[P12] Avatar - The Lost Chapters

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Tom
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[P12] Avatar - The Lost Chapters

Beitrag von Tom »

Intro

Wasser
Erde
Feuer
Luft

Vor langer Zeit lebten alle vier Nationen zusammen in Harmonie. Doch dann erklärte die Feuer-Nation allen anderen Nationen den Krieg und alles änderte sich. Nur der Avatar, Herr der 4 Elemente, hätte sie aufhalten können. Aber als die Welt ihn am meisten brauchte, verschwand er.

Einhundert Jahre vergingen und das Geschwisterpaar Katara und Sokka entdeckten den neuen Avatar, einen Luftbändiger namens Aang. Auch wenn er über enorme Fähigkeiten verfügt, er muss noch eine Menge lernen, bevor er jemandem helfen kann. Aber wir glauben daran, dass Aang diese Welt retten wird.

Dies ist aber unsere Geschichte. Die Geschichte der Verlorenen. Wir sind eine Gruppe von Bändigern, die dem gleichen Pfad folgen wie der Avatar. Wir wollen den Frieden in die Welt bringen. Doch vor uns liegt noch ein langer Weg und viel Arbeit ...

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Tom
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Re: [P12] Avatar - The Lost Chapters

Beitrag von Tom »

Circle I – In the Beginning
Book 1 – In The Beginning

Chapter I - Water

Bo Tao stand am großen Wall des nördlichen Wasserstamms und starrte auf das nächtliche Meer hinaus. Es war ruhig. Der Vollmond schien mit einer solchen Helligkeit, dass man beinahe meinen konnte, dass es helllichter Tag sei.
»Ein schöner Anblick, nicht wahr?«
Bo sah zur Seite und sah seinen alten Lehrmeister. Das graue lange Haar reichte weit über den Rücken hinunter und auch sein Bart schien dem gefrorenen Boden entgegenzustreben. Er mochte vielleicht wie ein alter gebrechlicher Opa aussehen, aber wenn man in seine eisblauen Augen sah, dann konnte man dort unbändige Kraft erkennen.
»In der Tat.«
Beide atmeten tief ein und aus, nahmen den Duft von kommendem Regen wahr und lächelten.
»Wir sollten los. Die anderen warten schon auf uns.«
»Natürlich, Meister.«
Der alte Mann lächelte. »Du hast es dir schon lange verdient mich nicht mehr so nennen zu müssen.«
»Ich weiß, aber alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los.«
»Wie wahr, wie wahr.«
Beide gingen sie nun auf dem Wall entlang, grüßten Wachposten, an denen sie vorbeikamen und marschierten in Richtung Stadtzentrum. Es war nicht viel los. Eine Nacht wie fast jede andere auch. Aber um dieses ‚fast’ ging es nun. Es machten sich Gerüchte breit, dass die Feuermarine einen groß angelegten Angriff auf den nördlichen Wasserstamm vorbereitete.
Bo bedauerte es sehr, dass der südliche Wasserstamm bereits gefallen war. Von ihm ist nicht mehr als eine kleine Siedlung mit ein paar Iglus übrig geblieben. Wäre der südliche Stamm nicht so strategisch unwichtig und arm an Ressourcen, so hätte die Feuernation sicherlich nicht gezögert alle Bewohner auszulöschen. Es war also keine Hilfe von deren Seite zu erwarten.
Bo und sein Meister kamen nun am großen Palast an, wo sich Prinzessin Yue bald einer Zeremonie unterziehen sollte, die sie offiziell zu einer Frau im heirats- und gebärfähigen Alter machte. Sie schritten langsam und mit betonter Würde durch die Gänge und Flure, um schließlich in einem großen Versammlungssaal anzugelangen, wo man bereits auf sie gewartet hatte.
»Ahh, die letzten Gäste.« Sagte ein Mann in mittlerem Alter, dem anscheinend niemand große Aufmerksamkeit schenkte.
Ein großer Tisch aus Eis durchzog den Saal und viele Stühle umsäumten ihn. Auf jeden Stuhl hockte eine wichtige Person, das erkannte Bo sofort.
»Bo Tao!«
»Ja, Sir!«
»Du bist einer der besten Wasserbändiger, die es hier im nördlichen Wasserstamm gibt. Deshalb wurdest du auserwählt auf eine spezielle Mission zu gehen.«
»Ich füge mich eurem Willen.«
»Sehr schön.«
»Nun, Bo. Du wirst sicherlich schon von den Gerüchten gehört haben, dass die Feuermarine einen massiven Angriff auf uns plant.«
»Ja.«
»Wir haben in letzter Zeit mehrfach Schiffe der Feuermarine gesichtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass an den Gerüchten etwas dran sein könnten.«
Erschrecktes Aufatmen hallte durch den ganzen Saal. Viele der Anwesenden griffen zu ihren Getränken, um den Schock etwas zu mildern.
»Weswegen wir dich nun ins Erdkönigreich schicken.«
»Ich verstehe nicht ganz...«
»Du sollst nach Ba-Sing-Se gehen, dort den Erdkönig treffen und ihn um Unterstützung bitten.«
Bo runzelte die Stirn. Er verstand immer noch nicht. Was sollten Erdbändiger hier am Nordpol tun? Hier gab es kaum Fels oder Gestein, dass sie bändigen konnten. Doch bevor er seine Gedanken laut aussprechen konnte, fuhr der Gruppensprecher fort.
»Du erhältst hier eine Schriftrolle, in der alles genau beschrieben ist.«
Bo beobachtete, wie sein Meister aufstand, die Rolle nahm und sie ihm brachte.
»Diese Schriftrolle darf auf keinem Fall in die Hände der Feuernation fallen!«
»Natürlich nicht!«
»Schütze sie mit deinem Leben!«
»Jawohl!«
»Noch Fragen?«
»Ja. Wie viele Leute werden mich begleiten?«
Es wurde still und die Blicke richteten sich auf den Sprecher.
»Null.«
Konnte es noch stiller werden? Bo hatte das Gefühl, dass es möglich war.
»Sir?«
»Wir sind der Meinung, dass eine Gruppe aus Wasserbändigern zu großes Aufsehen erregt. Deswegen wirst du auf dich allein gestellt reisen.«
»Wie Ihr wünscht.«
»Nun geh und bereite dich vor und brich dann auf.«
Bo verneigte sich und ging dann aus dem Saal hinaus, in Richtung seines Hauses.

Bo sah zurück. Der große Wall erhob sich hinter ihm und als er nach vorne sah, sah er nur die endlose Weite des Meeres. Er befand sich an Bord eines Ein-Mann-Seglers. Allerdings von der etwas größeren Sorte. Er hatte viel Proviant mitgenommen, um die Reise so sicher gestalten zu können, wie es ihm nur möglich war. Da er alleine reiste, hatte er sich vorgenommen der Feuermarine und auch allen anderen Kampfeinheiten der Feuernation aus dem Weg zu gehen.
Er sah zum Boden und betrachtete seine Waffen. Eine Lanze, mit einer mehrfach gezackten Spitze an beiden Enden, sowie mehrere Messer. Nicht, dass er vorhatte diese Waffen zu benutzen, aber man wusste nie, wozu sie mal gut sein sollten.
Bo wurde von seiner Inventarkontrolle abgelenkt, als das Schiff zu wackeln begann. Ein Sturm zog auf. Verdammt schnell. So schnell, dass Bo kaum mehr reagieren konnte. Er holte das Segel ein und befestigte alle losen Objekte an Bord. Doch der Sturm schien ihn partout nicht zu mögen. Mit Wasserbändigen versuchte er die größeren Wellen um das Schiff herum zu lenken oder sie mit anderen zum Kollidieren zu bringen, um sie zu brechen. Doch ein Bändiger konnte nichts gegen eine Naturgewalt ausrichten.
Und so vernahm das Unheil seinen Lauf. Ein Blitz schlug ein, verursachte ein Feuer an Deck. Was aber schnell gelöscht werden konnte. Nichts desto trotz konnte Bo nicht verhindern, dass das Schiff kenterte.
Der Sturm verschlang Bo Tao.

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Tom
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Re: [P12] Avatar - The Lost Chapters

Beitrag von Tom »

Chapter II - Earth

»Da geh`s aber ziemlich weit runter!«
Li Dong stand am Abgrund und schaute in die beinahe unendliche Tiefe. Ihm war mulmig zu mute. Sollte er sich wirklich darauf einlassen?
»Jetzt sag bloß, dass du es dir anders überlegt hast.«
Die Stimme eines Mädchens. Das Mädchens. Des Mädchens, in die er sich verschaut hatte. Sie hatte zwar seine Avancen erwidert, doch nun zierte sie sich. Sie wollte partout von ihm einen Beweis seiner Stärke und seines Mutes.
Musste das wirklich sein? Anscheinend schon...
Li trat vor und nahm die Grundhaltung eines Erdbändigers ein. Doch bevor er seine erste Aktion durchführen konnte, ertönte eine tiefe sonore Stimme.
»Im Namen des Erdkönigs, Stop!«
Wächter!
Sie kamen schnell näher und Li konnte sich vor Schreck nicht rühren. Dafür war seine Angebetete sehr flink auf den Beinen und innerhalb weniger Sekunden auch schon verschwunden.
Als Li seinen Kopf wieder in Richtung der Wächter drehte, sah er in das Gesicht eine Mannes im mittleren Alter, der sich durch einen Ziegenbart auszeichnete.
»Mitkommen!«
»Ich schwöre, sie hat gesagt, dass sie bereits 16 sei!«
Der Mann sah ihn verwirrt an und auch die anderen Mitglieder der Truppe sahen fragend drein.

Ein verdammt mulmiges Gefühl hatte Li in seinem Bauch. Er befand sich in einer richterlichen Zelle und wartete darauf, dass man über ihn richten würde. Es knarrte und ein etwas älterer Mann trat durch eine schwere und massive Türe in die Zelle ein. Eigentlich konnte man nicht Zelle sagen. Es war mehr eine Art Gerichtskammer. Allerdings war nur ein Steinblock in der hinteren Wand eingelassen –wo sich nun Li befand- und ein Sims, auf dem sich der Richter befand. Auch die Wächter, die ihn aufgegriffen hatten, waren anwesend.
»Name.«
Li schluckte. Was zum Teufel hatte er getan, damit man ihn vor ein Gericht brachte? Als Li nicht sofort antwortete, sah der Richter ihn an und das veranlasste Li sofort zu antworten.
Was für ein durchdringender Blick!
»Li Dong.«
»Das ist er.«
Das war sie! Seine Angebetete.
Sie lehnte an der massiven Türe. Ihr Gesicht war allerdings von Trauer und Enttäuschung gezeichnet.
»Sie hat gesagt, dass sie bereits 16 sei! Das schwöre ich!«
Der Richter sah zum Mädchen und zog dann eine Augenbraue hoch. Er schmunzelte, als dann einer der Wächter vortrat und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
»Nun.«
Nein? Oh, welch ein Glück! Aber weswegen dann?
»Li Dong. Du wurdest auserwählt.«
»Auserwählt? Für was?«
»Es gibt einen Spion der Feuernation hier in Omashu. Besser gesagt, es gab. Er konnte nämlich fliehen. Du sollst ihn nun finden und wieder hierher zurückbringen.«

Die Wüste war heiß. Die Wüste war trocken. Li konnte die Wüste nicht ausstehen.
Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich so für ein Mädchen zum Affen zu machen? Gar nichts! Weiber, pah! Sie konnten ihm gestohlen bleiben.
Li schaute auf den Kompass und wandte sich in die Richtung, in die er gehen sollte.
»Oh Mann, ohmannomann...«
Zwischen den Zähnen die Luft rauspressend war Li wütend – auf sich selbst. Diese Situation ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie wurmte ihn.
»So eine verdammte Scheiße!«
»Das kann man wohl sagen.«
Erschrocken drehte sich Li um und sah eine Gruppe von Sanddieben.
Oh nein, nicht auch noch das!
Sofort ging er in Verteidigungsposition und wartete den ersten Angriff ab. Anscheinend hatten die Sanddiebe tatsächlich vor ihn auszunehmen und so ließen sie keine Zeit mit ihrem ersten Angriff verstreichen. Einer der Angreifer schleuderte einen Stein auf Li, den er mit seinen Fäusten blocken konnte. Den Angriff nachahmend riss er einen kleinen Fels aus dem Boden und wuchtete ihn auf den Angreifer. Zwei aus der feindlichen Gruppe errichteten einen Wall aus Steinen, der unter der Wucht des Zusammenpralls zerbröselte, aber auch der kleine Fels brach auseinander. Li war eindeutig im Nachteil und das bekam er nun auch zu spüren, als alle fünf Sanddiebe in den Angriff übergingen. Einer verwandelte den Sand unter ihm in Treibsand, wartete, bis er eingesunken war und verfestigte dann den Boden. Li hätte sich zwar befreien können, doch die beiden, die den Steinwall erschaffen hatten, beschworen Sandranken herauf, die seine Arme umklammerten und dann zu festem Gestein wurden.
»Eine leichte Beute.«
Der Anführer. Li wehrte sich, versuchte sich aus den steinernen Fesseln zu befreien, schaffte es aber nicht. Sie nahmen all seinen Proviant, seine Ausrüstung, ja sogar seinen Kompass. Dann ließen sie ihn einfach zurück. Erst nach über einer Stunde intensivster und auch noch erschöpfender Anstrengung konnte er sich befreien.
Li Dong irrte durch die Wüste und diese zeigte sich ihm gegenüber gnadenlos.

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Re: [P12] Avatar - The Lost Chapters

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Chapter III - Fire

Dan Feng lehnte sich über die Reling des Schiffes und starrte in den Nachthimmel.
Wie wunderschön und romantisch...
»Dan Feng!«
»Was denn?« Kam zischend die Antwort.
Hat man denn nie seine Ruhe?
»Meine Schicht ist zu Ende, ich würde also gerne meine Freizeit genießen.«
»Das kannst du später auch noch, Dan. Der Kapitän will dich sehen.«
Was will der denn von mir?
Dan folgte dem Adjutanten des Kapitäns und so kamen beide nach wenigen Minuten auf die Brücke. Während des Weges dorthin, hatte Dan aber immer wieder die seltsamen Blicke der Kameraden aufgefangen. Abscheu. Feindseeligkeit. Angewidertheit. Hass.
Sie werden es doch wohl nicht herausgefunden haben?
»Wir haben es herausgefunden!« Donnerte der Kapitän.
Er war jung. Hatte schwarzes kurzes Haar, dass ihm das Aussehen eines Kleinkindes gab. Man nahm ihn eigentlich nicht ernst, wenn man ihn zum ersten mal sah. Doch wenn man ihn besser kannte, dann wusste man, dass sich hinter dieser trügerischen Fassade ein scharfer Verstand befand.
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Dan Feng, tun Sie nicht so unwissend!«
Dan hatte Angst. Wenn sie tatsächlich herausgefunden hatten, was verborgen bleiben sollte, dann würde der Tod schneller kommen, als einem Lieb war.
»Inhaftiert sie, verhört sie und brecht ihren Willen!«

Der Schrei war markerschütternd.
Schluchzend hockte Dan am Boden und ihre Tränen liefen heiß ihr Gesicht hinunter. Sie atmete schwer und des Öfteren stockte auch ihr Atem. Welch Schmerz. Welch Grausamkeit. Sie wagte es nicht sich zu bewegen, denn sie befürchtete so noch viel größere Qualen heraufzubeschwören. Sie litt unsäglich.
Es schienen Tage oder gar Wochen zu sein, die sie im Feuer des Schmerzes verbrachte, doch in Wirklichkeit waren es nur wenige Stunden. Schließlich, als der Schmerz nachzulassen begann, tastete sie zu der Stelle, die ihr Leben für immer verändern würde. Ihre Stirn. Kaum hatte sie sie berührt, brandete sofort wieder wogendes Feuer über sie herein. Sie heulte vor Schmerz auf. Die Tränen vermischten sich mit Blut und Eiter. Man hatte sie gebranntmarkt. Ihr das Zeichen eines Verräters gegeben, auf eine Stelle, die immer sichtbar war.
Wieder schien endlose Zeit zu vergehen. Sie hörte Schritte. War das nur Einbildung, hervorgerufen vom Schmerz? Ihr Geist war verwirrt, aber noch nicht gebrochen. Schließlich hörte sie die Worte, die ihr Schicksal besiegeln sollte.
»Werft sie über Bord!«

Dan Feng trieb auf dem Rücken. Das kühle Nass vertrieb die Schmerzen. Die Qual. Das Leid. Sie driftete in eine gnädige Ohnmacht ab. Dann zog ein Sturm auf und trieb sie auf eine Klippe zu.

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Chapter IV - Air

Yun Xiang hockte in einer Höhle. Ihr ganzes Leben lang schon. Sie fühlte sich eingeengt und dieses Gefühl bereitete ihr Depressionen. Sie wollte raus. An die frische Luft. Die Weite der Welt sehen. Doch man hatte es ihr verboten, so wie man ihr fast alles verboten hatte. Es hieß, dass dies nur dazu diene, um das Höhlensystem vor der Entdeckung zu bewahren. Wenn sie älter werden würde, dann würde sie es verstehen. Sie war nun älter geworden und verstand es. Aber dennoch wollte sie raus. Es war einfach nicht ihr Element und Yun fragte sich, wie all die anderen ihrer Gemeinschaft dieses Leben unter der Erde ertragen konnten. Natürlich wollte jeder Überleben, aber Yuns Meinung nach, konnte man auch an der Oberfläche überleben und musste sich nicht über Generationen unter die Erde verkriechen.
»Grübelst du schon wieder, Yun?«
Ohne hinzusehen wusste sie, wer da sprach. Ihr Lehrmeister. Klein. Dick. Liebenswert. Yun hörte, wie er die kleine Höhle mit wenigen Schritten durchquerte und sich dann neben sie auf einen Felsvorsprung setzte. Yun blieb mit verschränkten Armen vor der Brust stehen und starrte nach wie vor die kahle braun-graue Felswand an.
Als sie keine Antwort gab, ergriff ihr alter Lehrmeister wieder das Wort. »Du solltest Philosophin werden.«
Yun schmunzelte. Ausgerechnet sie sollte Philosophin werden? Sie war der Rebell der Gemeinschaft. Zwar nicht der Einzigste, aber doch der hartnäckigste. Nichts desto trotz stand ihrer Auflehnung gegenüber dem Status Quo ein ruhiger und verschlossener Geist gegenüber, der sich nur selten äußerte und Stille liebte.
»Ich liebe die Stille. Ich kann hier meditieren und mich von allem zurückziehen. Warum aber will ich dann trotzdem hier raus? Nach oben?«
Ihre ersten Worte und sie waren tatsächlich philosophisch angehaucht. Natürlich wusste ihr alter Sensei über ihre Gedankengänge bescheid und hatte mit einer solchen Frage gerechnet.
»Weil dein Element die Luft ist. Luft braucht Freiraum.«
»Wenn dem so ist, warum sind wir dann noch hier unten?«
»Das weißt du ganz genau.«
»Die Feuernation...«
»Ja, die Feuernation.«
Yun drehte sich um und ließ sich neben ihrem Meister auf den Felsvorsprung plumpsen. Sie atmete tief ein und aus und entließ einen Seufzer.
»Hundert Jahre sind vergangen. Ist das nicht lang genug?«
»Die Zeit vergeht.«
»Die Zeit sagt, der Mensch vergeht.«
Yuns Meister hob eine Augenbraue und bedachte sie mit einem bewundernden Blick.
»Was für eine tiefsinnige Antwort.«
»Ihr habt meine nicht beantwortet.«
»Ich kann sie nicht beantworten.«
»Dann werde ich mir die Antworten selber suchen.«
»Yun, du willst wirklich unser Versteck verlassen? Weißt du, was du uns damit antun kannst? Wenn dich die Feuernation erwischt...!«
Sie zögerte kurz.
»Ja.«

Es war herrlich. Die frische sich in Bewegung befindende Luft. Die goldene Sonne, die einen wärmt. Das grüne wohl duftende und weiche Gras. Die Natur. Es war einfach umwerfend! Yun hatte ihr ganzes Leben in einer Höhle verbracht. Sie kannte die Außenwelt nur von Geschichten und Erzählungen der Alten. Aber jetzt hier zu stehen, außerhalb der Höhlen ... einen solchen Anblick hatte sie sich nicht einmal in ihren schönsten Träumen vorstellen können. Sie sog den würzigen Duft einer Brise tief ein und taumelte. Herrlich! Dann machte sie sich auf und begann ihre Reise.

Bäume. Bäume. Nichts als Bäume. Yun Xiang irrte durch den Dschungel und fragte sich, ob sie je wieder aus diesem Labyrinth herausfinden würde.

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Re: [P12] Avatar - The Lost Chapters

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Book II – The Awakening

Chapter V – Bo Tao

»Ohh.«
Ein Stöhnen.
»Er wacht auf!«
Wem gehörte diese Stimme?
»Geh weg und lass den Doktor seine Arbeit machen.«
Doktor?
»W...«
Bo brach ab, denn er konnte nicht richtig atmen. Seine Lieder waren schwer und als er sie doch langsam aufschlagen konnte, kniff er sie sofort wieder zusammen. Zu hell.
»Wo bin ich? Koff. Koff.«
Ein Hustenanfall. Bo würgte auch etwas Wasser heraus.
»Ganz ruhig und nicht sprechen.«
Jemand legte ihm etwas auf seine Stirn. Es war kühl und feucht. Es war angenehm, denn ihm war wirklich heiß.
»Was...?«
Bo viel wieder in Ohnmacht.

Krücken!
Das ausgerechnet er Krücken zum Gehen brauchte!
Bo tastete an seine Seite und verzog leicht das Gesicht, als seine gebrochenen Rippen ihm schmerzlich mitteilten, dass sie noch lange nicht verheilt waren. Er ging langsam und vorsichtig den Weg vom Strand hinauf zum Dorf. Die Fischer dieses Dorfes hatten ihn im Wasser treibend gefunden. Man hatte ihm gesagt, dass es Rettung in letzter Minute war. Denn wenn er länger im Wasser gelegen hätte, wäre er ertrunken oder gefressen worden oder er wäre an Unterkühlung gestorben. Es gab eine Menge Arten im Wasser umzukommen. Auch für einen Wasserbändiger.
»Du kommst sicherlich auch alleine zurecht. Stimmt`s?«
Bo sah über seine Schulter und erkannte Ai, die mit Familiennamen Hui hieß, ebenfalls vom Strand über den schmalen Weg hinauf ins Dorf wollte. Er hatte sich sofort in sie verliebt, als er sie zum ersten Mal sah. Und das war praktisch bei seinem ersten Erwachen. Ihr Gesicht hatte sich ihm eingebrannt. Schmal, aber dafür mit weichen braunen Augen, die immer zu strahlen schienen, und langen blonden Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten. So eine Frau wünschte sich wohl jeder und das wusste Ai auch. Sie bekam mindestens einmal am Tag einen Antrag. Von der Anzahl der Geschenke gar nicht zu sprechen. Bo machte sich keine Hoffnungen, zumal er auch gar nicht versuchte sich an sie ranzumachen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass sie Interesse an ihm hatte. Wahrscheinlich war das nur Einbildung.
»Natürlich komme ich alleine zurecht.«
Die Antwort war etwas mürrisch ausgefallen, aber sein Lächeln relativierte den Tonfall wieder. Ai lächelte ihn an und das sorgte dafür, dass Bos Herz anfing schneller zu schlagen. Wurde er etwa auch rot, wie ein kleiner Junge? Hoffentlich nicht! Das wäre peinlich...
Sie hakte sich bei ihm ein, ohne dass er es ihr erlaubt hätte. Aber er protestierte nicht. War das verfänglich? Merkte sie an seinem Verhalten, dass sie ihm gefiel? Bo machte sich zu viele Gedanken. Eindeutig!
»Mein Vater und einige andere Fischer haben dein Schiff bergen können.« Begann Ai ein Gespräch zu beginnen, als sie fast im Dorf angekommen waren, aber den ganzen Weg bis herauf kaum ein Wort gewechselt hatten.
»Ist wohl nicht mehr viel übrig davon.« Mehr eine Feststellung, als eine Frage.
»Ja, nur noch mehr ein Wrack.«
»Dann könnt ihr es ja als Feuerholz hernehmen.«
Bo lächelte, denn der Verlust des Schiffes nahm ihn nicht sonderlich mit. Ai holte aus und wollte ihm ihren Ellenbogen in die Rippen hauen, stoppte die Bewegung aber, als sie an seine Verletzung dachte.
Im Dorf angekommen und die ersten Hütten passierend, hakte sie sich aus und zwinkerte ihm zu.
»Ich geh jetzt zum Laden meines Vaters. Ich wünsch dir eine gute und rasche Genesung.«
War das eine Einladung? Oder war sie einfach nur freundlich? Er machte sich wirklich zu viele Gedanken.
»Danke.«
Dann gingen sie getrennte Wege.

Nachtblaues schulterlanges Haar. Ein leicht ovales und gebräuntes Gesicht. Die dunkeltürkisen Augen voller Leben. Das war Bo Tao. Er sah in den Spiegel und betrachtete sich selbst. Er fand, dass seine Nase etwas schief und zu groß geraten war. Andererseits hatte ihn noch nie jemand darauf angesprochen. War er eitel? Nein, bestimmt nicht. Mit der Achsel zuckend nahm er das scharfe Messer des Barbiers war, der seinen Bart etwas stutzte. Nun, das was in den letzten Tagen gewachsen war, war mehr die Aussage einer Lebensart -eines Landstreichers-, denn ein Bart. Nun, da er sich kräftig genug gefühlt hatte das Bett zu verlassen, hatte er sich zuerst an den Strand begeben, um dort noch mal an seine Rettung zu denken. Als nächstes wollte er sich wieder ordentlich pflegen. Der Barbier war natürlich Anlaufstelle Nummer Eins. Sein zerzaustes Haar hatte er auf Schulterlänge schneiden lassen und nun wollte er seinen Bart auf Vordermann bringen.
»Ich will einen Oberlippen- und Kinnbart.«
»Ein stinknormaler Bart. Wird gemacht Meister.«
Der Barbier hatte etwas mehr am Leib, aber man konnte nicht sagen, dass er dick war. Sein Malocheschnäuzer und sein Glatzkopf gaben ihm eher das Aussehen eines Wirtes, als das eines Barbiers.

»Also durchtrainiert bist du. Trotzdem solltest du mehr essen.«
Ais Mutter. Warum wollen Frauen eigentlich immer ihre Männer mästen? Und nicht nur ihre, sondern alle anderen auch?
Bo verstand das nicht. Seine Figur passte ihm. Warum also mehr essen?
»Ich bin mit meiner Figur ganz zufrieden.«
Ais Mutter schüttelte den Kopf und stellte ihm mehrere Fischgerichte vor die Nase. Dafür, dass sie nicht bei ihr zu Hause waren, hatte sie immer ziemlich viel Essen bei sich. Was man auch an ihrem Umfang erkannte. Man mochte gar nicht glauben, dass das die Mutter von Ai war. Beinahe keine Ähnlichkeit. Zumindestens am körperlichen Umfang gemessen. Da kam sie schon eher nach ihrem Vater. Einem seiner Retter.
»Welche Farbe?«
»Was? Achso... blau natürlich.«
Ais Mutter war eine Schneiderin. Eine besonders gute noch dazu, was man ihr eigentlich nicht zutraute. Bei den Wurstfingern... Hoffentlich würde sie diese Gedanken nie erfahren.
Bo sah in den großen Standspiegel und bewunderte die Fähigkeiten der Schneiderin. Sie hatte ihm nach seinen Wünschen einen Lederanzug geschneidert. Die Hose hatte vier Taschen und an ihr konnte man einen Beutel befestigen. Die Ärmel des Hemdes hatten ebenfalls jeweils eine Tasche. Über der Brust verlief ein kleiner Riemen, an dem sich viele kleine Taschen befanden. Natürlich musste der Anzug noch gefärbt werden, aber das hatte nicht allzu große Eile. Allerdings fragte sich Bo, woher sie das Leder hatten. Andererseits... dem Geruch nach zu urteilen konnte es nur eine Herkunft geben. Eine frische.

»Schmeckt`s?«
Ais Vater war nicht nur ein sehr erfolgreicher Fischfänger, sondern auch noch ein begnadeter Koch. Bo wunderte sich, was man alles aus Fisch machen konnte.
»Oh ja, es ist sehr lecker.«
Ais Vater gefiel das Kompliment und reichte ihm die große Pfanne mit gebratenem Fisch.
»Das freut mich. Iss soviel du kannst.«
Zu viert hockten sie um einen großen Tisch, der aus Holz war. Sein dunkle Farbe harmonierte überhaupt nicht mit dem hellen Raum. Ein Erbstück, hatte man Bo gesagt. Man wollte sich nicht davon trennen, auch wenn es noch so unpassend wirken mochte.
Plötzlich spürte Bo eine Berührung an seinen Füssen. Ai. Sie hatte ihre Beine an seine gelehnt. Was sollte er nun tun? Sie zurückziehen und so tun, als wäre es ein Versehen gewesen? Er entschied sich dagegen und lehnte seine Füße nun ebenfalls an ihre. Ein kleines Zucken umspülte Ais Mundwinkel. Es gefiel ihr. Bo musste es sich verkneifen sie direkt anzustarren und ihr in die Augen zu schauen.
»Wann hast du vor wieder aufzubrechen? Du sagtest ja, dass du nach Ba-Sing-Se zum Erdkönig musst.«
Schlagartig war die knisternde Stimmung zwischen Ai und Bo hinüber. Sie zog ihre Beine zurück und ihr verkniffenes Lächeln machte einem neutralen Gesichtsausdruck platz.
Herzlichen Dank auch.
Bo hatte schon seit einigen Tagen nicht mehr an seine Mission gedacht. Er musste sich eingestehen, dass er zwar gerne hier geblieben wäre, aber seine Mission war wichtiger. Er holte tief Luft. Die Antwort auf diese Frage gefiel ihm nicht wirklich, aber sie musste sein.
»Die gebrochenen Rippen sind gut verheilt.« Er klopfte sich auf seine linke Brust. »Ich denke, dass ich in den nächsten Tagen aufbrechen kann.«

Ai ging hinaus. Bo wollte ihr gerade folgen, als er sie schreien hörte. Schnell hastete er hinaus. Was er dann sah, bescherte ihm Magenkrämpfe.

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Chapter VI – Li Dong

Halluziniere ich?
Li sah mehrere Gestalten um sich herum.
Ich halluziniere! Oder ich bin bereits tot!
»Um ihn stets nicht besonders gut.«
Können Halluzinationen reden?
»Er hat lange kein Wasser getrunken.«
Li spürte, wie Hände ihn berührten und bewegten.
Diese Halluzination ist aber ziemlich real.

Als Li wieder erwachte, sah er zur Decke empor. Sie drehte sich. Ihm war eindeutig schwindlig. Die Reise durch die Wüste hatte ihn ausgezehrt. Hätte man ihn nicht gefunden, dann wäre er mit Sicherheit an Flüssigkeitsmangel gestorben. Ein Licht lenkte ihn ab, führte ihn wieder ins Hier und Jetzt.
»Willkommen zurück im Leben.«
»Danke. Aber mir ist noch ziemlich schwindlig.«
»Keine Bange, mein junger Freund. Das wird sich im Laufe des Tages mit Sicherheit noch geben.«
»Das will ich hoffen.«
Vor Li stand ein alter gebrechlicher Mann. Beinahe ein Skelett, so dürr war er. Aber mit einem Rauschebart bis zum Bauch.
Was für ein seltsamer Kauz.
Der alte Mann gab Li eine Schüssel, in der sich eine übel riechende Suppe befand. Li wollte sie schon wegstellen, aber der Alte drängte ihn die Suppe zu sich zu nehmen. Entweder das oder zu sterben. Da Li noch jung war, kaum dem Kindesalter entwachsen, hatte er noch lange nicht vor zu sterben, weswegen er die Suppe hinunterwürgte. Interessanterweise stellte sich wenige Minuten später ein wohlig warmes Gefühl in seiner Magengegend aus und die Schwindelgefühle verzogen sich allmählich. Auch der abscheuliche Geschmack der Suppe wandelte sich in ein Aroma, von dem Li jetzt mehr mochte.
»Mehr?« Fragte der alte Mann und als Li das bejahte, freute sich der Greis und gab ihm noch eine Portion.

»Wo bin ich?«
»Das ist mein kleines bescheidenes Heim.«
Bescheiden, ja. Es war ein bisschen mehr als eine Hütte. Um sie herum nichts als Geröll.
Ein Einsiedler.
»Und wo liegt dieses bescheidene Heim?«
»Unweit von Omashu. Innerhalb von zwei Tagen kann ich die Stadt erreichen.«
Zwei Tage, aber unweit. Wohl Betrachtungssache.

»Als du Ohnmächtig warst, hast du im Schlaf gesprochen.«
»Ohje. Was habe ich denn alles von mir gegeben?«
Der Greis lachte.
»Keine Sorge mein junger Freund, nichts was dir peinlich sein muss.«
Der alte Mann winkte Li mit sich und so gingen beide nach draußen.
»Ich bin nicht mehr der Jüngste.« Sagte der Alte und deutete auf einen alten verdorrten Baum, der schon lange entwurzelt auf dem Boden lag.
»Könntest du ihn für mich in kleine Scheitel schneiden? Nachts kann es hier in der Wüste verdammt kalt werden.«
Da der alte Mann ihm das Leben gerettet hatte, fühlte sich Li verpflichtet diesen Wunsch zu erfüllen. Und während er dies tat, redeten sie über Gott und die Welt. Der Alte, sich einen dicken Ast nehmend und als Gehhilfe benutzend, räumte ein paar Scheitel an der Mauer seines Heims auf. Dünne Äste legte er ebenfalls zu mehreren mittleren Haufen zusammen und verschnürte sie mit alten und oft gebrauchten Seilen. Schließlich kamen sie auch auf das Thema über Lis Auftrag.

Li stand mit offenem Mund da und wusste nicht so recht was er sagen sollte.
»Er ist wo? Und ich soll was machen?«

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Chapter VII – Dan Feng

Angst.
Ein Schrei.
Der Geruch von Schweiß.
»Ruhig! Ganz ruhig!«
Eine Hand.
Panik.
Wildes Rundumschlagen.
»Haltet sie fest, sonst verletzt sie sich noch selbst!«
Mehr Hände.
Mehr Angst.
Mehr Panik.
Ein Schlag.
Finsternis.

Es war ein Alptraum. Er quälte sie schon seit Tagen. Nacht für Nacht. Ihr eigene Brandmarkung. Als Verräterin.
Wie hatten sie es nur herausfinden können?
Dieser Gedanke beschäftigte sie. Er brachte sie beinahe an den Rand der Verzweiflung.
Langsam stand sie auf und massierte sich ihren Rücken, dann den Nacken. Sie ging zum Spiegel. Das Brandmal hatte sich entzündet und sie in ein Fieber fallen lassen, dass ihren Verstand beinahe zerstörte. Jetzt war es etwas besser geworden. Dennoch würde eine Narbe zurückbleiben. Was ihre ehemaligen Kameraden mit Sicherheit bezweckt hatten.
Dan sah neben dem Spiegel, auf einem Stuhl, ihre Rüstung liegen. Sie erinnerte sie an ein anderes Leben. Deswegen griff sie nach anderen Kleidungsstücken, die auf dem Tisch hinter dem Stuhl lagen. Sie zog sich an und betrachtete sich erneut im Spiegel. Das Haar braun. Die Augen grau. Die Haut gebräunt. Ihr schmales Gesicht gekennzeichnet. Dan ballte ihre Fäuste und wollte den Spiegel zerschlagen, doch hielt sie inne. Er gehörte ihr nicht.
Zum Fenster gehend dachte sie über die letzten Tage nach. Man hatte ihr nichts getan. Hatte sich um sie gekümmert. Sie gepflegt. Ihr sogar neue Kleidung gegeben. Was man wohl von ihr als Gegenleistung erwartete? Oder würde sie einfach an die Feuernation verkauft werden? Eigentlich müsste sie ja als tot gelten, da man sie über Bord eines Schiffes der Feuermarine geworfen hatte. Und bei dem Sturm, der aufgezogen war... Sie war von heftigen Wellen in Richtung einiger Klippen gedrängt worden. Nichts hätte von ihr übrig bleiben müssen. Vielleicht konnte sie sich diesen Umstand zu Nutze machen. Vorausgesetzt natürlich, dass man ihr hier nicht allzu negativ gegenüberstand. Andererseits... sie gehörte zur Feuermarine, zur Feuernation –dem Feind- und deswegen hatte Dan nicht allzu große Hoffnungen.
Die Sonne kitzelte sie und deswegen wandte sie sich vom Fenster ab und ging hinaus. Die Luft war würzig und frisch. Sie kam direkt vom Meer. Das kleine Dorf befand sich etwas hinter der Klippe und war so gut geschützt. Man konnte es vom Meer aus nicht einsehen. Wer auch immer dieses Dorf gegründet hatte, Dan zollte ihm Respekt. Er hatte eine kluge strategische und taktische Wahl getroffen. Oder Sie. Es konnte natürlich auch eine Frau gewesen sein.

Dan saß im Gras und meditierte. Etwas, das sie ansonsten immer im Geheimen gemacht hatte. Doch hier musste sie nichts geheim halten. Der Wind strich ihr ums Gesicht und spielte mit ihrem langen Haaren. Sie hatte sie wieder wachsen lassen, nachdem sie gekürzt worden waren. Zu verfilzt. Getränkt mit Blut und Eiter aus der damals frischen Brandwunde.
Sie saß nicht weitab eines Hauptweges, der das Dorf mit den Feldern verband, die die Bewohner bewirtschafteten. Getreide, Mais und andere Pflanzen, die hier seltsame Ableger gebildet hatten, aber trotzdem gut gediehen. Vielleicht auch gerade deswegen. Bewohner und Arbeiten kamen im Minutentakt an ihr vorbei und grüßten sie. Nicht unfreundlich. Nicht mit Ablehnung. Aber etwas resaviert. Das wunderte Dan doch. Sie hatte die Menschen hier falsch eingeschätzt. Zu Anfangs hatte sie sich zurückgezogen und den Kontakt mit ihnen gemieden, doch nun legte sie ihre Scheu ab. Zwar dauerten die Gespräche mit den Dorfleuten und Feldarbeitern nicht lange und sie waren zurückhaltend, aber man versuchte diese Reserviertheit abzulegen.

»Hier.«
Dan sah nur ein einfaches braunes Stoffband. Sie sah die Frau an, die ihr das Band entgegenhielt. Alt. Verbraucht. Aber wissend.
Als Dan keine Anstalten machte das Band zu nehmen, ging die alte Frau hinter Dan und legte ihr das Band um ihre Stirn.
Natürlich! So konnte sie sich unter die Leute mischen und auch unter Fremden bestehen, ohne Fürchten zu müssen erkannt zu werden. Einfach, aber effektiv.
»Danke.«
Die alte Frau erwiderte nichts ,lächelte nur, und ging dann wieder ihrer Wege.

»Ihr habt eine Plage? Und ihr wollt mich mit 200 Münzen bezahlen, wenn ich sie für euch löse? Nichts leichter als das!«
»Da wären aber ein paar kleinere Dinge, die du beachten solltest...«

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Chapter VIII – Yun Xiang

Wind.
Yun fand ihn herrlich.
Er strich ihr um den ganzen Körper. Betastete sie wie ein lebendiges Wesen. Wohliges Kribbeln durchfuhr sie. Als dann auch noch einige warme Sonnenstrahlen auf ihre bleiche Haut fielen, bekam sie eine Gänsehaut.
Sie war nur mit einem grauen Lendenschutz aus Leder und ebenfalls einem grauen ledernen Brustschutz bekleidet. Man mochte sie für einen Geist halten. Nun, wie sollte sie auch anders aussehen, wenn sie ihr ganzes Leben lang unter der Erde verbracht hatte?
Sie sah an ihren Armen und Beinen hinab und war froh, dass man von den Pfeil-Tätowierungen abgelassen hatte. Normalerweise wurde kurz nach der Geburt das Neugeborene mit den obligatorischen blauen Pfeilen tätowiert. Allerdings hatte man das –zum Glück- kurz nach dem Beginn des Krieges aufgegeben. Damals wäre es beinahe wirklich zu der totalen Auslöschung der Luftnomaden gekommen. Einige Kinder hatten sich aus dem Höhlensystem geschlichen und wären beinahe von einer Patrouille der Feuernation entdeckt worden. Da sie damals noch die Tätowierungen besessen hatten, wäre es ein leichtes für die Feuernation gewesen sie zu identifizieren.

Yun wurde wieder in die Gegenwart zurückgeholt, als sie beinahe ausrutschte. Hätte sie sich nicht am Geländer der Brücke festgehalten, so wäre sie mit Sicherheit in die Tiefe gestürzt. Nicht, dass sie diesen Sturz nicht hätte abfangen können, aber es hätte ihr doch einige Kraft gekostet. Der Peinlichkeit einer solchen Situation wollte sie nicht unbedingt ausgesetzt sein, wenn es sich verhindern ließ.
Sie setzte sich auf die Brücke und hielt sich an einem Seil fest, dass das Geländer mit dem Boden verband. Eine Hängebrücke mitten im Wald. Sie hatte sie nur durch Zufall gefunden, als sie an einem Baum hoch gesaust ist, um festzustellen, wo sie sich befand. Der Übergang von ihrem ‚heimischen’ Höhlensystem zum Dschungel verzog sich so abrupt, dass Yun sich schon nach wenigen Minuten verirrt hatte.
Als sie schließlich diese Hängebrücke entdeckt hatte, folgte sie ihr und kam so schließlich zu einem verlassenem Dorf mitten in den Kronen dieses Urwalds. Dutzende von Baumhütten machten dieses Dorf aus. Yun war sich sicher, dass man weder von der Luft, noch vom Boden aus dieses Dorf sehen konnte. Es war gut getarnt. Man hatte die Hütten so gebaut und bemalt, dass sie wie natürliche Erweiterungen des Baumes aussahen, auf dem sie gebaut worden waren.

Yun zuckte plötzlich zusammen, als sie einen Schrei hörte. So schnell sie konnte begab sie sich zur Quelle des Schreis.

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Book III – First Steps

Chapter IX - Piranmer

»Was zu Hölle...?!«

Bo Tao stand wie angewurzelt da und betrachtete die Szene, die sich ihm darbot. Neben ihm stand Ai Hui, deren Gesichtsfarbe schneeweiß war. Ihre Eltern kamen gerade aus dem Haus heraus und blieben genauso abrupt stehen wie er. Sie wurden bleich im Gesicht und man hörte ein schweres Seufzen, dass auf einen schweren Schock schließen ließ.
»Geht rein.« Befahl Bo in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Sofort!«
Ai wurde von ihren Eltern umarmt, die sich aus ihrer Starre lösten, aber dennoch Gefangene der Situation waren. Langsam und mit Schrecken in den Gliedern gingen sie in das Haus zurück. Als sich die Türe hinter ihnen schloss, hörte er ein leichtes klicken. Die Türe wurde verschlossen.
Gut.

Bo stand mitten auf der Hauptstrasse des Dorfes und ging langsam in Richtung der Klippen. Der Schrecken, der ihn erfasst hatte, verschwand allmählich aus ihm und machte einer Mischung aus Wut und Abscheu platz.
Vor den Klippen zeichnete sich ein dunkler Umriss ab. Er bewegte sich auf das offene Meer zu und wurde allmählich deutlicher, obwohl die Distanz zur Küste immer größer wurde.
Ein lang gezogenes Trapez.
Ein Würfel.
Mehrere Röhren.
Ein Schiff der Feuer-Marine!
Aber was machten sie hier? Weder gab es hier Rebellenaktivität, noch war das Dorf an einem strategisch oder taktisch wertvollen Punkt erbaut worden, den die Feuer-Nation bei ihrer Eroberung des Erd-Königreichs gebrauchen konnte. Hier gab es einfach nichts. Halt. Doch. Es gab ihn, Bo Tao. Allerdings konnten sie unmöglich von ihm wissen. Und wenn sie von ihm wussten, dann würden sie jetzt nicht einfach davon schiffen.
Bo wusste nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Doch bevor er sich damit befassen konnte, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Auf ein Schaben und Wetzen, dass vom Strand und den Klippen kam.

Ach du heilige Scheiße!
Bo sah ein ganzes Rudel von Piranmer. Ein Schwanz, vier dürre Beinchen, zwei Scheren und verdammt scharfe Beißerchen. Kleine, ungefähr unterarmgroße Wesen, die ziemlich lästig sein konnten. Zumindestens wenn sie alleine waren. Aber im Rudel konnten sie einem gefährlich werden.
Sie kamen direkt auf ihn zu. Das Schiff der Feuer-Marine muss sie von den Klippen vertrieben haben. Das Ticken ihrer Beinchen und das Schleifen ihrer Scheren auf dem felsigen Untergrund beschwor eine Gänsehaut herauf.
Bo führte seine linke Hand horizontal zu seiner Brust und ließ die rechte von unten über die Hüfte und den Bauch empor zur Linken steigen. Dies bewirkte, dass seine Wasserbändigerkräfte die sich brechenden Wellen weiter in den Strand eindringen ließ. Sie umspülten das Rudel, bestehend aus acht Tieren, und zogen sie zurück ins Meer.
Bo wollte sich schon umdrehen, als er unter der Wasseroberfläche rötlichbraune und blaugraue Farben zu sehen bekam. Er hoffte vergebens, dass die Piranmer aufgeben würden. Im Gegenteil, jetzt waren sie umso sturer beim Vormarsch. Bo nahm mehrere Steine in die Hand und warf sie zu den Amphibien, was allerdings nicht erhofften Erfolg brachte, sondern die Tiere in Raserei versetzte. Was natürlich schlecht war, das sie nun alles angreifen würden, was ihnen in den Weg kommen mag. Und ihr Weg führte sie direkt zum Dorf hinauf.
Vorsichtig schritt Bo den kleinen schotternden Weg über die Klippe hinab zum Strand. Es hatte keinen Sinn von oben herab zu agieren. Außer, dass man sicher war - vorübergehend. Bo führte seine linke Hand von der rechten Brustseite zur linken und erschuf so eine ein Meter hohe Mauer aus Wasser, die ungefähr fünf Zentimeter dick war. Die rechte Handfläche, die Innenseite zur Wassermauer haltend, hielt er vor seiner Brust zentriert. Die Piranmer durchdrangen die Wassermauer mühelos, also atmete Bo tief aus und ließ gleichzeitig mit der entströmenden Luft seine rechte Hand vorfahren, bis sie gestreckt war. Die Mauer aus Wasser wurde zu einer Barriere aus Eis. Zwei der Biester waren durch die Wassermauer geschlüpft und wollten Bo jetzt mit ihren Scheren die Beine zerschneiden, aber so leicht machte er es den Viechern nicht. Die rechte und linke Hand an die Hüfte legend begann er mit einer Drehung aus dem Rücken heraus. Beide Arme zogen diagonal über die Brust schräg hoch, bis sie gestreckt über Bos linker Schulter verharrten. Er drehte sich um 180° und wiederholte den Vorgang, diesmal aber in umgekehrter Reihenfolge – von Oben nach Unten. Eine Wasserstrudel bildete sich und verschlang die Piranmer. Dann vereiste Bo den Strudel und schoss die tiefgekühlten Viecher in einem weiten Bogen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Dazu musste er nicht mehr machen, als seine rechte Hand (die Handfläche schaute zum Körper) an seine linke Taille zu legen und dann mit aller Kraft ausholen. So, als würde er einen Ball mit einem Schläger wegschießen.
Die Piranmer würden nicht mehr kommen, da war sich Bo sehr sicher. Sie hassten Kälte. Und nun assoziierten sie diesen Teil der Küste mit Eis und Kälte. Zumindestens für eine sehr lange Zeit.

Schwer atmend und mit den Händen an den Oberschenkeln, den eigenen Körper abstützend, sah er in Richtung der untergehenden Sonne. Die Sonne stand über den Klippen und ihre letzten Strahlen schickten einen warmen rosaroten Hauch der Romantik über die Umgebung. Aber etwas zerriss diesen Moment der eigentlich eine ewige Schönheit hätte sein können. Dort, wo sich das Nachbardorf befand, stieg eine große schwarze Säule aus Rauch empor.
Was hat das nun wieder zu bedeuten? Fragte sich Bo und ging dann zurück zu Ai und deren Eltern.

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Chapter X – Canyon-Kriecher

»Wieso muss so etwas ausgerechnet mir passieren?«
Li Dong stand in einer engen Passage, die zum Großen Canyon führte. Vor ihm hatte Geröll den Weg versperrt. Gerade als er anfangen wollte den Geröll mit Erdbändigen zu beseitigen, hörte er ein Zischen und Fauchen, dass ihm eine Gänsehaut verpasste. Nur wenige Augenblicke später tauchten auch schon die Kreaturen auf, die diese unheimlichen Geräusche gemacht hatten – Canyon-Kriecher.
Li fröstelte es, als er sie zu Gesicht bekam. Natürlich hatte er schon von diesen Kreaturen gehört, aber gesehen hatte er noch keines von ihnen und dafür war er mehr als nur dankbar. Pech allerdings, dass er sie jetzt doch zu Gesicht bekam und sie sahen so aus, als hätten sie in ihm eine Mahlzeit entdeckt.
Nein. Nein. Nein. Ich will nicht als Futter für diese Kreaturen enden! Ich bin doch noch viel zu jung um zu sterben! Ich bin eigentlich auch noch viel zu jung, um auf eine solche Mission geschickt zu werden...
So was interessierte die Canyon-Kriecher aber nicht. Sie dachten nur an ihre nächste Mahlzeit und Li war nun als Futter für diese auserkoren worden.
Herzlichen Dank auch! Weiber...
Li nahm sich vor noch lange zu warten, bis er das nächste Mal wieder etwas mit dem weiblichen Geschlecht anfangen würde – sofern er dieses Abenteuer überlebte.

Ein Canyon-Kriecher sprang vor und Li wehrte ihn mit einem Felsen ab, den er an die Seite der Kreatur prallen ließ.
Warum ausgerechnet Canyon-Kriecher? Diese Frage stellte sich Li plötzlich. Warum nicht Schildkrötenlöwen oder Schnapp-Gürtler? Hauptsache was einfaches zu besiegen. Aber nein, es müssen unbedingt Canyon-Kriecher sein! Die widerlichsten Wesen, von denen ich je gehört habe...
Li konnte nicht zählen wie viele Kreaturen es waren. Eines stand aber für ihn fest: Zu viele! Irgendwie musste er sich absetzen...
Zwei der Ungeheuer konnte Li festsetzen, indem er ihre Beine in Felsen verankerte. Seine beiden Hände schossen von den Knien zur Hüfte hoch und ballte sie dann zu Fäusten. Das aber würde die Kreaturen nicht lange aufhalten, denn an ihren dünnen Beinchen hatten sie kleine Dornen, mit deren Hilfe sie an Wänden hochklettern konnten. Nun schabten diese Dornen von innen her an ihr Gefängnis. Es würde zwar dauern, aber die beiden Canyon-Kriecher würden frei kommen.
Ein weiterer Canyon-Kriecher wurde von Li ausgeknockt, indem er einen mächtigen Felsen auf dessen Schädel fallen ließ. Arme heben, Arme senken. Eine leichte Übung. Eigentlich. Aber je größer und schwerer ein Fels, desto mehr Chi musste verbraucht werden.

Plötzlich ließen die Canyon-Kriecher von Li ab. Er bemerkte, dass eines der Wesen verletzt war und nicht mehr gehen konnte. Es war das, dem er den Felsen auf den Schädel geknallt hatte. Die anderen Canyon-Kriecher fielen über ihren Artgenossen her und zerfleischten ihn. Anscheinend war der Artgenosse jetzt ein besseres Appetithäppchen als Li.
Li wurde bei diesem Anblick regelrecht übel. Er hatte noch nie gesehen, wie ein Lebewesen getötet wurde. Zumindestens nicht ein so großes. Er nutzte die Gelegenheit und machte sich so schnell wie ihn seine Beine tragen konnten aus dem Staub, achtete dabei nicht auf seinen Weg.

Die Schnauze voll von gefährlichen Kreaturen, machte sich Li weiter auf die Suche nach dem Spion.
Er dachte darüber nach einfach so zurückzukehren oder sich ein gemütliches Leben in einer anderen Stadt zu machen, aber er verwarf den Gedanken sofort wieder.
Ich erledige diesen Auftrag hier und wenn ich zurückkehre, dann werd’ ich’s diesem Weib schon zeigen...

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Chapter XI – Weses-Käfer

Nichts leichter als das!
Das hatte sich Dan Feng gedacht, als sie von der alten Frau –der Dorfvorsteherin- diesen Auftrag bekommen hatte.
Leicht verdientes Geld.
Von wegen!
Mindestens zwei Dutzend Weses-Käfer tummelten sich bei den Feldern. Sie waren eine echte Plage, konnten innerhalb von wenigen Stunden eine ganze Ernte vernichten. Diese zwei Fäuste großen Insekten waren dazu auch noch recht gefährlich. Mit ihren gewaltigen Geweih-Hörnern konnten sie so ziemlich alles zermalmen, was ihnen in den Weg kam. Aber nicht nur das, oh nein. Sie hatten auch noch einen Stachel und dieser hatte es in sich – nämlich so starkes Gift, dass schon ein Stich reichte, um außer Gefecht gesetzt zu werden. Mehrere Stiche konnten tödlich enden. Dan hatte nicht vor dies am eigenen Leib zu spüren zu bekommen.

Das schwere Brummen dieser Käfer summte in Dans Ohren. Noch interessierten sie sich nicht für den Menschen, der sie beim Fressen beobachtete, aber das würde sich ganz schnell ändern. Nämlich dann, wenn die ersten Insekten durch Feuerbälle und Flammenlanzen gebraten wurden.
Dan beobachtete die Weses-Käfer eine Zeit lang und ballte dann ihre Fäuste, als sie ein gewisses Muster im Flugverhalten der Insekten erkannt hatte. Mit kurzen, kraftvollen aber gezielten Faust- und Fußschlägen fiel bereits das erste halbe Dutzend nach der ersten Salve verkohlt zu Boden.
Ein leichtes. Dachte sich Dan und zielte weiter auf die verbliebenen Käfer.
Das Brummen verstärkte sich und die Käfer orientierten sich neu. Als sie die Gefahr erkannten, schwärmten sie aus und hielten auf Dan zu. Unterdessen viel ein weiteres halbes Dutzend der Insekten den gezielten Schüssen von Dan zum Opfer.
Zwölf erledigt. Bleiben noch zwölf.

Dan kam in Bedrängnis. Immer mehr Weses-Käfer kamen aus ihren Verstecken gekrochen. Ein richtiggehender Schwarm wurde aus den wenigen anfänglichen Insekten. Feuerbälle und Flammen kamen ihr aus den Händen und Füßen, doch langsam ging ihr das Chi aus. Sie erinnerte sich daran, was die Dorfvorsteherin gesagt hatte: Die Felder müssen intakt bleiben. Jetzt aber ging es um Dans Leben und sie wollte nicht sterben, obwohl ein Teil in ihr danach sehnte. Vielleicht mochte der Tod besser sein, als ein Leben als Verräterin zu führen. Nein, bestimmt nicht. Dan sammelte ihr letztes Chi und verwandelte es in eine Blase aus Feuer, die sich immer weiter ausbreitete und den gesamten Schwarm röstete. Gleichzeitig aber auch alle nahen Felder in Brand steckte. Obwohl Dan die Feuer sofort mit einem letzten Aufbäumen verlöschen ließ, war der Grossteil der Ernte vernichtet.
Auftrag vergeigt...!

Mit gesenktem Kopf, und ein paar Feuer-Nation Münzen in den Hosentaschen, verließ sie das Dorf und machte sich auf ein neues Leben zu beginnen. Sie hatte gehört, dass es in den Wäldern eine Truppe von Rebellen gab, die gegen die Feuer-Nation kämpfte. Vielleicht konnte sie sich ihnen anschließen.

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Chapter XII - Horier


»Nichts!«
Yun Xiang hatte den Ursprung des Schreies gesucht, ihn aber nicht gefunden. Dafür aber etwas anderes, das ihr Magenschmerzen bereitete - Horier. Und nicht gerade wenige davon. Mindestens sechs bis acht Stück von den Viechern.
Plötzlich schlich sich ein grausiger Gedanke in Yuns Denken ein. Horier waren Raubinsekten. Hatten sie vielleicht einen Menschen angegriffen? Daher vielleicht der Schrei? Yun erschauderte. Das verlassene Baumdorf sah sie nun aus einem anderen Blickwinkel – ein Geisterdorf.

Noch bevor sie richtig reagieren konnte, fand sie sich in den Fängen eines Horiers wieder. Mit einer Windsichel schnitt sie das Raubinsekt in zwei Teile. Es platschte, als die beiden Körperhälften am Boden auftrafen und sich die Innereien verteilten.
Dem nächsten Horier amputierte Yun mit ihren Luftsicheln die Flügel. Der Horier fiel wie ein Stein vom Himmel, kreischte dabei schrecklich, und Yun konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen.
»Gravitation: Zwei
Horier: Null«
Das Summen von vielen Flügeln kam aus der Ferne und Yun ahnte was auf sie zukommen würde. Mehr Horier. Viel mehr. Zu viele.
Auf einem Ast kauernd überlegte sie sich, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als ein Horier am anderen Ende des Astes landete und sich zu ihr vorarbeitete, dabei immer wieder mit dem scharfen Schnabel nach ihr hackte.
»Mistvieh.«
Mich werdet ihr nicht so einfach zu fressen bekommen, wie die armen Dorfbewohner!
Einen Luftroller formend raste Yun auf diesem balancierend dem Horier entgegen. Ein Lufthauch genügte und das Raubinsekt hob kurz vom Ast ab. Als es wieder zur Landung ansetzen wollte befand sich Yun bereits unter dem Vieh und schlitzte es mit einer Luftsense von Schnabel bis Stachel auf. Die Eingeweide vielen sofort heraus, verhedderten sich aber an den Ästen. Es begann sofort abscheulich zu riechen.

Yun hatte die Schnauze voll vom Kämpfen und machte sich aus dem Staub. Sie manipulierte die Luft so, dass sie von ihr getragen wurde. So konnte Yun schnell von Baum zu Baum gleiten, ohne dass ihr die Horier gefährlich werden konnten. Nach kurzer Zeit gaben es die Raubinsekten dann auf und kehrten in ihren Bau zurück.
Yun juckte es auch dorthin zu gehen und den ganzen Bau auseinander zu nehmen. Aber das wäre Selbstmord gleichgekommen. Das wusste Yun und musste sich leidlich damit begnügen den wahrscheinlich toten Dorfbewohnern nur einige Gebete hinterlassen zu können.

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Book IV – First Contact

Chapter XIII – Smoke

Der Abschied viel schwer.
Bo sah, wie sich Tränen in die Augen von Ai stahlen. Sie versuchte sie zu unterdrücken, aber das gelang ihr nicht sonderlich gut. Auch Bo hatte ein flaues Gefühl im Magen. Ai nahm Bos Hand und drückte sie. Dann fiel sie ihm um den Hals und flüsterte ihm etwas zu.
»Bitte geh nicht.«
»Ich muss.« Flüsterte Bo zurück.
Ais Eltern betrachteten die Szene mit Kummer. Ihre Tochter hatte sich verliebt und nun musste dieser Mann sie verlassen.
Ai löste langsam die Umklammerung, aber noch bevor sich Bo ganz lösen konnte, klebten ihre beiden Münder aneinander. Der Kuss war innig, heiß vor Leidenschaft, aber dennoch zärtlich. Dann lösten sich ihre Lippen voneinander, aber beider Wangen glühten förmlich.
»Sehe ich dich wieder?«
Bo holte Luft und wollte schon ‚Bestimmt!’ sagen. Er verkniff es sich jedoch und atmete tief aus.
Stattdessen sagte er einfach nur. »Ich weis es nicht...«
Niedergeschlagen senkte er seinen Kopf. Schweigen senkte sich über die Szene herab. Die Sekunden verstrichen langsam. Zäh wie Klebstoff. Die Stille wurde unangenehm. Bo sah Ai direkt in die Augen, strich ihr mit dem Handrücken der rechten Hand über ihre rechte Wange und lächelte dabei. Ihren Eltern nickte er zu, dann drehte er sich um und ging. Nicht ohne sich noch das ein oder andere mal umzudrehen und zu sehen, wie Ai immer näher einem Weinkrampf kam.
Verdammt!

Irgendwie war es seltsam das Dorf zu verlassen. Dan hatte sich an die Bewohner gewöhnt.
Besonders an die alte Frau, die die Dorfvorsteherin war. Dan konnte ihre Empfindungen ihr gegenüber nicht in Worte fassen. Vielleicht war es so etwas wie eine Mutter-Tochter Verbindung. Sie wusste es nicht. Aber eines war ihr klar: Die alte Frau hatte sich gut um sie gekümmert. Sie stellte auch keine überflüssigen Fragen und dafür war Dan ihr mehr als dankbar.
»Hier, für deine Reise.«
Die alte Frau hatte ein Paket hergerichtet, in der sich Proviant für mehrere Tage befand. Ein Leib Brot, mehrere Semmeln, geräucherter Fisch, diversere Gewürze und noch einige Utensilien, die man zum Essen gebrauchen konnte.
»Danke.«
Dan verbeugte sich leicht und nahm das Paket entgegen. Dann drehte sie sich um und marschierte schnurstracks aus dem Hauptgebäude des Dorfes raus, auf die Straße und ging in die entgegengesetzte Richtung zum Meer. Sie spürte noch einige Blicke der Dorfbewohner auf sich ruhen. Aber es waren keine bösen Blicke. Irgendwie hatte Dan das Gefühl, dass man es ihr nicht allzu übel nahm, dass sie zwei Felder abgefackelt hatte. Vielleicht war es so etwas wie Mitleid. Aber davon wollte Dan nichts wissen.
Mitleid? Nein, Danke!

Bo machte nach einer viertel Stunde Marsch Pause. Seine neue Kleidung war ihm noch etwas ungewohnt. Er hatte eine eng anliegende Kombination aus Hose und kurzem Hemd an. Es fühlte sich lederartig an. Irgendwie sah die Kleidung auch ein wenig nach der Schuppenhaut der Piranmer aus. Ob seine Kleidung nun wirklich aus der Schuppenhaut dieser lästigen Viecher gemacht wurde, war für ihm nicht so wichtig. Worauf es ihm ankam war, dass sie gut saß und die graublaue Farbe ihm gefiel.
Bo überprüfte noch mal den Sitz seiner neuen Kleidung und ging dann weiter. Keine fünf Minuten später, an einer Gabelung angelangt, sah er plötzlich einen Soldaten der Feuernation.

Dan war nach knapp einer halben Stunde gemütlichen Gehens an einer Weggabelung angekommen und nahm den Rucksack von ihrem Rücken, den ihr die Dorfbewohner noch zum Abschied mitgegeben hatten. Interessiert spähte sie hinein. Da waren zum einen vollkommen neue Kleidungsstücke, wie eine lange samtene schwarze Hose, die mit einigen roten und goldenen Stickereien versehen waren. Die Stickereien waren so geformt, dass sie eine große Flamme bildete, die von den Füßen, bis hinauf zur Hüfte reichte. Auch das Oberteil war ähnlich gestickt worden. Einige Kopfbedeckungen kramte Dan ebenfalls hervor.
Kurz bevor sich Dan ihrer alten Feuer-Nation Rüstung entledigen und die neuen Kleidungsstücke anziehen konnte, sah sie einen Mann aus dem Nachbardorf kommen. Er hatte ziemlich seltsame Kleidung an. Sie wirkte beinahe wie Eis.

Der Kampf begann unmittelbar nach Entdeckung des jeweils anderen.
Was macht eine Feuerbändigerin hier?
Was macht ein Wasserbändiger hier?
Bo war der Aggressor. Ohne zu zögern griff er sofort Dan an.
Feuerlanzen und Eisschilde wagten einen gefährlichen Tanz.
Wände aus Feuer und Strahlen aus Wasser, hüllten die Umgebung in Rauch.
Der Gegner war nur noch mehr schlecht auszumachen. Aber das hinderte beide Kämpfer nicht daran gewagte Formen aus Feuer und Wasser auf den jeweils anderen zu schleudern.
Knacken ertönte, wenn Feuer auf Eis traf und dieses durch die urplötzlich entstehende Hitze anfing Risse zu bilden.
Dan formte eine Kugel aus Feuer und komprimierte sie. Die Hitze stieg exponentiell an, je kleiner die Kugel wurde. Dann schleuderte sie sie Bo entgegen.
Bo formte einen Keil aus Eis. Die Kanten waren schärfer als jede Waffe aus Metall oder Holz. Dann schleuderte er ihn Dan entgegen.
Beide wichen jeweils dem Geschoß des anderen aus. Knapp. Sie gingen zu Boden und die Wucht von Dans Feuergeschoß entfesselte eine starke Druckwelle.
Der Kampf kam sofort zum erliegen, als sich das Stirnband von Dan löste und auf den Boden fiel. Sofort wurde ihre Schmach sichtbar.

Absolute Stille herrschte. Nicht einmal das Zirpen und Zwitschern von Grillmeisen war zu hören.
Bo und Dan packten ihre Sachen zusammen. Sie musterten sich gegenseitig. Diesmal in aller Ruhe und warfen einander einen abschätzenden Blick zu. Dann gingen sie in die gleiche Richtung. Dan auf der einen und Bo auf der anderen Seite der Straße. Schweigend und ohne sich noch einmal anzusehen. Bo ging voraus und Dan folgte ihm, als sie sich umgezogen hatte. Allerdings bemühte sie sich nicht zu ihm aufzuholen.

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Chapter XIV - Dust

Li Dong schlenderte in Gedanken versunken die Straße entlang.
Was soll ich nur tun?
Dieser Gedanke beschäftige ihn die ganze Zeit. Der Spion, den er verfolgen sollte, ließ sich weit und breit nicht blicken. Auch irgendwelche Hinweise endeten in Sackgassen. Den Mann den er die letzten Tage über verfolgt hatte, entpuppte sich als Händler. Natürlich hätte es sich um eine Tarnung handeln können, aber der Mann war schon am Schlottern gewesen, als er erfahren hatte, dass Li ein Erdbändiger war. Er hätte sich beinahe in die Hosen gemacht, weil er nicht wusste, wie er seine Unschuld gegenüber seinem Häscher beweisen sollte. So ließ Li den armen Mann laufen.
Ob das ein Fehler war?
Vielleicht war er ein guter Schauspieler. Musste er auch irgendwie sein, wenn er unerkannt spionieren wollte. Li verfluchte sich für seine Unerfahrenheit.
Ich habe von Frauen keine Ahnung, geschweige denn von Spionen!
Sollte er jetzt dem Händler nach? Ihn zurück nach Omashu bringen? Oder sollte er weiter nach Hinweisen Ausschau halten? Li hatte aber auch noch so ein seltsames Bauchgefühl. Er zermarterte sich den Kopf über dieses Gefühl. Bis ihm endlich eine Vermutung kam. War das alles nur eine Finte? Hatte der Vater seiner Angebeteten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn von seiner Tochter fern zu halten? Das muss aber ein mächtiger Vater sein! Jetzt wo Li genauer darüber nachdachte hatte er eigentlich nicht wirklich etwas über die Familienverhältnisse seiner Liebe gewusst.
Li wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als er an einer Gabelung ankam. Irgendwie hatte er das seltsame Gefühl, dass diese Gabelung auch über sein zukünftiges Leben entscheiden würde.
Links gehen. Vielleicht war dort der Spion?
Rechts gehen. Vielleicht ist er in diese Richtung gegangen?
Umkehren. Vielleicht ins Gefängnis wandern?

Yun Xiang hatte von den seltsamen Ereignissen, die sie in den wenigen Tagen an der Oberfläche gemacht hatte, Aufzeichnungen angefertigt und studierte sie nun. Eines war ihr sofort klar geworden. Die Oberfläche war viel gefährlicher als in den Büchern und Dokumenten gestanden hatte. Aber nicht nur gefährlicher, sondern auch seltsamer. Als sie bei ihrer Reise an einem Fluss kam und ihn betrachtete erinnerte sie sich daran, dass es so was wie Schnee und Eis geben soll. Kaltes und festes Wasser. Als sie jedoch versuchte das Wasser zusammenzupressen, um Wasser in Eis oder Schnee zu verwandeln, misslang ihr das gründlich. Das Wasser floss einfach zwischen ihren Fingern hindurch. Natürlich, es war warm und nicht kalt. Das musste es gewesen sein, warum es nicht geklappt hatte. Andererseits war sie keine Wasserbändigerin. Oder waren die Aufzeichnungen der Mönche fehlerhaft? Nein, das konnte es nicht sein. Wahrscheinlich hatte sie etwas falsch verstanden. Wissen war das eine. Weisheit das andere. Nur weil man weiß, dass etwas existiert und wie es entsteht, muss man es nicht unbedingt verstehen.
Yun kam an eine Abzweigung und sah dort einen Jungen auf einem Stein sitzen. Sie setzte sich ihm gegenüber, grüßte ihn, und ruhte sich von ihrem Marsch aus.

Li musterte die junge Frau, die sich gerade eben ihm gegenüber hingesetzt hatte. Irgendetwas kam ihm an ihr seltsam vor. Es dauerte eine Weile, bis er herausfand was. Ihre Kleidung. Solche Kleidung hatte er bis zum heutigen Tage noch nie gesehen. Plötzlich schoss es ihm durch den Kopf. Das ist der Spion! Aber, eine Frau, die überhaupt keinen Geschmack für Kleidung hatte? Warum nicht? Das wovon man denkt, dass es nicht das ist, muss es eben doch sein. Ohne zu zögern griff Li an.

Yun wusste zuerst garnicht wie ihr geschah. Sie flog durch die Luft und Felssplitter hatten ihre Haut abgeschürft. Einige waren sogar wie Geschosse in sie eingedrungen. Doch als sie den ersten Schock und die aufkeimenden Schmerzen überwunden hatte, konnte sie sich wieder fassen und baute eine Verteidigung auf.
»Was soll das?«
Eine gute Frage. Doch Li hatte nicht die Nerven psychologische Spielchen zu spielen. Er wusste, wenn er darauf anspringen würde, würde er aller Wahrscheinlichkeit nach unterliegen. Also griff er weiter an.
Yun hatte ihre Mühe den Angriffen Herr zu werden. Sie hatte zwar ihr ganzes Leben lang trainiert, aber sie war noch nie in richtigen Kampfsituationen gewesen. Zumindestens nicht mit feindlich gesinnten Bändigern.
Eigentlich wollte sie nicht ihre Tarnung aufdecken, doch in dieser Situation blieb ihr nichts anderes übrig. So benutzte sie ihre Luftbändiger-Kräfte, um dem Erdbändigerjungen eine über den Schädel zu ziehen.
Lis Herz blieb fast stehen, als er sah, wie seine Felsbrocken plötzlich in der Luft zerteilt wurden. Eine Erdbändigerin? Geschockt ließ er von weiteren Angriffen ab. Nein, das war keine Erdbändigerin. Sie konnte seine Angriffe in der Luft abwehren, ohne selbst Felsbrocken aus dem Boden heraufzubeschwören. Da kam die Erkenntnis.
»Eine Luftbändigerin. Aber, aber ...«

Ich hasse Perfektion.
Sie bietet keinen Platz für Kreation.

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