[P12] (Sci-Fi / Mystery) Nachtschatten

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Lilly
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[P12] (Sci-Fi / Mystery) Nachtschatten

Beitrag von Lilly »

Die Geheimnisvolle Reise ins Land der Nachtschattengewächse
[spoiler](Zeile da oben ist zu kurz)[/spoiler]

1: Marisa und die Schwester eines entfernten Verwandten


Marisa Nørwind auf ihrem Sofa und las. Was sollte sie auch sonst tun? Seit etwa einer Woche regnete es in Strömen, und es gab wirklich nichts zu tun an einem Gottverlassenen Ort wie diesem. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, dass ein Technikfreier Planet der Ideale Urlaub für sie wäre? Leben in Blockhäusern, heizen mit Holz und nicht einmal ein Radio, mal abgesehen von dem Notfallsender, für den Fall das ihr irgendetwas geschehen sollte. Und dann war ihre Entscheidung noch auf eine Hütte am Waldrand an einem See gefallen, in der absoluten Einsamkeit. Natürlich, diese Ruhe war wunderbar gewesen, so lange sie noch Schwimmen und in der Sonne liegen konnte. Nun lag sie immer noch, wenn auch vor dem Kamin. Das war sicherlich noch Romantisch, aber langsam ging der Vorrat an Büchern zu neige, den dieses Haus zu bieten hatte. Dafür hatte sie also ein Vermögen ausgegeben. Nicht, dass sie nicht genug Geld hatte.

Als Anwältin für Verkehrsrecht konnte man im 24 Jahrhundert ganz gut leben, wenn man es nur richtig anstellte. Marisa hatte sich richtig angestellt. Spezialisiert auf das Raumfahrtrecht verhandelte sie Fälle in Milliardenhöhe. Meistens für die Schiffseigner, die großen Reedereien, denn die waren auch in der Lage, sechsstellig und mehr zu bezahlen. Es war sicher kein Traumjob, aber man konnte gut davon Leben. Und der Weg zu ihrem Ruf war hart genug gewesen. Marisa strich sich durch ihre roten Haare und legte das Buch zur Seite. Dann stand sie auf und ging zum Herd, um sich etwas von dem frischen Kaffee zu nehmen. Kakao wäre ihr noch lieber gewesen, aber in der Einöde gab es keine Frischmilch. Mit der Tasse in der Hand stellte sie sich ans Fenster und starrte in den Regen. Eigentlich war es ja doch ganz schön. Einmal Ruhe haben, von niemandem gestört werden. Nur sie und die Natur.

Das Klopfen an der Tür erschreckte Marisa fast zu Tode. Seit einer Woche hatte sie keine Menschenseele gesehen, und für die nächsten zwei auch nicht damit gerechnet, irgendjemandem zu begegnen. Dann besann sie sich des Regens und machte die Tür auf. Vor ihr stand ein Mann, der etwas zehn Jahre älter war als sie und bereits ergraute. Er sah aus, wie jemand, der viel Zeit in der Natur verbracht hatte und an diesen einsamen Ort gehörte. Viel mehr als die junge Erfolgsfrau, von der wenige wussten wie exzentrisch sie manchmal war. „Kommen sie rein.“, sagte sie kurz. Der Mann nickte nur und trat ein. Er zog seinen vom regenden triefendem Mantel aus, behielt in aber unschlüssig in der Hand. Seinen Hut vergas er völlig. Er schwieg noch immer, betrachtete seine Hände und wälzte den Mantel. Marisa führe in ins Wohnzimmer und nahm ihm dann den Mantel ab, um ihn über einen Stuhl zu legen.

„Was kann ich für sie tun. Haben sie sich verlaufen?“, fragte sie schließlich. „Verlaufen?“, erwiderte der Herr erstaunt. „Nein, nicht verlaufen“, sagte er, gerichtet an irgendwen ganz weit weg.
„Sie sind doch Marisa Nørwind?“ Marisa riss erstaunt die Augen auf. Dann wurde sie wütend. „Und wer sind sie, dass sie mir bis in den Urlaub folgen?“, fragte sie zurück.
„Kein aufdringlicher Mandant. Nur ein aufdringlicher, entfernter Verwandter.“, antwortete er.
Marisa legte den Kopf schief und bedeutete ihm, fortzufahren.
„Wir haben uns erst einmal gesehen, und das war auf meiner Hochzeit. Damals waren sie fünfzehn. Ich heiratete ihre Cousine Lotta. Ich bin immer noch mit ihr verheiratet, es geht uns ganz gut.“
Marisa nickte langsam. „Ja, ich erinnere mich. Meine erste große Weltraumreise. War eine tolle Aktion. Sie heißen Peter, richtig?“
„Ja. Peter Allaire. Aber hier geht es nicht um unsere Familie. Es geht um meine. Meine kleine Schwester.“ Peter nahm sich den Hut vom Kopf und knetete ihn in den Händen. Dann gab er sich einen Ruck und begann zu sprechen.

„Vor etwa einem halben Jahr unternahm meine Schwester eine Reise nach Nachtschatten. Sie war schon immer ein Mensch, der gerne reiste und auf jede plötzliche Inspiration reagierte, daher wunderte ich mich nicht, als sie nicht wieder kam, wie geplant. Wenn sie gerade genug Geld hatte, verschwand sie manchmal Monatelang irgendwo, lebte im Wald oder lernte fliegen. Sie war auf Wüsten und Eiswelten. Aber nun ergab es sich, dass meine Mutter vor drei Wochen starb. Ich machte mich daran, Sandra aufzuspüren, aber es ergab sich etwas Merkwürdiges. Sie verließ das Dorf in dem sie wohnte eines Tages und machte sich auf eine Wanderung. Wie gewöhnlich reiste sie nur mit ihrem Rucksack, von daher nahm sie alles mit. Sie sagte zwar, sie wolle wiederkommen, aber da sie nichts zurücklies, wunderte man sich auch nicht darüber, dass sie nicht wiederkehrte. Sie war eben eine merkwürdige Touristin, die es sich anders überlegt hatte. Auch mich wunderte es nicht besonders. Also wandte ich mich an die Fremdenverkehrsbehörde von Nachtschatten und teilte ihnen mein Anliegen mit. In jede noch so kleine Pension von Nachtschatten ging eine Nachricht, dass Sarah Lloyd gesucht würde. Niemand hatte Sarah seit diesem Tag beherbergt. Ich wurde ein wenig zornig, aber sie war schon immer etwas merkwürdig. Also versuchte ich herauszufinden, ob sie den Planeten wieder verlassen hatte. Aber das ist ganz sicher, das hat sie nicht. Jeder Passagier wird per Video und Foto erfasst und registriert. Auch wenn sie unter falschem Namen gereist wäre, hätte man sie gefunden. Sie ist irgendwo auf diesem Planeten, und ich weiß nicht, wo. Ich habe sie schon mehrmals aufstöbern gemusst, aber es war noch nie so unmöglich. Es ist, als sei sie einfach vom Verschwunden, vom Erdboden verschluckt. So verrückt das klingt bei ihrem betragen, ich bin überzeugt davon, dass irgendetwas passiert ist.“

Peter machte eine Sprechpause, um Luft zu hohlen. Irgendwie ahnte Marisa worauf er hinaus wollte. „Können sie sie suchen?“, fragte er dann. Marisa machte ein unangenehmes Gesicht. „Moment mal. Warum ich? Ich bin Anwältin, habe exakt vier Wochen Urlaub, und Glück, nur drei Tage von diesem Ort hier entfernt zu wohnen, dass ich ihn hier verbringen kann. Nachtschatten ist über drei Wochen von hier entfernt. Wenn ich einfach so von der Bildfläche verschwinde, wird das meinem Ruf auch nicht gerade gut tun. Außerdem bin ich vielleicht weitaus exzentrischer, als die Gesellschaft weiß, aber ich schlafe nicht im Wald auf einer Decke.“, erwiderte sie hitzig. „Nicht für ihre und auch nicht für meine Schwester.“
Peter kicherte über ihren Ausbruch. „Ich hab nicht gesagt, dass sie im Wald auf einer Decke schlafen sollen. Im Wald vielleicht schon, aber sie können die beste Ausrüstung haben, die man für Geld kaufen kann. Ich werde sie für alles entschädigen. Meine Mutter hat auf einem riesigen Batzen Geld gesessen, der viel größer war, als ich angenommen habe.“
Marisa schüttelte den Kopf. „Es geht mir nicht um Geld. Ich bin selbst nicht arm. Ich weiß nur nicht, wohin mich das führt. Ich werde ja nicht den Rest meines Lebens damit zubringen, Sarah zu suchen. Einen Menschen, den ich nicht einmal kenne. Und ich wüsste nicht einmal wie. Einfach alles stehen und liegen lassen und verschwinden, das ist keine gute Idee.“
Peter lächelte immer noch. „Ich organisiere jemanden, der sich um ihren Haushalt kümmert, auch wenn sie Jahrelang weg sind. Sie sind Anwältin. Sie haben gelernt, wie man ermittelt, wenn sie sich auch mit anderen Dingen beschäftigen.“, hakte er nach.

Marisa atmete einmal tief durch. Sie wollte um keinen Preis zugeben, wie sehr sie das Angebot reizte. Sicher, sie hatte eine Menge gute Argumente dagegen, aber sie war kein Mensch, der etwas auf das Urteil der Gesellschaft gab. Sollten sie sie für verrückt halten, ihr gefiel, was sie tat. „Also schön. Was sind sie bereit zu zahlen?“, fragte sie schließlich. „30 intDollar am Tag + Spesen + Kost und Logis.“, antwortete Peter prompt. Marisa war sehr erstaunt, aber diese Emotionen wusste sie zu verbergen. Ihr Stundenpreis lag eigentlich höher, allerdings war dieses eine Art all-inclusive Angebot. „Nun, da es keine Arbeit im eigentlichen Sinne ist, werde ich das Angebot annehmen. Organisieren sie mir den schnellsten Flug nach Nachtschatten. Ich hab nur einen laufenden Fall, und den kann meine Mitarbeiterin machen. Wo wir gerade von ihr sprechen, sie werden ihr Gehalt weiterzahlen.“, antwortete sie bestimmt. „Und besorgen sie mir eine High Tech Campingausrüstung, Geld, einen warmen Mantel, obwohl, nein, letzten kaufe ich mir selbst, wenn ich da bin.“
Peter aber lächelte nur. „Alles vorhanden. Morgen können sie los. Ich werde jetzt gehen, damit sie ihren letzten Nachmittag noch genießen können. Guten Tag.“ Mit den Worten verschwand er, und damit war Marisa wieder allein. Sie griff sich ihren eigenen Regenmantel und ging hinaus. Sie musste ihren letzten Nachmittag genießen, dem Licht auf wiedersehen sagen.
Das Leben ist komplex; es hat einen reale und eine imaginäre Komponente

Katiras und M'Tre'Tachos Lied
Na, Neugierig? ~~~
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Lilly
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Re: [P12] (Sci-Fi / Mystery) Nachtschatten

Beitrag von Lilly »

2:Willkommen in der Dunkelheit

Nachtschatten ist in mancherlei Hinsicht eine besondere Welt. Der erste Name dieses Planeten lautete Dividus, der geteilte. Der Planet umkreist seinen Stern so, dass immer dieselbe Seite dem Licht zugewandt ist. Dieses Phänomen von Planeten mit einer sehr langsamen Rotation ist nicht besonders selten. Der Mond der Erde umkreist sie nach demselben Prinzip. Es ist immer dieselbe Seite, die die Menschen zu sehen bekommen. Bei einem Mond ist die Sache kein großes Problem, mit einem Planeten stellt sich das Ganze ein wenig schwieriger da. Die erste Folge ist, dass es eine dunkle und eine helle Seite gibt, und damit keine Form von Tag und Nacht. Daraus folgt auch, dass es eine warme und eine kalte Seite gibt. Nun ja, eine Heiße, die man nicht betreten kann, und eine, in der ständig stürmische Herbstnächte herrschen. Auch wenn es nicht freundlich scheint, hat sich eine atemberaubende Fauna auf dieser Welt entwickelt. Riesige Wälder, deren Bäume Schwarzgrüne Blätter haben, die ähnlich wie Pilze funktionieren, domminieren diese Welt. Die Gewächse wachsen schnell und werden größer als irdische Bäume. Bis jetzt hat niemand jemals festgestellt, wie groß eigentlich. Es gibt auch einige Tiere, allerdings spielt sich das Leben dieser blinden Wesen ausschließlich im und am Boden ab. Einige mit einer Art Echolot ausgestatte Tiere bevölkern auch die höheren Etagen der Wälder. Niemand weiß genau, was es alles gibt, zu selten haben sich Forscher zu Missionen in der absoluten Finsternis hinreißen lassen. Doch obwohl es sich um eine so feindliche Welt handelt, hat es Menschen gegeben, die sagten „Dies ist genau der richtige Ort für uns“.
Nachtschatten ist eine der Welten, die sehr früh von den Menschen erschlossen wurden.


Marisa schwang sich elegant auf den festen Boden. Der Landeplatz der Raumfähren war mit riesigen Strahlern Taghell erleuchtet. Eine Menge Leuten liefen geschäftig umher, mehr als Marisa erwartet hatte. Marisa begab sich zur Gepäckausgabe. Es dauerte mehrere Stunden, bis sie ihre Tasche schließlich bekam. Nachtschatten hatte die strengsten Sicherheitsmaßnahmen der Galaxis, wenn man von einigen Militärischen Einrichtungen mal absah. Aber Marisa war geduldig. In der Ankunftshalle war nicht zu erkennen, dass draußen ewige Nacht herrschte. Es war ein belebtes Einkaufszentrum, und Marisa schlenderte gemütlich durch die Gänge. Sie hatte etwa eine Stunde, bis ihr Zug abging. Nach Marisas Zeitvorstellung war es gerade etwa sechs Uhr abends, auf Nachtschatten etwas zwei Stunden später. Da es auf Nachtschatten keinen Tag gab, hatten die ersten Siedler einfach den Standarttag übernommen. Schließlich begab sich Marisa zum Bahnhof. Die Angestellten der Bahn waren sehr ruhige, freundliche Menschen, wie die meisten Bewohner des sonderbaren Planeten. Marisa hatte ein Abteil für sich selbst. Der Zug war eine hochmoderne Magnetschwebebahn, die Betriebsgeschwindigkeiten von über 500 km/h erreichte. Dabei merkte man weder Kurven, noch Brems und Beschleunigungsmanöver, der Zug war mit ähnlichen Kompensatoren ausgestattet wie ein Raumschiff. Marisa machte sich über all diese Dinge aber keine Gedanken. Sie schlief selig in dem luxuriösen Bett.

Am nächsten Morgen Stand sie auf einem Bahnsteig in einer unbedeutenden Kleinstadt. Während der Fahrt hatte Marisa ein kleines Bodenfahrzeug bestellt, dass sie in das Dorf bringen sollte, in dem Sarahs Spur verloren ging. Der Fahrer sah Marisa merkwürdig an, als sie ihr ihr Ziel nannte.
„Sie sehen nicht aus wie ein Wanderer. Und am Ende der Welt kann man nicht viel anderes tun.“, sagte er zu ihr. Marisa lächelte.
„Nein, Wandern ist auch eigentlich nicht gerade mein Sport. Ich bin aber auch nicht im Urlaub. Ich arbeite, nun, im weiteren Sinne als Privatdetektiv. Auch wenn ich eigentlich Anwalt bin. Ich suche jemanden, der hier verschwunden ist.“
„Verschwunden? Das könnte schwierig werden. Es verschwinden jedes Jahr eine Hand voll Leute in unseren Wäldern. Sie sind riesig und dunkel, und es gibt noch nicht einmal viel Feuerholz. Eigentlich ist es überhaupt kein Ort, an dem sich Fremde aufhalten sollten. Sie sind kaum erforscht, die wenigsten Forscher sind von der Nacht begeistert, die uns umgibt.“
„Ich glaube nicht, dass Sarah einfach verunfallt ist. Sie ist an sehr viel Gefährlicheren Orten gewesen als diesem. Sie verhungert nicht einfach im Wald, und sie fällt auch keine Klippe hinunter, auch nicht in der Dunkelheit. Entweder es ist etwas äußerst merkwürdiges, Unvorhersehbares geschehen, was jeden anderen auch zum Opfer gemacht hätte, oder ein Verbrechen. Oder sie versucht, sich zu verstecken, und dann werde ich sie niemals finden.“
„Ein Verbrechen im Wald? Ein wenig zu klischeehaft für diese Welt. So etwas gibt es hier eigentlich nicht. Überhaupt ist Nachtschatten eine der Welten mit einer der niedrigsten Kriminalitätsraten überhaupt. Verbrechen sind selten, was wohl in der Geschichte unserer Welt begründet liegt. Was wissen sie über unsere Vergangenheit?“
„Nicht viel. Nur, dass es eine der ganz wenigen Welten ist, auf der ein funktionierendes Monarchisches System existiert. Und, dass es sich um eine der ältesten Welten handelt, die kolonisiert wurden. Der Rest sind Legenden, die erzählt werden, und ich weiß nicht, was ich glauben soll.“

„In jeder dieser Legenden steckt irgendwo wohl ein wahrer Kern. Aber fangen wir doch am Anfang an. Am Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts wurden in den Arabisch-Muslimisch geprägten Staaten die Frauenbewegungen so stark wie niemals irgendwo zuvor in der Geschichte. Zur selben Zeit entwickelte eine Gruppe von Europäischen und Neuseeländischen Forschern den Durchbruch zum Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit. Ihr Kopf war auch eine Frau, eine Gewisse Liz Bruhns, eine Deutsche, wobei das irgendwie nicht ihr richtiger Vorname ist. Als das sichere Reisen mit Überlicht plötzlich Jahrzehnte früher als erwartet möglich war, wollten alle möglichen Volks und Interessengruppen plötzlich ihren eigenen Planeten. Sie sammelten ihre kompletten Vermögen, versuchten Irgendwie ein Schiff zu finanzieren. Das Ergebnis war, dass nur die Reichesten Sonderlinge am Ende ihre Chance bekamen.
Liz Bruhns störte das irgendwie, sie hatte sich vorgenommen, irgendetwas Sinnvolles mit ihrer Erfindung zu tun. Sie hatte eine gute Freundin, die in engem Kontakt mit den arabischen Frauenbewegungen stand. Genau genommen war sie ihre Inoffizielle Anführerin. Den Araberinnen ging es zu dieser Zeit sehr schlecht, durch knallharte Maßnahmen versuchten die Religiösen Führer ihre Machtstellungen zu erhalten. Nach längeren Diskussionen mit ihrem Kollegen vermachten die Forscher ihr Experimentalschiff der Internationalen Frauenrechtsliga. Es wurde umgebaut, so dass es Kabinen für etwa 30000 Menschen bot.
Zunächst gelang es, diese Tatsachen erst einmal geheim zu halten. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die ersten drei Ladungen zu dem ausgewählten Planeten zu bringen, ohne dass die breite Möglichkeit davon Wind bekam, vor allem die Araber nicht. Daher viel auch die Wahl auf Nachtschatten. Der Weg dahin dauerte nur etwa sechs Wochen, und alle anderen Welten in dem Umkreis hatten sich schon andere Menschen unter den Nagel gerissen. Die Frauen störten sich nicht wirklich an der Natur Nachtschattens. Sie waren damit zufrieden, für den Frieden den Preis der Dunkelheit zu zahlen. Fessi Karls, die Freundin von Liz, organisierte alles. Sie wurde zur Heldin der Frauen auf der ganzen Welt. Nicht nur, wenn auch zum größten Teil, Araberinnen begaben sich auf die Reise zu der Welt, die sie Nachtschatten getauft hatte. Viele junge Familien aus der ganzen Welt schlossen sich an, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, in ihrer Heimat nicht akzeptiert wurden. Es war zwar die Frauenbewegung, die alles organisierte, aber die Aktion stand unter dem Motto Toleranz und Akzeptanz. Und man hätte ja auch keine Welt ohne Männer gründen können.
Während der Dritten Fahrt des Schiffes nach Nachtschatten wurde die unglaubliche Aktion bekannt. Die Folge davon war ein Attentat auf Liz Bruhns und ihr Team. Es war zwar sehr erfolgreich, als dass das ganze Forschungsinstitut in die Luft flog, aber sowohl der Westen als auch der Ferne Osten waren sehr entsetzt.
Fessi Karls fuhr mit der vierten und letzten Fahrt nach Nachtschatten. Die erretten Bewohner dieser Welt waren ihr sehr dankbar. Es stellte sich heraus, dass der schwerste Teil ihres Projektes noch vor ihnen lag, die Schaffung einer Verfassung, eines funktionierenden politischen Systems.
Es geschieht nicht oft, dass ein Staat von Anfang an auf dem Papier geplant werden kann. Das Ergebnis war sehr erstaunlich. Geschaffen wurde eine Monarchie, die die neue Monarchin nur nach langen Diskussionen annahm. Außer der Herrscherfamilie gibt es keinen weiteren Adel. Fessi Karl war die erste Sheikah von Nachtschatten, die Araberinnen wollten sich auf diese Weise bei ihr bedanken. Sowohl Frauen als auch Männer können den Thron erben, wobei Männer durch eine Volksabstimmung bestätigt werden müssen. Die Nachtschatten haben aber erst ein einziges Mal einen König abgelehnt. Fessi Karl ist es auch, die uns die deutsche Sprache verpasst hat. Mit einem Lachen soll sie gesagt haben: ‚Wenn ihr euren Willen bekommt, dass ich Herrscherin über diesen Planeten werde, dann werdet ihr meine Sprache sprechen. Keine Widerrede.‘ .“, erzählte der Chauffeur.

Mit Marisa sprach er natürlich Englisch. Sie hatte im aufmerksam zugehört, und die Fahrt war wie im Flug vergangen. Sie hatte nicht annähernd so viel über diesen eigentümlichen Ort gewusst, wie angenommen. Marisa bedankte sich herzlich bei dem Fahrer und gab ihn ein großzügiges Trinkgeld. Das Dorf, aus dem Sarah verschwunden war, war nicht besonders erstaunlich. Es war nicht groß, erstreckte sich gerade um den Dorfplatz. Es gab einen Laden, der Outdoorausrüstung verkaufte, ein Lokal und eine Pension für verrückte Touristen. Das ersparte Marisa zumindest die Suche nach Sarahs letzter Unterkunft. Mit großen Schritten ging sie auf die Pension zu.
Das Leben ist komplex; es hat einen reale und eine imaginäre Komponente

Katiras und M'Tre'Tachos Lied
Na, Neugierig? ~~~
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