Das Spiel wurde zunächst für die Xbox entwickelt, die PC-Version erschien etwa zwei Jahre später, erhielt aber auch Verbesserungen und Erweiterungen. Auf dem PC ist die Konsolenherkunft dem Titel noch etwas anzumerken.
Das Programm steht in einer Tradition der Spiele von Black Isle bzw. BioWare, die bis vor 1998 zurückreicht. Fans von diesen Spielen erkennen zum Beispiel den „Weg der Offenen Hand“ und den „Weg der Geschlossenen Faust“ als Nachfahren der Gut/Böse-Achse von Dungeons & Dragons wieder. So gibt es auch die Konversationsfähigkeiten, hier: Schmeichelei, Intuition und Einschüchterung. Die nächsten Artverwandten dürften Star Wars: Knights of the Old Republic (KotOR, 2003 und KotOR 2) sein. Das Rundenbasierte ist mit Jade Empire nun Vergangenheit.
Die Spieldauer liegt je nach Spielweise zwischen 20 und 30 Stunden und ist somit kürzer als die von KotOR. Erzählt wird vergleichsweise linear, so werden die Schauplätze in der Regel in der hier beschriebenen Reihenfolge aufgesucht.
Die Erzählung ist recht abstrakt und unphysisch („hochesoterische Gespräche“) dabei mystisch und ausgeschmückt. Die Geschichte lässt eine klare Botschaft und einen roten Faden missen, zeugt eher von Mut zur Vielstimmigkeit, zum Episodenhaften und zum Ensemble. In Textmenge und Anspruch (dem Vernehmen nach 300 NPC und, im Englischen, 340.000 Wörter) erinnert der Titel an die alte Stärke des Entwicklers, große Geschichten zu erzählen. Trotzdem ist Handlung und Action ausgeglichen.
Das Setting des Spieles ist ungewöhnlich, es bildet ein mittelalterliches China nach, dem aber noch viele Fantasy- und einige Steampunk-Elemente zugesetzt sind, wie Magie und Fluggeräte.
Das Aussehen des Spielercharakters wird zu Beginn der Kampagne aus sechs Figuren ausgewählt. Im Verlauf der Handlung trifft man eine Reihe von NPC-Figuren, die alle mit einer außergewöhnlichen Geschichte ausgestattet sind und teilweise eine persönliche Nebenquest mitbringen. Während des Spieles kann man nur einen Gefährten mitnehmen, der in den Kämpfen zur Seite steht, im Gegensatz zu zweien in KotOR. Die Gruppe wartet an einem Lagerplatz, wo man sich mit allen Gefolgsleuten unterhalten kann. In Abschnitten des Spiels hat man auch Gelegenheit, einige von ihnen direkt zu steuern.
Der folgende Abschnitt bezieht sich exemplarisch auf ein Durchspielen der Special Edition für PC, wofür Wu, die Lotusblume und Der Weg der Offenen Hand gewählt wurden. Auf anderen Pfaden ergeben sich sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten im Ablauf.
Die Geschichte des Spielercharakters enthüllt sich schrittweise, man findet ihn zu Beginn in der idyllischen Kampfsportschule Zwei Ströme (auch: Zwei Flüsse), geleitet von dem väterlich-strengen Meister Li. Das Dorf wird angegriffen, und Flugschiffe bombardieren die Hütten, bis alles in Trümmern liegt. Meister Li wird entführt. Der Spieler als letzter lebender Geistermönch macht sich auf, ihn zu suchen.
Etwa drei Viertel der Spieldauer handeln nun von der Suche nach dem Meister und bringen uns nach Tiens Anleger. Sehr früh hört der Spieler von dem Gründungsmythos der großen Dürre, die vom amtierenden Kaiser Sun Hai eigenhändig überwunden wurde, und ein Wasserdrache erscheint dem Spieler in Visionen – mit menschlichem Antlitz. Schnell lenkt die Erzählung die Aufmerksamkeit auf die Hand des Todes, einen Kriegsminister des Kaisers von schrecklichem Äußerem und legendärer Kampfstärke. Zweifel kommen auf, ob der Kaiser nicht schwach, alt oder kränklich ist, zumal er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzieht. In Tiens Anleger muss ein Staudamm geöffnet werden, Piraten vertrieben und vieles mehr. Dann stellt sich heraus, dass Meister Li der leibliche Bruder des Kaisers ist, Beiname der Ruhmreiche Stratege. Dieser wurde für tot gehalten.
In der Kaiserstadt kann man sich durch die Bronze-, Silber- und Goldklasse der Arena kämpfen, sowie eine vollständige Karriere in einer Martial-Arts-Schule bestreiten. Außerdem findet sich dort ein Theaterstück, in dem man eine Rolle übernehmen kann, ein Conquistador, den man im Zwiegespräch besiegt, ein Friedhof, der die Verblichenen nur unzureichend unter dem Boden hält und derlei mehr.
Nach einigen Volten wird klar, dass die Hand des Todes nur eine Fassade ist, mehr ein Kampfroboter, und der Kaiser sehr wohl noch alle Fäden in der Hand hat, eine gewaltige Armee von Golems der Lotus-Assassinen im Aufbau, und auf den Krieg zusteuert. Dem Spieler gelingt es, den prächtigen Kaiser mit Meister Li im Gefolge zu stellen und zu überwältigen. Meister Li tötet plötzlich den Spieler und stellt sich als Verräter heraus, ein Drahtzieher im Hintergrund, der seine Pläne im Exil 20 Jahre geduldig und unbemerkt vorantrieb, eben der Ruhmreiche Stratege. Die Hauptfigur wurde von ihm benutzt, hat Lis Bruder beseitigt und seine Pläne damit fast vollendet. Der Spieler landet in einem Limbus.
Nach der Reinigung eines Geisterklosters hilft der Wasserdrache dem Spieler zurück ins Leben. Später sehen wir den Long in seiner stofflichen Form, er liegt jämmerlich in Ketten und wird seit Jahrzehnten abgezapft, die Wasserversorgung des Jade Empire ist sein Blut. Nachdem der Protagonist die Mitglieder seiner nun neunköpfigen Gruppe noch ein letztes Mal eingeschworen hat (wie einst in Baldur’s Gate 2), steht er im Endkampf dem übermächtigen Meister Li alleine gegenüber.
Ungewöhnlich sind die in die Handlung eingewobenen Minispiele. Dabei handelt es sich um Shoot ’em ups in einem Pseudo-2D-Stil, die eine leichte Retro-Stimmung aufkommen lassen, da sie an Spiele des vergangenen Jahrhunderts erinnern.
