[EX16] [Sci-Fi] Banning Station – Das Grønstedt Prinzip

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Lilly
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[EX16] [Sci-Fi] Banning Station – Das Grønstedt Prinzip

Beitrag von Lilly »

Katiras Finger gruben sich tief in den Samt, der die Rückenlehne des uralten Polstersessels umhüllte. Sie traute sich nicht, sich zu setzen, aber ohne den halt hätte sie nicht stehen können. Denn zum ersten Mal seit sehr langer Zeit verspürte sie wirkliche Angst. Nicht die gewisse Furcht, die so manch eine Situation mit sich bringt, sondern echte, bedrohliche Angst.
Faszinierend an der Sache war, dass ein flüchtiger Beobachter das nicht einmal gemerkt hätte. Lediglich ihre leicht zusammengekniffenen Augen und die unter dem brutalen Griff leidenden Fingerknöchel zeugten von ihrem Gemütszustand.

Sicherlich, es war eine Sache, hin und wieder in das Büro eines Vorgesetzten zitiert zu werden. Es war eine ganz andere, in das Büro des Firmenchefs persönlich, des Vorstandsvorsitzenden zitiert zu werden, wenn man, sagen wir mal ein Filialleiter aus irgendeinem unbedeutenden, weit entfernten Städtchen ist. Das beschriebt in etwa Katiras Situation.
Unter ihren Leidgenossen grassierte ein Sprichwort das Lautete: ‚Wenn du zum Papst must, dann hast du entweder richtig Scheiße gebaut, dass er dich persönlich rausschmeißt, oder du hast genug getan, dass er dir einen Orden um den Hals hängt.‘

Niemand weiß genau, wie er zu dem Titel Papst gekommen war, denn sein Job hatte mit dem eines Papsts nun wirklich nichts zu tun. Schließlich war er der Generalstabsvorsitzende, der Oberkommandierende aller Streitkräfte der Avgarier. Und Katira war ein einfacher Captain der Navy, dem einfach kein Grund einfallen wollte, warum man ihr einen Orden verleihen sollte. Andererseits viel ihr auch kein Grund ein, warum man ihr an den Kragen wollte. Aber vor ihrem Auge spielten sich fürchterliche Filme ab, die sie als Spielball viel mächtigerer Leute zeigte. Sie sah sich als das perfekte Bauernopfer.

In der Verfassung und einigen weiteren, alten Gesetzen der Avgarier gab es eine Menge Regelungen, die man scheinbar nur deshalb durchgesetzt hatte, weil sie ungewöhnlich waren. Es schien so, als hätte man sich mit manchen Dingen bloß von anderen Staaten unterscheiden wollen. So hatte man etwa dem Oberkommandierenden eine erstaunlich große Macht zukommen lassen. Er konnte jedes Mitglied aus dem Militär entlassen, und er bedurfte keinerlei Begründung dafür. Was auf den ersten Blick eher unangenehm erscheint, hatte durchaus einen praktischen Nutzen. Denn es gibt immer wieder Leute, die wirklich unfähig sind, die eine Katastrophe nach der anderen produzieren, ohne dass man sie für eine bestimmte Sache belangen kann. Und wenn man so jemand war, landete man früher oder später in eben jenem Büro, in dem Katira jetzt stand.

Nur das das Feedback zu ihren letzten erledigten Aufträgen durchaus als positiv zu bezeichnen war.


Originaltext 2013 - eventuell leichter Spoiler
(Damals ohne Titel)
Katiras Finger gruben sich tief in den Samt, der die Rückenlehne des uralten Polstersessels einhüllte. Sie wusste nicht, was passieren würde, aber es jagdte ihr Angst ein. Es war eine Sache, in das Büro eines Vorgesetzten zitiert zu werden. Es war eine ganz andere, in das Büro dieses Vorgesetzten zitiert zu werden. 'Wenn du zum Papst musst,hast du entweder richtig Scheiße gebaut, dasss er dich persönlich rausschmeißt, oder du hast genug getan, damit er dir einen Orden um den Hals hängt', hieß es.
Katira wollte absolut nichts einfallen, wofür sie einen Orden verdient hätte. Sie war ein einfacher Captain in der Navy . Es gab keinen Grund, warum sie mit dem zweitmächtitigsten Mann nach dem Präsidenten reden musste, de facto dem mächtigsten, denn diesem Herren unterstand das ganze Militär. Damit besaß er eine Art Sonderstellung: Er konnte jeden Offizier oder Soldaten hinaus werfen, ohne Prozess, ja sogar ohne eine Begründung. Benahm man sich allzu schlecht, ohne sich wirklich etwas zu Schulden kommen zu lassen, landete man früher oder später bei ihm.
Auch wenn Katira ein unangenehmer Mensch sein konnte, es viel ihr kein Grund ein, ihr anzutun, was man ihr anzutun gedachte.
Das Leben ist komplex; es hat einen reale und eine imaginäre Komponente

Katiras und M'Tre'Tachos Lied
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Lilly
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Re: [EX16] [Sci-Fi] Banning Station – Das Grønstedt Prinzip

Beitrag von Lilly »

Allein die Tatsache, dass man sie in diesem Büro warten ließ, verunsicherte sie zutiefst. Der Ort war ihr irgendwie unangenehm. Die Einrichtung war über tausend – tausend – Jahre alt und stammte ursprünglich von einem Englischen Adeligen. Katira kannte den Ruf des Generalstabsvorsitzenden, im Privatleben ein wenig exzentrisch zu sein. Scheinbar war sein Geschmack bezüglich Einrichtungen ein Teil davon.
Schließlich öffnete sich eine in der Vertäfelung versteckte Tür und er trat ein.

‚Er ist dicker und kleiner als in den Nachrichten‘, dachte Katira. Er wirkte nicht halb so erhaben und streng wie er in den Medien erschien. Vielmehr wirkte er geschäftig, arbeitsam und schien eine enorme Intelligenz auszustrahlen. Er wirkte mehr wie ein Wissenschaftler auf sie. Das war nicht der Mann, den man „der letzte General“ nannte.

Aber Katira war auf der Hut. Sie wusste, er war ein strenger Mann, sonst wäre er niemals so weit gekommen. Sie beobachtete jede seiner Handbewegungen, als er seinen Aktenkoffer auf dem Tisch platzierte und sich seinen Mantel ablegte. Im Gegensatz zu ihr trug er keine Uniform.

Dann trat er auf Katira zu und reichte ihr die Hand.
„Guten Tag Miss Grønstedt.“, sagte er. Seine Stimme war tief und ein wenig rau, seine Händedruck warm und stark.

„Guten Tag Mr. M’Bati, Sir.“, antwortete Katira mit einem unsicheren Lächeln. Ihr war aufgefallen, dass er sie nicht mit ihrem Militärischen Titel angesprochen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob das etwas gutes war.

„Setzen sie sich doch.“, sagte er und nahm selbst Platz. Katira setzte sich kerzengerade auf den Polstersessel, der in jeder anderen Position wahrscheinlich bequem gewesen wäre.

„Es tut mir leid, dass ich sie so lange hab warten lassen. Aber der Präsident hatte kurzfristig eine Besprechung einberufen, und da es um den Etat fürs nächste Jahr ging, konnte ich ihn nicht sitzen lassen.“, erklärte M’Bati und schüttelte mit scheinbar gespielter Geringschätzigkeit den Kopf. „Manchmal benimmt sich dieser Mann wie der König im Palast. Aber ich sollte wohl nicht in ihrer Anwesenheit über ihn lästern.“

Katira musste sich ein grinsen verkneifen. Sie wollte etwas erwidern, aber ihm nicht bloß kriecherisch beipflichten. „Nun, ich werde sie nicht verpfeifen.“, sagte sie also, und bereute diesen Satz sofort wieder.

Der Oberkommandierende schlug die Beine übereinander und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Beruhigen sie sich, Miss Grønstedt, ich habe nicht vor sie in irgendeiner Form zu disziplinieren.“

Katira atmete ungewollt hörbar aus. Sie würde den Raum auch immer noch als Offizier verlassen. Doch etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Er wirkte auch nicht fröhlich. Katira wusste, dass sie keinen Orden bekommen würde. Er bestätigte sie sofort.

„Miss Grønstedt, das bedeutet für sie nicht, dass meine Nachrichten für sie rein … positiv sind. Vor mir liegt mal wieder eine Entscheidung, die immer wieder schwer zu treffen ist. Ich habe vor, sie nach Banning Station zu versetzen.“

Katira fiel alles aus dem Gesicht. Das war die eine Nachricht, die kein Soldat jemals hören wollte, es sein denn er träumte sehr kühne – oder naive - Träume. Nach Banning gerufen zu werden war gewiss eine Ehre, doch kam es einem Todesurteil sehr nahe. „Warum?“, fragte sie mit erstickter Stimme, während ihre Gedanken Karussell fuhren. Es musste mehr dahinter stecken, wenn er sie persönlich vorlud.

M’Bati holte einmal tief Luft und begann zu erklären.


„Admiral Garmisch ist heute Morgen von Banning Station zurückgekommen. Auch wenn der letzte Angriff verhältnismäßig glimpflich verlaufen ist, hat es sie übel erwischt. Sie lebt, aber sie liegt zurzeit im Koma, und bei den Verletzungen die sie erlitten hat glaube ich nicht, dass sie jemals zurück in den Dienst treten wird.“ M’Bati machte eine Pause, um die Information sacken zu lassen.

Katira schwieg. Sie war sich nicht sicher, was diese Information mit ihr zu tun hatte. Melissa Garmisch war es damit besser ergangen, als vielen anderen Kommandanten von Banning Station, aber das beruhigte sie in ihrer jetzigen Position wohl eher weniger.

„Mit meiner Position kommen einige Privilegien mit sich, und die bestehen nicht nur darin, dass ich Leute ohne Prozess aus den Streitkräften entfernen kann. Ich kann auch das Gegenteil, nämlich jeden beliebigen Offizier um so viele Rangstufen befördern, wie es mir gerade beliebt.“

Katira brauchte keine Sekunde um zu begreifen, was er ihr damit gerade gesagt hatte. Aber es dauerte über eine Minute, bis sie es in einen Satz fassen konnte.
„Sie haben vor, mir Banning Station zu geben.“, rief sie schließlich aus. Diese Erkenntnis brachte sie völlig aus dem Konzept. Es widersprach aller Vernunft, einen kleinen Offizier wie sie mit einer Aufgabe wie dieser zu betrauen. Gewiss, sie war gut, weiter als Leute mit gleichem Dienstalter. Aber ein guter Bürgermeister taugt noch lange nicht zum Präsidenten.

M’Bati wartete bis sie sich einigermaßen gesammelt hatte, dann sprach er weiter.
„Das ist gar nicht so abwegig, wie sie vielleicht glauben. Sie haben einen gewissen Ruf als Querdenker, ohne dabei verrückt zu sein. Auf den inoffiziellen Beförderungslisten findet man sie sehr weit oben. Auf Banning herrscht seit Jahren ein Status Quo, der für unsere Seite alles andere als befriedigend ist. Ich muss ständig wirklich gute Leute dort hin versetzen, damit es funktioniert, und die meisten sehe ich nie wieder. Ich brauche dort einen Offizier, der bereit ist wirklich etwas zu verändern, anstatt ängstlich zu hoffen, dass er seine Dienstzeit dort irgendwie überlebt. Es muss eine bessere Lösung geben, als ein Fass ohne Boden, dass ich permanent mit meinen besten Leuten auffüllen muss.“
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Re: [EX16] [Sci-Fi] Banning Station – Das Grønstedt Prinzip

Beitrag von Lilly »

Kathira schwieg. Das war das größte Kompliment, was man ihr jemals bezüglich ihrer Arbeit gemacht hatte. Gleichzeitig war es das erschreckendste Angebot aller Zeiten.
„Wie viele Rangstufen?“, fragte sie schließlich, nur um etwas zu sagen.

„Vorerst wären sie Vice Admiral“, antwortete er ruhig. Katiras Kinnlade klappte herunter, so dass sie sie hörbar schließen musste. Drei. Das war zu viel auf einmal, und sie hatte gewusst, dass man sie früher oder später zum Commodore gemacht hätte. Aber so ein Sprung, der stand ihr einfach nicht zu.

„Damit wäre ich der jüngste Vice aller Zeiten. Mein ganzer Stab wäre älter als ich.“, stellte sie schließlich fest.

„Der zweitjüngste, ich hab ein wenig recherchiert. Dann schwiegen sie beide. M’Bati hatte gewusst dass er die Frau überrumpeln würde, aber er hatte nicht erwartet, auch sich selbst zu überrumpeln. Wenn diese Sache schief ging, und die Chancen dafür standen nicht schlecht, dann würde es auch seinen Kopf kosten. Man würde mit dem Finger auf ihn zeigen, die reißerischen Teile der Medien würden ihn auslachen. Der Mann, der ein unerfahrenes Mädchen mit dem – nach der Meinung der Öffentlichkeit – wichtigsten Posten überhaupt betraut hatte.

Grønsted hingegen amüsierte sich auf makabrere Weise darüber, dass sie mit allerlei Alpträumen in dieses Büro gekommen war, nur mit diesem nicht. Doch sie hatte nicht umsonst all die Jahre im Militär verbracht. Ein guter Offizier lernt, in allen erdenklichen Lagen einen Kopf zu bewahren. Also tat sie das, was sie immer tat, wenn eine Situation drohte, aus dem Ruder zu laufen. Sie ordnete bewusst ihre Gedanken, bewertete und analysierte jeden einzelnen Satz, den M’Bati gesagt hatte und stellte so ihre taktische Position fest. Das Ergebnis gefiel ihr nicht besonders, aber es war etwas, mit dem man arbeiten konnte.
„Das kommt alles für mich sehr überraschend.“, sagte sie schließlich mit ruhiger Stimme. „Wenn ich sie richtig verstanden habe, handelt es sich hier um ein Angebot, nicht um einen Befehl.“

M’Bati nickte langsam. „Sehen sie es als ein Gespräch über die Machbarkeit an. Ich kann sie vielleicht befördern, aber für ihre Verlegung nach Banning brauch ich die Zustimmung gewisser Gremien. Wenn sie selbst nicht hinter der Sache stehen, hilft mir ausnahmsweise mein Sturkopf nicht. Ich möchte nur, dass sie mir eine Frage beantworten. Halten sie sich für fähig, dieses Kommando zu übernehmen, Miss Grønstedt?“

Katira lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor ihrem Körper. Diese Frage hatte M’Bati clever gestellt. Er hatte sie nicht gefragt, ob sie seine Idee für gut hielt. Er hatte sie nicht gefragt, ob sie Banning haben wollte. Er hatte sie gefragt, ob sie sich in der Lage fühlte, diesen Posten zu übernehmen. Katira dachte eine Weile darüber nach. Sie war versucht, einfach nein zu sagen und damit die Sache einfach zu beenden. Aber so simpel war das nicht. So wie sie seine Argumente verstand, vielen ihr auch eine Menge dagegen ein. Sie überdachte jedes Wort, und das Ergebnis wunderte sie. Ruhig, ohne auch nur einen Hauch nervös zu klingen, antwortete sie.
„Ich hab keinerlei besondere Qualifikationen für diesen Posten. Ich habe mich auf diesem Gebiet nicht im Geringsten bewiesen. Wenn sie mich aber fragen, ob ich mich zu so einer Aufgabe in der Lage fühle, dann lautet die Antwort ja. Ich weiß nicht, ob ich besser oder schlechter bin als andere, aber ich bin der Meinung, dass ich eine Station führen kann. Schließlich muss es ein erstes Mal geben, so wie es ein erstes Schiff gab.“

M’Bati lächelte. Er wusste nicht, ob Katiras Selbsteinschätzung etwas taugte, aber nach allem was er über sie gehört hatte, stimmte er ihr zu. „Nun, es bleibt eine letzte Frage. Wollen sie es versuchen?“

Katira nickte nur. Sie wollte es versuchen. Genaugenommen hatte er kindliche Heldenträume in ihr geweckt, jene Art die kein Offizier jemals träumen sollte. Ein Sieg mag vielleicht ehrenvoll sein, aber keine Ehre entschädigt jemals das erlebte Grauen. Dieser Satz war am Tage ihrer Vereidigung gefallen, von irgendeinem wichtigen Redner. Noch nicht M’Bati, aber wer war es damals gewesen? Katira kam es vor, als wäre es eine Ewigkeit her. Verstanden hatte sie diesen Satz erst in seiner Gänze nach ihrem ersten Kampf.

„Also gut, sie sollen ihre Chance bekommen.“ M’Bati riss sie förmlich aus ihrem düsteren Gedankengang. Er erhob sich, und sie tat es ihm gleich. Was nun folgte war ein Ritual, das vielleicht einmal in fünf Jahren durchgeführt wurde. M’Bati schickte via Comm nach einer Person aus seinem Stab. Trotz all des technischen Equipments war vorgeschrieben, dass mindestens ein Zeuge anwesend war. M’Batis junger Adjutant war ziemlich überrumpelt von der Situation, ihm war diese Möglichkeit genauso unbekannt wie Katira. Da er aber nichts weiter tun musste, als anwesend zu sein, war die Sache nicht besonders kompliziert für ihn.

„Kraft meines Amtes als Oberkommandierender des Avgareischen Militärs befördere ich sie mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Vice Admiral.“, sagte M’Bati scharf.

„Ich nehme die Beförderung an, Sir!“, erwiderte Katira. Das war so eine Merkwürdigkeit aus den Gesetzen der Avgarier. Katira war kein anderes Militär bekannt, bei dem man einfach aus Lust und Laune eine Beförderung ablehnen konnte.

„Katira Grønstedt, sie sind zum Vice Admiral der Navy des Präsidenten von Avgarien befördert worden.“, beendete M’Bati die Formel. Das war noch so ein Punkt. Navy des Präsidenten. Die Avgariesche Demokratie kannte weitaus mächtigere Einzelpersonen als manch eine moderne Demokratie.

M’Bati nahm wieder Platz und schickte seinen Adjutanten wieder fort. Dann öffnete er eine Lade in seinem Schreibtisch und holte eine Schatulle heraus. Schweigend reichte er sie Katira. Katira griff das kitschige Samtschächtelchen und öffnete es. Darin lagen die drei silbernen Balken mit den Sternen, die Admiralsabzeichen.

„Das ist es also. Nie wieder ein Schiff kommandieren.“, sagte sie langsam. Katira hatte immer erwartet, dass eine Beförderung sie glücklich machen würde. Das große Ziel war erreicht, sie war sicherlich stolz, als sie sich die Sterne an den Kragen steckte und sie Lächelte auch. Aber das Schiff aufzugeben bedeutete ihren Lebensstil aufzugeben. Die Crew der Utopia war ihre Familie.

„Nein, das werden sie nicht“, riss M’Bati sie wieder aus ihren Gedanken, „aber sie werden sehen, eine Station hat so ihre Vorteile.“
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Katiras und M'Tre'Tachos Lied
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Beitrag von Lilly »

1.
Justus M’Bati eilte durch die Gänge des Hauptquartiers. Er hasste es zu warten, und daher hasste er es auch, andere Menschen warten zu lassen. Er schnaufte nicht, aber es hätte zu seiner stämmigen Gestalt gepasst. Er war ein kleiner Mann mit viel zu wenig Haaren. Stets in Bewegung erinnerte er an einen arbeitsamen Professor. Trotz des interessanten äußeren wagte es niemand, ihm lächelnd hinterherzuschauen, wie er die Flure entlangwackelte.
Unruhig hackte er seinen Zugangscode in das Panel an der Hintertür zu seinem Büro.
„Willkommen Generalstabsvorsitzender M’Bati.“, sagte die Computerstimme. M’Bati wartete ungeduldig darauf, dass die Tür aufschwang. So leistungsstark die Computer auch waren – war er in Fahrt, waren sie immer langsamer als er.

M’Bati war ein geschulter Offizier und Diplomat, deshalb zuckte er nicht mit der Wimper, als er feststellte das Commodore Grønstedt sich in seinem Büro aufhielt. Mit einem innerlichen Kopfschütteln machte er eine mentale Notiz, dass er noch ein ernsthaftes Gespräch mit seinem neuen Adjutanten führen musste. Es ging sich ganz und gar nicht an, irgendwen alleine in seinem Büro zu lassen. Aber das war zunächst einmal zweitranging.
Er nahm sich Zeit, sein Gegenüber einen Moment lang zu betrachten. Katira Grønstedt war nicht besonders groß; er schätzte sie auf etwas unter einem Meter Siebzig. Ihr Gesicht war ein wenig zu eckig, um als hübsch durchzugehen. Ihre Haare – ein strohiges Blond von grober Struktur – trug sie in einem einfachen Pferdeschwanz. Sie hatte etwas Derbes an sich, aber nicht auf die gewalttätige Art.

„Guten Tag Miss Grønstedt, setzen sie sich“, sagte er, während er seine Tasche auf dem Tisch platzierte und selbst Platz nahm. Sie hatte seiner Musterung standgehalten, zumindest äußerlich, Aber war offensichtlich durch die informelle Begrüßung überrumpelt.
„Guten Tag, Mr. M’Bati, Sir“, sagte sie während sie sich steif auf den Stuhl setzte. Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Bewegungen nicht natürlich genug, dass M’Bati ihre Nervosität nicht bemerkt hätte. Er musste wohl ein paar Dinge klarstellen.
„Miss Grønstedt, was bewegte sie zu dem Schluss, ich wolle sie disziplinieren?“, fragte er geradeheraus.
„Der Umkehrschluss daraus, dass es keinen Grund für eine Belobigung gibt, gepaart mit der Tatsache dass ich eine halbe Stunde alleine in diesem Raum verbracht habe.“, antwortete sie mit immer noch ruhiger Stimme; ihre Augen gaben sich Mühe, nicht zu verraten, welch scharfen Ton sie gerne angeschlagen hätte.
Das also bedeutete die Bemerkung ‚Brutal Ehrlich‘ in ihrer Dienstakte. M’Bati war der Meinung, dass das eine gute Eigenschaft war. „Beruhigen sie sich, ich will sie nicht disziplinieren. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ihnen keinen Orden um den Hals hängen werde.“
Er beobachtete ihr Mienenspiel genau, doch sie hatte sich wieder ganz und gar Gefangen. Ihre Augen zeugten von einer gewissen Skepsis, aber er konnte nicht erkennen, was sie dachte. Er beschloss, hinter sich zu bringen, was er vorhatte. Lange Reden würden es auch nicht besser machen.
„Nun, Commodore Grønstedt, das bedeutet noch nicht, dass meine Nachrichten rein positiv für sie sind. Ich werde sie nach Banning zu versetzen.“

Katira Grønstedt fühlte, wie ihr ein Boxer in den Magen schlug. Das war die eine Nachricht, die kein Soldat jemals hören wollte, es sein denn er träumte sehr kühne – oder naive - Träume. Nach Banning Station berufen zu werden, war eine Ehre und ein Todesurteil zugleich. Alle ihre Instinkte nahmen sofort eine Abwehrhaltung ein. Doch war lang genug beim Militär, um die Kontrolle zu behalten.
„Was bewegt sie zu der Annahme, dass das eine gute Verwendung für mich ist, wenn ich fragen darf?“, fragte sie und gab sich Mühe, professionell zu klingen, während ihre Gedanken Karusell fuhren. M’Bati holte einmal tief Luft, dann begann er zu erklären.
„Admiral Garmisch ist heute Morgen von Banning Station zurückgekommen. Auch wenn der letzte Angriff verhältnismäßig glimpflich verlaufen ist, hat es sie übel erwischt. Sie lebt, aber sie liegt zurzeit im Koma, und bei den Verletzungen die sie erlitten hat glaube ich nicht, dass sie jemals zurück in den Dienst treten wird.“
M’Bati machte eine Pause, um die Information sacken zu lassen. Katira schwieg. Sie war sich nicht sicher, was diese Information mit ihr zu tun hatte. Melissa Garmisch war es damit besser ergangen, als manch anderen Kommandanten von Banning Station, aber das beruhigte sie in ihrer jetzigen Position eher weniger.
„Mit meiner Position kommen einige Privilegien mit sich, und die bestehen nicht nur darin, dass ich Leute ohne Prozess aus den Streitkräften entfernen kann. Ich kann auch das Gegenteil, nämlich jeden beliebigen Offizier um so viele Rangstufen befördern, wie es mir gerade beliebt.“
Katira brauchte keine Sekunde um zu begreifen, was er ihr damit gerade gesagt hatte. Aber es dauerte über eine Minute, bis sie es in einen Satz fassen konnte. „Sie haben vor, mir Banning Station zu geben.“, rief sie schließlich aus. Diese Erkenntnis brachte sie völlig aus dem Konzept.
„Ich bin zwar dem Rang nach Commodore, aber meine Arbeit auf der Utopia ist eher die eines Captains. Ich kann ihnen auf Anhieb zehn Leute nenne, die qualifizierter für den Posten wären als ich.“
Gewiss, sie war gut in dem, was sie tat, weiter als Leute mit gleichem Dienstalter. Aber ein guter Bürgermeister taugt noch lange nicht zum Präsidenten. M’Bati wartete bis sie sich einigermaßen gesammelt hatte, dann sprach er weiter.
„Das ist gar nicht so abwegig, wie sie vielleicht glauben. Sie haben einen gewissen Ruf als Querdenker, ohne dabei verrückt zu sein. Auf Banning herrscht seit Jahren ein Status Quo, der für unsere Seite alles andere als befriedigend ist. Ich muss ständig wirklich gute Leute dort hin versetzen, damit es funktioniert, und eine Menge sehe ich nie wieder. Ich brauche dort einen Offizier, der bereit ist wirklich etwas zu verändern, anstatt ängstlich zu hoffen, dass er seine Dienstzeit dort irgendwie überlebt. Es muss eine Besser Lösung geben, als ein Fass ohne Boden, dass ich permanent mit meinen besten Leuten auffüllen muss.
Ihre Arbeit auf der Utopia ist viel mehr als die eines Captains. Sie haben bereits einmal ein scheinbar unmögliches Projekt gemeistert. Die Utopia ist einer Raumstation sehr ähnlich. Und Sie haben damals nicht geschrien, es sei dumm so etwas zu versuchen. Sie haben versucht.“
Katira schüttelte nur den Kopf: „Mit Verlaub, die Utopia ist ungefähr das Gegenteil von Banning.“
„Was die politischen Ziele dahinter angeht, vielleicht. Aber Banning ist vor allem eine Raumstation. Eine Raumstation, auf der eine Menge Dinge geschehen müssen.“
Katira wollte ihn nicht darauf hinweisen, dass sie sich in der letzten Zeit nicht näher mit Berichten von Banning befasst hatte. Banning war ein Mythos, ein Ort der Gefahren und des Todes. Mehr wollte niemand wissen.
„Was genau wollten sie eben damit andeuten, als sie von Beförderungen sprachen?“ Katira biss sich auf die Zunge. Das war zwar ein Themenwechsel, aber unglücklich formuliert und klang selbst für ihren Geschmack ein wenig kühn. M’Bati aber schien sich an dem Vorstoß aber nicht zu sehr zu stören.
„Auch wenn der Kommandoposten auf Banning eigentlich eine Planstelle für einen Vice Admiral ist, hat es schon mehrere Kommandanten gegeben, die den Rang eines Rear Admirals bekleideten. In meiner Zeit als Generalstabsvorsitzender waren das Eric Brahms und Mira Dubrovnik. Und nach den fünf Jahren, in denen sie die Utopia geführt haben, haben sie sich eine weitere Beförderung mehr als verdient.“
Katira stimmte ihm da nicht zu, doch die Entscheidung lag nicht in ihren Händen.
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Re: [EX16] [Sci-Fi] Banning Station – Das Grønstedt Prinzip

Beitrag von Lilly »

2.
Commander Mirco Gruber beobachtete den Gang in Richtung des Westflügels des Hauptquartiers. Gemeinsam mit Melissa Prescot und Sarah-Jane Dubois war er so etwas wie Katira Grønstedts Familie an der Spitze der Utopia. Sie hatten zu lange auf einem zu ungewöhnlichen Schiff gemeinsam gedient, als dass sie bloß Kommandant und Untergebene waren. Sie hatten darauf bestanden, sie zu begleiten, und keine Autorität dieser Welt hätte sie von diesem kindischen Vorhaben abhalten können. Sie standen zu ihr, auch wenn M’Bati sie aus gleich welchen Gründen zum Teufel jagte.

Mirco entdeckte sie zuerst. Mit wohlbemessenen Schritten ging sie den Korridor entlang, den Kopf erhoben und geradeaus gewandt. Sie trug noch ihre Uniform, also war ihr das schlimmste erspart geblieben. Aber, etwas stimmte trotzdem ganz und gar nicht. Es mag widersprüchlich klingen – aber sie wirkte viel zu militärisch. So hatte er sie noch nie gesehen.
„Wie ist es gelaufen, Kat?“, fragte er sie, als sie in Hörweite war.
„Ich bin befördert worden“ antwortete sie trocken, „Lass uns gehen, ich erkläre euch den Rest später.“
Er fragte nicht weiter nach, gegen eine entschlossene Katira hatte er sowieso keine Chance. Schweigend verließen sie das Hauptquartier.

„Also, was ist los? Ist es um die Utopia geschehen?“, fragte Melissa schließlich.
„Nein, ihr werdet die Utopia behalten. Nach ein paar überfälligen Reparaturen wird sie sich wieder auf in Unbekannte Gebiete machen können.“, antwortete Katira, während sie ihre Schritte in Richtung des April Memorial Parks lenkte.
„Und was ist mit dir, Katira?“, fragte Mirco weiter. Der zweite Stern auf ihrer Schulter glänzte ihn hämisch an.
Katira deutete ihnen, sich um einen Picknicktisch zu setzen. Dann lächelte sie ein grimmiges Lächeln.
„Mein neues Kommando ist ein wenig größer. Anlage 386038. Auch genannt: Banning Station.“
Schweigen breitete sich zwischen den Leuten aus. Schließlich fragte Sarah-Jane: „Glaubst du, dass du dazu in der Lage bist?“
Katira schüttelte unwissend den Kopf: „Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. M’Bati scheint es zumindest zu glauben. Aber nur weil ich die Utopia gemeistert habe … Banning ist etwas ganz anderes“
Mirco ließ seinen Blick über die Bäume schweifen, während die Frauen sich weiter unterhielten. Er glaubte nicht daran, dass Katira sie zufällig an diesen Ort geführt hatte. Denn damals hatte alles, im Sonnigen April vor 57 Jahren.

In jenem April hatte es einen absolut unerwarteten Angriff auf die Avgaranier gegeben, der schließlich zum Bau von Banning geführt hatte. Die eigentliche Geschichte aber beginnt drei Jahre früher.
Etwa 13 Lichtjahre vom Heimatsystem der Avgarier entfernt liegt ein Phänomen was als Spaceman‘s Rift bezeichnet wird. Es handelt sich um eine Art Riss im Raum, von dem keiner Genau weiß, wie er funktioniert. Es handelt sich dabei nicht um ein Wurmloch, Wurmlöcher sind den Menschen einige bekannt, die aber alle weitaus kürzere Distanzen überbrücken. Risse gab es erst zwei, Spaceman’s Rift und die New Helsinki Spalte, nach ihrem Entdecker oft Antons Grab genannt. Sie überbrückt eine vergleichsweise kleine Distanz von etwa 3000 Lichtjahren und gehört zu den meistbenutzen Wirtschaftswegen der Menschheit. Spaceman‘s Rift hingegen führt einen in ein Gebiet, das weit jenseits jeder Menschlichen Zivilisation liegt. Er überbrückt in einem Augenblick eine Distanz von Schätzungsweise etwa 25 000 Lichtjahren, und führt einen genau in das Grenzgebiet der Grossmann-Spezies und der sogenannten Wanderer. Dies waren die ersten und einzigen Kontakte mit nichtmenschlicher Intelligenz.
Beide Spezies führten seit langer Zeit einen Krieg gegeneinander, und Spaceman’s Rift befand sich in ihrem Grenzgebiet. Die Grossman Spezies, benannt nach ihrem Entdecker, dem Kommandanten der ersten Mission auf der anderen Seite der Spalte, entdeckte die Menschen zuerst. Ihre Reaktion war ein Angriff auf die Avgarier, die sie zunächst für Wanderer hielten. Als sie begriffen dass es sich um eine dritte Partei handelte, wandten sie sich aggressiv gegen die Menschen. Offenbar sahen sie in ihnen eine Bedrohung, so dass sie das Problem ein für alle Mal vernichten wollten. Die Invasion tief ins Herzen der Republik kam überraschend und schockierte die Bürger zutiefst. Die Grossman Spezies war technisch unterlegen und konnte schließlich zurückgedrängt werden, doch der Schaden, vor allem an der Zivilbevölkerung, war immens. Zurück blieb ein in die Tiefen erschüttertes Volk, das mehr Sicherheit forderte. Am liebsten hätte man die Spalte selbst zerstört, aber alle Versuche diesbezüglich waren erfolglos. Man verstand das Phänomen viel zu wenig. Schließlich wurde auf der anderen Seite ein mächtiges Fort errichtet, das weitere Eindringlinge aufhalten sollte. Es bekam den klingenden Namen Banning Station.

Kaum war das Fort fertig und komplett in Betrieb genommen, erfolgte ein erneuter Angriff. Die Aggressoren waren nicht dieselben. Die Wanderer machten einen entscheidenden Fehler und hielten die Anlagen der Menschen für Bauten der Grossman Spezies. Der Angriff war nicht so überraschend wie der erste, allerdings lag es nun an dem einsamen Fort allein, die Angreifer zurückzuschlagen. Mit erheblichen Verlusten war das auch möglich. Nach dem Kampf begriffen die Wanderer, dass es nicht ihre eigentlichen Feinde waren, die sie da angegriffen hatten. Man stellte sie vor eine Wahl, ob sie sich nicht den Wanderern anschließen wollten. Den Politikern – genauso wie den bedeutenden Militärs – widerstrebte es aber zutiefst, sich in einem Krieg, dessen Gründe sie nicht kannten, einer Seite, deren Ziele sie nicht kannten, anzuschließen. Das Resultat war, das auch die Wanderer begannen, die Menschen als Feinde anzusehen. Glücklicherweise gebunden an einen Krieg, hatten sie zunächst einmal andere Sorgen. Trotzdem, die Technik der Menschen auf Banning war etwas, was beide Seiten gerne in ihren Besitz bringen wollten. Immer wieder kam auf beiden Seiten jemand auf die Idee, dass man die entwickelte Technik der Menschen doch gut für seine Zwecke nutzen könnte - Von zerlumpten Piraten bis zu Verzweifelten Generälen. Banning wurde eine Trophäe, ein strategisch bedeutender Punkt in einem Krieg, den die Menschen niemals kämpfen wollten. Von Zeit zu Zeit wurden Stimmen laut, dass man die Station aufgeben sollte, doch die Angst vor einem Erneuten Angriff war zu groß, als das jemals jemand ernsthaft damit Politik machen konnte.

„Mirco, was ist mit dir?“
Melissas Worte holten ihn zurück in die Gegenwart. „Würdest du freiwillig nach Banning gehen?“
Mirco schürzte die Lippen. Als junger Mann hatte er sich geschworen, im Falle eines Krieges freiwillig alles zu tun. Der Schutz und die Rettung des Avgareischen Volkes. Aber Banning war kein Krieg, Banning war seiner Meinung nach eine Schlechte Lösung für ein Problem, was man nicht wahrhaben wollte. „Es kommt auf die Situation an, würde ich sagen. Ich bin keine Siebzehn mehr, und ich bin aus dem Alter raus, in dem man glaubt das der Heldentod die Krone einer Offizierslaufbahn darstellt.“

„Tja, so geht es immer los. Die Leute gehen zum Militär, weil sie glauben etwas Gutes zu tun. Im Endeffekt tut man eine Menge schlechtes, um einem scheinbar guten Ziel zu dienen.“, antwortete Katira abwesend. Für sie stimmte das eigentlich nicht einmal. Zum Militär zu gehen war damals eine Vernunftentscheidung gewesen, ein abwägen von Pro und Kontraargumenten. Andererseits, der Plan hatte auch vorgesehen, dass sie nach ihrer Pflichtdienstzeit ihren Abschied nahm und ein Leben wie jeder andere Führte. Aber es hatte sie bereits zu sehr verändert. Sie konnte nicht mit dem Mist, aber ohne ging es auch nicht.
„Wirst du einen von uns mit nach Banning nehmen?“, fragte Mirco sie schließlich.
„Vorerst nicht, auch wenn ich es könnte. Ich werde zunächst einmal Garnischs Leute übernehmen, damit wenigstens mein Stab weiß, wie man so eine Station führt. Ich darf mir einen Adjutanten auswählen, aber dafür seit ihr wohl überqualifiziert.“
„Weißt du denn schon, wer unser neuer Vorgesetzter wird?“ Katira schüttelte den Kopf, doch einen Moment zu spät. Sie hatte zu lange gezögert. Mirco bedachte sie mit einem strengen Blick, und auch Melissa und Sarah-Jane wirkten fordernd.
„Ihr habt das nicht von mir, und das verlässt diesen Tisch nicht, bis es offiziell ist. Mirco, du wirst zum Captain befördert und bekommst die Utopia.“
Mirco war sich nicht sicher, ob er sich in Anbetracht der Umstände über die Beförderung freuen durfte. Aber er tat es, mehr als er sich vorstellen konnte. Vor allem, weil er auf der Utopia bleiben durfte, was alles andere als üblich war.
„Danke dir. Oder M’Bati. Oder wer auch immer auf diese Idee gekommen ist. Aber zurück zu dir. Da wir offensichtlich rausfallen, wer wird dein Adjutant?“, hakte Mirco weiter nach.
„Ich dachte da an den Chief of Rice.“
Das Leben ist komplex; es hat einen reale und eine imaginäre Komponente

Katiras und M'Tre'Tachos Lied
Na, Neugierig? ~~~
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