwinde hier… Kontaktiere mich nie mehr wieder. Wir sind fertig“, sagte sie dann ruhig und sprang auf um zu gehen. Sarah hielt jedoch erneut durch packen ihres Arms davon ab.
„Aber ich dachte, du bist genauso unzufrieden wie ich mit dem allem hier und willst es verändern. Ich dachte wir beide wären gleich“, sagte sie und versuchte erneut einen Tränenausbruch zu kontrollieren.
„Wir beide und gleich? Du hast doch keine Ahnung was ich will. Lass mich in Ruhe, du verdammte gestörte Irre und verschwinde“, antwortete Natalia ihr.
„Aber ich… Ich dachte wir wären Freunde“, sagte Sarah noch einmal bevor Natalia ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlug und das so fest, dass Sarah ihren anderen Arm los lassen musste.
„Wir sind gar nichts, außer zwei Frauen im selben Alter, die den selben Beruf ausüben und wenn es der Auftrag von uns verlangt sind wir Totfeinde. Wenn ich je nochmal etwas von dir höre, werde ich dir die Organisation der Protectoren auf den Hals hetzen. Ich hoffe du hast mich verstanden“, sagte Sarah abschließend, bevor sie einfach verschwand und Sarah mit ihrem Gefühlschaos alleine zurück ließ. Sie wusste sich nicht zwischen Wut, Reue und Enttäuschung zu entscheiden, was sie förmlich in die Verzweiflung treiben sollte. Dazu kamen noch die Schmerzen in ihrem Gesicht, die der äußerst harte Schlag von Natalia hinterlassen hatte. Dieses Mal konnte sie ihren Tränenausbruch nicht mehr zurück halten. Und so begann sie lautstark zu weinen, ungeachtet dessen was andere um sie herum daraufhin von ihr denken mussten.

Sarah wusste nicht genau ob es ihr jetzt besser oder noch viel schlechter ging. Auf der einen Seite hatte sie endlich einmal wieder ein paar Worte mit einem anderen Menschen gewechselt und dazu noch mit Natalia, von der sie schon länger etwas mehr wissen wollte, auf der anderen Seite war das Gespräch insgesamt ja nicht so besonders gut gelaufen. So viele Informationen, die sie noch zu verarbeiten hatte. Natalia war genetisch und kybernetisch verbessert? Das hatte Sarah gar nicht gewusst. Sie selbst war es nicht. Sie hätte es sein können, aber ihre Mutter hatte ihr da immer die Wahl gelassen und Sarah wollte das eigentlich nicht. Was Natalia anging erklärte das auf jeden Fall einiges. Sowohl wie sie so unglaublich gut aussehen konnte, dass Sarah immer wieder neidisch darauf werden konnte, als auch wie sie solche heftigen Simulator-Scores haben konnte und weshalb ihre Schläge ins Gesicht so heftig weh taten. Waren alle Protectoren und am Ende auch alle Overlords etwa mit technologischer Hilfe verbessert? Hatte sie es deshalb so schwer bei bisher so ziemlich jedem Kampf gegen andere Protectoren gehabt? Und dann waren da so viele Dinge, die Natalia ihr gesagt hatte über die sie momentan nachdenken musste. Sarah hatte noch nie etwas von einer fünften Klasse Menschen, denen die niemand haben wollte, in diesem System gehört. Sie hatte immer dem was die Konzern-Nachrichten erzählt hatten geglaubt. Dass es für jeden einen Platz gäbe und jeder überleben können sollte. Aber dass das nicht wahr sein konnte, hatte sie eigentlich schon in gleich mehrfacher Hinsicht bemerkt haben müssen. Nicht nur, dass da dieser Protest war, bei dem sie diese Leute getötet hatte, die Nachrichten darüber waren offensichtlich manipuliert gewesen. Die Konzern-Nachrichten waren also absolut keine brauchbare Informationsquelle. Noch dazu kam, dass man eigentlich nur seine Augen aufmachen musste und man konnte das Elend der Menschen aus der Arbeiterklasse sehen. Und Sarah war sich nicht sicher ob es denen in der Diener-Klasse wirklich wesentlich besser erging. Wahrscheinlich hing das auch vom Erfolg des Protectors oder gar Overlords ab für den sie arbeiteten und was der ihnen bezahlte. Auch verwirren sollte Sarah die Tatsache, dass Natalia trotz allem gesagt hatte, dass ihre Ziele absolut nicht gleich sein sollten. Sie war offensichtlich unzufrieden mit diesem System und wollte es aber nicht verändern. Das machte alles absolut keinen Sinn. Was könnte Natalia dann wollen? Es dominieren an der Spitze als ein Overlord vielleicht? Oder wollte sie etwas wesentlich einfacheres, wie etwa Rache? Ja das musste es wohl sein. Das würde zu dem passen was Sarah von ihr wusste. Alles was Natalia wollte, war die Welt brennen zu sehen. Wenn das wirklich wahr wäre, dann hatte sie wohl tatsächlich recht gehabt. Sie waren nicht gleich und ihre Ziele unterschieden sich vollständig. Aber Sarah kam nicht umhin frustriert darauf zu reagieren. Sie hatte sich so viel mehr von Natalia erhofft als das, in so vielerlei Hinsicht. Aber wahrscheinlich hatte ihre ehemalige… war das überhaupt das richtige Wort dafür? …ihre Schein-Freundin wohl recht. So funktionierten diese Welt und dieses System eben einfach. Sie waren Protectoren. Erfüllungsgehilfen für Overlords und deren Konzerne. Nichts weiter als billige, entbehrliche Auftragsmörder. Damit musste man sich anfreunden oder man würde auf jeden Fall auf die eine oder die andere Art sterben. Schnell wischte Sarah sich die Tränen aus dem Gesicht, bezahlte ihre Rechnung im Café und machte sich wieder auf den Weg, als sie das halbwegs verarbeitet hatte. Sie musste schnell zurück zu ihrer Basis, bevor ihre Ersatzteil-Lieferungen ankommen würden und dann die Reparaturen ihres MODULARs überwachen. Vielleicht sollte sie auch gleich noch ein paar körperliche Verbesserungen auf ihre Einkaufsliste setzen, wenn sie schon dabei war. Bei Natalia hatte das wohl ganze Arbeit geleistet, so dass sie innerhalb kürzester Zeit einen Aufstieg um gleich drei Ränge erreicht hatte. Allerdings hatte Sarah auch gehört, dass diese Verbesserungen schmerzhaft waren und diese Schmerzen noch lange Jahre nach dem Upgrade erhalten bleiben würden. Das war auch der Grund gewesen, weshalb sie diese Upgrades damals als Kind nicht hatte vornehmen lassen. Und auch heute musste Sarah gesehen, dass ihr die Aussicht auf lebenslange Schmerzen durchaus einige Angst machte. Das war sicherlich keine Sache, die man einmal einfach so entscheiden sollte. Viel zu leichtfertig hatte sie sich für diese Aufgabe entschieden. Nur um eine Mutter stolz zu machen, die während ihrer Ausbildungszeit ebenfalls bei einem Auftrag getötet worden war. Sarah hätte es klar sein müssen. Ihr hätte einfach klar sein müssen, was es bedeutete Protector zu sein. Sie war einfach so schrecklich dämlich gewesen. Und jetzt steckte sie in dieser Sache drin und würde nicht mehr heraus kommen. Als sie darüber nachdachte begann sie erneut in Tränen auszubrechen, dieses Mal in der Hochgeschwindigkeits-Magnet-Bahn, die sie zum Flugplatz bringen sollte. Andere Fahrgäste drehten sich zu ihr um, aber Sarah war das egal. Wie es in dieser Welt zu erwarten war, zeigte keiner eine weitere Reaktion auf sie. Alle starrten sie lediglich wie eine Sensation an, mehr aber auch nicht. Eine verabscheuungswürdige Welt war dies geworden. Aber Sarah musste irgendwie zusehen, wie sie weiter darin überleben würde. Das war das einzige, dass sie tun konnte.

Der zwölfte Auftrag: Der illegale MODULAR-Pilot

Ein weiterer Tag war angebrochen. Die Sonne schien durch sämtliche Fenster in Sarahs Basis und erhellte sie mit ihrem goldgelben Licht. Sarah streckte sich noch einmal bevor sie aus ihrem Bett aufstehen sollte. Sie hatte so gut geschlafen wie schon ziemlich lange nicht mehr. Keine Schwierigkeiten beim Einschlafen, keine Schlafstörungen und keine Albträume. Ob das daran lag, dass sie jetzt schon seit einer Weile recht simple Aufträge ausführte, bei denen Kämpfe eher selten waren, gegen Roboter und unbemannte Fahrzeuge stattfinden sollten und selbst dann recht schnell und einfach erledigt waren? Oder einfach nur daran, dass sie jetzt schon seit einer ganzen Weile auf Grund dessen niemanden mehr hatte umbringen müssen? Egal was es war, Sarah fühlte sich wirklich gut damit und begann den Morgen mit einer gewissen positiven Energie. So sehr sogar, dass sie ein Liedchen unter der Dusche summte und sich ihre bevorzugte Müsli-Sorte zum Frühstück gönnte. Danach war bereits ein Blick in die Mailbox angesagt. Und tatsächlich sollte ihre positive Stimmung sofort verfliegen, als sie eine Nachricht der Organisation der Protectoren darin finden sollte. Was konnten die nur wollen? Sie hatte doch immer schön brav ihre Aufträge angenommen und ihre Abgaben bezahlt. Eine Mahnung konnte es also eigentlich nicht sein. Und dennoch machte diese Nachricht ihr solche Angst, dass sich ihr Bauch zusammen zog und ihr beinahe das Müsli wieder hoch gekommen wäre. Mehr sogar als ein Kampf gegen einen überlegenen Feind wie diesen Bloodpool damals. Und dennoch blieb ihr kaum eine andere Wahl als die Nachricht zu öffnen. „Guten Tag, Abomination. Die Organisation der Protectoren möchte ihre Dienste als Protector in Anspruch nehmen. Seit einer Weile gab es schon Gerüchte um einen MODULAR-Piloten, der Aufträge annimmt und ausführt ohne durch unsere Organisation autorisiert worden zu sein. Diese Gerüchte wurden uns nun von einer zuverlässigen Quelle bestätigt. Wir möchten dass sie sich diesem illegalen Piloten annehmen. Üblicherweise werden derartige Aufträge an Protectoren des Ranges B oder höher vergeben, allerdings dachten wir an sie, da es sich bei diesem Piloten um einen alten Bekannten von ihnen handelt und sie ihn bereits schon einmal besiegt haben und sie sich mit dieser Person nicht unbedingt im Guten getrennt haben, soweit wir das wissen. Ihre Dienste für die Organisation werden ihnen gut entlohnt werden. Besser als alle anderen Aufträge, die sie jemals für einen der Konzerne ausgeführt haben. Bitte teilen sie uns umgehend mit wenn sie den Auftrag annehmen und sie werden automatisch die weiteren Daten über ihr Ziel und dessen wahrscheinlichste Aufenthaltsorte erhalten“, besagte die Nachricht sehr zu Sarahs Überraschung und Verwirrung. Die Organisation der Protectoren wollte ihr direkt einen Auftrag zukommen lassen? Ein alter Bekannter von ihr, den sie schon einmal besiegt hatte? Wer könnte das nur sein? Bloodpool? Der Unbekannte der das Air-Fort bewacht hatte? Natalia vielleicht etwa? Nein, sie hatte noch nie gegen Natalia gekämpft und besiegt hatte sie diese auch niemals. Aber um wen könnte es denn dann gehen? Sarah konnte nicht bestreiten, dass sie dieser Auftrag neugierig machte. Allerdings würde eine Annahme auch bedeuten, dass sie wieder jemanden töten müsste und dann auch noch jemanden, den sie bereits kannte. Das missfiel ihr sehr. Aber da war diese Neugier unbedingt mehr erfahren zu wollen, so dass ihr Körper ohne ihren Geist handelte und den Auftrag einfach annehmen sollte. Keine Sekunde darauf sollte sich eine weitere Nachricht in ihrer Mailbox befinden, die tatsächlich alle Daten zu ihrem Ziel beinhaltete, die sie auch nur im Ansatz gebrauchen könnte. Sehr zu ihrem Schock kannte sie die Zielperson tatsächlich. Es handelte sich um Zenon Rush. Den Anwärter, den sie damals bei ihrer Prüfung besiegt hatte und damit praktisch aus dem Protectoren-Dasein ausgeschlossen hatte. Jetzt versuchte er es wohl ohne die Einwilligung der Organisation einfach so. Sarah befürwortete das zwar nicht, aber das Vorgehen der Organisation erschien ihr auch sehr extrem zu sein. Das Problem war jedoch, dass sie den Auftrag angenommen hatte und ihn jetzt auch ausführen musste, sonst würde man den nächsten Protector wohl bei ihr vorbei schicken. Nein, ab jetzt sollte es ganz klar heißen entweder sie oder Zenon Rush. Und dummerweise hatte sie nicht genug Sympathie für Zenon Rush übrig um sich in diesem Fall für ihn zu entscheiden. Das bedeutete, dass sie den Auftrag eindeutig ausführen würde, auch wenn es dieses Mal sicherlich schwieriger werden würde als damals in der Protectoren-Prüfung. Dort hatte sie auch das Glück gehabt und einen zwei Generationen überlegenen MODULAR, sowie eine für sie ziemlich gut geeignete Kampfumgebung zugeteilt bekommen. Dieses Mal wäre es wesentlich schwieriger. Nicht nur, dass die Informationen über Zenons MODULAR ziemlich begrenzt waren, wenn sie ihn in der Nähe seiner Basis angreifen würde, so wie es der Plan der Organisation war, dann hätte auch einen massiven Heimvorteil, denn er würde die Umgebung besser kennen als sie. Noch dazu stellte sich für Sarah eine ganz besondere Frage. Wie war Zenon überhaupt an einen MODULAR und an eine Protectoren-Basis gekommen ohne Zustimmung der Organisation? Es spielte jedoch für ihren Auftrag keine Rolle. Viel wichtiger war das Sarah dafür sorgte, dass sie zu einem Plan kam und nicht völlig kopf- und hirnlos in den Kampf stürzte.

Da war sie nun also auf dem Weg dorthin, wo die Basis ihrer Zielperson vermutet wurde. Dabei sollte es sich um eine Berglandschaft mit gewaltigen Schluchten mitten im Zentrum von Südeuropa handeln. Durch die Trockenheit und die Ausbreitung der Wüsten in den letzten Jahrzehnten bestanden diese aus rot-orangenem Sandstein und kein einziger Grashalm wuchs in der gesamten Gegend. Sarah war sich unsicher ob sie das jetzt als angenehm oder als unangenehm empfinden sollte, genauso wie sie sich unsicher war ob diese Landschaft für sie jetzt ein massiver taktischer Vorteil oder ein massiver taktischer Nachteil wäre. Auf der einen Seite bot diese Landschaft für sie eine ganze Menge an Optionen sich Deckung zu nehmen und von dieser Geschützt anzugreifen, allerdings galt so etwas auch immer beidseitig und es war ihrem Gegner jederzeit möglich Überraschungsangriffe zu starten. Dazu kam noch dass ihr Feind sich hier ziemlich sicher auskannte. Sie jedoch eher nicht, auch wenn sie die Karte so genau studiert hatte wie sie es nur irgendwie konnte. Sie musste sich im bevor stehenden Kampf wesentlich mehr auf ihr Gefühl verlassen als sie es sonst täte. Mit sicherer Hand steuerte sie trotzdem ihren MODULAR durch die Landschaft, wobei sie versuchte größten Teils auf den Ebenen zu bleiben, die sich durch die Schluchten immer wieder bildeten. Der Höhenvorteil würde sicherlich dafür sorgen, dass ein Überraschungsangriff nicht so einfach gelingen würde. Aufmerksam sah sie sich dabei um. Irgendwo hier musste die Basis sein, das behaupteten zumindest ihre Auftragsdaten. Und tatsächlich sollte sie ein gewaltiges Tor in einem der Felsen finden, das groß genug war um einen Zugang für MODULARs zu bilden. Das musste der Eingang zu der Basis sein. Der Rest war scheinbar unterirdisch angelegt oder zumindest mitten im Fels, so dass wohl dieses Tor der einzige Zugang hinein wäre. Schnell sah Sarah sich in der Umgebung um und untersuchte sie auf automatische Geschütze, so wie ihre eigene Basis welche hatte. Bisher waren jedoch keine zu aufzufinden. Aber sie durfte auf keinen Fall unvorsichtig werden, so viel war ihr klar. Die gesamte Landschaft konnte übersäht sein mit Waffentürmen, die in den Felsen versteckt waren. Der nächste Schritt an den sie zuvor noch gedacht hatte, das Zerstören der Tore und das Eindringen in die Basis, stellte sich für den Moment als nicht Notwendig heraus. Einige Meter vor dem Tor stand bereits ein aktiver MODULAR, was Sarah für den Moment sehr stark verwirrte. Was sollte das? Anscheinend empfing Zenon Rush sie und hatte sie bereits erwartet. Aber das sollte ihr für den Moment egal sein. Sie musste lediglich ihren Auftrag beenden. Und dazu musste sie so schnell so viele Informationen über die Maschine ihres Feindes sammeln wie sie konnte. Der Optik nach zu urteilen schien es sich um ein leichtes Modell zu handeln. Sehr schnell und mobil, aber nicht sehr stabil und viele Treffer könnte er so nicht einstecken. Allerdings störte Sarah sich daran, dass sie nicht im Stande sein sollte die Generation genau zu bestimmen. Die Optik deutete aber mindestens auf die 6te hin. Wahrscheinlicher war jedoch dass es sich um einen MODULAR der 7ten Generation handelte, denn er schien auf den ersten Blick mit mehr Waffen ausgerüstet zu sein als der ihre. Die Leuchte für eine eingehende Kommunikations-Verbindung blinkte auf und Sarah entschied sich zumindest anzuhören was Zenon Rush ihr zu sagen hatte.
„Ich wusste dass mir die Organisation irgendwann einen stärkeren Protector schicken würde um mich zu beseitigen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du es sein würdest Abomination. Oder sollte ich dich vielleicht lieber Sarah Johnson nennen?“, kommentierte Zenon seine Situation und schockierte Sarah mit seiner letzten Frage sehr.
„Du weißt wer ich bin? Wie? Woher?“, konnte sie sich nicht beherrschen zu fragen und brachte Zenon dazu lautstark loszulachen.
„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir meine Quellen verrate oder?“, sagte er dann, während er weiter lachte. „In jedem Fall bin ich froh, dass sie mir dich geschickt haben. Jetzt kann ich endlich beweisen, dass du bei dem Test betrogen hast“, fügte er dann noch hinzu.
„Ich hab nicht betrogen. Ich hab dich damals ehrlich besiegt. Es ist deine eigene Schuld, wenn du nicht gut genug warst“, antwortete Sarah nun aufgebracht.
„Dann kannst du es ja jetzt beweisen. Und wenn nicht kann ich dir versichern, dass ich mich für diese Erniedrigung und die Zerstörung meines Lebens ordentlich rächen werde. Ich werde dich richtig leiden lassen, du mieses kleines Stück Dreck“, sagte Zenon und klang nun wesentlich wütender als vorher noch.
„Na dann… Komm schon“, sprach Sarah abschließend und beendete die Kommunikation. Sie hatte genug gehört. Zenon Rush war immer noch der selbe arrogante, überhebliche Bastard, der er auch in der Prüfung gewesen war und sie würde ihn auch ein zweites Mal besiegen, dessen war sie sich nun sicher. Auch dass das seinen Tod bedeuten würde machte ihr nach diesem Gespräch wesentlich weniger aus als davor noch. Nun galt es die Sache zu klären. Nur einer von beiden würde hier lebend wieder raus kommen. Entweder er oder sie.

Schnell nutzte Sarah ihr Dash-System um zur Seite zu entkommen als Zenons MODULAR zwei Handfeuerwaffen zog und sie direkt abfeuerte. Es handelte sich um eine Shell-Gun und ein Maschinen-Gewehr. Bei letzterem handelte es sich um eine wesentlich leichtere und damit auch weniger durchschlagende Version ihrer eigenen Gattling und auch die Shell-Gun war nicht unbedingt besonders schwer, allerdings durchaus durchschlagend, wenn sie aus der Nähe abgefeuert wurde und alle Projektile ihr Ziel trafen. Sarah war jedoch ausgewichen, so dass nur ein paar davon noch trafen und die wurden von den Energie-Schilden ihrer Maschine aufgehalten. Dies waren außerdem die ersten Waffensysteme die sie bisher von Zenons MODULAR gesehen hatte. Sie hatte jedoch keine Zeit mehr ihren Gegner weiter zu analysieren, denn sie war zu sehr damit beschäftigt dessen Waffenfeuer mit dem Dash-System zu entkommen, während dieser das Selbe bei ihren Waffen tat. Und verdammt war dieser MODULAR schnell. Sarah konnte ihm kaum folgen und die automatische Zielvorrichtung hatte nicht einmal die Zeit ihn vernünftig zu erfassen, da wechselte er bereits erneut die Richtung. Schnell versuchte Sarah sich Deckung zu suchen als Zenon ein weiteres MG- und Shell-Gun-Sperrfeuer auf sie loslassen sollte und sollte diese auch finden. Allerdings war sie nur von sehr kurzer Dauer, denn Zenon folgte ihr dorthin und nahm sie weiter unter Feuer. Die Schilde hatten bereits einiges eingesteckt, aber noch sollten sie stand halten, so dass Sarah sich entschied mit dem Booster einen Sprung auf die Ebene direkt hinter sich auszuführen, während sie versuchte Zenon weiter mit ihrer Gattling unter Feuer zu nehmen und hin und wieder mit ihrem Hoch-Energie-Gewehr feuerte in der Hoffnung einen Treffer zu landen. Aber Zenon sollte ihnen allen mit seinem Dash-System entkommen. Gewaltige Explosionen rissen Trümmer aus den Felsen und schleuderten sie in alle Richtungen, aber Zenon sollte ohnehin weiter auf Sarah zustürmen, so dass sie ihn ebenfalls verfehlten und nicht mehr erreichen konnten. Schnell wich Sarah weiter zurück und versuchte ihm weiter zu entkommen, aber Zenon kam ihr ohne Gnade schnell näher, so dass Sarah sich entschied schnell ihre erhöhte Position zu verlassen und in die Schlucht dahinter zu springen, wo sie sich erneut Deckung hinter einem Felsen nahm und die Plasma-Kanone vorbereitete. Tatsächlich sollte Zenon ihr dorthin folgen, brach aber schnell ab und wich seinerseits hinter den Felsen als ihm eines der gewaltigen Plasma-Projektile entgegen kommen sollte. Nur sehr langsam wagte Sarah sich hinter ihrer Deckung hervor und wurde direkt von einem Aufschaltungsalarm begrüßt. Als sie zur Seite sah sollte sie vier mittlere Raketen auf sich zurasen sehen und versuchte diesen schnell nach hinten zu entkommen, während sie ihre Gattling auf sie ausrichtete und feuerte. Lediglich drei von vier konnte sie zerstören, die vierte krachte in ihre Schilde und hinterließ dort eine nicht zu unterschätzende Explosion. Diese war der letzte Treffer gewesen, den die Schilde gebraucht hatten um zusammen zu brechen. Nun brauchten sie eine gewisse Zeit um sich wiederaufbauen zu können. Viel größer war jedoch das Problem, dass sie ihren Feind aus den Augen verloren hatte. Wo war er hin? Das Radar zeigte ihr doch an, dass er genau vor ihr sein musste aber dort war doch nichts. Plötzlich brach Zenons MODULAR von der linken Seite her durch den massiv aussehenden Fels und zog zwei gewaltige Schwerter mit einer gezahnten Schneide aus einer Halterung die seitlich am Torso angebracht war. Zusätzlich dazu begannen diese sich noch einmal auszuklappen und wurden dadurch noch länger. Panik brach in Sarah aus als sie mit ansah wie Zenons Maschine einem Schlag von oben nach unten mit beiden Klingen ausholte. So massive Panik, dass ihr das Geschehen vorkam als würde es in Zeitlupe ablaufen. Durch eine instinktive Reaktion aktivierte sie ihr Dash-System und entkam dem Schlag nach hinten, auch wenn es eine Sache von ein paar Zentimetern gewesen war. Ihr blieb jedoch keine Zeit zum durch atmen, denn Zenon sollte eine ganze Reihe weiterer Schläge seiner beiden Schwerter hinzu fügen, denen Sarah jedes Mal mit einem Dash-Stoß nach hinten entkommen musste. Fünf Schläge später hatte Sarah es endlich geschafft zu reagieren indem sie die beiden Schusswaffen in ihre Halterungen an dem vierbeinigen Unterteil platzierte und ihr gewaltiges Großschwert zog. Schnell hielt sie es zwischen den nächsten vertikalen Schlag, den Zenon mit seinen beiden Schwertern ausführte und fing diesen so ab, Für kurze Zeit maßen die beiden MODULARs ihre Kräfte, bevor sich der wesentlich massivere von Sarah dabei durchsetzte und den von Zenon zurück schleuderte um dann anschließend einen horizontalen Schlag mit dem gewaltigen Großschwert auszuführen. Zenon verstand es jedoch den Schwung des vorherigen Stoßes mit einem Dash-Schub zu kombinieren und entkam dem Schlag so. Ebenso dem darauf folgenden Schwertschlag von unten nach oben, indem er sich mit seinen Boostern in die Luft erhob und Sarah dabei wieder mit seiner Shell-Gun und dem MG unter Feuer nehmen sollte. Zu deren Glück war diese kurze Nahkampf-Phase genug Zeit gewesen, die ihre Energie-Schilde gebraucht hatten um sich neu aufzubauen. Aber auch sie hatte einen Fern-Angriff vorbereitet und ihren Granat-Werfer in Bereitschaft gebracht mit dem sie nun eine ihrer gewaltigen Granaten auf Zenon abfeuerte. Und obwohl dieser der eigentlichen Granate entkam, sollte die Druckwelle der gewaltigen Explosion ihn trotzdem noch erreichen und zur Seite weg schleudern. Sein leichter MODULAR hatte dem nicht genug Gewicht entgegen zu setzen und die Balance-Automatik versagte offensichtlich, denn nun stürzte die Maschine unkontrolliert in die Schlucht. Perfekt! Jetzt musste Sarah ihm nur noch… Plötzlich krachte ebenfalls eine Granate nur wenige Meter neben ihren MODULAR in den Felsen und entfachte eine gewaltige Explosion, bevor eine weitere genau in den rechten Arm ihres MODULARs krachte und dort ebenfalls explodierte. Ein gewaltiges Chaos aus Schockwellen schleuderte Sarahs MODULAR unkontrolliert in verschiedene Richtungen, so dass dieser ebenfalls gegen einen Felsen krachte. Sarah selbst wurde im Inneren ihrer Maschine so sehr durchgeschüttelt, dass sie kurzzeitig völlig die Orientierung verlieren sollte.

Sarah sollte sich nach einem kurzen Moment der Verwirrung mit ihrem MODULAR in einem der Felsen liegend wieder finden. Sie hatte wesentlich mehr Glück gehabt als sie verdiente. Der Treffer hatte sich in einem Moment ereignet in dem die Energie-Schilde voll aufgeladen waren und daher waren in erster Linie diese zusammen gebrochen und die Panzerung des rechten Arms ihres MODULARs stark beschädigt worden, aber keine größeren mechanischen Schäden angerichtet worden, die dessen Funktion beeinträchtigt hätten. Viel wichtiger als das war jedoch für den Moment den MODULAR wieder aufzurichten und die Frage zu klären woher dieser Angriff gekommen war. Von einem automatischen Geschütz etwa? Oder war hier noch ein weiterer MODULAR in den Schluchten versteckt? Und wenn dem so war: Wie wurde dieser gesteuert? Mit kybernetischen Implantaten? Oder kämpfte Zenon etwa nicht allein? Sarah sollte nicht viel Zeit zum Denken bleiben, denn eine weitere Granate sollte auf ihre Maschine zurasen, so dass sie diese direkt nach oben abspringen ließ und dabei gleich noch von dem Projektil eines Scharfschützen-Gewehrs in MODULAR-Größe verfehlt wurde. Woher kam dieser Angriff? Das Radar zeigte nichts an. Das bedeutete, dass dieser Feind eine besonders hohe Reichweite haben musste. Als er gleich zwei Plasma-Projektile auf einmal auf sie abfeuerte, konnte Sarah den Feind nun ausmachen indem sie der Richtung folgte, während sie mit Hilfe ihres Dash-Systems zur Seite entkam. Er war durch seine orange-rote Tarnfarbe in diesen Felsschluchten nur sehr schwer auf die Entfernung zu erkennen gewesen, aber nun hatte Sarah ihn gesehen. Es handelte sich um einen schweren MODULAR der 6ten Generation mit einem Panzer-Fahrwerk anstelle von Beinen. Ferner verfügten dessen Arme nicht über Hände, sondern endeten lediglich in zwei gewaltigen Schusswaffen mit extrem langem Lauf, wobei es sich wohl um seine Granat-Werfer handelte. Zumindest glaube Sarah das Bauteil wieder zu erkennen. Ferner erkannte sie auf der rechten Schulter das gewaltige Scharfschützen-Gewehr und eine weitere Waffe auf der linken Schulter, die sie jedoch nicht wiedererkennen sollte. Die beiden Plasma-Kanonen waren wohl außerdem interne Waffen im Torso der Maschine verbaut. Und ausgehend von der Gewichtsklasse dieses MODULARs und der Tatsache, dass er wohl als eine Art Artillerie-Unterstützungs-Vehikel konstruiert worden war, konnte Sarah nicht vorher sagen welche Art von Waffen dieser Feind vielleicht noch in einer nicht sichtbaren Weise verbaut hatte. Schnell begann sie auf diesen unbekannten MODULAR zu zustürmen und feuerte ihm ihrerseits eine Granate und ein Hoch-Energie-Projektil entgegen, aber der Gegner nutzte sein eigenes Dash-System um die Ebene zu verlassen, die er als Plattform genutzt hatte und ließ sich in den Graben dahinter fallen, so dass beide Projektile ihn verfehlten. Plötzlich ertönte ein weiterer Erfassungsalarm, bevor Sarah sich schnell umdrehte und vier weitere Raketen auf sich und ihre Maschine zukommen sah. Sie hatte Zenon selbst völlig vergessen und schaltete ihren Booster ab um sich nach unten fallen zu lassen, so dass die Raketen über sie hinweg flogen und stattdessen in die Landschaft krachten. Zenon war jedoch bereits darauf vorbereitet gewesen und feuerte nun mit seiner zweiten Schulter-Waffe, bei der es sich um eine Impuls-Kanone handelte. Die Impuls-Kanone feuerte dabei violette spiralförmige Energie-Projektile in vergleichsweise sehr hoher Feuerrate ab, deren Explosionskraft zwar nicht so stark war wie die eines Hoch-Energie-Gewehrs, aber deren Spiralen-Form sich durch Schilde und Panzerungen bohren konnte um diese zu durchbrechen. Das und die hohe Feuerrate machte die Waffe extrem gefährlich, wenngleich ihre Munition verglichen mit Gattlings, MGs oder auch Schnellfeuer-Energie-Gewehren recht begrenzt und ihr Verbrauch an Energie sehr hoch waren. Sicherlich konnte Zenon seinen Booster nicht benutzen, während er diese Waffe abfeuerte. Allerdings musste er das auch nicht, denn Sarah war nun völlig damit beschäftigt mit dem Dash-System nach links und nach rechts zu driften um nicht jedes einzelne dieser Impuls-Projektile mit zu nehmen. Dennoch genügten die beiden Treffer, die sie hatte einstecken müssen um die Schilde wieder zusammen brechen zu lassen. Sehr zu ihrem Schock sollten nun auch noch zwei Plasma-Projektile, wahrscheinlich von dem anderen MODULAR stammend, auf sie zurasen, die sie jedoch verfehlten und über sie hinweg ziehen sollten, bevor sie ihre Maschine in der Schlucht landete und nun die Felsen wieder als Deckung nutzen konnte. Sie hatte jedoch keine Ahnung wie lange das anhalten würde.

Zenon Rush selbst war schon ein ziemlich gefährlicher Gegner, insbesondere da er dieses Mal in einem MODULAR kämpfte der auf seinen Kampfstil zugeschnitten war und nicht mit einem zufällig ausgewürfelten, wie damals in der Protectoren-Prüfung. Sarah hätte ohnehin nicht gewusst ob sie ihm alleine schon gewachsen wäre. Aber nun war noch dieser andere schwere Artillerie-MODULAR dabei, der sie immer wieder außerhalb ihrer eigenen Reichweite unter Feuer nahm. Sarah hatte keine Ahnung ob sie hier noch einmal lebend raus kommen würde. Sie begann den Auftrag und generell ihre Entscheidung Protectorin zu werden zu bereuen. Sie war hierfür absolut nicht geschaffen, das wusste sie jetzt. Aber sie würde auch nicht mehr aus der Situation raus kommen. Angstschweiß lief ihr über das Gesicht, während Granaten des schweren unbekannten MODULARs um sie herum einschlugen und explodierten. Das Radar zeigte außerdem, dass Zenon nicht mehr sehr weit entfernt sein konnte. Sarah entschied sich daher lieber schnell selbst aktiv zu werden und sprang mit Hilfe ihrer Booster aus der Schlucht heraus, wo sie Zenon schnell mit ihrer Gattling und ihrer Plasma-Kanone unter Feuer nahm. Obwohl einige Projektile ihrer Gattling ihr Ziel treffen sollten, wurden diese lediglich von Zenons Schilden abgefangen und die wesentlich stärkere und wichtigere Plasma-Kanone verfehlte ihr Ziel als Zenon in einer sehr schnellen Bewegung zur Seite wich. Dort sollte er Sarah seinerseits mit der Impuls-Kanone unter Feuer nehmen und schnell Sarahs Schilde zerstören, bevor er mit seinem MG nachsetzte. Sarah konnte nicht verhindern, dass sie laut aufschrie während einige Projektile durch die bereits angeschlagene Torso-Panzerung schlugen und dabei beinahe sie selbst getroffen hätten. In einem Reflex drückte Sarah nun den Auslöser für das Dash-System und schleuderte ihren MODULAR unkontrolliert ein Stück nach vorne, so dass das ihr gewidmete Projektil des Scharfschützen-Gewehrs des anderen MODULARs sie verfehlte. Ihr blieb nicht einmal die Zeit ihren Körper auf Verletzungen zu überprüfen, denn nun stürzte sie nicht nur in die Tiefe, Zenon kam auch noch mit seinen Schwertern auf sie zu. Sie war zu langsam um auf seinen Schlag zu reagieren und konnte nicht verhindern, dass eine ihrer beiden Schusswaffen, das Hoch-Energie-Gewehr, zersägt wurde. Schnell schleuderte sie die Reste ihrer Waffe zur Seite und richtete die Gattling auf Zenon aus, der erneut in einem Zick-Zack-Kurs nach hinten wich und beinahe jedem ihm gewidmeten Projektil entkam. Auch die Granate, die Sarah nachgesetzt hatte verfehlte ihr Ziel völlig. Verdammt nochmal, dieser Kerl war einfach immer noch viel zu schnell. Sarah hatte überhaupt keine Chance ihn zu treffen. Sein leichter, super-mobiler MODULAR machte die meisten ihrer größtenteils schweren Waffen völlig nutzlos. Kaum war Sarahs MODULAR nun auf seinen vier Beinen gelandet zwang sie der andere Gegner nun zwei weiteren Granaten und zwei weiteren Plasma-Projektilen mit dem Dash-System auszuweichen. Dabei war ihr erneut Zenon selbst entgangen, der erneut mit seinen Schwertern auf sie zukommen sollte und da sie sich gerade mitten in der Schlucht befinden sollte und ihre Booster-Energie gerade erst aufgebraucht worden war, würde es keine Option geben ihm zu entkommen. Sarah entschied sich nun jedoch das Großschwert zu ziehen und es zu nutzen um Zenons vertikalen Schlag mit beiden Schwertern von oben nach unten abzufangen. In einer kräftigen Bewegung schob sie ihn nach hinten weg und fing die beiden darauf folgenden Schläge erneut mit dem ihren ab, bevor ihre Booster-Energie wieder weit genug nachgeladen war, dass sie der nächsten Kombination mit einem Dash-Stoß nach hinten entkommen konnte. Dies war der Moment auf den Sarah gewartet hatte, denn nun startete sie einen Gegenangriff mit ihrem Großschwert auf den offensichtlich überraschten und mit der Situation überforderten Zenon Rush, der dem gewaltigen Schlag von oben nach unten nicht auswich, sondern ihn versuchte mit deinen beiden Schwertern abzublocken. Und auch wenn man sagen konnte das ihm das gelungen war, da die Schlagkraft nicht mehr genügte um seine Torso-Panzerung zu durchschlagen und das Schwert einfach daran abprallte, so hatte Sarah es dennoch geschafft seine Schwerter zu zerbrechen. Schockiert wich Zenon nun zurück und entkam einem horizontalen Schwertschlag von Sarah, bevor er die Reste seiner beiden Schwerter zur Seite warf und einige Schüsse mit der Shell-Gun abgeben sollte. Einige der Projektile schlugen dabei in den ohnehin schon beschädigten rechten Arm des MODULARs ein und beschädigten nun auch dessen Mechanik, so dass Sarah sich entschied ihn abzuschalten, bevor die Versuche ihn weiter zu verwenden ihn noch weiter beschädigen würden. Sarah begann sich jedoch zu wundern, dass sich der andere MODULAR schon so lange nicht mehr in Aktion gezeigt hatte. Keine Sekunde auf diesen Gedanken hin krachte jedoch ein weiteres gewaltiges Projektil wie ein Blitz durch mehrere der Felswände und durchschlug Sarahs Plasma-Kanone ein, bevor es eine gewaltige Explosion in der Wand hinter ihr hinterlassen sollte. Eine Railgun. Das war die eine Waffe an dem unbekannten MODULAR, die Sarah noch nicht genau identifiziert hatte. Eine weitere Explosion an der Plasma-Kanone schleuderte ihren MODULAR zusätzlich zu der, die die Railgun hinter ihr hinterlassen hatte noch zur Seite. Die Automatik zum Balance-Ausgleich reagierte, aber wäre Sarahs Maschine nicht ein Vierbeiner gewesen, hätte diese Druckwelle den MODULAR zu Boden geworfen und eine gewisse Zeit handlungsunfähig gemacht. Zusätzlich zu allen Problemen nahm Zenon sie nun auch noch mit dem MG unter Feuer. Sarah reagierte ebenfalls schnell und steuerte ihren MODULAR hinter eine andere Deckung, so dass Zenons Projektile sie zumindest kurzzeitig nicht mehr erreichen konnten.

Sarah hatte ein größeres Problem als sie zugeben wollte. Dieser Zenon Rush war ziemlich gut im Umgang mit seinem MODULAR. Wahrscheinlich insgesamt sogar besser als sie und dann gab es da noch diesen anderen unbekannten Gegner, der ihn unterstützte. Dazu kamen die Beschädigungen ihrer Maschine und die Tatsache, dass Sarah sich sicher war, dass sie längst noch nicht alles gesehen hatte, was ihre Feinde zu bieten hatten. Als würde das alles nicht schon genügen, ließen die beiden ihr kaum eine ganze Sekunde Zeit zum Nachdenken. Eine vernünftige Taktik zu überlegen und das Ganze gescheit durchzudenken war so fast nicht möglich. Entscheidungen mussten ohnehin schon in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. Und dennoch war da dieses Gefühl, dass es irgendetwas gäbe, dass Sarah gegen diese Beiden einsetzen könnte. Irgendetwas, dass sie dabei war zu übersehen. Plötzlich schob sich Zenon von links nach rechts in ihr Blickfeld. Er hatte sie also wieder eingeholt. Noch dazu war er bereits ganz nahe. Schnell stürmte er vor und bereitete zwei grüne Energie-Klingen an beiden Armen vor, die Sarah bisher noch nicht aufgefallen waren. Allerdings war dies auch der optimale Moment für Sarah zu versuchen ihren Plan umzusetzen. Dazu würde sie den rechten Arm ihres MODULARs noch ein letztes Mal brauchen und so aktivierte sie ihn wieder und hoffte, dass die beschädigte Mechanik das noch einmal aushalten würde. Als Zenon nun auf sie zugestürmt kommen sollte und seinen Schlag ausführte, fing Sarah die Arme seines MODULARs mit den Armen ihres Eigenen ab und klemmte sie mit den Händen fest. Schnell aktivierte sie die Booster und riss beide Maschinen in die Höhe. Wo sie zusätzlich die Vorderbeine ihres Vierbein-Unterteils nutzte um sie zwischen ihren eigenen und den MODULAR von Zenon zu stemmen. Es gab keinen Weg für ihn zu entkommen. Seine gesamte Bewegungsfähigkeit war nun eingeschränkt und sein größter Vorteil war ihm genommen. Dennoch begann er zu versuchen sich mit Hilfe des Dash-Systems los zu reißen. Metall knarrte und ein Warnsignal deutete auf starke Überlastung der Arm-Mechaniken hin. Das Problem war jedoch, dass Sarah so ebenfalls nicht besonders mobil sein sollte und sich auch nicht zur Wehr setzen konnte, falls der andere unbekannte MODULAR angreifen würde. Wo befand dieser sich überhaupt gerade? Sie konnte ihn nicht finden. Plötzlich aktivierte sich die Impuls-Kanone auf der Schulter von Zenons MODULAR und richtete sich genau auf den Torso von ihrem aus. Nur wenige Schüsse aus dieser Entfernung und Sarah wäre völlig erledigt. Dazu ging ihr langsam die Booster-Energie aus. Sie würden jeden Moment alle beide unkontrolliert zu Boden stürzen. Plötzlich konnte sie es sehen. Da blitzte ein Licht oder eine Reflektion mitten im Felsen auf, die dort nicht hingehörte. Von dort aus würde der Angriff kommen. In einer schnellen Reaktion rotierte Sarah beide Maschinen um 90 Grad, so dass das ihr gewidmete Projektil des Scharfschützen-Gewehrs stattdessen Zenons Maschine genau in den hinteren Torso treffen sollte. Dabei riss es den linken Arm ab und zertrümmerte direkt auch noch die Impuls-Kanone. Eine gewaltige Explosion ereignete sich hinter seinem MODULAR und schleuderte ihn dabei unkontrolliert zur Seite, so dass Sarah ihn ungewollt loslassen musste. Dabei löste sich jedoch nur die eine Verriegelung der linken Hand. Die der rechten Hand blieb fest verschlossen, so dass der ohnehin schon beschädigte Arm ausgerissen wurde und zusammen mit Zenons Maschine zu Boden stürzte. Das war auf jeden Fall mal ein Feind weniger, dachte Sarah sich und landete ihren MODULAR auf einer der Felsebenen. Ihre Booster-Energie konnte sich jedoch kaum regenerieren, da zwang sie das Waffenfeuer des schweren MODULARs zu Ausweichmanövern mit ihrem Dash-System. Gewaltige Explosionen von Granaten und Plasma-Projektilen rissen Krater aus dem Fels und zwangen Sarah dazu niemals auch nur eine Sekunde auf der Stelle zu stehen. Dennoch fand sie Zeit ihren eigenen Granat-Werfer auf den Feind abzufeuern, der jedoch die Explosionen der Waffe ignorierte und seine zweite Schulter-Waffe ausfahren sollte. Nur knapp sollte Sarah dem gewaltigen Partikelstrahl aus roten Partikeln und roten Blitzen, die sich zwischen diesen entluden, entkommen. Eine Protonen-Kanone. Sogar eine solche Waffe sollte sich im Arsenal dieser Maschine befinden. Aber Sarah blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn als nächstes sollte sie der Railgun ihres Feindes zum zweiten Mal entkommen. Während sie im Zick-Zack-Kurs immer näher kommen sollte. Sie wusste dass dieser MODULAR zu massiv und zu schwer war um ihr entkommen zu können, selbst wenn es einer aus der 6ten Generation war. Und so zog sie schnell das gewaltige Großschwert als sie nahe genug war und umkreiste ihren Feind nun, während dieser weiterhin versuchte sie mit einer seiner viel zu großen, schweren und langsamen Waffen zu treffen, aber nur die Umgebung weiter mit Kratern überziehen sollte. Das zweite Abfeuern des Protonen-Kanone war der Moment den Sarah wählte um nach vorne zu stoßen und mit ihrem gewaltigen Schwert von oben nach unten zu zuschlagen. Wie sie es erwartet hatte, konnte ihr dieser viel zu schwere Feind nicht entkommen und wurde einfach von der gewaltigen Klinge genau mittig zersägt. Blitze entluden sich zwischen den beiden Stücken und Sarah erkannte dass sie sich schnell zurück ziehen musste, denn nun explodierte der gesamte Reaktor der Maschine in einem riesigen Feuerwerk, dessen Schockwelle sie noch zu spüren bekam obwohl sie schon längst aus dem Radius der Explosion entkommen war.

Sarah atmete einmal tief durch. Sie hatte gerade zwei Feinde auf einmal besiegt. Oder zumindest einen davon. Denn plötzlich sollte ihr einfallen, dass sie keine Ahnung hatte wo genau Zenon war. Eine Frage die sich sehr bald von selbst beantwortete als von der Seite eine ganze Reihe Projektile der Shell-Gun von Zenon in ihre Maschine einschlugen. Der Torso sollte dabei massiven Schaden nehmen. Als Sarah versuchte den Booster einzusetzen war ihr das nicht mehr möglich. Der Bildschirm wurde einmal kurzzeitig schwarz und zeigte dann das Geschehen von einem Punkt der sich offensichtlich etwas weiter unten befand. Der Kopf und damit die Haupt-Sensorik mussten getroffen worden sein. Und was war das da rechts neben ihr eigentlich an der Cockpitwand? Rote Flüssigkeit. War das etwa Blut? Ihr Blut? Schockiert musste Sarah feststellen, dass eines der Projektile dieses Mal ihren Bauch getroffen hatte. Schmerzen durchzogen sie und brachten sie dazu lautstark aufzuschreien. Zenon ließ nicht von ihr ab und feuerte weiter mit seiner Shell-Gun, so lange bis diese lediglich ein lautes Klicken von sich geben sollte, da die Munition aufgebraucht war. Nun schleuderte Zenon die Schusswaffe zur Seite und baute am verbliebenen Arm seiner Maschine wieder die grüne Energie-Klinge auf, während er mit recht zügigen Schritten, aber dennoch verglichen langsam auf sie zukommen sollte. Offensichtlich waren auch seine Booster zerstört worden, so dass er lediglich die Gehfunktion seines MODULARs zur Verfügung hatte um sich zu bewegen. Dies tat er jedoch schnell und zielsicher, als wüsste er genau, dass dies das Ende sein würde. Sarah musste irgendetwas unternehmen. Irgendetwas. Aber da waren diese Schmerzen. Diese unmöglichen Schmerzen, die sie davon abhielten überhaupt klar genug denken zu können um jetzt noch etwas zu unternehmen. Ihre Neutronen-Kanone. Die könnte ihr jetzt noch aus der Situation heraus helfen und auf diese Entfernung wäre Zenon unmöglich fähig auszuweichen und der Schaden wäre gewaltig. Dummerweise musste Sarah feststellen, dass diese wohl bei dem letzten Angriff ihres Feindes einen so großen Schaden genommen hatte, dass sie nun unbenutzbar geworden war. Was sollte sie nun machen? Ihr Feind war schon ganz nahe. Sie wollte nicht sterben. Es war noch viel zu früh für sie um zu sterben. Sie hatte doch noch so viele Dinge vor. Nun im letzten Moment kam ihr noch eine Idee. Der Hauptbooster war zwar zerstört, aber vielleicht würde das Dash-System noch in eine der 4 möglichen Richtungen funktionieren. Wenigstens eine, selbst wenn es vorwärts wäre würde ihr weiter helfen. Schnell versuchte sie nach hinten, aber ohne jeden Erfolg. Nach Vorne ebenso wenig. Und auch nach links ließ sich der MODULAR nicht mehr beschleunigen. Zenon holte bereits zu seinem Angriff aus, ein Stich direkt durch den Torso, und damit durch Sarah selbst. Nun hatte Sarah ihre aller letzte Chance. Noch ein letztes Mal tief Luft holen und beten bevor sie die Auslöse-Taste für das Dash-System nach rechts drückte. Tatsächlich aktivierte sich der kurze Schub und bewegte Sarahs MODULAR zur Seite in genau dem Moment in dem Zenon auch zugestochen hatte. Dies war außerdem der optimale Moment für einen Gegenangriff, den Sarah direkt mit ihrem Großschwert ausführen sollte. Zenon war nicht mehr im Stande der gewaltigen Klinge, die Sarah horizontal geschwungen hatte, zu entkommen. Sein MODULAR wurde mittig, genau am Torso durchschlagen, wo die Klinge jedoch bei ungefähr dreiviertel stecken blieb. Dennoch stoppte sein MODULAR jede Bewegung und tat nichts mehr, während auch die grüne Energie-Klinge, die er zuvor noch genutzt hatte zusammen brechen sollte. Das war es offensichtlich. Das war das Ende dieses Kampfes. Zenon Rush war besiegt und offensichtlich tot. Oder doch nicht? Schockiert stellte Sarah fest, dass die Leuchte für Eingehende Kommunikation blinkte und Sarah kam nicht umhin sie anzunehmen.
„Ich verstehe. Du hast offensichtlich nicht betrogen. Du bist tatsächlich so stark wie ich es niemals sein werde“, sagte Zenon hörbar schwach. Sarah antwortete ihm nicht. Sie hatte nicht das Gefühl. Dass es noch irgendetwas gab, dass sie ihm sagen wollte. „Ich mag diesen Kampf und mein Leben verloren haben. Aber meine Rache werde ich trotzdem bekommen“, sprach er dann weiter und verwirrte Sarah noch einmal sehr. „Diese Welt ist hart und brutal. So eine süße, kleine wie du ist dem nicht gewachsen. Du wirst leiden. Das weiß ich genau. Wenn dich Leute, die du für deine Freunde gehalten hast für Geld verraten, wenn du das erste Mal Hilfe brauchst und zu aller erst nach deinen Kontoverbindungen gefragt wird und wenn du langsam aber sicher dem Wahnsinn dieser Welt verfallen wirst… dann wirst du die schrecklichsten Qualen leiden, die sich ein Mensch vorstellen kann und ich werde meine Rache bekommen“, brachte Zenon dann noch heraus und begann zu lachen, bevor dieses Lachen zu einem Husten wurde und dann zu einem hörbaren Schnappen nach Luft, bevor völlig Ruhe einkehrte. Zenon Rush war gerade gestorben, so viel stand für Sarah fest. Und das schlimmste daran war, dass sie nicht einmal wirklich sagen konnte, dass ihr das Leid täte oder sie sich schlecht dafür fühlte. Aber da waren immer noch ihre eigenen Verletzungen. Ihr Bauchbereich war auf der linken Seite aufgerissen und blutete sehr stark. Sie hatte zahlreiche Kratzer unterschiedlicher Tiefe und starke Kopfschmerzen. Zudem konnte sie nicht einfach zurück, da der Hauptbooster ihres MODULARs zerstört war. Sie hatte nur noch eine einzige Option. Schnell versuchte sie mit der einen Hand ihre Bauchverletzung davon abzuhalten noch weiter zu bluten, während sie mit der anderen versuchte eine Kommunikationsverbindung zur Handelsunion aufzubauen.
„Hier spricht der Protector Abomination. Mein MODULAR hat bei einem Auftrag in ihrem Gebiet schweren Schaden genommen. Ich brauche eine Bergung, so bald wie möglich. Schicken sie außerdem schnell ein medizinisches Versorgungsteam. Ich bin verletzt“, sprach Sarah schwach, aber so deutlich sie konnte durch den Kommunikations-Kanal.
„Verstanden Abomination. Bergungs- und Medizin-Teams sind unterwegs. Halten sie durch“, antwortete ihr eine männliche Stimme. Sarah hätte nicht gedacht dass das tatsächlich möglich gewesen wäre, aber dieser Kampf war offensichtlich der härteste den sie seit langer Zeit bestreiten musste. Zenon war stark gewesen. Er war stärker als sie gewesen und eigentlich der bessere Protector von beiden. Und dennoch war es nun Sarah, die auf ihre Bergung warten sollte und nicht Zenon. Hatte sie nur wieder Glück gehabt? Oder war es etwas anderes, dass ihr das Leben gerettet hatte? War sie vielleicht doch besser für diese Aufgabe geeignet als Zenon und sie selbst es dachten? Auf jeden Fall musste es einen Grund dafür geben, dass sie überlebt hatte und er nicht. Aber ihr blieb nicht lange genug Zeit um wirklich darüber nachdenken zu können, denn die Bergungsteams, die sie angefordert hatte, waren bereits mit ihren gewaltigen Hybriden aus Flugzeug und Hubschrauber im Anflug. Zu aller erst nahm man sich Sarah selbst an, die aus dem MODULAR getragen werden musste. Zu ihrem Glück stellte sich heraus, dass es sich bei der Bauchverletzung nur um einen Streifschuss gehandelt hatte und lediglich der Blutverlust gefährlich sein sollte. Eine Narbe würde wohl dennoch an dieser Stelle zurück bleiben. Auch die Verletzung an ihrem Kopf war dieses Mal schwerwiegender als das letzte Mal im Kampf gegen Bloodpool und musste dieses Mal genäht werden. Auch hier würde dieses Mal eine Narbe zurück bleiben. Dennoch war nichts wirklich lebensbedrohliches dabei, wenn man sich direkt um die Verletzungen kümmerte, was genau das war was ja gerade geschehen sollte. Der MODULAR selbst wurde an eines der Flugvehikel gekettet und würde auf diese Weise zu ihrer Basis zurück gebracht werden.
„Entschuldigung nochmal schnell… Wünschen sie dass wir die Reste der anderen MODULARs ebenfalls einsammeln und versuchen zu bergen? Das wird sie auch nur einen geringen Aufpreis kosten“, sprach sie plötzlich einer der Arbeiter an, kurz bevor man ihre Trage in das andere Flugvehikel bringen wollte.
„Ja, bitte tun sie das“, antwortete Sarah noch und der Mann bestätigte noch einmal mit einem „Verstanden“, bevor er seiner Arbeit anfing nachzugehen. Was auch immer sie mit den Überresten der anderen MODULARs anstellen würde, es erschien ihr besser sie zu haben, als sie nicht zu haben. Und wenn es nur dafür gut war die Reparatur-Kosten ein wenig durch den Verkauf von Teilen zu drücken. Diese würden auch so noch heftig genug ausfallen, so viel war Sarah klar. Aber wie hoch auch immer sie wären, sie würde den Preis zahlen. Sie brauchte den MODULAR um weitere Aufträge annehmen zu können.

Der zwanzigste Auftrag: Ein unerwartetes Wiedersehen

Wie hatte es nur soweit kommen können? Dass B-Rang-Aufträge nicht ohne Grund in diesem Rang ausgeschrieben wurden und auch nicht ohne Grund eine so hohe Bezahlung hatten, war ja von vorne herein klar gewesen. Aber dass sich gleich mit einer kleinen Armee aus MODULARs anlegen würde, das hatte man Sarah nicht vorher mitgeteilt. Eigentlich hatte sie bloß für die NTA ein paar verdächtige Grenzaktivitäten untersuchen sollen und jetzt befand sie sich in einem Kampf mit gleich fünf MODULARs gleichzeitig. Jeder davon mindestens aus der 4ten Generation. Einer davon aus der leichten Gewichtsklasse, zwei davon aus der schweren Gewichtsklasse und die letzten beiden waren aus der mittleren Gewichtsklasse. Irgendetwas musste sie gefunden haben, was so wichtig sein sollte, dass gleich fünf Protectoren geschickt worden waren um es zu bewachen. Was konnte so wichtig sein, dass ein Konzern so viel Geld bezahlte? Sicherlich eine gute Frage, aber nun musste Sarah zusehen, wie sie dieser unmöglichen Situation vielleicht doch noch entkommen könnte. Schnell begann sie ihre fünf Feinde genauer zu begutachten in der Hoffnung irgendeinen Schwachpunkt an zumindest einem von ihnen zu finden. Da war zunächst einmal der leichte MODULAR der 6ten Generation. Ein Vierbeiner mit einer schweren Ionen-Kanone an der rechten Schulter, sowie einem mittel gepanzerten Torso, leichten, sehr dünnen Armen und scheinbar zwei MGs als Handfeuerwaffen. Auf der linken Schulter sollte er einen leichten Raketenwerfer haben. Offensichtlich war er darauf ausgelegt im Gefecht schnell die Position zu wechseln und die Ionen-Kanone aus möglichst vielen Richtungen gleichzeitig abzufeuern. Das vierbeinige Untergestell sollte ihm dabei wohl die nötige Stabilität verleihen den Rückstoß der doch recht schweren Waffe abzufangen. Seine Bemalung war jedoch ein dunkelgrün, ähnlich wie ein Insekt, was irgendwie ein wenig seinem Einsatzzweck wiedersprach, zumindest in Sarahs Augen. Außerdem bestand der Kopf dieses MODULARs eher aus einer Antenne, die mit einer Stange nach oben führte als aus einem Kopf. Sarah war sich fast sicher, dass dies ein Schwachpunkt sein würde, wenn sie denn im Stande wäre diesen Gegner überhaupt am Kopf zu treffen, denn er schien optisch sehr mobil zu sein. Dann war da der erste schwere MODULAR der 4ten Generation. Ein gewaltiges Vehikel auf zwei extrem massiven Beinen, deren Füße einfach nur wie Metallklumpen aussahen. Der Torso war massiv, aber recht flach gebaut und die Arme, bei denen es sich einfach nur um Waffensysteme handelte, waren so direkt an den Torso gebaut worden, dass man sagen wollte, dass der MODULAR keine Arme hätte. Die meisten Waffensysteme dieses MODULARs waren intern verbaut, so dass Sarah sie unmöglich erkennen konnte. Die Farbe dieser Maschine war ein Braunton, der sie in der Wüstenlandschaft dieses Kampfes trotz des massiven Aufbaus gut verstecken würde. Der zweite schwere MODULAR stammte aus der 7ten Generation und nutzte eines der massivsten Panzerunterteile die Sarah jemals gesehen hatte. Selbst der massive Torso der Maschine und die ebenfalls sehr massiven Arme wirkten recht klein im Vergleich mit dem Unterbau. Seine Farbe war völlig schwarz gehalten und lediglich die Augen des rundlichen, aber flachen, Kopfes leuchteten rot heraus, was ihn nur noch gefährlicher wirken ließ. Absolut jede Waffe dieses MODULARs war schwer und könnte sicherlich gefährliche Schäden anrichten wenn Sarah nicht aufpassen würde. Und dann waren da ja immer noch die internen Waffensysteme, die sie für den Moment noch gar nicht einschätzen konnte. Was sie jedoch erkannte waren die Protonen-Kanone in seiner rechten Hand, sowie die Hand-Railgun in seiner linken. Beide Schultern waren von einer gewaltigen Waffe besetzt, die Sarah noch nie gesehen hatte, aber für ein besonders gewaltiges Modell eines Granat-Werfers hielt. Vor dem Torso befanden sich außerdem zwei Waffentürme, einer davon mit einer Gattling bestückt, der andere mit einer Hoch-Energie-Kanone. Für Sarah stand fest, dass dies möglicherweise der gefährlichste ihrer fünf Feinde sein würde. Obwohl die beiden mittleren MODULARs sicherlich auch nicht zu unterschätzen wären. Der eine stammte dabei aus der 6ten Generation und war zweibeinig. Außerdem war er offensichtlich recht massiv gebaut und ziemlich stark gepanzert, obwohl es sich immer noch um ein Modell mittlerer Gewichtsklasse handelte. Seine Bewaffnung bestand aus zwei gewaltigen Raketenwerfern auf der Schulter, die wohl offensichtlich dazu gebaut waren um einen Schwarm aus leichten bis mittelschweren Raketen auf den Feind loslassen zu können und an jedem Arm trug er eine Gattling. Sarah war sich außerdem sicher, dass er eine schwere Waffe intern im Torso verbaut und versteckt hatte, sie konnte jedoch nicht genau sagen um welche es sich handeln würde. Die hellbraun-dunkelgrüne Tarnfarbe machte diesen MODULAR recht unauffällig in der Umgebung und äußerst gefährlich für klassische Hit&Run-Angriffe. Der letzte MODULAR stammte wieder aus der 7ten Generation und war ein Sechsbeiner. Eine durchaus selten gewählte Art des Unterbaus, der normalerweise nur dann gewählt wurde, wenn eine besonders große, schwere Waffe in einen Kampfeinsatz gebracht werden sollte, da die sechsbeinige Konstruktion besonders gute Stabilität beim Abfeuern solcher Waffen bot, aber eben auch nicht so mobil war wie die vierbeinige oder die zweibeinige Konstruktion. Da Sarah eine solche Waffe jedoch nicht unbedingt direkt erkennen sollte, nahm sie einfach an, dass diese intern im Torso verbaut sein musste. Allerdings waren auch der gewaltige Neutronen-Strahler auf der linken Schulter, der Plasma-Strahler auf der rechten Schulter, sowie die beiden verschiedenen Hoch-Energie-Gewehre in beiden Händen nicht zu unterschätzen. Die hellgelbe Färbung der Maschine ließ sie jedoch sehr stark heraus stechen, so dass sie Sarah praktisch überall und sofort auffallen musste. Sicherlich waren auch die eine oder die andere Nahkampfwaffe irgendwo an diesem MODULAR angebracht. Sarah konnte sie in der kurzen Zeit nur nicht erkennen. Sie hatte ja bereits die Erfahrung gemacht, dass MODULARs der 7ten Generation über noch mehr versteckte Waffen verfügen konnten als sogar die der 4ten Generation, bei denen die meisten Waffen intern verbaut waren. Selbst nach dieser schnellen Analyse war Sarah schnell klar, dass sie offensichtlich keine Chance alleine gegen fünf hätte, zumal zwei ihrer Feinde technisch eine ganze Generation weiter waren und die offensichtlich alle taktisch brauchbar aufeinander abgestimmt waren. Es gab nur einen einzigen Weg, wie vielleicht noch überleben könnte. Und der war indem sie den Auftrag als abgebrochen versuchte anzumelden und dann die Flucht ergreifen würde.

Sarah hatte keine Zeit allzu lange darüber nachzudenken, als bereits ein gewaltiges Inferno aus Waffenfeuer verschiedenster Waffensysteme über sie herein brach. In unglaublich schnellen Bewegungen mit sehr zufälligen und fast nicht mehr vorhersehbaren Richtungswechseln, die sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit brachten was G-Kräfte anging, versuchte sie schnell eine Deckung zu finden, die sie eine Weile beschützen könnte, während sie weiter zurück wich und immer wieder wie durch ein Wunder den schweren Waffensystemen ihrer Feinde entkam, während die leichten von ihren Energie-Schilden abgehalten wurden. Schnell platzierte Sarah sich nun hinter einen Felsen, der aus dem Wüstensand heraus ragte und hoffte, dass die Deckung lange genug nützlich sein würde bis sie die Kommunikations-Verbindung mit ihrem Auftraggeber herstellen konnte.
„Hier spricht Abomination. Ich stehe unter Beschuss von fünf feindlichen MODULARs. Ich beantrage den Auftrag abzubrechen und mich zurück zu ziehen“, sagte sie schnell und hektisch und stellte das Kommunikations-Gerät so ein, dass es diese Sätze in regelmäßigen Abständen wiederholen würde, während gewaltige Explosionen von schweren Waffen ihrer Feinde um sie herum und in ihre Deckung einschlugen und sie schneller in Stücke sprengten als Sarah das lieb war. Lange würde der Felsen nicht mehr halten und dann wäre sie wieder schutzlos. Wobei die Railgun von einem ihrer beiden Feinde ihr auch hier noch gefährlich werden konnte. Ein schneller Blick auf das Radar sollte Sarah außerdem zeigen, dass bereits zwei ihrer fünf Feinde schnell auf sie zukommen sollten. Die Deckung war bereits nutzlos. Das beste was sie jetzt tun konnte war selbst zu handeln. Und so nutzte sie die Booster um ihren MODULAR in die Luft zu erheben und anschließend das Dash-System um in schnellen Seitwärtsbewegungen den gewaltigen Kanonen-Projektilen des braunen MODULARs zu entkommen und anschließend stieß sie zurück um dem gewaltigen blau-roten blitzartigen Strahl der Ionen-Kanone zu entkommen, die der leichte, grüne MODULAR von der Seite aus auf sie abgefeuert hatte.
„Negativ Abomination. Der Antrag wurde abgelehnt. Es wurden bereits weitere Protectoren zu ihrer Unterstützung geschickt. Halten sie die Stellung so lange bis diese eintreffen“, tönte plötzlich eine männliche Stimme über ihr Kommunikations-System, während Sarah den gewaltigen schwarzen MODULAR mit Granaten und Plasma-Projektilen unter Feuer nahm und anschließend nach vorne stieß um dem Plasma-Blitz des gelben MODULARs zu entkommen.
„FUCK!!!“, fluchte sie lautstark sowohl über die Tatsache, dass von ihr erwartet wurde den Auftrag nicht abzubrechen, als auch über den Aufschaltungsalarm, der gerade ausgelöst worden war. Ein gewaltiger Schwarm aus mindestens 50 Raketen war auf sie abgefeuert worden, während sie ihre Maschine gerade gelandet hatte und nun war alles was Sarah tun konnte zu versuchen in einem Bogen um die drei langsamsten Feinde zu kreisen, während sie hoffte dass die Maschine schnell genug wäre um den Raketen zu entkommen, die sich nun von oben auf sie herab stürzten. Eine gewaltige Spur aus Explosionen folgte ihr, kurz bevor sie schnell gezwungen war dem Neutronen-Strahl des gelben MODULARs in die Gegenrichtung zu entkommen, wobei das die Zielsysteme der übrigen Raketen ausreichend verwirren sollte um sie ebenfalls ihr Ziel verfehlen zu lassen. Während allen diesen Ausweichmanövern waren immer wieder kleine Projektile aus Schnellfeuerwaffen, die sie nicht ganz hatte vermeiden können, in ihre Schilde geschlagen, so dass diese nun zusammen brechen sollten. Es gab nicht mehr viel, dass sie nun noch vor den Waffen dieser mächtigen Feinde schützen sollte. Den Anfang machte nun der schwarze MODULAR, der ihr eines seiner Railgun-Projektile direkt in die linke Schulter jagen sollte und sie mit zusammen mit dem gesamten linken Arm in einer gewaltigen Explosion abriss, direkt gefolgt von dem leichten grünen MODULAR, der seine Ionen-Kanone abfeuerte und eines der vier Beine entfernte. Die Automatik schien kurzzeitig überfordert, aber verstand es in ausreichendem Maße von Vierbein- auf Dreibein-Betrieb umzustellen, dass der MODULAR noch eine gewisse Zeit lang weiter verwendet werden konnte. Nun krachten jedoch zwei Projektile aus der Hauptkanone des braunen MODULARs der 4ten Generation in den Torso und sprengten dabei ganze Teile der Außenpanzerung einfach ab. Sarah selbst wurde dabei in sämtliche Richtungen gleichzeitig geschleudert und verlor für einen kurzen Moment die Orientierung.
Sarahs Kopf schmerzte stark. Hatte sie sich den etwa schon wieder in dieser viel zu engen Konservenbüchse angeschlagen? Nur sehr langsam kehrte ihre verschwommene Sicht zurück. Sie musste sich doch zur Wehr setzen, sonst würde sie ganz sicher sterben. Dies war der Moment in dem ihr auffallen sollte, dass einer ihrer Feinde ihr sehr nahe war. Es handelte sich um den grünen, leichten MODULAR, der ihr scheinbar mit seiner Hauptwaffe, der Ionen-Kanone den Rest geben wollte. Wütend entschied Sarah das Hoch-Energie-Gewehr zur Seite zu werfen und stattdessen das Großschwert zu ziehen und auf ihren Feind zu zustürmen. Dieser wich schnell offensichtlich schockiert nach hinten, aber konnte ihr offensichtlich nicht entkommen. Dies war der Fehler auf den Sarah gewartet hatte, als sie ihn mit einem gezielten Schlag von oben nach unten angriff und dabei den Torso auf der linken Seite, dort wo sich auch die Hauptwaffe befand, zerteilte. Der nun nur noch aus zwei recht unsauber zerteilten Hälften bestehende MODULAR explodierte direkt darauf. Zufrieden sah Sarah sich kurzzeitig die Explosion ihres besiegten Gegners an. Ein Feind beseitigt, nur noch vier weitere sollten übrig bleiben. Schnell richtete Sarah ihren Granat-Werfer auf den braunen MODULAR der 4ten Generation aus und feuerte ihn mehrmals ab. Gewaltige Explosionen überzogen das Ziel, bevor von der Seite ein weiteres Railgun-Projektil in den Granat-Werfer einschlug und ihn einfach zertrümmerte. Als nächstes sollte ein Plasma-Blitz in den rechten Arm einschlagen und diesen ebenfalls abreißen, bevor eine Reihe Gattlingprojektile in den Torso krachten und dort einige Schäden hinterließen. Sarah konnte sich einen lauten Schrei nicht verkneifen, als eines davon sogar in ihr Bein einschlug und das Cockpit mit Blut bespritzte. Anschließend krachte ein Projektil der Hauptkanone des braunen MODULARs der 4ten Generation rechtsseitig in den Torso, wobei sowohl der Kopf der Maschine abgerissen wurde als auch ein großer Teil des Torsos selbst. Gewaltige Metall-Splitter wurden dabei in alle Richtungen verteilt und durchschlugen sogar das Cockpit. Einer davon verfehlte Sarahs Kopf nur sehr knapp. Ein anderer schlug durch ihr anderes Bein und ein anderer durchschlug sie dabei von der Schulter an, schräg nach unten gehend. Blut spritzte weiter durch das Cockpit, während Sarah nicht einmal die Kraft fand um zu schreien, so unerträglich waren diese Schmerzen. Langsam kamen die 4 noch übrigen MODULARs von vier verschiedenen Seiten auf sie zu, offensichtlich unsicher ob sie Sarah bereits erledigt hatten oder ob diese sich nur tot stellte. Sie würde sterben. Dessen war sie sich mittlerweile völlig sicher. Blut lief ihr aus dem Mund. Das Atmen fiel ihr schrecklich schwer und jeder Atemzug machte es schlimmer. Ihre Lungen mussten mehrfach durchschlagen worden sein. Lange hätte Sarah nicht mehr zu leben. Das wusste sie nun. Das klassische Ende, dass früher oder später jeder Protector nehmen sollte würde sie nun ereilen. Aber es gab noch eine Sache, die sie tun konnte. Wütend aktivierte sie den Auslöser für die Neutronen-Kanone, die sie auf den braunen MODULAR der 4ten Generation ausgerichtet hatte. Offensichtlich kam die Aufladung dieser Waffe für alle vier ihrer Feinde überraschend, denn die drei aus der technisch höheren Generation nutzten alle ihre Dash-Systeme um zur Seite zu weichen. Lediglich der MODULAR der 4ten Generation war zu langsam um noch zu entkommen.
„Unterschätzt mich bloß nicht, ihr verdammten Pisser“, murmelte Sarah noch schwach, bevor die Kanone abgefeuert wurde und den wesentlich größeren, massiveren und stärkeren MODULAR ihres Feindes einfach weg fegte. Eine weitere gewaltige Explosion sollte dessen Ende ebenfalls besiegeln, bevor es weitere Einschläge von Waffen in Sarahs MODULAR geben sollte. Der Bildschirm wurde schwarz und Sarah wurde noch einmal durchgeschüttelt. Offensichtlich war ihre Maschine nun zu Boden geschleudert worden. Aber das war ihr im Wesentlichen völlig egal. Es war zu Ende und es war Zeit sich das einzugestehen. Sarah konnte sich nicht verkneifen kurz an ihre Mutter zu denken, die sie nun möglicherweise im Jenseits wieder sehen würde. Was würde sie wohl denken? Wäre sie stolz auf sie? Gab es so etwas wie ein Jenseits überhaupt? Spielte das alles auch nur in irgendeiner Weise eine Rolle? Sarah wusste es nicht und es war ihr mittlerweile auch völlig egal, als ihr schwarz vor Augen wurde und sie sich dem Ende hingeben sollte. Was auch immer nun noch geschehen sollte, es brauchte sie nicht mehr zu interessieren und das war auch etwas wert. Sie hatte es nun hinter sich und brauchte sich in dieser grauenhaften Welt nicht mehr zu quälen.

Huh? Was war gerade geschehen? Sollte sie nicht eigentlich tot sein? Oder war sie tot und es war normal, dass man dabei so starke Schmerzen hatte? Woher kamen diese Erinnerungen, die sie hatte? Es waren lediglich Bruchstücke, aber sie waren dennoch da. Sie konnte sich erinnern, wie sich ein weiterer MODULAR vor den ihren platziert hatte um ihn vor feindlichem Feuer abzuschirmen. Sie konnte sich außerdem weiter erinnern, dass da noch drei weitere MODULARs waren, die diesen einen scheinbar unterstützt hatten. Explosionen, so viele Explosionen. Dieser gewaltige Lärm. Das Klingeln in ihren Ohren und dann war wieder alles schwarz. Ein Mann kam auf sie zu, beugte sich über sie und öffnete den Torso ihres MODULARs noch weiter als ihn die Splitter ohnehin schon geöffnet hatten und sah sie sich äußerst intensiv an.
„Sarah? Sarah Johnson?“, fragte er verwirrt und stellte offensichtlich fest, dass Sarah nicht im Stande sein würde ihm zu antworten. „Scheiße!“, fluchte er anschließend. „Los kommt her. Wir brauchen das medizinische Team und die Notausrüstung sofort hier!“, schrie er dann irgendjemandem außerhalb zu. Sarah konnte den Mann nicht vernünftig erkennen. Ihre Sicht war stark verschwommen, aber sie irgendetwas ließ sie annehmen, dass sie den Mann kennen würde. Sie wusste jedoch nicht woher. Er schien sie ebenfalls erkannt zu haben, aber so sehr Sarah sich anstrengte, sie wusste nicht woher sie diesen Mann kannte. Plötzlich war wieder alles schwarz. Keine Wahrnehmung, einfach gar nichts. Und dann folgte wieder eine Erinnerung an diesen Mann, der gerade versuchte sie mit einem Bergungswerkzeug aus dem MODULAR heraus zu schneiden. Funken flogen in alle Richtungen, aber vor allem über den Mann, den Sarah immer noch nicht erkannte, aber er schien sich nicht daran zu stören und versuchte seine Arbeit weiter abzuschließen. Auf einmal fiel ihm auf, dass Sarah wohl gerade wach war und ihn ansah, so dass er kurz seine Arbeit abbrach und sich ihr zuwenden sollte.
„Sarah, halte noch etwas durch. Ich hole dich irgendwie da raus“, sprach er sie an. Sarah versuchte ihm eine Antwort zu geben. Ihm mitzuteilen, dass es zwecklos wäre und dass er sie einfach gehen lassen sollte. Aber nicht einmal dazu war sie mehr im Stande. Und so sollte sie noch mitbekommen, wie er seine Arbeit wieder aufnehmen sollte, bevor wieder alles schwarz wurde. Diese Bruchstücke von Erinnerungen. Wo kamen sie her? Und wieso hatte sie immer noch solche schrecklichen Schmerzen? Fühlte sich so der Tod an? Wo war das Jenseits? Wo waren die anderen Verstorbenen? Wo war überhaupt irgendetwas anderes als ihre Schmerzen? Wie war das alles nur möglich?

Nur sehr langsam sollte sich ihre Sicht normalisieren. Alles war immer noch so verschwommen. Wo befand sie sich? War dies ein Unfall- und Heilzentrum? Sie lag scheinbar in einem Krankenbett und irgendetwas war auf ihrem Gesicht. Scheinbar eine Beatmungsmaske, denn sie konnte die Luftzufuhr, die sich etwas ungewollt in ihre Lungen presste fühlen. Ein Versuch ihren Oberkörper zu bewegen stellte sich als unmöglich heraus. Scheinbar hatte man diesen am Bett fixiert und das so fest, dass wirklich nicht einmal ein Versuch sich zu bewegen möglich war. Wahrscheinlich war das auch gut so, denn Sarah hatte immer noch starke Schmerzen. Langsam begann ihre Sehschärfe wieder zurück zu kehren, so dass sie auch wieder etwas erkennen konnte. Der Raum war sehr steril und leer. Nicht unbedingt besonders angenehm, aber zweckmäßig. So wie es in diesen Unfall- und Heilzentren eben üblich war. Sowohl rechts als auch links von ihr befanden sich technische Geräte. An eines davon war offensichtlich der Schlauch angeschlossen, der zu ihrer Beatmungsmaske führte. Weitere sollten wohl ihre Werte wie Herzschlag, Blutdruck und andere Dinge, die Sarah nicht kannte, messen und das medizinische Personal so über ihren Zustand auf dem Laufenden halten. Sie sah sich weiter um und traute sich nun auch ihren Kopf nach rechts zu drehen, wo sie jemanden sitzen sehen konnte. Einen Mann. Den selben Mann aus ihren Erinnerungsbruchstücken. Er war recht groß und ziemlich muskulös gebaut. Sarah schätzte ihn auf ungefähr 1,85m und von seinem Gesicht ausgehend auf ihr eigenes noch recht junges Alter. Seine Haare waren kurz und hatten eine braune Farbe. Sarah kam nicht umhin sich daran zu erinnern, dass sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte und das nicht nur in den Erinnerungsbruchstücken, die sie verfolgten wie ein schlechter Traum. Aber woher? Wo hatte sie davor diesen Kerl schon einmal gesehen? Plötzlich wandte sein Blick sich ihr zu. Ihm musste aufgefallen sein, dass sie wach war. Daraufhin gab er schnell ein Handzeichen an jemanden auf dem Gang und stand dann auf um in langsamen Schritten auf Sarah und ihr Krankenbett zu zukommen.
„Ganz ruhig. Ich tue dir nichts.“, sprach er Sarah dann an, als ihm die Angst in ihren Augen aufgefallen war. „Du bist Sarah Johnson oder?“, fragte er sie dann und verwirrte sie dadurch noch ein gutes Stück stärker als es die gesamte Situation ohnehin schon tat.
„Woher weißt du das?“, brachte Sarah nun immer noch völlig schwach raus.
„Nun ich weiß ehrlich gesagt gerade nicht ob ich beleidigt sein soll oder so, aber es ist wohl auch schon eine ganze Zeit lang her“, antwortete der Mann und auch Sarah wurde schlagartig klar woher sie ihn kannte. „Wir haben damals im selben Zyklus die Protectoren-Prüfung gemacht. Ich erinnere mich gut an dich, weil du die arme Wurst warst, die damals gegen Zenon Rush antreten musste… Und ihn dann auch noch besiegt hat. Sowas vergisst man nicht einfach“, erklärte der Mann sich dann weiter und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Dass du allerdings auch der legendäre Protector „Abomination“ wärst, hätte ich so jetzt aber trotzdem nicht gedacht“, sprach er dann weiter.
„Du bist Brandon… Brandon Matsuoka“, unterbrach Sarah nun ihren Gesprächspartner, denn sie musste sich sicher sein, dass ihre Vermutung stimmte.
„Bingo“, antwortete er und machte eine Geste bei der er mit dem Zeigefinger auf Sarah zeigte, die er wohl in diesem Moment für besonders cool hielt. Zumindest war das die Erklärung die Sarah sich dafür gegeben hatte.
„Wo ist mein MODULAR? Was ist mit dem Auftrag? Und…“, begann Sarah nun drauf los zu reden und das obwohl sie eigentlich immer noch hörbar zu schwach zum Reden war.
„Hey, hey, hey. Moment mal. Das sind alles Dinge, die dich in deinem Zustand nun wirklich nicht interessieren sollten. Du solltest jetzt erst mal zusehen, dass du wieder auf die Beine kommst, bevor du dir Gedanken über MODULARs und Aufträge machen kannst. Das medizinische Personal meinte, dass du schon wieder wirst, aber dass es lange dauern würde. Ich denke, ich lasse dich dann auch wieder alleine, bevor du noch zu sehr in Versuchung geführt wirst Sachen zu fragen, die dich nicht interessieren sollten. Ich komme immer mal wieder vorbei um nach dir zu sehen und wenn´s dir gut genug geht werde ich auch diese Fragen beantworten, die du eben schon gestellt hast. Ach ja. Und mach dir auch keine Gedanken über die Rechnung. Die geht auf mich. Das passt schon“, antwortete Brandon ihr bestimmt, aber nicht unfreundlich, bevor er mit einer anderen Handgeste, die er wohl scheinbar für besonders cool hielt, den Raum verließ und platz machte für das medizinische Personal, das direkt darauf nach Sarah sehen sollte.

Wie das medizinische Personal es Sarah mitgeteilt hatte sollte es wirklich sehr lange dauern, bis sie sich von dieser Verletzung erholt hätte. Was auch wirklich nicht verwunderlich sein sollte, da immerhin ihre beiden Lungen mehrfach durchschlagen worden waren und ihre Beine hatten auch einiges abbekommen. Auch mit der hochmodernen medizinischen Technologie, die man an ihr anwenden sollte, hatte man ihr mitgeteilt, dass es einen ganzen Monat dauern würde, bis die Verletzungen weit genug verheilt waren, dass man sie überhaupt mit Wiederaufbau-Maßnahmen für ihre verloren gegangenen Kräfte beginnen lassen könnte. Zwei Wochen dieser Zeit waren mittlerweile schon vergangen und Sarah war so weit, dass sie schon wieder ohne maschinelle Hilfe atmen konnte und auch schon wieder mit einer Gehhilfe ein paar Meter selbstständig vorwärts kam. Aber sie war immer noch weit von dem Zustand entfernt indem sie vorher gewesen war. Ob sie jemals wieder die Selbe werden würde wie vor diesem schief gelaufenen Auftrag? Lange sollte ihr nicht Zeit bleiben um darüber nachzudenken, denn es schien gerade jemand die Türklingel zu ihrem Krankenzimmer zu betätigen.
„Oh… Brandon du bist es…“, stellte Sarah verwirrt fest, denn sie hatte eigentlich mal wieder medizinisches Personal erwartet.
„Nun ich hatte dir ja versprochen, dass ich wieder kommen würde, oder nicht?“, antwortete dieser und setzte sich in einiger Entfernung zu ihr und ihrem Bett auf den dort platzierten Stuhl.
„Was genau führt dich zu einer geschlagenen Protectorin?“, fragte Sarah dann etwas deprimierter.
„Nun, ich wollte einfach nur nachsehen wie es dir geht. Ich hab mich nicht durch meterdickes Metall gesägt, damit du jetzt einfach aufgibst“, antwortete Brandon erstaunlich gelassen für das was er da gerade sagte. Sarah war etwas verwirrt darüber, aber erinnerte sich dann, dass sie auch Bruchstücke von Bildern von genau dieser Situation in ihrem Kopf hatte.
„Vielleicht hättest du es sein lassen sollen. Ich bin mir nicht sicher ob ich wieder so werde wie ich mal war“, antwortete Sarah äußerst niedergeschlagen.
„Selbst wenn du nicht mehr die alte „Abomination“ wirst, ist dich gerettet zu haben sicherlich die Sache in meinem Leben, die ich am aller wenigsten bereue“, antwortete Brandon und lächelte sie an, was Sarah noch weiter irritierte als sie von der ganzen Situation ohnehin schon war. „Hey. Ich hab da mal ne Frage, die mich schon ne ganze Weile drückt. Wieso eigentlich dieser Protectoren-Name?“, fragte er dann.
„Was?“, fragte Sarah nochmal eine gute Ecke verwirrter zurück.
„Naja, wieso dieser Protectoren-Name? „Abomination“… Das passt einfach absolut nicht zu so einem tollen, wunderschönen Mädchen, wie dir“, erklärte Brandon sich dann und eine Weile reagierte Sarah gar nicht darauf und ließ sie Frage nur auf sich wirken. Auf einmal konnte sie fühlen, wie sie darüber eigentlich lachen wollte, aber sie entschied sich das Lachen lieber zu unterdrücken, da ihr das sicherlich Schmerzen an ihren noch nicht ganz ausgeheilten Verletzungen verursacht hätte. Daher blieb es bei einem sehr starken Lächeln,
„Den Namen hab ich mir nach meinem Kampf damals gegen Zenon Rush ausgesucht. Ich wollte nicht, dass irgendwer bemerkt, wer ich bin und mich dann wie ein Mädchen behandelt. Schon komisch. Ich hab Natalia damals ausgeredet sich Predator zu nennen und dann lasse ich mich bei der Auswahl von ihr inspirieren und nenne ich mich Abomination“, antwortete Sarah dann nach einer Weile und bekam offensichtlich immer größere Schwierigkeiten ihr Lachen zu unterdrücken.
„Verstehe… Ich hatte mir tatsächlich schon sowas in der Art gedacht“, antwortete Brandon und ließ die Erklärung einen Moment im Raum stehen. „Aber du hast mittlerweile verdammt viele legendäre Feinde besiegt. Ich glaube nicht, dass es irgendwas damit zu tun hatte, dass dich jemand nicht ernst genug genommen hat. Ich glaube eher es hat etwas damit zu tun, dass du einfach stark bist und etwas davon verstehst mit einem MODULAR umzugehen“, sprach er dann weiter.
„Meinst du wirklich?“, fragte Sarah nun genauer nach.
„Ich weiß ja nicht genau was passiert ist, aber wenn nicht bei zwei deiner Gegner auf wundersame Weise der Reaktor explodiert ist, hast du sie besiegt. Uns wurde zumindest mal gesagt, dass es fünf wären“, versuchte Brandon sie weiter zu ermutigen. „Du hast also zwei Feinde von fünf in einem einer gegen fünf-Kampf besiegt. Ich bin mir wirklich nicht sicher wie viele andere auch nur einen einzigen davon erwischt hätten. Und dann ist da immer noch dein legendärer Kampf gegen Bloodpool. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Chance gegen den gehabt hätte bei meinem ersten Auftrag“, erklärte er sich dann weiter, während Sarah versuchte gegen das Bedürfnis in Tränen auszubrechen anzukämpfen. Sie wollte nicht schwach vor einem anderen Protector wirken. Zumindest nicht noch schwächer als sie es ohnehin gerade durch ihre Verletzungen und das Liegen auf einem Krankenbett tat. Es wollte ihr aber einfach nicht so richtig gelingen. Plötzlich sollte sie fühlen wie jemand ihre Hand ergriff und fest hielt. Als sie zur Seite sah stellte sie fest, dass Brandon diese Person war und nun direkt neben ihr stand.
„Ist schon OK“, sagte er dann leise und ruhig. Sarah hatte das Gefühl keine andere Wahl mehr zu haben und drücke ihren Kopf an seinen Bauch, während sie ihn mit ihren Armen umklammerte und so laut und intensiv los weinte wie sie es wahrscheinlich schon lange nicht mehr getan hatte. „Ist schon gut. Ich bin bei dir“, sprach Brandon noch weiter während er sie sanft an sich drückte und mit einer Hand über ihren Kopf strich. Keiner von beiden wusste so genau wie lange das ganze angedauert hatte, aber irgendwann entschied Sarah sich von ihm zu lösen.
„Entschuldige… Das war irgendwie etwas unangebracht…“, sagte sie dann verlegen.
„Passt schon. Hin und wieder braucht da sicher jeder mal jemanden dafür. Ich muss jetzt nur leider auch wieder weiter. Kommst du soweit klar?“, antwortete Brandon ihr und Sarah nickte die Frage ab, wenngleich sie dabei etwas unsicher rüber kam. Nachdem er offensichtlich eine Weile überlegt hatte entschied Brandon sich in Richtung der Tür auf den Weg zu machen. „Ich komme bald wieder. Ist versprochen“, sagte er dann und machte das selbe Handzeichen zum Abschied, dass er auch letztes Mal gemacht hatte, bevor er durch die Tür trat und verschwand. Erst jetzt wurde Sarah klar was sie da überhaupt genau getan hatte. Innerhalb von keiner ganzen Sekunde war ihre Gesichtsfarbe völlig auf Rot gewechselt, vor lauter Verlegenheit. Wieso hatte sie das getan? Sie war zwar einer dieser Menschen der schrecklich einfach Vertraute, aber das war selbst für sie seltsam. Irgendetwas hatte Brandon einfach an sich, weshalb ihr bei ihm besonders einfach fallen sollte.

Die Genesung: Rückkehr in die Normalität

Das medizinische Personal hatte tatsächlich nicht gelogen. Sarah sollte es nach zwei weiteren Wochen zumindest was ihre Schmerzen anging schon wesentlich besser gehen. Die schweren Einstiche ihres Oberkörpers waren fast verheilt und alle inneren Verletzungen scheinbar ebenso. Auch ihre zerstörten Knochen in den Beinen waren mittlerweile wieder zusammen gewachsen. Allerdings sollten ziemlich heftige Narben an ihrem Körper zurück bleiben, sowohl von den Einstichen selbst, als auch von den Operationen, die durchgeführt worden waren um die Verletzungen an den inneren Organen zu reparieren. Zum Glück würde die jedoch unter ihrer Kleidung keiner sehen. Allerdings war Sarah sich nicht sicher ob sie sich je wieder trauen würde öffentlich etwas zu tragen, dass etwas Haut zeigte. Aber das war ohnehin nicht von Bedeutung. Sie würde ohnehin ihre Basis nicht viel verlassen. Das war es was im allgemeinen von Protectoren erwartet wurde und nun würde sie sich sicher auch daran halten. Nun kam jedoch der fast genauso schwierige Teil ihres Heilungsprozesses und der war das wiederherstellen ihrer im letzten Monat verloren gegangenen Kraft. Sarah tat sich wirklich schwer damit. Aber noch schwerer tat sie sich damit, dass sie tatsächlich so schwach geworden war. Sie war froh, dass das gerade kein anderer Protector mit ansehen konnte, auch Brandon nicht. Irgendwie hoffe sie sogar, dass er nicht einfach auf einen kurzen Besuch vorbei sehen würde, so wie er es versprochen hatte. Mittlerweile befand Sarah sich wieder in ihrem zugeteilten Zimmer und nahm sich ihre verdiente Auszeit von dem Training. Die ganze Sache sollte sich noch einen ganzen Monat hinziehen und das war Sarah eindeutig zu lange. Irgendwie musste sich das doch beschleunigen lassen. Erst das Klingeln an der Tür riss sie aus ihren Gedanken und versetzte sie schon beinahe ein wenig in Panik. Das war nicht die Zeit in der medizinisches Personal nach ihr sehen kam. Und ansonsten gab es nur noch eine einzige Person die bei ihr vorbei kam. Und bei deren letzten Besuch hatte sie etwas schrecklich unangebrachtes getan und das in gleich so vielerlei Hinsicht. Ihre Gesichtsfarbe musste gerade das klassische Rot weit hinter sich gelassen haben, zumindest fühlte Sarah sich genauso. Wieso unbedingt jetzt? Und wie lange hatte sie die Person vor der Tür jetzt schon warten lassen?
„Ja, bitte?“, rief sie dann und versuchte sich schnell zu sammeln. „Ach, du bist es, Brandon“, kommentierte sie dann und versuchte überrascht zu wirken obwohl sie ihn bereits erwartet hatte.
„Hi, Sarah“, grüßte der sie direkt freundlich. „Ist alles in Ordnung? Du bist so rot im Gesicht…“, fragte er dann direkt und am liebsten wäre Sarah wohl vor Scham im Boden versunken auf diese Frage hin.
„Ähhh… Ja… Ich hab´s heute nur beim Training etwas übertrieben“, antwortete sie etwas unsicher und fragte sich innerlich ob Brandon ihr eine solche bescheuerte Ausrede tatsächlich glauben würde.
„Übernimm dich nicht. Wenn du´s übertreibst liegst du vielleicht bald für noch eine Operation hier und dann dauert die Sache noch länger“, antwortete der jedoch und erleichterte Sarah auf der einen Seite damit, dass er die Ausrede geglaubt hatte und regte sie aber gleichzeitig mit der Aussage auf.
„Ich will hier raus. Ich muss den MODULAR reparieren lassen und die Organisation der Protectoren steht mir bestimmt schon heftig auf den Füßen, wegen den Abgaben und dann ist da auch noch…“, begann Sarah nun zu reden.
„Das mit der Organisation hab ich geklärt. Ich bezahle im Moment einfach die Abgaben für uns beide“, unterbrach Brandon sie dann einfach und überraschte Sarah sehr damit. Bezahlte er nicht auch schon die Rechnung für ihre Heilung und für ihre Rettung?
„Sobald ich wieder einen Auftrag erledigt hab, werde ich dir das alles zurück bezahlen“, antwortete Sarah etwas niedergeschlagen.
„Musst du nicht. Das passt schon“, antwortete Brandon und setzte sich auf einen der Sitzplätze im Zimmer, wobei er einen respektvollen Abstand zu ihr nahm.
„Trotzdem sollte ich mich bald mal um die Reparaturen meines MODULARs kümmern“, sagte Sarah jetzt und wechselte offensichtlich mit Absicht das Thema.
„Naja, da hab ich noch ne echt beschissene Nachricht für dich…“, warf Brandon nun etwas unsicherer als sonst ein, so wie jemand der nicht genau wusste wie er diese Nachricht genau formulieren sollte und Sarah ahnte bereits was folgen würde. „…dein MODULAR ist komplett zerstört. Also so richtig. Komplett schrott. Da war nichts mehr zu retten, fürchte ich“, sprach er dann weiter und obwohl Sarah diese Nachricht bereits erwartet hatte, schmerzte sie dennoch. Irgendwie war dieser MODULAR für sie schon beinahe wie ein alter Freund geworden. Sie hatte mit der Maschine sehr viele Aufträge durchgeführt und einige wirklich harte Situationen durchgestanden.
„Verstehe…“, murmelte sie dann nach einer Weile leise.
„Aber es gibt nicht nur beschissene Nachrichten würde ich sagen. Ich hab da zufällig mitbekommen, dass die NTA uns allen für den Auftrag, der naja… zu dem hier geführt hat… einen ganz guten Bonus bezahlt hat. Ich glaube deiner ist ganz sonders gut ausgefallen. Das würde wohl alleine schon für einen neuen MODULAR reichen und wenn du noch was auf dem Konto gebunkert hast, reicht´s vielleicht sogar für was richtig Gescheites“, sprach Brandon nun jedoch weiter und auch wenn die Sache mit ihrem letzten MODULAR immer noch etwas weh tat, so verbesserte das ihre Stimmung maßgeblich.
„Ich muss direkt in die Lobby und einen neuen zusammen stellen. Der wird dann vielleicht genau dann geliefert, wenn ich hier wieder raus komme“, antwortete Sarah ziemlich aufgedreht. „Ach verdammt. Mein Verbindungsgerät liegt in meiner Basis“, stellte sie dann wieder deprimiert fest.
„Also was das angeht…“, warf nun Brandon ein und nahm das sperrige VR-Gerät aus einer Tasche, die er mit in den Raum gebracht hatte.
„Aber das ist ja…“, stellte Sarah begeistert fest. „…Moment mal… Warst du etwa in meiner Basis?“, bemerkte sie dann wesentlich weniger begeistert.
„Was? Nein!“, setzte sich Brandon schnell schockiert zur Wehr. „Ich weiß überhaupt nicht wo deine Basis liegt... Ich hab nicht geringste Ahnung… Das VR-Gerät hier ist meins“, erklärte er sich dann schnell.
„Deins?“, stellte Sarah nun verwirrt fest.
„Ja. Die Dinger funktionieren ja mit einem Login-System. Wenn du also deine Protectoren-ID und dein Passwort hast und die biometrischen Tests bestehst, dann wird es dich mit deinem Account in die Lobby bringen, egal ob es jetzt deins oder meins ist“, erklärte Brandon noch schnell.
„Aber wie kommt es, dass du dein Gerät mit hier her genommen hast?“, fragte Sarah genauer nach.
„Nun, ich dachte mir schon, dass du heute in die Lobby wollen würdest. Mir würde es wahrscheinlich genauso ergehen“, antwortete Brandon und kratzte sich ein wenig verlegen am Hinterkopf.
„OK, verstehe. Ich sehe mich nur mal schnell um und dann kriegst du´s gleich wieder“, sagte Sarah schnell, während sie bereits begann das Gerät anzulegen.
„Ach was. Passt schon. Behalte es ruhig so lange wie du es brauchst. Ich hab meine Aufträge für die nächsten zwei Monate schon angenommen und auch sonst muss ich im Moment eine Weile nicht mehr dorthin. Und sollte irgendwas bei einem dieser Aufträge schief gehen liege ich wahrscheinlich sowieso im Nebenzimmer und kann das Gerät erstmal nicht gebrauchen“, antwortete Brandon und schien nur noch verlegener zu werden. Mittlerweile hatte Sarah das Gerät fertig angelegt und sich auf ihr Bett gesetzt. Jetzt musste sie es nur noch einschalten, sich hinlegen und die Daten eingeben.
„Brandon? Wieso tust du das alles für mich?“, fragte sie ihn dann noch einmal und bemerkte dass sich bei ihm ebenfalls die Gesichtsfarbe zu verändern begann.
„Was genau meinst du?“, fragte er dann jedoch einfach dagegen.
„Naja. Du rettest mich aus einem zerstörten MODULAR, bezahlst die Rechnung für meine Heilung, übernimmst die Abgaben an die Organisation während ich hier bin und jetzt das hier…“, erkläre sich Sarah und sie konnte sehen wie Brandon die Frage unangenehm wurde und seine Gesichtsfarbe immer stärker auf Rot wechselte.
„Nun… Ähm… Ich…“, stotterte er dann kurzzeitig. „Ich mag dich eben einfach. Ist das irgendwie komisch oder so?“, erklärte er sich dann, bevor er vom Stuhl aufsprang. „Ich denke ich sollte dich jetzt mal alleine in die Lobby lassen. Ich sollte auch langsam mal wieder gehen. Wie gesagt, behalte das VR-Gerät ruhig so lange wie du es brauchst, ich komme sowieso nochmal vorbei kurz bevor du hier raus darfst“, sagte er dann und machte sein übliches Abschiedshandzeichen, bevor er durch die Tür verschwand und eine verwirrte Sarah zurück ließ. Eine Weile starrte sie nur auf die Tür und versuchte sich einen Reim auf das gerade geschehene zu machen, bevor sie sich daran erinnerte, was sie eigentlich vorgehabt hatte und sich dann mit dem aktiven VR-Gerät auf ihr Bett legte.

Sarahs Genesung sollte noch ganze sechs weitere Wochen dauern, was auch daran liegen sollte, dass sie zwar an sich fähig sein sollte zu gehen und alles andere zu tun, was sie sonst so tun wollte, aber noch nicht im Stande sein sollte auch nur einen simulierten MODULAR zu steuern ohne dabei viel zu starke Schmerzen zu haben. Das Ausgleichen und Ertragen von G-Kräften fiel ihr sehr lange noch sehr schwer, aber sie gewöhnte sich mit jedem Mal, dass sie in einem Simulator verbrachte stärker daran. Dabei sollte Sarah es sehr stark verwundern, dass ein Unfall- und Heilzentrum einen Simulator für MODULARs hatte. Sie hatte eigentlich angenommen, dass es diese Geräte nur bei der Organisation der Protectoren gab um Anwärter damit auszubilden. Scheinbar kamen Fälle wie der ihre jedoch oft genug vor, so dass man Protectoren wieder neu an die Maschinen gewöhnen musste. Viel interessanter als ihre Genesung war jedoch zumindest aus Sarahs eigener Sicht der neue MODULAR den sie in der Lobby bestellt hatte. Mit allen Zuschlägen, Aufwandsentschädigungen und Rücklagen von vorherigen Aufträgen war Sarah nun tatsächlich so weit, dass sie sich einen MODULAR der 7ten Generation leisten konnte. Viel besser konnte ihre Ausrüstung als Protectorin nicht mehr werden. Höchstens wenn sie diesen legendären SS-Rang erreichte, aber das würde sie dann sehen wenn es soweit wäre. Dabei war Sarah ihrer mittleren Gewichtsklasse treu geblieben und hatte sich dieses Mal wieder für einen Zweibeiner entschieden. Als Waffensysteme verfügte dieser MODULAR über einen Neutronen-Strahler der linken Schulter und eine Protonen-Kanone an der rechten Schulter. Beides waren sehr starke Waffensysteme mit nicht sehr vielen Schüssen, aber sehr durchschlagender Wirkung. Für die linke Hand hatte Sarah sich dabei für eine mächtige Hand-Railgun und eine Strahlen-Gattling entschieden. Beides nicht unbedingt Waffensysteme mit hohem Munitionsvorrat, aber wenn sie trafen richteten sie auch gewaltigen Schaden an. Zusätzlich konnten jedoch noch ein kleines Impuls-Gewehr und ein Maschinengewehr an der Maschine angebracht werden, sollte die Munition dennoch knapp werden. An den Seiten der Schultern waren bei diesem MODULAR außerdem noch zwei mittlere Raketenwerfer angebracht, die jedoch immer nur beide beide zusammen vier Raketen gleichzeitig abfeuern konnten. An der Seite des Torsos konnten nun ebenfalls Waffen angebracht werden, wobei sich Sarah hier für zwei gewaltige Hitze-Schwerter entschieden hatte, die wohl optisch am ehesten mit typischen Langschwertern aus dem Mittelalter zu vergleichen wären. Und um die Ausrüstung zu vervollständigen hatte Sarah zwei leichte Energie-Klingen an beiden Armen anbringen lassen, nur für den Fall dass ihr die Hitzeschwerter verloren gehen würden. Am interessantesten waren jedoch die beiden internen Waffensysteme des Torsos, der tatsächlich so gebaut war, dass er als Besonderheit gleich zwei dieser schweren internen Torso-Waffen tragen konnte. Sarah hatte sich hier für eine sogenannte Brandkanone und eine Cryostatische Kanone entschieden. Beide Namen erklärten sich eigentlich von selbst. Die Brandkanone war im Stande einen gewaltigen Feuerstrahl abzugeben, der wohl sogar MODULARs schmelzen konnte. Die Cryostatische Kanone feuerte einen Strahl ab, der zwar selbst kaum Schaden anrichtete, aber bei Erfolg den Feind einfrieren konnte und ihn damit komplett handlungsunfähig und extrem anfällig für anderen Schaden machen würde. Als wären das nicht schon genug Waffensysteme gewesen hatte dieser MODULAR auch noch die Option das bei der 7ten Generation neu entwickelte Burst-System zu verwenden, dass Energie aus dem Reaktor wie eine Schockwelle nach allen Seiten aussenden konnte, aber sehr viel davon verbrauchte und damit die maximale Einsatzdauer verringerte. Die 7te Generation war bereits extrem mächtig und Sarah war sich unsicher, was genau die bereits existierenden drei Generationen darüber noch anzubieten hätten, wenn die 7te bereits ein solches Waffenlager wäre, wie sie es war. Sie konnte es in gewisser Weise kaum erwarten das Heilzentrum zu verlassen und endlich die Lieferung entgegen zu nehmen. Und zumindest für ersteres sollte heute genau der Tag sein. Sie begann bereits ihre Sachen zu packen und sich auf die Fahrt zurück zu ihrer Basis vorzubereiten, als es an ihrer Tür klingelte.
„Ja, bitte?“, antwortete Sarah auf die Klingel in Erwartung von medizinischem Personal. „Oh. Hi, Brandon“, grüßte sie diesen dann lieber äußerst freundlich und fröhlich als sie sah dass er es war.
„Ähm… Hi, Sarah“, antwortete dieser etwas überrascht von dem freundlichen Empfang. „Dir scheint es ja echt viel besser zu gehen wie das letzte Mal als ich da war“, kommentierte er dann.
„Naja, ich bin froh, dass ich endlich wieder zurück in meine Basis kann. Außerdem wird mein neuer MODULAR bald geliefert und da bin ich echt auch schon ziemlich aufgeregt“, antwortete Sarah und packte weiter Kleidungsstücke in eine Tasche. Die meisten davon hatte sie sich während ihrer Zeit im Unfall- und Heilzentrum anliefern lassen. „Ach ja. Bevor wir das noch vergessen…“, kommentierte sie dann und verschwand kurz in einen anderen Raum, wo sie dann mit dem VR-Gerät zurück kam. „Das ist glaube ich immer noch deins“, sagte sie dann als sie es Brandon übergeben wollte. Als der es entgegen nahm berührten sich versehentlich die Hände der Beiden und fast zeitgleich wechselte die Gesichtsfarbe der beiden auf Rot. Schnell zogen beide ihre Arme voneinander zurück und gingen auf einen Abstand der ihnen respektvoll erschien. Eine Weile sahen beide bloß auf den Boden und keiner von beiden schien sich zu trauen irgendetwas zum anderen zu sagen.
„Also ich…“, begannen sie dann beide zeitgleich zu sagen und brachen auch beide gleichzeitig ab. Dann fingen beide an lautstark zu lachen.
„Du zuerst…“, sagte dann Sarah, als sie sich wieder gefangen hatte.
„Naja, ich wollte eigentlich sagen, dass ich schon wieder los muss. Ich bin leider nur kurz hier, weil ich das ja versprochen hatte“, sagte Brandon dann und Sarah konnte man förmlich ansehen wie ihre Laune sich verschlechterte. Sie hatte sich irgendwie etwas anderes erwartet oder zumindest erhofft. „Aber, dass ich jetzt gehe, heißt ja nicht, dass ich für immer verschwinden muss. Wir können uns ja nochmal irgendwann, irgendwo, irgendwie treffen… Also, wenn du das…“, begann er dann drauf los zu reden und sein Gesicht wurde dabei immer roter.
„Ja, gerne…“, unterbrach ihn Sarah dann und noch einmal wurde es völlig still im Raum.
„Ähm… Wann sagtest du kommt dein neuer MODULAR?“, fragte Brandon dann.
„Ich denke nächste Woche oder so“, antwortete Sarah.
„Gut, dann schicke ich dir davor noch eine Nachricht über das wann und wo. Ich weiß ja wie ich dich erreichen kann. Ist absolut versprochen“, sagte Brandon nun abschließend. „So, ich muss jetzt wirklich los, wenn ich meinen Auftrag noch ausführen will. Wir sehn uns“, erklärte er sich dann noch schnell und verließ mit seinem typischen Abschiedshandzeichen das Zimmer, wobei er sichtbar Probleme hatte nicht über seine eigenen Füße zu stolpern. Das amüsierte Sarah wieder so sehr, dass sie lautstark lachen musste, als Brandon das Zimmer verlassen hatte. Ob er sich wohl wie versprochen bei ihr melden würde? Weshalb aber auch nicht? Bisher hatte Brandon alle seine Versprechen ihr gegenüber gehalten. Weshalb sollte sich das plötzlich ändern?

Schon in der Magnetbahn auf dem Weg zu ihrer Basis konnte Sarah nur schwer an etwas anderes denken, als an das bevorstehende Treffen mit Brandon. Er hatte ihr ja schon gesagt, dass er sie mochte, aber was Sarah äußerst verwirrte war die Tatsache, dass sie ihn genauso mochte. Dabei war er doch eigentlich gar nicht ihr Typ. War es seine unglaublich coole Art, die ihn aber nicht daran hinderte zu seinen Gefühlen zu stehen? War es einfach nur die Tatsache, dass er ihr das Leben gerettet hatte? War es weil er sich als wahrscheinlich einziger Mensch auf dem ganzen Planeten um sie gekümmert hatte, als sie dachte sie würde nie wieder gesund werden? War es wegen all der anderen kleinen Dinge die er während der ganzen Situation für sie getan hatte? Oder war es einfach eine Kombination aus allem dem? Fakt war dass es Sarah innerlich ganz warm wurde, wenn sie nur schon an ihn dachte. Gleichzeitig hoffte sie, dass ihre Gesichtsfarbe wenigstens normal wäre, so dass nicht jeder andere Fahrgast in der Magnetbahn es mitbekommen würde. Das wäre ihr jetzt ganz besonders peinlich. Sarah war richtig froh als sie endlich in ein normales Taxi wechseln konnte, wo wenigstens niemand etwas davon mitbekommen würde, wenn sie derartige Gedankengänge führte. Und das sollte sie tatsächlich noch bis sie in der Basis angekommen war tun, beinahe so als würden sich ihre Gedanken völlig im Kreis drehen. Der Versuch an etwas anderes zu denken, wie etwa den neuen MODULAR war auch nicht hilfreich und machte sie lediglich nervöser als sie ohnehin schon war. Bis sie den bekommen würde, sollte es ohnehin noch mindestens eine Woche dauern. Da sollte das Treffen mit Brandon wesentlich zeitnäher stattfinden. Mittlerweile war sie jedoch bei ihrer Basis angekommen und stieg mit ihren zwei schweren Taschen aus. Nun sollte der Teil folgen an den Sarah sich niemals gewöhnen könnte und das war die Laserabtastung vor dem Tor, während die automatischen Geschütze sich auf sie ausrichteten. Allerdings verlief die Aktion auch dieses Mal völlig ohne Schwierigkeiten oder größere Zwischenfälle, so dass Sarah direkt durch das Tor hinter die gewaltige Mauer und dann in das Hauptgebäude der Basis gehen sollte. Schnell sollte sie feststellen, dass sie absolut gar nichts in ihrer Monate langen Abwesenheit verändert hatte. Alle Roboter verrichteten ihre Arbeiten immer noch genauso wie sie es sollten und auch sonst war alles genauso gut in stand und sauber gehalten, wie sie es in Erinnerung hatte. Beinahe so als wäre sie niemals fast drei Monate weg gewesen. Diese Roboter waren wirklich eine tolle Erfindung, das musste Sarah schon zugeben. So wie damals als sie zum ersten Mal angekommen war ließ sie einfach die Taschen fallen und ließ die Roboter die ganze Arbeit machen, die auch direkt damit begannen. Anschließend trat sie zum Fenster ihres Wohnbereichs und sah dort auf das Meer hinaus. Es war ihr schon früh aufgefallen, dass dies ein besonders schöner Anblick war, aber tatsächlich war dies das erste Mal, dass ihr das auch wirklich wichtig war. Ob das war damit zu tun hatte, dass sie gerade nur sehr knapp überlebt hatte? Zum ersten Mal fiel ihr der Wellengang im Wasser auf, der gegen die Klippe hämmerte, in die ihre Basis hinein gebaut worden war. Auch zum ersten Mal sollte ihr der Sonnenuntergang auffallen, der in einem rot-orange leuchtete und die gesamte Umgebung, inklusive dem Wasser, in diesem Ton einfärbte. Es war einfach ein wunderschöner Anblick. Sarah konnte es fast nicht glauben, dass sie erst ein Nahtod-Erlebnis gebraucht hatte um diese Schönheit entsprechend wertschätzen zu können. Ob es Brandon wohl gut ging? Er hatte ja von einem Auftrag gesprochen, den er erledigen müsste und wie Sarah nun mehr denn je wusste, bedeutete das auch, dass ihm dabei etwas passieren könnte. Sarah wäre jetzt irgendwie gerne mit ihm da draußen um ihm beizustehen und auf ihn aufzupassen. Aber selbst wenn sie wüsste wo sie hin müsste, sie hatte momentan noch keinen MODULAR um das zu tun. Das einzige was ihr übrig bleiben sollte, war in der Basis zu warten, bis er sich bei ihr melden würde, so wie er es ihr versprochen hatte und zu hoffen, dass er das auch tun würde.

Eine weitere Woche sollte vergehen und weder der neue MODULAR sollte geliefert werden, noch Brandon sich wie angekündigt bei Sarah melden. Mittlerweile war sie sich sicher, dass ihm etwas passiert war. Anders konnte sie sich nicht erklären, dass er sich noch nicht gemeldet hatte. Und die Sache mit dem MODULAR zog sich auch länger hin als es ihr von dem Bot in der Lobby angekündigt worden war. Gab es da etwa Lieferschwierigkeiten bei Teilen? Was da wohl passiert war? Etwas angefressen stand Sarah aus ihrem Bett auf und ließ die Sonne in das Gebäude rein. Zumindest die war genauso schön wie die ganzen letzten sieben Tage zuvor. Sie hatte sich zumindest was das anging einen perfekten Standort für ihre Basis ausgesucht. Dann führte ihr Weg sie ins Badezimmer, wo sie sich nach der morgendlichen Dusche zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder im Spiegel betrachtete. Sie sah grauenhaft aus, nach ihrem eigenen Verständnis. Auch wenn die Verletzungen gut verheilt waren, sahen diese Narben die übrig geblieben waren echt unschön aus und zogen sich über ihren gesamten Oberkörper. Die oben an ihrem Kopf sollte dagegen tatsächlich sehr wenig auffallen. Die musste selbst Sarah genau suchen und fand sie auch nur deshalb weil sie zwangsweise davon wusste. Aber dieser Oberkörper sah wirklich schrecklich aus, so dass es selbst sie schockieren musste. Ob sie wohl die Möglichkeit hätte optische Chirurgie daran ausführen zu lassen, so dass es wenigstens ein wenig besser aussah? Für den Moment entschied Sarah sich das ganze unter langer Kleidung zu verstecken. Kein Wunder, dass Brandon sich nicht bei ihr meldete. Sie konnte sich unmöglich vorstellen, dass er sich nicht daran stören würde. Und dabei konnte Sarah sich ja noch wirklich glücklich schätzen, dass ihr Gesicht bei alle dem noch nichts abbekommen hatte. Dennoch schob sie das Problem im Kopf erst einmal zur Seite und widmete sich dem Frühstück und danach ihrer Mailbox. Die erste Nachricht sollte sich als der erwartete Schlag ins Gesicht heraus stellen. Tatsächlich gab es für bestimmte Teile ihres bestellten MODULARs Probleme bei der Lieferung und die ganze Sache würde sich um mindestens eine weitere Woche verzögern. Jetzt konnte Sarah lediglich hoffen, dass ihr das die Organisation der Protectoren so durchgehen lassen würde. Was sollte sie auch tun, ohne einen funktionsfähigen MODULAR? Schnell begann sie die Mailbox nach Nachrichten von der Organisation abzusuchen, sollte aber keine finden. Erleichtert atmete Sarah einmal tief durch. Eine Mahnung von der Organisation der Protectoren war jetzt wirklich das Letzte was sie gebrauchen konnte. Dabei sollte jedoch eine weitere Nachricht Sarahs Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die irgendwann im Verlauf des letzten Tages abgeschickt worden war, zu einem Zeitpunkt an dem sie normalerweise schon im Bett lag und schlief. Der Absender war ein gewisser „Malevolence“, was nach dem Namen zu urteilen ein anderer Protector sein müsste. Sollte das etwa die lange erwartete Nachricht von Brandon sein? Aber dieser Name „Malevolence“ oder auch „Bösartigkeit“, wollte nicht so richtig zu ihm passen. Wobei ja auch Sarah sich mit „Abomination“ einen Namen gewählt hatte, der nicht so richtig zu ihr passen wollte. Anscheinend wieder eine Sache, die sie beide gemeinsam hatten. Aber vielleicht war das ja auch gar nicht Brandon, wobei sie nicht wusste, was ein anderer Protector dann von ihr wollen könnte. Sarah konnte absolut nicht behaupten, dass sie nicht neugierig war und öffnete die Nachricht.
„Hi, Sarah! Leider hat mein Auftrag etwas mehr Zeit gefressen als er hätte sollen und deshalb hat es etwas länger gedauert bis ich mich melden konnte. Als Entschuldigung dafür hab ich allerdings schon was organisiert. Alles was du brauchst, habe ich dir mit dieser Nachricht mit geschickt. Also gut… Ich hoffe dann einfach mal, dass du da sein wirst. Beste Grüße Brandon“, stand lediglich in der Nachricht drinnen und Sarahs Begeisterung stieg mit praktisch jedem Wort an, dass sie gelesen hatte. Brandon hatte sein Wort doch noch gehalten, wenn auch etwas spät. Die ganze Aktion, die er da für sie beide geplant hatte sollte schon morgen statt finden. In der Nachricht dabei waren Berechtigungen für einen Flug auf den amerikanischen Kontinent und eine für den Eintritt zu einem Konzert von einer Musikgruppe, die scheinbar „Devastation“ heißen sollte. Sarah kannte die nicht und wiederstand dem Drang sich über das Netzwerk darüber zu informieren. Egal was es war, sie würde sich überraschen lassen und selbst wenn es das grauenhafteste wäre, dass Sarah jemals gehört hätte, mit Brandon zusammen würde es schon nicht so schlimm werden. Sie konnte sich kaum noch zusammen reißen vor Freude.

Das große Treffen: Sarahs Dankbarkeit

Der große Tag war nun also gekommen. Das Treffen mit Brandon stand an. Noch etwas unsicher und extrem verwirrt darüber, dass alle sie anstarrten, betrat Sarah am Ende doch das Flugzeug, dass sie zu ihrem Ziel bringen sollte. Dass sie alle anstarrten war jedoch kein Wunder, so wie sie aussah. Normalerweise entsprach ihr Kleidungsstil nicht unbedingt einem mit dem sie versuchte Männern zu gefallen. Und dass sie so etwas getan hatte war nun auch schon einige Jahre her gewesen. Normale weite Hosen, T-Shirts und oft klassische Kapuzenpullis prägten sonst ihren Kleidungsstil und seit ihr Körper im letzten Gefecht bleibende, optische Schäden genommen hatte noch viel mehr. Allerdings für diesen Tag wollte sie Brandon so gut gefallen wie sie nur konnte. Allerdings hatte Sarah davon sich auf diese Weise zu kleiden einfach auch vorher schon nur wenig Ahnung, also hatte sie einfach versucht ein Aussehen von einer Mode-Webseite zu kopieren. Das hatte letzten Endes dazu geführt, dass sie mit ihrem schwarzen Kleid, in Kombination mit ihren schwarzen Haaren etwas ungewollt wie ein typisches Gothic-Girl aussah. Zumindest verdeckte das Kleid alle ihre Narben, die sie am Oberkörper hatte. Insgesamt ein Aussehen, dass gerade in diesen Zeiten die Blicke vieler Leute auf sich ziehen sollte, gerade solcher die aus Klassen stammten, die unter der ihren lag. Sarah verstand es diese Blicke gekonnt zu ignorieren, allerdings als sich das ganze über den Flug hinaus, in der Magnetbahn, fortsetzen sollte konnte selbst Sarah nicht leugnen, dass ihr die Situation unangenehm wurde. Wie wohl Brandon darauf reagieren würde? Sie würde es sicher gleich erfahren, denn nun war sie an ihrer Station angekommen und stieg aus. Nun waren es nur noch ein paar Schritte Fußweg bis zu der Adresse die Brandon ihr gegeben hatte. Also verließ sie die Station und ging nach draußen auf die Straße, wo zu ihrer eigenen Überraschung Brandon bereits auf sie gewartet hatte.
„Hi, Brandon!“, rief sie ihm freudig zu, während sie auf ihn zu gehen sollte, da er sie wohl noch nicht bemerkt hatte.
„Oh… Hi, Sarah“, antwortete er ihr und schien ihre Gothic-Girl-Optik zu mustern und zu begutachten. Dann lief er offensichtlich rot an. Sarah wusste jedoch nicht ob das etwas positives oder etwas negatives sein sollte. „Ufff… Du siehst echt heiß aus“, kommentierte er dann.
„Wirklich?“, fragte Sarah unsicher nach und sah in skeptisch dabei an.
„Hey, ich würde mit sowas bestimmt keine Witze machen. Besonders nicht beim ersten Date“, antwortete Brandon und nun war es Sarah, die offensichtlich rot anlief, insbesondere da er diese gesamte Situation gerade als „ein Date“ bezeichnet hatte.
„Ähhh… Danke… Ich muss gestehen, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte was ich da überhaupt gemacht hab“, antwortete sie ihm dann und sah in Brandons überraschten Blick, der offensichtlich mit allem Möglichen aber nicht damit gerechnet hatte. „Was führt dich überhaupt zur Station? Ich dachte der Treffpunkt ist ein Stück weiter weg von hier“, fragte Sarah anschließend.
„Naja, der Treffpunkt und damit das Konzert sind in einer etwas dunklen Gasse sehr weit abseits von den Hauptverkehrswegen. Da kann so unglaublich viel dabei schief gehen… Ich dachte ich hole dich lieber an der Bahn-Station ab“, erklärte Brandon sich schnell und war irgendwie offensichtlich froh das Thema wechseln zu können. „Sollen wir dann los?“, fragte er dann und nachdem Sarah zustimmend genickt hatte machten die beiden sich auf den Weg.
„Was ist das überhaupt für ein Konzert? Ich hab noch nie überhaupt von diesen „Devastation“ auch nur im Ansatz gehört“, warf Sarah während dessen ein.
„Du hast noch nie von Devastation gehört? Und auch nicht in den Netzwerken recherchiert? Du hast also echt null Ahnung was da auf dich zu kommt?“, fragte ein äußerst verwirrter Brandon genauer nach und Sarah schüttelte nur verneinend den Kopf. Brandon begann daraufhin einmal lautstark los zu lachen.
„Was ist so lustig?“, fragte dann eine verwirrte Sarah.
„Naja… Dafür dass du überhaupt keine Ahnung hast, was da auf dich zu kommt, hast du dir ein wirklich passendes Outfit für die Veranstaltung ausgesucht“, antwortete Brandon und auch wenn Sarah nicht ganz zu 100% verstand, so konnte sie sich nicht dagegen wehren, dass sie das ganze genauso lustig fand wie Brandon und noch einmal mit ihm zusammen darüber lachte.
„Aber was kommt denn nun auf mich zu?“, fragte sie dann als sie sich beide wieder gefangen hatten.
„Naja, Devastation ist eine der letzten Bands in unserer Welt, die noch mit echten Instrumenten spielen, so wie echte Musiker. Das ist einfach was ganz anderes als dieser automatisch generierte Konzern-Sondermüll mit dem sie die Arbeiterklasse in den letzten Jahrzehnten verblödet haben“, antwortete Brandon und schien sich selbst schon sehr auf das Erlebnis zu freuen. „Ich schätze dann wird das wohl für dich in vielen Belangen was ganz Neues werden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich dieses Erlebnis hier mit dir teilen darf“, sprach er dann weiter, während sie beide in eine ziemlich düstere Gasse einbogen. Auch wenn Sarah sich als Protectorin selbst gegen eine kleinere Übermacht wehren könnte, konnte sie nicht leugnen, dass ihr die Situation etwas Angst machte. Wie absurd das doch war. Sie kämpfte in gewaltigen MODULARs gegen andere und wäre fast dabei drauf gegangen und hatte trotzdem keine Angst davor wieder in eine solche Maschine zu steigen. Aber hier in dieser Gasse hatte sie Angst. Vorsichtig tastete sie mit ihrer eigenen nach Brandons Hand und berührte sie auch ganz leicht, zog sie dann allerdings wieder zurück, da ihr das irgendwie nicht angebracht erschien. Sie war eine Protectorin, sie durfte diese Art von Schwäche nicht zeigen. Und das war nur einer von vielen Gründen. Brandon bemerkte jedoch sowohl ihr Unwohlsein, als auch die leichte Berührung seiner Hand und ergriff sie schnell, wobei er sie bestimmt, aber auch auf eine gewisse Weise sanft festhielt. So als wollte er ihr damit lediglich mitteilen, dass er da war und es nichts gab wovor sie sich fürchten müsste. Zum Glück war es dunkel in der Gasse, so dass niemand, nicht einmal Brandon sehen konnte, dass ihr gesamter Kopf gerade so rot angelaufen sein musste, dass Sarah das Gefühl hatte als würde ihr gleich Dampf aus den Ohren entweichen. In der düsteren Gasse konnten sie nun beide ein hell leuchtendes Licht sehen, dass eine Tür beleuchtete, die in ein herunter gekommen wirkendes Gebäude führte. Die kleinere Warteschlange davor deutete darauf hin, dass es sich wohl um das Ziel der beiden handelte. Plötzlich sollte Sarah ein Schild auffallen, dass ihr stark missfiel und die Worte „Nur für Augmentierte“ zeigte.
„Pst… Brandon… Ich glaube nicht, dass die mich da rein lassen werden… Ich hab keine körperlichen Verbesserungen. Ich…“, sprach sie ihren Begleiter leise an, so dass es hoffentlich nur er hören konnte.
„Mach dir keine Sorgen. Das wird schon gut gehen. Der Typ da ist ein alter Freund von mir“, antwortete der ihr und deutete auf einen der beiden menschlichen Türsteher, die sich zwischen den sechs Sicherheitsrobotern befanden, bevor er sie an der Hand in die Warteschlange zog.
„Hey, Brandon. Was führt denn dich nach so langer Zeit mal wieder hier her, Mann?“, sprach der besagte Türsteher ihn direkt an, als sie beide an der Reihe waren.
„Naja, sieht man doch denke ich…“, antwortete Brandon und kratzte sich mit der freien Hand verlegen am Hinterkopf. „Außerdem stand mir mal wieder der Sinn nach gescheiter Mucke“, fügte er dann noch schnell an und der Türsteher begann Sarah zu mustern.
„HEY! Du da, Mädchen! Verschwinde! Dieses Konzert ist nur für Augmentierte!“, rief plötzlich der andere Türsteher und kämpfte sich durch die Sicherheitsroboter bis zu Sarah vor.
„Ey, Mann. Das passt schon. Sie ist Begleitung für meinen alten Kumpel Brandon hier“, mischte sich der andere Türsteher ein.
„Soso... Tut es das…“, antwortete der unfreundliche Türsteher und nahm sich nun Brandon an. „Ich hoffe wenigstens du bist keiner dieser verdammten Naturalisten“, sprach er ihn dann an und begann ihn genau zu mustern.
„Nun, du kannst mich ja einfach scannen, dann wirst du es schon heraus finden“, antwortete Brandon gelassen und der Türsteher ließ sich das nicht zweimal sagen und aus seinem Auge kamen Abtastlaser, die Brandon in ähnlicher Weise scannten wie es die Sicherheitssysteme von Sarahs Basis taten.
„Hmmm… Verstehe… Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt, Mr Matsuoka“, antwortete der Türsteher dann und trat zur Seite, wobei Sarah lediglich verwirrt nacheinander alle drei ansah.
„Also ich an eurer Stelle würde schnell rein gehen, bevor er sich das Ganze nochmal anders überlegt“, kommentierte nun der zweite Türsteher.
„Danke, Mann…“, antwortete Brandon ihm. „Los, komm schon…“, sprach er dann Sarah an und zog sie weiter hinter sich her in das Gebäude hinein, wobei Sarah sich einfach hinterher ziehen lassen sollte.

Der Eingangsbereich führte in eine gefühlt viel zu kleine Halle, für die Menge an Leuten, die sich dort begann zu sammeln. Die Lichtverhältnisse waren dunkel, aber immer noch gerade ausreichend um den anderen erkennen zu können. Bis auf den hinteren Bereich, wo scheinbar eine Bühne aufgebaut worden war, die jedoch völlig dunkel gehalten wurde und nur zu erkennen war, weil sie von den anderen Lichtquellen im Raum angestrahlt wurde. Brandon hatte Sarah außerdem nicht angelogen. Sie passte tatsächlich optisch sehr gut in die Menge. Viele andere Damen trugen ähnliche Kleidung wie sie selbst. Es war tatsächlich eher Brandon, der nicht unbedingt in das Bild der anderen Männer passte. Verglichen mit denen sah er sehr „normal“ aus. Und auch wenn ihr die Masse an Menschen ziemlich suspekt war, konnte Sarah nicht leugnen, dass die Tatsache dass sie optisch ins Bild passte für sorgte, dass sie sich auf eine eigenartige Art wohl zu fühlen begann. Und Brandon schien hier recht bekannt zu sein. Zumindest kam er kaum noch aus dem Begrüßen von Leuten, sei es verbal oder per Handzeichen, wieder raus. Nach einer kurzen Suche, begaben sich die beiden in eine noch freie Ecke und die war bei der Überfüllung der Halle nicht unbedingt einfach zu finden gewesen.
„Siehst du? Ich hatte doch gesagt, dass das gut gehn würde“, kommentierte Brandon nun als Erster.
„Ja, aber es war ganz schön knapp“, antwortete Sarah und atmete einmal tief durch. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du augmentiert bist“, fügte sie dann schnell an.
„Ist auch nicht viel. Ich hab da so einen Chip im Kopf drin, der ist recht praktisch. Damit kann ich theoretisch meinen MODULAR auch fernsteuern. Die Input-Verzögerung ist aber krass. Da steuert man immer noch besser selbst, wenn es um Genauigkeit geht. Aber wenn man zufällig mal zu Fuß in nem Kriegsgebiet landen sollte und seinen MODULAR schnell aus der Basis her rufen muss ist dieser Hirn-Chip tatsächlich ganz praktisch. Und dazu ist er noch gut um an solche Orte wie hier zu kommen“, antwortete er mit einer gewissen Verlegenheit.
„Das klingt tatsächlich insgesamt recht praktisch“, antwortete Sarah und beide wurden kurz unterbrochen als Brandon wieder von jemandem begrüßt wurde und zurück grüßte. „Du bist hier ja echt ganz schön bekannt“, kommentierte Sarah dann.
„Naja, ich war verdammt oft auf solchen Konzerten als ich noch jünger und noch kein Protector war“, antwortete Brandon. „Allerdings hab ich mich meistens irgendwie illegal rein geschlichen. Meine Eltern kamen aus der Arbeiterklasse, da konnte ich mir sowas absolut nicht leisten und damals standen auch noch nicht überall Sicherheitsroboter mit Maschinengewehren rum, da konnte man sowas noch machen ohne gleich seinen Arsch zu riskieren“, fügte er dann noch schnell hinzu.
„Bist du deshalb eigentlich Protector geworden? Weil du dich nicht mehr illegal auf Konzerte schleichen wolltest?“, fragte nun Sarah und hatte einen scherzhaften Tonfall dabei angenommen.
„Nun um ehrlich zu sein… Ja schon… Deshalb und weil man in der Arbeiterklasse echt ein erbärmliches Leben hat. Meine Eltern waren kaum zu Hause weil sie immer nur gearbeitet haben und als sie irgendwann krank wurden und das nicht mehr machen konnten hat der Konzern sie einfach rausgeworfen und mit ihren Problemen alleine gelassen“, antwortete Brandon etwas ernster als Sarah das erwartet hatte, was sie schockierte. Sie hatte eigentlich gemeint, dass sie einen Witz machen würde.
„Ich hoffe doch es geht ihnen beiden gut…“, traute sie sich unsicher zu sagen.
„Leider nicht. Sie sind recht schnell nach dieser Entlassung gestorben, weil sie die Rechnungen für die medizinischen Eingriffe und Medikamente die sie gebraucht hätten nicht bezahlen konnten. Ich war damals gerade kurz vor der Protectoren-Prüfung und sie haben sich nicht bei mir gemeldet um mir Bescheid zu sagen, dass es ihnen nicht so besonders gut geht. Ich hab´s also erst hinter her erfahren, als ich ihnen sagen wollte, dass ich Protector geworden bin“, erklärte Brandon weiter.
„Oh mein Gott, Brandon! Das ist ja schrecklich. Das tut mir so unglaublich leid“, antwortete eine nun deprimierte Sarah.
„Das muss es nicht. Ist ja nicht so, als ob du irgendwas dafür könntest“, sagte Brandon leise, mit einem gewissen wütenden Unterton in seiner Stimme und ließ zum ersten Mal seit er sie ergriffen hatte ihre Hand los um wütend die Fäuste zu ballen. Scheinbar nahm ihn das Thema etwas mehr mit als er selbst bereit war zu zugeben. „Was ist eigentlich mit dir? Wieso bist du eine legendäre Protectorin geworden?“, fragte er dann plötzlich wesentlich froher und äußerst freundlich.
„Naja… Meine Eltern waren wohl beide Protectoren und ich hatte schon als kleines Mädchen mit MODULARs zu tun. Da war diese Berufswahl irgendwie nahe liegend“, antwortete Sarah.
„Deine Eltern müssen ja dann unglaublich stolz auf dich sein“, kommentierte Brandon.
„Das nehme ich an. Ich weiß es nicht. Die leben beide auch nicht mehr. Meinen Vater kenne ich nicht mal. Der ist bei einem Auftrag gestorben als meine Mutter gerade mit mir Schwanger war und meine Mutter ist auch auf einem Auftrag gestorben als ich gerade so in der Mitte der Ausbildung gewesen bin“, antwortete Sarah und fühlte sich irgendwie noch zerstörter als sie es nach Brandons Geschichte tat. Irgendwie war ihr nach weinen zu mute, aber einmal mehr erschien ihr das nicht ganz angebracht.
„Und dann sagst du, dass meine Lebensgeschichte schrecklich wäre…“, kommentierte nun Brandon und schloss Sarah schnell in seine Arme. Zuerst wollte Sarah sich noch dagegen wehren, da es so plötzlich aus dem Nichts für sie zu kommen schien, aber letzten Endes ließ sie es nicht nur zu, sie entschied sich Brandon ebenfalls zu umarmen und ihren Kopf an seinen Bauch zu lehnen. Ihre Tränen verkniff sie sich dennoch. Dazu war die ganze Sache einfach zu lange her und sie irgendwie viel zu froh darüber, dass sie hier jemanden gefunden hatte, der sie zu verstehen schien. „Oh, ich glaube es geht los“, kommentierte Brandon als das Licht bei der Bühne an geschaltet wurde und man erste Musik-Instrumente hören konnte. `Schade´, dachte sich Sarah als sie beide auseinander gingen und sich dem Geschehen auf der Bühne widmeten, denn sie wäre gerne noch viel länger in seinen Armen gelegen.

Sarah musste zugeben, dass sie noch nie so etwas gesehen oder gehört hatte. Sie kannte zwar Metal als Musikrichtung, allerdings nur den automatisch generierten, so wie die meisten anderen Menschen auch. Das hier war anders. Die aufeinander abgestimmten Melodien der einzelnen Musikinstrumente konnten dabei so unterschiedliche Klangbilder erzeugen, wie es die automatisch generierten Stücker niemals hatten. Und da war von brutal-aggressiv über episch-brachial und lustig-fröhlich bis hin zu deprimiert-traurig so ziemlich alles dabei. Die Menge eskalierte dabei völlig und begann sich in Konzert-Ritualen zu betätigen, wie Sarah sie höchstens noch aus historischen Aufzeichnungen kannte. Während vorne sich einige Reihen gebildet hatten, die möglichst im sehr schnellen Rhythmus der Musik mit dem Kopf wackelten und dabei die langen Haare durch die Luft schleuderten, hatte sich in der Mitte ein Kreis von Leuten gebildet, die völlig unkontrolliert aber immer noch möglichst im Takt der Musik in der Gegend rum hüpften und dabei regelmäßig miteinander kollidierten. Das alles kam Sarah aber irgendwie etwas unsicher vor, weshalb sie lieber im Hintergrund passiv zusah. Wer außerdem den Text kannte sang oder schrie ihn mit so gut wie möglich. Bei alle dem konnte Sarah nicht bestreiten, dass diese unglaublich positive Stimmung irgendwie auf sie überschlug und die Musik sie zumindest soweit packte, dass sie regelmäßig mit dem Fuß den Takt mit wippte. Auf eine gewisse Weise fühlte sie sich als ein Teil dieser großen Gemeinschaft und sie konnte nicht leugnen, dass ihr das äußerst gut tun sollte, nach all der Zeit, die sie sich jetzt schon in ihrer Basis eingebunkert hatte und alleine gefühlt hatte. Sie sah zu Brandon rüber, der ihr nicht von der Seite gewichen war, aber zumindest zu der Fraktion gehören sollte, die besonders lautstark den Text mitbrüllen sollte. Sich zurück zu halten nicht zu einer der vorderen Zuschauergruppen zu wechseln schien ihm offensichtlich nicht unbedingt leicht zu fallen, aber er blieb wohl lieber bei Sarah auch wenn das ein paar kleinere Einschränkungen in seinem Verhalten bedeutete. Sarah brauchte eine ganze Weile um ihren Mut zu finden, aber nachdem sie ihn längere Zeit nur angesehen hatte, umklammerte sie Brandon förmlich und schmiegte sich an seine Seite. Brandon reagierte recht überrascht, nachdem ja die meisten derart intensiven Annährungsversuche vor allem von ihm ausgegangen waren, aber auch er legte seinen Arm um Sarah und strich ihr mit der anderen Hand über den Kopf. Jetzt war Sarah sich sicher, dass sie diesen Schritt gehen wollte und löste sich noch einmal von seiner Seite, wobei sie sich beide weiterhin in den Armen hielten. Eine ganze Weile sah sie Brandon lediglich an und überlegte ob sie das wirklich tun sollte, was sie jetzt vor hatte. Ihr Gesicht war völlig rot angelaufen und ihr Herzschlag war so stark, dass sie ihn direkt fühlen konnte. War das wirklich angebracht? War es wirklich OK? Durfte ein Mensch wie sie so etwas fühlen, wie sie es gerade für Brandon fühlte? Und wie würde er wohl darauf reagieren? Nach einer ganzen Weile des Nachdenkens nahm Sarah ihren gesamten Mut zusammen und bewegte ihren Kopf langsam auf den seinen zu. Dann brach sie plötzlich ab ohne wirklich zu wissen weshalb. Sie konnte das nicht erklären, zumal Brandon bereits auf alle vorherigen Annährungen unglaublich positiv reagiert hatte. Und dennoch war da diese Angst und ein ungutes Gefühl darüber, dass sie als eine Berufsmörderin ein solches Gefühl zeigte. War das überhaupt erlaubt? Und war auch das nicht völlig absurd? Sie kämpfte in riesigen MODULARs gegen andere riesige MODULARs aber sie hatte Angst davor jemanden zu küssen? Alle diese Gedanken verflogen jedoch als Brandon das beendete was sie begonnen hatte. Und wohl Sarah zunächst überrascht reagierte gab sie sich recht schnell ihrem inneren Feuerwerk an Gefühlen hin. Es war zwar nicht ihr erster Kuss, aber der erste seit einer ganz langen Zeit und wahrscheinlich der Erste mit einem Mann, den sie wirklich liebte. Und das fühlte sich so unglaublich und unbeschreiblich gut an. Sarah wollte nicht dass es jemals endete. Und das tat es ganz lange auch nicht. Keiner der beiden achtete noch auf Dinge wie Zeit oder die Umgebung, während sie sich einander völlig hingaben. Erst jetzt, nach gefühlten fünf Minuten gingen die beiden wieder auseinander und sahen sich an. Beide lächelten, während sie sich weiter in den Armen hielten. Sarah konnte nicht einmal mehr sagen wann sie das letzte Mal so glücklich gewesen war oder ob sie es überhaupt schon einmal war.

Das Konzert war vorbei und nach und nach verließen alle das Gebäude. Brandon und Sarah sollten dabei zwei der letzten sein die gingen. Keiner von beiden schien zu wollen, dass der Abend endete, aber das tat er wohl zwangsweise irgendwann. Nur langsam gingen die beiden Hand in Hand durch die dunkle Gasse in Richtung der Hauptstraße, wo bereits alles auf Nachtbetrieb umgestellt war.
„Also gut… Ich bringe dich dann mal zur Bahnstation“, sagte nun Brandon.
„Naja… Ähm… Wir könnten uns doch auch hier eine Unterkunft suchen, oder nicht?“, antwortete Sarah etwas unsicher bevor Brandon sie noch einmal küsste und dann hinter sich her zog, in genau der Gegenrichtung zur Bahnstation. „Wo gehen wir denn hin?“, warf Sarah nach einer Weile verwirrt ein.
„Nun, ich weiß schon ziemlich genau wo wir unter kommen können“, antwortete Brandon und beschleunigte seine Schritte und stoppte erst vor einem großen Gebäude. Was Brandon dort wollte war Sarah ein absolutes Rätsel, aber sie vertraute ihm und folgte ihm durch den Eingang. Tatsächlich hatte Brandon dort bereits eine kleinere Wohnung angemietet, die auch noch in einem wirklich guten Grundzustand war, dank dem Einsatz von Haushaltsrobotern, wie in Sarahs Basis auch. Wovon er das allerdings bezahlte, traute Sarah sich fast gar nicht zu fragen, da sie die Antwort ohnehin schon glaubte zu kennen.
„Das hier ist echt klasse“, kommentierte sie dann, während sie sich in den kleinen, aber gut eingerichteten Räumlichkeiten umsah.
„Mehr kann ich mir leider auch nicht leisten“, antwortete Brandon und kratzte sich einmal mehr verlegen am Hinterkopf.
„Passt schon. Es ist ganz wunderbar hier“, antwortete Sarah, bevor sie Brandon noch einmal küsste und dann damit begann ihre Kleidung abzulegen. Allerdings bei ihrem schwarzen Kleid stoppte sie und lief wieder extrem rot an.
„Was ist?“, fragte Brandon.
„Naja… Du… Ich…“, stotterte Sarah und sah auf den Boden. „Meine Narben… Du wirst sie alle sehen können und ich hab einfach Angst dass…“, begann sie dann dennoch drauf los zu reden.
„Ist schon OK. Alles in Ordnung… Lass mich dir vielleicht einfach zuerst etwas zeigen“, unterbrach Brandon sie dann einfach und begann sein T-Shirt zu entfernen. Schockiert sollte Sarah seinen zwar unglaublich muskulösen, aber auch mit Narben völlig überwucherten Oberkörper betrachten. Das hatte man ihm ja mit Kleidung gar nicht ansehen können.
„Aber was… Was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie dann dennoch.
„Mein erster Auftrag lief zwar etwas besser als deiner, aber mein zweiter dafür… nicht so sehr“, antwortete Brandon erstaunlich ruhig und gelassen für das was er da erzählte. Sarah hatte insgesamt zwei schwere Stichverletzungen von zwei gewaltigen Metallsplittern abbekommen, aber Brandon musste da mindestens zehn Stichverletzungen gehabt haben. Und jede davon war gewaltig und sah so aus, als würde sie eher von Klingen als von Stacheln oder Splittern stammen. Das erklärte so unglaublich vieles, angefangen damit wieso er sie überhaupt gerettet hatte und aufgehört mit seinem unglaublichen Verständnis für Sarah und ihre Situation. Sie sagte nichts weiter dazu sondern nahm einfach ihren Mut zusammen und entfernte ihr Kleid, so dass sie nun völlig nackt vor Brandon stehen sollte. Alle ihre Narben waren nun auch für ihn sichtbar, aber das schien ihm völlig egal zu sein. Langsam legten sie sich beide auf das Bett und brachten das zu Ende weshalb sie tatsächlich hier waren. Und auch wenn selbst das nicht das erste Mal für Sarah gewesen war, so war sie sich nicht sicher ob es sich jemals so gut für sie angefühlt hatte. Dennoch plagten sie immer noch diese Zweifel. War es richtig, dass sie sich als Mörderin für Geld so gut fühlte? Wie sollte sie damit umgehen? Und wie sollte sie damit zurecht kommen? Und dazu kam noch eine weitere Frage, die Sarah zu quälen begann. Wie würde es von hier an weiter gehen?

Der nächste Tag war angebrochen und Sarah sollte sich beim Aufwachen in Brandons Armen wieder finden. Irgendwie ein seltsames Gefühl, nach all der Zeit, die sie nun alleine in ihrer Basis oder bestenfalls im MODULAR auf einer Mission verbracht hatte. Und irgendwie konnte sie nicht leugnen, dass sie aus irgendeinem Grund Angst gehabt hatte, dass er nun am nächsten Morgen wieder weg wäre. Aber wahrscheinlich hatte sie da einfach zu viele schlechte, alte Filme gesehen in denen das öfter vorkam.
„Morgen…“, murmelte Brandon ihr plötzlich leise zu.
„Oh, morgen… Ich wusste gar nicht, dass du auch schon wach bist“, antwortete Sarah ihm erstaunlich ausgeschlafen und küsste ihn schnell.
„Das muss ich sein. Ich muss leider heute noch zu meinem nächsten Auftrag antreten“, antwortete Brandon und streckte sich einmal. „Aber ich wäre jetzt lieber mit dir hier“, fügte er dann noch schnell an und küsste Sarah noch einmal, während er sanft ihre Wange streichelte.
„Brandon… Ich glaube ich hab mich niemals dafür bedankt, dass du… Naja, mein Leben gerettet hast“, sprach Sarah ihn dann nach einer Weile an.
„Und du denkst, dass das was wir gestern getan haben dafür nicht angemessen war?“, fragte Brandon nun ein wenig scherzhaft und Sarah konnte sich einen herzhaften Lacher nicht verkneifen.
„Es ist ja nicht nur das… Es ist auch das was danach kam…“, antwortete sie ihm dann.
„Mach dir darüber keine Gedanken mehr. Wenn ich das alles nicht getan hätte wäre mir wohl das Zusammensein mit dem tollsten, liebsten und wunderschönsten Mädchen, das ich je gesehen habe, entgangen“, antwortete Brandon und beide küssten sich noch einmal.
„Wann musst du denn deinen Auftrag anfangen?“, fragte Sarah nun schnell.
„Leider müsste ich eigentlich schon längst im MODULAR sitzen und unterwegs sein. Aber das ist OK. Für dich lohnt es sich zu spät zu einem Auftrag zu kommen“, antwortete Brandon.
„Trotzdem solltest du dann wohl zusehen, dass du los kommst“, kommentierte Sarah und beide entschieden sich nun dazu aufzustehen.
„Wann kommt eigentlich dein neuer MODULAR, so dass du auch wieder Aufträge annehmen kannst?“, fragte Brandon nun, während er sich anzog.
„Keine Ahnung. Ich schätze nächste Woche oder so, vielleicht auch erst später“, antwortete Sarah und zog sich ihr Kleid wieder über. „Sie sollten sich echt mal beeilen. Ich bin schon ganz aufgeregt“, fügte sie noch schnell hinzu, bevor sie auf einmal einfach verstummte.
„Was ist los?“, fragte Brandon, dem aufgefallen war, dass sie etwas ganz stark mitnehmen sollte.
„Naja, ich freue mich darauf eine neue Mordmaschine zu bekommen. Ich glaube irgendetwas stimmt nicht ganz mit mir…“, antwortete sie dann deprimiert. „Brandon… Wie kommst du eigentlich damit zurecht, was wir hier machen? Ich meine… Töten für Geld…“, fragte sie dann.
„Indem ich nicht so viel drüber nachdenke schätze ich. Wir tun was wir tun um zu überleben. Wenn wir es nicht machen, kommen andere unserer Art und beseitigen uns einfach. Wir haben genauso wenig eine Wahl wie die Arbeiter- oder die Diener-Klasse, wir werden nur etwas besser bezahlt als die“, antwortete Brandon und zog sich sein T-Shirt über.
„Aber wir sind nichts weiter als irgendwelche Auftragsmörder, die im Dienste irgendwelcher Großkonzerne deren Macht sichern“, antwortete Sarah noch einmal.
„Ja, das ist wahr. Aber das gab es zu jeder Zeit. Ob es sich Militär, Polizei, Mafia oder Protectoren nennt, spielt dabei keine große Rolle. Alle dienten immer dem Zweck die Macht der Mächtigen zu sichern und die Schwachen klein zu halten. Wir haben lediglich die Wahl ob wir zu denen weiter oben oder zu denen weiter unten gehören wollen. Wir haben uns für die weiter oben entschieden“, antwortete Brandon ihr und stellte sich noch einmal vor sie um ihr ins Gesicht sehen zu können.
„Ja, ich weiß. Wahrscheinlich hast du recht. Aber es ist einfach so grausam und ich würde es gerne ändern“, antwortete Sarah ihm und hielt sich offensichtlich die Tränen zurück.
„Weißt du, Sarah… Genau das ist der Grund, weshalb ich dich liebe“, antwortete Brandon und Sarah schreckte davon kurz auf. Hatte Brandon gerade gesagt dass er sie liebte? Der Zeitpunkt war so seltsam gewählt, aber sie konnte auch nicht leugnen, dass sie das so unglaublich glücklich machte, dass sie vergas was sie so sehr bedrückte.
„Ich liebe dich auch, Brandon“, antwortete sie ihm dann und beide küssten sich noch einmal.
„Wie lange schleppst du dieses Problem denn schon mit dir rum?“, fragte er sie dann trotzdem noch.
„Seit meinem ersten Auftrag… Denke ich…“, antwortete Sarah.
„Und du hast mit niemandem jemals darüber gesprochen?“, fragte Brandon weiter und Sarah schüttelte lediglich verneinend den Kopf.
„Mit wem denn? Ich bin völlig alleine gewesen, bevor ich dich getroffen hab“, erklärte sie sich dann noch.
„Ach Sarah…“, sagte nun Brandon und umarmte sie herzlich mit aller emotionalen Wärme, die er nur ausstrahlen konnte. „Ich muss jetzt leider los. Aber wir werden uns wieder sehen. Jetzt noch viel sicherer. Und mach dir nicht so viele Gedanken“, unterbrach er sich dann trotzdem.
„Das werde ich versuchen…“ antwortete Sarah ihm, bevor er sich dann von ihr löste und in langsamen Schritten zur Tür ging, wobei sie sich so lange an den Händen hielten wie es ihnen möglich war. Erst dann beschleunigte Brandon seine Schritte und verließ nun endgültig den Raum. Sarah blieb noch einen kurzen Moment um alles Geschehene noch zu verarbeiten, bevor sie es ihm gleich tun sollte und sich auf den langen Weg zurück in ihre Basis machte.

Der dreizigste Auftrag: Der Mordversuch

Tatsächlich hatte Brandon auch dieses Mal nicht gelogen. Sie sahen sich wieder und das noch einige Male. Und das nicht nur um sich an neutralen Orten zu lieben. Als Sarahs MODULAR endlich mit einen langen Verspätung geliefert werden sollte gab es sogar ein paar Aufträge die sie zusammen erledigten. Eine Option, die von der Organisation der Protectoren durchaus offen gelassen wurde, wobei es sich diese auch nicht nehmen ließ die doppelte Abgabe dafür zu kassieren. Eine Abgabe, die Sarah jedoch sehr gerne leistete, wenn sie dafür mit Brandon zusammen sein konnte. Er verstand es auch jedes Mal wieder ihre Bedenken und ihr Unwohlsein über die Aufgaben des Protectorendaseins zu zerstreuen. Und dann war da Sarahs neuer MODULAR der 7ten Generation. Nicht nur dass diese Maschine wohl so schnell war wie ein leichter MODULAR der 6ten Generation und so viel Booster-Energie hatte, dass ein geübter Protector damit sehr lange und auch sehr hoch fliegen konnte, die Energie-Schilde waren auch noch viel stärker als die vorherigen. Und gottverdammt, diese Feuerkraft! Die Waffen hatten zwar nur wenige Schüsse Munition, aber dafür waren selbst andere MODULARs niederer Generationen so einfach damit zu zerstören als wären sie lediglich aus Papier. Sarah war sich sicher, dass MODULARs erst ab der 5ten Generation überhaupt wieder gefährlich für sie werden könnten. Und selbst MODULARs mit Energieschilden hatten es ziemlich schwer gegen die Strahlen-Gattling, die diese einfach beiseite fegen konnte. Und auch gegen Panzerungen war diese Waffe nicht zu unterschätzen, wobei das Munitionsverschwendung war. Denn Sarah hatte mit der Hand-Railgun noch eine weitere Waffe dabei, die dieses Problem meist mit nur einem gezielten Schuss lösen konnte. Dazu hatte Sarah ein schrecklich gutes Gefühl dafür Ausweichmanöver von Feinden vorher zu sehen und damit eine absolut nicht mehr normale Zielgenauigkeit. Wie konnte jemand nur so gut in einer Tätigkeit sein, die er eigentlich hasste? Das war doch vollkommen absurd, wie schon so vieles in Sarahs Leben. Und wenn sie daran dachte, dass sie gerade äußerst glücklich war obwohl ihr Job darin bestand andere Menschen zu töten und obwohl sie wohl gerade erst vom tiefsten Tiefpunkt ihres Lebens her gekommen war, wurde es lediglich noch absurder. Aber wahrscheinlich war es so wie Brandon es immer gesagt hatte. Sie machte sich viel zu viele Gedanken über alle diese Dinge. Mittlerweile waren jedoch bereits gute zwei Wochen vergangen und Sarah hatte von Brandon nicht einmal mehr eine einzige Nachricht bekommen. Das begann ihr schon langsam seltsam vorzukommen. Er war doch sonst ziemlich verlässlich was das anging. Ob ihm wohl etwas zugestoßen war auf einem seiner Aufträge, die er lieber alleine erledigen wollte? Sarah zuckte zusammen bei dem schrecklichen Gedanken, zumal sie sich nicht sicher war, wie sie etwas darüber heraus finden sollte. Aber sie musste es zumindest versuchen. Wenn er noch lebte und in irgendeinem Unfall- und Heilzentrum untergekommen war, dann wollte sie unbedingt auch für ihn da sein, genauso wie er es für sie gewesen war. Und so begann sie sich schnell von ihrem Ausblick aus dem Fenster zu lösen und begann mit den Nachforschungen in den verschiedenen Netzwerken. Dazu ließ sie Musik laufen. „Devastation“, die Band die sie damals mit Brandon zu deren ersten Date gesehen hatte. Es sollte tatsächlich eine positive Nachricht geben und die war, dass Brandon sich nicht im Register der Protectoren, die aus dem Beruf ausgeschieden waren befand. Das bedeutete zumindest dass er noch lebte und erleichterte Sarah so sehr, dass sie erst einmal in ihrem Sessel völlig in sich zusammen sackte. Weitere Informationen waren jedoch nicht zu bekommen, egal was Sarah anstellen sollte. Auf Nachrichten von ihr hatte er auch nicht geantwortet. Was genau da wohl los war? Erschrocken sah Sarah nun auf die Uhr und stellte fest, dass sie gerade kurz davor stand, sich zu einem Auftrag zu verspäten. Also schaltete sie die Musik ab und begab sich zu ihrem neuen MODULAR. Routiniert quetschte sie sich durch die Torso-Öffnung in das Cockpit hinein, von dem sie jedoch auch schwören könnte, dass es nicht ganz so eng war, wie die beiden vorherigen. Mit ebenfalls großer Routine betätigte Sarah die entsprechenden Schalter um das Cockpit zu schließen, die Energie hoch zu fahren und den MODULAR nach draußen zu bringen. Sobald sie aus dem Tor in der Felsklippe ins gerade einmal MODULAR-fußtiefe Meerwasser gefallen war begann sie die gewaltige Maschine in Bewegung zu setzen und startete direkt mit den Boostern durch. Mit äußerst hoher Geschwindigkeit steuerte sie auf ihren Zielort zu, der sich weit im mittleren bis östlichen Europa befinden sollte. Sie hoffte lediglich dass es Brandon gut ging, aber auch das musste sie jetzt beiseite schieben, sonst würde sie vielleicht bald die nächste sein, die wieder irgendwo in einem Unfall- und Heilzentrum liegen würde.

Es war nicht mehr weit bis zu Sarahs Zielpunkt. Und langsam wurde ihr die Situation suspekt. Sie hatte einen B-Rang-Auftrag angenommen und noch niemand hatte bisher auch nur versucht sie anzugreifen. Sicher, sie steuerte einen MODULAR der 7ten Generation, aber das hielt normalerweise niemanden davon ab es trotzdem zu versuchen. Da war nun auch schon ihr Ziel. Eine Basis der Nakamoto Corp an deren Grenzgebiet. Und immer noch griff niemand sie an. Nicht einmal die automatischen Geschütze der Basis, die das eigentlich hätten sofort erledigen müssen. Aber da war noch etwas seltsam. Überall in der Basis stieg dicker, dichter Rauch auf. Als sie noch näher kommen sollte, erkannte sie dass bereits alles völlig in Trümmern liegen sollte und zerstört war. Was war hier passiert? War ihr jemand zuvor gekommen? Hatte noch ein anderer Auftraggeber den selben Auftrag ausgegeben? Irgendetwas war hier vollkommen eigenartig. Schnell schoss Sarah ein weiterer Gedanke in den Kopf. Was wäre, wenn der Angreifer hier noch irgendwo in der Nähe war? So vorsichtig es ein großer, massiver MODULAR zulassen sollte, landete Sarah die Maschine und ließ ihn langsam einen Fuß vor den anderen gehen, während sie immer ihre Früherkennungssysteme im Auge behalten sollte. Tatsächlich sollte das Radar ihr etwas anzeigen, dass sich offensichtlich mitten in der Basis befinden sollte. Von dort aus hatte man trotz des Rauchs eine ziemlich gute Sicht auf alles, was bedeutete dass was auch immer sich dort befand, bereits wissen musste, dass sie da wäre. Also nutzte sie schnell die Booster und steuerte ihren MODULAR ebenfalls dorthin um sich wenigstens noch ein Bild ihres möglichen Gegners machen zu können. Tatsächlich handelte es sich um einen anderen MODULAR, der wie auch der von Sarah selbst aus der mittleren Gewichtsklasse und der 7ten Generation stammte. Noch dazu hatte er eine grün-blaue Bemalung, so dass er auf eine eigenartige Weise mysteriös wirkte. Sarah war sich sicher, dass sie diese Maschine irgendwann schon einmal gesehen hatte, aber sie konnte einfach nicht zu ordnen wann und wo. Sie hatte eine schreckliche Vermutung um wessen MODULAR es sich hier handelte, aber sie kannte den MODULAR der Person an die sie dabei dachte eigentlich und das war ein eher schweres Modell aus der 5ten Generation gewesen. Das alles gab ihr ein schreckliches Gefühl, bei dem sie das Gefühl hatte, dass sich ihr Brustkorb zusammen zog.

Nur langsam drehte ihr erwarteter Feind sich zu ihr um und auch dann griff er nicht direkt an. Vielleicht wäre er gar nicht ihr Feind und alles war nur ein Missverständnis. Tatsächlich schien der Unbekannte das Gespräch mit ihr zu suchen, denn das Licht für eine eingehende Kommunikations-Verbindung blinkte auf.
„Hallo Sarah“, sprach sie eine Stimme an, die Sarah nicht nur sehr gut kannte, sondern die auch ihr schlimmste Vermutung bestätigte. Der MODULAR den sie dort vor sich sah gehörte Brandon, dem Mann den sie liebte. Jetzt wusste sie auch woher sie die Maschine kannte. Es war der MODULAR mit dem Brandon damals ihr Leben gerettet hatte. Ein tiefgreifender Schock machte sich in Sarah breit. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie bekam keine Luft mehr und alle ihre alten Verletzungen taten ihr auf einmal wieder weh. Das ergab doch alles keinen Sinn. Das musste einfach alles nur ein dummes Missverständnis sein.
„Brandon… Was tust du hier?“, brachte sie nach einer gewissen Zeit wieder heraus.
„Was ich hier mache? Ich habe hier auf dich gewartet, damit ich meinen Auftrag ausführen kann“, antwortete der ihr und schockierte sie noch ein weiteres Mal.
„Aber das… Wieso, Brandon? Ich dachte du liebst mich… Ich…“, stottere sie dann erschrocken und versuchte weiterhin zu begreifen was hier vor sich ging.
„Nun, das tue ich. Aber eine gute Bezahlung für einen erledigten Auftrag, liebe ich eben noch mehr. Und eine ganz bestimmte Person war bereit für deinen Tod eine wirklich ganz besondere Bezahlung anzubieten“, antwortete Brandon erstaunlich gelassen für das was er da gerade sagte. „Nimm´s nicht so schwer. Protectoren verraten sich immer untereinander. Hat deine Mutter dir das nicht gesagt?“, fügte er noch hinzu und schockierte Sarah noch einmal. Dieser Sadismus und die Ironie in seinen Worten waren für sie kaum noch zu ertragen.
„Was?“, konnte sie lediglich noch verwirrt raus bringen, während sie so stark gegen ihre Gefühle ankämpfte wie sie konnte.
„Deine Mutter hat dir also nie gesagt, dass sie es war, die damals deinen Vater getötet hat? Dass sie ihn verraten hat für eine gute Bezahlung? Im Übrigen wesentlich weniger, als ich für deinen Tod bekommen werde“, sprach Brandon weiter.
„Und woher weißt ausgerechnet DU das?“, fragte nun Sarah, deren Verwirrung langsam zu Verzweiflung wechselte.
„Nun, ich habe meine Möglichkeiten, bestimmte Dinge heraus zu finden und deine Geschichte hat mich irgendwie fasziniert von dem Moment an in dem du sie mir erzählt hast“, antwortete Brandon ihr.
„Bitte Brandon… Ich will das nicht tun müssen… Lass uns einfach auseinander gehen und so tun, als ob das nie passiert wäre...“, sagte Sarah und brach nun langsam in Tränen aus.
„Wir wissen beide ganz genau dass das so nicht läuft. Es war ein offiziell bei der Organisation eingetragener Auftrag und ich habe ihn angenommen. Wir wissen beide was passieren würde, wenn wir die Sache jetzt nicht zu Ende bringen“, antwortete Brandon.
„Aber… Ich kann das nicht…“, schluchzte Sarah.
„Du bist ein wirklich liebes Mädchen Sarah. Das mag ich eigentlich an dir. Aber es wird auch eines Tages dein Untergang sein. Als Protectorin bist zu viel zu weich und ich frage mich wie du deinen legendären Status bekommen konntest den du hast. Aber egal. Nichts davon spielt noch eine Rolle. Jetzt geht es nur noch um uns beide. Nur einer von uns wird hier lebend raus kommen“, antwortete Brandon noch einmal und schien mit seinem MODULAR nun den ersten Angriff vorzubereiten.
„Warte noch!“, rief Sarah schnell aus und Brandon schien tatsächlich noch einen Moment abzuwarten. „Bevor wir das tun, will ich wissen wer so dringend meinen Tod will und was er dir dafür bezahlt hat“, warf sie dann noch schnell ein und einen kurzen Moment lang reagierte Brandon überhaupt nicht.
„Nun man bekommt in unseren Kreisen nur sehr selten die Option ein echter Overlord zu werden. Was allerdings seinen Namen angeht… Ich werde bestimmt nicht gegen die Gesetze der Protectoren verstoßen indem ich dir das erzähle“, antwortete er ihr dann.
„Bitte Brandon. Wenn auch nur ein einziges Wort von dem was du damals zu mir gesagt hast wahr war, schuldest du mir das. Und wenn es wirklich so ist, dass hier nur einer von uns beiden lebend wieder weg kommt, dann macht es auch keinen Unterschied“, sagte Sarah noch einmal und Brandon schien erneut darüber nachzudenken.
„Sein Name ist Zarkov Rush. Ich denke du kennst ihn oder zumindest hattest du schon einmal mit Mitgliedern seiner Familie zu tun. Sieh es als mein letztes Abschiedsgeschenk an dich an, denn dies hier wird dein Ende sein… Abomination“, antwortete Brandon nun abschließend und beendete die Verbindung. Mittlerweile hatte sich Sarahs Verzweiflung in blanken Hass umgewandelt. Dabei wusste sie nicht einmal mehr wen genau sie denn hasste. Brandon? Diesen Zarkov Rush? Die Organisation der Protectoren? Das System? Oder einfach nur alles und jeden? Sie würde die gesamte Welt brennen lassen, aber zuerst würde sie mit diesem beschissenen Verräter dort vor sich anfangen, der sie benutzt und bei der ersten besten Gelegenheit verkauft hatte. Und was Sarah noch viel wahnsinniger machte, war die Tatsache, dass er bei allem dem immer noch so tat, als würde er sie lieben. Nein, auch Sarah war sich sicher, dass dies für einen von beiden das Ende sein würde und sie würde alles daran setzen, dass es nicht sie wäre.

Sarah wollte gerade den ersten Schuss mit ihrer Strahlen-Gattling abfeuern, als sich ihr innerer Instinkt meldete und sie sich lieber entschied mit dem Booster und einem zusätzlichen Dash-Stoß zurück zu weichen. Tatsächlich stellte sich das als die richtige Entscheidung heraus, denn nun sollten nacheinander vier grüne, dünne Laser-Strahlen sie und ihre Maschine verfehlen, die von beiden Seiten abgefeuert worden waren. Genauso schnell entschied Sarah sich nun zu einem seitlichen Dash-Stoß, so dass auch die beiden blauen Laser von hinten sie verfehlten. Woher kamen diese Angriffe? Aus dem Nichts? Nein, es gab noch eine andere Möglichkeit, die Sarah dabei noch nicht bedacht hatte. Vollautomatische AngriffsModule oder auch VAMs genannt. Am besten mit verglichen kleinen Drohnen vergleichbar, die vom MODULAR aus mit Befehlen versorgt wurden und diese selbstständig ausführten. Verdammt! Ihr Gespräch mit Brandon hatte nicht nur der Aufklärung der Sache gedient, sondern auch dazu die VAMs heimlich in eine gute Angriffsstellung zu bringen. Schnell nutzte Sarah nun den Booster um ihren MODULAR in die Luft zu bringen, wo sie bereits von weiteren Laserstrahlen der VAMs beschossen wurde und mit unkontrolliert wirkenden Dash-Stößen in beinahe alle Richtungen versuchte den meisten dieser Strahlen auszuweichen. Was sie dennoch treffen sollte hielten zwar die Energie-Schilde ab, aber dennoch befand sich Sarah in der wesentlich schlechteren Position. Schnell richtete sie ihre Handwaffen in die Richtung aus in der sie einige der VAM-Drohnen vermutete, aber diese mussten bereits die Position gewechselt haben, denn die Zielautomatik reagierte nicht. Und wo war überhaupt Brandons MODULAR selbst geblieben? Hatte er noch andere Waffensysteme als diese 6 VAMs? Sarah entschied schnell darüber nicht weiter nachzudenken und richtete ihren MODULAR in die Richtung aus, in der das Radar ihr scheinbar Brandons Maschine anzeigte. Dieses Mal zwang sie ein kleinerer Schwarm aus noch kleineren Drohnen, der sich innerhalb von keiner ganzen Sekunde um ihren MODULAR formiert hatte zum Abbruch. Mehrere Treffer der kleinen violetten Energie-Projektile dieser Surrounders schlugen in ihre Energieschilde und brachten diese an deren Belastungslimit, bevor Sarah reagierte und sowohl den Hauptbooster abschaltete, als auch einen Dash-Stoß nach vorne ausführte. Die Surrounder waren zwar in der Lage sich dementsprechend zu rotieren, aber nicht ihre Position zu wechseln, so dass Sarah ihnen entkommen konnte ohne dass ihr MODULAR dabei noch größere Schäden nehmen sollte. Ohne lange darüber nachzudenken feuerte sie im freien Fall ihre Strahlen-Gattling ab, als die automatische Zielvorrichtung auf etwas reagierte. Aber die Trefferbestätigung sollte ausbleiben. Plötzlich fiel Sarah auf wie sich etwas schnell von der Seite näherte, wobei es sich um ein weiteres VAM handelte, dass sie nun mit einem schweren gelben Laser mehrmals angreifen sollte. Sarah nutzte das Dash-System und entkam durch schnell Boost-Stöße nach vorne, bevor ihr MODULAR auf dem Boden aufkommen sollte. Aber ihr sollte nicht lange Zeit zum Durchatmen bleiben, denn nun sollten sie anderen VAMs ebenfalls angreifen und sie zu weiteren schnellen und unkontrollierten Ausweichmanövern zwingen.
Von praktisch allen Seiten her zerrten die G-Kräfte gleichzeitig an Sarah und das obwohl die MODULARs der 7ten Generation bereits mit Maßnahmen ausgestattet waren um dies zumindest abzuschwächen. Viel schlimmer waren jedoch die Treffer der Laser in ihren Schilden den sie auch auf diese Weise nicht hatte ausweichen können und die Tatsache, dass sie bisher noch nicht einen einzigen Gegenschlag gelandet hatte. Waren außerdem alle Waffensysteme von Brandons MODULAR drohnenbasiert? Das wäre praktisch die ideale Konfiguration um gegen sie mit ihren schweren Waffen mit nur recht geringen Munitionsvorräten vorgehen zu können. Das bedeutete auf jeden Fall zwei Dinge. Dass er Sarahs MODULAR ziemlich genau kannte, was nicht sehr verwunderlich war, da er diesen in gemeinsamen Einsätzen bereits in Aktion erlebt hatte, und dass er sich speziell für diesen Moment vorbereitet haben musste. Sarah konnte ihn nicht besiegen, nicht mit solchen massiven Nachteilen in der Ausrüstung. Aber ihr blieb keine Zeit um darüber allzu lange nachzudenken, denn nach einer nicht mehr zählbaren Menge an Treffern gaben die Energie-Schilde ihres MODULARs nun nach und brachen zusammen. Sarah reagierte schnell darauf und zog sich mit Hilfe der Booster und des Dash-Systems zurück. Weitere Laserstrahlen fegten dabei an ihrer Maschine vorbei und Explosionen rissen kleinere Krater in den Boden, aber weitere Treffer sollte Sarah auf diesem Weg verhindern können. Immer noch war ihr Brandons MODULAR selbst nicht wieder aufgefallen. Dieser schien sich irgendwo hinter einer Deckung zurück gezogen zu haben und ließ die Drohnen die ganze Arbeit erledigen. Zumindest war es das was Sarah dachte. Umso überraschter sollte sie reagieren als sie plötzlich etwas sehr Großes von der Seite rammte und gegen die Ruine eines Hangars schleuderte. Bei diesem großen Etwas handelte es sich um Brandons MODULAR, der sich scheinbar in der Zeit in eine gute Ausgangsstellung begeben hatte. Wütend fing Sarah ihre eigene Maschine ab, bevor sie mit ihre Strahlen-Gatting das Feuer auf Brandon eröffnete, der das kurze Zeitfenster dass er gehabt hatte, genutzt hatte um die VAMs zu seiner Maschine zurück kehren und wieder aufladen zu lassen. Schnell wich dieser mit seinem eigenen Dash-System zur Seite und nutzte die VAMs als Schulter-Waffensysteme, wobei auch er ein nicht zu unterschätzendes Sperrfeuer aus Lasern auf Sarah loslassen sollte. Sarah wich ihrerseits zur Seite und nutzte ihre beiden Schulterwaffensysteme um zuerst mit zwei roten Protonen-Projektilen auf Brandon zu feuern, der diesen zur Seite entkam, während seine Energieschilde die roten Blitze, welche diese entluden abfingen, und sich dann in die Luft und nach hinten zurück zog. Ein weiterer Dash-Stoß zur Seite sollte dann genügen um dem gewaltigen Neutronen-Strahl den Sarah nachgesetzt hatte entkommen zu können. Sarah stieß schnell ebenfalls mit den Boostern in die Luft und versuchte Brandon zu folgen, als sich plötzlich eine Wand aus Surroundern vor ihr bildete und sie mit den selben violetten Energie-Projektilen wie zuvor unter Feuer nahm. Schnell waren die Energie-Schilde ihres MODULARs wieder gefallen und die Projektile begannen erste Schäden an ihrer Panzerung anzurichten und das trotz Sarahs verzweifelten Versuchen in einem großen Bogen zur Seite zu weichen. Brandon hatte die Zeit offensichtlich genutzt um seine VAMs wieder zu starten, welche sich nun um Sarah herum platzierten und diese erneut mit Lasern von praktisch allen Seiten angriffen. Sarah entschied sich schnell zurück zu weichen und ihren MODULAR hinter einen Berg zu fliegen, während die Laser sie weiter verfehlten und sie versuchte die VAMs mit ihrer Strahlen-Gattling zu treffen. Dabei war ihr erneut Brandon selbst entgangen, der nun diese Zeit genutzt hatte um mit einer gewaltigen Waffe aus dem Torso zu feuern, die Sarah auf Grund der roten und blauen Blitze, die sich spiralförmig umkreisten als Ionen-Strahler erkennen sollte. Panisch quälte sie die Booster-Taste um noch mehr Schub aus dem Triebwerk heraus zu bekommen, während die beiden Blitze das linke Bein ihrer Maschine streiften und stark beschädigten. Also hatte der MODULAR selbst auch Waffensysteme, die nicht auf Drohnen basierten. Eine Sache, die sich Sarah schon die ganze Zeit gefragt hatte. Lange sollte ihr jedoch auch dieses Mal nicht Zeit bleiben um darüber nachzudenken, denn nun kamen die Laserstrahlen der VAMs wieder zum Einsatz. Einer davon streifte dabei den Neutronen-Strahler und beschädigte diesen so stark, dass er nutzlos wurde. Ein anderer krachte direkt in ihren Torso, aber die Panzerung hielt stand. Durch die plötzliche Entscheidung von Sarah die Booster abzuschalten und den MODULAR in den freien Fall zu bringen, verfehlten die anderen Strahlen nun ihr Ziel und Sarah war sich sicher, dass die VAMs für einen weiteren Angriff erst wieder an ihrem MODULAR aufgeladen werden mussten. Sie war sich jedoch nicht sicher ob das beschädigte Bein ihres eigenen MODULARs den bevorstehenden Sturz und die damit verbundene Landung aushalten würde. Ein Risiko, dass sie jedoch eingehen musste, wenn sie das hier überleben wollte.
In einem Gedankenblitz entschied Sarah sich schnell den Booster zu nutzen um den Sturz etwas abzufangen, so dass das beschädigte Bein ihres MODULARs tatsächlich die Landung aushalten sollte. Das beschädigte Bein sollte ihre Mobilität am Boden nicht mehr weiter einschränken. Allerdings sollte sie darauf achten nicht zu viel in die Luft aufzusteigen und landen zu müssen. Wenn das Bein eine solche Landung nicht aus hielt, wäre das praktisch ihr Ende. Dann könnte sie lediglich wehrlos mit ihrem MODULAR am Boden liegen. Gleichzeitig sollte ihr noch etwas anderes klar werden. Und das sollte die Tatsache sein, dass sie sich nicht zu sehr mit den VAMs, sondern lieber mit Brandons Maschine direkt befassen sollte. Wenn sie ihn erledigte, würden die VAMs keine weitere Rolle spielen. Und so entschied Sarah sich schnell mit ihrer Strahlen-Gattling direkt auf Brandon zu feuern. Der Moment wenn die VAMs gerade zu seinem MODULAR zurück kehrten wäre der beste Moment dafür. Und tatsächlich krachten einige der grünen Strahlen in die Energie-Schilde seines MODULARs und zwangen ihn zu schnellen Ausweichmanövern als die VAMs wieder alle am MODULAR angedockt waren. Wahrscheinlich waren seine Schilde zusammen gebrochen. Und so entschied Sarah schnell mit ihrer Hand-Railgun nachzusetzen. Brandon verstand es jedoch mit einem gezielten seitlichen Dash-Stoß zu entkommen und nutzte seine VAMs nun wieder als montierte Waffensysteme, mit denen er Sarah unter Feuer nehmen sollte. Diese wich mit den Boostern nach hinten und feuerte nacheinander vier Protonen-Projektile auf Brandon ab, während die Laser-Strahlen immer wieder um sie herum einschlugen. Brandon nahm eine bogenförmige Flugbahn nach rechts an um den Protonen-Projektilen, deren Blitzen und Expansionen zu entkommen, bevor er schnell mit dem Ionen-Strahler feuerte. Sarah hatte jedoch förmlich darauf gewartet und zog sich gezielt nach links hinter einen Berg zurück, der ihr nun kurzzeitig als Deckung diente, bevor sie auf der anderen Seite wieder hervor kam, zunächst mit vier ihrer Raketen feuerte und dann mit der Hand-Railgun nachsetzte. Erneut verstand es Brandon dem gewaltigen Projektil, dass sich so schnell bewegte, dass es lediglich wie ein blauer Strahl wahrzunehmen war, durch einen Dash-Stoß in die richtige Richtung zu entkommen, bevor er die Raketen mit Lasern seiner VAMs zerstörte und Sarah eine weitere Wand aus Surroundern entgegen jagte und seine VAMs wieder startete. `Dieses Mal nicht!´, dachte sich Sarah und aktivierte das Burstsystem ihrer Maschine, während die Surrounder in Stellung gingen. Eine nicht zu unterschätzende blau-grüne Schockwelle fegte die kleinen, aber gefährlichen Drohnen einfach beiseite. Anschließend wich Sarah noch einmal nach hinten und entkam so noch einmal den Laser-Strahlen der VAMs, die sich dieses Mal lediglich um Brandons MODULAR angeordnet hatten. Sehr zu seinem eigenen Glück, denn sonst wären sie wohl in der Schockwelle gefangen und mit den Surroundern zerstört worden. Etwas worauf Sarah eigentlich gehofft hatte, aber auch mit dieser Variante war sie recht zufrieden, denn nun sollte sie noch einmal mit Raketen feuern und im Anschluss mit Protonen-Kanone und Hand-Railgun gleichzeitig auf Brandon direkt. Während er dem Rail-Projektil noch einmal mit einem kunstvollen Flugmanöver entkommen sollte, gelang ihm das nur teilweise bei dem Protonen-Projektil. Während das Projektil selbst den MODULAR selbst verfehlte, so trafen jedoch vier der roten Protonen-Blitze aus dem Projektil die kleinsten der VAMs und brachten diese zur Explosion. Die Raketen hätten eigentlich den Rest erledigen sollen, allerdings wurden diese erneut von gezielten Laserstrahlen zerstört, bevor die übrigen vier VAMs zu Brandon zurück kehren sollten und sein MODULAR in den freien Fall überging. Anscheinend war seine Booster-Energie verbraucht. Eine weitere Möglichkeit für Sarah mit beiden Handwaffen auf ihn zu feuern, nachdem sie bereits schockiert festgestellte hatte, dass die Munition der Protonen-Kanone aufgebraucht war. Während die Strahlen-Gattling erneut einige Treffer landete und leichte Schäden an der Panzerung ihres Gegners hinterließ, so verfehlte die Railgun erneut ihr Ziel. Plötzlich stoppte auch noch die Strahlen-Gattling ihr Feuer und noch schockierter sollte Sarah feststellen, dass sie auch für diese Waffe die zur Verfügung stehende Munition bereits verschossen hatte.
Wütend bemerkte Sarah langsam, dass ihr die Optionen ausgingen, während sie schnell die mittlerweile nutzlosen Schulterwaffen, zusammen mit der Strahlen-Gattling abwarf und versuchte möglichst schnell in die Nähe von Brandons Landepunkt zu gelangen. Der Moment in dem er aufkommen würde, wäre ideal um einen weiteren Angriff zu starten. Zumindest hatte Sarah das gedacht, denn plötzlich zwang ein gewaltiges Sperrfeuer aus mindestens 50 Raketen, das von oben her kommen sollte, sie wieder dazu zurück zu weichen und anstelle ihres eigentlichen Plans jene, denen sie nicht ausweichen konnte mit dem Reserve-MG unter Feuer zu nehmen und zu zerstören. Gewaltige Explosionen ereigneten sich überall um ihren MODULAR und machten es Sarah unmöglich etwas zu erkennen. So dass sie die Laser-Strahlen, die ihre Raketenwerfer abreißen sollten und die Panzerung ihres Torsos weiter beschädigten nicht kommen sehen konnte. Instinktiv nutzte sie jedoch das Dash-System für einen Stoß zur Seite und entkam dem Ionen-Strahl den Brandon auf sie losgelassen hatte rechtzeitig, bevor dieser ihren MODULAR vollständig vernichtet hätte. Und war das etwa gerade ein Raketen-Träger-Modul, ein RTM, gewesen? Diese Waffe war doch normalerweise viel zu schwer für einen mittleren MODULAR und belegte eigentlich sowohl den rechten als auch den linken Schulter-Waffen-Slot eines MODULARs. Und tatsächlich sollte Sarah bei genauerem Hinsehen auffallen, dass Brandons MODULAR tatsächlich dieses Waffensystem tragen sollte, es war ihr bisher nur noch nicht aufgefallen. Doch nun würde er sich zuerst einmal mit ihren anderen beiden Hauptwaffen abgeben müssen. Und so feuerte sie nacheinander sowohl die Brand-Kanone als auch die Cryostatische Kanone ab und setzte noch einmal mit der Railgun nach. Und während Brandon den beiden Strahlen aus Feuer und Eis entkommen kommen sollte, so streifte das Railprojektil dieses Mal seitlich den Torso seiner Maschine und beschädigte sichtbar die Panzerung an dieser Stelle. Sarah wiederholte diesen Vorgang, während sich beide MODULARs zu umkreisen begannen, aber verfehlte ihr Ziel dieses Mal um einige Längen. Beim dritten Versuch den Vorgang zu wiederholen reagierte die Railgun nicht. Verdammt! Eine weitere Waffe deren Munition nun verschossen war. Schnell warf Sarah die Waffe zur Seite und wich einer weiteren Reihe aus blauen und gelben Laser-Strahlen aus, nachdem die VAMs mit den grünen Lasern ja bereits zerstört waren. Dennoch brauchte Sarah eine neue Idee, denn so konnte es unmöglich weiter gehen. Sie hatte bereits die meisten ihre Waffen entweder verloren oder bis zur vollen Kapazität ausgenutzt und die Schäden an Brandons MODULAR waren immer noch minimal. `Denk nach, Sarah! Denk verdammt nochmal nach!´, dachte sie lediglich während sie ihren Gegner genau ansah und weiteren Lasern seiner VAMs durch möglichst unvorhersehbare Dash-Stöße in alle Richtungen versuchte auszuweichen. Brandons MODULAR war einfach ein gewaltiges Waffenlager, noch extremer als ihr eigener. Selbst wenn sie es schaffen würde, dass er all seine Munition verschießen würde, wüsste sie immer noch nicht mit voller Sicherheit, dass dies auch wirklich alle seine Waffensysteme waren. Allerdings waren bisher fast alle seine Waffen Drohnenbasiert und damit sehr schwer bei verglichen bestenfalls mittlerer Feuerkraft. Er konnte unmöglich auch noch Nahkampfwaffen verbaut haben ohne dabei die Tragfähigkeit seiner Maschine weit zu überschreiten. Und so stürmte Sarah nachdem sie den letzten VAM-Angriff überstanden hatte und die Drohnen wieder zu ihrem MODULAR zurück kehren mussten mit voller Geschwindigkeit nach vorne. Gleichzeitig tauschte sie die beiden Reserve-Handwaffen gegen beide Hitzeschwerter und wich noch einmal mit einem gezielten Dash-Stoß zur Seite als Brandon seinen Ionen-Strahler auf sie abfeuerte. Nun hatte sie ihn. Er wäre wehrlos gegen diesen Angriff, dachte sich Sarah als sie mit beiden Hitzeschwertern kreuzförmig zuschlagen sollte. Schockiert musste sie jedoch feststellen, dass ihre beiden Schwerter lediglich auf ein anderes gewaltiges Stück Metall getroffen waren, das nicht der MODULAR ihres Gegners war. Brandon hatte in einem dritten Schulterwaffen-Slot, den sein Torso-Modell hatte, ein gewaltiges Großschwert angebracht, dass er nun gezogen hatte um damit die beiden Hitzeschwerter von Sarah abzufangen. Das Großschwert war dabei riesig und hatte eine gewaltige Klinge, die fast so lang war wie ein MODULAR in der Regel hoch war und ungefähr ein Viertel so breit. Ansonsten war die Form recht schlicht gehalten, aber dadurch war das Schwert auch trotz seiner Größe und unhandlichen Wirkung extrem funktional und konnte auch ohne Probleme eingesetzt werden um die Schwerter eines anderen MODULARs abzufangen, so wie es Sarah gerade ergangen war. Sie hatte sich erneut massiv geirrt. Angstschweiß begann ihr über das Gesicht und den Rücken hinunter zu laufen, während sie auf ihrem Bildschirm in die roten Augen des Kopfs dieses MODULARs starren sollte, denn sie wusste nicht mehr ob sie diesen Kampf überhaupt noch gewinnen könnte. Brandon war ein Gegner, der ihr noch weiter überlegen sein sollte als jeder andere zuvor. Das war es. Das war ihr Ende, dessen war Sarah sich nun völlig sicher.

Der dreizigste Auftrag: Das Ende aller Tage

Immer noch starrte Sarah völlig angsterfüllt in die roten Augen des mechanischen Kopfs direkt vor sich, während beide Maschinen in einem kurzen Kräftemessen feststeckten. Panik machte sich langsam in ihr breit. Blanke Todesangst. Das letzte Mal, dass sie sich so gefühlt hatte war bei ihrem aller ersten Auftrag im Kampf gegen Bloodpool. Sie wollte noch nicht sterben und ganz besonders auf diese Art und Weise. Plötzlich stieß Brandon sie zurück und versuchte selbst zurück zu weichen. Ganz offensichtlich um sich selbst aus der Schusslinie seiner VAMs zu bewegen. Und wenn dem so wäre musste Sarah jetzt unbedingt dran bleiben und so folgte sie ihm und führte noch weitere Schläge ihrer Hitze-Schwerter aus. Brandon fing diese alle mit seinem Großschwert ab während sie beide angetrieben durch die Booster aus seiner Sicht nach hinten drifteten. Allerdings waren nun auch schon mehrere Sekunden vergangen und die Angriffe der VAMs waren ausgeblieben. Sarah hatte also recht gehabt. Er würde es nicht riskieren sich selbst mit einer seiner eigenen Waffen zu treffen. Plötzlich stieß er sie wieder zurück und kehrte seine Bewegungsrichtung um, wobei er selbst einen Schlag von unten nach oben mit dem Großschwert ausführte. Sarah wich dennoch nicht zurück und schlug selbst kreuzförmig mit beiden Hitzeschwertern zu, so dass sie die Schläge gegenseitig aufhoben. Beide zogen ihre Klingen zurück und setzten zu einem neuen Angriff an, wobei Sarah mit ihren kleineren Schwertern wesentlich schneller sein sollte. Brandon wich nun jedoch mit zwei gezielten Dash-Stößen zurück, so dass beide Schwerter ihn verfehlten und schlug dann von oben nach unten zu, aber Sarah nutzte ebenfalls das Dash-System und entkam zur Seite. Noch während das gewaltige Großschwert ihres Gegners in den Boden krachte, setzte Sarah zum nächsten Angriff an, bei dem sie mit beiden Schwertern versuchte ihren Feind zu durchstechen. Da sie aber eine kleinere Lücke überbrücken musste dabei, nutzte Brandon diese Zeit um seinen MODULAR einmal um sich selbst zu drehen, wobei er den Schwung dafür nutzte einen seitlichen Schlag mit seinem viel zu großen Schwert auszuführen. Sarah hatte die Gefahr jedoch rechtzeitig erkannt und wich nach hinten zurück. Dennoch streifte das viel zu lange Schwert ihren Torso und hinterließ einen tiefen Spalt an der Oberseite, dort wo der Kopf ansetzte. Das war viel zu knapp gewesen. Nur ein einziger direkter Treffer dieses Schwerts wäre mit ziemlicher Sicherheit ihr Ende gewesen. Die nächste Gefahr sollte jedoch direkt folgen, als sich die vier VAMs um Brandons MODULAR anordnen sollten und den von Sarah mit ihren blauen und gelben Laser-Strahlen unter Feuer nahmen. Sarah entschied sich jedoch zu ihrer eigenen Überraschung nicht zu einem Ausweichmanöver, sondern dazu die Brand-Kanone abzufeuern. Und während einer der vier Laser in den unteren Torso einschlug und dort weitere Schäden anrichtete, sah sich Brandon nun mit einem gewaltigen Flammenstrahl konfrontiert, dem er lediglich zur Seite entkommen konnte. Sarah konnte seine schockierte Reaktion förmlich in der Bewegung seiner Maschine sehen. Sein MODULAR schaffte es knapp, wenngleich seine Schulter dabei gestreift wurde, die beiden VAMs an der Seite, die ihm dabei folgten jedoch nicht. Zwei Explosionen deuteten auf das Ende der Kampfdrohnen hin. Und Sarah sollte jetzt nicht locker lassen und feuerte die Cryostatische Kanone ab, so dass sich Brandon nun mit einem Eis-Strahl konfrontiert sehen sollte. Ein Treffer hätte ihn völlig Handlungsunfähig gemacht, aber da die automatische Zielvorrichtung gerade seinen Dash-Stoß ausglich, ging dieser Angriff leider zu weit in die andere Richtung und verfehlte den MODULAR in der anderen Richtung. Auch hier riss der Strahl jedoch die übrigen beiden VAMs mit, welche Handlungsunfähig zu Boden fielen und dort explodierten. Damit waren die meisten von Brandons wirklich gefährlichen Waffensystemen beseitigt und Sarah sollte auffallen, dass sie die Surrounder schon lange nicht mehr im Einsatz gesehen hatte. Scheinbar waren deren Ladungen verbraucht. Aber auch bei ihr selbst sah es mit Munition nicht so besonders gut aus. Sie hatte noch jeweils einen Schuss für Brand- und Cryostatische Kanone und sonst nur noch ihre beiden Reserve-Schnellfeuer-Waffen, deren Schaden recht begrenzt war. Brandon dagegen hatte mit Sicherheit noch ein paar RTMs und seinen internen Ionen-Strahler. Damit war er eindeutig immer noch im Vorteil. Aber zum ersten Mal seit sie diesen Kampf führte konnte Sarah wenigstens eine kleine Chance für sich selbst erkennen. Vielleicht würde sie doch nicht sterben.
Schnell wich Brandon zurück und erhob sich mit Hilfe seiner Booster in die Luft. Offensichtlich hatte er erkannt, dass Sarah ihm nicht so einfach mit dem beschädigten linken Bein ihres MODULARs dorthin folgen konnte. In einer schnellen Reaktion verstaute Sarah ihre beiden Hitzeschwerter wieder und wechselte sie gegen das MG und die Impuls-Waffe aus. Keine Sekunde zu früh, denn nun feuerte Brandon das nächste RTM auf Sarah ab. Eine gewaltige Menge an Raketen kam nur wenige Sekunden später direkt auf Sarah zu. Bereits in Erwartungshaltung der ihr nun bevor stehenden Schwierigkeiten richtete Sarah bereits die beiden Schnellfeuer-Waffen auf die ersten Raketen aus und nahm diese unter Feuer. Erste Explosionen ereigneten sich noch im Himmel, während die gewaltige Masse an Flugkörpern ihr unaufhaltsam weiter entgegen kommen sollte. Und da war ihr bereits die erste Rakete entkommen. Aber Sarah reagierte schnell und nutzte einen Dash-Stoß zurück, so dass diese direkt vor ihr einschlug, während sie weiter auf den gewaltigen Schwarm feuerte. Plötzlich versagten auch die beiden Handfeuerwaffen. Scheinbar war auch deren Munition aufgebraucht, es waren aber immer noch zehn weitere Raketen übrig. Nun sollte Sarah keine andere Wahl mehr bleiben als ebenfalls mit Hilfe der Booster in den Himmel aufzusteigen, wobei sie genau zwischen den Raketen hindurch tauchte. Gewaltige Explosionen ereigneten sich auf dem Boden hinter ihr, während sie schnell auf Brandon zurasen sollte und mit dem Dash-System einen plötzlichen Satz zur Seite machte um Brandons gewaltigem Ionen-Strahl zu entkommen. In einer weiteren Bewegung entsorgte sie nun die beiden Schnellfeuergewehre und nahm sich wieder die Hitzeschwerter mit denen sie schnell zuschlagen sollte als sie nahe genug war. Brandon fing die Schläge jedoch mit seinem Großschwert ab, wobei er Sarah im Anschluss zurück schleudern sollte. Anstatt jedoch wie Brandon es wohl offensichtlich erwartet hatte einen weiteren Schlag mit ihren Schwertern auszuführen, feuerte sie nun die Brand-Kanone ab. Ein Angriff den Brandon nicht erwartet hatte, denn anstelle eines Ausweichmanövers hielt er sein Großschwert zwischen sich und den gewaltigen Flammenstrahl, welches diesen zwar spaltete, aber sich dabei auch auf rot glühende Temperaturen erhitzte. Dies war nun der Moment in dem Sarah noch einmal angreifen sollte, wobei Brandon es ihr gleich tat. Als die Klingen zusammen treffen sollten brach das gewaltige Großschwert nun genau an der am rotesten glühenden Stelle in zwei Teile, wobei der obere Teil einfach unkontrolliert weggeschleudert wurde. Aber auch bei Sarah war beim letzten Angriff eines der Hitzeschwerter gebrochen und zur Seite weggeschleudert worden. Und nun versagte auch noch Sarahs Booster, da dessen Energie aufgebraucht war. Brandon sollte es allerdings nicht besser ergehen und so stürzten beide MODULARs in die Tiefe, während sie mehrere Schläge gegeneinander ausführten, Sarah mit ihrem übrigen Hitze-Schwert und Brandon mit dem nun noch halben Großschwert, die einander aufhoben. Unaufhaltsam sollte der Boden näher kommen und Sarah wusste genau, dass die Balance-Automatik ihres MODULARs nicht im Stande sein würde den Sturz so abzufangen, dass das beschädige linke Bein nicht zu einem großen Problem werden würde. Aber für den Moment gab es nichts dass sie unternehmen konnte. Jede Abweichung von diesem Muster wäre eine Chance für einen tödlichen Angriff für Brandon. Die einzige Chance, die Sarah hatte, war eine rechtzeitige Rückkehr ihrer Booster-Energie. Aber es waren mittlerweile nur noch wenige Meter bis zum Boden und der Aufladevorgang hatte noch nicht einmal richtig begonnen. Plötzlich hatte Sarah jedoch noch eine andere Idee. Eine mit der sie den Kampf sogar gewinnen könnte und damit Brandon nicht einmal töten musste, wenn es funktionierte. Aber auch dafür brauchte sie zumindest ein wenig ihrer Energiereserven zurück. `Schneller… Schneller… Na los doch!´, hetzte sie innerlich ihre Energiesysteme, während sie weiterhin Schwertschläge im freien Fall mit Brandon austauschte. Der Aufladevorgang war gerade so weit genug abgeschlossen als Sarah beim nächsten Zusammentreffen der beiden Schwerter eine weitere Energieklinge am freien Arm ihres MODULARs aufbauen sollte und mit dieser direkt nach dem Arm von Brandons Maschine schlug. Dieser bemerkte den Angriff und nutzte einen rückwärtigen Dash-Schub um zu entkommen, wobei die Klinge das zerbrochene Großschwert nun am Griff abtrennte, so dass lediglich dieser übrig bleiben sollte. Genau dies war der Moment auf den Sarah gewartet hatte, so dass sie nun ihre letzte Ladung der Cryostatischen Kanone abfeuerte. Sie hatte gehofft, dass es aus dieser Nähe nichts gäbe, was Brandon noch dagegen hätte unternehmen können, aber sie hatte eine Sache völlig fehleingeschätzt. Und das war die automatische Zielvorrichtung, die im freien Fall und auf diese Nähe mit der Situation überfordert sein sollte. Somit verfehlte der Eis-Strahl sein Ziel um einige Längen, kurz bevor Brandon als erster auf dem Boden aufkommen sollte.
Sarah hatte mehr Glück als sie manchmal verdiente, denn tatsächlich waren ihre Energiereserven trotz ihres Angriffs weit genug aufgeladen, dass einen kurzen Boost-Stoß zum Abbremsen abgegen konnte. Mit einem lauten Krachen landete ihr MODULAR nur wenig von dem von Brandon entfernt. Warnsignale ertönten und drohten ihre Ohren zu betäuben, während die Automatik versuchte die Balance zu halten. Eine Schadensmeldung über weitere Schäden des MODULAR-Beins wurde angezeigt. Aber letzten Endes hielt es Stand und die Balance blieb erhalten. Allerdings blieb Sarah nicht die Zeit um lange darüber nachzudenken, denn nun sah sie Brandons MODULAR mit zwei hellroten Energie-Klingen auf sich zukommen und das so schnell dass sie der erste Angriff unvorbereitet treffen sollte und den linken Arm, der das noch übrige Hitze-Schwert halten sollte abtrennte. Sie ließ sich davon nicht lange aus der Bahn werfen und schlug selbst mit der anderen Energie-Klinge zu, wobei sie den Unterarm des rechten Arms ihres Gegners treffen und abtrennen sollte. Mehrmals trafen die beiden Energie-Klingen zusammen, als einer versuchte durch die Verteidigung des anderen zu brechen. Plötzlich begann Brandon Tritte mit seinem MODULAR gegen das beschädigte linke Bein von dem von Sarah auszuführen. Sarah konnte sich nicht dagegen wehren. Es gab nichts dass sie dagegen tun konnte. Bis auf eine einzige Sache. Und dafür schaltete sie die Energieklinge nun ab, während sie einen Faustschlag mit ihrem verbliebenen Arm ausführte. Brandon konnte nicht mehr verhindern, dass der Schlag die Schulterwaffe traf und damit die Abdeckung für die RTMs durchschlagen sollte. In der nächsten Bewegung griff Sarah sich eines davon und wich zurück, bevor sie es ihrem Gegner und einstigen Liebhaber in den Torso rammte. Brandon hatte keine Zeit mehr zu reagieren, als sich eine gewaltige Explosion entfachte, wie sie lediglich über 50 schwere Raketen gleichzeitig entfachen konnte und sowohl gewaltige Schäden an seinem MODULAR als auch an dem von Sarah hinterlassen sollte. Die Außenkamera sollte ausfallen, so dass lediglich Störungen auf Sarahs Bildschirm zu sehen waren, während die gewaltige Erschütterung ihre Maschine durch schüttelte. Die Schadensanzeige zeigte außerdem an, dass auch der zweite Arm ihrer Maschine verloren gegangen war, sowie viele weitere Schäden, die sie für den Moment nicht weiter interessieren sollten. Plötzlich schlug ein Splitter frontal durch das Cockpit und stoppte ein paar Zentimeter vor Sarah selbst, bevor ein lautstarkes Krachen und weitere heftige Erschütterungen darauf hindeuteten, dass nun das linke Bein ihres MODULARs versagte und zusammen brach. Sarah konnte fühlen, wie die Maschine nach links umkippte und auf der linken Seite liegen blieb. Dann blieb es einige Sekunden lang ruhig. Erst jetzt bemerkte Sarah, dass sie den Atem angehalten hatte und nahm einen tiefen Zug Luft. Ihr Herz schlug unglaublich schnell und stark. Das Adrenalin, dass sie während dieses Kampfes freigesetzt hatte, hatte außerdem dafür gesorgt, dass sie das alles erst jetzt bemerkt hatte. Selbst wenn die Energiesysteme sich nun wieder aktivieren würden, so wäre immer noch der Bildschirm zerstört. Langsam begann Sarah sich nun auf Verletzungen abzutasten, sollte jedoch keine finden. Wie war es nur möglich, dass sie nach einem solchen Kampf mit seinem solchen Abschluss unverletzt geblieben war? Sie hatte weit weniger heftige Gefechte erlebt in denen sie Verletzungen davon getragen hatte. Sie musste dieses Mal wirklich unglaubliches Glück gehabt haben. Ob es Brandon wohl genauso ging? Es gab nur eine Möglichkeit das heraus zu finden. Sie musste ihren MODULAR verlassen. Da bisher nichts weiteres geschehen war, konnte sie davon ausgehen, dass keine Gefahr bestand, wenn sie das tat. Und so betätigte sie den Notfallhebel und öffnete mit ein wenig Gewalt die Cockpitabdeckung um sich dann im Anschluss nach draußen zu manövrieren. Zuvor betätigte sie aber noch eine Taste, welche automatisch einen Notruf an den Konzern des Gebiets aussenden sollte, so dass diese möglichst bald ein Bergungsteam schicken konnten.
Die Sonne war bereits am Untergehen und färbte die ohnehin aus fast rotem Wüstensand bestehende Berglandschaft in einen Orangeton. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, wenn die Umstände anders wären. Krater und Trümmer der beiden MODULARs und deren Waffen waren überall in der Landschaft verteilt. Zum Glück war niemand hier gewesen, denn der wäre ganz sicher in diesem Schlachtfeld gefangen worden und umgekommen. Nur langsam begann sich Sarah umzusehen. Ihr eigener MODULAR hatte wie zu erwarten war, sehr schwere Schäden abbekommen. Aber Schäden an MODULARs waren in Kämpfen nun einmal zu erwarten. Das war nichts was nicht mit ein paar Ersatzteilen und einigem Aufwand der Wartungsroboter nicht wieder hinzubekommen wäre. Anders sollte es mit dem MODULAR von Brandon aussehen, den die Explosion mehrere Meter zurück, bis in einen Berg hinein geschleudert hatte. Es war fast nicht mehr zu erkennen, dass es sich einmal um einen MODULAR gehandelt hatte, so heftig war die Explosion ausgefallen. Das was Sarah für den Torso hielt war außerdem von gleich mehreren Splittern der Panzerung durchschlagen worden. Ob Brandon das überlebt hatte? Erst jetzt sollte sie langsam anfangen zu verstehen was sie da überhaupt getan hatte. Sie hatte gerade Brandon Matsuoka, den Mann den sie geliebt hatte, getötet! Ein innerer Schmerz durchzog ihren gesamten Oberkörper, beinahe so als hätte sie eine Verletzung in diesem Kampf abbekommen. Aber da war nichts. Nein, es war weil sie Brandon getötet hatte. Das durfte einfach nicht wahr sein. Und so rannte sie so schnell wie sie konnte zu den völlig zerstörten Resten eines MODULARs. Er musste einfach noch am Leben sein! Das durfte nicht wahr sein!
„Brandon!“, rief sie aus, als sie die Ruine erreicht hatte und kletterte schnell hinauf um irgendwie an dessen Notfall-Öffnungsmechanismus zu kommen. Bisher zeigte Brandon keine Reaktion auf ihre Rufe. Egal was es genau bedeuten sollte, es war ganz sicher nichts Gutes. Und dennoch würde Sarah nicht aufgeben bis sie es genau wüsste. Wo zum Teufel war dieser verdammte Notfallmechanismus? Sarah wurde immer panischer je länger die gesamte Aktion dauerte. Jede Sekunde war hier von Bedeutung. Sarah wusste nicht mehr wie lange sie gesucht hatte, aber sie fand den Mechanismus und zog den Hebel mit aller Kraft ungeachtet der Tatsache, dass sie dabei beinahe vom MODULAR gefallen wäre. Tatsächlich sollte sich das zerstörte Cockpit einen kleinen Spalt öffnen, aber nicht viel mehr. Schnell und hektisch versuchte Sarah dem Mechanismus mit ihrer eigenen Körperkraft nachzuhelfen, aber sie war nicht stark genug um ihn zu bewegen. „Verdammt!“, schrie sie panisch aus und ging zweimal verzweifelt im Kreis, während sie nach irgendetwas suchte, was ihr in dieser Situation weiter helfen könnte. Tatsächlich sollte sie eine Metallstange finden, die ihr als Hebel dienen würde. In einer unglaublich geschickten Bewegung verkeilte sie diese und schaffte es so tatsächlich die Öffnung zu vergrößern, so dass sie recht problemlos hindurch passte. „Brandon?“, rief sie noch einmal aus und versuchte etwas darin zu erkennen. Ein Huster, gefolgt von einem Geräusch, dass sie selbst gut kannte, nämlich dem das man von sich gab, wenn man verzweifelt versuchte Luft zu bekommen, aber es nicht konnte, drang zu ihr durch und dann sollte sich ihr ein Anblick bieten, der sie gleichzeitig schockierte und erleichterte. Brandon war zwar noch am Leben, aber er war so oft von den Splittern durchstoßen worden, dass Sarah sich nicht sicher war wie oft es genau war. Blut war praktisch überall und es war absolut unklar wie lange er noch durchhalten würde.
„Sarah? Bist du das?“, fragte er schwach.
„Ja, Brandon ich bin´s. Ich hole dich hier raus und dann…“, begann sie drauf los zu reden.
„Spar dir die Mühe... Das war´s für mich… Das sollten wir beide akzeptieren…“, unterbrach Brandon sie jedoch schwach aber bestimmt.
„Nein… Auf keinen Fall… Du wirst schon wieder. Weißt du noch? Ich war auch kurz davor zu sterben und damals hast du auch mein Leben gerettet“, antwortete Sarah ihm und begann derweilen nach Möglichkeiten zu suchen, wie sie ihn aus der Maschine bekommen könnte ohne dabei noch mehr Schäden an ihm anzurichten.
„Das war etwas anderes... Dich konnte man noch retten... Ich bin am Ende... Und wir wissen beide genau dass ich es verdient habe…“, sprach Brandon weiter.
„Das ist nicht wahr. Du hast einen Fehler gemacht, aber deshalb verdienst du es noch nicht zu sterben!“, unterbrach nun Sarah ihn und Brandon begann zu husten und spuckte Blut aus.
„Ich habe dich und das was wir hatten verraten und versucht dich umzubringen… für die Aussicht auf ein bisschen mehr Macht und ein noch besseres Leben…“, erklärte er ihr weiter.
„Ja, Brandon… Und ich vergebe dir… Also bitte, verlass mich nicht! Ich bin ganz alleine ohne dich! Bitte!“, antwortete Sarah.
„Ach Sarah… Du bist wirklich ein unglaublich liebes Mädchen… Und viel zu weichherzig für diesen Job… Aber das war wohl einer der Gründe weshalb ich mich in dich verliebt habe…“ kommentierte Brandon und hustete noch einmal. „Jemand wie du hat etwas so viel besseres verdient als das alles hier… Aber du bist auch unglaublich stark und daher weiß ich dass du das irgendwann finden wirst…“, sprach er dann weiter und versuchte offensichtlich seinen Arm zu bewegen, der ebenfalls von Splittern durchstoßen war. Langsam aber sicher führte er ihn zu ihr und legte seine Hand noch einmal auf ihre Wange. „Weißt du Sarah… Ich bin wirklich froh, dass das letzte was ich sehen werde dein wunderschönes Gesicht ist… Das ist so viel mehr als ich verdiene… Weine nicht um mich… Du hast mich in einem Kampf besiegt… Sei stolz darauf und finde irgendwo dein Glück…“, sagte er dann noch einmal, bevor er noch einmal Blut hustete und danach offensichtlich überhaupt keine Luft mehr bekommen konnte. Sarah konnte bereits zwei Sätze vorher ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Sie hatte versucht es irgendwie zurück zu halten, aber sie konnte es nicht. „Ich verstehe das nicht…“, brachte Brandon noch als seinen letzten Satz heraus, bevor sein Arm mit dem er ihre Wange berührte nach unten fiel und er sich nicht mehr bewegte.
„Brandon? Brandon! NEIN! BITTE NICHT!“, schrie Sarah aus, aber der Versuch seinen Puls zu finden verriet ihr, dass es keinen Sinn hatte und Brandon tatsächlich tot war. Laut schreiend und ihren Tränen absolut freien Lauf lassend, klammerte Sarah sich an seinen toten Körper ungeachtet des ganzen Blutes mit dem sie sich dabei beschmierte. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Das durfte es einfach nicht!

Sarah wusste nicht mehr wie viel Zeit sie neben dem toten Brandon verbracht hatte. Es kam ihr selbst vor wie Stunden. Aber im Endeffekt war es ihr auch egal. Im Endeffekt war ihr alles egal. Und dennoch entschied sie sich irgendwann dazu aus den zerstörten Resten des MODULARs zu klettern. Vielleicht passierte ja irgendetwas dummes und sie brach sich dabei das Genick. Dann wäre sie endlich wieder mit ihm zusammen und wenn es irgendwo im Jenseits wäre. Wieso hatte sie auch bis zum Schluss kämpfen müssen und nicht einfach aufgeben können? Dann wäre die Situation jetzt andersrum gewesen. Ob Brandon genauso um sie trauern würde, wenn es anders herum gewesen wäre? Spielte das überhaupt alles eine Rolle? Brandon würde ihr jetzt sicher raten nicht ständig über solche Dinge nachzudenken, wenn er jetzt noch hier wäre. Aber da war dieser unglaubliche Schmerz, der sie drohte von innen heraus zu zerreißen. Es war so unerträglich, dass Sarah ihm einfach am liebsten in den Tod folgen würde. Wie sollte sie jetzt weiter machen? Wie sollte sie jetzt weiter leben? Ihre Beine fühlten sich schwach an, weshalb sie einfach auf die Knie fiel und dann noch einmal laut in den Himmel aufschrie, während ihr ohnehin bereits die ganze Zeit ununterbrochen Tränen der Trauer das Gesicht herunter liefen. Plötzlich hörte sie ein Geräusch, dass eindeutig zu den Helikopter-Flugzeug-Hybriden gehörte, die von den Bergungsteams verwendet wurden. Nach deren Eintreffen lief alles relativ schnell und für Sarah völlig im Hintergrund ab. Sie bekam das folgende Geschehen nicht einmal mehr richtig mit. Es war einfach alles zu viel für sie, so dass sie von zwei der Arbeiter des Bergungsteams an den Armen in eines von deren Flugvehikel geführt werden musste. Nicht einmal der schönen Anblick des Sonnenuntergangs in der Landschaft oder die Tatsache, dass sie jetzt in ihre Basis zurück kehren durfte, konnten sie auch nur im Ansatz darüber hinweg täuschen, dass Brandon gerade von ihr gegangen war. Noch schlimmer, dass sie es war, der ihn getötet hatte. Erst langsam sollte ihr bewusst werden, weshalb es so weit gekommen war. Dass er es war, der das was sie beide gehabt hatten verraten hatte und dass er es ursprünglich gewesen war, der versucht hatte sie zu töten. Irgendwie konnte sie sich jedoch einfach nicht damit anfreunden, dass er verdient hatte was er bekommen hatte. Er hatte einen Fehler gemacht und einen viel zu hohen Preis dafür bezahlt. Nein, wer für Sarah tatsächlich an der ganzen Sache die Schuld trug, war dieses System in dem sie hier lebte. Die Overlords, ihre Konzerne und das System das sie geschaffen hatten um die Menschen zu unterdrücken und zu solchen Taten zu bringen, wie Brandon sie begangen hatte. Das alles ging ihr durch den Kopf, während sie durch ein großes Fenster in ihrer Basis zusah, wie der Transporter des Bergungsteams die Reste ihres MODULARs und auch einige von dem von Brandon durch die große Öffnung mitten im Zentrum der Basis absetzte. Die automatischen Geschütze griffen sie nicht an, weil sie mit einer speziellen ID ausgestattet waren, die von diesen als freundlich erkannt wurde. Sicherlich würden die Wartungs- und Reparatur-Roboter bald mit der Arbeit an ihrer Maschine beginnen und die Organisation der Protectoren verlange sicher bald von Sarah neue Abgaben, was für sie das Ausführen neuer Aufträge bedeutete. Aber sie hatte überhaupt keine Lust und kein Interesse daran das noch zu tun, selbst wenn es bedeuten würde, dass man ihr bald einen anderen Protector schicken und sie ausschalten lassen würde. Sie hatte genug von Kämpfen in MODULARs und davon das zu tun was Konzerne und diese Organisation von ihr verlangten. Und das würde sie auch nicht mehr, selbst wenn es ihr Ende bedeuten würde. Nur schwer konnte sie sich dazu überwinden dennoch zumindest in ihre Mailbox zu sehen und sich einmal umzuschauen. Brandon hatte nicht gewollt, dass sie einfach aufgeben würde. Das hatte er ihr in seinen letzten Momenten gesagt. Was sie dort jedoch neben vielen anderen Nachrichten, die sie eigentlich nicht so sehr interessierten noch finden sollte übertraf alle ihre Vorstellungen. In ihrer Mailbox sollte sich eine Nachricht von „Malevolence“, also von Brandon befinden, die er nach dem Sendedatum zu urteilen versandt hatte, kurz bevor er sich mit seinem MODULAR auf den Weg gemacht hatte um gegen Sarah zu kämpfen. Auf der einen Seite war sie versucht die Nachricht direkt zu löschen, aber auf der anderen Seite plagte sie ihre Neugierde. Irgendetwas in ihr sorgte dafür, dass sie wissen wollte, was Brandon ihr nach seinem Verrat an ihr noch mitteilen wollte.
„Hallo Sarah. Ich bin mir nicht sicher ob du diese Nachricht überhaupt noch lesen wirst oder ob du sie nicht gleich löschst. Falls du das hier liest bedeutet es auf jeden Fall, dass ich tot bin und du noch lebst. Ich habe mich hinreißen lassen und einen schweren Fehler gemacht, den ich nicht mehr Rückgängig machen kann. Nun habe ich den verdammten Auftrag aber angenommen und bin gezwungen ihn auszuführen. Das weiß ich und ich möchte nicht, dass du mir vergibst. Das steht mir nicht zu. Ich habe verdient was ich bekommen habe. Aber du hast es nicht und auch die Leute die für mich gearbeitet haben, haben das nicht. Du hast mir ja erzählt, dass du auf der Suche nach Leuten für ein Team bist und deshalb möchte ich dich bitten meine Leute zu übernehmen, wenn ich nicht mehr da bin. Sie wussten nichts von dem was ich getan habe und werden genauso überrascht sein wie du, wenn sie davon erfahren. Sie alle sind sehr fähige Leute, denen du vertrauen kannst und ich hoffe du wirst dich ihnen nach einer Weile öffnen können. Vielleicht nicht im selben Maß, wie du dich mir geöffnet hast, aber zumindest ein klein wenig. Eine Liste ihrer Namen und Daten hab ich dir mit dieser Nachricht zusammen geschickt. Das war´s dann also. Ich wünsche dir ein gutes Leben, so wie du es verdient hast und solltest du das hier noch lesen können, hab ich keinen Zweifel, dass du es finden wirst“, stand in der Nachricht. Sarah brach jedoch direkt wieder in Tränen aus. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen diese Nachricht zu lesen. Es war also genauso wie Sarah es direkt vermutet hatte. Brandon hatte lediglich einen dummen Fehler gemacht und mit seinem Leben einen viel zu hohen Preis dafür bezahlt. Er hatte sie geliebt und sie ihn und eigentlich hätte das genügen müssen um irgendeine andere Lösung für das Problem zu finden. Aber das war nicht wie die Welt funktionierte. Das war lediglich wie sie in den Medien funktionierte um den Menschen falsche Hoffnung zu machen. Und wieder einmal bestätigte sich auch für sie die Tatsache, dass er nicht wollte, dass sie einfach aufgab. Dazu war da diese Liste an Leuten, die sie vielleicht in ihr zukünftiges Team aufnehmen konnte. In gewisser Weise war diese Nachricht wie ein letztes Abschiedsgeschenk von einem Mann, den sie einmal geliebt hatte und den sie geliebt hatte. Mehr als alles andere auf der Welt.

Der 39ste Auftrag: Das Kartell

Nur langsam bewegte sich der gewaltige Transporter, bei dem es sich um ein senkrecht startendes Landungsschiff für MODULARs handelte, über die Landschaft. Es hatte von oben betrachtet die Form von zwei Vs die zusammen geschweißt waren. An den vier Spitzen waren die Triebwerke angebracht, die entsprechend beweglich waren, so dass das Vehikel problemlos schweben und in alle Richtungen manövrieren konnte. Der Blockförmige Laderaum für den MODULAR war dabei in das Vehikel integriert und durch die gewaltige Größe des Ganzen wirkte es auch nicht unnatürlich. Um trotzdem nicht direkt aufzufallen war das Flugvehikel unten hellblau, oben in einer braunen Tarnfarbe bemalt, was bei der Wüstenzone über die es hinweg flog durchaus angebracht erscheinen sollte. Sarah war sich sicher, dass sie sich hier für ein solides Vehikel entschieden hatte.
„Noch 15 Minuten bis zu Zielort“, kommentierte der Pilot dieses Vehikels, Lucius Morita, über die interne Kommunikationsfrequenz, die nur der Protectorin und ihrem neuen Team bekannt sein sollte.
„Wir sollten vielleicht noch einmal durchgehen, was dich dort erwartet“, konnte Sarah nun ihre neue Operatorin, Luana Dale, mit ihrer hohen, freundlichen Stimme über die Kommunikationsanlage hören, welche in der Basis hinter einem Bildschirm saß und die eingehenden Daten überwachte, sowie das Team koordinierte. Somit war es Sarah möglich sich ganz auf den Kampf zu konzentrieren, während diese sich um all die anderen Dinge kümmerte, die sonst noch anstehen würden, wie etwa das entgegen nehmen von Nachrichten, Zahlungseingänge von abgeschlossenen Aufträgen, Beschwerden oder auch Anträge zum Verwerfen von Aufträgen stellen und vieles anderes, was Sarah jetzt gar nicht direkt erwartete.
„Das wäre ja dann wohl eher mein Job“, meldete sich nun Mark Albescu zu Wort, der ihr Experte für Informationsbeschaffung war. Ein durchaus gefährlicher Job, der viele verschiedene Talente benötigte, die das Steuern von verschiedenen Nicht-MODULAR-Fahrzeugen, das Befragen von Leuten, das Einschätzen derer und manchmal sogar das ausführen des einen oder anderen Hacks beinhalten sollte. Auch mit Handwaffen sollte man im Ernstfall besser umgehen können, wenn man diesen Job ausübte.
„Da ich da sowieso nicht drum rum komme, schätze ich mal dass wir einfach anfangen sollten“, meldete sich nun Sarah zu Wort, bevor ein kleiner Streit ausbrechen würde.
„Gut, dann kann ich dir folgendes sagen: Die Basis die du im Begriff bist anzugreifen ist ziemlich gut bewacht für ein einfaches Kartell. Ich konnte automatische Abwehrgeschütze und einige MODULARs der 1ten, 2ten und 3ten Generation sehen. In einem Hangar auf der Südseite verstecken sie noch etwas anderes, dass auch wie ein MODULAR ausgesehen hat, aber ich konnte nicht erkennen was es war“, begann Mark zu erklären.
„Wie viele MODULARs sind es genau?“, unterbrach Sarah ihn dabei schnell.
„Genau kann ich das auch nicht sagen. Die Basis ist ziemlich groß. Aber ich schätze, dass es irgendetwas um die 10 Stück sein sollten. Den einen im südlichen Hangar nicht mitgerechnet. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass es keine ausgebildeten Protectoren sind“, antwortete Mark. „Dafür kann ich dir aber recht genau sagen, wo die Geschütze sind“, fügte er noch schnell hinzu.
„Das musst du nicht, Mark. Ich hab sie schon bei Sarah auf der Einsatzkarte markiert, nachdem du wieder da warst“, warf nun Luana schnell ein.
„Auch gut. Aber eine letzte Info hätte ich dann doch noch: Es gibt einen Reaktorkern im unteren Teil der Basis, der sie mit Energie versorgt. Wenn du an den ran kämst, dann macht der ganze Laden auf einmal Kaboom“, fügte Mark zum Abschluss noch an.
„Umso besser, dann sollte die Sache ja ganz schnell vorbei sein“, kommentierte Sarah die Gesamtsituation, sehr zur allgemeinen Überraschung ihres Teams.
„Mach nichts zu Riskantes Sarah. Weißt du noch letztes Mal als Lucius dich bei dieser unglaublich heftigen Aktion aus dem Geschützfeuer retten musste?“, warf nun Luana schnell ein.
„Ist doch gut gegangen… Und selbst wenn nicht…“, antwortete Sarah erstaunlich gelassen für das was sie da gerade sagte.
„Dann müssen wir uns alle schon wieder einen neuen Arbeitgeber suchen und ich bin mir sicher, dass das keiner hier wirklich will“, unterbrach Luana sie nun und Sarah zeigte darauf keine Reaktion. Luana wusste eben wie sie Sarah ruhig stellen konnte. Ob sie das wohl bei Brandon genauso gut hinbekommen hatte? In jedem Fall war Sarah unglaublich froh sie mit im Team dabei zu haben. Sie brauchte diese positive Art um sich herum wenn sie nicht völlig dem Wahnsinn dieser Welt und ihres Jobs verfallen sollte.
„Lucius… Wie lange ist es noch zum geplanten Abwurfpunkt?“, fragte Sarah nun.
„Noch zehn Minuten würde ich mal schnell grob schätzen“, antwortete der Pilot ihr, wobei er angestrengt klang. Kein Wunder, er musste ein viel zu großes Vehikel mit gewaltiger Beladung in einer Geschwindigkeit steuern für die es eigentlich nicht gedacht gewesen war. Aber die Zeit drängte nun einmal.
„Sarah… Hast du eigentlich schon von dieser neuen realen Band gehört, die es da geben soll?... Ich glaube „Bloody Vengeance“ oder so hießen die…“, warf nun Luana ein, wohl um die letzten zehn Minuten noch irgendwie rum zu bringen und wahrscheinlich auch um ihre eigene Aufregung etwas unter Kontrolle zu bringen.
„Nein, bisher noch nicht, wenn ich ehrlich bin. Wie klingen die denn? Ich bin da ja sowieso mehr der Devastation-Typ wenn ich ehrlich bin“, antwortete Sarah.
„Ich kann zusehen, dass ich bis du wieder hier bist, mal was zum Anhören aufgetrieben hab“, antwortete Luana. „Ich bin mir sicher, dass dir das auch gefallen müsste“, fügte sie dann noch schnell an.
„Du warst doch letztens auf diesem Konzert da von dieser anderen Band… Wie hieß die doch gleich?“, warf Sarah nun plötzlich ein.
„Impending Desaster meinst du?“, warf Luana ein.
„Jap, ganz genau die. Wie war das eigentlich? Irgendwas interessantes dort?“, wollte Sarah nun wissen.
„Naja… Die Band war gut… Aber sonst war nichts…“, antwortete Luana ungewöhnlich langsam und unsicher für ihre Zwecke.
„Na klar… Und ich bin der Weihnachtsmann, so Rot wie du gerade im Gesicht geworden bist“, mischte sich nun Mark in das Gespräch ein und bestätigte Sarah das was sie schon gewusst hatte. Sie hatte förmlich fühlen können wie Luana auf der anderen Seite der Kommunikation rot angelaufen war.
„Naja… Du musst es uns nicht sagen… Für den Moment zumindest nicht… Irgendwann krieg ich´s schon noch aus dir raus“, kommentierte Sarah nun abschließend die Situation.
„Vielleicht solltest du beim nächsten Mal einfach mitkommen“, schlug nun Luana vor.
„Neee… Lass mal…“, antwortete Sarah.
„Du kannst dich nicht ewig in der Basis verkriechen und dich verstecken wegen… dieser Sache da. Das weißt du schon oder?“, warf Luana nun ein und bevor Sarah darauf reagieren konnte wurde der Transporter durchgeschüttelt. Sarah konnte außerdem Explosionen hören.
„Was ist hier los, Lucius?“, fragte sie diesen schnell.
„Wir stehen hier unter heftigem Flak-Feuer. Verdammtes Feliciano-Kartell“, antwortete dieser erstaunlich ruhig und gelassen für das was er da sagte.
„Wie weit noch bis zum geplanten Abwurfpunkt?“, fragte Sarah schnell.
„Noch 5 Minuten“, antwortete Lucius.
„Dann wirf mich hier ab und bring dich zuerst Mal in Sicherheit. Bleib dort in Bereitschaft für den Fall, dass ich dich schnell brauche“, sagte Sarah.
„Verstanden, Boss“, antwortete Lucius. „Öffne Heckklappe… Transportsicherungen gelöst… Abwurf in 5… 4… 3… 2… 1…“, gab er durch und wie er es angesagt hatte sollte der Abwurf erfolgen.

Tatsächlich sollte sich Sarah im freien Fall mit ihrem MODULAR wieder finden. Dieses Mal jedoch aus so großer Höhe, dass es die Maschine wohl zerstören würde, wenn sie nicht etwas dagegen unternehmen würde. Aber das war ihr ja bereits bekannt. Dies war nicht ihr erster Abwurf aus einem Transporter. Allerdings fühlte es sich jedes Mal auf´s neue unglaublich gefährlich an. Die Luft pfiff lautstark an dem gewaltigen Metall-Koloss vorbei. So laut, dass Sarah es sogar in dessen Inneren noch hören und fühlen konnte. Unaufhaltsam sollte der Boden näher kommen. Alles was sie tun müsste war diese Tatsache einfach zu ignorieren und sie würde sterben. Das wäre vielleicht auch gar nicht so schlecht. Immerhin würde sie das mit Brandon wieder vereinen.
„Sarah, erster Bremspunkt erreicht“, konnte sie nun allerdings Luana über die Kommunikations-Anlage sagen hören und so entschied sie sich lieber den Booster, wie geplant als Bremse für den Sturz zu verwenden. Auch wenn sie nichts weiter wollte als endlich zu sterben, Sarah hatte das Gefühl dass sie das nicht einfach tun konnte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich für dieses Team verantwortlich, dass ansonsten zum zweiten Mal ins Nichts fallen würde und dann erst einmal einen neuen Protector bräuchte, der sie anstellen würde. Falls das Team davon nicht ohnehin getrennt werden würde.
„Zweiter Bremspunkt erreicht“, gab Luana nochmal durch und Sarah reagierte erneut indem sie den Booster des MODULARs abfeuerte. Den Vorgang wiederholte sie insgesamt noch zwei weitere Male, bevor sie den Sturz geschehen und von der Automatik des MODULARs abfangen ließ. Im Himmel konnte sie weiterhin das Flak-Feuer der gewaltigen Geschütze der Basis sehen, mit dem sie immer noch versuchten den Transporter vom Himmel zu holen. Sarah wusste zwar nicht genau ob Mark das schaffen würde, aber sie hatte Vertrauen zu ihm. Er würde es schon in einen sicheren Bereich schaffen. Nun musste Sarah sich völlig darauf konzentrieren diese Basis anzugreifen. Zehn MODULARs waren auch wenn sie nur aus der 1ten Generation wären noch nicht zu unterschätzen. Und dazu kamen noch diese Geschütze der Basis. Das würde sicherlich nicht einfach werden. Sie war sich allerdings auch sicher, dass das Feliciano-Kartell sie selbst noch nicht bemerkt hatte. Lediglich Lucius und den Transporter. Das würde ihr kurzzeitig einen Überraschungsfaktor geben, der mit dem ersten Angriff den sie startete wieder verflogen war. Der musste also unbedingt sitzen. Aber genau dafür hatte sie ja den MODULAR erst kürzlich angepasst. So hatte Sarah sich wegen der Munitionsknappheit die sie öfter einmal gehabt hatte entschieden lieber noch eine Hand-Gattling anstelle der Railgun mitzunehmen. Anstelle der beiden Reserve-Waffen hatte sie nun insgesamt vier VAMs mit jeweils einem schweren, gelben Laser und die Raketenwerfer an den seitlichen Schultern waren aufgerüstet worden, so dass diese nun mehr Raketen tragen konnten und auch gleich acht Raketen zur selben Zeit abfeuern konnten. Damit müsste sie nun irgendetwas anfangen können, dachte Sarah sich während sie so schnell sie konnte zur Basis vorstoßen sollte.
„Sarah! So wie ich das hier sehe, bemannen sie ihre MODULARs!“, meldete sich Luana plötzlich zu Wort.
„Verdammt“, fluchte Sarah erstaunlich gelassen, auch wenn das eindeutig bedeutete, dass sie weniger Zeit für die Aktion hätte, als sie ursprünglich angenommen hatte. Noch während sie nun mit vollem Booster-Schub auf die Feindbasis zusteuerte, begann sie damit sich genau klar zu machen, wo und wie welcher Waffenturm zum Einsatz kam und brachte den Neutronen-Strahler und die Protonen-Kanone in Stellung, während die Raketen bereits mit der Zielerfassung begonnen hatten. Danach ging es unglaublich schnell. Sarah feuerte Raketen auf die kleineren Waffentürme ab und schnell mit Protonen-Projektilen und Neutronen-Strahlen auf die größeren. Eine Reihe von Explosionen überzogen die Basis und zerrissen die Geschütze ohne größere Schwierigkeiten. Die automatischen Waffen hatten nicht einmal Zeit um auf sie zu reagieren, bevor sie zerstört waren.
„Alle Geschütze sind zerstört“, bestätigte Luana ihr das was sie ohnehin schon gewusst hatte.
„Das war einfacher als ich erwartet hatte“, kommentierte Sarah. „Wo ist jetzt der Eingang zum unterirdischen Bereich?“, fragte sie dann, bevor sie in einer Reflexreaktion mit dem Dash-System zuerst nach rechts und dann nach links stoßen und dabei einem Laser und einem Plasma-Blitz entkommen sollte. Die ersten beiden MODULARs der 1sten Generation waren scheinbar bemannt worden und hatten sie bereits angegriffen. „Vergiss es… Hier sind ein paar Trottel die sich wohl gerade freiwillig für den ersten Trip ins Jenseits gemeldet haben“, kommentierte sie dann, während sich noch zwei weitere MODULARs der ersten Generation anschlossen.

Bedrohlich wirkten die vier MODULARs, von denen einer einen Kugeltorso mit vier Beinen, einer einen Kugeltorso mit zwei Beinen, einer einen Würfeltorso mit zwei Beinen und der letzte einen Würfeltorso mit sogar gleich sechs Beinen hatte, während sie gerade auf Sarah und ihre offensichtlich wesentlich weiter entwickelte Maschine der 7ten Generation zukommen sollten. Offensichtlich waren sie unsicher wie sie mit der Situation umgehen sollten oder wussten nicht wie ihre MODULARs funktionierten. Vielleicht hatten sie sogar Angst. Anfänger und keine ausgebildeten Protectoren, genau wie Mark es vorher gesagt hatte. Damit wusste Sarah genau was sie tun musste. Ohne lange abzuwarten stürmte sie mit einer Reihe von Dash-Stößen vor und zersägte den ersten der vier MODULARs, den Vierbeiner mit zwei gezielten Schlägen ihrer Energie-Klingen in feinsäuberliche Scheiben. Der Würfel mit den zwei Beinen wollte darauf gerade reagieren, als dessen rechtes Bein gerade von gleich vier gelben Lasern der VAMs, die Sarah bei der ersten Aktion heimlich gestartet hatte getroffen und abgetrennt wurde. Machtlos fiel der MODULAR nach rechts um und krachte auf den Boden, während Sarah sowohl die Strahlen- als auch die normale Gattling auf die übrigen beiden Feinde ausrichtete und ohne lange darüber nachzudenken das Feuer eröffnete. Ein gewaltiger Hagel aus dünnen grünen Strahlen und Kugeln, die eine dem MODULAR entsprechende Größe hatten zerriss die anderen beiden Maschinen förmlich während sich die vier VAMs um Sarahs Maschine anordneten und noch einmal dem letzten, ohnehin schon am Boden liegenden Feind den letzten Rest geben sollte. Vier nicht zu unterschätzende Explosionen bildeten sich und rissen vier Krater in den Boden, während sich Sarahs VAMs zu ihrem MODULAR zurück zogen.
„Heilige Scheiße… Bin ich froh, dass ich auf ihrer Seite bin“, konnte Sarah Mark durch das Kommunikations-System kommentieren hören und auch die offenen Mäuler der anderen förmlich vor ihrem geistigen Auge sehen.
„OK, wo ist jetzt dieser Eingang zum Reaktor?“, fragte Sarah lediglich, als sie einen der MODULARs der 2ten Generation sah, der gerade einen Aufzug nach unten nahm. „Hat sich schon wieder erledigt“, korrigierte sie schnell, als sie zuerst ein Protonen-Projektil und dann einen Neutronen-Strahl auf diesen abgeben sollte, wobei das Projektil bereits mit seiner Explosion ein gewaltiges Loch in den Torso riss und den MODULAR von der Aufzugsplattform runter schleuderte, bevor dann der Strahl nichts mehr von ihm übrig lassen sollte. Schnell sprang Sarah in den Aufzugsschacht und landete auf der Plattform, die sich bereits am Bewegen war. Es sollte lediglich langsam gehen und Sarah konnte nicht leugnen, dass sie langsam schrecklich ungeduldig wurde.
„Vorsicht Sarah. Da unten ist es dunkel, verwirrend und alles ist voller Feinde“, meldete sich nun Luana.
„Ich hatte nichts anderes erwartet“, antwortete Sarah ruhig.
„Ja, allerdings…“, brachte Luana gerade noch heraus, als der Aufzug gerade ankommen sollte und direkt ein gewaltiges Sperrfeuer aus Lasern, Projektilen und Raketen auf Sarahs MODULAR einregnen sollte. Lediglich ihrer schnellen Reaktion und den Energieschilden ihrer Maschine war es zu verdanken, dass sie die Situation überstehen konnte. Schnell driftete Sarah in einem Bogen nach rechts, während sie die Optik ihres MODULARs auf Nachtsicht umschaltete und sich einen Überblick über die Situation verschaffte. Vier weitere MODULARs, dieses Mal mindestens aus der zweiten Generation waren hier in einem recht engen Raum verteilt worden. Dessen Stützpfeiler konnten dabei sowohl ihr als auch den Feinden zumindest für eine bestimmte Zeit als Deckung dienen. Weitere Raketen krachten hinter ihr in die Wand, nachdem sie sie bei ihrer bogenförmigen Bahn verfehlt hatten, während Sarah bereits Gegenfeuer mit beiden Gattlings geben sollte und schnell mit dem Neutronen-Strahler nachsetzte, als sich der anvisierte Feind hinter einen der Pfeiler zurück gezogen hatte. Sowohl der Pfeiler als auch der MODULAR wurden von dem Strahl einfach zerrissen und eine Explosion sollte auf beider Ende hindeuten. Plasma-Blitze ließen Sarah nicht lange Zeit um darüber nachzudenken, wobei der MODULAR der diese abgefeuert hatte nun von einem der Protonen-Projektile zerrissen werden sollte. Der dritte Gegner sollte ein ähnliches Ende nehmen, wie der zweite an der Oberfläche, als Sarahs VAMs das Feuer eröffneten und ebenfalls dessen linkes Bein völlig vernichteten. Dem letzten Gegner war sie bereits nahe genug dass sie im Stande sein sollte diesem mit der Energie-Klinge einen Stich in den Torso zu verpassen, genau dorthin wo sich bei diesem Torso-Typ das Cockpit befinden sollte. Ohne jede weitere Kontrolle sollte die Maschine einfach zusammen sacken und dann regungslos am Boden bleiben.
„Sonst noch irgendwer?“, fragte Sarah mit einem gewissen Sarkasmus, während sie sich im Raum umsah. Aber es schien sich zumindest in diesem Raum um den letzten Gegner gehandelt zu haben, so dass sie sich wieder auf den Weg zum Reaktor-Kern machte.

Während der vorherige Raum lediglich eine Tür gehabt hatte, hatte der Raum in dem Sarah nun angekommen war gleich vier. Die durch die sie gekommen war, eine vor ihr und jeweils links und rechts eine. Er war außerdem wesentlich kleiner und enger als der vorherige.
„Ähm… Luana? Mark?“, sprach Sarah die beiden an.
„Nach rechts!“, antwortete Mark ihr und Sarah führte die Anweisung schnell aus.
„Vorsicht Sarah! Feind von links!“, rief plötzlich Luana und tatsächlich sollte ein gewaltiger MODULAR der vierten Generation sie von links gegen die Mauer rammen und sie direkt mit zwei dunkelblauen Energieklingen versuchen zu durchstechen. Nur weil Luana sie gewarnt hatte, war es Sarah möglich gewesen, die beiden, lediglich aus den Energieklingen bestehenden Arme ihres Gegners noch rechtzeitig zu packen und von sich fern zu halten. Nach einem kürzeren Kräftemessen, wich ihr Gegner mit Hilfe seiner Booster nach hinten, so dass Sarah ihn jetzt auch erkennen konnte. Es war ein Zweibeiner aus der leichten bis mittleren Gewichtsklasse, der lediglich mit den Klingen-Armen und einem Tarnsystem auf dem Rücken ausgerüstet zu sein schien. Kein Wunder, dass Sarah ihn bis zum letzten Moment nicht bemerkt hatte und ohne Luanas rechtzeitige Bemerkung, wäre das wohl tatsächlich ihr Ende gewesen. Sie nahm sich vor ihr angemessen dafür zu danken und zog schnell die beiden Hitzeschwerter um sich auf den bevor stehenden Nahkampf vorzubereiten, da sie die beiden Gattlings wärend des letzten Angriffs fallen gelassen hatte. Erstaunlich schnell für seine Generation stürmte ihr Feind nach vorne. Sarah sollte es ihm gleich tun. Mehrmals trafen die vier Klingen zusammen, aber keiner sollte dem anderen wirklich Schaden zufügen können. Dieser Gegner war definitiv besser als die acht von vorher. Vielleicht sogar ein ausgebildeter Protector. Plötzlich entschied ihr Feind wieder zurück zu weichen, was Sarah stark überraschte. Erst als er einen Schlag ins Nichts ausführte und Sarah mit dieser Bewegung einen blauen Energie-Diskus entgegen schleudern sollte, wurde ihr der Sinn dieser Aktion klar. Das war neu. Sarah hatte bisher noch keinen MODULAR mit dieser Fähigkeit gesehen. Dennoch nutzte sie schnell das Dash-System und entkam dem flachen Gebilde aus Energie zur Seite, bevor es sich in die Wand sägte und einen Spalt dort hinterließ. Das war knapp gewesen. Nur wenige Treffer dieser Waffe würden ihr Ende bedeuten. Schnell steuerte sie frontal-seitlich an ihrem Feind vorbei und entkam einem weiteren Energie-Diskus zur Seite, bevor sie eine seitliche Kurskorrektur durchführte und praktisch in einem Zackenförmigen Kurs nun direkt auf den Gegner zukam und mit den Hitzeschwertern zuschlug, aber auch diesen Angriff fing der Gegner mit den eigenen Energieklingen ab und schaffte es nun sogar Sarah mit ihrer Maschine zurück zu schleudern. Nun stürmte er selbst vor und versuchte sie mit den Klingen zu durchstechen. Genau der Fehler auf den Sarah gewartet hatte, denn nun wich sie einfach mit dem Dash-System zur Seite und trennte zunächst einen der beiden Arme ihres Feindes mit einem gezielten Schlag ab, bevor sie das andere Hitzeschwert durch dessen Torso rammte und ihn mit einem Tritt gegen die Wand schleuderte. Einen kurzen Moment sollte nichts passieren, dann zerriss eine nicht zu unterschätzende Explosion die Reste des MODULARs.
„Sarah! Antworte bitte! Ist alles in Ordnung bei dir?“, hörte Sarah nun Luanas Stimme.
„Alles in Ordnung, ich war nur kurz etwas… ähhh… beschäftigt“, antwortete sie ihr erstaunlich ruhig und gelassen für das was gerade zuvor geschehen war, während sie Hitzeschwerter wieder verstaute und die Gattlings, die sie fallen gelassen hatte, wieder einsammelte.
„Puh… Das war echt ganz schön knapp“, kommentierte Luana die Situation und Sarah war sich sicher, dass sie sich gerade Angstschweiß von der Stirn wischte.
„Wie weit ist es denn noch bis zum Reaktor?“, warf Sarah nun ein, während sie sich auf den Weg machte, den sie ohnehin schon nehmen wollte. Dieser führte sie in einen noch engeren Gang, der stückchenweise immer tiefer unter die Erde führte.
„Ich denke nicht mehr weit. Du bist schon ganz nah“, antwortete Luana ihr, bevor sie durch eine weitere Tür treten sollte, die tatsächlich in einen besonders großen Raum führte. Dort war ein gewaltiges, hell leuchtendes Gebilde unter gebracht, bei dem es sich nur um den gesuchten Reaktor handeln konnte. Aber es stimmte etwas nicht. Sarah war sich sicher, dass sie keinen Schaden mit ihren Waffen an ihm anrichten würde.
„Mark! Der Reaktor wird von Partikelschilden geschützt. Da komme ich nicht so einfach durch. Irgendwelche Vorschläge?“, fragte Sarah nun schnell, denn sie brauchte die Idee so schnell es möglich war. Für den Moment waren keine weiteren MODULARs hier unten, aber das könnte sich auch immer noch jede Sekunde ändern.
„Der Reaktor selbst ist geschützt, ja. Aber das Kühlsystem neben dran ist es nicht“, antwortete Mark und tatsächlich konnte Sarah einen großen Block außerhalb der Partikelschilde sehen, der mit dicken Rohren zum Reaktor führte. Das musste es sein. Schnell nutzte sie die Energieklingen ihres MODULARs und zersägte den Block, bevor sie sich schnell auf den Weg nach draußen machte.

Kaum eine Minute war vergangen und innerhalb der Basis wurde bereits der Überhitzungsalarm für den Reaktor ausgelöst. Rote Lichter leuchteten immer wieder auf, selbst hier unten in diesem unterirdischen Bereich in dem sich Sarah gerade befand und sogar in ihrem MODULAR konnte sie die lauten, förmlich ohrenbetäubende Alarmsignale noch hören. Schnell begab sie sich durch den Gang über den sie hergekommen war und durch den kleinen Raum, in dem sie den Nahkampf-MODULAR zerstört hatte. Bisher noch niemand der versuchen würde sie aufzuhalten. Auch in den Aufzugsraum konnte sie völlig unbehelligt vordringen und auch den MODULAR-Aufzug verwenden, ohne dass sie jemand auf hielt. Eigenartig. Waren die etwa alle schon damit beschäftigt selbst das Weit zu suchen? Leider sollte Sarah sich irren, denn direkt an der Oberfläche wartete ein komplett schwarzer MODULAR der 7ten Generation mit Panzerbeinen bereits auf sie. Sie kannte diesen MODULAR. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Aber sie konnte nicht direkt sagen wo. Erst als er das Feuer mit seiner gewaltigen Hand-Railgun eröffnete erinnerte sie sich wieder. Eine Erinnerung auf die sie lieber verzichtet hätte, denn sie löste panische Angstzustände in ihr aus. Es war einer der MODULARs der damals daran beteiligt war ihr die schlimmste Niederlage ihres Lebens beizubringen und sie mit den schwersten Verletzungen ihres Lebens in ein Unfall- und Heilzentrum zu bringen. Schnell wich sie mit Hilfe ihrer Booster und des Dash-Systems zur Seite und entkam zwar dem ersten Projektil, aber nicht dem zweiten. Das krachte direkt in ihren Neutronen-Strahler und zertrümmerte diesen vollständig, da die Energieschilde nicht zuverlässig gegen Railguns schützten.
„Scheiße!“, fluchte Sarah, während sie ihm Gegenfeuer mit ihren beiden Gattlings geben sollte und versuchte ihre überlegene Geschwindigkeit gegen ihn einzusetzen und ihn zu umkreisen. Aber die Gattlings sollten nicht im Stande sein, die gewaltigen Schilde ihres Gegners zu durchbrechen, der es verstand mit vereinzelten Dash-Stößen Sarah immer frontal in seinem Blickfeld zu behalten, so dass es ein leichtes für ihr war mit seiner Hand-Protonen-Kanone zu feuern und einen Schuss mit dem Hoch-Energie-Waffenturm nach zu setzen. Aber Sarah wechselte schnell die Richtung ihres Kreises und wurde so von beiden Schüssen verfehlt. Ihr Herz raste und ihre gesamte Wahrnehmung schien sich völlig auf diesen Feind zu konzentrieren. Dass Luana über das Kommunikations-System ihren Namen rief, bekam sie irgendwie lediglich noch am Rande mit. Schnell begann sie die Protonen-Kanone vorzubreiten, während sie weiter mit ihren beiden Gattlings auf den schwarzen MODULAR vor sich feuerte, der die Treffer einfach weg steckte, als ob es nichts wäre und setzte schnell mit Raketen nach als sich die Zielerfassung meldete. Irgendwann mussten diese Schilde doch mal zusammen brechen, egal wie stark sie waren, dachte sich Sarah. Aber auch die Raketen schienen dafür nicht genügend Durchschlagskraft zu haben. Mittlerweile war die Protonen-Kanone fertig ausgefahren und Sarah wartete nicht lange damit diese auch einzusetzen. Dies war jedoch der Moment in dem ihr Gegner offensichtlich entschied den drei nacheinander abgefeuerten Partikel-Projektilen mit dem Dash-System zur Seite auszuweichen. Sarah reagierte schockiert, denn sie hatte keine Ahnung, dass er dazu überhaupt fähig war. Noch schockierter sollte sie reagieren, als das Projektil des Hoch-Energie-Waffenturms, dass er dabei abgefeuert hatte in die Protonen-Waffe einschlagen und sie zur Explosion bringen sollte. Panisch schrie Sarah auf, als diese ihren MODULAR zur Seite schleuderte und drohte ihn aus der Balance zu werfen, aber die Ausgleichsautomatik hielt dem Treffer stand. Dennoch atmete Sarah immer noch viel tiefer als sie müsste. Sie brauchte dringend Luft, von der sie das Gefühl hatte nicht genug zu bekommen. Typische Anzeichen für Panikattacken, aber das bemerkte Sarah in diesem Moment nicht. Sie war darauf fixiert nicht von der Railgun ihres Feindes getroffen zu werden. Sie hatte keine Chance gegen diesen Feind und dabei hatte er noch nicht einmal seine gewaltige Schulterwaffe oder seine internen Waffensysteme eingesetzt, sondern lediglich das was Sarah sehen konnte.
„Sarah! Verdammt nochmal! Du musst da weg! In geschätzten fünf Minuten explodiert hier alles!“, konnte sie Luana nun über die Kommunikation schreien hören und erst jetzt besann sie sich wieder auf ihre eigentliche Situation. Richtig. Die Zeit war knapp und sie musste da weg.
„Ich bezweifle, dass der hier mich einfach verschwinden lassen wird“, antwortete sie dann, während sie einem weiteren Railgun-Projektil und einem Gattling-Sperrfeuer zur Seite entkommen sollte.
„Ich hab mich schon drum gekümmert. Lucius ist in einer Minute da und holt dich ab“, sagte Luana dann und Sarah konnte fühlen, wie sie ruhiger wurde. Luana hatte sich also darum gekümmert, dass Lucius sie gleich anholen käme. Das bedeutete sie musste nicht mehr lange durch halten. Und was das anging wusste sie auch schon ganz genau wie sie das anstellen würde. In einer schnellen Bewegung wich sie dem nächsten Protonen-Projektil ihres Gegners aus und nahm ihn wieder mit Gattlings und Raketen unter Feuer, während sie gleichzeitig ihre VAMs startete und um ihn formierte. Er war zu langsam um VAMs zu entkommen und konnte somit nicht verhindern, dass diese mehrmals aus vier unterschiedlichen Richtungen ihre Laser in seine Schilde jagten und das mehrmals, so dass sie einfach zusammen brachen. In genau diesem Moment entschied Sarah gleich beide interen Torso-Waffen, die Brand- und die Cryostatische Kanone abzufeuern, so dass ein gewaltiger Feuer- und ein genauso gewaltiger Eisstrahl sehr bald über den vorderen Teil des Panzerunterteils des schwarzen MODULARs fegten. Anschließend nutzte Sarah um mit dem Booster schnell aufzusteigen und hoffte, dass dieser Feind zu sehr mit seinen eigenen Schäden beschäftigt wäre um ihr dorthin zu folgen. Zur Sicherheit sollte sie sich noch einmal umdrehen und sah, dass sie die beiden vorderen Waffentürme völlig zerstört hatte und wahrscheinlich auch schwere Schäden am Kettenantrieb des Unterteils angerichtet hatte. Keine ganze Sekunde später erschien Lucius mit dem Transporter direkt vor ihr und wechselte in den Schwebemodus während sich die Heckklappe öffnete, so dass es recht einfach für Sarah werden sollte ihren MODULAR in den Transporter zu manövrieren. Noch während die Heckklappe sich schloss und die Transportfixierungen sich an den MODULAR anlegten, konnte sie fühlen wie Lucius alles aus dem Transporter an Schubkraft heraus holte, was dieser zu bieten hatte. Keine Sekunde zu früh, bevor die gewaltige Kartell-Basis in einer gigantischen, hell leuchtenden, halbkreisförmigen Explosion vergehen sollte, die wahrscheinlich jeden in den Tod riss, der nicht schnell genug mit einem solchen Transporter entkommen konnte.

Zurück in der Basis: Das neue Team

Sowohl Sarah als auch Lucius sollten ohne weitere Zwischenfälle in der Basis ankommen. Langsam aber sicher landete Lucius den Transporter im unterirdischen Teil, den man durch das gewaltige Tor im Boden, mitten auf dem Grundstück erreichen konnte. Sarah hatte den MODULAR bereits verlassen, war aber bei diesem im Laderaum geblieben und sah nun zu wie er automatisch ausgeladen wurde. Erst dann ging sie ebenfalls in den Hangar und lief dabei Johnathan Branson über den Weg. Einem ziemlich gewaltigen Brocken von einem Mann, der es bestimmt auf fast 2m brachte und dazu noch unglaublich muskelbepackt war. Dieses menschliche Monster von einem Kerl war ihr neuer Techniker, zuständig für den mechanischen Teil der MODULARs und Roboter in ihrer Basis.
„Und? Wie knapp war es dieses Mal?“, fragte er direkt mit seiner kratzigen tiefen Stimme.
„Na rate doch mal Jonathan“, antwortete Sarah ihm gelassen.
„Wenn ich mir das hier so ansehe, dann würde ich sagen: Sehr knapp“, kommentierte er die Schäden am MODULAR.
„Bingo“, antwortete Sarah ihm.
„Das wird ne ganze Weile dauern, das wieder hinzubiegen“, sagte Jonathan dann.
„Dann solltest du vielleicht so schnell wie möglich damit anfangen“, kommentierte Sarah und der Koloss vor ihr seufzte einmal lautstark.
„Geht klar, Boss. Ist ja nicht so als ob ich irgendwas besseres zu tun hätte“, sagte er dann mit einem ironischen Unterton und ging direkt weiter zu den Wartungsrobotern. Sarah hielt ihn allerdings auf.
„Jonathan… Wir hatten doch schon darüber gesprochen, dass du mich nicht als „Boss“ ansprechen musst. Sarah reicht völlig“, sagte sie dann.
„Das weiß ich zu schätzen… Wirklich… Aber ich schätze Klarheit noch mehr“, antwortete der große Mann abschließend bevor an dann an seine Arbeit verschwand. Auch Sarah ging direkt weiter zum Aufzug, der sie in den Arbeitsbereich der Basis bringen sollte. Jonathan war der einzige Neuzugang zum Team, den ihr Brandon nicht auf die Liste geschrieben hatte. Dessen Vorschlag für den Techniker war ein alter Mann gewesen, der sich entschieden hatte lieber den Schrauber an den Nagel zu hängen und die verbleibenden Jahre seines Lebens zu genießen. In früheren Zeiten nannte man das wohl auch Rente. Jonathan war ebenfalls ein guter Techniker und ein guter Kerl, auch wenn er nach außen hin extrem grummelig wirkte. Der Aufzug war gerade angekommen und die Türen öffneten sich da kam Sarah bereits Luana entgegen und drückte sie einmal kräftig. Sie war wie Sarah mit 1,67m eine eher kleine Frau und auch wenn sie wesentlich kleiner war als diese, erinnerte sie Sarah mit ihren langen blonden Haaren und ihrer Schönheit, auf die sie hätte neidisch werden können, ein wenig an ihre alte Schein-Freundin Natalia. Allerdings von der Persönlichkeit eher weniger. Sie war wie meisten anderen im Team auch, einer von den Personen auf Brandons Liste gewesen. Und jedes Mal wenn Sarah sie ansah, wusste sie genau was der Hauptgrund gewesen war, weshalb Brandon sie angestellt hatte. Allerdings täuschte das auch ein wenig. Luana sah zwar nicht danach aus und zwar im besten Falle in Sarahs Alter, was 28 Jahre waren, aber sie war äußerst fähig in dem was sie tat.
„Willkommen zu Hause, Sarah“, kommentierte sie fröhlich und Sarah erwiederte die Umarmung kurzzeitig, bevor sie sich von ihr löste und aus dem Aufzug in den recht großen Raum trat in dem sich alle anderen Mitglieder des Teams ebenfalls versammelt hatten.
„Der Auftrag war erfolgreich, nehme ich mal stark an?“, warf nun Mark ein, der ein 1,88m großer Mann mit einem brauchbar, aber nicht übermäßig trainierten Körperbau im Alter von geschätzten 30 Jahren war. Insgesamt fiel er mit seinem recht durchschnittlichen Aussehen nicht besonders auf, was für seine Aufgabe absolut wie geschaffen war. Auch wenn er manchmal etwas eigens war, war er definitiv äußerst fähig in allem was er tat und Informationen die er lieferte, waren zwar manchmal nicht vollständig, aber immer korrekt.
„Jop. Die Basis des Feliciano-Kartells ist Geschichte“, antwortete Sarah.
„Ich schätze das hat man davon wenn man versucht das AWATAR-Gebiet mit chemischen Drogen zu überschwemmen“, fügte Lucius hinzu der ein 1,90m großer, aber sehr schmal gebauter Mann war, der dadurch fast schon etwas unterernährt wirkte. Lucius beteuerte aber immer wieder, dass es sich um seine normale Statur handelte und er einfach so zur Welt gekommen wäre. Seine langen, schwarzen Haare hatte er üblicher Weise nach hinten zusammen gebunden, so dass sie ihn beim Fliegen nicht stören würden. Sein Alter war allerdings nur schwer einzuschätzen, aber Sarah ging davon aus, dass er gut über die 30, vielleicht sogar schon über die 40 Jahre alt war. Dass dies so schwer einzuschätzen war lag neben dem dünnen Körperbau auch noch an seiner ungewöhnlich großen Nase als auch an seinem dünnen, schwarzen Ober- und Unterlippenbart, den er trug. „Allerdings sollten wir vielleicht darüber reden, was passiert ist“, meldete er sich dann noch einmal zu Wort.
„Vielleicht sollten wir auch erstmal darüber reden, weshalb ihr nicht gewartet habt bis ich einen Exploit geschrieben hatte, den Mark dann dort hätte einbringen können um ihre Geschütze lahm zu legen“, meldete sich das letzte Teammitglied Danica Horvath zu Wort, bei der es sich um die Informatik- und Sicherheitsexpertin handelte. Alles was mit Computern zu tun hatte, sollte in ihren Aufgabenbereich fallen. Sie war mit 1,72m ziemlich groß und hatte lange rote Haare. Hätte sie nicht auch eine Brille auf der Nase, hätte man ihr den Nerd nicht mal angesehen. Sie war sich der Tatsache, dass sie zu den besser aussehenden Damen auf der Welt gehörte wohl auch gar nicht wirklich bewusst. Und wenn auch hier nicht bereits großartige Leistungen alles andere überdeckt hätten, wäre Sarah sich auch bei ihr sicher gewesen, dass Brandon sie nicht unbedingt in erster Linie wegen diesen angestellt hatte.
„Naja, ich hab die Chance gesehen und sie ergriffen“, antwortete Sarah ihr und kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf.
„Aber wirklich jetzt Sarah. Was war denn los? Ganz besonders zum Schluss. Du musst doch reagieren, wenn ich dich rufe“, warf nun Luana ein.
„Ich hatte eine unangenehme Begegnung mit einem Teil meiner Vergangenheit“, antwortete Sarah und sah dabei ungewollt auf den Boden. „Ist doch auch egal. Wichtig ist nur, dass es gut gegangen ist. Und das hab ich nicht zuletzt auch euch allen zu verdanken. Ihr habt mal wieder einen Spitzen-Job gemacht“, fügte sie dann abschließend hinzu.
„Nun gut. Wenn du bist der Boss hier im Laden und wenn du es uns nicht sagen willst, dann musst du das auch nicht. Du bezahlst uns schließlich gut genug dafür, dass wir keine blöden Fragen stellen“, kommentierte Danica die Antwort.
„Jetzt fängst du auch schon so an wie Jonathan“, antwortete Sarah.
„Das passt ja gerade wie die Faust auf´s Auge. Wie machen wir weiter? Jonathan wird mit der Reparatur deines MODULARs noch eine Weile beschäftigt sein nehme ich an“, warf nun Mark schnell ein.
„Naja… Ich dachte vielleicht ich könnte euch den Urlaub geben, den ihr schon so lange machen wolltet…“, antwortete Sarah darauf.
„Wie? Echt jetzt?“, warf Luana schnell ein, während irgendwie das ganze Team es sichtbar kaum glauben konnte. Erwartungsvoll sah das Team Sarah an, die Luanas Nachfrage einfach abnickte. „Juhu! Endlich Ferien!“, rief diese dann direkt als erste aus. „Konzerte und Partys ohne Ende!“, fügte sie dann schnell hinzu.
„Du und deine Konzerte. Ich glaube ich gehe lieber mal wieder eine Runde segelfliegen“, antwortete Lucius ihr.
„Ist fliegen eigentlich alles was du den ganzen Tag tust?“, nutzte Mark die Gelegenheit zu fragen.
„Naja, was meintest du denn, wie ich das so gut können konnte?“, antwortete Lucius. „Erzähl mal. Was wirst du in deinem Urlaub machen?“, fragte er dann.
„Naja… Ähm… Ich…“ stotterte Mark. „Ich denke, das wird mein kleines Geheimnis bleiben“, antwortete er dann lieber.
„Was ist mit dir Danica?“, fragte nun Luana wieder.
„Naja… Ich denke dass ich hier bleibe und Jonathan bei der Programmierung der Wartungsroboter helfe“, dann kann er vielleicht auch wenigstens einen Tag frei“, antwortete diese.
„Wirklich? Bist du sicher, dass das klar geht?“, fragte Luana nochmal.
„Naja, ansonsten würde ich wahrscheinlich nur wieder in der Bude sitzen und VR-Games zocken oder sowas, Und Jonathan hätte den freien Tag dringend nötig um mal wieder seine Familie zu besuchen“, antwortete Danica.
„Er kann doch praktisch jederzeit seine Familie besuchen, er müsste mir das nur sagen…“, warf Sarah nun ein.
„Naja, du kennst ihn ja auch“, antwortete Danica nochmal und zuckte mit den Schultern.
„Und du Sarah? Was wirst du machen, während wir teilweise weg sind?“ fragte nun Luana und schockierte Sarah sichtbar. Die Frage gefiel ihr nicht und sie wusste auch genau weshalb.
„Nun… Ähm… Ich… Ich denke ich muss doch hier nach dem Rechten sehen, während ihr euch amüsieren geht“, antwortete Sarah dann und hoffte, dass sie nicht allzu nervös rüber käme.
„Du solltest wirklich mit mir mitkommen und dich nicht wieder in der Basis vergraben“, schlug nun Luana vor und schockierte Sarah noch stärker. Jetzt großartig ausgehen, wäre das letzte was sie wollte.
„Danke, Luana, aber das geht nicht“, antwortete Sarah und hoffte dass sie nicht allzu rot im Gesicht wäre bei ihrer Antwort.
„Hmmm… Schade… Dann eben nicht. Aber fühl dich nicht zu sicher. Irgendwann werde ich dich mitnehmen“, kommentierte Luana scherzhaft und Sarah konnte sich einen Lacher daraufhin nicht verkneifen. Sie war wirklich froh, dass sie dieses Team übernommen hatte, auch wenn sie immer noch das Gefühl hatte etwas wirklich wichtiges zusammen mit Brandon verloren zu haben. Etwas das sie niemals wieder zurück bekommen würde.

Noch etwas demütig betrat Sarah eine Woche später den Hangar. Der MODULAR war immer noch nicht fertig repariert, das konnte man mit einem Blick sehen. Vielleicht hätte sie sich nicht gleich todesmutig dem ganzen Kartell entgegen stellen sollen. Dazu kamen noch Fragen, für die ein Protector in der Regel nicht bezahlt wurde. Das Kartell hatte MODULARs eingesetzt und das nicht nur aus der 1ten Generation. MODULARs aus der 1ten Generation waren so veraltet, dass man sie öfter mal in der Hand solcher Organisationen sah. Auch bei denen der 2ten und 3ten Generation kam das öfter vor, aber schon der MODULAR der 4ten Generation, den Sarah bekämpft hatte, war ziemlich auffällig. So etwas kam normalerweise nicht in die Hände eines Kartells. Was Sarah aber am meisten schockierte war der schwarze MODULAR der 7ten Generation, der ihr nun schon zum zweiten Mal begegnet war. Es musste sich dabei um einen vollausgebildeten Protector handeln, der in einem ausgeschriebenen Auftrag handelte. Wie war es möglich, dass ein einfaches Kartell an genügend Geld gekommen war um einen solchen Top-Rang-Protector zu bezahlen? Und dann waren da noch andere Fragen, wie etwa ob er die Explosion der Basis überhaupt überstanden hatte, ob sie ihm bei ihren Aufträgen noch einmal begegnen würde und wer sich hinter dieser mysteriösen schwarzen Maschine verbarg. Vielleicht sollte sie Mark mal in der nächsten Zeit auf die Sache ansetzen.
„Hey Boss… Ich mache nur eine kurze Pause und dann geht´s auch schon weiter“, rechtfertigte Jonathan sich direkt als er aus dem Raum in dem die Wartungsroboter untergebracht waren heraus kam und dabei zufällig Sarah über den Weg gelaufen war.
„Schon in Ordnung, Jonathan. Du musst hier nicht durchgehend schuften“, antwortete Sarah ihm schnell so freundlich wie sie konnte. „Wie kommst du voran?“, fragte sie ihn dann, obwohl sie seine Fortschritte ja offensichtlich selbst sehen konnte.
„Naja, die meisten „Schäden“ in dem Sinne sollten bald erledigt sein, aber ich kann nun mal nichts reparieren, was nicht mehr da ist“, antwortete Jonathan.
„Was genau meinst du?“, harkte Sarah nochmal genauer nach.
„Dass deine beiden Schulterwaffen weg sind und ich sie bestenfalls durch neue ersetzen kann“, erklärte sich Jonathan genauer.
„Verstehe…“, antwortete Sarah etwas niedergeschlagen.
„Boss… Ich weiß dass mir das eigentlich nicht zusteht, aber ich würde empfehlen von dem Geld vom letzten Auftrag neue zu kaufen und vielleicht ein paar Änderungen am MODULAR zu machen“, warf Jonathan dann ein.
„Das werde ich mir auf jeden Fall überlegen. Danke Jonathan“, antwortete Sarah ihm und Jonathan wollte sich gerade auf den Weg zurück an die Arbeit machen als Sarah noch einmal seinen Namen rief. „Jonathan! Das ganze Team macht im Moment Urlaub… Naja gut… Fast das ganze Team… Du solltest dir vielleicht auch wenigstens mal einen Tag frei nehmen um bei deiner Familie zu sein“, schlug sie ihm dann vor.
„Aber ich muss noch die Wartungsroboter kalibrieren, so dass sie die Reparaturen an der Panzerung beenden, die Ersatzteile bestellen und…“, antwortete Jonathan etwas aufgebracht.
„Das kann Danica auch mal übernehmen“, kommentierte Sarah und Jonathan seufzte einmal tief. „Deine Kinder brauchen ihren Vater. Du solltest jetzt eigentlich zu Hause bei ihnen sein und nicht hier an Wartungsrobotern und MODULARs rumschrauben“, fügte Sarah an.
„Naja… Ich…“ stotterte der gigantische Jonathan und schien sich offensichtlich genau zu überlegen was er jetzt sagen würde. „Um ehrlich zu sein braucht mich meine Familie hier dringender als zu Hause. Meine Frau hat in diesem neuen Kraftwerk der Handelsunion gearbeitet und dort schwere Strahlenschäden bekommen, die sie dann an eins unserer Kinder weiter gegeben hat. Wir brauchen das Geld, dass ich hier verdiene um die Medikamente zu bezahlen“, antwortete er dann demütig.
„Oh mein Gott, Jonathan… Das ist ja schrecklich… Das hast du mir ja noch gar nicht gesagt…“, kommentierte Sarah.
„Naja… Ich will auch nicht unbedingt bemitleidet werden. Ich will einfach nur so viele Stunden zusammen kriegen wie ich kann. Immerhin werde ich pro Stunde bezahlt“, antwortete Jonathan und setzte sich in Bewegung, offensichtlich um sich vor dem Gespräch zu drücken, indem er mit der Arbeit weiter machte. Sarah packte ihn jedoch am Arm und hielt ihn auf, wobei die Situation recht absurd wirkte, da Jonathan so gewaltig war, dass er sich nicht von ihr aufhalten lassen müsste.
„Wie viel?“, fragte Sarah und sah lediglich in das verwirrte Gesicht ihres Technikers. „Wie viel kosten die Medikamente für deine Familie?“, fragte sie dann noch einmal.
„Was hast du vor, Boss?“, fragte der Mechaniker lediglich verwirrt und versuchte offensichtlich die Situation zu begreifen. „Du willst doch nicht etwa… Nein… Auf keinen Fall… Das könnte ich niemals annehmen…“, kommentierte er dann als er tatsächlich verstanden hatte.
„Das kannst du nicht nur annehmen, das wirst du auch annehmen. Jonathan, du gehörst hier zum Team dazu und wenn hier irgendwer ein solches Problem hat, geht es uns alle etwas an. Ganz besonders mich“, antwortete Sarah ihm eindringlich und konnte dem gewaltigen Kerl im Gesicht ansehen wie er versuchte nicht direkt vor seiner Chefin in Freudentränen auszubrechen.
„Ich weiß gerade gar nicht was ich sagen soll, Boss… Ich…“, brachte er lediglich verwirrt raus.
„Sarah… Fang vielleicht mal damit an, mich Sarah zu nennen, wie alle anderen vom Team auch…“, unterbrach diese ihn einfach.
„OK… Ähm… Ich werd dann wohl gleich mal wieder zurück an die Arbeit gehen, dass der MODULAR möglichst schnell fertig wird“, sagte der Mechaniker.
„Du meintest wohl, dass du deine Familie kontaktieren wolltest um ihr die guten Nachrichten zu überbringen. Na los doch“, drängte Sarah ihn dann, bevor sie seinen Arm los ließ und Jonathan sich direkt auf den Weg machte. „Und dass ich dich nicht vor der nächsten halben Stunde an der Arbeit sehe, sonst gibt´s Ärger!“, rief sie ihm dann noch scherzhaft nach und lachte dann kurz über ihren eigenen Witz.

Unentschlossen starrte Sarah auf die virtuellen Anzeigetafeln in der Lobby, auf denen sie die Optionen für die neuen Schulterwaffen-Systeme ihres MODULARs aufgerufen und zum Vergleich nebeneinander gestellt hatte. Das war wirklich gar nicht so einfach zu entscheiden, wie sie feststellen sollte. Mal wieder. Eigentlich sollte sie das doch wissen. Immerhin war es nicht der erste MODULAR den sie zusammen gestellt hatte. Die einfachste Lösung wäre natürlich einfach wieder eine Protonen-Kanone und einen Neutronen-Strahler einzukaufen und montieren zu lassen. Aber das wäre vielleicht ein Fehler. Immerhin hatte sich heraus gestellt, dass beide Waffensysteme mit gewaltigen Schwächen versehen waren. Die Munitionsmenge war zum einen mal sehr gering. Gerade der Neutronen-Strahler ließ sich nur sechs Mal abfeuern, bevor er unbrauchbar wurde und die Protonen-Kanone brachte es mit ihren zwölf Schuss auch nicht auf viel mehr. Dazu kamen die geringe Bewegungsgeschwindigkeit der Projektile oder Strahlen, so dass es recht einfach war für einen MODULAR der 6ten Generation aufwärts den beiden Waffensystemen zu entkommen. Allerdings hätte jede schnellere Waffe auch weniger Durchschlagskraft, wenn man vielleicht einmal von einer Railgun absah. Allerdings dort wurden Projektile verbraucht und die gab es auch nicht umsonst. Erschlagen von der Vielfalt der Optionen brach Sarah ihren Einkauf ab und loggte sich aus der Lobby aus. Als sie die virtuelle Welt der Protectoren und Overlords verlassen und das VR-Gerät abgenommen hatte, sollte sie sich in der Basis auf einer Couch im Gemeinschaftsbereich der Basis wieder finden. Ein Bereich den Sarah speziell entschieden hatte so einzurichten und frei zu geben, da man sich ansonsten in dem gewaltigen Wohnbereich wahrscheinlich nicht mehr über den Weg laufen würde. Die Basis war bekanntlich groß genug um noch einmal die doppelte Menge an Personen aufzunehmen als das Team bereits groß war. Es galt dabei als völlig normal, dass die Angestellten von Protectoren auch in der Basis bei diesen wohnten und lebten. Das war ja auch der Grund weshalb Basen in der Regel mit Wohnbereichen gebaut wurden, die groß genug waren, dass jeder davon sein eigenes kleines Haus an Platz bekommen konnte. Über Privatsphäre konnte man sich in der Regel als Angestellter eines Protectoren jedenfalls nicht beschweren. Unüblich waren jedoch Gemeinschaftsbereiche wie Sarah ihn zugeteilt hatte und noch viele andere Dinge, die Sarah entschieden hatte bei sich anders zu handhaben als es üblich war.
„Hallo Sarah…“, grüßte sie plötzlich Danica, als diese den Bereich betrat und sich kurz am Obst bediente, wobei sie sich einen Apfel aus der Obstschale nehmen sollte. Eine weitere Sache, die eher unüblich sein sollte, dass Angestellte von Protectoren sich einfach an Nahrungsmitteln in der Basis bedienen konnten. Üblicherweise hatten diese lediglich Zugang zu den üblichen synthetischen Nahrungsmitteln mit denen die unteren Klassen versorgt wurden. Noch dazu war gerade Obst in dieser Zeit äußerst selten geworden und damit Protectoren oder Overlords vorbehalten.
„Oh… Hi, Danica“, grüßte Sarah lediglich zurück. „Ich hatte dich gar nicht bemerkt“, fügte sie dann noch schnell hinzu.
„Du wirkst etwas… abwesend. Ist alles in Ordnung?“, fragte Danica während sie begann den Apfel zu essen.
„Naja um ehrlich zu sein, ich war gerade in der Lobby und hab mich darüber schlau gemacht welche neuen Waffen ich für den MODULAR bestellen soll. Die Auswahl ist mal wieder erschlagend“, antwortete Sarah etwas deprimiert.
„Verstehe… Stimmt denn mit dem MODULAR soweit alles? Gibt es irgendetwas, dass du gerne anders hättest, wenn du ihn steuerst?“, begann Danica die Situation zu analysieren.
„Hmmm… Nein, eigentlich nicht. Alles in Ordnung soweit“, antwortete Sarah nachdenklich.
„In dem Fall solltest du auch nicht verändern. Alles andere würde dich aus deinen Gewohnheiten werfen und die sind nun mal in Kämpfen wie du sie führen musst wichtig“, kommentierte Danica.
„Du bist echt gut darin solche Analysen zu machen, weißt du das?“, warf nun Sarah aus dem nichts ein.
„Naja… Es ist ein Teil meines Jobs, wenn man es genau nimmt“, antwortete Danica verlegen.
„Wieso bist du mit diesen Fähigkeiten eigentlich kein Protector geworden?“, fragte Sarah nun schrecklich interessiert.
„Ich und mitten in der Action? Auf keinen Fall. Das würde keinen ganzen Auftrag lang gut gehen glaub ich“, antwortete Danica. „Ich könne auch niemals solche Aktionen abziehen wie du bei dem letzten Auftrag. Neee… Besser ich seh mir sowas nur auf Bildschirmen an“, fügte sie dann noch schnell hinzu.
„Ja, aber hat dich deine Gehaltsklasse nie gestört?“, bohrte Sarah weiter.
„Schon… Manchmal… Aber so lange ich bei guten Bossen wie dir angestellt sein kann, komme ich schon irgendwie klar“, kommentierte Danica.
„Lass das, du machst mich ganz verlegen“, antwortete Sarah und war sich sicher, dass sie rot angelaufen war bei diesem Kompliment.
„Es ist aber wahr. Niemand in den oberen Klassen würde sich so… menschlich verhalten wie du es tust. Sie würden darauf bestehen, dass sie der Chef im Laden sind, sich bestenfalls mit Protectoren-ID ansprechen lassen, niemals nach uns oder unseren Problemen fragen und schon gar nicht würden sie irgendetwas über unser Gehalt hinaus bezahlen. Ich hab sogar schon von Protectoren gehört, die ihren angestellten verboten haben die Basis zu verlassen“, erklärte sich Danica.
„Naja, ich geb mir Mühe“, kommentierte Sarah weiter. „Aber die Zeiten sind wirklich schlimm geworden. Die wenigsten interessieren sich noch für den anderen“, fügte sie dann noch hinzu.
„Nun gut, ich geh dann mal wieder in meinen Bereich. Kurz die Sicherheitssysteme checken und dann wohl rufen die VR-Spiele nach mir“, kommentierte nun Danica ihr verschwinden, bevor sie sich an der Tür nochmal zu Sarah umdrehte. „Du kannst dich ja auch mal sehen lassen. Ich wäre mir ziemlich sicher, dass du in VR-Spielen ziemlich gut wärst, bei dem was du in MODULARs alles abziehen kannst“, fügte sie dann noch hinzu.
„Danke dir… Vielleicht später... Ich muss die neuen alten Waffen für den MODULAR noch bestellen“, antwortete Sarah.
„Wie du willst“, antwortete Danica und zuckte kurz mit den Schultern, bevor sie durch die Tür verschwinden sollte. Sarah sah ohne es selbst zu bemerken im Anschluss an das Gespräch deprimiert auf den Boden. Sie wusste nicht ob ihr noch irgendetwas anderes als das was sie tat Freude bereiten könnte. Und so sehr sie das Team mochte und so gut sie es auch nach außen hin behandelte und so nett sie auch zu ihnen war, das war doch alles nur Show. Innerlich war sie zerstört und hätte nichts gegen einen schnellen Tod einzuwenden gehabt. Wahrscheinlich würde sie nie wieder die Person werden können, die sie früher einmal gewesen war, damit musste sie irgendwie zurecht kommen.

Der 40ste Auftrag: Die gefälschte Mission

Es hatte sich länger hingezogen den MODULAR zu reparieren als Sarah sich das gedacht hatte. Allerdings lag das vor allem daran, dass die beiden Schulterwaffen nicht rechtzeitig geliefert wurden. Nicht daran dass Jonathan sich zu lange damit Zeit gelassen hätte oder so etwas. Der hatte beste Arbeit geleistet wie immer, vielleicht sogar noch besser als sonst, obwohl Sarah das ja ohnehin für unmöglich hielt. Einmal mehr gab es Schwierigkeiten bei der Lieferung von neuen MODULAR-Bauteilen. Irgendetwas ging da im Hintergrund vor sich, dass größere Folgen hatte. Folgen die so gewaltig ausfielen, dass sie sogar noch bei Sarah ankommen sollten. Sie hatte ein wirklich ungutes Gefühl dabei. Vielleicht würde bald ein größerer Konflikt zwischen Konzernen ausbrechen. Auf der anderen Seite würde das ein massive Menge an Aufträgen für sie und ihr Team bedeuten, aber wahrscheinlich auch viele Tote aus den unteren Klassen. Für den Moment hatte Sarah jedoch nicht die Zeit sich weiter damit zu beschäftigen. Sie befand sich mit dem Transporter und dem MODULAR wieder auf dem Weg zu einem Auftrag den sie gerade angenommen hatte. Ein Auftrag der ungewöhnlich gut bezahlt wurde, so wie Sarah das sah und sie nach Abschluss ihrem eigentlichen Ziel wesentlich näher bringen sollte.
„Noch 15 Minuten bis zum Zielpunkt“, konnte sie Lucius über das Kommunikations-System sagen hören.
„Sarah... Bist du dir wirklich sicher, dass auch alles mit diesem Auftrag in Ordnung ist?“, warf nun Luana ein und Sarah konnte die Sorge schon in ihrer Stimme hören.
„Naja… Nicht wirklich… Aber die Bezahlung ist echt gut für nur einen C-Rang-Auftrag. Da musste ich einfach zugreifen“, antwortete Sarah erstaunlich gelassen.
„Du hättest mich wenigstens Informationen einholen lassen können“, kommentierte Mark ungefragt.
„Das passt schon. Ich soll ja nur einen einfachen D-Rang-Protector für die Organisation beseitigen. Wie schwer kann das schon werden?“, antwortete Sarah wieder und Mark seufzte lediglich. „Anderes Thema Leute… Wie waren eure Ferien?“, fragte sie dann lieber.
„Ähm… Gut….“, antwortete Mark und Sarah konnte hören wie sich seine Stimme überschlug, so wie bei jemandem, der gerade dabei ertappt wurde wie er etwas unanständiges tat.
„So wie ich dich einschätze Mark warst du doch bestimmt wieder irgendwo im Bordell“, konnte Sarah gerade Danica einwerfen hören und Mark reagierte nicht darauf. Sarah konnte sein rotes, peinlich berührtes Gesicht förmlich vor sich sehen. „Notgeiler Sack“, kommentierte Danica anschließend.
„Hey! Ich verurteile dich auch nicht dafür, dass du den ganzen Tag in deinem privaten Bereich abhängst und dieses teilweise wirklich seltsame VR-Zeugs zockst“, rief Mark daraufhin verärgert aus.
„Hey Leute! Nicht streiten ja? Bitte!“, meldete sich nun Luana zu Wort und einen Moment lang blieb es ruhig. Sarah unterdrückte kurz das Bedürfnis zu lachen.
„Wie war eigentlich deine freie Zeit? Wie viele Partys hast du denn unsicher gemacht und wie viele Typen klar gemacht?“, meldete sich ein offensichtlich immer noch etwas angefressender Mark zu Wort.
„Naja… Ähm… Ich…“, stotterte Luana nun kurz. „Zum einen bin ich mehr der Konzertmensch, wie du weißt, und zum anderen… hab ich ne echt harte Abfuhr kassiert“, sagte sie dann ziemlich deprimiert.
„Was zum…? Wer würde denn DIR eine Abfuhr geben?“, kommentierte Mark direkt und schien sogar noch aufgebrachter zu sein als er es vorher war, als Danica seine Bordellbesuche aufgedeckt hatte.
„Das würde mich allerdings auch mal interessieren. Hat der Typ zufällig einen Auftrag bei der Organisation auf sich ausstehen? Dann würde ich das schnell mal erledigen gehn, wenn ich hier fertig bin“, fügte Sarah noch halb ernst, halb scherzhaft hinzu, wohl wissend, dass ohnehin niemand wissen würde, wenn dem tatsächlich so wäre.
„Danke euch beiden, aber ich komme schon klar. Ist halt nicht jeder jedermanns Typ“, antwortete sie weiterhin deprimiert. „Dafür war die Musik echt ziemlich gut. Du hättest echt dabei sein sollen Sarah. Und beim nächsten Mal bist du das auch“, kommentierte sie dann wieder wesentlich fröhlicher.
„Noch zehn Minuten bis zum Zielpunkt“, meldete sich nun Lucius zu Wort.
„Ich denke drüber nach“, antwortete Sarah auf Luanas erneute Einladung.
„Ach ja… Lucius… Du bist der letzte von uns, der sich dazu noch nicht geäußert hat“, warf letztere nun ein und von Lucius kam kurzzeitig ein erschrockener Laut durch das Kommunikations-System.
„Naja… Ich… Ich war Segelfliegen, wie ich angekündigt hatte“, beantwortete er dann die Frage. „Ist halt für Leute die damit nichts zu tun haben echt nicht so spannend“, fügte er dann noch hinzu.
„Dass Leute in diesem Jahrhundert noch Segelfliegen“, kommentierte Mark etwas abwertend.
„Ja, genau. Ich könnte dir sicher irgendwo einen Segelflugsimulator für VR besorgen“, fügte Danica noch schnell hinzu.
„Das wäre aber irgendwie nicht ganz das Selbe. Da fühlt man die Luft nicht unter den Tragflächen und die einzelnen Windströme, die einen an Orte tragen mit denen man vorher niemals gerechnet hätte“, erklärte Lucius sich.
„Also ich bin wirklich verwirrt, wie man in seiner Freizeit praktisch das Selbe machen kann, wie auf der Arbeit“, kommentierte Mark abschließend.
„Es ist nicht das Selbe was ich hier mache. Es ist völlig anders. Ihr könnt ja mal mitkommen und eine Runde mitfliegen, dann würdet ihr verstehen“, bot Lucius nun an.
„Neee, Sorry. Lass mal. Ich würde nicht mal freiwillig in diesen MODULAR-Transporter mit dir steigen, von ner noch kleineren Kiste aus Plastik mal ganz zu schweigen. Ich bleibe lieber bei VR. Das ist sicherer“, antwortete Danica schnell.
„Ich würde vielleicht“, kommentierte Luana sehr zur Überraschung der anderen Anwesenden.
„WAS?“, rief Mark schockiert aus.
„Naja, klingt doch irgendwie interessant. Was meinst du Sarah?“, gab Luana die Frage schnell weiter.
„Schon… Irgendwie…“, antwortete Sarah stockend. Die Situation sich gerade irgendwem weiter öffnen zu müssen als nötig machte ihr definitiv mehr Angst als der Segelflug, der bevorstehende Absprung oder gar der Kampf mit dem MODULAR.
„Oh, ich sehe gerade. Nur noch eine Minute bis zum Zielpunkt“, stellte nun Lucius fest und erlöste Sarah damit gefühlt von ihrem bevorstehenden Leiden. Erleichtert atmete sie einmal tief durch.
„OK. Ich denke damit ist es dann Zeit für den Abwurf“, kommentierte sie dann.
„Bestätigt… Löse Transportsicherungen… Öffnete Heckklappe… Abwurf in 5… 4… 3… 2… 1…“, sprach nun Lucius und auf den Punkt wurde Sarahs MODULAR abgeworfen.

Schon direkt nach der Ankunft konnte Sarah feststellen, dass irgendetwas nicht stimmte. Es war so ruhig und leer. Lediglich ein Wüstengebiet mitten in Zentralafrika. Keine Basis nicht einmal Ruinen oder irgendein anderer Anhaltspunkt, der Sarah helfen würde ihr Ziel auszumachen oder sich in anderer Form zu orientieren.
„Luana, du hattest recht. Hier stimmt etwas nicht. Ich bin hier mitten in der Wüste und es ist nichts und niemand hier“, gab Sarah schnell durch, aber erhielt keine Antwort. „Luana? Luana?“, fragte sie noch einmal nach, aber bekam lediglich ein lautes Störgeräusch zurück, dass Sarah beinahe das Trommelfell zerstört hätte. Zumindest fühlte es sich für sie danach an. Jetzt war sie sich absolut sicher, dass ihr irgendetwas nicht in Ordnung war. Sie war hier mitten in der Wüste gestrandet mit nichts außer ihrem MODULAR und nun war auch noch die Kommunikation ausgefallen oder gestört. Wie viel schlimmer es wohl noch kommen könnte? Plötzlich dämmerte ihr eine Tatsache. Wenn die Kommunikation gestört war musste irgendjemand in der Nähe sein, der das verursachte. Und dieser Jemand würde sie sicherlich gleich angreifen. Nur von wo? Aus welcher Richtung? Und wieso hatte Sarah das Gefühl, dass sie nicht das geringste sehen könnte? Ängstlich und immer eine Attacke erwartend drehte Sarah sich mehrmals um und versuchte einen eventuellen Angriff zu erkennen bevor er eintreffen würde. Plötzlich deaktivierte sich ein Tarnsystem, dass gleich fünf MODULARs verborgen hatte. Darunter zwei MODULARs, die ihr bekannter waren als ihr das recht war. Bei einem handelte es sich um den schwarzen schweren MODULAR der 7ten Generation mit Panzerunterteil, der ihr bereits bei dem letzten Auftrag begegnet war. Bei einem weiteren handelte es sich um den gelben Vierbeiner, der ebenfalls bei dem Auftrag anwesend gewesen war, bei dem sie schwer verletzt wurde und maßgeblich daran beteiligt war. Diese platzierten sich jeweils links und rechts neben ihr in respektvollem Abstand, während zwei weitere der fünf MODULARs, Sarah schätzte sie ebenfalls auf die 7te Generation, sich vor und hinter ihr, in ungefähr dem selben Abstand platzierten. Einer von ihnen musste derjenige gewesen sein, der die Tarnvorrichtung montiert hatte. Zumindest erklärte Sarah sich das auf diese Weise. Die größten Sorgen machte ihr jedoch der letzte der fünf MODULARs. Es handelte sich um einen Zweibeiner, bei dem Sarah Schwierigkeiten hatte die Gewichtsklasse einzuschätzen. Er war einige Meter größer als ihr eigener, aber auch wesentlich schmaler, wodurch er wesentlich beweglicher wirkte. Die einzige Erklärung die Sarah dafür hatte, war dass es sich um einen MODULAR der 8ten Generation handeln musste. Eine Maschine, die noch weiter entwickelter war als ihre eigene. Und gab es in dieser Generation überhaupt noch sowas wie Gewichtsklassen? Spielte das überhaupt noch eine Rolle bei der 8ten Generation? Insgesamt sah dieser MODULAR eher aus wie etwas, dass man in einem dieser alten asiatischen, gezeichneten Filme, diesen Animes, vermuten würde als wie ein klassischer MODULAR, auch wenn Sarah immer noch Ansätze des funktionalen Designs ihrer eigenen Maschine in ihrem Gegenüber erkennen konnte. Noch schlimmer war, dass alle Waffensysteme ihr rein optisch betrachtet völlig unbekannt erschienen. Zwar hatte der MODULAR insgesamt sechs gewaltige, lange Läufe auf den Schultern, die nach hinten geklappt waren, aber ansonsten war nichts aus zu machen, dass an Waffen erinnerte. Wahrscheinlich wurden diese effektiv von der zackig wirkenden Panzerung verborgen. Plötzlich blinkte eine eingehende Kommunikations-Verbindung in ihrem Cockpit auf. Sie hatten also lediglich die Langstrecken-Kommunikation gestört und die für die kurze Strecke für sich selbst funktional gelassen. Schnell begann Sarah nach zu sehen ob sie irgendwie entkommen könnte, aber die anderen vier MODULARs wären sicherlich im Stande jeden Fluchtweg zu blockieren. Sie hatte keine Chance das war das Ende für sie.
„Wie ich sehe musterst du bereits die anderen. Keine Sorge, die sind nur da um dich an der Flucht zu hindern, solltest du das versuchen. Für mehr werden sie nicht bezahlt. Das hier ist meine Rache und die werde ich selbst ausführen nachdem du bisher jeden anderen Versuch dich loszuwerden überstanden hast, legendärer Protector „Abomination“, oder sollte ich dich vielleicht lieber Sarah Johnson nennen?“, sprach sie eine Männerstimme mittleren bis höheren Alters an.
„Wer zum Teufel bist du? Woher weißt du wer ich bin?“, fragte Sarah ihn direkt.
„Nun ja… Wir kennen uns besser als uns beiden lieb ist… Nicht direkt versteht sich. Wir treffen uns hier tatsächlich um ersten Mal direkt in Person. Aber du kennst Familienmitglieder von mir… Oder sollte ich vielleicht besser sagen, du kanntest?“, erklärte sich der unbekannte mit dem hochentwickelten MODULAR und Sarah konnte seiner Stimme anhören, dass er ein perverses Vergnügen an diesem Rätselspiel empfinden musste. Und dann fiel ihr die Lösung des Rätsels in einem Geistesblitz einfach zu. Wobei sie es bevorzugt hätte, wenn dieser ausgeblieben wäre.
„Du bist Zarkov Rush“, stellte sie fest und konnte nicht vermeiden, dass der Schock darüber sich auch in ihrer Stimme niederschlagen sollte. Der bisher noch unbekannte Mann begann daraufhin lautstark zu lachen, wodurch Sarah sich bereits bestätigt fühlte.
„Du kennst auch meinen Namen, wie ich sehe. Ich gehe davon aus, dass du dich auch daran erinnerst, dass du zuerst meinem Sohn alles genommen hast indem du ihm die Chance Protector zu werden zerstört hast“, sagte Zarkov.
„Dafür ist die Organisation der Protectoren verantwortlich mit ihren schrecklichen Prüfungsmethoden. Es hieß entweder er oder ich. Und den Kampf hat er ehrenhaft verloren. Aber er konnte sich damit nicht abfinden und hat versucht mich als Betrügerin dastehen zu lassen“, antwortete Sarah.
„Ach so… Und das hat es dann gerechtfertigt, dass du im Anschluss auch mir alles genommen hast indem du ihn getötet hast?“, kommentierte Zarkov überlegen und in einer gewissen Art ironisch.
„Dein Sohn war ein fieses Stück Scheiße und er hatte einen Auftrag der Organisation auf sich ausstehen! Er hat verdient was er bekommen hat!“, schrie Sarah ihn wütend an.
„Mein Sohn hatte dir nichts getan und ganz bestimmt hatte er dir nichts angetan was seinen Tod rechtfertigen würde“, antwortete Zarkov erstaunlich gelassen.
„Er war ganz bestimmt nicht der gute Kerl als den du ihn hinstellst. Er war unausgeglichen, ungeduldig und ein beschissener kleiner verwöhnter Balg“, antwortete Sarah ihm, bevor sie einmal kurz durch atmete um ihre Wut zu kontrollieren. „Was ist mit dir, Zarkov Rush? Wie viele Unschuldige hast du denn schon getötet, einfach nur weil es dein Auftrag war?“, fragte Sarah nun viel ruhiger.
„Es geht hier nicht um mich oder um das was ich getan habe“, antwortete dieser lediglich.
„Oh doch, das tut es. Auch du hast mir alles genommen. Erinnerst du dich an den Protector „Malevolence“, den du dazu gebracht hast mich zu töten? Mit dieser Aktion hast du mir ebenfalls alles genommen“ sagte Sarah und tat sich hörbar schwer daran ihren Hass zu kontrollieren.
„Ach, dieser Versager… Hätte er Erfolg gehabt müsste ich die Sache jetzt nicht selbst übernehmen. Aber so ist das eben. Wirklich gute Leute sind unglaublich schwer zu finden. Moment…“, antwortete Zarkov Rush und begann im Anschluss darauf erneut drauf los zu lachen. „Das ist wirklich zu lustig… Du und er, ihr wart ein Liebespaar oder wie? Hat man dir nicht beigebracht, dass es Liebe unter Protectoren nicht gibt? Dass wir alle Konkurrenten sind und jeder den anderen jederzeit verraten kann und auch wird?“, brachte er zwischen seinen Lachern noch heraus und hatte hörbare Probleme sich wieder zu fangen.
„Du bist der Letzte von dem ich mir so etwas sagen lasse, du verdammter Abschaum. Du spielst dich hier auf als ob du ein besserer Mensch wärst, aber letzten Endes bist du nur ein Auftragsmörder, genau wie ich auch. Und der MODULAR den du da hast beweist, dass du ganz besonders viele Leute auf dem Gewissen haben musst. Sei es drum... Ich wollte nur dass du weißt, dass ich auch eine Rechnung mit dir offen habe, wenn du gleich deinen letzten Atemzug nimmst“, unterbrach Sarah ihn und richtete bereits ihre beiden Gattlings auf ihren neuen Feind aus.
„Ich weiß jetzt schon, dass es mir richtig Freude bereiten wird dir dein kleines Lichtchen auszublasen, nachdem ich deinen Willen gebrochen habe. Du willst dich tatsächlich auch an mir rächen? Dann komm doch her, du dreckige kleine Schlampe!“, schrie nun auch Zarkov aus und schien seinen MODULAR auf den bevor stehenden Kampf vorzubereiten.

Sarah hatte definitiv ein größeres Problem als sie sich selbst zugestehen wollte zu haben. Die Tatsache, dass sie den MODULAR vor sich fast nicht einschätzen konnte wäre mehr als problematisch. Aber auch eine Maschine wie diese musste irgendeine Schwäche haben. Dazu kam noch dass sie nicht abschätzen konnte in wie fern sich vielleicht die anderen vier MODULARs dennoch in den Kampf einmischen würden und welche Voraussetzungen für ein solches Eingreifen erfüllt sein mussten. Am liebsten würde sie einfach vorstürmen und diesem Feind vor sich mit ein paar gezielten Schlägen gegen den Torso zu Fleischmatsch verarbeiten. Aber sie musste sich dringend beherrschen nicht kopflos anzugreifen. Der Hass auf diesen Mann vor sich schien keine Grenzen zu kennen. Er war der ganze Grund dafür dass Brandon das getan hatte was er getan hatte und dass er nun nicht mehr hier bei ihr war. Aber wenn sie jetzt nicht kontrolliert und strategisch vorging würde sie ihre Rache an diesem Bastard niemals bekommen. Und so atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie den ersten Schlag gegen Zarkov Rush ausführte und ihre Raketenwerfer abfeuerte bevor sie mit vollem Schub vorwärts auf ihn zustürmte und mit beiden Gattlings nachsetzte. Wie zu erwarten gewesen war verfügte dieser Feind über extreme Energieschilde, die sowohl die Projektile ihrer normalen Gattling als auch die Strahlen ihrer Strahlen-Gattling scheinbar so problemlos abfingen, dass Zarkov es nicht einmal für notwendig betrachtete sich von der Stelle zu bewegen. Auch die Raketeneinschläge schienen ihm völlig egal zu sein. Erst als Sarah den Neutronen-Strahler abfeuerte, nutzte Zarkov sein Dash-System und wich mit einem einzigen gezielten Stoß im richtigen Moment zur Seite aus. Erst jetzt entschied er sich seine sechs Waffenläufe nach vorne umklappen zu lassen und zu feuern. Mit einem schnellen Boost-Stoß nach oben und dann mit unzähligen Dash-Stößen in möglichst unvorhersehbaren Mustern nach allen Richtungen auswich, während sie versuchte in einem Bogen zurück zu weichen. Unzählige Strahlen unterschiedlicher Art verfehlten sie dabei. Darunter zwei gelb-grüne Hoch-Energiestrahlen, zwei rot-violette Plasma-Strahlen und zwei grün-weiße Neutronen-Strahlen. Das Ganze in einem Sperrfeuer in schneller Abfolge, so dass Sarah kaum Zeit bleiben sollte und sie nach der Landung mit weiteren Dash-Stößen zur Seite entkommen musste. Gewaltige Explosionen rissen Krater um ihren MODULAR herum in die Wüstenlandschaft, aber Sarah würde nicht aufgeben und feuerte weiter ihre Gattlings auf den überlegenen Feind ab und setzte anschließend einige Protonen-Projektile nach, während sie versuchte diesen mit den Boostern zu umkreisen. Aber Zarkov nutzte selbst die Booster seines MODULARs und stieß mit seiner Maschine nach oben, wo er scheinbar ohne große Schwierigkeiten über dem Boden schwebte. Die Protonen-Projektile verfehlten ihn und krachten in eine Sanddüne dahinter, wobei seine Schilde erneut problemlos die Blitze und die Schüsse von Sarahs Gattlings abfingen. Das Sperrfeuer aus Strahlen hielt er dabei aufrecht, so dass Sarah nicht die geringste Sekunde zum Durchatmen bleiben sollte. Und viel schlimmer war, dass sein kurzer Stoß in den Himmel dabei so schnell stattgefunden hatte, dass die automatische Zielvorrichtung Schwierigkeiten hatte ihm zu folgen. Auf einmal stoppe Zarkov das Strahlensperrfeuer und stürzte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Sarah zu, die ihm gerade noch Raketen entgegen gejagt hatte und nun so schnell mit Hilfe der Booster zurück wich wie sie konnte, während sie weiter mit den Gattlings auf ihn feuerte. Die Waffen erwiesen sich als völlig nutzlos, so dass Sarah sie schnell fallen ließ und stattdessen ihre Hitze-Schwerter zog und selbst damit zuschlug, als Zarkov nahe genug war, wobei sie lediglich auf zwei gewaltige Großschwerter von ihm treffen sollte, die eine eigenartige Flammenform hatten. Beide Angriffe hatten sich zu Sarahs Glück gegenseitig aufgehoben. Im daraus entstehenden Kräftemessen der beiden Maschinen war sie jedoch weit unterlegen. Nicht nur dass der MODULAR der 8ten Generation von Zarkov ein gutes Stück größer war als der ihre, er war offensichtlich auch in der Lage die höheren mechanischen Kräfte auszuüben. Schnell nutzte Sarah zweimal das Dash-System nach hinten und sollte sich so nicht nur aus dem Kräftemessen lösen, sondern auch dem darauf folgenden Schlag entkommen. Als sie selbst zuschlug war es nun Zarkov, der mit dem Dash-System nach hinten wich und den darauf folgenden Schlag mit seinen gewaltigen Schwertern abfing. Schockierend für Sarah war dabei, dass sich dieser MODULAR mit Großschwertern genauso schnell bewegen konnte wie der Ihre es mit normalen Langschwertern konnte. Und Zarkov wusste offensichtlich mit seiner Maschine umzugehen. Er galt nicht ohne Grund als ein legendärer Protector mit einem Ruf weit über dem von Sarah und schien auch eine Protectoren-ID aus genau diesem Grund nicht mehr nötig zu haben. Noch schockierter sollte Sarah jedoch reagieren, als sich der Torso des feindlichen MODULARs öffnete und eine gewaltige interne Waffe offenbarte. Ein gewaltiger rot-gelber Partikelstrahl sollte sich im Anschluss über die gesamte Wüstenlandschaft hinter Sarah ziehen und sogar noch den schwarzen MODULAR, der sich am Rand platziert hatte knapp verfehlen, wobei der Strahl dort nichts zurück ließ. Nicht einmal mehr verbrannten Sand.

Sarah konnte tatsächlich froh sein, dass sie auf Situationen wie die vorherige instinktiv reagierte und das Dash-System zur Seite genutzt hatte, bevor der Strahl sie hatte treffen können. Das hätte ansonsten ihr Ende bedeutet. Trotzdem hatte er ihren MODULAR noch gestreift, wobei dies die Energie-Schilde aufhielten. Schnell fügte sie noch einen weiteren Dash-Stoß nach hinten hinzu, so dass auch der direkt darauf folgende Schlag von Zarkovs Großschwertern völlig ins Leere ging. Schnell begannen beide ihre Schulterwaffen auszufahren und nahmen sich damit unter Feuer, während sie in kaum noch vorhersehbaren Bahnen wieder zusammen trafen und die Schwerter gegeneinander schlugen. Schnell startete Sarah ihre VAMs und ordnete sie um ihren MODULAR herum an um zusätzlich Feuerkraft gegen Zarkov zu erhalten, der die gelben Laser-Strahlen einfach von seinen Schilden abfangen ließ und scheinbar nicht weiter beachtete. Erneut feuerte Sarah ihren Neutronen-Strahler auf ihren Feind ab und verfehlte ihn um Längen, während sie in einem Bogen dessen gewaltigen Strahlen-Sperrfeuer versuchte zu entkommen. Dabei sollte zum ersten Mal einer der Hoch-Energiestrahlen in ihre Schilde einschlagen und diese beinahe zum Zusammenbruch bringen. Erschrocken musste Sarah außerdem feststellen, dass die Munition ihrer beiden Schulterwaffen bereits am Ausgehen war. Und das während sie nicht einen einzigen Treffer an ihrem Gegner gelandet hatte, dieser jedoch auch bei ihr bisher auch nur recht wenige. Aber seine Munition schien verglichen mit der ihren endlos zu sein. Schnell feuerte Sarah zwei weitere Protonen-Projektile auf ihren Gegner ab und entkam dabei zwei weiteren Plasma-Strahlen, bevor dieser sich entschied wieder nach oben aufzusteigen, wo er seine Torso-Waffe wieder zu laden begann. Sarah wusste nun, dass sie bereit sein musste, jedoch hätte sie nur wenig auf das vorbereiten können, was ihr nun bevor stehen würde. In einer schnellen Bewegung sollte Zarkov diesen Strahl einmal über sie und den gesamten näheren Bereich hinweg schwenken. Eine gewaltige Explosion sollte direkt darauf folgen. Sarahs MODULAR wurde davon nicht nur im oberen Teil getroffen, so dass die beiden Schulterwaffen abgerissen wurden, er wurde von dem gewaltigen Druck der Explosionen noch nach hinten geschleudert, so dass die Automatik für die Balance es nicht mehr schaffte die Maschine auf den Beinen zu halten. Überrascht schrie Sarah auf bevor sie sich auf dem Wüstenboden wieder finden sollte. Eine unglaublich gefährliche Situation für sie, die Zarkov direkt nutzte und sich von oben mit beiden Großschwertern auf sie stürzte. Die Protectorin schaffte es gerade noch rechtzeitig ihre Hitzeschwerter zwischen den Angriff zu halten und fing diesen zwar auf diese Weise ab, allerdings zerbrachen diese bei der gewaltigen Kraft mit der Zarkov Rush zugeschlagen hatte. Nun sollte ihn nichts aufhalten dasselbe noch einmal zu tun und damit alles zu beenden. Nichts bis auf Sarahs VAMs, die sie unbemerkt in Stellung gebracht hatte und nun Zarkov damit aus vier Richtungen unter Feuer nahm. Dieser reagierte kurz verwirrt, was Sarah die Möglichkeit geben sollte die Brandkanone in ihrem Torso abzufeuern, welche durch die Tatsache, dass der MODULAR am Boden lag nur nach oben angefeuert werden konnte. Tatsächlich zwang sie Zarkov dazu zurück zu weichen und bekam dadurch einen kurzen Moment ihren MODULAR wieder aufzurichten, so dass sie schnell mit Boostern und Dash-System zur Seite entkommen konnte, als Zarkov wieder mit seinen sechs Strahlen-Kanonen feuerte. Tatsächlich musste Sarah sich eingestehen, dass dieser Feind eine gute Ecke zu stark für sie war. Und dennoch konnte sie nicht einfach aufgeben. Es interessierte sie nicht ob sie selbst bei diesem Kampf sterben würde. Aber dieser Wichser würde es ebenso! Das schwor sie bei Brandons Grab, während sie weiterhin versuchte nicht vom Strahlengewitter ihres viel zu überlegenen Gegners getroffen zu werden. Noch einmal ordnete sie ihre VAMs um ihren MODULAR an und feuerte mit den vier gelben Laserstrahlen in dessen Energie-Schilde, bevor sie die VAMs zurück zu ihrem MODULAR rufen und zunächst neu aufladen musste. In der Regel fand Sarah während des Kampfes immer irgendeine Schwachstelle an ihrem Feind, die sie gegen ihn verwenden konnte. Aber dieser hatte keine Schwachstellen. Er war einfach völlig perfekt in allen Belangen. Das einzige was diesen MODULAR vielleicht besiegen könnte, wäre ein MODULAR einer noch höheren Generation als es dieser war. Wie sollte sie ihn dann besiegen? Erneut versuchte Sarah es mit Raketen, die sich als genauso nutzlos heraus stellten wie die meisten anderen ihrer Waffensysteme. Schnell sollte der gewaltige MODULAR ihres Feindes vorstoßen und mit den beiden Großschwertern zuschlagen. Und obwohl es so schnell ging, dass Sarah ihm kaum folgen konnte, schaffte sie es im genau richtigen Moment den Dash-Stoß zur Seite abzugeben, so dass sie ihm entkommen konnte. Dies wäre der passende Moment für einen Gegenangriff. In einer schnellen Reaktion aktivierte Sarah die Energie-Klingen ihrer Maschine und stürmte vor. Alles was sie brauchte war ein Treffer an der richtigen Stelle und die Sache wäre erledigt. Nur ein Treffer und…

Sarah versuchte gerade noch zu verstehen was geschehen war. Es ging einfach viel zu schnell. Im einen Moment stürmte sie noch auf ihren Feind zu, bereit dessen Torso zu durchstechen und im nächsten war ihr MODULAR um einen Arm erleichtert worden, hatte einen Tritt genau in den Bereich eingesteckt in dem sich bei Sarahs Maschine das Cockpit befand und mehrere Treffer von Zarkovs Strahlenwaffen eingesteckt. Wie war das überhaupt möglich? Schockiert sah Sarah genau vor sich, wo sie die Cockpitabdeckung nur noch wenige Zentimeter vor ihrer Nase hatte. Der Bildschirm war zerstört und ihre Sicht nach draußen auf diese Weise nicht mehr vorhanden. Für den Bildschirm existierte auch kein Ersatzsystem. Und wieso konnte sie ihr linkes Bein nicht mehr richtig fühlen? Wieso schmerzte ihr Schädel so sehr? Immer weiter wurde ihr MODULAR durchgeschüttelt, wahrscheinlich von weiteren Treffern von Waffensystemen. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis die Panzerung ebenfalls versagen würde und irgendeine davon den Reaktor treffen und zerstören würde. Sie hatte diesen Kampf eindeutig verloren. Es gab nichts mehr, dass sie nun noch dagegen unternehmen konnte. Aber da war dieses eigenartige Gefühl, dass sie hatte. Dieses eigenartige Gefühl, dass es so nicht einfach zu Ende gehen durfte. Es musste noch etwas geben, dass sie tun konnte. Irgendetwas. Sie konnte diesen verdammten Bastard nicht gewinnen lassen. Wie wollte sie das Brandon im Jenseits erklären? Und so begann sie schnell zu mustern was sie noch an Optionen hatte. Der rechte Arm ihres MODULARs war noch da und voll funktionsfähig, ebenso der Hauptbooster und ein paar der Triebwerke des Dash-Systems und die VAMs. Das müsste reichen, dachte Sarah sich. Direkt nach dem letzten Treffer bewegte sie den verbliebenen Arm ihrer Maschine nach Gefühl in Richtung der Cockpitabdeckung, ließ diese greifen und riss sie mit einer gezielten Bewegung aus. Eine riskante Aktion, bei der sie sich auch hätte selbst zerquetschen können, aber das war Sarah mittlerweile völlig egal. Alles was sie noch interessierte war der möglichst grausame Tod dieses Mannes dort vor sich und die Tatsache, dass sie nun wieder Sicht nach außen hatte. Und so nutzte sie direkt Booster und Dash-System, so dass ein Hoch-Energiestrahl und ein Plasma-Strahl sie knapp verfehlten und stürmte direkt vorwärts. Ihr Puls raste und Herzschlag war so fest, dass er spürbar war. Jeder Treffer wäre ihr Ende. Es gab keine Toleranz für Fehler, als sie durch Zarkovs Strahlenhagel hindurch tauchte und noch einmal durch Seite wich als Zarkov seine Hauptkanone abfeuerte. Das war nahe genug, dachte Sarah sich als sie die Energie-Klinge aktivierte und ihrem Feind weiter entgegen stürmte. Dieser war jedoch wesentlich schneller und schlug mit beiden Großschwertern von oben nach unten zu. Das wäre das Ende. Sarah hatte sich völlig verschätzt. Oder nicht? Da sie alle Energiereserven für die eine Klinge zur Verfügung hatte, war diese auch besonders durchschlagend, so dass sie durch die Schwerter schneiden sollte wie durch Papier. Ebenso durch Zarkovs Panzerung, der es gerade noch schaffen sollte mit einem Dash-Stoß nach hinten zu entkommen, wobei die Klinge dennoch den MODULAR streifte und einen Spalt in dessen Torso hinterließ, der sich auch noch über die Hauptwaffe ziehen sollte. `Verdammt!´, fluchte Sarah innerlich, aber sie würde dennoch nicht aufgeben und stürmte weiter voran. Dieses Mal würde sie einen Stich auf Zarkov ausführen und sie würde treffen. Plötzlich aktivierte auch Zarkov zwei hellgrüne Energieklingen an seinen Armen und stach mit beiden zu. Auch er würde ihren Torso treffen, aber das war für Sarah in diesem Moment völlig egal. Sie würde nicht zurück weichen und Zarkov würde sie nicht die Möglichkeit lassen zurück zu weichen. Metall krachte lautstark als beide Maschinen gegeneinander krachten und die Energieklingen einmal durch sie hindurch stießen. Blut spritzte und Sarah schrie einmal laut auf vor Schmerzen als die grüne Energie sie treffen sollte. Aber auch bei Zarkov spritzte Blut aus dem Cockpit, dass sie direkt getroffen hatte und Sarah konnte seine lautstarken Schmerzensschreie hören und genoss sie auf eine erschreckende Art und Weise. Es war ausgeschlossen, dass sie ihn dabei nicht auch direkt getroffen hatte.
„Ich verstehe... Ich hoffe du bist bereit für die Hölle die dich von nun an erwarten wird, Sarah Johnson“, kommentierte Zarkov noch einmal schwach durch den Kommunikations-Kanal, den sie beide offen gelassen hatten, bevor er hustete hörbar nach Luft rang und dann still sein sollte. Offensichtlich war er gestorben. Nicht zuletzt zeigte sich das auch dadurch, dass seine grünen Energieklingen sich deaktivierten und der MODULAR sich einfach mit einem kleinen Schubser zurück stoßen ließ.

Sarah hatte einen gefährlichen Treffer abbekommen. Der gesamte Innenraum war mit Blut bespritzt und sie fühlte ihren rechten Arm nicht mehr. Das Atmen fiel ihr schwer und nach einem Huster sollte sie Blut ausspucken. Zusätzlich hatte sie das Gefühl, dass ihr gesamter Körper weh tun würde. Dies war ihr Ende, dessen war sie sich sicher. Ob jetzt durch diese Verletzungen oder durch die vier anderen Protectoren um sie herum, wäre ihr absolut egal. Aber sie würde auch hier nicht kampflos gehen. Sie würde auch diesen Typen so viel Schaden zufügen wie sie noch könnte. Und so aktivierte sie ihre Energie-Klinge noch einmal und wandte sich einmal einem nach dem anderen zu. Diese schienen sich zu beraten, was genau sie nun machen sollten. Immerhin hatte ihr Auftraggeber gerade ins Gras gebissen und jede Handlung, die sie durchführen würden, wäre unbezahlt. Allerdings war da noch Zarkovs MODULAR, der mit nur ein paar Reparaturen vielleicht bald der MODULAR von einem von ihnen werden könnte. Oder sie zerlegten ihn und verkauften die Teile wieder für großen Profit. Plötzlich entschieden sich zwei der vier einfach zu verschwinden. Die beiden übrigen, der schwarze MODULAR mit Panzerbeinen und der gelbe vierbeinige MODULAR blieben noch länger. Beide aktivierten ihre Waffensysteme und richteten sie aufeinander aus und schienen Sarah dabei einmal völlig zu ignorieren. Wollten sie etwa gegeneinander kämpfen? Das wäre doch jetzt nicht deren Ernst! Sarah wusste für den Moment gar nicht wie sie überhaupt auf die Situation reagieren sollte. Aber sie war auch schrecklich abgelenkt und musste ihre gesamte Kraft dafür aufbringen weiter zu atmen und am Leben zu bleiben. Ihre Sicht sollte langsam verschwimmen und es wäre nicht mehr lange bis sie sich nicht mehr wach halten könnte. Plötzlich deaktivierte der gelbe MODULAR seine Waffen und verschwand ebenfalls. Der schwarze MODULAR wandte sich daraufhin noch einmal Sarah zu. Und auch wenn sie genau wusste dass MODULARs niemanden speziell ansehen konnten, so war sie sich sicher, dass die rot leuchtenden Kameras im Kopf der Maschine sich gerade ganz speziell auf sie ausgerichtet hatten. Für einen kurzen Moment, der Sarah wie eine Ewigkeit erschien starrte sie der schwarze MODULAR an und sie starrte zurück, bevor auch dieser seine Waffen deaktivierte und sich auf den Weg machte, wahrscheinlich zurück in seine Basis. Verwirrt starrte Sarah der gewaltigen schwarzen Maschine nach und versuchte zu verstehen, was gerade geschehen war. Aber letzten Endes entschied sie, dass es völlig egal wäre. Sie hatte sowieso im besten Fall noch ein paar Minuten zu leben. Genug Zeit für sie. Im Wesentlichen konnte sie den Tod kaum noch erwarten. Endlich würden diese Schmerzen enden und endlich müsste sie nie wieder jemandem der es nicht verdient hatte etwas antun. Noch viel mehr freute sie sich aber darauf Brandon endlich wieder zu sehen, zumindest wenn der Tod so funktionierte, dass es so etwas wie ein Jenseits gab. Und wenn nicht wäre ihr auch das egal. Ihn nicht mehr vermissen zu müssen, würde ihr in diesem Fall auch genügen. Es war ohnehin nicht so als hätte sie die Wahl. Und so ließ sie einfach los.
„Sarah? Sarah! Halte durch! Wir sind unterwegs!“, konnte sie noch Luana über den nun nicht mehr gestörten Kommunikations-Kanal rufen hören, während ihr MODULAR einfach unkontrolliert in irgendeine Richtung in den Wüstensand kippte. Das war das letzte was Sarah vernehmen sollte, bevor ihr schwarz vor Augen werden sollte und sie nichts mehr wahrnehmen konnte. Nichts, lediglich noch die Schwärze der Nichtexistenz.

Die Folgen: Das Erwachen

Schreiend sollte Sarah aus ihrem Zustand der Bewusstlosigkeit erwachen. Dieses Mal war es anders gewesen als das letzte Mal. Erneut waren da diese zerstückelten Erinnerungen, die plötzlich mitten ins Geschehen einblendeten und dann wieder ausblendeten. Sie konnte sich erinnern, dass mehrere Transporter in ihrer Nähe gelandet waren. Darunter auch der den sie besonders gut kannte weil es ihr eigener gewesen war. Dann konnte sie sich erinnern, dass zwei Männer sie laut fluchend aus ihrem MODULAR geholt hatten. Zwei Männer die ihr bekannt vorgekommen waren. Sie hätte schwören können, dass es sich bei einem davon um Mark gehandelt hatte und bei dem anderen um Jonathan. Ganz sicher war sie sich da aber nicht, denn bevor sich ihre Sicht hatte an die Lichtverhältnisse anpassen können setzte ihre Erinnerung wieder aus und es gab nur noch Schwärze. Es folgte eine weitere kurze Situation in der die beiden Männer sie in einen anderen Transporter getragen hatten, während eine blonde Frau über ihr gebeugt war und ihren Namen rief und Dinge sagte, die Sarah sich nicht weiter gemerkt hatte. War das Luana gewesen? Auch hier verschwamm die Erinnerung zu schnell wieder in die Schwärze des Nichts, bevor sich die Sicht hätte normalisieren und anpassen können. Es folgte eine weitere Ansicht, bei der sie liegend in ein helles Licht an der Decke starrte, während eine Reihe von Personen und auch Robotern über sie gebeugt waren und irgendetwas an ihrem Körper taten, was Sarah weder erkennen noch fühlen konnte. Sie versuchte nach zu sehen, aber sie war dazu nicht in der Lage. Plötzlich bemerkte einer der Anwesenden scheinbar dass sie ebenfalls anwesend war und tat irgendetwas, woraufhin es nicht sehr lange dauern sollte bis Sarahs Ansicht wieder komplett schwarz werden sollte. Während sie auch dieses Mal Bruchstücke von Erinnerungen an das Geschehen nach dem Kampf mit Zarkov Rush angesammelt hatte, hatte ihr Gehirn sie dieses Mal weiter zurück geführt als sie es gewollt hatte. So war ihr danach die Hälfe ihres Lebens noch einmal vor Augen abgelaufen. Sie erinnerte sich an die Protectoren-Prüfung, an Zenon Rush, wie sie dessen Leben zerstört hatte und das für eine Sache hinter der sie nicht einmal wirklich stehen sollte, nachdem sie erfahren hatte, worum es sich tatsächlich handelte. Sie erinnerte sich an den Schrecken ihres ersten Auftrags und an die grauenhaften Situationen, die noch folgen sollten. Sie erinnerte sich an ihre alte Schein-Freundin Natalia und an… an Brandon und an die schönste Zeit ihres Lebens. Und daran, dass sie es war, die diese Zeit beendet hatte. Es folgte ein Erinnerungsbruchstück aus dem Kampf mit Zarkov Rush. Die letzte Situation bei der sie beide ihre Energieklingen in den MODULAR des anderen gerammt hatten und Sarah der rechte Arm abgetrennt worden war. Diese Situation war es auch gewesen, die sie dazu gebracht hatte schreiend aufzuwachen. Panisch sah sie sich um und stellte fest, dass sie in einem klassischen Behandlungszimmer eines Unfall- und Heilzentrums, in einem klassischen Krankenbett lag. Beatmet wurde sie dieses Mal nicht, aber unzählige Geräte standen im Raum herum und überwachten ihre Körperfunktionen. Nun sollte der Moment kommen, den sie am aller meisten fürchtete. Der Blick zu ihrem rechten Arm. Zu ihrer eigenen freudigen Überraschung war dieser jedoch noch genau dort wo er sein sollte. Ein Versuch ihn zu bewegen stellte sich als erfolgreich heraus. Alles war so wie es sein sollte. Bis auf diese Narben direkt an ihrer rechten Schulter, die sich über ihren gesamten rechten Oberkörper ziehen sollten. Auch ihre Beine ließen sich ganz normal bewegen, wobei sie auch hier an der linken Hüfte eine gewaltige Narbe vorfinden sollte. Was war genau nach ihrem Kampf mit Zarkov Rush passiert? Und wie würde es jetzt weiter gehen? Dieses Mal schien niemand auf ihr Erwachen gewartet zu haben. Wer hätte darauf auch warten sollen? Brandon war tot und das Team hatte sich bestimmt schon nach einem neuen Arbeitgeber umgesehen. Eine Tatsache, die sie sich wieder wünschen ließ, dass sie tatsächlich tot wäre. Aber es hatte auch keinen Sinn sich zu viele Gedanken darüber zu machen und so legte Sarah einfach ihren Kopf wieder ab und versuchte weiter zu schlafen oder vielleicht einfach trotzdem noch zu sterben. Es gab nun nichts mehr, dass sie in diesem Leben noch erreichen wollte oder wofür es sich lohnte zu existieren.

Es dauerte eine ganze Weile bis das erste medizinische Personal überhaupt erst bei ihr erscheinen sollte. Allerdings waren die sehr verschwiegen, was das Geschehen nach ihrem Kampf mit Zarkov Rush anging oder ihren medizinischen Zustand. Auch die Frage wer denn die Rechnung für das alles hier bezahle wollte man ihr nicht beantworten. Sie erledigten einfach ihre Arbeit und ließen Sarah dann wieder in ihrem Zimmer alleine. Es sollte ganze zwei Wochen dauern, bis tatsächlich die erste Person sie in ihrem Krankenzimmer besuchen kommen sollte. Sarah staunte tatsächlich nicht schlecht, als sie Luana in das Zimmer kommen sah anstelle von jemandem vom Personal oder einem Roboter.
„Hi Sarah. Wie geht´s dir?“, sprach Luana sie auf ihre übliche freundliche, positive Art an.
„Oh, Hallo Luana“, grüßte Sarah noch etwas überrascht zurück. „Dafür dass ich nicht mehr genau weiß was mir beim letzten Auftrag alles genau passiert ist, eigentlich ziemlich gut würde ich sagen“, antwortete sie ihr dann. „Ich weiß auf jeden Fall nicht, weshalb genau sie mich hier noch so lange fest halten“, fügte sie dann noch schnell hinzu.
„Naja, sie wollen halt wissen, ob auch alles vernünftig funktioniert, bevor sie dich gehen lassen“, antwortete Luana und verwirrte Sarah sehr. Hatte Luana gerade „funktioniert“ gesagt? Was sollte das denn bedeuten? „Oh mein Gott. Sie haben es dir nicht gesagt?“, fragte diese noch einmal genauer nach, nachdem sie Sarah die Verwirrung im Gesicht wohl angesehen hatte.
„Was haben sie mir nicht gesagt?“, fragte nun Sarah eindringlich und fast ein wenig aggressiv.
„Ich weiß gerade auch nicht genau, wie ich dir das sagen soll… Also… Ähm… Als wir dich gefunden haben, war dein rechter Arm ab und dein linkes Bein völlig zerstört, so dass sie es nicht mehr retten konnten. Sie mussten das linke Bein abnehmen und der rechte Arm war schon ab. Wir haben dann entschieden, dass sie das beste tun sollten, was sie konnten und das war dir die besten Protesen anbauen, die sie hatten“, erklärte Luana.
„Aber… Es fühlt sich völlig normal an…“, kommentierte Sarah noch verwirrter als vorher.
„Ja, weil sie im Wesentlichen deinen richtigen Arm und dein richtiges Bein mit Hilfe von mechanischen Teilen neu verbunden haben. Das ist zumindest was sie mir erklärt haben und was ich verstanden habe“, antwortete Luana ihr. „Wenn du keinen Unterschied bemerkst ist das auf jeden Fall das absolut optimale Ergebnis. Viel besser hätte es gar nicht laufen können“, fügte sie dann noch hinzu und versuchte mal wieder so viel Positivität auszustrahlen wie sie konnte.
„Moment mal… Bedeutet das jetzt nicht auch, dass ich augmentiert bin?“, warf Sarah immer noch etwas verwirrt von der ganzen Situation ein.
„Nun, in gewisser Weise… Ja schon… Denke ich…“, antwortete Luana unsicher. „Soweit ich weiß haben sie dir auch eine genetische Anpassung gegeben, weil das mit der Verbindung der echten Nerven mit den elektischen Bahnen der neuen Teile nicht hingehauen hätte oder so. Und weil sie extrem heftig an dir rum geschnipselt haben und sie meinten dass du verbesserte Regeneration bräuchtest um das überhaupt überleben zu können“, fügte sie dann noch schnell hinzu.
„Sonst noch was, was sie verbessert haben ohne vorher zu fragen?“, warf Sarah nun noch ein und konnte nicht vermeiden, dass sie nach außen hin etwas wütend wirkte.
„Ich bin mir nicht sicher. Das müsstest du die fragen“, antwortete Luana und schien ein wenig zu verzweifeln. Sarah atmete einmal tief durch. Es war nicht Luanas Schuld, dass die Situation so war, wie sie es war. Es war ihre Eigene und die von Zarkov Rush. Sarah konnte sich lediglich aus tiefstem Herzen wünschen, dass der Kerl in der hintersten Ecke der Hölle gelandet war und dort durchgehend gequält wurde.
„Verstehe…“, antwortete sie dann viel ruhiger. „Wie lange war ich weg? Was hab ich verpasst? Und wer bezahlt die Rechnung für das alles hier?“, fragte sie dann ihre Angestellte weiter aus.
„Naja… Weg warst du zwei ganze Monate und es ist echt viel passiert in der Zeit. Aber bevor ich dir das alles erzähle… Mach dir wegen der Rechnung keine Gedanken. Du hast diesen Kampf gegen Zarkov Rush ja auf diesen gefälschten Auftrag hin geführt und der hat genug eingebracht um die Rechnung hier, die MODULAR-Reparaturen, unsere Gehälter und sogar die regelmäßigen Medikamente für Jonathans Familie weiter zu bezahlen. Das geht also schon in Ordnung“, antwortete Luana mit einem ihrer für sie typischen, unglaublich freundlichen Lächeln.
„Und was hab ich jetzt verpasst?“, fragte Sarah noch einmal, wobei sie selbst bemerkte wie sich ihr Tonfall verbessert hatte.
„Nun ja… Ähm… Das ist nicht ganz so ne schöne Sache. In den letzten zwei Wochen ist echtes Chaos überall auf der Welt ausgebrochen. AWATAR und die NTA haben einen Krieg angefangen und im Gebiet der Nakamoto Corp herrscht das blanke Chaos. Angeblich soll sich dort einer ihrer Overlords versuchen vom Konzern loszulösen und seinen eigenen zu starten, komplett mit eigenem Gebiet und eigenen Regeln“, erklärte Luana ihr dann und Sarah nahm die Informationen gelassen hin für das was sie bedeuteten. Der Frieden zwischen den Konzernen war nun also gebrochen und im Gebiet des einen herrschte eine Art Bürgerkrieg. Das würde sicherlich viel Arbeit und viele Aufträge für Sarah bedeuten, sobald sie wieder aktiv Aufträge ausführen könnte. Allerdings auch viel Gewinn und vielleicht bald die Option diesen einen Schritt zu gehen, den sie schon lange gehen wollte.
„Wo sind eigentlich die anderen?“, fragte sie dann noch einmal.
„Ach die? Mark wird wieder irgendwo im Puff rum hängen oder so… Lucius hat versucht den Transporter etwas besser zu machen, so dass er auch in Gefechten nützlich sein kann und Danica und Jonathan arbeiten die letzten zwei Monate mit Hochdruck daran die beiden MODULARs wieder so hinzubekommen, dass du sie gleich benutzen kannst, wenn du wieder da bist“, antwortete Luana.
„Verstehe. Ihr habt euch also nicht nach jemand anderem umgesehen, während ich weg war“, kommentierte Sarah die Situation, wobei sie selbst nicht genau wusste wie sich über diese Tatsache jetzt genau fühlen sollte. Auf der einen Seite war es vollkommen bescheuert von den vieren sie nicht nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen und auf der anderen Seite fühlte sie sich positiv berührt von der Tatsache, dass diese Vier ihr so loyal waren.
„WAS? Warum sollten wir das machen? Wir mögen dich wirklich, Sarah... Und Jonathan verdankt dir echt viel“, antwortete Luana ihr daraufhin. Sarah versuchte sich zusammen zu reißen, da sie das tiefe Bedürfnis hatte in Tränen auszubrechen.
„Luana… Nimm mir das jetzt bitte nicht übel… Aber ich glaube ich muss jetzt gerade etwas alleine sein…“, brachte sie langsam heraus.
„Klar doch Sarah… Ich gehe dann mal wieder… Ich will auch echt nur noch, dass du weißt, dass die Basis und das Team auf dich warten“, antwortete Luana und lächelte wieder auf ihre unglaublich freundliche Art. Sarah nickte ihr noch kurz zu und dann ging sie wieder. Erst nachdem sie die Tür draußen war und das Krankenzimmer ganz sicher verlassen hatte erlaubte Sarah sich den Tränenausbruch, den sie schon eine ganze Weile vor sich her schob. Tränen der Freude, aber auch Tränen der Trauer, der Verzweiflung und des Schmerzes.

Sarah sollte noch zwei weitere Wochen im Unfall- und Heilzentrum verbringen und das ohne jeden Grund, zumindest wenn man Sarah fragte. Luana hatte ihr ja erklärt, dass die Augmentierungen erst noch ausreichend getestet werden sollten, bevor man sie wieder gehen ließ. Aber Sarah konnte selbst nicht das geringste Problem erkennen. Es war sogar so, dass sie mit den mechanisch verstärkten Gliedmaßen im Stande war wesentlich mehr Kraft aufzubringen wie sie es jemals mit ihren echten hatte können. Luana erwies sich dabei außerdem als äußerst gute Angestellte und Sarah war fast geneigt sie als Freundin zu bezeichnen. Immerhin kam sie an gleich sechs Tagen dieser zwei Wochen zu Besuch und berichtete Sarah das neueste aus der Basis und vom Team, vom Krieg der NTA gegen AWATAR und vom Bürgerkrieg im Nakamoto Corp-Gebiet. Oder manchmal auch nur einfach die neuesten Geschichten von ihren Konzertgängen oder von Bands von denen sie meinte dass Sarah sie unbedingt mal hören sollte. Auf die Frage hin ob sie denn keine anderen Freunde hätte, hatte Luana geantwortet, dass die meisten ihr nicht halb so gut zuhören würden wie sie und das meiste am nächsten Tag schon wieder vergessen hätten. Und dabei war es Sarah, die eigentlich ein völlig gestörtes Verhältnis zu den Menschen hatte oder sich zumindest so fühlte als ob. Und dann sollte es endlich so weit sein und Sarah sollte endlich zurück dürfen. Während sie sich auf der einen Seite auf die Rückkehr in ihre Basis, in ihr Zuhause, freute machte ihr das Wiedersehen mit dem Team ein wenig Sorgen. Sie konnte das Spiel, dass sie mit denen spielte nicht mehr ewig spielen. Es würde immer schwieriger werden sich um ihre Sorgen und Probleme zu kümmern und sich gleichzeitig deren Dankbarkeit zu entziehen. Genauso wenig könnte sie wahrscheinlich noch länger gemeinschaftlichen Aktivitäten aus dem Weg gehen. Luana legte es ja förmlich darauf an sie mit auf ein Konzert zu schleppen seit sie das erste Mal mitbekommen hatte, dass Sarah sich ein paar Stücker von Devastation im Gemeinschaftsbereich aufgelegt hatte. Nun würde sie aber zuerst einmal wieder zurück in ihre Basis kehren. Nach einer längeren Fahrt mit Hochgeschwindigkeits-Magnetbahn und selbstfahrendem Taxi sollte Sarah sich vor den Toren ihrer Basis wieder finden. Wie üblich wenn jemand in die Basis wollte richteten sich die automatischen Türme auf diese Person aus und ein Laser scannte die Person, in diesem Fall Sarah. Ob sie sich daran wohl jemals gewöhnen könnte? Jedes Mal bekam sie Angst, dass der Scanvorgang schief gehen würde und die Geschütze sie vernichten würden. Und jedes Mal grüßte sie das automatische System der Basis erneut mit seiner tiefen, verzerrten Stimme und öffnete ihr die Tür. Es würde vielleicht langsam Zeit, dass sie diese Ängste endlich los würde. Langsam trat sie durch die Tore und zum Wohnbereich wo sie ebenfalls durch die Tür trat und ihre Taschen den Robotern übergab. Zuerst stand für Sarah an sich einmal bei allen Teammitgliedern zurück zu melden, wobei ihr der Gedanke einen tiefen Seufzer entlockte. Und tatsächlich hatte sich das gesamte Team in Erwartung ihrer Rückkehr im Gemeinschaftsbereich eingefunden und sie dort bereits erwartet.
„Hi, Sarah! Willkommen zu Hause!“, rief Luana direkt als erste aus und umarmte sie herzlich. Erst nach gefühlten fünf Minuten trennte sie sich wieder von Sarah.
„Willkommen zurück in der Basis, Sarah“, meldete sich nun Danica zu Wort und umarmte sie ebenfalls, wenn auch nur kurzzeitig.
„Ähm… Hallo, Sarah…“, sagte nun Lucius und schüttelte ihr lediglich die Hand, da er offensichtlich etwas unsicher wie genau jetzt das passende Vorgehen war.
„Hey Sarah. Willkommen zurück“, sagte nun Mark der ihr ebenfalls nur die Hand schüttelte, wenngleich er dabei etwas sicherer wirkte als Lucius. Als letzter war Jonathan an der Reihe, der nichts sagte, sondern sie einfach nur umarmte, was alle Anwesenden, inklusive Sarah ein wenig überraschte. Es ergab jedoch Sinn, dass er so reagierte nachdem was Sarah für ihn getan hatte. Sie konnte allerdings nicht leugnen, dass es sich etwas befremdlich anfühlte von einem Koloss wie Jonathan herzlich umarmt zu werden.
„Äh… Danke alle zusammen… Ich bin auch wirklich froh wieder hier zu sein“, antwortete Sarah selbst noch ein wenig unsicher und sah sich im Raum um. Tatsächlich hatte sich während ihrer Abwesenheit nicht das geringste verändert. Alles war genauso wie es immer war und auf eine gewisse Art fühlte sich das wirklich gut an.
„Ach ja… Sarah… Jonathan muss dir da wohl noch was zeigen“, sagte nun Luana.
„Oh, ich glaube da hast du wohl recht“, kommentierte Jonathan verlegen und ging zum Aufzug. „Komm schon“, sagte er dann und noch etwas unsicher folgte Sarah ihm hinein. Sie konnte außerdem sehen wie er den Hangar als Zielpunkt wählte. Der Weg dorthin sollte allerdings eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Eine Zeit des unangenehmen Schweigens, denn Jonathan war nicht unbedingt ein Mann der vielen Worte.
„Wie geht´s eigentlich deiner Familie, Jonathan?“, nutzte Sarah dennoch die Zeit für eine Nachfrage.
„Gut… Wirklich gut, dank dir… Es ist möglich, dass meine Tochter die Medikamente bald wieder absetzen kann, weil es ihr besser geht“, antwortete er ihr und lächelte dabei, was er ohnehin äußerst selten tat. Aber das sollte Sarah sagen, dass er das nicht nur einfach so erzählte.
„Das freut mich wirklich sehr, Jonathan“, antwortete Sarah. „Und deine Frau?“
„Das wird wohl noch etwas länger dauern und über den Berg ist sie auch noch lange nicht. Aber unsere Familie ist wirklich zuversichtlich“, sagte Jonathan noch bevor der Aufzug an seinem Ziel ankam und sich die Türen öffneten. Der Anblick der sich Sarah daraufhin bot war tatsächlich unerwartet. Jonathan hatte es nicht nur geschafft ihren momentanen MODULAR zu reparieren, sondern auch noch den, den sie nach dem Gefecht mit Zarkov geborgen hatten und der ursprünglich diesem gehört hatte. Nach geltendem Bergungsrecht gehörte dieser jetzt eindeutig Sarah, wenngleich es gleichzeitig nach geltenden Regeln der Protectoren unklar war ob sie ihn überhaupt einsetzen dürfte oder ob ihr Rang nicht zu niedrig dafür war. Fakt war jedoch, dass der MODULAR einsatzbereit wäre, wenn sie ihn bräuchte und einsetzen dürfte. Als ob das nicht genügen sollte befanden sich ein dritter und ein vierter MODULAR im Hangar. Dabei handelte es sich um das Vorgängermodell ihres Momentanen, welcher aus der 6ten Generation stammte und um ihren aller ersten MODULAR aus der 4ten Generation.
„Wow! Ich hätte niemals erwartet auch nur einen einzigen davon je wieder in einem Stück zu sehen“, kommentierte sie während sie die Maschinen mit großen Augen ansah. „Wie hast du besonders die beiden nochmal hinbekommen? Ich dachte die wären höchstens noch gut für den Schrottplatz“, fragte sie ihren Mechaniker dann schnell.
„Ich weiß nicht welcher Honk dir das erzählt hat, aber reif für den Schrottplatz waren die noch lange nicht“, antwortete Jonathan gelassen, bevor Sarah ihn einmal von sich aus umarmte.
„Danke Jonathan“, sagte sie dabei.
„Ist mein Job hier“, antwortete dieser lediglich.
„Trotzdem danke“, kommentierte Sarah ihm.
„Nein… Ich danke dir… Für das was du für meine Familie getan hast“, sagte Jonathan abschließend und Sarah stoppte die Umarmung. Keine Sekunde darauf traf der Aufzug ein und Luana kam zu den beiden dazu.
„Sarah… Ich unterbreche das hier echt nur ungern… Aber da ist gerade etwas passiert was du dir ansehen musst“, sagte sie und wirkte unerwartet besorgt dabei.

Es kam Sarah wie eine Ewigkeit vor die der Aufzug brauchte bis er in der passenden Ebene angekommen war. Was konnte denn nur passiert sein, dass es Luana solche Angst machte, dass man es ihr ansehen konnte? Und was konnte so wichtig sein, dass Sarah sich direkt selbst darum kümmern müsste? Sarah konnte nicht leugnen, dass ihr selbst etwas Angst machte, wenn sie Luana mit angespannten Schultern, auf den Boden sehend und mit gefalteten Händen im Aufzug stehen sah. Mittlerweile war der Lift an seinem Bestimmungsort angekommen und beide stiegen aus, wobei Luana Sarah in ihren Arbeitsbereich führte. Ein großer, rund gebauter Arbeitstisch, der im Halbkreis um einen recht gemütlich wirkenden Drehsessel gebaut war und eine scheinbar endlose Menge an holographischen Anzeigen, holographischen Bildschirmen und holographischen Bedienelementen nach oben abstrahlte. Ein typischer Arbeitsplatz eines Operators eines Protectoren eben. Es war klar, dass dieser Arbeitstisch eine der Hauptverbindungen zum Hauptcomputer der Basis darstellte. Allerdings reagierte Sarah nur noch verwirrter als sie versuchte aus den unzähligen Anzeigen, die Luana gleichzeitig aktiv geschaltet hatte, das tatsächliche Problem zu erkennen.
„Was wolltest du mir denn jetzt so dringend zeigen?“, fragte Sarah verwirrt und Luana deutete mit dem Finger auf eine der Anzeigen, die eine Nachricht zeigte. Als Absender erkannte Sarah den Namen „Takeshi Nakamoto“, des höchsten Overlords der Nakamoto Corp persönlich. Alleine das war schon ungewöhnlich genug. Weshalb sollte sich ein Overlord direkt an eine Protectorin wenden und nicht den normalen Weg über die Lobby wählen? Was könnte dieser Kerl nur von ihr direkt wollen? Als Sarah jedoch die Nachricht lesen sollte schien sie selbst kurzzeitig zu erstarren und brauchte einen Moment um sich zu sammeln.
„Ist das irgendein Streich von euch zu meiner Rückkehr oder so?“, fragte sie dann und Luana schüttelte lediglich den Kopf. Sie war ohnehin seit der Nachricht ungewöhnlich still geworden.
„Guten Tag, Abomination. Wir hoffen ihre Rückkehr in ihre Basis war angenehm. Wie sie sicher erfahren haben, steht es nicht besonders gut um unseren Konzern. Ein Unruhestifter in den eigenen Reihen versucht sich vom Gesamtkonzern abzuspalten und hat ausreichende Mittel und Anhängerschaft gefunden um dies auch erreichen zu können. Der Mann sollte ihnen bestens bekannt sein. Es handelt sich um „Takeo Matsumura“, den Mann der sie damals direkt nach ihrer Protectoren-Prüfung für unsere Zwecke rekrutieren sollte. Wir sehen nur noch eine einzige Möglichkeit mit dem Problem umzugehen und das ist einen Eliminierungsauftrag für Takeo Matsumura heraus zu geben. Und genau da kommen sie ins Spiel. Als legendärer Protector, der bereits viele mächtige Feinde besiegt hat, darunter auch den genauso legendären Zarkov Rush, halten wir sie für die einzige Person die fähig ist diesen Auftrag nicht nur anzunehmen, sondern auch ihn auszuführen. Daher wenden wir uns direkt an sie. Wir benötigen ihre Entscheidung innerhalb der nächsten fünf Tage, da ihr Auftrag innerhalb einer anderen Operation stattfinden wird. Wir bitten sie inständig diesen Auftrag anzunehmen. Sie sind die letzte Hoffnung auf einen schnellen Frieden in unseren Gebieten. Sowohl die Overlords als auch die Menschen der Nakamoto Corp und zu guter Letzt auch ich selbst stünden in einer Weise, die wir niemals begleichen könnten in ihrer Schuld und würden sie mit dem höchsten Betrag und den höchsten Ehren entlohnen, die jemals ein Protector für einen Auftrag erhalten hat. Weitere Details werden sie erfahren, wenn sie den Auftrag annehmen“, besagte der Text der Nachricht. Tatsächlich ein guter Grund um in Panik auszubrechen und ein noch besserer um Sarah das direkt entscheiden zu lassen. Die Eliminierung eines Overlords war seit Jahrzehnten nicht mehr als Auftrag ausgegeben worden. Der letzte der einen solchen Auftrag erhalten und erfolgreich ausgeführt hatte war Zarkov Rush gewesen, was auch der Grund war, weshalb er den legendären Status erhalten hatte, den er vor seinem Tod durch Sarahs Hand eben hatte. Eine solche Aufgabe war immer unglaublich gefährlich, egal wie man es anging und wie gut man sich vorbereitete. Overlords standen an der Spitze der Gesellschaft, hatten Zugriff auf unmögliche Massen an Geldmitteln, neueste Technologie in allen Bereichen und waren meist in einem Maß augmentiert, dass ihre Fähigkeiten beinahe schon mit denen eines Superhelden aus entsprechenden alten Filmen gleichzusetzen waren. Einen solchen Auftrag anzunehmen war als würde man freiwillig sein eigenes Todesurteil unterschreiben.
„Was soll ich tun Sarah?“, traute sich Luana nun nach einer ganzen Weile zu fragen, wobei sie immer noch erschrocken und ängstlich wirkte.
„Beantworte die Nachricht. Schreib ihnen, dass ich annehme. Danach gib die Daten die sie uns zukommen lassen an Mark zur Überprüfung weiter. Ich vertraue ihm in jedem Fall mehr als irgendwelchen Leuten die Nakamoto bezahlt hat. Und dann rufst du das Team im Gemeinschaftsbereich zusammen. Jemand sollte es ihnen sagen. Und das werde ich sein“, antwortete Sarah.
„Bist du dir wirklich sicher? Das ist eine unmögliche Aufgabe“, fragte Luana noch einmal und Sarah konnte ihr ansehen, dass das nicht die Antwort gewesen sein sollte, die sie sich erhofft hatte.
„Es wird nicht einfach werden. Aber wenn ich es schaffe, dann werde ich gut genug bezahlt werden, dass wir das hier vielleicht nie mehr wieder machen müssen. Wenn alles gut geht und sie uns genug dafür geben, dann teilen wir unser Grundkapital durch fünf und dann braucht auch ihr nie wieder für einen Protector arbeiten“, antwortete Sarah noch einmal und konnte Luana nicht ansehen, dass ihr diese Aussicht über ihre Angstzustände hinweg geholfen hätte. „Keine Sorge, Luana. Du wirst wie sonst auch hier in der Basis an genau diesem Platz sitzen und mir aus sicherer Entfernung Anweisungen geben. Dir wird nichts passieren“, fügte Sarah daraufhin noch hinzu.
„Das ist es nicht worüber ich mir Sorgen mache. Ich mache mir Sorgen um dich Sarah. Du bist meine beste Freundin. Die einzige die sich mein Gerede anhört und am nächsten Tag noch weiß was ich gesagt habe. Ich darf dich nicht verlieren“, platzte Luana nun aus sich heraus und tat sich schwer daran nicht in Tränen auszubrechen, während Sarah so überrascht war, dass die Situation sie ein wenig überforderte. Sie und Luanas beste Freundin? Und das nur weil sie ihr zuhörte und etwas auf diese Worte gab? Wie schrecklich waren die Menschen in dieser Welt, in dieser Zeit, in der sie lebten eigentlich? Und wie sollte Sarah jetzt damit genau umgehen?
„Aber… Ich… Ich… Ich bin eine Protectorin…“, stotterte Sarah lediglich in blanker emotionaler Überforderung.
„Und weiter? Deshalb können wir doch trotzdem beste Freundinnen sein!“, kommentierte Luana und es fiel ihr offensichtlich immer schwerer ihren emotionalen Ausbruch zurück zu halten.
„Aber… Ich… Ich…“, stotterte Sarah weiter und wollte eigentlich den Satz `Ich verdiene es nicht eine beste Freundin zu haben´ sagen, entschied sich dann aber lieber aus Gründen, die sie in dem Moment selbst nicht nachvollziehen konnte, Luana in die Arme zu schließen. Das war das erste Mal, dass diese Geste von Sarah ausgegangen war und nachdem Luana in Tränen ausgebrochen war, begann sie sich durch die Umarmung langsam zu beruhigen. „Ich werde das schaffen und sicher zu dir und euch allen zurück kommen. Da bin ich mir absolut sicher“, sagte Sarah dann nach einer Weile und löste die Umarmung, so dass sie sich beide ansehen konnten.
„Aber Sarah… Du weinst ja auch…“, stelle Luana daraufhin fest und Sarah stellte erschrocken fest, dass es tatsächlich stimmte. Sie weinte tatsächlich und sie hatte es in diesem Moment vor lauter Überforderung nicht einmal mitbekommen.

Der 41ste Auftrag: Die wandelnde Basis

Das Team fand sich im Gemeinschaftsbereich ein, wie Sarah es gewollt hatte und das sogar ziemlich schnell. Sarah kannte sie alle seit gerade einmal 20 Aufträgen, was weniger als die Hälfte ihrer Aktivität als Protectorin war, aber sie hatte das Gefühl, dass sie jedem von ihnen ihr Leben anvertrauen könnte und das sogar außerhalb von deren Fachgebieten. Schnell war die Situation erklärt und die anderen Teammitglieder schockiert, wobei es manche besser aufnahmen als andere.
„Und du hast nicht versucht sie aufzuhalten, Luana?“, warf Mark erstaunlicher Weise als erster ein.
„Glaub mir, das hab ich…“, antwortete diese deprimiert.
„Ich bin fest entschlossen diesen Auftrag durchzuführen und diese unglaubliche Belohnung für uns alle zu holen“, fügte dann Sarah noch hinzu.
„Du musst das aber nicht tun, schon gar nicht für uns“, kommentierte Danica schnell. „Wir kommen schon klar, wirklich“, setzte sie noch nach.
„Denkt einfach mal daran, welche Wege und Möglichkeiten euch von dem Moment an offen stehen würden“, versuchte Sarah noch die Sache zu verkaufen.
„Ich sage, dass sie es tun sollte. Sterben könnte sie auch bei anderen Aufträgen und dieser hier lohnt sich offensichtlich wirklich“, gab Lucius zum besten.
Außerdem nehme ich an, dass es ohnehin schon längst zu spät ist“, erklärte Jonathan weiter und Mark seufzte einmal.
„Ich sehe schon, du wirst das durchziehn ob wir wollen oder nicht“, kommentierte er dann. „Also ich hab schon mal angefangen die Daten zu sichten. So wie ich das sehe wollen sie eine gewaltige Großoffensive gegen diesen Takeo Matsumura und dessen Truppe starten. Die besteht aus gleich mehreren HAWOCs zusammen mit einer ganzen Reihe von MODULARs, Bots, Lufteinheiten und Sicherheitsrobotern“, erklärte Mark dann weiter, während über dem Tisch um den die Sitzplätze angeordnet waren ein Hologramm erschien, dass die Landschaft und die gewaltigen bevorstehenden Truppenverbände zeigte.
„HAWOCs?“, warf Lucius verwirrt ein.
„Heavy Advanced Weapons and Options Carrier. Wenn du so willst MODULARs, nur mindestens 20 mal so groß und mindestens 20 mal so gefährlich“, erklärte der Experte für Aufklärung und Informationsgewinnung dann schnell, während die holographische Ansicht auf einen ganz besonders gewaltigen dieser HAWOCs fokussierte und heran zoomte. Es handelte sich offensichtlich um eine gigantische mechanische Spinne mit sechs Beinen und einem gigantischen Aufbau darauf. Ferner verfügte das Laufvehikel über drei offensichtliche gigantische vierläufige Hauptkanonen, die ungefähr jeweils ein Achtel der Größe des Vehikels hatten. Es waren außerdem unzählige weitere Geschütze überall daran zu erkennen. „Das hier wahrscheinlich dein Hauptziel sein, Sarah. Die Nakamoto Corp geht davon aus, dass sich dieser Takeo Matsumura dort befinden wird. Wenn du das Ding also in die Luft jagst, dann müsste dein Auftrag beendet sein“, erklärte Mark weiter.
„Ist ja viel einfacher als ich dachte“, kommentierte Sarah gelassen.
„Stell dir das mal nicht zu einfach vor. Auch nur in die Nähe von dem Ding zu kommen dürfte ein Ding der Unmöglichkeit werden. Und gilt dann wenn es alleine wäre. Hier sind aber noch andere HAWOCs drum herum und die werden das dicke Ding gut beschützen, ganz zu schweigen von den ganzen MODULARs und den Bots in der Nähe“, antwortete Mark.
„Allerdings sollen ja die anderen Truppen von Nakamoto da nicht nur dumm rum stehen, sondern auch was machen, wenn ich das richtig verstanden hab“, warf nun Luana ein.
„Genau. Die sollen die anderen ablenken, so dass ich an diesen HAWOC ran komme. Und wenn ich das geschafft hab… Wie zerstöre ich ihn dann genau? Ich bezweifle, dass ich genug Munition und Schlagkraft in meinem MODULAR habe um seine Panzerung anzukratzen“, fügte Sarah hinzu.
„Ich hoffe, dass ich das noch rauskriegen kann, bevor die Operation startet. Ich tue echt mein bestes“, antwortete Mark etwas deprimiert. „Für den Moment ist alles was ich dir empfehlen kann unter ihn zu kommen. Da scheint er unbewaffnet zu sein“, fügte er dann noch schnell an.
„Das ist zumindest ein Anfang. Danke Mark. Du schaffst das schon. Du hast mir immer irgendwas nützliches bringen können“, antwortete Sarah. „Wie sieht´s mit den MODULARs aus?“, richtete sie sich dann an Jonathan.
„Sah noch nie besser aus. Ich darf behaupten, dass die MODULARs noch nie in einem so guten Zustand waren. Naja gut, vielleicht als sie neu waren, aber du verstehst den Punkt“, antwortete dieser.
„Gut, dann Danica. Versuch Mark zu helfen und dich irgendwie die Nakamoto-Satelliten einzuhacken. Wir brauchen so viele Infos wie wir können. Und eine Live-Verbindung zum Geschehen für Luana wäre auch nicht schlecht“, sagte Sarah.
„Bin praktisch schon dran“, antwortete Danica.
„Eine Sache verstehe ich nicht…“, meldete sich nun Lucius zu Wort. „Wieso schicken sie Sarah auf eine Selbstmord-Mission anstatt das Ding einfach mit Cruise Missiles oder was anderem von Oben ins Nirvana zu bomben?“, fragte er dann.
„Sämtliche Waffen, die von oben kämen wären völlig nutzlos gegen die Partikelschilde eines HAWOCs“, erklärte schnell Mark.
„Und was sagt uns dann, dass Sarah mit einem MODULAR da durch kommt?“, fragte Lucius weiter.
„Nichts um ehrlich zu sein. Aber der Generator ist oben an den HAWOCs angebracht. Die Partikelschilde müssten demnach ganz unten am schwächsten sein, so dass der MODULAR da durch brechen können sollte“, antwortete Mark noch einmal.
„Gut dann denke ich ist alles klar. Jeder hat seine Aufgabe. Denkt dran, dass wir in einer Woche bereit sein müssen. Wir schaffen das, da bin ich mir sicher. Alleine hätte ich so einen Auftrag niemals angenommen, aber mit euch an meiner Seite, bin ich mir sicher, dass es möglich ist“, sagte Sarah noch zum Abschluss und Jonathan nickte als erster zustimmend, direkt gefolgt von Lucius.
„Verdammt, da kommt echt unmöglich viel Arbeit auf mich zu“, kommentierte Mark erstaunlich gelassen für seine Wortwahl.
„Na, ich bin nicht viel besser dran… Ins Netzwerk der Nakamoto-Satelliten einhacken… Das soll mir erstmal einer nach machen, wenn ich es hin bekomme…“, fügte Danica noch an, bevor sich alle ihren Aufgaben zuwenden sollten und sich die Versammlung von selbst auflöste.

In einer Woche sollte tatsächlich der Zeitpunkt sein, an dem der Auftrag und die größte Kampfoperation innerhalb eines Konzerngebiets stattfinden sollte. Nakamoto hatte nicht gelogen. Eine gewaltige Anzahl von HAWOCs, automatischen Bots verschiedenen Typs, MODULARs und Sicherheitsrobotern hatte sich eingefunden um sich der ebenso gewaltigen Zahl von Takeo Matsumura zu stellen. Die Schlacht sollte dabei in einer Bergregion stattfinden, wobei die Berge als Deckung gegen die gigantischen HAWOCs absolut nutzlos sein sollten. Die Schlacht war bereits in vollem Gange, als Sarah und Lucius mit dem Transporter eintrafen. Innerhalb kürzester Zeit war ein gewaltiges Chaos ausgebrochen. Gewaltige Projektile von HAWOCs rissen gewaltige Krater in die Landschaft oder krachten gegen die gewaltigen Partikelschildkugeln eines anderes anderen HAWOCs, während MODULARs verschiedener Generationen sich in Hochgeschwindigkeits-Gefechten unter Feuer nahmen und in verschiedenen Bahnen umeinander bewegten um einen Vorteil daraus zu beziehen. Sarah sollte von ihrem Platz im Transporter aus sehen können wie zwei gewaltige Wurm-Bots aus dem Sandboden heraus stießen und umeinander verschlungen waren, während sie sich gerade gegenseitig versuchten mit ihren gigantischen Mahlwerken zu packen und zu vernichten. Dahinter fegte gerade ein Drachen-Bot mit einem gewaltigen Flammenstrahl über einen ganzen Trupp aus Sicherheitsrobotern und ließ nichts mehr von ihnen übrig, bevor sich ein MODULAR der 2ten Generation in Stellung begab und mit einer Kanone und einer Reihe Raketen auf den Drachen-Bot feuerte, der die Treffer einfach weg steckte und in einem Bogen einen neuen Angriff starten würde. Sarah bekam jedoch nicht mehr mit wie die Sache ausgehen sollte, da der Transporter sich bereits zu weit bewegt hatte. Plötzlich fegte ein Bomber an dem Transporter vorbei, der ebenso gewaltig war wie dieser und schien sich auf einen Abwurf vorzubereiten. Bevor er das jedoch konnte krachten gleich vier Raketen in diesen und zerrissen ihn noch in der Luft. Eine gewaltige Explosion ereignete sich direkt neben dem Transporter, genau in Sarahs Sichtfeld und schüttelte das Transportvehikel durch, bevor gleich eine ganze Staffel aus Jets daran vorbei fegen sollte. Sarah hielt einen kurzen Moment den Atem an und hoffte, dass diese mit etwas anderem beschäftigt wären als mit diesem Transporter. Sie sollte recht behalten, denn sie kehrten nicht um, etwa um sie und Lucius abzufangen, sondern folgten ihrem Kurs scheinbar weiter. Am Boden zogen gerade zwei MODULARs in einem Bogen durch den Sand und kurz durch Sarahs Blickfeld, die sich mit Energie-Waffen unter Feuer nahmen, wobei keiner den anderen Treffen sollte. Es konnte doch nicht mehr allzu weit sein bis zum Abwurfpunkt. Zumindest hoffte Sarah das als gerade ein Projektil eines HAWOCs direkt in ihrem Sichtbereich in den Boden krachte und eine gigantische Explosion entfachte, die sie sogar noch im Transporter fühlen sollte.
„Fuck!“, konnte sie Lucius sogar fluchen hören, da er offensichtlich durch die gewaltige Druckwelle starke Probleme hatte den Kurs zu halten. Aber als der Spitzenpilot der er war konnte er das Flugvehikel zumindest wieder unter Kontrolle bringen und dann den Weg weiter fortsetzen.
„Lucius? Wie weit ist es noch?“, fragte Sarah schnell und versuchte in dem ganzen Chaos irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, der ihr helfen würde sich zu orientieren.
„Viel zu weit“, antwortete Lucius und flog ein eigenartiges Manöver zur Seite, während in Sarahs Blickfeld eine Rakete vorbei fegte, die wohl dem Transporter gegolten hatte. „Ich werde dich ohnehin nicht direkt bis zu deinem Ziel bringen können. Laut Mark sind die HAWOCs mit gewaltiger Flak-Abwehr bestückt. Die würde uns in Stücke reißen noch lange bevor wir da wären“, fügte er noch schnell an.
„Das ist in Ordnung, Lucius. Ich werde schon zurecht kommen… Irgendwie“, antwortete Sarah, als es unglaublich laut krachte und der Transporter von irgendetwas durchgeschüttelt wurde, stärker als alle bisherigen Male.
„Scheiße!“, fluchte Lucius nocheinmal. „Das war ein Treffer mitten in den Containerbereich. Ich kann nur hoffen, dass die MODULARs nichts abbekommen haben“, erklärte er dann, als Sarah in weiter Entfernung ihr Zielobjekt erkennen sollte, als Lucius eine kurze Kurve geflogen war.
„Planänderung, Lucius. Ich gehe jetzt sofort raus. Du fliegst zurück und bleibst in Bereitschaft. Es kann sein, dass du mir nochmal zurück kommen und mir einen anderen MODULAR abwerfen musst“, orderte Sarah schnell.
„Bist du dir da auch wirklich sicher?“, warf Lucius nocheinmal ein.
„Um ehrlich zu sein… Nein… Aber es bringt auf keinen Fall etwas, wenn sie uns beide hier erwischen“, antwortete Sarah ihm und stieg in den ersten ihrer vier MODULARs ein, den der 7ten Generation, der immer noch ihr Haupt-MODULAR war. „Kommunikationscheck…“, gab Sarah danach durch und alle Teammitglieder meldeten sich nacheinander mit „Check“ zurück.
„Abwurf erfolgt in fünf Minuten“, sagte dann Lucius.
„Sarah? Du willst jetzt schon raus? Es wären noch mindestens 20 Minuten Flugzeit bis zum eigentlichen Abwurfpunkt“, kommentierte Luana etwas verwirrt die Entscheidung.
„Ich komme schon klar“, antwortete Sarah ihrer extremst besorgten Operatorin und nach deren Aussage besten Freundin.
„Verstehe… In dem Fall… Ignorier das ganze Chaos um dich rum so gut du kannst und konzentriere dich völlig auf dein Ziel. Die anderen MODULARs und Bots von Nakamoto Corp sollten eigentlich den Nebenauftrag haben dich zu beschützen bis dieser besonders dicke HAWOC gefallen ist“, erklärte Luana schnell nochmal bevor sie eine ganze Weile verstummte und gar nichts mehr sagte.
„Hey, Luana… Warum so still? Das ist doch sonst nicht deine Art“, kommentierte Sarah etwas verwirrt.
„Ich mache mir Sorgen… Das hier ist kein Standardauftrag weißt du?“, antwortete diese ihr unsicher.
„Ich mir auch klar, Luana… Und genau deshalb könnte ich jetzt wirklich etwas von deiner sonst üblichen positiven Art gebrauchen“, sagte nun Sarah.
„Noch eine Minute bis zum Abwurf“, unterbrach Lucius die beiden.
„Was wirst du tun, wenn das alles gut gegangen ist?“, fragte Sarah und richtete sich immer noch an Luana.
„Nun… Ich… Ich hab keine Ahnung, wenn ich ehrlich bin… Wahrscheinlich erst mal ein Konzert besuchen oder so… Und dich mit schleppen… Dieses Mal kommst du nicht drum rum!“, antwortete diese dann zunächst etwas unsicher, dann aber immer sicherer, während sie sprach, so dass Sarah sogar kurz lachen musste.
„Dieses Mal bin ich dabei Luana. Ich freue mich irgendwie sogar schon drauf“, antwortete sie dann.
„So meine Damen. Der Abwurf erfolgt gleich… Öffne Heckklappe… Transportsicherungen für den ersten MODULAR… Gelöst… Abwurf in 5… 4… 3… 2… 1…“, unterbrach Lucius nun die beiden und auf seinen Countdown hin sollte wie erwartet der Abwurf beginnen.

Sarah sollte sich wie erwartet nach dem Abwurf hinter einem kleineren Felsen in einer ansonsten recht kargen Landschaft wieder finden. Lucius hatte sich außerdem noch die Mühe gemacht sie an einem Ort abzusetzen an dem sie für den Moment alleine sein sollte. Langsam konnte sie sowohl dessen Transporter über sich hinweg ziehen als auch ihr Ziel schattenhaft in der Ferne sehen. Schnell begann der Transporter mit einer Wende und gab dann vollen Schub und versuchte zurück zu fliegen, genauso wie Sarah es ihm gesagt hatte. Sarah konnte außerdem einige Explosionen hören, die wohl von der Schlacht kommen sollten. Plötzlich fegte eine Fünfergruppe Jets über sie und ihren MODULAR hinweg und raste genau in die selbe Richtung in die Lucius gerade zuvor verschwunden war. Sarah hoffe lediglich, dass er nicht deren Ziel war. Sie selbst musste sich nun vollständig auf ihres konzentrieren und begab sich mit dem höchsten Schub, den ihre Booster hergaben aus ihrer Deckung, direkt auf den gewaltigen HAWOC zu, den sie zerstören sollte.
„Sarah hier… Landung erfolgreich…“, gab sie noch schnell über den internen Kommunikations-Kanal durch bevor sie eine Ebene erreichte. Hier wäre sie ein leichtes Ziel für alle anderen Schlachtteilnehmer, aber da musste sie jetzt einfach durch. Plötzlich krachte ein Projektil einer Kanone von der rechten Seite her kommend neben sie in den Boden und wirbelte eine Dreckfontäne auf, bevor ein MODULAR der 5ten Generation vor ihr von links nach rechts fegte und dabei einer ihm gewidmeten Reihe von Raketen entkommen sollte. Keine Sekunde darauf fegte ein weiterer MODULAR der 6ten Generation durch ihr Sichtfeld und schien dabei den der 5ten Generation von vorher zum Ziel zu haben. Sarah konnte sich nicht ablenken lassen. Sie hatte ihre Aufgabe und stürmte weiter voran. Plötzlich stieß direkt vor ihr einer der gewaltigen Wurm-Bots aus dem Boden, der sich immer weiter in den Himmel erweiterte. Der Bot musste mindestens 100 Meter lang sein und insgesamt so hoch wie ein MODULAR. Auf einmal krachte ein grünes Hoch-Energie-Projektil von einem anderen MODULAR in den Wurm, so dass dieser sich entschied sich lieber auf diesen zu stürzen und Sarah und ihre Maschine zu ignorieren. Weitere MODULARs gruppierten sich neben ihr während sie weiter vorstoßen sollte und feuerten auf andere MODULARs die von vorne kommen sollten. Es würde nicht einfach werden dem Ziel nahe genug zu kommen, aber Sarah würde es trotzdem weiter versuchen. Mittlerweile konnte sie den sechsbeinigen HAWOC und dessen beide vierbeinige Begleit-HAWOCs schon deutlich und nicht nur versteckt im Staub erkennen. Es war nicht mehr allzu weit als sich ein kurzes Aufblitzen an dem Haupt-HAWOC ereignete. Sarah reagierte schnell und nutzte das Dash-System für ein Ausweichmanöver zur Seite, dass genau rechtzeitig kommen sollte, bevor ein gigantisches gelb-orangenes Energie-Projektil aus einer der Hauptkanonen in den Boden direkt neben ihr einschlug und eine gewaltige Explosion hinterließ. Sarah nutzte die Booster und das Dash-System weiterhin und bewegte sich in einem Bogen, der von Zick-Zack-Bewegungen durchzogen war weiter auf den gigantischen Walker zu, der weitere Schüsse seines Hauptgeschützes abfeuerte und dabei offensichtlich sie als Ziel gewählt hatte. Man hatte sie also bemerkt. Einen Überraschungsangriff konnte sie nun also definitiv vergessen. Das machte aber nichts, sie hatte schon damit gerechnet, dass sie es so einfach nicht gemacht kriegen würde. Ebenso hatte sie bereits mit den vier gewaltigen roten Energie-Strahlen die plötzlich einmal in ihre Richtung über den Boden geschwenkt wurden. Lediglich der Tatsache, dass sie das bereits kommen gesehen hatte, verdankte Sarah, dass sie das Dash-System noch rechtzeitig gefunden hatte um nicht von einem der beiden mittleren Strahlen getroffen zu werden. Schnell zog sie sich hinter einen Hügel zurück, der gerade in der Nähe war und hoffte, das die Waffen des HAWOCs sie dort so schnell nicht erreichen könnten.
„Sarah! Feind von links!“, konnte sie jedoch plötzlich Luana schreien hören und nutzte das Dash-System erneut um dem Angriff einer Railgun zu entkommen, die definitiv von einem anderen MODULAR auf sie abgefeuert worden war. Schockiert sollte Sarah feststellen, dass es sich um den schwarzen MODULAR der 7ten Generation mit dem Panzer-Unterteil handelte, den sie bereits drei Mal bei ihren Aufträgen gesehen und zwei Mal bekämpft hatte. Er kämpfte also für Takeo Matsumura in dieser Schlacht, so wie es schien. Schnell begann Sarah ihre Optionen durch zu gehen. Es wirkte nicht so als würde ihr hier, so weit innerhalb der feindlichen Linie, ein anderer Protector zu Hilfe kommen können und sie bezweifelte, dass dieser Feind es zulassen würde, dass sie ihn einfach ignorierte und sich dem HAWOC widmete. Dies war es nun also, das Gefecht dass sie führen musste um an ihr eigentliches Ziel zu kommen. Jetzt hieß es lediglich dieser Unbekannte oder sie. Nur einer würde überleben.

Sarah konnte nicht leugnen, dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief, während sie in die rot leuchtenden Hauptsensoren des Kopfes dieses Gegners blickte. Sie wusste dass er stark war, aber sie hatte bereits zumindest einen stärkeren besiegt. Daher wusste sie auch genau, dass sie ihn schlagen konnte. Viel größere Sorgen bereitete ihr der Munitionsaufwand, den sie möglicher Weise für diesen Feind hätte. Sie musste diesen auf jeden Fall gering halten, sonst hätte sie nicht mehr genug Schlagkraft für den eigentlichen Auftrag übrig. Aber ihr Feind ließ ihr auch nicht lange genug Zeit um darüber nachzudenken und zwang sie zu einem seitlichen Ausweichmanöver um der Railgun und den beiden Waffentürmen auszuweichen. Während das bei dem Railprojektil und dem grünen Energie-Projektil gut funktionierte, folgte der Gattling-Waffenturm ihr äußerst effektiv. Mehrere Projektile der gewaltigen Schnellfeuerwaffe schlugen in ihre Energie-Schilde ein, aber diese hielten für den Moment noch gut genug stand. Ein weiterer Dash-Stoß zur anderen Seite sollte einen Treffer der Protonen-Kanone verhindern, so dass Sarah nun selbst mit ihrem Neutronen-Strahler zurück feuern konnte. Aber auch ihr Feind beherrschte die Kunst das Dash-System für schnelle seitliche Ausweichmanöver zu benutzen, so dass der Strahl ihn um Längen verfehlen sollte. Sarah setzte eine Reihe Raketen nach und hob ihren MODULAR mit Hilfe der Booster in die Luft. Gerade rechtzeitig, bevor ein Projektil des HAWOCs an der Position der beiden einschlagen und eine gewaltige Explosion hinterlassen sollte. Auch ihr Feind hatte das Booster-System genutzt und war in die Luft aufgestiegen, so dass sie nun beide mit ihren Waffensystemen unter Feuer nehmen sollten, während sie sich in einer bogenförmigen Flugbahn nach unten bewegten und sich dabei gleichzeitig noch umkreisten. Dabei sollten Sarah nicht nur einige weitere Railgun- und Protonen-Projektile verfehlen, sondern auch Schüsse der Hauptwaffen des HAWOCs, der ihr eigentliches Ziel war. Sarah sollte dagegen einige Treffer mit ihren beiden Gattling-Waffen landen, aber die Schilde ihres Feindes hielten. Kein Wunder, es handelte sich immerhin um einen der schwersten MODULARs die aus den zur Verfügung stehenden Komponenten zusammen gestellt werden konnten. Direkt nach der Landung änderte Sarah die Bewegungsrichtung und wurde von einem Projektil der Hoch-Energie-Waffe verfehlt, während sie drei Protonen-Schüsse auf ihren Feind abgab und mit Raketen nachsetzte. Dieser wich zwei der Protonen-Projektile mit dem Dash-System aus und nahm sowohl das dritte Protonen-Projektil als auch die Raketen als Treffer in seine Schilde hin, während er scheinbar damit begann die gewaltige Schulter-Waffe, die er montiert hatte einsatzbereit zu machen. Sarah hatte sich nicht geirrt. Es handelte sich um einen gewaltigen doppelten Energie-Granat-Werfer, der dadurch dass er zwei Läufe hatte eine verdammt hohe Feuerrate für eine derart schwere Waffe erzielen konnte.
„Shit!“, fluchte Sarah als das Feuer mit den gewaltigen gelb-orangenen Energie-Projektilen beginnen sollte. Gewaltige Explosionen zogen sich durch die Landschaft, während Sarah den MODULAR in einem Bogen um ihren Feind herum steuerte und hoffte, dass sie nicht getroffen wurde. Noch während dieser Bewegung nahm sie den Gegner weiter mit ihren Gattling-Waffen unter Feuer und ordnete ihre VAMs um ihre Maschine an, welche das Gattling-Feuer nun noch mit gelben Lasern unterstützen sollten. Erst als die VAMs zum Aufladen zurück zu ihrem MODULAR mussten stellte Sarah das Feuer ein und setzte schnell mit Raketen nach, bevor sie die Brand-Kanone vorbereitete. Ein gewaltiger Feuerstrahl jagte zusammen mit den Raketen in Richtung ihres Feindes, der sich jedoch entschied mit dem Booster nach oben zu steigen und ein paar seitliche Dash-Stöße abzugeben, so dass der Strahl in verfehlte und das obwohl Sarah ihm die Waffe hinter her schwenkte. Auch dem anschließenden Angriff des Neutronen-Strahlers entkam der schwarze MODULAR durch einen schnellen Dash-Stoß. Zumindest hatte dieses kurze Flugmanöver ihn gezwungen sein Granaten-Sperr-Feuer einzustellen, so dass er Sarah nun wieder mit Railgun und Protonen-Kanone unter Feuer nehmen aber sein Ziel um einige Längen verfehlen sollte. Plötzlich krachte ein weiteres Projektil dass vom HAWOC stammte direkt neben Sarah in den Boden und schleuderte sie und ihre Maschine zur Seite mit der Druckwelle seiner Explosion. Die Schilde versagten völlig, die Balance-Automatik zu Sarahs Glück nicht, so dass sie immer noch mobil genug sein sollte um dem darauf folgenden Angriff mit Plasma-Blitzen aus dem Torso ihres Gegners entkommen zu können. Offensichtlich hatte er gleich zwei Plasma-Strahler als interne Waffensysteme in seiner Maschine verbaut und niemand, nicht einmal Sarah konnte auch nur im Ansatz ahnen was noch alles.

Verdammt! Wie hatte Sarah nur den HAWOC vergessen können? Nicht nur dass es ihr Hauptziel war, es war doch auch eigentlich ziemlich schwierig ein so gewaltiges Vehikel einfach zu übersehen und zu ignorieren. Nun waren ihre Schilde zusammen gebrochen und sie in einem gewaltigen Nachteil gegen einen Feind, gegen den sie ohnehin bereits im Nachteil zu sein schien. Dazu kam der gewaltige Munitionsverbrauch der sich schon durch diesen recht kurzen Kampf ergeben hatte. Sarah musste diesen Feind schnell besiegen oder sie könnte den Auftrag vergessen. Hier hinten könnte Lucius ihr auf keinen Fall einen weiteren MODULAR abwerfen. Die Flak-Waffen des HAWOCs würden den Transporter vernichten und nichts mehr von ihm übrig lassen. Sie musste also ganz klar mit dem zurecht kommen was sie hatte. Zwei weitere Plasma-Blitze ihres Gegners und die vier gewaltigen Strahlen-Kanonen des HAWOCs sollten sie jedoch schnell aus ihren Gedankengängen reißen. Es blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken. Dieser Kampf verlangte Sarah alles ab, was sie aufbringen konnte. Und auch dieses Mal sollte es knapper werden als es Sarah lieb war, dass sie den Angriffen beider Feinde entkommen konnte. Gewaltige Explosionen von Granaten des schwarzen MODULARs zerrissen einen Berg über den Sarah hinweg fegte, während sie versuchte nicht getroffen zu werden. Eine kurze Feuerpause sollte sich einstellen, so dass Sarah den Schub umkehrte und den Hügel nun wieder hinauf stürmte, wobei ihr Feind sie nun mit seinem Gattling-Turm unter Feuer nehmen sollte. Kugeln in gewaltiger Menge krachten in die MODULAR-Panzerung, aber diese hielt weiter mit leichten Schäden stand. Ein kurzer Dash-Stoß zur Seite sollte sie vor dem Hoch-Energie-Projektil des zweiten Waffenturms schützen und ein weiterer zur anderen Seite vor den beiden Plasma-Blitzen aus dem Torso. Nun war Sarah schon ganz nahe, so dass sie schnell beide Gattlings in Halterungen verstaute und beide Hitzeschwerter zog. Wütend schreiend stürmte sie auf den schwarzen, superschweren MODULAR zu und schlug mit beiden Klingen zu. Das wäre das Ende des Kampfes. Nahkampfwaffen zerstören noch jeden, auch einen superschweren, Feind mit nur wenigen Schlägen. Auf einmal musste Sarah jedoch schockiert feststellen, dass sie ihren Gegner verfehlt hatte. Dieser war mit dem Dash-System zurück gewichen und in der optimalen Position um mit seinen beiden Hand-Waffen auf sie zu feuern. Aus einer solch geringen Entfernung wäre Sarah bestimmt nicht im Stande ihnen zu entkommen. Das war das Ende für sie, dessen war sie sich sicher. Plötzlich entschied sich der Gegner jedoch lieber zurück zu weichen und Sarah sollte schnell das Selbe tun, so dass auch sie von dem gewaltigen Projektil aus der Hauptwaffe des HAWOCs knapp verfehlt werden sollte. Sarah nutzte den Booster und hob ihren MODULAR schnell in die Luft, so dass auch die Railgun des schwarzen Feindes sie verfehlen sollte. Langsam begann Sarah sich zu fragen wie viel Munition ihr Feind eigentlich noch genau haben musste. Sie war mittlerweile bereits sehr vielen Angriffen entkommen und es wirkte immer noch nicht, als käme der schwarze MODULAR auch nur im Ansatz an seine Grenze. Schnell steuerte sie ihre eigene Maschine dabei in einem Bogen zur Seite und feuerte zunächst den Neutronen-Strahler ab, bevor sie mit der Cryostatischen Kanone nachsetzte und eine Reihe Raketen nach setzte. Zeitgleich startete sie ihre VAMs und nahm ihren Feind mit deren Lasern unter Feuer, der allen vorherigen Angriffen entkommen war. Wie konnte etwas, dass so schwer war nur gleichzeitig noch so mobil sein? Sarah fragte sich wirklich was der Trick beim zusammen stellen dieser Maschine gewesen war, aber auch dafür blieb ihr nicht viel Zeit, denn nun sah sie sich gezwungen weiteren Energie-Granaten zu entkommen, während sie in einem Bogen in Richtung Boden steuerte. Unzählige Explosionen bedeckten kurzzeitig den Himmel, als der schwarze MODULAR seinen Angriff mit dieser Waffe stoppte und sie anschließend abwerfen sollte. Verwirrt sah Sarah sich an was gerade geschehen war, während sie ihren MODULAR hinter einem niedrigen Hügel, der zumindest kurzzeitig als Deckung dienen würde, landete. Schnell raste sie zur Seite, so dass die Railgun lediglich durch den Hügel schlagen sollte und stürmte dann erneut auf den Feind zu. Dieser versuchte zurück zu weichen, aber er war zu langsam und konnte nicht verhindern, dass Sarah ihm näher kommen sollte. Ein Dash-Stoß nach rechts um der Protonen-Kanone zu entkommen, einer nach links um den beiden Plasma-Blitzen zu entkommen und jetzt hätte Sarah die große Chance es zu beenden, dachte sie zumindest. Denn in diesem Moment begann sich eine weitere Partikel-Waffe aus rot-orange-gelben Partikeln im Torso ihres Feindes aufzuladen und stellte sich als gewaltiger Strahl heraus mit dem der schwarze MODULAR ihr sogar noch nach schwenkte, als Sarah versuchte zur Seite zu entkommen. Ein anderer MODULAR weiter hinten wurde dabei von dem Strahl erfasst und schien zunächst unter seinem eigenen Gewicht zusammen zu brechen, bevor der Reaktor explodierte. Ein Hadronen-Strahler. Eine der schwersten Waffen, die man überhaupt in einen MODULAR der 7ten Generation einbauen konnte. Allerdings erschien ihr dieser Moment auch wie eine kurze Chance und Sarah verstaute die beiden Hitzeschwerter wieder und nahm ihren Feind nun schnell mit beiden Gattlings und beiden Schulter-Waffen unter Feuer, wobei dieser die Schüsse der Gattlings einfach einsteckte und durch zwei gezielte Dash-Stöße dem Neutronen-Strahl und den beiden Protonen-Projektilen, die auf ihn zukamen ausweichen sollte.

Die Reaktionen dieses Piloten waren absolut unmöglich. Es hab absolut nur eine einzige Erklärung dafür. Er musste extrem stark augmentiert sein und eine ganze Reihe körperlicher Verbesserungen haben. Nur so war es möglich dass Sarah nicht einen einzigen Treffer an ihm landen konnte. Wenn das wahr wäre hätte sie gegen ihn nicht die geringste Chance. Allerdings zwang sie ein weiterer Hadronen-Strahl dazu diese Gedanken schnell zu vergessen und zur Seite zu weichen, wobei sie den Feind weiter umkreiste und ihn mit Gattlings, sowie Lasern der VAMs unter Feuer nehmen sollte. Auch die darauf folgenden Raketen sollten ein Volltreffer sein. Irgendwann mussten diese verdammten Schilde doch auch mal zusammen brechen, dachte sich Sarah, als sie die Richtung der Umkreisung änderte und dabei einem weiteren Railgun-Projektil ausweichen sollte, wenngleich es dieses Mal knapper sein sollte als Sarah das lieb war. Anschließend sollte der Feind seine Railgun zur Seite werfen, da auch deren Munition aufgebraucht zu sein schien und feuerte stattdessen eine Plasma-Strahler auf Sarah ab. Ein Volltreffer mitten in den Torso. Der gesamte MODULAR wurde durchgeschüttelt und die Automatik für die Balance kam an ihr Limit, hielt jedoch stand. Der Treffer hatte zwei gewaltige Löcher in die Panzerung gebrannt, aber sonst keine weiteren Schäden angerichtet, so dass Sarah das Feuer mit ihren beiden Schulterwaffen erwiedern konnte. Beide Waffensysteme erwiesen sich als nutzlos, da auch dieses Mal der schwarze MODULAR mit Hilfe seines Dash-Systems ausweichen sollte. Das weitaus größere Problem ergab sich jedoch als die beiden Gattlings nicht reagierten. Erschrocken musste Sarah feststellen, dass die beiden Waffen schon leer waren. Und so blieb ihr nichts weiter übrig als diese abzuwerfen und ihre Maschine mit den Boostern nach oben zu heben um weiteren Protonen- und Hoch-Energie-Projektilen ihres Gegners zu entkommen. Immer weiter stieß sie mit ihrer Maschine in die Höhe, bis sie ihren Feind kaum noch erkennen konnte. Hoffentlich würde die Booster-Energie ausreichen, so dass sie diesen verrückten, riskanten Plan auch umsetzen konnte, den sie gerade verfolgte. Und tatsächlich entschied der schwarze MODULAR ihr nach oben zu folgen, so dass Sarah nun ihren Booster abschaltete und ihrem Feind entgegen stürzte. Ab jetzt ging es auch für Sarah viel zu schnell, aber sie aktivierte nun ihre Energie-Klingen und stach im Fall nach dem wesentlich gewaltigeren MODULAR. Die Energie-Klingen sollten dabei auf dessen Energie-Schilde treffen und diese völlig zum Zusammenbruch bringen, allerdings auch die Klingen überlasten. Schockiert blickte Sarah in den Lauf von dessen Protonen-Kanone, bevor sie schnell eines der Hitze-Schwerter zog und die Schusswaffe mit einem gezielten Schlag von unten nach oben durchtrennte. Die beiden Waffentürme begannen sich bereits auszurichten, als diese plötzlich von Lasern der VAMs die Sarah derweilen in Stellung gebracht hatte durchschlagen wurden. Zwei weitere Laser durchschlugen den Kettenantrieb und den Booster des Feindes, so dass dieser Manövrierunfähig zu Boden stürzte. Nun feuerte Sarah zu guter Letzt noch die Brand-Kanone auf ihren Feind ab, der von dem gewaltigen Strahl aus Feuer förmlich in den Boden gerammt wurde. Eine nicht zu unterschätzende Explosion bildete sich dort wo zuvor noch ihr Gegner gewesen war und Sarah hoffe wirklich, dass dieser nun erledigt wäre. Ihr blieb jedoch weder Zeit dies genau zu bestätigen, noch sich über ihren Volltreffer lange zu freuen, denn nun feuerte der HAWOC wieder mit seinen vier Strahlen-Waffen, welche Sarah und ihren MODULAR knapp verfehlten. Ihr war gar nicht aufgefallen wie nahe sie dem gewaltigen Ungetüm aus Metall mittlerweile gekommen waren. Noch problematischer sollte werden, dass dieses eine nicht zu unterschätzende Menge MODULAR-Abwehr-Raketen startete, welche sich definitiv auf Sarah und ihre Maschine aufgeschaltet hatten. Es gab nur einen sicheren Ort für sie und der war laut Mark unter dem gewaltigen Walker. Und so beschleunigte sie extrem stark und versuchte dabei sowohl den weit über 50 Raketen zu entkommen, sondern auch der nicht zu unterschätzenden Menge unterschiedlich großer Geschütze, die alle das Feuer auf sie eröffneten. Unzählige Explosionen ereigneten sich auf Sarahs fast nicht mehr vorhersehbarem Weg zum HAWOC, aber es war nun nicht mehr weit bis zur Partikel-Barriere. Bald würde sich heraus stellen ob sie tatsächlich durch diese hindurch brechen könnte oder ob der Auftrag ein Selbstmord von der ersten Sekunde an gewesen sein sollte.

Der 41ste Auftrag: Der Antrag

Nachdem die Raketen hinter ihr und um sie herum eingeschlagen waren, sollte Sarah ein kurzer Moment bleiben um zu überprüfen welche Mittel sie an ihrem MODULAR noch zur Verfügung hatte. Es blieben ihr genau zwei Schüsse mit dem Neutronen-Strahler, vier mit der Protonen-Kanone, einer mit der Brand-Kanone, zwei mit der Cryostatischen Kanone, 16 Raketen, was genau zwei Schüssen entsprechen sollte, ihre VAMs, ihre Hitze-Schwerter und ihre Energie-Klingen. Das war nicht mehr besonders viel und es würde ohne einen Schwachpunkt, den sie erst finden müsste, niemals genügen um ein Monster wie diesen HAWOC zu zerstören. Nun galt es jedoch erst einmal zu klären ob sie die Partikel-Barriere durchbrechen könnte. Sarah konnte nicht leugnen, dass sie noch einmal stärker angespannt war, als sie es sonst schon wegen des Gefechts war. Sie hatte keine Ahnung was passieren würde, wenn sie nicht durch die Partikel-Barriere käme. Von einem einfachen elastischen Stoß, der sie zurück schleudern würde, Kurzschlüssen in der Elektronik und einer Rückkopplung die zu einer Reaktor-Explosion führen könnte war hier alles dabei, was die Fantasie eines MODULAR-Piloten zulassen sollte. Ungewollt begann sie die Zähne aufeinander zu beißen als der Moment der Wahrheit kommen sollte. Unbewusst schloss sie sogar kurz die Augen als ihr MODULAR die Barriere berührte. Als sie die Augen wieder öffnete sollte Sarah sich genau unter dem HAWOC wieder finden. Tatsächlich war sie einfach durch die Barriere gestoßen, genau wie man es ihr vorher gesagt hatte. Allerdings zeigte sich ein anderes Problem. Auch die Innenseite der Beine des gewaltigen Walkers war mit Geschützen besetzt, die offensichtlich nur den Zweck erfüllten alle Feinde zu vernichten, die der Meinung waren, dass sie unter dem gigantischen Laufvehikel sicher wären.
„Verdammt!“, fluchte Sarah lautstark auf als sie die Waffensysteme auf sie ausrichteten und mit weiß-gelben Projektilen auf die feuerten. Nicht zu unterschätzende Explosionen und Krater sollten sich rum um sie und ihren MODULAR bilden als sie mit dem Dash-System in alle möglichen Richtungen ausweichen sollte. Schnell waren die Waffentürme erfasst und Sarah sollte ihnen Gegenfeuer mit ihren Raketen geben. Mehrere Explosionen überzogen die Geschütze, aber nur zwei von ihnen sollten auch wirklich davon zerstört werden. Der Rest davon war zu stark gepanzert um von einer MODULAR-Rakete ausreichenden Schaden zu nehmen. Das ging ja wirklich beschissen los, dachte Sarah sich und fragte sich wie genau die Panzerung des Vehikels an der Oberseite aussehen sollte, wenn es an der Unterseite schon so extrem ausgefallen war. Plötzlich sollte Sarah ein Geräusch hören, dass sie in diesem Gefecht schon einmal gehört hatte. Das Geräusch dass sich ergab, wenn die MODULAR-Abwehr-Raketen gestartet wurden. Sie konnte sie also auch hier unten erfassen. Und so entschied Sarah, dass sie den Bereich unter dem HAWOC lieber verlassen sollte und stürmte nach hinten, wo sie den MODULAR mit den Boostern in die Luft erhob und versuchte eine Höhe zu erreichen von der aus sie versuchen konnte ein Landemanöver auf dem Walker durchzuführen. Jedoch nicht bevor sie nicht mit Zick-Zack-Flugmanövern zumindest versucht hatte den Raketen zu entkommen, was ihr zum größten Teil auch gelingen sollte. Eine davon krachte jedoch in das rechte Bein ihrer Maschine und hinterließ dort schwere Schäden. Aber Sarah musste weiter machen. Sie war so kurz davor den Auftrag abzuschließen. Tatsächlich sollte sie einen ebenen Bereich zwischen zwei Hauptgeschützen finden, der sich perfekt für die Landung eignen würde. Schnell bereitete sie ihre Protonen-Kanone auf den Einsatz vor, als plötzlich zwei Plasma-Blitze von der Seite abgefeuert wurden. Während der eine davon sie verfehlte, krachte der andere direkt in die Schulter-Waffe und riss sie einfach ab. Schockiert sollte Sarah feststellen, dass der superschwere, schwarze MODULAR, den sie zuvor noch bekämpft hatte zwar extrem stark beschädigt war, aber immer noch weiter kämpfte und ihr bis hier her gefolgt sein sollte. Seine beiden Arme waren abgerissen, die Waffentürme zerstört, ebenso der Kettenantrieb des Panzerunterteils. Überall über dem Vehikel zuckten regelmäßig Blitze auf und die Panzerung war stark angeschlagen und hatte überall Risse. Und dennoch kämpfte er weiter und zog sich nicht zurück. Schnell wandte Sarah sich wieder ihm zu und ordnete ihre VAMs um ihre Maschine an, bevor sie lieber schnell zur Seite wich und so dem Hadronen-Strahler knapp entkommen sollte. Allerdings sollte der gewaltige Partikelstrahl über ihren Neutronen-Strahler und zwei der VAMs fegen und auch diese einfach mit sich reißen. Schnell feuerte Sarah noch die letzte Ladung Raketen ab bevor es an der Zeit für die Landung auf dem HAWOC werden sollte. Mit einer unmöglich erscheinenden Genauigkeit, die sie wahrscheinlich kein zweites Mal wiederholen könnte, sollte sie auf der ausgewählten ebenen Fläche aufsetzen, während ihr Feind damit beschäftigt war mit einer Reihe von Dash-Stößen in verschiedene Richtungen den Raketen zu entkommen.

Diese Landung war wesentlich knapper gewesen als Sarah es lieb gewesen sein sollte. Und wie sie diesen Feind zusammen mit dem gewaltigen HAWOC besiegen sollte, wusste sie immer noch nicht. Sie hatte durch den schwarzen MODULAR nun ihre letzten beiden Hauptwaffen verloren und nun nur noch die für den Nahkampf, sowie eine sehr beschränkte Anzahl an Schüssen für ihre Torso-Waffen und zwei ihrer VAMs. Das würde niemals genügen um den MODULAR vor sich und den HAWOC zu zerstören. Sie hatte versagt, egal was sie nun noch tun würde, sie hatte versagt. Auch aus der Nähe sollte ihr nicht eine einzige Schwachstelle an dem gigantischen Walker auffallen und was sie gegen den schwarzen MODULAR unternehmen sollte, wusste sie auch immer noch nicht. Dieser sollte ihr keine Zeit für weiteres Nachdenken lassen und feuerte seine Plasma-Strahler nacheinander auf Sarah ab, die sich schnell hinter die Hauptgeschütze zurück ziehen sollte und dort wartete, bis auch der schwarze MODULAR sein Landemanöver beendet hatte.
„Sarah! Gib mir einen Statusbericht, wenn du kannst!“, konnte sie nun Luana über den Kommunikations-Kanal rufen hören. „Soll ich einen Abbruch bei Nakamoto beantragen? Sag doch bitte irgendwas!“, sprach diese verzweifelt weiter, während Sarah immer noch an der Frage verzweifelte. In ihr zog sich alles zusammen, wenn sie an ihr eigenes Versagen dachte, aber offensichtlich war dies wohl die einzige Option, die sie hatte, wenn sie noch überleben wollte oder gab es doch noch eine andere?
„Luana! Gib eine Nachricht an die Nakamoto-HAWOCs weiter. Sie sollen innerhalb der nächsten Minute ihr gesamtes Feuer auf meine momentane Position konzentrieren“, antwortete sie dann.
„Sarah, das wäre dein…“, warf Luana schockiert ein.
„Tu es, verdammt!“, schrie Sarah zurück und unterbrach sie dabei.
„OK, ich mach´s! Eine Minute für was auch immer du vor hast!“, antwortete Luana völlig aufgebracht, aber Sarah hatte jetzt keine Zeit um auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Mittlerweile war der schwarze MODULAR in einer guten Position um noch einmal auf sie zu feuern. Er hatte wegen seines beschädigten Antriebs lange dafür gebraucht, aber nun war es soweit. Und er ließ sich auch nicht lange Zeit damit und feuerte zwei weitere Plasma-Blitze auf Sarahs Maschine ab, die sich schnell weiter hinter das Hauptgeschütz zurück zog. Nur eine Minute um das umzusetzen, was sie vor hatte, danach wäre sie gescheitert und die Gelegenheit wäre vorüber und würde sich so bald nicht mehr ergeben. Wo war er? Der Generator für die Partikel-Schilde? Wo? Schnell begann sie sich über den Walker zu bewegen, während der schwarze MODULAR sie weiter mit Plasma-Blitzen unter Feuer nahm und suchte das technische Gerät. Nur noch 30 weitere Sekunden. Auf einmal sollte Sarah ein blau leuchtender Turm in der Mitte des HAWOCs auffallen. Das musste er sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Schnell nutzte sie den Booster und ließ ihren MODULAR einen Sprung zu nächsten noch zum landen geeignete Fläche ausführen. Aber ihr Feind folgte ihr und landete direkt dahinter. Einen Treffer mit dessen Hadronen-Strahler würde sie vernichten und nichts von ihr oder ihrer Maschine übrig lassen und das selbst in unbeschädigtem Zustand. Nur noch 20 Sekunden. Ihr Feind feuerte nicht. Offensichtlich fürchtete er selbst den Generator zu treffen. Genug Zeit für Sarah, die ihre Brand-Kanone darauf abfeuerte und mit beiden VAMs, die ihre noch übrig geblieben waren nachsetzte. Eine Explosion bildete sich als der Flammenstrahl über den Turm hinweg fegte, bevor er einfach unter seinem eigenen Gewicht zusammen brechen sollte. Noch 10 Sekunden um zu verschwinden. Plötzlich krachten jedoch zwei Plasma-Blitze des schwarzen MODULARs in den Rücken ihrer eigenen Maschine. Ein Versuch die Booster einzusetzen stellte sich als nutzlos heraus. Nun saß sie hier mit ihrem Feind fest, der bereits damit begonnen hatte den Hadronen-Strahler aufzuladen. Auf die eine oder die andere Art und Weise wäre dies wohl das Ende für Sarah. Sie hatte nur noch 5 Sekunden um mit beschädigtem Booster und einem beschädigten Bein zu entkommen, bevor der Angriff begann, wenn sie nicht dieser Strahl ohnehin vernichtete. Plötzlich krachte ein gewaltiges Projektil von oben auf die Position des schwarzen MODULARs und hinterließ eine gigantische Explosion, die genügte um nichts mehr als einen Krater in der Panzerung des HAWOCs von ihm übrig zu lassen. Weitere Projektile dieser Art krachten rund um in den gewaltigen Walker und hinterließen ähnliche Schäden. Ein gigantisches Feuerwerk aus allen möglichen Waffensystemen sollte auf den HAWOC einregnen, so lange bis eines der sechs Beine getroffen und abgerissen wurde und das Vehikel zu Boden stürzte. Weitere Explosionen überzogen den Walker, bevor eine ganz besonders große dessen Ende besiegeln sollte.
„Ziel zerstört“, tönte die Stimme eines Mannes über die Kommunikations-Kanäle.
„Das müsste es dann gewesen sein. Das Ende von Takeo Matsumura“, fügte ein weiterer noch hinzu.
„Sarah! Kannst du mich hören? Du hast es geschafft. Der Auftrag ist beendet!“, rief nun Luana, aber die Antwort sollte für den Moment ausbleiben. „Sarah?“, begann sie noch einmal mit bereits trauriger Stimme zu fragen.
„Ich bin OK, Luana. Alles in Ordnung“, antwortete nun Sarah. Sie hatte einige der Waffeneinschläge und deren Druckwellen genutzt um sich beschleunigen zu lassen. Bevor die letzte große Explosion hatte stattfinden können, hatte sie bereits einen ausreichenden Abstand zum HAWOC gewonnen und konnte auch diese Druckwelle nutzen um sich weg schleudern zu lassen. „Ich glaube mein Transponder ist beschädigt. Sag Lucius bitte er soll mich bei 43…“ begann sie dann weiter zu reden und brach schockiert ab als sie etwas erblicken sollte, was nicht nur ihr Versagen bei dem Auftrag, sondern auch ihren Tod und den von wahrscheinlich allen anderen Anwesenden besiegeln sollte.

Sarah konnte ihren Augen kaum glauben als sie die gewaltige Maschine sah, die dort über den Trümmern des HAWOCs schweben sollte. Sie war nochmal ein gutes Stück größer als der MODULAR der 8ten Generation, den sie Zarkov Rush abgenommen hatte. Aber immer noch wesentlich kleiner als ein großer Bot oder gar ein HAWOC. Sarah schätzte die Höhe auf etwa 22 Meter, wogegen ihr eigener MODULAR der 7ten Generation mit seinen 15 Metern absolut mickrig wirkte. Die Maschine war jedoch sehr schmal gebaut und wirkte wesentlich beweglicher als der MODULAR den Sarah gerade steuerte, sogar beweglicher als der MODULAR der 8ten Generation von Zarkov Rush. Die Beine liefen ursprünglich spitz zu, wobei tatsächlich Füße ausgefahren wurden kurz bevor das Vehikel den Boden erreichte. Ein Geflecht aus rot leuchtenden Linien zog sich über das gesamte Gebilde. Aus dem Kopf leuchteten zwei rote Lichter, die Sarah wie Augen anstarren sollten. Weitere Metallteile schwebten um das eigenartige Gebilde herum, so wie es die VAMs von Sarah manchmal taten. Vom Rücken gingen zwei gewaltige Flügel, die wirkten als würden sie aus Flammen bestehen aus und bildeten eine Form die in der Insektenwelt üblich war. Generell sollte diese Maschine mehr wie ein mutiertes Insekt als wie ein MODULAR wirken. Sarah hatte sogar das Gefühl als würde sie nicht auf diesen Planeten gehören oder nicht in diese Welt. Langsam schwebte das seltsame Vehikel mit verschränkten Armen nach unten und landete sicher auf dem Boden. Ersteres deutete Sarah als Hinweis auf eine fortschrittliche Gedankensteuerung. Sie hatte zumindest schon davon gehört, dass diese Steuerung sich mit dem Nervensystem des Piloten verband und dessen Geist, dessen Denken in die Maschine versetzte, so dass diese dessen Gedanken sofort umsetzte. Ob das wahr war wusste Sarah nicht, sie hatte ein solches System noch nie selbst verwendet. Wenn sie den Rest dieses neuen Feindes so betrachtete gab es für sie jedoch keinen Zweifel, dass es der Wahrheit entsprechen sollte. War dies ein MODULAR der 9ten Generation? Oder schon einer der 10ten Generation? Was könnte er noch so alles, außer unbegrenztem Schweben und die Gedanken des Piloten umzusetzen? Und wie sollte sie mit ihrer bereits beschädigten Maschine mit nur noch sehr geringer Bewaffnung und Munitionsreserven und ohne Booster überhaupt auch nur die geringste Chance gegen ein solches Monster haben?
„Sarah? Ich hab hier gewaltige Energiewerte auf dem Schirm. Was ist bei dir da unten los? Soll ich Verstärkung rufen? Soll ich den Auftrag abbrechen lassen? Sag mir was ich machen soll?“, konnte sie noch Luana über das Kommunikations-System rufen hören, aber Sarah war viel zu verängstigt um überhaupt noch zu antworten. Was sollte sie tun? Was sollte sie nur tun? Das war das Ende! Ein Licht sollte am Kommunikations-Gerät blinken und Sarah hatte keinen Zweifel, dass es der Pilot dieser Maschine war, der mit ihr reden wollte. Sie hatte ebenfalls keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um Takeo Matsumura persönlich handeln würde. Schnell gab sie mit einem Tastendruck den Kanal frei. Vielleicht könnte sie ihn mit dem Gespräch lange genug hin halten, bis ihr eine Idee gekommen wäre, wie sie ihm zumindest entkommen konnte.
„Sarah Johnson… Welch angenehme Überraschung, dass wir uns auf diesem Schlachtfeld begegnen. Ich hatte allerdings gehofft, wir uns als Freunde und nicht als Feinde begegnen könnten“, sprach sie die Stimme von Takeo Matsumura, die sie vom Tag ihrer Prüfung wieder erkannte, an.
„Woher wissen sie wer ich bin?“, fragte Sarah schockiert und brachte Matsumura damit zum Lachen.
„Diesen Kampfstil würde ich jederzeit überall wieder erkennen. Ich erlebe es selten, dass jede einzelne Bewegung so gut durchdacht ist wie sie es bei dir sind, Sarah Johnson“, antwortete der ehemalige Nakamoto-Overlord hörbar amüsiert. „Ich wusste schon immer dass ich einen guten Riecher für gute Kämpfer habe. Deshalb wollte ich dich ja auch damals schon exklusiv für meinen damaligen Konzern anwerben. Zu schade, dass du abgelehnt hast. Wir müssten hier heute keine Feinde sein, wenn du angenommen hättest“, fügte er noch schnell hinzu.
„Etwa weil ich dann bei ihnen in so großer Schuld gestanden hätte, dass ich mich genötigt gesehen hätte hier heute auf ihrer Seite zu stehen, anstatt auf der Seite der Nakamoto Corp?“, fragte Sarah mit einem gewissen Sarkasmus und Matsumura begann ein weiteres Mal zu lachen.
„Präzise“, antwortete er dann. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich weiß nicht was Nakamoto dir für deine Loyalität und für meine Ermordung angeboten hat, aber ich bin mir sicher, dass er das was ich dir gleich vor habe anzubieten nicht übertreffen kann“, begann er dann weiter zu sprechen und verwirrte Sarah sehr. Was könnte er wohl vorhaben ihr anzubieten, was wertvoller wäre als eine Bezahlung die so hoch wäre, dass Sarah sie noch mit dem Team teilen konnte und immer noch genügend Geld hätte um den Rest ihres Lebens und des Lebens ihrer eventuellen Kinder und sogar noch deren Enkel davon zu bestreiten? „Deine Stärke hat mich massiv beeindruckt. Ich suche schon so lange nach einer Person wie dir und darum werde ich dir nun eine einzige Frage stellen… Sarah Johnson… Willst du mich heiraten?“, erklärte Matsumura nun und warf Sarah mit dieser Frage völlig aus dem Konzept.

What the fuck? What the actual fuck? Hatte er das gerade tatsächlich getan? Sarah konnte fast gar nichts anderes denken als diese beiden Fragen und das obwohl sie sich mitten in einer gewaltigen Schlacht vor dem gefährlichsten Feind ihres Lebens befand, welcher es auch war der ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte. Einen heftigeren, unpassenderen Moment für so etwas hätte er sich wohl kaum aussuchen können. Was konnte er damit nur bezwecken? Fürchtete er etwa ernsthaft, dass Sarah ihm mit ihrem fast völlig zerstörten MODULAR der 7ten Generation etwas antun konnte? Oder gab es eine andere Motivation dafür? Sarah wusste, dass bei Overlords diese ganze Sache etwas anders funktionierte als in niedereren Klassen, wie etwa der ihren. Aber das war selbst für sie ein wenig zu seltsam. Sie wusste dass unter Overlords die Söhne und Töchter nach Bedarf wie ein geschäftliches Gut weiter gereicht wurden und sie wusste auch, dass der einzige Weg ein Overlord zu werden, wenn man nicht als solcher auf die Welt gekommen war, der war dass man einen anderen Overlord heiratete. Für sie würde dies den Aufstieg bedeuten. Ein Wechsel in die höchste Position mit Zugriff auf die beste Technologie und die besten Produkte, die jemals entwickelt worden waren. Es war nun wirklich die höchste Bezahlung die ein Protector erhalten konnte, der konnte nicht einmal mehr Nakamoto etwas oben drauf setzen, so viel war klar. Und auch wenn ihr die Tatsache absolut missfiel, dass sie Matsumura kaum kannte, konnte sie nicht vermeiden, dass sie sich schrecklich geschmeichelt von dessen Antrag fühlte und auch ein wenig rot wurde, wenn sie darüber nachdachte. Egal was es war, dass er in ihr sah, es genügte um ihn zu einem solchen Schritt zu verleiten.
„Was genau gibt es da so lange zu überlegen? Wenn ich diesen Krieg erst gewonnen und mein eigenes Gebiet erhalten habe wirst du als meine Königin die zweitmächtigste Person darin sein. Du wirst alles haben, alles besitzen wovon du jemals geträumt haben könntest und Macht haben, wie du sie nie gekannt hast“, unterbrach Matsumura nun ihren Gedankengang. „Geht es um deine Diener? Sie können dir auch weiterhin dienen. Zusammen mit vielen weiteren im Geschäftszentrum eines Overlords“, fügte er noch schnell hinzu.
„Sarah, Ich weiß nicht was ihr da treibt, aber halte durch! Verstärkung ist unterwegs“, konnte sie Luana über den anderen Kanal rufen hören. Ja, das Angebot war gut. Viel zu gut. Vielleicht sollte sie es annehmen und diesen Typ, den sie kaum kannte wirklich einfach heiraten.
„Takeo Matsumura. Ich werde dich nicht heiraten. Dein Antrag ist abgelehnt“, antwortete sie dennoch selbstsicher zog eines der beiden Hitze-Schwerter und nahm sich ein Trümmerstück des gerade explodierten HAWOCs, dass eine Plattenform hatte und hoffentlich genügen würde um sie wenigstens ein paar Mal vor den Angriffen dieses mächtigen Feindes zu beschützen.
„Das ist wirklich eine Schande. Ich hatte wirklich gehofft, dass ich das nicht tun müsste, was ich gleich tun werde“, antwortete Matsumura hörbar enttäuscht.
„Schieb dir deine gespielte Freundlichkeit sonst wohin. Was glaubst du eigentlich wer du bist? Gott? Der Herr der Welt? Und dass dir sofort jeder zu Füßen liegen soll, wenn es dir nur schon als Gedanke durch den Kopf geht?“, antwortete Sarah ziemlich wütend.
„Sarah Johnson. Es tut mir wirklich in der Seele weh, dass ich einer Frau deines Formats so etwas antun muss“, kommentierte Takeo Matsumura abschließend und begann noch einmal zu lachen, bevor er die Verbindung beendete und die verschränkten Arme seiner Maschine löste. Langsam begann sie sich in die Luft zu erheben, so als wären ihre Booster-Energie und Flugfähigkeit völlig unbegrenzt, während sich die Flammenflügel ausbreiteten. Sarah hatte keine Ahnung was jetzt geschehen sollte, aber sie wusste, dass es ein Angriff sein würde, so viel war ihr klar und sie würde bereit sein, egal wie beschädigt und zerstört ihr MODULAR war.

Sarah hatte gar nicht richtig erfassen können was überhaupt geschehen war, so schnell konnte sich diese Maschine bewegen. Konnte er vielleicht sogar teleportieren? Nein, das war einfach völlig unmöglich. Aber es hätte erklärt wie es möglich sein konnte, dass dieser MODULAR von der einen auf die andere Sekunde direkt vor dem ihren erscheinen und einen Tritt ausführen konnte. Lediglich die HAWOC-Panzerplatte, die Sarah sich zuvor vom Boden genommen hatte, sollte sie vor der gewaltigen Wucht dieses Angriffs schützen und selbst dann wurde ihr MODULAR von der Kraft des Tritts mehrere Meter zurück geschoben. Sarah wollte einen Gegenangriff mit ihren VAMs ausführen aber Matsumura war bereits wieder verschwunden und an einer anderen Stelle wieder erschienen. Als Sarah die beiden gelben Laser ihrer VAMs abfeuerte, war er bereits schon wieder an einem anderen Ort, von wo aus er seine Handfläche auf sie ausrichtete und einen Feuerball auf sie abgab. In einer gezielten Bewegung hielt sie das Bruchstück des HAWOCs, dass sie immer noch bei sich hatte in den Angriff und schützte sich auf diese Weise vor den Flammen und deren gewaltiger Explosion. Direkt danach sollte sie Matsumura direkt vor sich wieder finden, wo er mit einer Waffe, die offensichtlich einem Naginata aus dem alten Japan nachempfunden sein sollte und ein Hybrid aus einem Speer und einem Katana in MODULAR-Größe darstellte, zuschlagen sollte. Ein gewaltiges Klirren war zu hören als die gewaltige Waffe auf das Panzerungsstück treffen sollte, dass Sarah als Schutz diente. Schnell versuchte Sarah einen Gegenschlag mit ihrem Hitze-Schwert auszuführen, aber auch dieses Mal war ihr Feind viel zu schnell und wich mit einem kurzen Dash-Stoß nach hinten, bevor er sein Naginata für einen Stich nutzte. Obwohl Sarah das Panzerungsstück als Schild nutzte, sollte die Situation problematisch werden, als die Klinge des Schwert-Speeres durch dieses Panzerungsstück brach und einen kurzen Moment drohte auch den MODULAR selbst zu durchschlagen. In einer schnellen kräftigen Bewegung, der weder Sarah noch ihre Maschine etwas entgegen zu setzen hatten entriss er ihr nun einfach das Panzerungsstück und schleuderte es zur Seite. In Panik geraten griff Sarah nach dem zweiten Hitze-Schwert und nutzte sie anschließend beide um einen Schlag des Naginatas von oben nach unten damit abzufangen. Offensichtlich konnte sie jedoch nicht einmal mit beiden Armen genug Kraft aufbringen um der Kraft Stand zu halten, die dieser MODULAR mit einem Arm aufbringen konnte. In einer weiteren Bewegung, die so schnell war, dass Sarah ihr kaum folgen konnte, aktivierte ihr Feind nun eine rote Energie-Klinge an seinem anderen Arm und trennte damit den linken Arm ihres MODULARs an der Schulter ab. Schockiert schlug Sarah einige Male mit dem übrigen Arm und dem Hitze-Schwert, dass sie immer noch mit diesem führte zu, aber Matsumura konnte diesen Verzweiflungsangriffen noch einfacher ausweichen als allen vorherigen indem er vergleichsweise langsam nach hinten schwebte. Bei der ersten besten Gelegenheit nutzte er wieder die Energie-Klinge mit der er das Hitze-Schwert am Griff durchtrennte und rammte das Naginata durch den Torso der Maschine. Schockiert blickte Sarah dabei nach rechts auf die Klinge die gerade durch das Cockpit gestoßen war und ihren Kopf um nur wenige Zentimeter verfehlt hatte. Noch schockierter sollte sie allerdings reagieren, als ihr das ganze Blut an der rechten Seite der Cockpitwand auffallen sollte. War das etwa ihres? Das musste es sein. Es war sonst niemand hier. Wieso konnte sie ihren rechten Arm nicht mehr bewegen? Wieso konnte sie ihn generell nicht mehr fühlen? Direkt darauf sollten unglaubliche Schmerzen folgen, wie Sarah sie nur einmal in ihrem Leben zuvor gefühlt hatte und das war als ihr der linke Arm abgetrennt worden war. In einer Mischung aus Panik und Schmerzen begann sie laut aufzuschreien als ihr klar wurde, dass das Selbe nun erneut geschehen war, dieses Mal jedoch mit ihrem rechten Arm. Ein gewaltiger Spalt begann sich im Cockpit und dem gesamten MODULAR zu bilden als Matsumura das Naginata nach oben aus der Maschine riss. Weiteres Blut schoss aus der Verletzung, während Sarah noch versuchte das Geschehen zu begreifen. Sie würde sterben! Und sie wollte ganz bestimmt noch nicht sterben! Panisch nutzte sie die letzte Waffe die ihr MODULAR noch zur Verfügung hatte und feuerte ihre VAMs aus zwei verschiedenen Richtungen auf den weit überlegenen Feind ab, der auf die Laser dieses Mal nicht einmal mehr reagierte und sie einfach von seinen kurz rot aufblitzenden Energie-Schilden abfangen ließ. Anschließend hob er kurz die Handfläche und feuerte zwei kleine rote Energie-Strahlen auf die Drohnen, die einfach explodierten. Dann begann er die Position zu verändern. Dieses Mal war er nach oben aufgestiegen und schwebte einige Meter über ihr. In einer langsamen Bewegung, wissend dass er sich diese Zeit lassen konnte griff der MODULAR zur Seite wobei es optisch wirkte als würde er in Wasser hinein greifen. Sarah erkannte die Raumkomprimierung aus den Aufzeichnungen in ihrer Protectoren-Lehre direkt wieder. Das war es also auch wie er an das Naginata so schnell gekommen sein musste. Als er den Arm wieder heraus nahm, zog er ebenfalls eine gewaltige, extrem fortschrittlich wirkende Handfeuer-Waffe mit hinaus, die Sarah direkt als eine Graviton-Kanone wieder erkannte. Schockiert sah sie lediglich zu wie er die Waffe auf sie ausrichtete und sie mit schwarz-violetten Partikeln aufladen sollte. Es gab nichts dass sie dagegen unternehmen konnte. Ihr Booster war beschädigt und das linke Bein ihres MODULARs ebenfalls. Alles was sie tun konnte wäre langsam in irgendeine Richtung zu humpeln. Garantiert nicht genug Zeit um einer solchen Waffe entkommen zu können. Es war vorbei. Egal wie Sarah die Sache versuchte zu betrachten, es war vorbei. Und ob sie nun durch diese Waffe sterben oder am Blutverlust durch ihre Verletzung sterben würde spielte letzten Endes auch absolut nicht die geringste Rolle. Es war vorbei, sie hatte völlig versagt und nun würde sie sterben.

Der 41ste Auftrag: Das letzte Gefecht

Sarah konnte es nicht glauben. Gerade als sie neue Gründe zum Leben gefunden hatte, würde sie sterben. Das durfte nicht wahr sein! Aber leider war es das. Wenn ihr nichts einfallen würde, wie sie der gewaltigen Graviton-Waffe entkommen sollte oder ein Wunder geschah, war es das für sie. Es gab keinen Ausweg. Den gab es einfach nicht und so war alles was Sarah tun konnte, ihren Feind mit aufgerissenen Augen anzustarren. Ihr Herz schlug so fest, dass sie es fühlen konnte, was sicherlich auch nicht hilfreich für ihre Verletzungen sein sollte. Plötzlich und ohne jede Vorwarnung sollten jedoch mehrere grüne Energiestrahlen von der Seite in ihren Feind einschlagen und einige Explosionen hinterlassen. Jedoch hatten Matsumuras Energie-Schilde die Strahlen abgefangen. In einer schnellen Bewegung wandte sich Matsumura lieber zur Seite und feuerte die Graviton-Kanone auf etwas, dass Sarah nicht sehen konnte. Eine gewaltige Explosion in der Größe dessen was die Hauptkanone eines HAWOCs hinterlassen konnte bildete sich auf der Seite, bevor etwas mit Matsumuras MODULAR kollidierte und sie beide in den Sand krachten. Sarah konnte nicht erkennen was es war, aber sie vermutete dass es sich um einen anderen MODULAR handeln musste. Weitere Explosionen bildeten sich auf dem Boden, während beide Maschinen in unglaublichem Tempo Schläge und Schüsse ihrer Waffensysteme austauschten. Sarah war es absolut unmöglich ihnen auch nur im Ansatz zu folgen. Sie konnte beide Maschinen lediglich als einen roten und einen gelb-orangenen Strahl wahrnehmen, während diese sich in einer Spirale nach oben bewegten und dabei mehrmals aufeinander treffen sollten. Dabei sollten weitere Strahlen und Projektile in alle möglichen Richtungen geschleudert werden und weitere Explosionen rund um die beiden Kämpfer über den gesamten Boden ziehen. Ein Feuerball, ein roter Strahl und grünes Energie-Projektil verfehlten Sarah und ihren zerstörten MODULAR dabei nur sehr knapp. Sollte so ein Gefecht zwischen zwei Overlords aussehen? Was hatten normale Menschen mit normaler Technologie wie sie dagegen überhaupt noch auszurichten? Und was sollte sie jetzt genau tun? Verschwinden? Mit ihrem MODULAR davon humpeln? Nein, das würde wahrscheinlich nicht funktionieren. Sie hatte bereits ohne einen Fluchtversuch genug Schwierigkeiten damit nicht in dem Gefecht dieser beiden gefangen zu werden und als Kollateralschaden zu enden. Plötzlich krachte ein besonders gewaltiger Feuerball in Boden direkt vor ihr und hinterließ dort eine Explosion, die sogar die der Hauptwaffen eines HAWOCs weit übertreffen sollte. Die Druckwelle schleuderte Sarah mit ihrem zerstörten MODULAR zurück wo die Maschine mit dem Rücken gegen einen Berg krachte. Immer weiter schraubten sich die beiden Strahlen in einer Spirale nach oben in den Himmel, bevor sie schlagartig die Richtung wechselten und dann zu Boden stürzten. Kurz bevor sie unten aufschlagen konnten fingen beide ihre Bewegung ab und trennten sich voneinander, bevor sie sich zu umkreisen begannen und mit einem gelben und einem roten Strahl unter Feuer nahmen, die in der Mitte zusammen treffen und dort eine gigantische Explosion entfachen sollten, die sogar die vorherige noch weit übertraf. Diesen Moment nutzten beide Kämpfer um noch weiter auf Abstand zueinander zu gehen, wobei Matsumuras Flugroute ihn dabei zwischen den Beinen eines HAWOCs hindurch führen sollte und die seines unbekannten Gegners direkt an Sarah vorbei. Es ging extrem schnell aber zum ersten Mal seit der Kampf dieser beiden begonnen hatte konnte sie kurz die Maschine erkennen, die ihr das Leben gerettet hatte. Sarah schätzte diesen MODULAR ein Stück kleiner ein als den von Matsumura, lediglich 20 Meter hoch, dafür jedoch etwas breiter und massiver gebaut. Auch wenn er bereits Ansätze der Optik von Matsumuras Maschine zeigte, die diese wirken ließ wie wenn sie nicht von der Erde oder generell aus einer ganz anderen Welt stammte, so waren auch immer noch die typischen Merkmale von MODULARs wie Sarah einen steuerte darin zu erkennen. Dennoch wirkte dieser MODULAR mehr wie etwas, dass in einem Anime vorkäme als wie etwas, dass tatsächlich existieren könnte. Seine golden gelbe Farbe und sein runder, halbkreisförmiger Aufbau der von einer Schulter zur anderen reichte, ließen ihn dazu noch wirken wie etwas, dass ein Engel nutzen würde, weniger wie etwas, dass ein Mensch nutzten würde. Aus dem Rücken der Maschine wurde außerdem durchgehend grüne Energie abgestrahlt, die wirkte als würde es sich um Flügel daraus handeln, ähnlich wie die Flammen aus Matsumuras Maschine. Sarah konnte lediglich vermuten, dass es sich bei ihrem Retter um einen MODULAR der 9ten Generation handelte und bei dem den Matsumura einsetzte um einen MODULAR der 10ten Generation. Genau wusste sie das auch nicht. Es konnte sich bei beiden Maschinen um beides handeln. Ferner war der Blick den Sarah auf ihren Retter bekommen konnte viel zu kurz um ausreichend Informationen daraus beziehen zu können um das wirklich genau zu sagen. Alles was sie wusste war dass der Kampf weiter ging und weitere Explosionen von Projektilen unterschiedlichster Form und Farbe sich über den Boden ziehen sollten, während sich beide Maschinen umkreisten und nun wieder näher kommen sollten.

Eine nicht zu unterschätzende Schockwelle bildete sich als beide Maschinen gegeneinander krachten. Der gewaltige Windstoß war noch bis zu Sarah und deren zerstörten MODULAR-Resten zu spüren. Erneut erhoben sie sich beide in solcher Geschwindigkeit in den Himmel, dass Sarah sie lediglich als Strahlen wahrnehmen konnte und krachten dabei weitere Male gegeneinander. Plötzlich stoppte die Bewegung und einige Maschinenteile wurden weg geschleudert. Einige davon sollten direkt neben Sarah und ihrer Maschine auf dem Boden einschlagen. Staub wurde aufgewirbelt und Sarah konnte für einen kurzen Moment überhaupt nichts mehr erkennen. Als dieser sich langsam legte fegten beide kämpfenden MODULARs knapp an ihr vorbei, mitten durch ihr Sichtfeld. Sie konnte erkennen, dass es der MODULAR von Matsumura war, der den ihres Retters gepackt hatte und ihm einen Faustschlag gegen den Kopf verpasste, stark genug um einen Riss in dessen Panzerung zu hinterlassen. Noch einmal bewegten sich beide Strahlen kurzzeitig in den Himmel, bevor sie scheinbar unkontrolliert, nur wenige Meter neben Sarah, zu Boden krachten. Matsumura war derjenige der in diesem Gefecht offensichtlich die Oberhand hatte und nun sein Naginata in durch den Torso seines Sarah unbekannten Gegners rammte. Dieser packte den Stab der Waffe mit einem seiner Arme und zersägte ihn dann mit einer grünen Energie-Klinge, die er am anderen Arm aufgebaut hatte. Den Bewegungen nach wütend, schleuderte Matsumura die Reste des Stabs zur Seite und aktivierte zwei rote Energie-Klingen an den Armen seines MODULARs mit denen er weitere Schläge auf seinen Gegner ausführte, aber lediglich auf grüne Energie-Klingen treffen sollte. Dennoch war es unklar wie lange dieser Unbekannte noch durchhalten würde. Sarah musste irgendetwas unternehmen. Irgendwie musste sie in den Kampf eingreifen. Nur wie? Ihre Sicht verschwamm langsam. Lange würde sie nicht mehr durchhalten können. So schnell sie konnte begann sie sich umzusehen und suchte irgendetwas, dass ihr in dieser Situation weiterhelfen würde. Nichts. Goldene Stücke von Panzerung, die offensichtlich zum MODULAR ihres Retters gehörte, Trümmer des HAWOCs den sie zerstört hatte, der Stab des Naginatas von Matsumura, aber nichts dass ihr weiter helfen würde. Eine Explosion ereignete sich bei den beiden Kämpfern. Offensichtlich hatte Matsumura einen Feuerball aus nächster Nähe auf seinen Gegner abgeben. Er würde nicht mehr lange durchhalten. Und da sah Sarah die eine Sache, die ihr vielleicht etwas nutzen könnte in dieser Situation. Eines der Teile, dass zuvor von den beiden weggeschleudert worden war, war die Graviton-Kanone gewesen, die Matsumura gegen sie verwenden wollte, was auch der ganze Grund war, weshalb Sarah sie wiedererkennen sollte. Sarah wusste genau, dass diese Waffe viel zu schwer für ihre beschädigte Maschine sein sollte, der Rückstoß viel zu stark und der Energieverbrauch viel zu hoch. Mehr als ein einziger Schuss wäre nicht damit möglich. Aber es war ihre letzte Option. Ihr aller letzte Option. So schnell sie konnte richtete sie den MODULAR auf seine Beine und begann so schnell es das zerstörte linke Bein ihrer Maschine zulassen sollte dorthin zu humpeln. Eine weitere Explosion ereignete sich bei den beiden Kämpfern. `Schneller. Schneller, verdammtes Mistding!´, fluchte sie innerlich, bevor ein kompletter gold-gelb bemalter Arm genau vor ihr landen sollte. Verdammt! Die Situation wurde von Sekunde zu Sekunde schwieriger und die kam lediglich im Humpel-Tempo mit ihrem MODULAR voran. Nur noch ein weiterer Schritt und… Eine nicht mehr zählbare Menge roter und grüner Energie-Strahlen die eine bogenförmige Flugbahn angenommen hatten krachten rund um sie in den Boden und hinterließen dort gewaltige Explosionen. Eine davon sollte Sarah nach vorne schleudern, genau zu ihrem Ziel hin. In einer letzten unmöglich kontrollierten Bewegung fing sie ihren MODULAR ab und hinderte ihn so daran erneut um zu fallen. Jetzt hatte sie die Waffe. Schnell versuchte sie eine Energie-Verbindung zwischen dieser und ihrem MODULAR herzustellen, während sie nach einem Auslöser suchte. Noch schneller drehte sie sich zu den beiden Kämpfenden und versuchte die Waffe auszurichten. Das automatische Zielsystem funktionierte nicht. Es musste beschädigt worden sein. Sie musste also manuell zielen. Beinahe eine Unmöglichkeit auf diese Entfernung. Und noch schwieriger würde es werden ihren Retter nicht ebenfalls zu treffen. Ihre Sicht verschwamm wieder, was ihr diese Aufgabe nur noch schwerer machte. Die Schmerzen ihres abgetrennten Arms brachten sie fast um oder um den Verstand. Und dennoch musste sie sich konzentrieren und den richtigen Gegner anvisieren. Dieser eine Schuss durfte nicht daneben gehen. Es würde das Ende bedeuten, für sie und den Unbekannten. Sie schwitzte und bekam keine Luft. Das atmen sollte ihr unglaublich schwer fallen. Aber Sarah hatte keine andere Wahl als das alles irgendwie beiseite zu schieben. In einer letzten verzweifelten Aktion drückte sie den Auslöser für die Graviton-Kanone und feuerte den gewaltigen schwarz-violetten Partikelstrahl in Richtung der beiden Kämpfenden ab. Eine Chance die offensichtlich auch der Pilot des goldenen MODULARs erkannte, der Matsumura nun einen Tritt genau gegen den Torso verpassen und ihn ein Stück zurück schleudern sollte. Hätte er dies nicht getan, hätte Sarahs Angriff sein Ziel um einige Längen verfehlt. Dem Overlord blieb nicht einmal die Zeit um schockiert zu reagieren, als der Strahl ihn erfasste und mit sich reißen sollte, bevor eine gigantische Reaktor-Explosion das Ende von Matsumura und dieses Kampfes besiegeln würde. Langsam richtete sich der goldene MODULAR auf und schwebte zu Sarah und ihrer Maschine rüber. Der Rückstoß der Graviton-Kanone hatte den letzten Arm der Maschine ausgerissen und den MODULAR nach hinten geschleudert, so dass er nun im Sand saß. Dazu hatte der Angriff wie Sarah es erwartet hatte die letzte Energie verbraucht, so dass nun alle Systeme herunter gefahren waren und nichts mehr funktionierte. Sarah konnte lediglich durch den Spalt, den Matsumura im Torso hinterlassen hatte, nach außen sehen. Und das auch nicht mehr allzu lange. Ihre Sicht verschwamm weiter. Sie war so unglaublich müde und sie wusste nicht mehr wie lange sie noch wach bleiben könnte. Wenn dies das Ende für sie wäre, dann war sie wenigstens mit einem großen Knall gegangen. Sie konnte noch sehen wie sich der MODULAR ihres Retters zu ihr nach unten beugte, bevor ihr völlig schwarz vor Augen wurde. Danach nichts mehr. Lediglich Schwärze, vielleicht sogar der Tod.

Sarah wachte in einem völligen Schockzustand auf. Völlig panisch versuchte sie aus dem Bett aufzuspringen, aber es war ihr nicht möglich. Sie hatte es lediglich geschafft ihren Oberkörper aufzurichten. Schnell begann sie sich umzusehen und erkannte den ihr mittlerweile schon gut bekannten Anblick eines Krankenzimmers in einem Unfall- und Heilzentrum wieder. Im Gegensatz zum letzten Mal hatte sie dieses Mal keine Erinnerungsbruchstücke angesammelt. Es war nur Schwärze da, wenn sie versuchte auf irgendetwas nach der großen Schlacht zu zugreifen. Waren die Ereignisse der letzten Wochen nur ein unglaublich schlechter Traum gewesen? Selbst ihr rechter Arm war da und fühlte sich normal an. Oder lag das einfach nur daran, dass er genau wie der linke auch mit mechanischen Teilen wieder angebaut worden war? Erschrocken sollte Sarah feststellen, dass ihre Haare noch länger geworden waren und ihr nun bis zu ihrem Hintern reichen sollten. Wie lange war sie weg gewesen? Es war doch verglichen mit den Verletzungen ihrer Lungen oder dem aus dem Gefecht davor, minderschlimme Verletzungen gewesen, die sie dieses Mal davon getragen hatte. Wieso fühlte sie sich dann, als ob sie das meiste danach stattgefundene verpasst hätte? Als hätte sie irgendetwas ganz besonders wichtiges verpasst. Sie begann ihren Körper zu begutachten und stellte fest, dass sie keine einzige Narbe mehr daran hatte. Nicht einmal mehr die von vorherigen Gefechten und Operationen. Plötzlich bemerkte sie, dass sie sogar im Stande war die Leute auf dem Gang reden zu hören, obwohl die Krankenzimmer so gebaut sein sollten, dass dies nicht möglich sein sollte. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie sogar einzelne Gespräche aus dem Chaos der vielen Stimmen ausmachen und verfolgen. Was war hier los? Wie konnte das sein? Mit ein wenig Nachdenken sollte Sarah jedoch schnell dahinter kommen. Immerhin kannte sie die Auswirkungen von genetischen und mechanischen Verbesserungen bereits von ihrem letzten großen Eingriff. Nur wer hatte das medizinische Team dazu autorisiert? Sarah hatte so ein komisches Gefühl, dass sie es wohl sehr bald erfahren würde, denn sie konnte hören, dass das medizinische Team draußen auf dem Gang wusste, dass sie wach war und dass sie jemandem Bescheid sagen wollten, dessen Namen sie nicht nannten. Ein paar Minuten später sollten sich bereits Schritte auf ihr Zimmer zu bewegen. Schwere Schritte, wie sie eher zu einem Koloss wie Jonathan passen würden, als zu einer Frau von ihrer eigenen Statur, wie etwa Luana oder Danica. Insofern war sie wenig überrascht als sich die Tür öffnete und tatsächlich ein Mann von Jonathans Größe und Statur den Raum betrat. Und dennoch konnte Sarah nicht anders als kurz erschrocken zusammen zu zucken.
„Ich grüße sie Sarah Johnson. Mein Name ist Andrei Nakamoto“, stellte sich der Mann schnell vor und verwirrte Sarah ein wenig. Nicht nur dass typische Gesichtsmerkmale eines Einwohners des asiatischen Kontinents bei diesem Mann völlig fehlten und er kurze blonde Haare hatte, sein Nachname war auch noch Nakamoto, so als wäre er mit dem Vorsitzenden der Nakamoto Corp verwandt. „Mir ist bewusst dass sie die gesamte Situation sehr verwirren muss, Mrs Johnson. Deshalb lassen sie mich derjenige sein, der sie ihnen erklärt. Immerhin verdanke ich ihnen mein Leben“, sprach Andrei dann weiter.
„Sie haben den MODULAR gesteuert, der gegen Takeo Matsumura gekämpft hat“, stellte Sarah immer noch ein wenig fest.
„Das ist korrekt. Leider war ich alleine nicht im Stande einen Feind mit einer wesentlich mächtigeren Maschine und wesentlich mehr Erfahrung im Kampf wie Matsumura zu besiegen. Wie ich bereits sagte, Mrs Johnson. Sie haben mein Leben gerettet und die Nakamoto Corp wird auf ewig bei ihnen in der Schuld für ihre Loyalität und ihren selbstlosen Einsatz sein“, erklärte der Mann weiter. „Den Anfang haben wir gemacht indem wir im Gegenzug ihr Leben gerettet haben. Leider mussten wir dafür eine Reihe völlig neuartiger Augmentationen an ihrem Körper vornehmen lassen. Einige davon befanden sich noch in der finalen Testphase und sollen selbst den Overlords erst jetzt zugänglich gemacht werden“, sprach Andrei Nakamoto weiter und schockierte Sarah mit seiner Aussage ein wenig.
„Ich bin jetzt praktisch ein Overlord?“, fragte sie dann ein wenig verwirrt.
„Körperlich gesehen ja. Aber sie wissen selbst, dass es für Menschen aus niedrigerem Stand nur einen Weg gibt um tatsächlich Overlord zu werden…“, antwortete Andrei.
„…und der ist indem sie einen Overlord heiraten. Ich verstehe schon…“, vervollständigte Sarah seinen Satz mit einem gewissen Maß an Enttäuschung. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie dann.
„Nun das liegt ganz bei ihnen. Sie haben ihren Auftrag beendet und wir haben ihnen die dreifache Summe ausgezahlt, die ursprünglich mit ihnen ausgemacht gewesen war. Ob sie weiterhin Aufträge durchführen oder ob sie sich zur Ruhe setzen, das liegt ganz bei ihnen“, antwortete Andrei.
„Aber das…“, wollte Sarah gerade sagen.
„…war doch nicht nötig? Das können sie nicht annehmen? Mrs Johnson… Sie haben den größten Unruhestifter in der Geschichte dieses Konzerns und wahrscheinlich des gesamten Konzernsystems beseitigt. Sie haben eigenhändig die Spaltung der Nakamoto Corp verhindert. Wir wären zutiefst beleidigt, wenn sie diese Entlohnung nicht annehmen würden. Ich wäre zutiefst beleidigt. Und ich wünschte die Nakamoto Corp wäre im Stande gewesen ihnen einen echten Aufstieg anzubieten“, antwortete Andrei Nakamoto auf die für Overlords übliche überlegene Art und Weise.
„Verstehe…“, antwortete wiederrum Sarah und versuchte das was sie gerade alles gehört hatte noch geistig zu verarbeiten.
„Bevor ich gehe Mrs Johnson, hätte ich noch eine einzige, durchaus etwas persönliche Frage…“, sprach der Overlord sie noch einmal an und schockierte sie sehr. „Wieso haben sie Matsumuras Antrag abgelehnt? Sie hätten von ihm alles das bekommen können, was wir ihnen nicht anbieten konnten“, fragte er dann jedoch und Sarah begann erleichtert durchzuatmen. Für einen Moment hatte sie befürchtet, dass sie nun den nächsten Heiratsantrag in einer völlig unmöglichen Situation bekommen würde.
„Das hatte verschiedene Gründe“, antwortete Sarah absichtlich sehr ungenau aber wahrheitsgemäß. Damit begonnen, dass sie keinen Mann heiraten würde, den sie nicht einmal kannte, darüber dass Matsumura Dinge versprochen hatte, von denen er selbst nicht wusste ob er sie einhalten konnte und damit aufgehört, dass Sarah niemals das Bedürfnis gehabt hatte ein Overlord zu werden. Sie hatte schon wesentlich länger ganz andere Ziele und deren Erfüllung war nun tatsächlich zum ersten Mal im Bereich des Möglichen.
„Ich verstehe… Dann wie auch immer sie sich weiter entscheiden vorzugehen… Ich wünsche ihnen ein erfülltes Leben, Mrs Johnson“, antwortete Andrei Nakamoto abschließend und wollte sich gerade auf den Weg machen.
„Warten sie… Ich hätte da auch noch eine Frage persönlicher Natur…“, hielt Sarah ihn jedoch auf. „In welcher verwandtschaftlichen Beziehung stehen sie zu Takeshi Nakamoto?“, fragte sie dann.
„Das ist eine lange, komplizierte Geschichte und würde sicherlich den Rahmen dieser Unterhaltung sprengen“, antwortete Andrei lediglich noch bevor er dann einfach den Raum verließ und Sarah mit ihren Vermutungen zurück lassen sollte.

Sarah sollte noch eine Woche nach diesem Gespräch im Unfall- und Heilzentrum bleiben, bevor man endlich entschieden hatte zu entlassen. Selbst diese Woche stellte sich für Sarah als völlig nutzlos heraus, denn sie war bereits wieder vollständig genesen, wahrscheinlich insbesondere wegen ihrer genetischen Verbesserungen, für die man sie praktisch als Versuchskaninchen missbraucht hatte. Tatsächlich empfand Sarah es eher in dieser Art und daher war sie dafür auch nur wenig dankbar. Von Luana erfuhr sie außerdem bei einem Besuch, dass sie erneut einen ganzen Monat abwesend gewesen war. In dieser Zeit war zwar der interne Krieg innerhalb der Nakamoto Corp beendet worden, aber der zwischen AWATAR und der NTA weiter eskaliert. Ferner war das Leben innerhalb der Nakamoto-Gebiete wesentlich repressiver geworden als davor. Die Überwachung durch Kameras, Drohnen, Roboter und Laserscanner war ausgebaut worden, bestimmte Implantate verpflichtend gemacht worden und wer sich geweigert hatte wurde von Nakamoto des Gebiets verwiesen, wo die meisten bei AWATAR oder der NTA endeten, wo man sie im Krieg verheizte. Wie absurd das doch alles war. Sie war Protectorin geworden um mit gewaltigen MODULARs die Menschen zu beschützen und nun war ihr das zwar ein einziges Mal gelungen, aber gleichzeitig hatte sie das Leben der Menschen unerträglich gemacht, so dass der Tod für viele wahrscheinlich ein Erlösung gewesen wäre. Sarah war sich nun mehr denn je sicher, dass der Weg den sie von nun an nehmen wollte der richtige sein sollte. Nun galt es jedoch erst einmal zurück in die Basis zu kehren und die freundlichen Begrüßungen insbesondere von Luana zu überleben.
„Sarah!“, rief letztere direkt aus und umarmte sie direkt.
„Ist ja schon gut… Ich bin ja da und ich gehe so schnell auch nicht wieder…“, antwortete Sarah und umarmte ihre nach deren eigener Aussage beste Freundin ebenfalls.
„Cooler neuer Look“, kommentierte Danica direkt und spielte wohl auf die silbern weißen Haarsträhnen, die sich während der genetischen Verbesserung als Nebenprodukt gebildet haben mussten, und generell die Länge ihrer Haare an.
„Naja, da hatte ich irgendwie nicht ganz so viel Mitspracherecht“, antwortete Sarah etwas verlegen.
„Also mir gefällt´s auf jeden Fall auch“, fügte Luana noch hinzu.
„Sag mal… Bist du irgendwie größer geworden?“, fragte nun auch noch Mark, der schon die ganze Zeit zwischen den drei Damen hin und her sah und wohl grade Sarah mit Luana und Danica verglich.
„Stimmt… Ich kann mich erinnern, dass Sarah mal die kleinste von uns allen war und jetzt ist sie fast so groß wie Danica“, fügte Lucius noch hinzu.
„Wahrscheinlich auch so ein Nebeneffekt, von den Verbesserungen, bei dem ich nicht mitzureden hatte“, kommentierte Sarah.
„Spielt ja auch nicht wirklich eine Rolle. Wichtig ist nur, dass du wieder hier bist“, fügte nun Lucius hinzu und nacheinander musste sich Sarah nun zunächst von Danica, dann von Mark und dann von Lucius selbst umarmen lassen.
„Wo ist eigentlich Jonathan?“, warf Sarah anschließend ein.
„Naja… Bei seiner Familie… Seiner Frau geht es nicht so gut“, antwortete Luana etwas deprimiert.
„Probleme mit der Leber hat´s geheißen. Es ist ganz plötzlich passiert. Das medizinische Personal vermutet, dass es eine Reaktion auf die vielen Medikamente ist, die sie in der letzten Zeit genommen hat“, erklärte nun Danica weiter und schockierte Sarah damit.
„Aber wann…?“, brachte diese lediglich heraus.
„Vor ungefähr zwei Wochen“, antwortete Lucius.
„Sie wissen nicht genau wie viel Zeit ihr noch bleibt, deshalb ist er jetzt heute bei ihr und wird es auch noch eine ganze Weile bleiben. Die MODULARs sind auf jeden Fall in Top-Zustand, so wie ich das verstanden habe“, fügte Danica noch an.
„Naja, alle bis auf den aus dem letzten Gefecht. Da ist schon einiges mehr zu Bruch gegangen und Jonathan weiß nicht genau ob er ihn retten kann. Aber das ist wohl auch kein Wunder, wenn du eine Waffe aus der 10ten Generation damit abfeuerst“, warf Mark nun noch schnell korrigierend ein.
„Passt schon soweit, genug Geld für einen Neuen sollte ja jetzt da sein. Aber ich weiß sowieso noch nicht genau wann und wie ich wieder einen MODULAR benutzten werde“, antwortete Sarah etwas deprimiert aus gleich mehreren Gründen.
„Und was machen wir dann jetzt genau weiter?“, meldete sich nun Luana zu Wort und gab Sarah praktisch die perfekte Vorlage um ihren Plan einzubringen und zu erklären. Die Frage war für sie jedoch ob sie das auch wirklich tun sollte. Die letzte Person, der sie einen ähnlichen Plan vor mittlerweile ziemlich langer Zeit nahe bringen wollte, hatte sie für irre erklärt und wollte seit dieser Zeit nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wie würden also diese Vier darauf reagieren, wenn sie davon erfahren würden? Sarah konnte nicht leugnen dass sie Angst hatte vor dem was gleich passieren würde. Sie mochte die Leute aus diesem Team und vielleicht würde sie alles Gute was sie in den letzten Monaten geschaffen hatte wieder zerstören, so wie sie es mit praktisch allem irgendwie hinbekommen hatte, was sie bisher geschaffen hatte. Sei es die Freundschaft zu Natalia oder ihre Beziehung mit Brandon.
„Naja… Ich hab da einen Plan…“, begann sie dann dennoch zu stottern. „Und vielleicht solltet ihr euch alle erstmal hinsetzen, bevor ich euch den erzähle“, fügte sie dann schnell an um Zeit zu gewinnen. Mark zuckte lediglich mit den Schultern und ging dann als erster zu den Sofas im Gemeinschaftsraum wo er sich auf einem davon platzierte. Die anderen sollten folgen. Sarah war die letzte die sich völlig angespannt direkt neben Luana setzte. „Also der Plan…“, wiederholte sie sich noch einmal und brachte keinen weiteren Satz mehr heraus. Sie hätte gerade beinahe im Kampf ihr Leben gelassen, aber sie hatte Angst davor ihr Team zu zerstören und irgendwen vor den Kopf zu stoßen. Nein, das war es nicht. Wovor sie tatsächlich gewaltige Angst haben sollte, war wieder allein zu sein. Plötzlich fühlte Sarah, dass jemand ihre Hand genommen hatte und sie fest hielt. Es war Luana, der scheinbar ihre extreme Angst darüber zu reden aufgefallen war. Sie wollte wohl nur mitteilen, dass sie da war und für Sarah da war. „OK. Der Plan also…“, wiederholte Sarah noch einmal kurz, während sie in erwartungsvolle Gesichter ihres Teams sah. „Ich habe vor mit dem Geld, dass ich beim letzten Auftrag verdient habe gegen die Konzerne vorzugehen. Nicht um die Konzerne oder die Weltherrschaft zu übernehmen oder sowas, sondern um sie, die Overlords und ihr System zu zerschlagen. Um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Einem Ort an dem wir keine bezahlten Massenmörder wie ich einer bin brauchen. Einem Ort ohne Klassen und einem Ort an dem jeder zu jederzeit Zugriff auf die neueste Technologie hat, wenn er sie braucht“, erklärte sie dann und sah wieder ängstlich auf den Boden. „Es ist für mich echt in Ordnung, wenn ihr jetzt denkt, dass ich sie nicht mehr alle beieinander hab und wenn ihr euren Anteil nehmen und einfach gehen wollt. Ich bin echt nicht sauer und frage mich oft selbst, ob ich sie wirklich noch alle beieinander hab“, fügte sie dann noch schnell hinzu.
„Aber wie genau hattest du vor die Konzerne und deren Overlords zu entmachten? Das ist doch eigentlich gar nicht möglich“, erkundigte sich Mark etwas verwirrt genauer, was Sarah stark überraschte. Überraschen tat sie auch, dass Luana ihre Hand immer noch nicht losgelassen hatte. Keiner der vier schien auch nur daran zu denken sich wegen dieser Sache von ihr abzuwenden.
„Naja… Ich… Die Macht der Konzerne kommt letzten Endes von uns Protectoren. Die Overlords sind zwar auch mächtig, aber sie sind absolut in der Unterzahl, wenn der Rest der Menschen sich gegen sie stellt. Und wir Protectoren, wir versklaven uns gegenseitig für diese Organisation der Protectoren. Mein Plan war es also diese Organisation auszulöschen. Ich weiß als Protectorin wo ihr Gebäude liegt. Wir könnten es einnehmen oder gleich zerstören. Es gibt sicherlich noch andere Schritte, die wir danach gehen müssten, aber der erste ist die Beseitigung der Organisation, denn die werden sie uns auf den Hals hetzen, wenn wir irgendeinen anderen Schritt gehen“, erklärte Sarah weiter.
„Ist soweit kein schlechter Ansatz würde ich sagen“, warf nun Danica ein. „Wo die Server für die Lobby stehen und wo die Backup-Server sind und die Backups für die Backups kann ich auf jeden Fall versuchen rauszufinden“, fügte sie dann noch schnell an.
„Wenn du mir sagst wo dieses Gebäude ist kann ich sicherlich rausfinden wie gut es gesichert ist und ob wir überhaupt eine Chance haben“, meldete sich Mark förmlich freiwillig für den Aufklärungseinsatz.
„Und wenn ich einen Jet bekomme, kann ich sicherlich im anschließenden Kampf auch nützlich sein“, erklärte Lucius sich offensichtlich bereit.
„Schade dass Jonathan gerade nicht hier ist. Ich bin mir sicher das hätte ihm gefallen“, sagte nun Danica.
„Eine Rebellion gegen das System, dass seine Frau krank gemacht hat? Er könnte es wahrscheinlich kaum abwarten, dass wir endlich anfangen“, antwortete Mark ihr, während Sarah noch versuchte zu begreifen was hier gerade passiert war. Diese Reaktion sollte alle ihre positivsten Erwartungen sogar noch weit übertreffen.
„Sarah? Wie lange trägst du das eigentlich schon mit dir rum ohne es irgendwem zu sagen?“, warf nun Luana zwischendurch ein.
„Keine Ahnung… Ein ganzes Jahr mindestens schon… Eher noch länger…“, antwortete Sarah etwas unsicher, bevor Luana sie mit all ihrer Herzlichkeit und Positiven Art noch einmal umarmte.
„Du ärmste“, kommentierte sie dabei und Sarah begann sich unglaublich erleichtert zu fühlen. So erleichtert, dass sie sogar kurzzeitig in Tränen ausbrechen sollte. So fühlte es sich also an, wenn man sich erfolgreich anderen Menschen öffnete.
„Wann wolltest du, dass dieser Plan losgeht?“, meldete sich nun Mark noch einmal zu Wort.
„Naja… Jedenfalls nicht sofort… Es gibt noch so viele Dinge im Vorfeld vorzubereiten… So vieles zu planen… Und eine bestimmte Zeit lang sollten wir vielleicht auch einfach noch alle das gute Leben genießen, so lange wir es noch haben…“, antwortete Sarah dann.
„Oh… Mein Stichwort glaube ich… Dieses Mal kommst du mir nicht um das Konzert rum, Sarah“, meldete sich nun Luana zu Wort.
„Ich würde es um nichts auf der Welt verpassen wollen“, antwortete Sarah ihr.
„Und ihr alle kommt gefälligst auch mit!“, warf Luana dann noch ein und schockierte Danica und Lucius damit ein wenig und Sarah konnte sich nicht verkneifen laut los zu lachen als sie deren Gesichtsausdrücke sah. Luana stimmte direkt darauf mit ein und nach und nach der gesamte Rest des Teams. Was war das? War Sarah etwa glücklich? Auf eine eigenartige Weise sollte sie feststellen, dass die Antwort darauf ein klares Ja sein sollte. Es war eine andere Art von Glück, als das was sie damals mit Brandon gefühlt hatte, aber es fühlte sich beinahe genauso gut an. Sie sollte nur wenig davon ahnen, dass auch dieses Glück nicht ewig andauern sollte.
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So, das ist es dann also, das erste und so wie es aussieht auch schon wieder das Letzte was ich nach 7 Jahren Abwesenheit davon mal wieder zusammen getippt habe. Ich muss ja gestehen, dass ich diese Geschichte selbst ziemlich hasse. Die Action ist mir nur in der letzten Schluss-Szene auch nur im Ansatz so gelungen wie sie mir hätte gelingen sollen, das Worldbuilding ist nicht so wie es hatte werden sollen (zu wenig Cyberpunkig :headbang: ), Kämpfe sind eintönig und können mit dem was Inferno da vorgelegt hat nicht im Ansatz mithalten (nicht zuletzt auch weil es halt alles wieder Mecha-Kämpfe sind) und diese Romanze im Mittelteil ergibt zwar aus der geplanten Charakterentwicklung heraus irgendwie Sinn, aber fühlt sich so unglaublich out-of-place an, dass ich wirklich das Bedürfnis unterdrücken muss den Kopf gegen die Wand zu hauen, wenn ich das ganze selbst lese. :headbang: Zu guter letzt ist da noch diese irgendwie etwas zu "körperbetonte" Freundschaft zwischen Sarah und Luana am Schluss, bei der man wahrscheinlich die ganze Zeit Angst hatte, dass es zu Slash ausarten würde und sowas würde ich in meinem Leben niemals schreiben glaube ich. :headbang:
Naja, das war´s dann mal wieder für ganz lange Zeit von mir. Wir sehn uns. Wenn nicht im Kommentar-Thema zur Geschichte, dann halt im "Ich zocke gerade", "Ich sehe gerade" oder "Ich höre gerade"-Thema. :mrgreen:
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