[P12] X/O: Gefangen

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Tom
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[P12] X/O: Gefangen

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Der Anfang ist immer das Schwerste …

X/O: Gefangen

Vorschaukapitel

Ein verirrter Sonnenstrahl kitzelte Torii aus dem Schlaf. Er hatte sich vor weniger als vier Stunden hingelegt, als er von seiner Arbeit nach Hause gekommen war. Doch jetzt, aufgewacht, konnte er nicht mehr einschlafen. Zumal er wusste, dass es draußen bereits helllichter Tag war. Die Bettdecke zurückschlagend und seine Augen massierend sah er auf die Uhr. Es war bereits 16 Uhr Nachmittags. Als er den nicht ganz heruntergelassenen Rollladen des Fensters nach oben schob, merkte er, dass die Sonne bereits daran war wieder hinter dem Horizont unterzugehen. Der Himmel hatte sich orange verfärbt und die Wolken glommen in einem schwachen Hauch von rot.
Verschlafen und noch etwas wackelig auf den Beinen ging Torii nur mit Shorts bekleidet ins Bad und wusch sich gründlich. Obwohl er kaltes Wasser benutzte und ein wenig fror, so fühlte er sich immer noch nicht ausgeruht oder ganz wach. Der ganze letzte Monat hatte an seinen Kräften gezehrt. Die Schweinegrippe hatte die Firma in der er arbeitete erreicht und nicht wenige Leute erwischt. Obwohl der Verlauf der Krankheit nicht schwer war, so mussten die Infizierten doch zu Hause bleiben. Was natürlich für die Gesunden, darunter auch Torii, bedeutete, dass sie mehr arbeiten mussten. Für Torii war es natürlich etwas schlimmer, da er ein Springer und deswegen vollkommen überlastet war. Er musste quasi drei Kollegen auf einmal ersetzen, die jetzt unter Quarantäne standen. Was soviel bedeutete wie, dass er mehrmals in der Woche die Schicht wechseln musste. Das hatte seine Kräfte sehr schnell schwinden lassen.
Mit einer langen Wüstentarnhose und einem kurzen schwarzen T-Shirt bekleidet machte Torii sich erst einmal einen schwarzen Tee. Er lehnte sich an den Küchentisch und ließ den Tee ziehen, während er die Zeitung vom heutigen Tag las. Es war nicht wirklich etwas dabei, was ihn interessierte. Dennoch blätterte er kurz durch, um zu sehen, welch schlechte Taten einige Menschen nun wieder verbrochen hatten.
Eine Uhr piepte mehrmals von irgendwoher und Torii wusste daher, dass es nun 17 Uhr war. Die Sonne strahlte golden und ihre Scheibe war bereits zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden. Torii legte die Zeitung bei Seite und trank den heißen Tee mit einem Zug aus. Die Tasse stellte er aufs Spülbecken, denn zum Abwaschen hatte er derzeit keine Lust. Das wollte er später erledigen. Jetzt aber beabsichtigte er sich etwas anderem zu widmen. Dem Spaß.
Der Anzug war eng, aber das musste so sein. Jeder einzelne Muskel war zu erkennen, selbst einige Sehnen. Torii hatte sich seinen tiefschwarzen Motion-Capture-Suit angezogen, der mit seinen leuchtenden weißen Punkten und Linien seine Gelenke und Muskeln überzog. Mit dem MCS war es möglich den Avatar, den man in einer virtuellen Welt verkörperte, zu steuern. Obwohl der Anzug einen Hauch von Futuristik mitbrachte, so war es doch nicht möglich Dinge wie Schmerz oder Berührungen zu simulieren. Vielleicht irgendwann mal, aber das würde wohl noch so einige Jahre oder Jahrzehnte auf sich warten lassen. Torii setzte sich seine Virtuelle-Realitäts-Brille auf, obwohl sie noch nicht eingeschaltet war. Ein Doppelklick auf das X/O Symbol auf dem Bildschirm des Tablet PCs und das Programm fragte nach, ob die VR-Soft- & Hardware aktiviert werden sollte. Ein bestätigender Klick später befand sich Torii bereits in einer künstlichen dreidimensionalen Welt.
Eine blaugrüne Welt schwebte durch die Finsternis des Weltalls. Es war die Erde. Der Torus -ein gewaltiges Ringkonstrukt, dass vor allem zur Abwehr diente, aber auch Wohnungen und Grünanlagen beherbergte- blinkte. Das Spiel lud.
Während es das tat, wurden einige Regeln des Spieles eingeblendet. So sollte man nicht absichtlich die Verbindung trennen, das Spiel unnormal beenden oder den PC ausschalten. Auch sollte man sich anständig und stets immer höflich verhalten, sowie sich hilfsbereit geben. Weitere Regeln und hilfreiche Tipps konnte man innerhalb des Spiels in der Enzyklopädie nachschlagen.
Eine Warnung erschien in roten Lettern: Wer sich nicht an die Regeln hielt, würde ohne große Vorwarnung aus dem Spiel gelöscht werden. Das Spiel hatte geladen.
Torii bestätige mit einem Nicken. Noch immer über der Erde schwebend öffnete sich erneut ein Fenster, indem er seinen Nicknamen und Passwort eingeben musste. Schon wurde er nach erfolgreicher Verifizierung zum Status seines Avatars weitergeleitet. Der blauhäutige Teladi passierte gerade mit einem selbstentworfenen Jäger, des Typs Sparverius, den Sektor Ausbeute des Molochs, um zu handeln. Hilbilis Destructulus Zuzaimei I., so sein eingegebener Name, war vor wenigen Minuten von einem Solarring gestartet und hielt nun auf den Planeten Sturzgeschäft zu.
Torii drehte den schwarz-weißen Jäger, der tatsächlich die grobe Form eines Falken besaß, einmal um die Längsachse und bewunderte die rot-blauen Muster, die er nach Beendigung der Konstruktionsphase aufgesprayt hatte. Torii akzeptierte den Status seines Avatars und wurde nun endgültig ins Spiel integriert.
Es war für Torii selbst nach so langer Zeit immer noch gewöhnungsbedürftig mit den drei Klauen eines Teladis zu arbeiten, anstatt mit fünf Fingern eines Menschen. Doch dies war nur in den ersten paar Augenblicken der Umgewöhnung so. Schon nach wenigen Tastendrücken an den Konsolen des Jägers hatte die Gewohnheit wieder Einzug gehalten. Torii hatte den Autopiloten wieder aktiviert, der bei seiner Übernahme automatisch deaktiviert worden war. Da es noch ein paar Minuten dauern würde, bis der Planet erreicht war und die KI den automatischen Landeanflug beginnen würde, hob Torii seinen linken Arm, was auch Zuzaimei dazu veranlasste und tippte mit seiner Rechten auf dem Armband ein paar Befehle ein. Vor seinem Gesicht öffnete sich ein holographisches Fenster, indem er seine Nachrichten ansehen konnte, die er während seiner Abwesenheit bekommen hatte. Doch bevor er Anfing diese durchzuarbeiten fragte er sich, wieso mit dem letzten Update die Anzahl der Sektoren auf 5.153.632 erhöht wurde. Gut, es gab eine Gesamtspieleranzahl von über 35 Millionen, aber die tummelten sich größtenteils in den Kernsektoren, um für die Nichtspielercharaktere Aufträge zu erledigen oder auf den Handelsstationen um miteinander zu reden, was dem Non-VR-Chatten am nächsten kam. Vielleicht hatten die X/O-Programmierer mal wieder ein großes Event im Hinterkopf oder sie hatten einige mehr oder minder seltene Artefakte in den neuen Sektoren versteckt. Aber, wer konnte schon in die Kopfe dieser Leute blicken?
Torii war so sehr in Gedanken gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, dass der Autopilot bereits den Jäger auf
einem Raumhafen gelandet hatte. Zudem hatte er die an ihn gerichteten Nachrichten immer noch nicht überflogen, geschweige denn gelesen.
„Unwichtig. Nicht interessant. Hmm. Naja.“
Die meisten Nachrichten hatten kaum mehr als unterhaltsamen Wert oder bezogen sich auf Anfragen von anderen Spielern, die Hilfe beim Spiel brauchten und wissen wollten wann wieder ein Seminar zu Selbigen in der realen Welt stattfand. Tori brauchte nur wenige Minuten um alle Nachrichten zu beantworten, während er unterdessen bereits den Befehl dazu gegeben hatte die Energiezellen zu ent- und Sonnenblumen wieder einzuladen.
Der Vorgang des Ent- und Beladens dauerte kaum so lange wie die Beantwortung der Nachrichten. Kaum hatte Torii das Nachrichtenholo geschlossen, schon erklang ein heller Gong, der ihn darauf aufmerksam machte, dass er gerade eine neue Nachricht erhalten hatte. Da er gerade eh nicht schwer beschäftigt war und der Autopilot den Start vom Planeten übernahm, öffnete Torii seinen Posteingang erneut und war überrascht, dass die Nachricht mit wichtig gekennzeichnet war. Vor allem da er den Absender kannte und von diesem eigentlich nie eine solche Einstufung bekam. Nach dem Lesen der Nachricht fragte sich Torii was los war. Er war durchaus neugierig geworden. Der Inhalt der Mail sagte nicht viel mehr aus, als das er so schnell wie möglich auf die Handelsstation Enterfalle im Sektor Blaufeuer kommen sollte, da es etwas sehr wichtiges zu besprechen gab.
Der Antrieb brüllte auf, als Torii ihn unter Volllast setzte und auf das Sprungtor zuraste, das sich in der Sektormitte befand. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bestand dieses Sprungtor nicht aus einem Ring und zwei Auslegern, Sondern hatte drei Ausleger, die nicht miteinander verbunden waren und aus denen jeweils wiederum drei Stabilisatoren ragten. Im Gegensatz zum früheren Konzept, dass ein Sektor ein bis maximal sechs Sprungtore besaß –Ost, West, Süd, Nord, Oben und Unten-, die jeweils zu einem Nachbarsektor führten, musste bei so vielen Sektoren eine neue Konzeption her. Diese bestand eben darin, dass es nur noch mehr ein Sprungtor pro Sektor gab, dieses aber in einen überdimensionalen Raum führte. Da es noch keinen offiziellen Namen dafür gab und nicht mit anderen Dimensionsräumen, wie dem Sub- oder Hyperraum verglichen werden konnte, nannten ihn die meisten Spieler schlicht und einfach Überlichtraum. Im englischen LightSpace, kurz Lice genannt, hatte sich dieser Ausdruck bald bei allen Spielern durchgesetzt. Zu deren Freude konnte der Lice ebenfalls befolgen werden. Der Überlichtraum stellte sich als blauweiße Dimension dar, in der es massenhaft Stürme gab, die nicht ungefährlich werden konnten. Doch wenn man sich an die Navigationsbaken hielt, konnte man diese Dimension sehr wohl unbeschadet passieren. Natürlich entgingen so abenteuerunlustigen Piloten, die Entdeckung von Artefakten oder gar neuen Sektoren.
Torii fand das Konzept gut. Schließlich musste man nicht mehr tausende von Sektoren durchqueren, was einen Spieler Heidenzeit kostete, sondern auch in Ladeorgien ausartete. Natürlich brauchte man nun im Überlichtraum auch eine gewisse Zeit bis man sein Ziel erreicht hatte, aber das war es wert. Vor allem, da man seinen Kurs ändern konnte und auch neue Wege für die Kriegsführung bot. Oh, was hatte Torii schon alles im Überlichtraum gesehen. Ganze Flotten, die einen Sprungwirbel bewachten und so eine Sektorblockade durchführten. Aber wehe man blieb zu lange im Lice. Dann war es unumgänglich, dass sich ein Sturm bildete und einem das Schiff oder gar die ganze Flotte zerstörte. Das war auf die Antriebssektion eines Schiffes zurückzuführen, die durch ihre Interferenzen diese Stürme erzeugten. Naja, eigentlich war es von den Programmieren so eingestellt worden, damit sich nicht jemand unendlich lange im Überlichtraum verstecken konnte oder eine Sektorblockade für immer dauerte.
Ein Aufblitzen von weißer und blauer Energie riss Torii aus seinen Gedanken. Es hatte sich ein Energiewirbel innerhalb des Sprungtores gebildet. Der Jäger des Sparverius-Typs wurde durch die gravimetrischen Kräfte weiter beschleunigt. Da kam im selben Moment ein gigantischer Zerstörer aus dem Wirbel und war auf direktem Kollisionskurs mit dem kleinen Jäger. Doch weder der Pilot des Jägers, noch der Captain des Zerstörers konnten ausweichen. Das mussten sie auch nicht. Denn sie befanden sich in Phase. Der Jäger glitt durch den Zerstörer hindurch und verschwand im Lice, während der Zerstörer seinen Weg fortsetzte.
Bei solchen Situationen schoss Torii immer noch Adrenalin durch den Körper. Früher war es so gewesen, dass bei der Benutzung eines Sprungtores der Spieleravatar sterben konnte, wenn er mit dem Sprungtor oder einem anderen Schiff kollidierte. Da es aber bei der Heerschar von Spielern und Nichtspielercharakteren nicht ausblieb, dass so etwas mehrmals täglich passierte und die Beschwerden darüber ins Unermessliche stiegen, hatten sich die Programmierer dazu entschlossen einen phasenverschobenen Bereich bei Sprungtoren einzuführen. Wenn man nun in diesen Bereich eintrat, dann wechselte man in eine Art Geistermodus, der die Kollisionsabfrage mit anderen Objekten außer Betrieb setzte und man somit quasi unverwundbar wurde. Einige Spieler wollten diesen Bereich natürlich ausnutzen, um nicht angegriffen zu werden, aber das funktionierte nicht, da gravimetrische Verzerrungen ein Schiff entweder in den Sprungwirbel zogen oder vom Phasenbereich wegdrückten. Wie schnell Torii mit seinem Jäger durch den Lice glitt wusste er nicht. Es gab von Fans diverse Berechnungen, die einen Wert von tausendfacher Lichtgeschwindigkeit bis unendlich ergaben. Es war wirklich interessant, für was Spieler und Fans so alles Zeit und Mühe aufbrachten, obwohl es doch eigentlich nicht wichtig war. Für das Spiel an sich wohlgemerkt. Doch für die Atmosphäre waren unwichtige Details manchen entscheidend. Torii schaute aus dem Cockpit und betrachtete die Energien, die eine Art Tanz aufführen zu schienen. Er sah auf den bordinternen Chronometer und war überrascht, dass bereits eine ganze Realstunde vergangen war. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er seinem Kontakt noch keine Antwort geschrieben hatte. Das holte er schnellsten nach, obwohl er sicher war, dass sein Kontakt bereits wusste, dass er auf dem Weg war. Schließlich hatte er ihm ja auch seinen Aktivcode gegeben. Mit ihm konnte ein Spieler sehen, wann ein anderer Spieler eingeloggt war und wo sich der Avatar dieser Person aufhielt. Den Aufenthaltsort des Avatars konnte man auch bestimmen, wenn dessen Spieler ausgeloggt war. Der Aktivcode war durchaus ein Geheimnis, das man bewahren musste. Aber es gab genügend zwielichtige Gestalten, die diese Codes sammelten und in der Realwelt für Geld verkauften. Man konnte noch sehr davor warnen, es gab immer wieder Spieler, vor allem Neulinge, die zu gutmütig waren und ihren Code herausgaben. Gut, dieser Code hatte nichts mit dem Einlogg-Prozess zu tun, weshalb Benutzername und Passwort nicht berührt wurden. Aber der Code war unerlässlich für den Mailkontakt unter Spielern. Wer den Code eines anderen Spielers nicht hatte, der konnte ihm auch keine Nachricht schicken. Glücklicherweise konnte man auch Personen blockieren, die einem unerwünschte Nachrichten schickten.
Torii trat aus dem Überlichtraum aus und fand sich mitten in einer Schlacht wieder. Die Nachricht seines Kontakts, dass er warten und man einen anderen Treffpunkt ausmachen sollte, kam zu spät.



Intermezzo
Es war düster. Die wenigen blauen Strahlen vermochten den Saal nicht zu erhellen. Stille herrschte hier, wie auf einem Friedhof. Obwohl es wohlig warm war, kroch ein jedem die Kälte durch das Rückgrad. In der Mitte des Saales schwebte eine kleine rote Kugel, deren Aura wie Feuer pulsierte.
Jemand berührte sie. Eine Nachricht erklang: „Ich habe ihn gefunden.“



Glossar:
MCS: Motion-Capture-Suit. Ein hautenger Anzug der dazu dient die Bewegungen des Spielers auf den Avatar im Spiel zu übertragen. Der Anzug simuliert auch Berührungen. Allerdings nur in schwacher Form.


VRB: Virtual-Reality-Brille. Die Brille vermittelt dem Spieler den Eindruck, dass er sich direkt im Spiel befindet. Zudem beinhaltet sie ein Mikrophon, das einem erlaubt mit anderen Spielern zu reden.


Solarring: In X/O das Äquivalent zum Sonnenkraftwerk in den Offlinespielen. Ein gigantischer Ring aus Kollektoren, die um eine Sonne angebracht wurden. Bei weitem effektiver als die veralteten SKWs.


Überlichtraum: Ein neues Konzept, dass die Sektor-zu-Sektor Verbindung überflüssig macht. In der englischen Sprache wird er Light Space genannt und mit Lice abgekürzt. Er wird blauweiß dargestellt und in ihm toben viele wilde Stürme. Über den Überlichtraum kann jeder Sektor von jedem anderen Sektor aus erreicht werden. Wirbel zeigen auf, wo sich ein Sprungtor befindet und mit intaktem Navigationssystem (sprich Galaxiekarte) weiß man auch wohin der Wirbel führt.


Sprungwirbel: Ein Wirbel im Überlichtraum, der einen zeigt, dass sich hier ein Sprungtor befindet, das passiert werden kann.

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Prolog

Torii stand im Geschäft, wie so viele andere auch, und betrachtete die Neuerscheinung in der Vitrine. Der Laden hatte vor Kurzem eröffnet und bot eine Neuerung im Leben des Internets an. Den Motion-Capture-Suit und die Virtual-Reality-Brille, kurz MCS und VRB.
Mit Ersterem wurden die Bewegungen des Trägers aufgezeichnet und dann auf einen Avatar im Internet -zum Beispiel in einem Spiel- übertragen, den man somit steuerte. Mit Letzterem wurde die künstliche Realität so auf die Netzhaut projiziert, dass man sich tatsächlich innerhalb des Virtuellen Netzwerks fühlte. Allerdings konnten keine sensorischen Informationen, wie etwa Gerüche oder Berührungen, übertragen werden.
In zukünftigen Versionen, so der Hersteller, wollte man auf den Anzug verzichten und stattdessen einen Helm anbieten, der direkt auf die Gehirnwellen zugreift. Damit sollte es möglich sein, während man lag oder saß, im VR-Netz zu surfen. Der Helm sollte dabei die Gehirnwellen auslesen und es somit dem Benutzer ermöglichen seinen Avatar zu bewegen. Umgekehrt sollte der Helm die virtuelle Welt in den Kopf des Benutzers projizieren. Hier würde man auch versuchen erste sensorische Informationen -nämlich Berührungen- zu vermitteln.
Torii hatte sich die letzten Monate das Geld auf so ein virtuelles Set gespart, seit es der Öffentlichkeit präsentiert worden war. Eigentlich war er kein großer Freund von Spielen, jedoch gab es da eine Reihe, die ihn seit Kindestagen an gefesselt hatte. Im Prinzip war es eine Wirtschaftssimulation und damit grottenlangweilig. Was ihn aber daran in den Bann zog, war das Setting.
Der erste Teil des Spieles war im Jahr 1999 erschienen und nannte sich selbst ‚Beyond the Frontier‘. Die Handlung war recht simpel: Man spielte einen Testpiloten, der ein Schiff mit einem neuen Antrieb testen sollte. Einen Sprungantrieb. Damit sollte es möglich sein weite Entfernungen im All quasi in Nullzeit zu überbrücken. Eine Art Wurmloch. Doch etwas ging schief und man fand sich in einem unbekannten Teil des Weltraums wieder. Umgeben von Aliens und der Möglichkeit beraubt nach Hause zu kommen, denn der Antrieb war zerstört worden.
Allein die Geschichte fand Torii schon reizend, aber die schieren Möglichkeiten an Interaktionen zwischen dem Spieler und den Nichtspielercharakteren war atemberaubend. Hinzu kam noch, dass man nicht nur mit seinem Schiff durch den Weltraum fliegen und Aliens abschießen konnte, sondern auch mit ihnen handeln. Kaum das man sich versah, hatte einen schon das Baufieber gepackt. Man war dabei eine Weltraumstation nach der anderen zu eröffnen und sein eigenes Wirtschaftsimperium aufzubauen.
Genial an der Serie fand Torii vor allem, dass die Nachfolger immer auf dem Vorgänger aufbauten und man die Spielstände importieren konnte. So wuchs nicht nur ständig das erforschbare Universum an sich, sondern auch die eigene Firma. Neue Waren und Stationen kamen hinzu, genauso wie die Möglichkeit neue Schiffe zu kaufen und diese zu fliegen. Schlussendlich war das Spiel so komplex geworden, dass man für seine Stationen Arbeiter und für seine Schiffe Besatzungen anheuern musste. Man konnte auf Stationen landen und diese zu Fuß erkunden, genauso wie Planeten. Selbst mit dem Astronautenanzug im Weltraum schweben war möglich.
Oh ja, Torii war von dieser Spielreihe, die sich kurz und prägnant einfach nur ‚X‘ nannte, begeistert. Und nun, nun war die dafür verantwortliche Spieleschmiede so weit gegangen, dass sie ihr Produkt als massives Onlinespiel mit Rollenspielelementen neu erfanden. Exklusiv für die virtuelle Realität. Wäre letzter Punkt nicht gewesen, hätte sich Torii nie darauf eingelassen das VR-Set kaufen zu wollen. Doch nun stand er davor, griff auf das Komplettset ‚Virtual X Life‘ zu und ging zur Kasse.

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Beitrag von Tom »

Nullnummer

Es war still im Haus. Man hörte keine Schritte von anderen Menschen, noch von Tieren. Torii war allein. Sein Vater war vor acht Jahren an einer verschleppten Lungenentzündung gestorben. Vor zwei Jahren war seine Mutter einem Herzinfarkt erlegen. Doch Torii war eher der Meinung, dass sie den Tod ihres Mannes nie verwunden hatte und an gebrochenem Herzen gestorben war. Als einziges Kind hatte er alles geerbt, was sich in Familienbesitz befunden hatte. Und damit ging eine große Verantwortung auf ihn über, die nun schwer auf ihm lastete. Bisher hatte er sein Leben gut finanzieren können, doch nun musste er ein ganzes Haus -mit allen anfallenden Kosten- in Stand halten. Er hatte sich deswegen einen neuen Job gesucht, in dem er mehr -viel mehr- verdiente, als in seinem bisherigen. Torii trauerte seiner alten Firma sehr hinterher, da ihm die Arbeit dort großen Spaß gemacht hatte und auch die Kollegen nett und das Arbeitsklima toll waren. Jetzt hingegen quälte er sich Tag für Tag durch einen Job, den er nicht mochte und bei dem die Kollegen riesige Arschlöcher waren. Schon wenn Torii morgens aufstand, wünschte er sich nicht in die Arbeit gehen zu müssen. Doch leider hieß es, dass er ohne Arbeit auch kein Geld verdienen würde. Und damit auch weder seine Bleibe erhalten, noch Lebensmittel einkaufen konnte. Zwar suchte er weiterhin nach einem Job, der besser war als dieser, doch bis jetzt hatte er nichts gefunden oder nur Absagen kassiert. Obwohl es traurig war, war Torii doch froh, dass im letzten und diesen Jahr alle Haustiere -zwei Hunde und zwei Katzen- nach und nach ihrem Alter erlegen waren. So musste er nicht auch noch Futter und andere Nebenkosten für sie aufbringen. Das er sich nun das VRX-Set gekauft hatte, war dem Wunsch entsprungen dieser einsamen und ungewollten Welt zu entfliehen.

Nachdem sich Torii eine Kleinigkeit zu Essen gemacht hatte, ein Scherzel Leberkäse mit einer großen Portion Kartoffelsalat und einer Brezelsemmel -er liebte bayrisches Essen-, hatte er es sich im Wohnzimmer bequem gemacht.
Eigentlich wollte er sich jetzt über das Set hermachen und es gleich ausprobieren, doch als er nach draußen sah und bemerkte, dass es regnete und dabei schon einige Schneeflocken dabei waren, heizte er erst einmal den Holzofen ein.
Als er bequem in seinem Fernsehsessel lag, den Motion-Capture-Suit und die Virtual-Reality-Brille ausgepackt auf dem Tisch lagen, hatte er die Discs zur Installation von X Online bereits in den PC geschoben. Nun, während er darauf wartete, dass die Gigabytes an Daten auf seine Terrabyte-Platte kopiert wurden, las er sich in das über zweihundertseitige Buch ein, das als Handbuch beilag. Es war wie eine Enzyklopädie aufgebaut, mit vielen Bildern -sogar farbig- ausgestattet und detailreich gehalten. Es gab Informationen zu den einzelnen Rassen und deren Klassen. Zu Schiffen, Stationen, Phänomenen und sogar Tipps für den Anfang. Aber auch Warnungen. Nicht nur das Spielgeschehen betreffend, sondern auch die Gesundheit. Letztere überflog Torii nur, da er solche Warnungen zu genüge von den Spielen kannte, die er schon sein ganzes Leben lang zockte.
Als der PC meldete, dass die Installation erfolgreich war, zog sich Tori den Suit an und setzte die Brille auf. Doch bevor er beide aktivierte, las er sich zuerst deren Beschreibung durch. Die Handhabung war einfach. Beide wurden über ein kabelloses Signal mit dem PC verbunden, das die Informationen in beide Richtungen übertrug. Zudem stand in der Beschreibung, dass man mindestens einen Platz von drei mal drei Metern brächte, um sich frei bewegen zu können. Torii brauchte keine zwei Minuten, um eine entsprechende Fläche im Wohnzimmer frei zu räumen.
Danach koppelte er X Online mit den dem MCS und der VRB. Schließlich startete er das Spiel, ging in die Mitte des frei geräumten Platzes und wartete darauf, dass er in eine andere Welt katapultiert wurde.

Von einem Moment zum anderen befand Torii sich nicht mehr in seinem Wohnzimmer, sondern in einem bunten Raum ohne bestimmte Formen. Das verwirrte ihn. Zudem fühlte er sich schwerelos, was ihn schwindlig werden ließ. Doch als er umzukippen drohte, spürte er den Boden unter sich. Diese gegensätzlichen Informationen verwirrten ihn nur noch mehr und er war kurz davor die Brille abzusetzen. Doch von einem Moment zum nächsten wurde alles schwarz und in weißen Lettern stand da ‚Konfiguration abgeschlossen‘. Danach fühlte sich Torii von Sekunde zu Sekunde besser und auch das flaue Gefühl in seinem Magen verschwand zusehends.
Die Umgebung veränderte sich. Das Schwarz wurde von einer leuchtend grünblauen Kugel durchbrochen, die sich immer mehr von unten her in sein Sichtfeld schob. Als Torii in ihre Richtung sah, erkannte er, dass er auf einer Plattform stand. Mitten im Weltraum. Und diese Kugel, so wunderschön, war die Erde. Dann flogen Raumschiffe an ihm vorbei, das Bild wackelte, doch Torii spürte nichts. Er wünschte sich wirklich, dass diese sensorischen Interfaces längst Realität wären. Immer mehr und mehr Schiffe tauchten auf, feuerten auf die Erde. Diese wurde schließlich rot und schien zu glühen. Der Schriftzug von X/O erschien und mit ihm ein virtuelles Display. Torii wurde dazu aufgefordert ein neues Konto einzurichten oder ein bestehendes anzugeben. Er tat Letzteres. Als einer der ersten Mitglieder der Community hatte er einen gewissen Ruf und die Spieleschmiede honorierte diese Treue, in dem er eines von wenigen Sonderkontos bekam, das ihm die Möglichkeit bot mit weitaus besseren Mitteln und Ausrüstungen zu starten, als normale Spieler. Eigentlich war Torii damals schon zum Beta-Test eingeladen worden, hatte aber wegen seinen privaten und beruflichen Problemen absagen müssen. Jeder verstand es, trotzdem tat es Torii leid und selbst jetzt ärgerte es ihn noch. Nichts desto trotz konnte er sich damit rühmen, als Developer bei den anderen Spielen mitgewirkt zu haben.
Nach der Eingabe seiner Informationen erschienen um Torii herum weitere Schwebeplattformen, die mit seiner verbunden waren. Sie alle waren leer. Torii war klar, was das zu bedeuten hatte: Die Charakterauswahl. Da er noch keinen hatte, musste er sich einen erstellen. Er ging auf eine Plattform zu und schon tauchte ein neues Display auf. Es wurden die fünf spielbaren Rassen angezeigt.

Die Terraner, eine der wenigen Spezies, die einen eigenen Sprungantrieb entwickelt hatten und technologisch vielen anderen Rassen überlegen waren. Dennoch lebten sie zurückgezogen und vermieden größtenteils den Kontakt mit Aliens. Sie waren leicht xenophob. Wenn man bedachte, dass sie von Aliens angegriffen worden waren, war das kein Wunder.

Die Teladi, eine der ältesten Spezies im Universum und eine der ersten, die die Sprungtore entdeckt hatten. Während einer Torroutenverschiebung, wurde ein Großteil der echsenhaften Teladi von ihrer Heimatwelt abgeschnitten und entwickelten sich parallel zu ihr.

Die Split, eine der jüngeren Spezies im Universum. Sie sind kriegerisch und halten sich nur bedingt an einen Ehrenkodex. Bereits jedes andere weltraumfahrende Volk hatte einen Konflikt mit dieser eroberungssüchtigen humanoiden Rasse.

Die Paraniden, dreiäugige Wesen, die von Käfern abstammten und sich für die Krone der Schöpfung im Universum hielten. Doch technologisch waren sie den anderen Völkern nur ebenbürtig.

Die Boronen, eine unter Wasser lebende Spezies, die Seepferdchen und Tintenfischen ähnelten. Sie waren sehr freundlich, höchst optimistisch und immer guter Laune.

Torii stand vor der Qual der Wahl. Natürlich konnte er mehrere Charaktere erstellen, aber er wollte einen Charakter haben, mit dem er sich identifizieren konnte. Also blätterte er die detaillierteren Informationen durch. Dabei fiel ihm auf, dass die Rassen wieder in verschiedene Fraktionen unterteilt worden waren. So gab es zum Beispiel bei den Teladi die grünen Echsen, die nur weiblich und profitorientiert waren und die blauen, welche männliche waren und der Kunst frönten. Bei den Terranern wurde sogar zwischen Menschen unterschieden, die im Sol-System geboren worden waren und jenen, die aus den Kolonien kamen.
Torii fand diese Detailverliebtheit toll und ehe er sich versah, hatte er alle Rassen und deren Fraktionen durchkämmt. Obwohl es ihn reizte eine der Alienrassen zu spielen, entschied sich Torii trotzdem dafür einen Menschen zu spielen. Jedoch keinen Sol-Geborenen, sondern jemanden aus den Kolonien. Er hatte die Wahl zwischen den Kolonien auf Aldrin, Gonar und Lunas.

Lunas war ein Überbleibsel der Argon-Föderation, einem Zusammenschluss der überlebenden Menschen aus dem letzten Alien-Krieg vor über 700 Jahren. Durch die Veränderung der Torrouten wurden sie, genau wie die grünen Teladi, von ihrer Heimatwelt abgeschnitten. Allerdings wurde schon bald beschlossen, dass man die Erde aus der Geschichtsschreibung löschen sollte. Nach der Wiederentdeckung durch die Erde kam es zu einem Bruderkrieg, den die Argonen verloren. Die Föderation wurde aufgelöst und dem terranischen Imperium einverleibt.

Gonar ist ein kleines System in der Nähe von Lunas und wurde von Menschen besiedelt, die gegen das Vergessen der Erde waren. Sie bewahrten während der ‚dunklen Zeit‘ -den über 700 Jahre Trennung zwischen Erde und Kolonie- alle Informationen über die Erde auf und versuchten einen Weg zu finden zu ihr zurück zu kehren oder zumindest mit ihr Kontakt herzustellen.

Aldrin war eine der ersten Kolonien, die die Menschen vor über 1000 Jahren gründeten, als sie in den Weltraum vorstießen. Obwohl sie ebenfalls von der Erde getrennt wurden, freuten sie sich über die Wiedervereinigung begrüßten ihre lange vermissten Brüder und Schwestern.

Torii entschied sich für Aldrin. Auf der Schwebeplattform materialisierte sich eine fast nackte Abbildung seiner selbst. Das Display vor ihm zersplitterte und gab ihm nun die Möglichkeit seinen Spielcharakter anzupassen. Er beließ es bei dem männlichen Geschlecht, aktivierte aber eine der Besonderheiten, die ihm vorbehalten waren. Sein Charakter würde das Langlebigkeitsgen besitzen und somit schneller Erfahrung sammeln, als alle anderen. Vom Aussehen änderte Torii nichts und als Spielernamen gab er seinen eigenen ein - wie er ihn auch sonst in den offiziellen und Fanbereichen nutzte. So würde man ihn sofort wieder erkennen. Bei seiner Kleidung setzte er auf Schlichtheit und wollte unauffällig in der Masse bleiben. Schwarze Hose, türkises Hemd und einen grauen Trenchcoat. Dazu eine Kapuze und eine verspiegelte Sonnenbrille, die er beide im Inventar ließ.
Als Torii sein Design abgeschlossen hatte, wurde er zur Auswahl seiner seines Berufes weitergeleitet. Obwohl es in vielen Spielen gang und gäbe war, dass man eine Klasse wählte -wie etwa Krieger oder Magier-, so war das in X/O quasi sinnlos. Denn jeder Spieler konnte alles sein - jederzeit. Ein Kämpfer, ein Forscher, ein Baumeister und viele andere Dinge. Der Skillbaum enthielt mindestens ein halbes Dutzend solcher Aufteilungen. Je nach dem, wie man seine Erfahrungspunkte verteilte, konnte man den Charakter zu einem guten Kämpfer hoch leveln, der gute Statistiken in Zielgenauigkeit, Trefferquote und Schaden hatte. Wie im Vorfeld angekündigt, so entsann sich Torii, gab es nicht nur Fähigkeiten, die sich für den Weltraum auswirkten, sondern auch auf den Boden oder den Charakter direkt. Wie etwa den Handelsskill. Handeln konnte man auf einem Planeten genauso, wie auf einer Handelsstation oder von Schiff zu Schiff.
Der Beruf hingegen war etwas, womit man sich Geld verdienen konnte. Vor allem dann, wenn man nicht online und der Avatar von einer künstlichen Intelligenz gesteuert wurde. Die Auswahl war groß und bei jedem Beruf fing man als Lehrling an. Im Beruf konnte man aber nur aufsteigen, wenn man während seiner Onlinezeit seinen Beruf ausübte. Zudem beeinflusste der Beruf das Spielgeschehen. Als Techniker konnte man zum Beispiel Maschinen reparieren - etwa Raumschiffe oder Handfeuerwaffen. Doch Torii wählte etwas anderes, einen medizinischen Beruf. Damit konnte er seine eignen Verletzungen, und die anderer Spieler und Nichtspielercharaktere, heilen.
Torii war überrascht, dass hier bereits das Langlebigkeitsgen griff. Er konnte sich einen zweiten Beruf aussuchen. Es dauerte einige Zeit, bis er alle Möglichkeiten durch hatte, doch dann hatte er sich entschieden. Es wurde der Techniker.
Der letzte Punkt auf den Einstellungen war sein eigenes Schiff. Zwar begann jeder Spieler mit einem kleinen Aufklärungsschiff, doch dieses konnte nach belieben angepasst werden. Torii setzte auf Geschwindigkeit, Laderaum und starke Sensoren. Da er nicht vor hatte schon zu anfangs zu kämpfen, statte er seinen Aufklärer nur mit einem Minimum an Waffen aus. Die restliche Ausstattung füllte Torii mit Schilden und Energiegeneratoren auf.
So sah der anfängliche Aldrin Fade wie ein Würfel mit zwei dreieckigen Flügeln, einem pyramidenförmigen Cockpit und zwei nach vorne ausgerichteten Stacheln aus. Ursprünglich war dieses Schiff eine Drohne gewesen, die computergesteuert das umliegende Weltall kartographieren sollte. Allerdings konnten die einfachen KIs nicht alle Befehle ausführen, weshalb Piloten eingesetzt wurden, da die Herstellung von intelligenten KIs seit dem Terraformer-Xenon Krieg verboten war. Mit Toriis Anpassungen sah der Aufklärer jetzt viel eleganter aus. Der Schiffskörper war in die Länge gezogen worden und teilte sich im vorderen Drittel. Dort, wo die Teilung begann, befand sich das Cockpit. Am Heck gab es immer noch zwei Flügel, die aber nun sechseckig waren und ebenfalls nach hinten in die Länge gezogen wurden. Sie wirkten fast wie Schilde, da sie den Antrieb verdeckten. Das Schiff sah fast wie eine Zange aus.
Als er seine Einstellungen überprüfte, wurde ihm klar, dass er einen sehr defensiven Charakter und Spielstil hatte. Aber das machte ihm auch nichts aus. Torii wollte sowieso nur forschen, handeln und erkunden. Die Abenteuer würden sowieso früher als später auf ihn zukommen. Wahrscheinlich in Form von Playerkillern oder Piratenclans. Doch darüber zerbrach er sich jetzt noch nicht den Kopf. Schlussendlich tippte Torii auf den letzten Button und wurde ins Spielgeschehen katapultiert.

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Kapitel 1

Als Torii die Augen öffnete, fand er sich in einem Raum mit gedimmten Licht wieder. Er lag auf einem Bett und rechts neben ihm war ein großes Panoramafenster. Als Torii aufstand und einen Blick nach draußen warf, sah er fliegende Autos an dem Gebäude vorbeirauschen. Einige Ebenen tiefer schwebten ein paar Fahrzeuge an ihrer Position und warteten wohl auf die Erlaubnis weiter zu fliegen. Vor Torii erstreckte sich eine riesige Stadt, deren Wolkenkratzer immer höher anwuchsen, je weiter er Blickte. Zwischen den einzelnen Türmen lugten zwei Sonnen hervor. Eine von ihnen, so wusste Torii von der Startbeschreibung, war ein brauner Zwerg und die andere eine normale orangefarbene Sonne.
„Sie sind wach?“
Torii drehte sich um und sah eine Krankenschwester. Ihr Haar war blond, zu einem Pferdeschwanz gebunden und reichte ihr bis zu den Knien. Was ihn aber wirklich in den Bann zog, war die dunkle Hautfarbe und die daraus hervorstechenden eisblauen Augen. Mal davon abgesehen, dass die weiße Uniform ihre Körpermerkmale mehr als nur betonte. Torii fragte sich, ob die Programmierer sich da nicht einen Gag erlaubt hatten.
„Und Sie können sich schon bewegen?“
Die Krankenschwester kam auf ihn zu und auch Torii machte ein paar Schritte. Dann drehte er sich kurz zur Seite, so dass die Schwester ins Leere lief.
Der Anzug und auch die Brille schienen einwandfrei zu arbeiten. Torii fragte sich, wie er die drei mal drei Meter nicht überschreiten konnte. Wahrscheinlich würde das Programm die Sinne so täuschen, dass er in diesem Feld immer im Kreis ging. Selbst wenn er meinte, lange geradeaus zu gehen, würde eine Sinnestäuschung dafür sorgen, dass er das nur meinte, aber stattdessen sich im Kreis bewegte. Aber es war müßig über so etwas nachzudenken. Jetzt war erst einmal angesagt das Spiel kennen zu lernen.
An der Tür angekommen, konnte er sie nicht öffnen. Torii sah zur Krankenschwester zurück und fixierte sie. Sofort erschien über ihr ein Infofenster. Dort sah er ihre Lebenspunkte, dass sie ein Nichtspielercharakter war und ihren Namen. Sowie ein kleines goldfarbenes X, dass sie als Charakter ausgab, die eine wichtige Quest für ihn hatte. Also ging er zu ihr zurück und begrüßte sie.
„Mein Name ist Torii. Ich würde gern hier raus.“
Die Krankenschwester verbeugte sich leicht und lächelte ihn an.
„Mein Name ist Kango Hakui.“
Torii kannte den Faible der Programmierer für Asien - vornehmlich Japan. Als er nebenbei auf einen Übersetzer zugriff, wunderte es ihn nicht, dass beide Wörter des Namens ihren Beruf widerspiegelten.
„Ich bin hier, um Ihnen bei ihrer Reha zu helfen.“
Torii hatte bereits mehrere Videos im Internet zu X/O gesehen. Daher wusste er auch, dass jeder Spieler auf seinem jeweiligen Heimatplaneten startete - und zwar in einem Krankenhaus. Die Hintergrundgeschichte war simpel wie einfach: Man war als Komapatient aus einem langen Schlaf erwacht. Der Grund für das Koma lag darin, dass man ein Opfer eines Terroranschlags war. Allerdings nicht das Ziel, sondern nur einer von vielen Kollateralschäden.
Torii bestätigte und in seinem Logbuch tauchte eine Quest mit der Bezeichnung ‚Tutorial‘ auf. Er fand, dass die Einführung passend und gut umgesetzt war.
Kango gab ein paar Anweisungen, wie er sich bewegen sollte und Torii führte sie ohne Probleme aus. Danach verließ er sein Krankenzimmer -aber nicht, ohne vorher noch alles gründlich abzusuchen und mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest war- und folgte der dunkelhäutigen Schönheit zur Rezeption. Dort angekommen unterschrieb er seine Entlassungspapiere und bekam seine Sachen ausgehändigt, die er während seiner Einlieferung bei sich gehabt hatte. Es war nicht viel. Neben seiner Kleidung hatte er noch eine Identy-Card bekommen. Das war eine kleine handliche Karte, die sowohl als Ausweis diente, als auch als Speicherchip für seine Geldgeschäfte und andere Informationen. Da dieses Item an den Charakter gebunden war, konnte man es zum Glück weder verlieren, noch gestohlen werden.
Torii ging in eine Toilette und zog sich dort um. Den Krankenhauskittel übergab er Kango und wandte sich dem Ausgang zu. Doch er kam nicht weit, als er seinen Namen hörte.
Das Spiel nutzte eine ausgelagerte Datenbank, in der alle Namen abgespeichert wurden, die die Spieler nutzten. Es war klar, dass das Programm manche Begriffe aussprechen konnte, weshalb man das bei der Charaktererstellung einmal aussprechen musste. Es war durchaus seltsam, dass Torii seinen eigenen Namen von einem NSC ausgesprochen hörte.
„Bitte warten Sie.“ Auf ihn kam ein drahtiger junger Mann zu, der in einem langen Ärztekittel steckte. „Meine Name ist Ishi Geka. Ich bin Chefarzt hier.“
Auch dieser NSC hatte ein goldenes X neben seinen Daten. Daher nahm Torii an, dass er nur aus dem Krankenhaus kommen würde, wenn er auch diese Quest annahm und erfolgreich beendete. Wobei es in X/O nicht zwangsläufig erforderlich war eine Quest bzw. Mission erfolgreich zu beenden. Man konnte auch scheitern und trotzdem weiter spielen, im Gegensatz zu so vielen anderen Spielen. Allerdings würden die Handlungen und Entscheidungen des Spielers und die Interaktionen mit anderen, das komplette Universum beeinflussen. Nicht direkt, sondern, wie man auf ihn reagieren würde. So würde man immer bessere Missionen bekommen, wenn man andere erfolgreich ausführte. Scheiterte man allerdings immer wieder, würden die Missionen einfach bleiben. Und damit auch nicht gerade lukrativ.
„Was kann ich für Sie tun, Geka-hakase?“
Torii hatte im Vorfeld einige japanische Begriffe gelernt, damit er sich besser in das Spiel vertiefen konnte. Hakase bedeutete Doktor.
„Ich habe Ihrer Akte entnommen, dass Sie ausgebildeter Sanitäter sind und da wir durch den Terroranschlag noch immer viele Opfer betreuen müssen, mangelt es uns an qualifizierten Mitarbeitern und Freiwilligen.“
Torii wusste worauf das hinauslaufen würde und er grinste. Natürlich würde er den Job annehmen und helfen. So konnte er etwas über den Terroranschlag in Erfahrung bringen und zugleich einen seiner beiden Berufe trainieren.

Der Tazura war lang gewesen -auch wenn die Zeit in X/O zehnmal schneller verging, als in der realen Welt- und Torii hatte den nächst höheren Rang seines Berufes erlangt. Er war nun Rettungssanitäter. Der nächste Rang war der Notfallsanitäter. Dann hatte er den ersten Dienstgrad abgeschlossen und konnte zum Rettungsassistenten aufsteigen. Nach diesem und dem Notfallassistenten, würde auch schon der Notarzt kommen.
Torii hatte eine Realstunde im Krankenhaus verbracht, was einer zehnstündigen Schicht entsprach. Als Sanitäter hatte er dadurch eintausend Credits pro Stunde verdient. Das war zwar nicht viel, aber die Berufe waren auch nie dafür vorgesehen gewesen, dass man mit ihnen den großen Reibach machte. Eigentlich waren sie nur implementiert worden, damit die Offlinezeiten der Spieler nicht unrentabel für sie waren. Für einen Anfänger war natürlich jeder Credit wichtig und mit dem stetigen Ausbauen des Berufs, stieg auch das Einkommen. Torii verdiente jetzt schon fünfzehnhundert Credits in der Stunde.
Doktor Geka bedankte sich bei Torii und gab ihm Kango als Begleiterin mit, die ihm zeigen sollte, wo er bis auf weiteres wohnte. Erst jetzt bemerkte Torii, dass sich auch andere Spieler in seiner Umgebung aufhielten. Die meisten jedoch verließen das Krankenhaus sofort, nachdem sie das Tutorial -die Reha, verbesserte sich Torii- beendet hatten. Auch sie waren in Begleitung einer Kango. Doch der Zufallsgenerator ließ jede Krankenschwester anders aussehen.
Es war bereits dunkel geworden, doch in den Straßen der Stadt -Torii wusste immer noch nicht wie sie hieß- herrschte nach wie vor reges Treiben. Die Läden hatten 24h/7d geöffnet und bunte Reklameschilder versuchte einem dazu zu verführen seine hart erarbeiteten Credits dort wieder auszugeben. Es gab Bars, Restaurants, Discos, Spielhallen, Casinos, Tech-Shops, Einkaufspassagen und unendliche Angebote mehr in mannigfaltigen Variationen.
„Wie heißt diese Stadt eigentlich?“
„Brooks. Der Planet heißt Aldrin.“
Kangos Antwort war kurz, aber sie war eine gute Führerin. Zu jedem Geschäft, das sie passierten, wusste die Krankenschwester eine kurze Anekdote. Torii vermutete, dass sich hinter diesen Anekdoten vielleicht kleine Nebenmissionen versteckten. Zumindest hoffte er, dass sie kleine Hilfen darstellten.
Als sie bei seiner Wohnung angekommen waren, einem großen Wohnblock mit über tausend Wohnungen und hundert Etagen, verabschiedete sich Kango und entschwand in der Menge. Torii fragte sich, ob er diesen NSC irgendwann wieder sehen würde. Er bezweifelte es. Ebenso zweifelte Torii daran, dass man mit einem Nichtspielercharakter eine Beziehung eingehen konnte. Außer natürlich, es wäre im Rahmen einer Mission vorgesehen.

Torii hatte seine Wohnung im dreiundzwanzigsten Stock und die Nummer zweihundertdreißig. Es war die erste Wohnung, gleich neben dem Aufzug und gegenüber der Treppe. Als er die Türe mit seiner I-Card öffnete, betrat er eine durchschnittlich eingerichtete Wohnung. Gegenüber der Tür lag gleich ein Fenster, das man öffnen und dann auf eine Terrasse treten konnte. In dem Raum gab es ein Trivid (eine Mischung aus Computer, TV und Radio), einen Sessel, ein Sofa und einen niedrigen Tisch. Durch eine verschiebbare Trennwand, konnte man das Wohnzimmer in Richtung Küche vergrößern, wo neben der Küche an sich auch noch eine Theke mit vier Barhockern stand. Obwohl sie nie gebraucht werden würde, gab es sogar eine Toilette im Bad. Die ganze Wohnung war weiß gehalten und durch die indirekte Beleuchtung schienen die Wände, genauso wie der Boden und die Decke, zu leuchten. Die Möbel waren in einem sandfarbenen Ton. Alles in allem schlicht, aber modern. Für Toriis Geschmack, machte das Weiß einen noblen Eindruck.
Torii sortierte schnell sein Inventar, bis jetzt hatte er nur Erste Hilfe Items dabei, und verteilte seine ersten Skillpunkte auf diverse Eigenschaften. Von Nahkampf über Waffenkenntnis hin zu Pilotenfähigkeit und diversen anderen Fertigkeiten. Bereits jetzt plante er voraus, um nicht Credits für eine Reskillung (der Neuvertielung von Skillpunkten) ausgeben zu müssen. Dann trat er auf die Terrasse, sah in den Himmel, wo er nur wenige Sterne erkennen konnte (der Lichtsmog war in dieser Stadt wirklich schlimm) und dachte darüber nach, was er über den Terroranschlag erfahren hatte.

An dem Tazura, vor mehreren Wochen, war eine Delegation der Terraner in der Stadt gewesen. Man hatte über weitere Unterstützung verhandelt. Wie etwa Terraforming-Maschinen, um die angeschlagene Umwelt der benachbarten Planeten und Monde wieder instand zu setzen.
Während einer Besichtigung des ‚System Trade Towers‘, der größten Einkaufspassage des ganzen Solara Sonnensystems, detonierten mehrere Sprengsätze und töteten nicht nur die terranische Delegation und deren aldrianische Kollegen, sondern auch zehntausende von Besuchern, Touristen und Kunden.
Bis zum heutigen Tazura hatte sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Daher ging man davon aus, dass die Attentäter mit ums Leben gekommen waren.
Durch die Tatsache, dass die Bomben an strategischen Stellen platziert worden waren und dadurch der Turm schlussendlich einstürzte, ging man davon aus, dass sie die Terroristen entweder sehr gut vorbereitet hatten, Hilfe vom Personal hatten oder teilweise selbst Angestellte waren.
Torii hatte einen Faible für Spiele, in denen man alles tun und lassen konnte was man will. In denen man nicht gezwungen wurde stur dem Plot zu folgen. Daher war die X-Reihe ideal für ihn. Man konnte wochenlang spielen, ohne der Geschichte zu folgen. Frei Schnauze einfach wie in einem Sandkasten spielen. Und wenn man dann mal der Geschichte folgte, dann belohnte sie einem mit einem nicht linearen Verlauf. Denn je nach dem wie man eine Mission bewältigte -oder sie vergeigte-, folgten anderen Missionen und Ereignisse auf einen. Das machte die Wiederspielbarkeit so gut.
So war Torii nun freigestellt, was er nun tun könnte. Aber diese Entscheidung schob er noch ein paar Minuten auf. Zuerst würde er einfach den Gang der Etage betreten und den anderen Spielern lauschen, was sie so miteinander beredeten. Im Flur saßen und standen mehrere andere Spieler. Männer wie Frauen, jung wie alt. Aber alle waren Anfänger und die meisten nicht vertraut mit dem X-Universum. Was dazu führte, dass die obligatorische Freiheit sie vor ein Problem stellte: Sie wussten nicht, was sie tun sollten.
„Es hieß zwar, dass X/O einem die absolute Freiheit überlassen würde tun und lassen zu können was man will.“ Sagte ein Mann mit kurzen roten Haaren und braunen Augen. „Aber ich fühle mich eher verlassen.“
Darauf antwortete eine blauäugige Blondine mit großem Vorbau: „Dieses Gefühl kennen ich. Kaum hat man seine Wohnung betreten, weiß man nicht, was man als Nächstes machen soll.“
„Ich werde einfach die Geschäfte abklappern und schauen, was sich billig ein- und teuer verkaufen lässt.“ Die Worte stammten von einer älteren Dame, deren Haar bereits ergraut war. „Schließlich möchte ich mir bald ein besseres Schiff kaufen, als diesen lahmen Aufklärer.“
Alle Anwesenden stimmten zu. Entweder durch ein Nicken oder Brummen.
Ein Junge mit schwarzen Haaren und grauen Augen gab als nächstes seine Meinung von sich. „Ich werd mir nicht die Arbeit machen und alle Geschäfte oder Weltraumstationen abzuklappern, nur um dann zu handeln. Ich bin wegen der Action hier.“ Auch hier stimmten einige Spieler zu. „Weshalb ich zu einem Infobroker gehen werde und mir dann ein paar Missionen aussuche, die ich bewältigen kann.“
Torii trat näher an die Runde heran und gab selbst etwas von sich. „Wie wäre es, wenn ihr einfach der Storyline folgt, die man euch vorgegeben hat?“ Er bekam nur verwirrte Gesichter zu sehen. „Wenn ihr in eure Logbücher seht, dann könnt ihr das Geschehene nachlesen, was euren Charakter ins Koma verfrachtet hat - den Terroranschlag.“
Noch immer sagte niemand etwas. Aber Torii bemerkte, dass die ersten bereits ihr Logs öffneten.
„Dort stehen Namen, wie etwa der des ermittelnden Sicherheitsbeamten.“ Torii setzte ein fieses Grinsen auf. „Wenn man jetzt genug Intelligenz besitzt, könnte man glatt auf die Idee kommen, diesen zu kontaktieren.“
Die Reaktionen fielen verschieden aus. Die einen sahen Torii böse an, die anderen machten einen erhellten Eindruck. Einge der Anwesenden luden Torii an mit ihnen in einer Gruppe den Beamten aufzusuchen. Doch Torii lehnte ab. Er ging in seine Wohnung zurück, setzte sich in das Sofa und loggte sich aus.

Toriis Augen schmerzten, als er die Brille abnahm. Sich wieder an das normale Licht zu gewöhnen dauerte etwas. Draußen war es bereits Abend geworden und der Himmel leuchtete in einem satten rot, das schnell in ein dunkelblau überging, um dann schließlich der Dunkelheit der Nacht Platz zu machen.
Nachdem er die Brille weggelegt hatte, schälte sich Torii aus dem Anzug. Er war eng und das war auch beim Einfangen der Bewegungen sehr wichtig, dennoch fühlte Torii, dass der Anzug ihn ein wenig eingeengt hatte. Es war zwar nicht unangenehm, aber er sah überall an seinem Körper Striemen und Abdrücke. In Gedanken scherzte er darüber, dass er so kostenlos Tatoos bekam.
Als auch der Anzug verstaut und der PC herunter gefahren war, machte sich Torii etwas zu Essen. Die zwei Stunden in X/O waren anstrengender gewesen, als jeder Spaziergang, den er bisher in seinem Leben gemacht hatte. Was allerdings nicht viele waren, da er lieber mit dem Auto fuhr.
Während er aß, dachte Torii darüber nach, was er wohl machen würde, wenn er das nächste mal in X/O eintauchte. Sollte er gleich dem Hauptplot um dem Terroranschlag folgen? Oder sollte er vorher ein paar Nebenquests erledigen? Noch während er darüber nachdachte, ging er müde und erschöpft ins Schlafzimmer, entkleidete sich und legte sich in sein Bett. Keine Minute später schlief Torii tief und fest.

Ich hasse Perfektion.
Sie bietet keinen Platz für Kreation.

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