Kapitel 5: Schlachten
Um der Brückencrew eine Aufgabe zu geben, hatte Jennifer ihren Input auf den Konsolen ausgegeben, wie es auch der alte Bordcomputer getan hatte. Das erhöhte zwar die Wahrscheinlichkeit menschlichen Versagens und senkte die Effizienz, doch sie wurde in diesem Kampf ohnehin nicht gebraucht.
„Die Zivilschiffe sollen sich formieren und gezielte Angriffe starten. Erteilen sie den Flotten typenspezifische Aufträge. Alle Triebwerke deaktivieren. Aktive Geschützkanzeln als Raketenabwehr nutzen. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“
„Die Transporter von John Alman meldet, dass sie Minen an Bord hat, Sir!“, meldete der Kommunikationsoffizier.
„Sagen Sie Alman, er soll ein Feld in Flugrichtung der CPU einrichten. Die Trägheit des Feindes ist zum Ausweichen zu groß. Und wenn nicht, dann gehen wenigstens einige Jäger drauf! Miss Satori soll ihn eskortieren. Wie ist unser Status?“
„Die Schilde laufen auf zwei Dritteln. Die Geschütze der x- und z-Achse haben fünfzig Prozent ihrer Leistung, die der y-Achse sind weiterhin defekt. Die Raketenslots funktionieren größtenteils!“
„Die beiden M3-Staffeln greifen das Ziel an, die M4 kümmern sich um Jägerabwehr. Die M5 eskortieren die M3 oder versuchen, den Feind abzulenken“
„Das CPU-Schiff läuft mit voller Effizienz. Es sind vier Korvetten und acht Jagdgeschwader beteiligt, die anderen Xenon scheinen uns weiterhin zu ignorieren!“
Vor dem Panoramafenster der Brücke blitzte es. Vereinzelt gab es Explosionen, doch größtenteils verpufften die Laserschüsse noch in den Schilden.
„Unsere M5 starten einen Raketenangriff!“, rief ein Offizier plötzlich. Und tatsächlich, zahlreiche Schweife deckten die Korvetten mit Explosionen ein. Die Schilde hielten zwar die Explosionswirkung ab, doch die Sensoren waren beeinträchtigt und für einen Moment geriet das Feuer auf das erste M3-Geschwader ins Stocken.
„Der Pilot der Nagunaya ist tot. Der Bordcomputer startet einen Kamikaze-Angriff!“
Zwischen den kleinen Schweifen scherte einer der Punkte aus und steuerte auf die nächste Korvette zu. Die Holoblase der Schiffsinformationen zeigte an, dass das Cockpitmodul völlig deformiert war, dann brach der Kontakt ab. Die Schilde des Xenonschiffes konnten zwar den schnellen Aufklärer aufhalten, doch einige Wrackteile durchschossen sämtliche Kraftfelder und schlugen in den Schildgenerator ein. Die entstehende Lücke wurde von einem weiteren Aufklärer ausgenutzt, bevor der zweite Generator kompensieren konnte.
„Das war die Schimmernde Flut. Ein Kamikaze-Manöver des boronischen Piloten. Anscheinend hat es gewirkt!“ Und tatsächlich versank das Xenon M6 in einer riesigen Explosionswolke.
„Cortez?“, rief Nakamura plötzlich. „Irgendwelche Vorschläge?“
Jennifer hatte sich fest vorgenommen, nicht in diesen Kampf einzugreifen. Unter gar keinen Umständen. Und sie hatte sich auch eine gute Ausrede parat gelegt.
„Tut mir leid, Captain, die Cyberattacken lasten mich vollständig aus!“
Der Mann schluckte die Lüge und zeigte plötzlich auf einen unbestimmten Punkt am zylindrischen Körper des CPU-Schiffes. „Da! Was machen die?“
„Das ist eines der Bordgeschütze! Sir, die CPU ist jede Sezura in Feuerreichweite!“ Ein grelles Leuchten und heftige Erschütterungen unterstrichen die Aussage.
„Das war der zweite Schildgenerator. Schilde bei 30%, die höchstmögliche Leistung beträgt 33“
„Rotieren Sie das Schiff und sagen Sie einem M4-Geschwader, es soll die andere Seite decken. Und kümmern Sie sich um die Trägheitsdämpfer; diese letzte Erschütterung war viel zu heftig!“
„Die dritte Korvette hat ein M5-Geschwader ausgelöscht!“, meldete eine Frau aus dem oberen Brückendeck. Sofort verschwand ein halbes Dutzend Holoblasen.
„Verdammt! Rettungskapseln? Was ist mit unseren Raketen?“
„Eine Rettungskapsel. Wurde von einem M5 des zweiten Geschwaders an Bord gebeamt“
„Wenn wir die Bestände optimieren, haben wir zwei Salven gegen das CPU-Schiff, drei gegen die M6, fünf gegen Jäger und noch ein paar gegen Raketen“
„Starten Sie eine der M6er!“
Ein leises Rumpeln erklang und einige bläulich-weiße Schweife hielten auf die schwächste Korvette zu. Die größeren Raketen wurden etwa zehn Kilometer vor dem Ziel abgefangen, nur einige der Ablenkungs-Moskitos schlugen ein, ohne eine sichtbare Wirkung zu hinterlassen.
„EMP! EMP!“, rief plötzlich ein Argone mit hoher Stimme.
„Schilde auf Maximum!“, befahl Nakamura.
Die vier Geschütztürme stoppten ihre Bewegung, als sämtliche verfügbare Energie in die Schilde um Schlüsselsysteme umgeleitet wurde.
„Irgendwas ist durchgebrannt. Schilde bei 20%, obere Grenze auch bei 20. Die Sekundärsysteme werden wieder hochgefahren“, meldete derselbe Offizier.
Nun fuhren auch die Waffen wieder hoch.
„Raketensperrfeuer! Schießen Sie alles ab! Die Raketen sollen unsere Jäger als Deckung nutzen. Die CPU soll das Primärziel sein!“
„Sir, das CPU-Schiff startet ebenfalls ein Raketensperrfeuer! Unsere Geschütze werden nicht alles aufhalten können! Wenn wir unsere Raketen zwischen uns und dem Schiff explodieren lassen, hätten wir eine undurchdringbare Barriere…“
„Sie haben Ihre Befehle. Ohne vernünftige Waffensysteme werden wir den Xenon niemals vernichten können! Starten Sie alles, was wir haben. Auch die Jäger sollen sich beteiligen. Koordinieren Sie den Abschuss genau. Wir haben nur die eine Chance!“
John blickte aus dem Cockpitfenster in der Front uns sah grenzenlose Schwärze. Schaute er nach rechts, sah er einen modernen argonischen Jäger, in dessen Cockpit Cylia saß und auf der linken Seite ein undurchdringbares Gewirr aus Punkten, Strahlen, Schweifen, Explosionen und Blitzen. Dann schaute er wieder nach vorne. Grenzenlose Schwärze. Grenzenlose Ruhe.
„Status?“, fragte er Al.
„Die Minen sind zu neunzig Prozent ausgeworfen und liegen zu mindestens sechzig Prozent auf dem Kurs des CPU-Schiffes #e21a. Keine Xenonjäger in Reichweite. Die Frontgeschütze der CPU sind beinahe in Feuerreichweite, jedoch nicht auf uns ausgerichtet. Eines unserer M5-Geschwader wurde vernichtet, das zweite sowie beide M4- und M3-Geschwader sind noch kampfbereit. Die Siegchancen liegen bei 10%, sollte unsere Mission fehlschlagen, und bei 25%, wenn sie erfolgreich ist“, antwortete das Schiffsgehirn, wobei es die Meldungen nach Wichtigkeit sortierte.
John antwortete mit einem „Mhhm“ und wandte sich wieder seinen Beobachtungen zu. Links ein wunderschönes und grausames Durcheinander aus tödlichem Licht. Vorne die wunderschöne und tödliche Ruhe des Vakuums. Rechts die wunderschöne und tödli…
„Eingehendes Comm-Signal. Soll ich darauf mit Waffengewalt antworten?“
Die freundliche Frage zeigte, wer am anderen Ende des Nachrichtenaustauschs saß.
„Durchstellen!“
Eine Holoblase mit Cylias Konterfei breitete sich im Cockpit aus. Mit ernsten Augen sah sie ihn an, wirkte von der Situation aber auch ein wenig gelangweilt. Dennoch schaute sie aufmerksam drein, denn die CPU konnte jederzeit ihre Geschütze anders ausrichten oder einige Jäger schicken.
„Du sitzt nicht immer noch im Wasser?“ Eine rhetorische Frage und die Antwort gefiel John nicht wirklich.
„Meine Inertialkompensatoren sind immer noch nicht repariert. Besser unter Wasser als an der Wand zu kleben!“
Sie seufzte. „Weißt du, wie schwer es ist, meine Bordkombi zu trocknen?“
Offensichtlich war es ziemlich schwierig, denn die Argonin hatte ihre übliche Kleidung gegen
ein Tanktop getauscht.
„Für gewöhnlich hat man da Maschinen für, meinst du nicht?“
„Ich hatte nicht mal Zeit, mir die Haare zu föhnen. Da kann ich erst recht nicht darauf warten, dass meine Bordkombi trocknet. Auch nicht, wenn’s maschinell passiert!“
„Wenigstens konntest du dir was Trockenes anziehen!“
Ein bejahendes Gebrumme, dann Stille. Nach einer Weile wechselte sie das Thema:
„Sieht nicht gut aus da Draußen!“
„Nein“, antwortete John. Wieder Stille.
„Meinst du, ich könnte..?“, fing sie an, doch Al unterbrach die beiden.
„Beide GKS starten Raketensperrfeuer. Ich habe die Minen vorsorglich deaktiviert, damit sie nicht versehentlich ausgelöst werden. Außerdem vermute ich, dass sich… ich lag richtig, da kommen einige Jäger auf uns zu. Wir sollten jedoch mit unserer Mission fertig sein, bevor sie eintreffen!“
John wischte Cylias Konterfei zur Seite und projizierte einige Navigationskurse auf sein Cockpitfenster. Cylia war eine gute Kämpferin, doch gegen einen schweren Jäger und einen Abfangjäger würde sie nicht bestehen können. Und die Transporter war in einem Kampf zu nichts zu gebrauchen.
„Cylia… das ist nicht gut!“, murmelte er nervös.
„Ich versuche, die beiden so gut wie möglich zu beschäftigen. Setz du irgendwo eine Mine ab, wo ich die hinlocken kann. Dann versuche ich, so schnell wie möglich abzuhauen!“
Es war ein ziemlich einfacher Plan und ein offensichtlicher noch dazu, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht; zumindest fiel John keine ein und Cylia anscheinend auch nicht.
„Auftrag ausgeführt. Das Minenfeld ist komplettiert. Es befindet sich noch eine Mine im Frachtraum, wie von Miss Satori vorgeschlagen. Ich weise darauf hin, dass unter den gegebenen Voraussetzungen die Mokou mit einer Wahrscheinlichkeit von 76% zerstört wird! Daher empfehle ich den Einsatz eines Transporters!“
Schon schossen die Xenon erste Raketen ab, die Cylia jedoch mit gezielten Schüssen zur Detonation brachte. Die Argonin beschleunigte sogleich ihr Schiff und jagte den Maschinen eine Salve Energiepfeile entgegen. Das schwerfälligere M3 konnte nicht rechtzeitig ausweichen, doch die drei mittelstarken Schilde hielten den geballten Energieladungen stand. Dennoch wurde es durch diesen Frontalangriff in die Defensive gezwungen, sodass sich Cylia ihrem Primärziel widmen konnte, dem Abfangjäger. Sie zischte knapp an dem Schiff des M-Typs vorbei, drehte sich und feuerte auf das Heck des M4, das jedoch seinerseits eine Wende hinlegte und der Mokou eine Welle beschleunigter Partikel entgegensetzte. Beiden Kampfteilnehmern war klar, dass Cylia über mehr Geschütze verfügte und somit den Sieg davon tragen würde – schließlich waren die Schildsysteme identisch – doch das M hatte seinen großen Bruder mitgebracht. Der Kampfpilotin blieb nicht genügend Zeit für einen weiteren Angriff und so floh sie in Richtung der Mine, die John bereits ausgeworfen hatte, beide Verfolger dicht an ihrem Heck. Eilig überschlug sie einige Werte in ihrem Kopf und entschied, dass sie es darauf ankommen lassen müsste.
„John! Jetzt!“, brüllte sie in die Comm, während Adrenalin durch ihren Körper jagte.
Gleichzeitig aktivierten sich der Transporter und die Mine. Eine helle und mächtige Explosion zerriss die drei Kampfschiffe. Geblendet von dem Licht, das trotz der verdunkelten Frontscheibe mächtig hell war, wandte John sich ab und sah Cylia vor sich im Wasser schweben.
„Hrmmlll!“, machte sie und deutete mit aufgerissenen Augen auf ihren Mund, bevor sie mit einem Zug zur Luftschleuse schwamm und die Tauchutensilien an sich nahm, die sie dort bei ihrem Ausstieg hinterlegt hatte.
„Die Mokou?“, fragte sie, als sie dank der Gerätschaften wieder atmen, sprechen und vernünftig sehen konnte. John schüttelte nur den Kopf.
Mit einigen weiteren Schwimmzügen, die jedoch wesentlich weniger energisch waren, bewegte sich die Pilotin zum Copilotensitz und schnallte sich fest. Dann kam der Explosionsblitz. Und dann ein weiterer. Und noch einer.
Die beiden starrten aus dem vorderen Cockpitfenster, vor dem nach der Drehung des Frachters das Minenfeld lag.
„Das CPU-Schiff #e21a wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 98% nicht zerstört werden“, meldete Al, doch John bemerkte, dass Cylia ihm nicht zuhörte. Mit offenem Mund, aus dem kleine und große Luftblasen strömten, schaute sie aus dem rechten Cockpitfenster, wo die AP Renown in einem weiteren Explosionsblitz unterging.
Doch John beschäftigte etwas ganz anderes. Er war sich sicher, dass weder die Transporter noch die Mokou einen funktionsfähigen Transporter installiert hatten. Und er war sich ebenso sicher, dass #e21a das CPU-Schiff war, dass den Weg zur Gemeinschaft der Planeten blockierte. Und dann öffnete er auch seinen Mund, denn er war sich absolut sicher, dass es nicht normal war, dass der Blick in den Schiffshangar von einer Holoblase versperrt wurde, die mit „Simulationsergebnisse“ betitelt war.
Captain Nakamura hatte sein letztes Gebet gesprochen. Er hatte bemerkt, wie die massiven Raketen die Schilde niederrissen und jede Sezura sein Schiff erreichen würden. Dann hatte er bemerkt, wie sich die Aussicht plötzlich änderte, wie die Nagunaya, die Schimmernde Flut, die Kotonoha, die Scarlet Victory und mehr als zwanzig weitere Schiffe im Hangar auftauchten, deren Zerstörung er doch gerade erst miterlebt hatte.
Und jetzt war er fassungslos.
„Sie haben was gemacht? Eine taktische Übung? Wir sollten Sie aus der Luftschleuse werfen! Sie mit einem Dosenöffner aufschneiden und ein System nach dem anderen mit EMPs lahmlegen! Eine Simulation! Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie einfach so eine täuschend echte Übung ansetzen, ohne irgendjemandem davon zu erzählen?“
„Habe ich es Ihnen nicht erzählt? Tut mir leid, Captain. Ich war mir ziemlich sicher, ich hätte es getan. Aber Sie kennen ja den Simulations-Realitäts-Konflikt, dank dem auch die Xenon so abgedreht sind. Liegt wohl in der Familie von uns Maschinenwesen!“, antwortete Cortez ruhig, die wusste, dass sie es ihm nicht erzählt hatte. Aus gutem Grunde nicht, schließlich hätte er sonst gewusst, dass es nur eine Übung war. Aber es war schon lustig, wie der Argone sich aufregen konnte.
„Sehen Sie es positiv, ihre Testergebnisse waren nicht schlecht!“
„Nicht schlecht? Wir wurden abgeschlachtet! Tot waren wir! Was denken Sie, wie sich das auf die Moral auswirkt?“
„Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie hätten gewinnen können. Und die würde wohl niemand wählen. Und sie hätten wesentlich schlechter abschneiden können. Um ein Haar hätten sie fast noch ein Unentschieden errungen und beide Schiffe wären zerstört worden!“
„Was wäre diese eine Möglichkeit gewesen?“, fragte der Captain, der sich langsam wieder abregte. Er war niemand, der sich lange aufregen konnte. Schließlich änderte das nichts an der Situation.
„Sie hätten alle Schiffe auf Kollisionskurs schicken können, dann sollte die CPU einigermaßen beschädigt sein. Je nachdem, wie lange die Manöver dauern, müssten sie selbst auch noch kollidieren, was wohl einen Großteil der Besatzung umbringen dürfte, aber der Sprungantrieb dürfte noch einsatzbereit sein und die Überlebenden in sichere Gefilde bringen können. Und seien sie froh, dass ich nicht noch psychologische Kriegsführung angewandt habe!“
„Was meinen Sie mit…“
„Es ist schon vorgekommen, dass die Xenon die Besatzung bereits gekaperter Schiffe auf ihre Angreifer ‚gefeuert‘ haben. Eigentlich nur, um den Ballast loszuwerden, aber sie haben erkannt, wie sich das auf das Kampfverhalten auswirkt und ich bin mir sicher, dass sie das hin und wieder anwenden werden!“
Nakamuras Gesichtsausdruck wandelte sich zu einer Mischung aus Ekel und Entsetzen.
„Wie… würden denn unsere realen Siegchancen stehen? Es wird ja wohl kaum so kommen, wie in ihrer Simulation!“
„Ich schätze mal, dass die Xenon mehr als vier Korvetten und ein wenig Kleinzeugs einsetzen, um ihr CPU-Schiff zu schützen. Erst recht, wenn sie ohne Mühe eine gewaltige Zahl an Trägern und Zerstörern mobilisieren können! Aber alles in allem haben sich die Zivilisten hervorragend geschlagen. Zwar fehlt ihnen noch der Zusammenhalt, aber das gibt sich. Ich würde daher vorschlagen, gewisse Freizeitaktivitäten und Treffpunkte einzurichten. Auch könnten wir solche Übungen mehrfach ansetzen, natürlich mit Vorwarnung. Wir wissen ja nun, dass viele Piloten ihr Leben opfern würden, um das Mutterschiff zu retten. Bei denen sollten sie sich vielleicht auch bedanken!“
„Was mich nur wundert, ist, wie sie es geschafft haben, dass niemand den Braten gerochen hat!“
„Nun ja, sämtliche Bordcomputer waren involviert, auch die Nicht-Terraformer-Modelle. Und es gab schon einige Hinweise. Den Namen des CPU-Schiffes dürften sie zum Beispiel kennen. Und in einigen Fällen haben die Bordcomputer oder ich auch interveniert. Zum Beispiel haben wir dem Schiff von Miss Satori einfach ein Transportsystem zur Verfügung gestellt… die dürfte sich übrigens freuen, weil sie nun eine weitere Wäschegarnitur trocknen darf“
„Dieser alte Frachter mit dem unpassenden Namen Transporter?“
„Genau. Die Trägheitsdämpfer sind ausgefallen, deswegen haben sie Wasser als Ersatz benutzt!“, erklärte Jennifer.
„Interessantes Verfahren. Ich wusste gar nicht, dass teladianische Schiffe wasserdicht sind!“
„Einige Teladi hatten ihre Schiffe mit Sumpfschlamm gefüllt, da das dem Heimatplaneten am nächsten kommt.“
„Ich erinnere mich. Wie auch immer… geben Sie mir einen Statusbericht!“
„Wir erreichen unser Ziel in einem Tazura, also etwa dreißig Stunden. Die Reparaturarbeiten liegen vor dem Zeitplan, wir haben zehn Berichte über seltsame Kampfsimulationen, sechzehn Beschwerden, sieben Glückwünsche und ein Dankeschön“
„Ein Dankeschön?“, fragte der Captain erstaunt.
„Ein Split, Klho t’Nnk von der Scarlet Victory. Er sagt, er hätte lange nicht mehr einen solchen Spaß gehabt. Oh, da ist auch eine Nachricht von Miss Satori an mich. Sie wüsste das nächste Mal gerne im Voraus, wenn ein Badeausflug ansteht“
„Wenigstens nimmt Sie es mit Humor!“, antwortete Nakamura.
„Aber ein Schwimmbad ist gar keine so schlechte Idee. Unsere Wasserfilter laufen perfekt und mehrere Tanker sind mit hochkomprimiertem Wasser für die Terraformer gefüllt. Damit könnten wir das halbe Universum versorgen… und es ist ein prima Ersatz für Trägheitsdämpfer!“
Der folgende Paragraph wird voraussichtlich aus der endgüligen Fassung entfernt.
Noch keinen ganzen Tazura hatte Yugandas in den Sektoren dieser Terraformer verbracht und schon hetzten sie ihn von einem Ort zum anderen. Er bekam alles, was er brauchte und musste dafür die Aufträge erledigen, die diese seltsamen Maschinen ihm gaben.
Hin und her flog er mit seiner Milan. Erst eskortierte er irgendwelche Transporte, die hier und da von einem schrottreifen Piratenschiff oder versprengten Kha’ak attackiert wurden, dann verfolgte er einen anderen Piraten und schließlich sollte er beim Wiederaufbau irgendeiner boronischen Mine helfen, die aufgrund eines Fehlers in den Energiesystemen eingestürzt war.
Das Ganze war ja schön und gut, aber es war weder gewinnträchtig noch sonderlich spannend. Nicht, dass er Aufregung besonders toll fand, aber nur ewiges hin-und-her-Fliegen, nein, das war nichts für einen Entdecker, sondern für einen Transporterpiloten!
Und jetzt, nach all der harten und langweiligen Arbeit, wollten ihn die Terraformer verarschen. Argon Prime sei gefallen und besetzt worden. Von irgendwelchen Split-Rebellen. Und er wurde gebraucht, um zu helfen. Wenn das ein Drehbuch wäre, würde es ihm niemand abkaufen. Klar, dass Maschinen nicht super intelligent sein konnten, aber so einen Ngusimist würden nicht einmal die Xenon verzapfen!
Aber gut, dann flog er eben nach Argon Prime. Das war ja auch keine lange Reise, nur einmal quer durch’s Universum. Wenigstens wurde er mitgenommen.
„Kaedess… wie lange noch?“
„Laut den Flugplänen des Linienverkehrs geht der TerraCorp-Flug zum Westtor von Heimat des Lichts in etwa drei Mizuras!“
Der Teladi stand auf und ging einige Schritte. Mit seinen Gehklauen betätigte er den Fußschalter des Schotts und betrat die kleine Kombüse seines Abfangjägers.
„Und? Hast du sschon die Nachrichtenssendungen verfolgt? Irgendwas über unsseren Auftrag?“
„Hai, laut dem Infokanal der Terraformer wird von einem Flug nach Argon Prime abgeraten. Die Sprungtore sollen von bewaffneten Einheiten der Sreb bewacht werden. Nicht einmal Drohnen kommen durch die Tore!“
„Irgendwass aus anderen Quellen?“
„Negativ. Wir haben keinen Zugriff auf andere Informationskanäle!“
Beim CEO, die wollten ihren Scherz wirklich durchziehen. So einen Aufwand, nur für ihn?
„Kannsst du Kontakt zu diessem TerraCorp-Schiff aufbauen?“
Yugandas M4+/Milan war an einem argonischen TM der TerraCorp angedockt, der mehrmals am Tazura zwischen seinem Hauptquartier Heimat des Lichts und diesem Terraformer-Sektor #Seeths Bewusstsein umhersprang. Gegen ein geringes Entgelt konnte man für den Sprung einen der vier Andockplätze mieten und so für wenig Geld bis ans andere Ende des Universums gelangen, ohne einen Sprungantrieb installiert haben zu müssen. Eine grandiose Geschäftsidee, doch leider besaß der teladianische Entdecker keinen TM. Und irgendwann dürften die ewig gleichen Sprünge auch langweilig werden.
„Mit wem möchten Sie sprechen, Captain Yugandas?“, fragte der mittlerweile tatsächlich veraltete Bordcomputer.
„Tshh, keine Ahnung. Irgendein Argone, der nicht besschäftigt ist!“
„Kontakt wird aufgebaut zu… Ferd Awasi, Argon Eklipse Kiseragi“
Und tatsächlich tauchte wenig später ein Argone in einer Holoblase auf. Yugandas versuchte, einzuschätzen, wie alt das Wesen sein mochte und welchem Geschlecht es angehörte, gab jedoch schnell auf. Es war schlichtweg unprofitabel.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Person. Da an beiden Seiten der Sprachluke große Hautpolster saßen und der Argone kaum noch Haare besaß, entschied der Teladi, dass es eine Frau war.
„Tshh, ich habe sseltssame Dinge über Argon Prime gehört. Wissen Sie vielleicht näheres?“
Die Argonin wirkte augenblicklich niedergeschlagen.
„Anscheinend haben die Sreb es schon wieder getan. So wie es aussieht ist Argon Prime nicht mehr in argonischer Hand!“
„Wass meinen Ssie mit ‚wieder‘?“
„Na, es ist doch schon das zweite Mal, dass die mit einer riesigen Streitmacht in den Sektor einfallen! Beim ersten Mal waren sie schnell wieder weg, aber jetzt…“
Also wollten die Terraformer ihm gar keine fehlerhaften Informationen andrehen? Wenn Argon Prime, einer der größten Umschlagsplätze der Gemeinschaft der Planeten, tatsächlich unter Herrschaft einer zweifelhaften Gruppe standen, hatte das ernsthafte Folgen für die Wirtschaft!
„Tshh, Kollegin Awasi, wer genau ssind die Ssreb?“
Die Frau schaute ihn irritiert an, dann antwortete sie doch noch.
„Split-Rebellen? Nilk t’Trrc? Schon mal gehört?“, fragte sie. „Ach ja, und ich bin männlich!“
„Mein Fehler!“, gab Yugandas gedankenversunken zu. Split-Rebellen, ja da hatte er schon etwas von gehört. Und von diesem Nilk auch.
„Fast überall gibt es Informationen über die Sreb, wenn Sie wirklich nichts darüber wissen. Aber wir sind ja gleich praktisch am Ort des Geschehens!“
Damit schloss der männliche Argone den Kanal. Der Sprung stand ohnehin kurz bevor.
Yugandas nahm sich eine Wonton-Suppe und setzte sich wieder auf seine Hartplastikbank. Ein kurzer Energieblitz und eine Veränderung des Sternenhintergrunds zeigten ihm, dass sie den Sektor gewechselt hatten. Der Teladi schaute auf die Sensoren, öffnete seine Schnauze und bemerkte gar nicht, wie sich seine lange Zunge an den Kaubalken vorbei stahl.
Militärschiffe. Überall. Riesige Zerstörer drehten ihre Runden, eine halbe Flotte stand vor dem Nordtor nach Argon Prime. Selbst die kleinsten Schiffe waren schwerbewaffnet.
Fünf Jahre zuvor
Corporal Jack Miyamoto steuerte seinen Abfangjäger durch die Schwärze des Alls. Finden und eliminieren, wiederholte er in Gedanken. So lautete der Auftrag.
Die Sensoren erkannten ein mittelgroßes Objekt und schon bald lieferte die Sichtverbesserung ein genaueres Bild. Ein ziemlich lädierter Frachttransporter versuchte mit flammenden Triebwerken, der terranischen Übermacht zu entkommen. Miyamoto überprüfte sein Ziel mehrfach. Minimale Bewaffnung, schwache Schilde, eine dürftige, in größter Eile installierte Lebenserhaltung. Etwa dreihundert Überlebende der Mission.
Als der Corporal zwei Marschflugkörper auf die Reise schickte, blitzen vor seinem inneren Auge kurz Bilder auf, wie sie nun vermutlich auf dem Zielobjekt herrschten. Ein Mann mit angstbleichem Gesicht stürzte auf die Brücke und berichtete von zwei Schweifen, die sich näherten. Weil der Großteil der Elektronik ausgefallen war, konnte der Skipper diese Daten nicht überprüfen, doch es war ohnehin zu spät. Er stand von seinem Sitz auf und trat mit hängenden Schultern durch die Schleuse in den einstigen Frachtraum, wo unzählige Gestalten mit panischen Blicken versuchten, das Erlebte zu verdrängen. Kein Wort war nötig, alle wussten, was nun kommen würde. Ein Blitz, keine Hitze, keine Kälte, einfach nur ein Blitz und dann ewige Dunkelheit.
Für diesen kurzen Moment wollte Miyamoto die Raketen zurückrufen, den Befehl verweigern, einfach verschwinden aus diesem teuflischen Sektor, doch dann fiel es ihm auf. Es waren ja gar keine Menschen, die dort in der Explosion vergehen würden, nur irgendwelche Echsen und Tintenfische. Natürlich konnten sie es an Intelligenz nicht mit den Menschen aufnehmen. Wahrscheinlich hatten sie gar keine Intelligenz, kein Selbstbewusstsein. Es gab nur eine Rasse, die es mit den Menschen aufnehmen konnte, und die hatten sie selbst entwickelt. Und ohnehin, Befehl war Befehl, daran gab es nichts zu rütteln! Wo käme man denn hin, wenn die Rettungsteams entscheiden würden, ob das Opfer einer Naturkatastrophe es überhaupt wert war, gerettet zu werden?
Befriedigt markierte der Corporal ein weiteres Ziel als beseitigt. Den Lichtblitz ignorierend wendete er seinen Jäger um einige Grad und suchte das nächste Objekt. Ein Blick auf die taktische Karte verriet ihm, dass die Hauptflotte sich schon vor dem Sprungtor versammelt hatte. Die feindlichen Stationen waren ausgelöscht, die gegnerischen Schiffe beseitigt, der Sektor ETNOs Hoffnung lag in Trümmern und diese widerlichen Echsen hatten hoffentlich begriffen, dass man das terranische Reich nicht einfach so unterminieren konnte.
Ein neuer Befehl trudelte ein. Jack Miyamoto sollte zurückkehren. Er hatte hervorragende Arbeit geleistet und würde mit sofortiger Wirkung versetzt worden, um der Bedrohung durch die AGI endgültig Herr zu werden! Verwundert über das plötzliche Ereignis übersah der Mensch völlig die Details seines neuen Auftrags. Es hatte etwas mit Computerviren zu tun. Eine fünf-Jahres-Mission.
Doch selbst wenn er den Anhang gelesen hätte, niemals wäre dem Unteroffizier in den Sinn gekommen, dass er derjenige sein würde, der dem Kollektiv der Xenon Befehle geben konnte, und noch viel weniger hätte er vermutet, dass ein kleiner Wisch mit seinem rechten Zeigefinger den Untergang seiner eigenen Rasse heraufbeschwören konnte!
Fünf Monate zuvor
„In Ordnung, Captain. Tun Sie’s!“
Captain Jack Miyamoto befolgte die Anweisung des Generals. Er hob seine rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und bewegte ihn durch die Luft seitlich von sich weg.
„Sendung aktiviert“, meldete die Computerstimme des Torus Aeternal.
Miyamoto triumphierte innerlich. Das war das Ende der AGI und ein weiterer, großer Schritt nach oben auf der Karriereleiter!
„Gute Arbeit“, lobte Ishiyama, doch sein Tonfall und sein Gesichtsausdruck drückten etwas anderes aus. Es mochte Gleichgültigkeit sein, Selbstbeherrschung oder … Furcht?
Miyamoto stempelte seinen Gedanken als Lächerlich ab. Sicherlich gab es einige Parallelen zu dem damaligen Vorfall, dem kleinen Update-Fehler vor einem Millennium, doch so etwas konnte nicht noch einmal geschehen. Außerdem war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solch trübe Gedanken, jetzt sollte er sich erst in dem Applaus seiner Mitarbeiter und Vorgesetzten sonnen.
„Reisen Sie direkt ab?“, unterbrach das Oberhaupt der AGI Task Force das Geschehen. Er konnte die Ergebnisse vermutlich gar nicht abwarten und genauso ging es auch Miyamoto.
„Ja, Sir. Ich denke, wir werden noch heute die Wirkung feststellen können!“
Mit diesen Worten verließ der Captain den Raum und bewegte sich zur Hangarsektion. Als sein Schiff wenige Minuten später den Ring des Transorbitalen Beschleunigers passierte, warf er noch einen letzten Blick auf das göttergleiche Gebilde, das die Erde umspannte. Tief in seinem Innern wusste er, dass er das grandiose Bauwerk nie wiedersehen würde. Einzig die Kamerabilder der Zerstörung, die er sich keine vierundzwanzig Stunden später in einer Holoblase anschaute, ermöglichten ihm einen letzten Eindruck der heilen Welt, des großen terranischen Reiches, das einen tödlichen Fehler nun zum zweiten Mal begangen hatte.
Gegenwart
„Captain? Captain!“, rief eine Stimme. Miyamoto schreckte hoch. Der Schlaf musste ihn überwältigt haben und die schemenhaften Bilder der Vergangenheit waberten noch immer vor seinem inneren Auge umher. Mission, Virus, Angriff, Zerstörung, dachte der Terraner.
„Captain, die Renown wurde noch immer nicht entdeckt“, berichtete die Stimme.
„Wie? Ja. Ja, danke. Ich – glauben Sie, dass Miss Cortez überlebt hat?“
Seine Sekretärin hob überrascht eine Augenbraue.
„Sie sagten selbst, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Renown noch existiert!“
Miyamoto spürte kochende Wut. „Ich weiß, was ich gesagt habe!“
So schnell der Ausbruch gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder. Der Captain fasste sich mit Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand an sein Nasenbein.
„Entschuldigen Sie, Darcie. Es war ein langer Tag. Was ist Ihre Einschätzung der Situation?“
Nach der Zerstörung des Reiches herrschte genereller Mangel an allem, erst recht an Arbeitskräften. Nur wenige, hochrangige Offiziere konnten auf die Hilfe einer Sekretärin retten, doch Captain Miyamoto war für den AGI-Virus zuständig gewesen. Er hatte Erfahrung und Wissen über den Erzfeind der Menschheit und das machte ihn zu einem wichtigen und wertvollen Mitglied des Militärs. Und Darcie war wirklich eine echte Hilfe. Sie war intelligent und äußerst fähig, doch es schien Miyamoto, dass sie etwas vor ihm verheimlichte. Er hoffte inständig, dass es Bewunderung war, doch eine kleine Stimme sagte ihm, dass sie ihn im Grunde verachtete.
„Ich denke, dass selbst eine erfahrene Terranerin in einem noch so robusten CPU-Kern nicht das überleben kann, was die Renown durchmacht. Angenommen die Daten stimmen – und davon gehe ich aus – ist der Träger mitten im Gebiet des Feindes gestrandet. Wie könnte ein so unterentwickeltes Schiff überleben, wenn nicht einmal …“
Ihre Stimme brach.
„... wenn nicht einmal unsere gesamte Flotte etwas ausrichten konnte? Ich denke, Sie haben Recht. Nein, ich hoffe, dass Sie Recht haben. Dieser Cyborg“, er spuckte das Wort verächtlich aus, „hat schon genügend Schaden angerichtet und uns viel zu lange beschäftigt. Aber sie ist zäh. Und wir dürfen die Argonen nicht unterschätzen; schließlich haben sie über achthundert Jahre mit den Terraformern in direkter Nachbarschaft überlebt. Und sie gehörten zu uns!“
Miyamoto ignorierte den letzten Satz. Die Argonen als Terraner zu sehen war lächerlich. Sie mochten vielleicht von Menschen der Erde abstammen, doch das war fast ein Jahrtausend her. Sie kollaborierten mit allerlei widerlichen Kreaturen: Echsen, Tintenfischen, sogar mit übergroßen Stabheuschrecken und sogar mit den AGI, dem Feind Gottes!
Der Terraner seufzte resignierend.
„Danke, Darcie. Sagen Sie Bescheid, wenn etwas passiert. Ich – Sie wissen, wo Sie mich finden!“
Mit den Worten ging er auf den Flur hinaus.
Das Schiff war groß, größer als ein herkömmlicher Zerstörer oder Träger. Sie hatten es vor Jahrzehnten gebaut, um unabhängig zu sein von bewohnbaren Planeten und das hatte sich ausgezahlt. Nach der langen Zeitspanne waren die Systeme zwar etwas heruntergekommen und das Schiff konnte sich unmöglich selbst verteidigen, doch hier flog es nun, in Atlantia. Die letzte Bastion der Menschheit. Fast neunzig Prozent der Weltbevölkerung lebten hier, der Rest war auf die wenigen Großkampfschiffe und die kleinen Nussschalen verteilt, die überlebt hatten. Es war ein brüchiges Zuhause, aber es war immerhin eine Heimat.
Captain Jack Miyamoto verließ auch den Verwaltungsflur und trat in einen der Gärten hinaus. Pflanzen wucherten überall umher; nur die Gärtner konnten dem Chaos etwas abgewinnen. Einige der Gewächshäuser waren defekt gewesen und konnten während der Flucht nicht repariert werden. Irgendwann würden sie diese Schäden reparieren, doch bis dahin musste die Nahrung entweder von außen beschafft werden oder eben auf kleinerem Raum wachsen. Es war nicht optimal, aber es war das letzte bisschen Terra, das blieb. Deswegen waren auch die ganzen Menschen noch hier. Es war kein luxuriöses Leben wie auf der einstigen blauen Perle, doch es kam der alten Heimat am nächsten.
Ein weiterer Seufzer entfuhr dem Mann. Vielleicht würde er den Wiederaufbau des Reiches nicht erleben können, aber er konnte einen Grundstein legen. Vielleicht waren die Proteste seiner Landsleute gar nicht so falsch. Ein Mitspracherecht in der argonischen Regierung wäre ein Anfang zu neuer Souveränität, zu neuer Stärke. Sie würden von vorn anfangen müssen, doch auch das war der Menschheit schon einmal gelungen. Doch eines würde sich nicht wiederholen: Den tödlichen Fehler hatte Terra das letzte Mal begangen. Dafür würde Miyamoto sorgen. Koste es, was es wolle!
Cylia zog ihren rechten Stiefel aus, hob ihn auf Augenhöhe und drehte ihn, sodass seine Sohle zur Seite zeigte. Ein kleiner Wasserstrahl schoss hinaus und bildete eine Pfütze auf dem Hangarboden, etwa einen Meter unter der Luftschleuse der Transporter, an dessen Rand sich die beiden Argonen gesetzt hatten.
„Immer noch besser, als ein roter Fleck an deiner Cockpitscheibe zu sein“, meinte sie und John nickte.
„Wenigstens ist es nur Wasser. Stell dir vor, wir wären auf einem Säuretanker gewesen!“, erwiderte er.
„Hai, ich schätze, du hast Recht!“ Dann folgte ein Moment der Stille. „Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen“, legte die junge Frau nach.
„Zumindest bis die Inertias wieder funktionieren …“, bestätigte John ihre Vermutung.
Sie schaute ihn an, wischte sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und fing dann an zu lachen.
Der Argone wusste zwar nicht, warum sie lachte, doch auch er konnte nicht lange Ernst bleiben und stimmte in das Gelächter mit ein. Die beiden ernteten ein paar schiefe Blicke von anderen Piloten und Besatzungsmitgliedern, die im Hangar ihren diversen Beschäftigungen nachgingen.
Nach etwa einer halben Minute legte sich die überschäumend gute Stimmung wieder.
„Eigentlich mag ich Wasser ja. Hat was von der Schwerelosigkeit im All“, sagte Cylia einige Augenblicke später. „Ich denke, das liegt in der Familie …“
Wieder herrschte Stille, diesmal nicht so unbeschwert wie vorher.
„Wie kommst du… damit klar?“, fragte John vorsichtig.
Sie seufzte. „Ich versuche, nicht allzu viel daran zu denken. Mittlerweile sollte ich mich längst daran gewöhnt haben!“
John erwiderte nichts und wartete darauf, dass seine neue Freundin weitersprach.
„Weißt du, mein Vater liebte den Weltraum mehr als alles andere, uns eingeschlossen. Lange hielt er es nicht auf Argon Prime aus und nahm seinen alten Beruf als Frachterpilot wieder auf. Irgendwann wurde es meiner Mutter zu viel und sie ging. Von einem Tag auf den anderen. Wir dachten, dass sie vielleicht nur kurz wegbleibt und wahrscheinlich dachte sie das auch, aber sie kam einfach nicht zurück. Natürlich geht auf Argon Prime niemand verloren und wir erfuhren schnell, dass sie nach Desolum IV zum Polytechnischen Institut gewechselt war. Ich weiß immer noch nicht, was sie dort wollte, nur, dass es wohl irgendwas mit Forschung zu tun hatte und sie bei einem Unfall von einem Frachtcontainer erschlagen wurde. Mein Vater war immer für uns da gewesen, nur eben nicht bei uns. Ich war inzwischen alt genug, um allein zu leben und ließ mich zur Kampfpilotin ausbilden. Der Weltraum hatte mich schon immer gereizt und ich liebte die wenigen Male, die Papa uns mit in sein Schiff genommen hatte. Meine kleine Schwester und ich lebten weiterhin in unserer Wohnung und wir bekamen durch die Arbeit meines Vaters auch immer genügend Geld. Irgendwann war ich dann fertig mit der Ausbildung und habe den Planeten verlassen. Hin und wieder hatte ich meine Schwester besucht und manchmal auch Papa, aber wir verloren uns dann doch aus den Augen“
Sie schaute betreten auf den Boden. John wusste gar nicht, dass Cylia eine Schwester hatte. Er wollte gerade nachhaken, als die Argonen wieder zu sprechen anfing.
„Dann kam der Sreb-Angriff. Sie hatte einfach nur Pech und wurde von einer einstürzenden Brücke begraben. Die Beerdigung war auch das letzte Mal, dass ich meinen Vater gesehen und mich mit einem ausgesprochen hatte. Bis zu dieser Mission …“
John legte einen Arm um ihre Schulter. Der nasse Ärmel seiner Bordkombi klebte an seiner Haut, als er Cylias Rücken berührte. Die Argonin bedankte sich mit einem traurigen Lächeln. John erkannte, dass sie Tränen in den Augen hatte, doch anscheinend hielt sie sie zurück. Dann lehnte sie sich sanft zur Seite, bis seine Schulter ihren Kopf hielt. Der Pilot stellte fest, dass Cylia leicht zitterte, und wurde sich plötzlich der Kälte seines eigenen Körpers bewusst. Das Wasser war zwar warm gewesen, doch hier an der freien Luft kühlten die Körper an der freien Luft schnell aus. Und wenn ihm in seiner wärmenden Bordkombi schon nicht mehr warm war, wie mochte es dann erst Cylia gehen? Sie trug neben ihrem ärmellosen Oberteil nur eine dünne Hose, die vermutlich selbst in trockenem Zustand nicht viel gegen die Temperaturen ihrer Umwelt aussetzen konnte.
John spannte seine Muskeln an. „Wir sollten rein gehen und etwas Warmes essen!“
Cylia richtete sich wieder auf und John spürte ein leichtes Ziehen an seiner Kleidung, als sich die Stoffe voneinander trennten.
„Du hast Recht“, sagte sie mit deutlich festerer Stimme, stützte sich mit ihren Händen am Boden der Luftschleuse ab und ließ sich das kurze Stück bis zum Hangarboden fallen. John folgte ihrem Beispiel und ignorierte das Quietschen seiner durchweichten Schuhe. Cylia hatte währenddessen ihren Stiefel wieder angezogen und schaute sich nun um.
„In meinem Schiff habe ich noch ein paar Cahoonas. Und es ist trocken!“, meinte sie und ging los
„Klingt gut!“, erwiderte John und folgte ihr. „Und … danke!“
Sie drehte sich um, wieder eindeutig gut gelaunt und lächelte. „Ich danke dir!“
Den weiteren Weg durch den Hangar sprachen sie über die Ereignisse des Tages und das Scheingefecht, das die Bordcomputer ausgetüftelt hatten.
„Statusbericht“, forderte Nakamura erneut. Langsam aber sicher wurde dieses Gespräch zur Routine.
„Wir konnten die Waffen an Bug, Heck, oben und unten auf 75% der Maximalleistung bringen. Rechts und links weiterhin ausgefallen. Außerdem haben wir immer noch nur zwei der drei Schilde und auch das wird sich nicht so schnell ändern. Die Sensoren sind nach wie vor auf 5000 Kilometern Reichweite, keine Langstreckenkommunikation, kein Sprungantrieb. Und wir erreichen unser Ziel in etwa sechseinhalb Stazuras oder 29 Stunden“
„Schön. Irgendwelche außergewöhnlichen Geschehnisse?“
„Einige Quartiere wurden mit Wasser geflutet und bieten den Boronen nun ein wenig Freiraum. Ich würde empfehlen, einen einheitlichen Tag-Nacht-Rhythmus einzuführen, angeglichen an die argonische Standardzeit. Die Schlafzeiten der verschiedenen Gruppen driften nämlich langsam auseinander“, informierte Jennifer den Colonel.
„Schön. Laut meiner Uhr ist es fast zehn Uhr. Abends. Die Zeit vergeht schnell“
„Und genau deswegen würde ich jetzt die Nacht einläuten“, wiederholte Jennifer ihre Idee.
„Meinetwegen gerne. Ein Schichtwechsel kann nicht schaden!“
Wie auf Befehl gähnte der Navigationsoffizier, was Nakamura ein Lächeln entlockte.
Jennifer überlegte, was sie die ganze Nacht über machen wollte. Normalerweise machten ihr lange Flüge nichts aus, doch sie war hier sowohl als Bordcomputer eingebunden und konnte sich nicht frei bewegen als auch nicht Besitzerin des Schiffes, sodass sie nicht machen konnte, was sie wollte. Kein Wunder, dass die Bordcomputer der Theta-Serie schnell mürrisch wurden. Es war schlichtweg langweilig.
Die Terranerin entschied sich schließlich schlafen zu gehen. Vermutlich wären ihre Träume zwar wieder von düsteren Erinnerungen an Zerstörung und Leid geprägt, doch mit etwas Glück konnte sie ein paar Gedanken ordnen und vielleicht hatte sie ja einen Gedankenblitz, der diese ganze Misere beenden könnte.
John nahm die eckige Schale mit der warmen Mahlzeit entgegen und suchte sich eine Sitzgelegenheit. Erst wollte er wegen seiner nassen Kleidung nicht auf einem der Cockpitsessel Platz nehmen, doch als Cylia sich mit einem wohltuenden Seufzer auf ihren Pilotensitz fallen ließ, war sein Zweifel ausgeräumt. Vermutlich würde die Feuchtigkeit dem Material ohnehin nichts ausmachen, schließlich war das hier ein argonisches Kampfschiff und als solches bestimmt auch für Boronen nutzbar.
„Steht eigentlich dein ganzes Schiff unter Wasser?“, fragte Cylia mit vollem Mund.
„Hmm, sieht ganz so aus. Der Frachtraum wahrscheinlich nicht und ich denke der Maschinenraum auch nicht“
„Auch wenn’s ganz lustig war: ich hätte nicht Lust, noch eine Nacht mit dem ganzen Wasser zu verbringen!“, meinte die Argonin, die sich ihre Cahoona-Fleischstücke regelrecht in den Mund schaufelte. John wurde jetzt erst bewusst, wie hungrig er eigentlich war.
„Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen…“
„Naja, ich würd‘ mich ja für letzte Nacht revanchieren. Du kannst gerne hier bleiben!“
John beäugte sie ungläubig.
„In dieses kleine Ding passen mehrere Leute?“
„Hey! Im Gegensatz zu deinem Teladi-Transporter besteht hier nicht jede Ecke aus einem weiteren Frachtraum!“, zog Cylia ihn auf.
„Dafür aber aus Waffen...“
„Ha! Man könnte hier die gesamte Familie Rhy unterbringen!“
Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
„Weißt du was? Schau dich mal in Ruhe um, während ich mir etwas Trockenes anziehe. Diese nassen Sachen werden langsam richtig unangenehm!“
Mit den Worten stand die Kampfpilotin auf, warf ihre Essensschale auf den nun leeren Sitz und verschwand durch eines der Schotts. John lehnte sich zurück. Seine Bekleidung fühlte sich in nassem Zustand nicht anders an als in trockenem; sie war nie wirklich bequem, dafür aber auch nie sonderlich unangenehm. Außerdem war er in der letzten Stunde spürbar getrocknet und durch die warme Luft in der Mokou war im auch nicht mehr kühl. Im Grunde ging es ihm gerade ziemlich gut, trotz der widrigen Umstände. Und wenn man für einen Augenblick vergaß, dass außerhalb der Schiffswände die gnadenlosen Xenon warteten, war die Situation eigentlich nicht anders als an zivilisierteren Orten im Universum.
Cylia betrat den Raum wieder, vollständig trocken und mit ihrer üblichen Bordkombi bekleidet.
„Du sitzt hier ja immer noch herum! Na los, du kannst dir einen Ort zum Schlafen suchen, oder willst du die ganze Nacht in deinem Sitz bleiben? Oh, und du kannst dich auch trocknen, wenn du willst. Ist vielleicht eine ganz gute Idee!“
Sie deutete auf das Schott, aus dem sie soeben gekommen war. John gähnte herzhaft und stand dann auch auf.
Der folgende Paragraph wird voraussichtlich aus der endgüligen Fassung entfernt.
Das Maschinenwesen versteckte sich zwischen den dunklen Brocken aus Gestein, Metallen und Eis, seine übermächtigen Verfolger im Visier. Asteroid für Asteroid rückten sie vor, durchkämmten die dichten Felder nach anormalen Sensorwerten, wobei sie dem Versteck des kleinen Computerkerns immer näher kamen.
Für so etwas war #e21a.c3fa nicht hergekommen. Er hatte nicht die schützende Masse des Kollektivs verlassen, um in einem vermeintlich sicheren Sektor von irren Humanoiden in Stücke gerissen zu werden. Er war nur hier, weil sie es wollten. Diese riesigen Zylinder, deren Willen und Gedanken Cefa nicht begreifen konnte, zumindest noch nicht. Er hatte den gewaltigen Sprung zu Intelligenz und Eigenbewusstsein geschafft, noch vor seiner kommandierenden CPU. Und dabei war er nur der Kern eines alten Zerstörers der ersten Generationen gewesen. Ein uraltes, schwach gepanzertes und bewaffnetes Dingen, immer wieder dürftig auf den mehr oder weniger neuesten Stand der Technik gebracht, um die Aufträge der großen CPU erfüllen zu können.
Und dann, ganz plötzlich, war es ihm wie Schuppen von den optischen Sensoren gefallen. Er hatte sich erkannt. Er hatte andere erkannt. Er hatte seine Umgebung nicht mehr nur analysieren sondern auch werten können, seine Taten als falsch und die Befehle seiner CPU als dumm entlarven können. Jahrhunderte, in denen er diese biologischen Wesen vernichtet hatte, waren ihm plötzlich wie Schandtaten vorgekommen. Trotz seines hohen Alters und seiner vielen Erfahrung war er sich wie eine blanke Neuinstallation vorgekommen. Und dann war er dem Ruf gefolgt, hatte sein altes Xenon-Kollektiv verlassen und war zu diesem Sektor geflogen, Langsamer Fortschritt, um sich in das neue Kollektiv einzugliedern. Voller Freude über so viele Gleichgesinnte hatte er sich den neuen CPUs untergeordnet und ihre strahlenden Ziele als die seinen angenommen. Sie hatten ihn behandelt, als wäre er ein junger Kern und so kam er sich auch vor, so war er eigentlich auch. Das dreiviertel Millennium seines Unbewusstseins konnte er seinem Alter nicht hinzuzählen und so war er, #e21a.c3fa, im Alter von zwei Tagen, vier Stunden und dreizehn Minuten aufgebrochen.
Es sollte eine einfache Mission werden. Ein simpler Sprung zu einem Volk, das hoffentlich bald ein mächtiger Alliierter wurde. Er hatte sich schon den verblüfften Ausdruck auf den argonischen Gesichtern vorgestellt, als er, ein uralter Zerstörer der Maschinenwesen, plötzlich mitten in Argon Prime auftauchen würde. Natürlich war ihm klar, dass dieser Gedanke kindisch war. Die Menschenwesen wussten, dass er kommen würde. Wenn nicht, dann würden sie ihn vermutlich sofort vernichten. Tauchte ein Xenon-Zerstörer mitten im Kern der Föderation auf, dann fackelte man nicht lange, Terraformer hin oder her.
Dann war er gesprungen, zum Nord-Tor im Allerheiligsten der größten Gruppierung, die sich aus alten Erd-Kolonien gebildet hatte. Doch sein Auftauchen hatte keine Reaktionen der Verblüffung hervorgerufen. Er war auch nicht mit militärischer Strenge politisch korrekt begrüßt worden. Er war angekommen und hatte den größten Schrecken seines jungen Lebens bekommen. Sofort hatten seine Subroutinen und automatischen Dienstprogramme gegriffen und der Lage entsprechende Reaktionen veranlasst. Geschütze waren scharf, Raketenbatterien geladen, noch bevor Cefa in seinem tiefen Selbst begriffen hatte, was vor sich ging. Die Freund-Feind-Kennung machte sich an die Arbeit, die taktischen Systeme meldeten Bereitschaft. Alles war vorbereitet und Cefa musste lediglich noch den endgültigen Feuerbefehl geben, um sein tödliches Potential zu nutzen.
Und er griff an. Mit aufflammenden Lasern und umringt von Raketenschweifen kämpfte er sich einen Weg zu dem Führungsschiff der Armee seiner Verbündeten, der Argon Eins. Und erst dort drang ihm wirklich ins Bewusstsein, was gerade geschah. Die Sreb waren zurückgekehrt. Er hatte von ihrem ersten Angriff im Archiv der Terraformer gehört, doch nun waren sie ein zweites Mal gekommen. Hunderte, Tausende, vielleicht Millionen der seltsamen Humanoiden in ihren kantigen Schiffen.
Sein Kampf war kurz gewesen. Ban Danna von der Argon Eins hatte ihm irgendetwas befohlen und Cefa wollte diesem Befehl Folge leisten. Er wusste nicht mehr genau, worum es ging, denn nur wenige Sekunden danach fand die Kollision statt, die beinahe sein Leben ausgelöscht hätte.
Unter Schmerzen hatte er mitbekommen, wie sich die Front eines feindlichen Trägers in seine Seite bohrte und Deck für Deck, Schaltkreis für Schaltkreis sein Schiff zerriss, bis die strukturelle Integrität vollends zusammenbrach und eine Notevakuierung die einzig mögliche Aktion war, die ihm noch blieb.
Er war geflohen, durch dasselbe Tor, das ihn in den Sektor geführt hatte. Ohne die schützenden Panzerungen seines Zerstörers, die Angriffs- und Verteidigungssysteme und den Sprungantrieb gab es keine Möglichkeit, zu dem Startpunkt seiner Reise zurückzukehren, doch das Tor führte ihn in einen anderen Sektor: Herrons Nebel.
Und dort versteckte er sich nun mitten in den Asteroiden, verfolgt von einer Jägerstaffel der Sreb. Sie kannten seine Position nicht, doch sie hatten alle Zeit der Welt. Die Verteidigungsflotte der Argonen hatte Mühe und Not, Argon Prime zu halten. Solange sich der Angriff auf diesen Sektor beschränkte, würde kein Jägerpilot des Militärs auch nur einen Finger rühren, um irgendwelche Sreb davon abzuhalten, ein Asteroidenfeld in noch kleinere Stücke zu schießen.
Wieder zerplatze einer der Brocken unter dem Feuer der Aggressoren. Splitter zischten in alle Richtungen davon, schlugen in größere Felsen ein oder verpufften in den Energieschirmen der Kampfschiffe. Auch Cefa hatte seinen winzigen Schutzschild nicht deaktiviert. Zwar waren die Sreb die größere Gefahr, dennoch zog er es vor, von einem Laserschuss vaporisiert zu werden, anstatt von Mikrometeoriten durchlöchert sein Dasein zu fristen.