[P12] Avatar - The Lost Chapters

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Tom
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Chapter XV – Wind City

Bo Tao und Dan Feng betraten die Stadt Wind City durch ein großes vergittertes Tor aus Metall. Ihr erster Blick galt dem Gesamteindruck der Stadt. Die Straßen waren aus Pflastersteinen und die Häuser waren aus Ziegelsteinen errichten worden. Große Markisen aus grünem Stoff, mit einem braunem Logo des Erdkönigreiches, spannten sich vor den Eingängen der Häuser die, zu ihrem Erstaunen, keine Türen aufwiesen.
Hielt man hier nichts von Privatsphäre oder konnten sich die Bewohner hier so sehr vertrauen?
Der Weg gabelte sich gleich ein paar Meter nach dem Tor. Während Bo sich nach rechts wandte, ging Dan nach links.

Bo war noch immer ziemlich überrascht davon, dass die Feuerbändigerin, die kaum ein Wort sprach und sich nur als Dan vorgestellt hatte, ein Brandmal auf ihrer Stirn hatte. Dieses Brandmal, so wusste Bo, brandmarkte sie als Verräterin und Ausgestoßene.
Was sie wohl getan hat, um so verurteilt zu werden?
Dieser Gedanke beschäftigte ihn so sehr, dass er nicht bewusst wahrnahm, wohin er ging. Plötzlich fand er sich vor einem Gebäude wieder, an dem die Schriftzeichen für ’Bibliothek’ prangten. Er runzelte die Stirn, ging aber dennoch hinein. Er wusste nicht, was er hier zu finden hoffte, warum er überhaupt die Bibliothek betrat. Er ging die Regale mit Unmengen von Büchern, Schriftrollen und allerlei anderen Aufzeichnungskram durch. Schließlich griff er nach einer Schriftrolle und las sie.

Neue Theorien

In letzter Zeit haben sogenannte ’Wissenschaftler’ merkwürdige Theorien über das Leben auf der Erde in die Welt gesetzt. Sie lehnen die uralten Sagen vom Schöpfer ab und behaupten stattdessen, alles Leben sei durch stetige Entwicklung über Millionen von Jahren entstanden, angefangen bei einzelligen Organismen, die nach und nach durch den Konkurrenzkampf untereinander an Komplexität gewonnen hätten. Absurder noch: Einige dieser Narren behaupten gar, der Mensch stamme vom niederen Schweine-Affen ab!

Nunja, dachte sich Bo, dass sich Menschen wie Schweine aufführen ist altbekannt und so manche benehmen sich auch ziemlich affig. Von da aus gesehen kann ich diese Theorie schon nachvollziehen.
Bo legte die Schriftrolle wieder zurück an ihren angestammten Platz und ging weiter.

Dan ging die Straße hinunter und sah hier und da mal in eine Wohnung hinein. Aber sie war nicht wirklich neugierig, also beließ sie es bei einem flüchtigen Blick. Die Bewohner dieser Stadt schienen nichts dagegen zu haben, wenn man in ihre Häuser hineinschaute.
Ein sehr seltsames Völkchen.
Andererseits sah Dan auch nicht wirklich etwas, dass von Wert war. Die Ausstattung der Wohnungen beliefen sich meistens auf ein Bett, einen Tisch und mehrere Stühle. Also sehr spartanisch. Vor den Häusern gab es kleine grüne Gärten mit diversen Kräutern und an den Fenstern gab es Blumentöpfe.
Ihre Aufmerksamkeit widmete Dan aber nach einer gewissen Zeit Röhren. Diese Röhren riefen bei Dan ein mulmiges Gefühl hervor. Denn diese Röhren waren ihr nur allzu vertraut. Doch anstatt sich von Panik ergreifen zu lassen, ging sie auf einen Mann zu, der eine dieser Röhren putzte.
»Entschuldigung.«
Der Mann drehte sich um und sein schwarzes Haar hing ihm ölig ins Gesicht.
»Ja?«
Seine Stimme klang wie die eines krächzenden Vogels. Aber von so etwas ließ sich Dan nicht ablenken.
»Diese Röhren ...«
»Ah, ja. Ja!«
Hatte der Mann einen an der Waffel?
»Schwarz. Silber. Warm. Kalt. Glatt. Rau.«
Der Mann schien wirklich nicht ganz bei Sinnen zu sein. Er umklammerte ein Rohr wie einen Schatz, liebkoste sie wie ein Neugeborenes.
»Ich bin neu hier in der Stadt, aber für mich sehen diese Rohre aus, als wären sie nicht vom Erd-Königreich entwickelt worden.«
»Ja. Ja. Ja! Feuernation-Technologie.«
Dan hatte es geahnt. Jetzt wusste sie es mit Sicherheit. Jetzt stellte sich eine andere Frage: War die Feuernation noch hier oder nicht? Diese Frage wurde ihr unmittelbar beantwortet, nachdem sie ihn gedacht hatte.
»Nehmen Sie’s ihm nicht so übel. Seit die Feuernation hier war und seine Familie entführt haben, weil er sich geweigert hatte die Pumpen zu warten, ist er so.«
Dan drehte sich um und sah einen jungenhaften Mann. Braune Augen, die von einem hellen Geist zeugten. Dunkelblonde Haare und ein kurzer Ziegenbart.
»Ist die Feuernation noch hier?«
»Nein, schon seit vielen Jahren nicht mehr.«
»Wieso hält er dann noch die Rohre und Pumpen instand?«
Der junge Mann zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht glaubt er, dass er seine Familie wieder zurückbekommen wird, wenn er alles instand hält. Armer alter Mann.«
»Wenn ich noch eine Frage stellen darf: Für was sind diese ganzen Rohre und Pumpen eigentlich gut?«
»Früher wurde damit Öl gefördert. Doch als das Reservoir versiegte verschwand die Feuernation. Es brauchte einige Monate, aber der alte Kauz hier hat es geschafft die Pumpen so umzubauen, dass sie jetzt Wasser fördern.«
Dan nickte, bedankte sich für die Auskunft und ging weiter.

Bo traf Dan auf der anderen Seite der Stadt wieder.
»Eine interessante Stadt.« Sagte er und versuchte so ein Gespräch mit ihr anzufangen.
Irgendwie wollte er versuchen zu ihr vorzudringen. Er wusste nicht wieso, aber er fand, dass er es tun musste. Noch bevor Dan etwas sagen konnte, reichte er ihr einen Apfel, den er vor ein paar Minuten an einem Stand gekauft hatte, der hier gleich um die Ecke lag. Dort hatte er auch erfahren, was es mit den offenen Hauseingängen auf sich hatte.
Damals, als die Feuernation in diese Stadt gekommen war, gab es nur einen Erdbändiger hier, der das Dorf aber mit der Kraft und Macht von zehn seiner Sorte verteidigte. Im Glauben, dass es weitere Erdbändiger in Wind City geben müsste, befahlen sie den Einwohnern ihre Türen immer offen zu lassen, damit die Patrouillen jederzeit in die Häuser sehen konnten.

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Chapter XVI - Oasis

Yun Xiang und Li Dong wurde übel, als sie die Stadt Oasis betraten. Der Name war vollkommen irreführend. Yun und Li hatten eine grüne Stadt erwartet mit viel frischem Wasser und etwas zum Essen. Doch stattdessen fanden sie eine Schrotthalde vor.
Die Häuser bestanden aus Teilen von diversen Maschinen. Die Straße war nicht mehr als ein Trampelweg und es gab viele Schlaglöcher, die mit Flüssigkeiten gefüllt waren, die man am besten lieber nicht berührte oder gar zu sich nehmen sollte.
»Eindeutig die Handschrift der Feuernation.« Meinte Li.
»Was für ein Elend.« Sagt Yun, als sie sich umgesehen hatte.
Keiner von beiden näherte sich einem Bewohner dieses Ortes, obwohl sie tief in ihrem Inneren doch den Wunsch verspürten zu helfen. Sie gingen die schmalen Wege entlang und versuchten etwas essbares aufzutreiben. Doch das gestaltete sich schwieriger als zuerst angenommen. Nunja, als beide die Stadt gesehen hatten, war ihnen eigentlich eh klar gewesen, dass es hier nicht wirklich reich zu Gemüte gehen würde. Aber das die Bewohner gleich so arm waren?

»Hey Süße, wie wär’s mit uns beiden?«
Diese Stimme kam von einem Mann im mittleren Alter, der Aussah, als würde er Metall zum Frühstück verspeisen. Zumindestens waren seine Zähne so kaputt. Aber sein restliches Äußeres war auch nicht viel besser. Zerfetze Lumpen hingen ihm vom Leib, wie das Fell eines Langhaarbibers. Und genauso roch er auch. Nein, sogar noch viel schlimmer!
»Verpiss dich.«
Li war über diese Wortwahl von Yun erstaunt. Während ihres gemeinsamen Marsches nach Oasis hatte Yun alles über sich erzählt, keine Ahnung warum, und Li schätzte sie eigentlich eher wie eine Gelehrte ein. Still. Beherrscht. Immer gute Argumente bei der Hand. In dieser Situation hatte sich Li gedacht, dass Yun diesem Kerl etwas sinniges vor den Latz knallen würde, dass er nicht verstand und dann von dannen zog. Da hatte er sich aber anscheinend getäuscht.
»Hey, Hey! Ganz eine kesse Biene! Na komm schon, zier dich nicht.«
»Die Dame sagte du sollst Leine ziehen.« Li stellte sich vor Yun, als der Stinker mit Prügel-Visage sie angrabschen wollte.
»Eigentlich sagte ich, dass er sich verpissen sollte.«
Li sah über seine Schulter zu Yun und verdrehte die Augen.
»Läuft wohl aufs Selbe raus?« Fragte Yun.
»Ja.« Antwortete Li.
»Was willst du abgebrochener Zwerg denn?«
Der Schläger holte schon aus, da kaum schon ein Fels aus dem Boden und traf ihn so stark im Bauch, dass er mehrere Meter weit flog. Reglos blieb er liegen. Li und Yun gingen zu ihm und vergewisserten sich, dass er noch am Leben war. Dann bemerkten sie, dass die ganze Straße urplötzlich menschenleer war. Einige Köpfe lugten unter Wellblechdächern und Panzertüren hervor, zogen sich aber sofort wieder zurück, als sie merkten, dass Yun oder Li zu ihnen sahen.
»Ob das ein guter Anfang war?« Fragte Yun.
»Ich glaube nicht.« Entgegnete Li.
»Das werden wir bestimmt noch rausfinden.«

Das ’OLD OASIS’ war eine heruntergekommene Bruchbude, die als einzige nicht aus Metall, sondern aus Holz bestand. Doch dieses Holz wurde von den giftigen Substanzen, die hier in dieser Stadt ihre Runden machten, zersetzt. Hier und da gab es schon Löcher, die mannsgroß waren. Yun und Li lief es eiskalt den Rücken runter. Wie konnte man nur hier wohnen? Und diese Frage stellten sie auch.
»Es ist unser Zuhause.« Das war die Antwort, die sie erhielten. Einerseits verständlich, andererseits aber ...
»Was ist hier passiert?« Fragten Li und Yun unisono, als sie eine Weile geschwiegen hatten.
Der Barkeeper putzte seine Gläser, aber diese wurden nicht wirklich sauber. Sie waren und blieben trüb. Was besser war, als so manch anderes Glas, dass eine ungesunde gelbliche oder grünliche Farbgebung hatte. Als er fragte, ob sie beide etwas zu trinken oder essen haben wollten, lehnten sie höflichst ab und sagten, dass sie weder hungrig, noch durstig seien. Diese Worte wurden sofort Lüge gestraft, als beider Magen knurrte. Der Barkeeper sah sie an, sagte aber nichts weiter dazu, denn er konnte sie verstehen, und begann dann mit der Geschichte über Oasis.
»Oasis war früher mal das, was der Name bedeutet. Eine grüne Oase. So grün und reich an Wasser, dass es schon fast eine Todsünde war hier zu leben und zu arbeiten. Wir hatten alles. Genügend zu trinken und zu essen. Wir haben nicht Landwirtschaft betrieben wie anderswo, wir haben hier Palmen angepflanzt, die eine Art kopfgroße Nuss mit weißer Milch und Fleisch zu jeder Jahreszeit anbot.«
Yun und Li stellten sich das bildhaft vor und ihnen lief es schon ganz saftig im Munde zusammen.
»Doch eines Tages kam die Feuernation. Wir wussten nicht warum sie Interesse an uns hatten. Oasis war nicht groß genug, um eine Bedrohung darzustellen. Aber wir fanden schnell heraus, dass sie garnicht in feindlich Absicht kamen.«
Das ließ Li aufhorchen?
»Nicht?«
»Nein.« Antwortete der Barkeeper und fuhr fort. »Es waren Rebellen und Deserteure. Und im Nachhinein wünschten wir, wir hätten sie nicht aufgenommen.«
»Sie waren an dem hier schuld?« Hakte Yun nach, als es eine gewisse Zeit lang still blieb und machte eine allumfassende Geste.
»Ja.« Es wurde wieder eine Weile still, dann fuhr der Barkeeper fort. »Zum Teil. Sie versteckten ihre Kriegsmaschinen und integrierten sich mit der Zeit in unsere Gesellschaft. Sie halfen mit bei der Bepflanzung, der Ernte und der Wiederaufforstung. Doch dann kamen andere Soldaten der Feuernation und es kam zum Kampf. Oasis wurde vollkommen zerstört. Das was ihr nun seht und der klägliche Überrest von dem was einst so wunderbar war.« Der Barkeeper hatte Trauer in seiner Stimme. Fuhr aber schnell wieder fort, bevor Yun oder Li etwas sagen konnten. »Wir haben natürlich versucht Oasis wieder zu dem zu machen, was es einst war, doch die Zerstörung war zu groß. Wir versuchten mit den Maschinen der Feuernation Oasis wieder herzustellen, doch wir machten alles nur noch schlimmer. Wir vergifteten Oasis.«
Li und Yun saßen stumm am Tresen und blickten vor sich hin. Nicht imstande dazu ein Wort herauszubringen.

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Chapter XVII – Gottesspinnen


Es ereignete sich eine Explosion, von der Bo und Dan an die nächstgelegene Wand geschleudert wurden. Etwas benommen standen sie wieder auf und schüttelten ihre Köpfe, um wieder klar denken zu können. Dann streiften sie den Staub von ihren Kleidern, der durch die Explosion und ihre Bruchlandung auf sie gefallen war. Genau in dem Augenblick, indem sie aufblickten, kam ein gewaltiger Feuerball auf sie zugerast. Dan reagierte blitzschnell und lenkte ihn ab. Hoch im Himmel explodierte dann und es regnete Splitter aus Metall, Holz und Steinen auf sie herab.
»Feuernation!« Schrie jemand und innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich eine mit Gabeln und Sensen bewaffnete Meute um Dan und Bo versammelt.
»Ganz ruhig!« Sagte Bo und machte eine beschwichtigende Geste. »Wir waren das nicht und meine Begleiterin hier gehört nicht zur Feuernation.«
Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber so ganz gelogen war es auch wieder nicht.
»Ich habe gesehen, wie sie den Feuerball abgelenkt hat!« Bo konnte die Person nicht ausfindig machen, der die Stimme gehörte.
»Wenn sie zur Feuernation gehören würde, dann hätte sie bestimmt nicht den Feuerball abgelenkt, sondern ihn seine zerstörerische Wirkung entfalten lassen.« Argumentierte Bo.
Währenddessen fragte sich Dan, wieso dieser Wasserbändiger sie überhaupt beschützte. Eigentlich hatte sie nach ihrem ersten Zusammentreffen erwartet, dass er sie irgendwann hinterrücks ertränken, einfrieren, aufspießen oder was sie sich noch so alles vorstellen konnte tun würde. Aber nichts dergleichen geschah. Er war freundlich und versuchte sogar mit ihr ins Gespräch zu kommen. Aber Dan hatte nicht das Bedürfnis zu sprechen. Zumindestens noch nicht. Aber jetzt schien es so, als würde sie doch noch gelyncht werden. Vielleicht wäre es auch besser so.
»Ich habe gesehen, wie sie mit dem alten Kauz geredet hat!« Wieder irgendjemand aus der Menge.
»So, wie es jeder tut, der in unsere Stadt kommt.« Diese Stimme, so erkannte Dan, gehörte dem jungen Mann, mit dem sie heute Morgen geredet hatte. Er wandte sich zu Dan um. »Du bist eine Feuerbändigerin?«
»Ja.«
»Gehörst du zur Feuernation?«
»Nein.«
»Na bitte, da seht ihrs.«
»So einfach kann es doch nicht sein!« Wieder ein Unbekannter, der sich in der Menge versteckte.
»Wieso nicht?« Fragte Dans flüchtige Bekanntschaft.
Jetzt mischte sich auch Bo in die Diskussion ein. »Ich gehöre bestimmt nicht zur Feuernation, denn ich bin ein Wasserbändiger.«
Um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, bändigte Bo das Wasser, dass durch ein gebrochenes Rohr austrat und löschte damit die letzten Flammen, die noch hier und da loderten.
»Ihr könntet beide Spione der Feuernation sein!«
Zustimmendes Gemurmel breitete sich in der Menge aus. Dan hatte genug und trat vor. Sie sagte kein Wort, löste aber ihr Stirnband von ihrem Kopf und die Leute konnten ihr Brandmal sehen. Eine erlöschende Kerzenflamme.
Eine bedrückende Stille senkte sich über die ganze Menge herab.

Plötzlich ein Schrei.
»Gottesspinnen!«
Bo zuckte zusammen. Er hatte während seines Besuches in der Bibliothek zwei Bauern zugehört wie sie sich über diese Plage unterhielten und obwohl Bo nicht wusste warum, suchte er nach einer Schriftrolle über die Gottesspinne.

Die Gottesspinne

Die Gottesspinne ist, im Gegensatz zu ihrem Namen, keine Spinne, sondern ein Insekt. Sie hat einen länglichen schlanken Körperbau. Sie ist in gemäßigten und tropischen Klimazonen weit verbreitet und für ihre grün-gelb-braune Musterung bekannt. Ebenso wegen ihrer hoch entwickelten Netze. Diese Netze werden meistens in Büschen zwischen Blättern gewebt. Ihren Namen erhielt das Insekt auf Grund seiner charakteristischen Körperhaltung, bei der es auf den Hinterbeinen kauernd die robusten Vorderbeine wie zum Gebet vor dem Körper hält. Der Schein trügt jedoch, denn die Gottesspinne wartet auf diese Weise eigentlich nur geduldig, bis sich ihr nächstes Opfer in ihrem Netz verfangen hat. Gottesspinnen sind die einzigen Insekten, die ihren Kopf hin und her bewegen können. Ihre Vorderbeine sind mit scharfen Stacheln bestückt, mit denen sie ihre Beute fangen und festhalten können. Zudem besitzt die Gottesspinne die Fähigkeit zu einem Sprungangriff und ist gegen Gifte immun.

Bo und Dan drehten sich um ihre Achsen, sahen aber nirgends diese Tiere. Erst als sie den Blicken der Menge folgten, sahen sie sie und ihnen wurde auch klar, warum diese Stadt Wind City hieß. Der Wind trug die Gottesspinnen durch die Luft. Sie hatten ein Netz gesponnen, dass halbkugelig war und in dem sich der Wind fing.
»Wir werden alle sterben!« Rief jemand und in Panik versetzt lief die ganze Menge kreuz und quer davon.
Dan stieß ohne zu zögern sofort mehrere Feuerbälle aus ihrer Hand in Richtung der anschwebenden Gottesspinnen hervor und setzte ein paar von ihnen in Brand. Kreischend fielen sie herab. Einige wären auf Dächern gelandet und hätten diese in Brand gesetzt, wenn Bo sie nicht mit Eiszapfen mitten in der Luft aufgespießt hätte. Eines der Tiere landete unversehrt unweit von ihnen entfernt und wollte einen Bewohner verspeisen, als Dan die Gottesspinne mit einem Feuerschwall in Brand steckte. Wild vor Schmerz schlug die Kreatur um sich und setzte hier und da einiges in Brand. Bo hatte seine Mühe mit dem Löschen nachzukommen. So beschränkte er sich darauf das flammende Mistvieh in einen Eisblock zu verwandeln. Entsetzt sahen Bo, Dan und einige Stadtbewohner das schmerzverzerrte Gesicht der Gottesspinne und ihren verbrannten Leib durch das glasklare Eis. Angewidert davon stieß Bo es mit einer Welle aus Wasser über die steinerne Stadtmauer. Anschließend halfen Bo und Dan dabei die restlichen Brände zu löschen.

»Ich denke, wir sollten Wind City verlassen.« Meinte Dan und Bo stimmte ihr zu.
So verließen beide die Stadt in Richtung Omashu.

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Chapter XVIII – Skorp-Kröten


»Ihr habt also meinen kleinen Bruder KO gesetzt?!«
Die Stimme war tief und sonor. Li und Yun zuckten beide zusammen. Sie drehten sich um und sahen einen Mann, der noch verlauster und heruntergekommener aussah als der, der Yun angemacht hatte. Noch sehr viel schlimmer. Der ’kleine Bruder’ hatte schon ziemlich muskulös und gefährlich ausgesehen, aber dieser Typ hier übertraf ihn allemal noch.
»Das war sicher nur ein Mißverständnis.« Meinte Li und hoffte, dass Yun ihre Klappe halten würde, um seine Aussage nicht zu korrigieren und glücklicherweise hielt sie auch ihre Klappe.
»Ihr seit ja nur halbe Portionen. Nein, nichtmal das.« Sagte der Mann ohne auf Lis Kommentar einzugehen.
Jetzt ergriff der Barkeeper das Wort. »Ich will hier keinen Ärger haben. Wenn ihr euch prügeln wollt, dann macht das draußen, aber nicht hier drinnen.« Seine Worte unterstrich er mit einer Geste, die nach draußen zeigte.
»Also, los. Nach draußen.«
Der Mann ging, aber Yun und Li schüttelten schweigend den Kopf. Um nichts in der Welt wollten sie jetzt raus. Es vergingen nur ein paar Minuten, da kam der Typ wieder. Nur diesmal hatte er Verstärkung dabei. Es waren keine Schläger, sondern Tiere. Und zwar von der gefährlichen Sorte. Li erkannte sie sofort. Es waren Skorpkröten. Zwei davon. Auch Yun erkannte die Tiere wieder, allerdings nur von Aufzeichnungen her, die sie während ihrer Ausbildung vorgesetzt bekommen hatte.

Die Skorpkröte

Die Skorpkröte ist eine von wenigen Arten von Frischwassertieren, die für ihre außergewöhnliche starken Kiefern und ihre Aggressivität bekannt sind. Die Skorpkröte verbeißt sich manchmal so stark in ihr Opfer, dass sie von diesem hochgehoben wird. Sie ernährt sich von Fischen und anderen Wasser-, aber auch Landtieren. An der Zunge der Skorpkröte hängt ein kleines wurmartiges Gebilde, dass wie ein Köder hin und her gewedelt wird, um Beute anzulocken. Skorpkröten gehören zu den am besten gepanzerten Tieren auf der Welt.
Die Skorpkröte hat zwei hummerartige Scheren, vier Beine und einen segmentieren Hinterleibsschwanz, der normalerweise gekrümmt über dem Panzer gehalten wird und in einen aus zwei Giftdrüsen gespeisten Stachel ausläuft. Der nachtaktive Jäger gebärt lebend, der Nachwuchs verbleibt nur kurze Zeit bei der Mutter. Nach die Skopkröte ein Beutetier mit den Scheren gefangen hat, wird es mit Hilfe des Giftstachels paralysiert. Mit seinem Schwanz kann die Skoprkröte einen tödlichen Giftangriff ausführen, und die Scheren eignen sich hervorragend zur Zerstörung von Barrieren.
Die Skoprkröte ist ziemlich langsam und hat dazu noch eine geringe Sichtweite, was aber von ihren offensiven und defensiven Fähigkeiten wohl mehr als kompensiert wird.

Das es draußen gerade dämmerte hatten die Skorpkröten wohl jetzt Lust auf einen kleinen Happen und das waren wohl Yun und Li. Nicht willens den beiden als HappaHappa zu dienen gingen sie in Verteidigungsstellung.
»Raus mit den Viechern!« Schrie der Barkeeper und warf ihnen einen verbeulten Kochtopf entgegen.
Yun und Lis Unbehagen wurde größer, als sie sahen, wie eine der beiden Skorpkröten den Topf mit seinen Scheren auffing und zerquetschte. Zudem wurde Li klar, dass mit diesen Räubern etwas nicht stimmte. Skorpkröten waren normalerweise grünlich und bräunlich gefärbt. Diese hier allerdings waren grau und gelblich. Wahrscheinlich waren sie von den ganzen Antriebs- und Schmiermitteln schon lange vergiftet worden. Husten und Niesen der Tiere trug ihres dazu bei sie nicht nur gefährlich erscheinen zu lassen, sondern auch krank. Und kranke beziehungsweise verletzte Tiere waren besonders kampfeslustig. Vor allem wenn es darum ging etwas essbares zwischen die Kiefern zu bekommen.

Li stampfte auf den Boden und wollte ein paar Felsen hervorholen, um sie den beiden Viechern entgegenzuschleudern, doch das klappte nicht.
»Hier ist überall Metall. Ich kann kaum Erdbändigen.«
Also war es an Yun diese Mistviecher aus der Bar zu bekommen. Sie Stand mit gespreizten Beinen und Armen da, wie eine Speiche eines Rades. Sie wirbelte einmal um ihre Achse, ballte ihre Hände zu Fäusten und zwei kurz aufeinander folgenden Windstöße zischten in Richtung Skorpkröten. Doch diese bissen in den hölzernen Boden mit ihren Kiefern und auch ihren Stachel benutzten sie, indem sie ihn in der Wand versenkten, um sich so festzuhalten. Die beiden Luftstöße hatten keine Wirkung auf die Standhaftigkeit der beiden Tiere, aber ihr Herr dagegen, zwischen den Skorpkröten gestanden, flog aus der Türe und über zwanzig Meter weit.
»Aaaahhhhh!« KA-BOOM!
»Also stärker.« Sagte Yun mehr zu sich selbst, als zu Li oder den anderen Anwesenden, die sich jetzt schnellstens verdrücken wollten.
Sie formte einen Luftroller und stieß ihn gegen die rechte Skorpkröte. Doch anstatt das die Skorpkröte nach draußen getragen wurde, wirbelte sie nun um ihre eigene Achse flog dann direkt auf Yun, Li und den Barkeeper zu, die sich alle drei in letzter Sekunde duckten. Die Skorpkröte durchschlug die Rückwand der Bar und mit einem gekreischten CHIIIEK! hörte man sie irgendwo einschlagen. Die zweite Skorpkröte hatte sich tiefer in den Holzbau verbissen und so griff Yun zu einem Trick. Sie formte eine dünne Kreissäge aus Luft und schnitt der Skorpkröte ihren Schwanz ab. Vor Schmerz mit einem IIIECHK! Aufkreischend, konnte Yun nun das Vieh aus der Bar katapultieren.
Li und Yun gingen vorsichtig auf die Straße und sahen, wie beide Skorpkröten auf dem schmalen Weg standen und sich gegenseitig ankreischten. Dann sahen sie ihre Peiniger und gingen in einen rasenden Angriff über. Li, nun nicht mehr von Metall behindert, ließ einen Fels unter der schon angeschlagenen Skorpkröte herausbrechen, so dass sie mehrere Meter in die Luft geschleudert wurde. Sie landete unglücklich in einer dieser giftigen Pfützen und schrie auf. Ihre Beine lösten sich durch die Säure auf und versank sie langsam in dieser Brühe aus allen möglichen Chemikalien. Langsam und qualvoll ging sie zugrunde. Yun formte mehrere Luftkreissägen, konnte aber weder Beine, noch Kopf oder den gefährlichen Giftschwanz abtrennen. Stattdessen landete sie aber einen Zufallstreffer, der den Panzer von der Skorpkröte absprengte. Diese Chance nutzend arbeiteten Yun und Li zusammen, um die Skorpkröte rücklings in eine weitere Pfütze zu befördern. Sie schrie, sie wand sich und schließlich starb sie genauso qualvoll und unter Leid wie ihr Artgenosse.

»Ich glaube, wir sollten verschwinden, bevor es noch mehr Ärger gibt.« Meinte Li und ergriff Yun an den Händen.
Beide rannten zum Ausgang von Oasis und tauchten in die Dunkelheit der Wüste ein.


<Geschichte abgebrochen>

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