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Tom
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Secret Character: Hagumi

Chapter Zero <0> Opposing Earth

Es war düster und die Geräusche der Nacht waren unheimlich. Eulenkuckucke mit ihrem ‚Buhkuck’ konnten so manchem Wanderer und Reisendem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Der Wind, der die Äste zum Rascheln brachte war kalt und unangenehm. Das Knacken von Geäst und Rascheln von Laub, sowie das Bewegen von Schatten taten das übrige dazu, um die ganze Situation unheimlich und voller Gefahr wirken zu lassen.

Hagumi lag auf der Lauer und hatte keine Angst. Es wäre keine Schande gewesen Angst zu haben, doch Hagumi konnte diese Emotion nicht mehr empfinden. Zuviel hatte sie bereits erlebt. Zuviel hatte sie bereits mitgemacht. Zuviel. Einfach zuviel.

Während die Zeit verrann, die Sonne langsam über den Horizont stieg und den Himmel in ein düsteres blaulila hüllte, waren ihre Kameraden bereits dem ewigen Schlaf anheim gefallen. Sie war die Letzte. Eine Rebellin auf der Flucht. Einst gehörte sie zu einer Widerstandsgruppe aus dem Erdkönigreich. Ihre Aufgabe war es den Weg auszuspähen, den sie nehmen mussten. Sie hatte aber versagt. Nein, hatte sie nicht. Es waren einfach nur zu viele gewesen. Viel zu viele. Hagumi wusste das und es machte es nicht leichter. Sie hatten Flüchtlinge eskortiert, doch ihre Häscher waren bei weitem besser organisiert und ausgerüstet. Zuerst hatten sie gedacht, dass sie ihnen entkommen waren, doch dann tauchten sie hinter ihnen auf. Dann neben ihnen. Zum Schluss waren sie umzingelt. Dann begann das Massaker. Sie hatten nichtmal gefragt, ob es hier Zivilisten gab. Ob Frauen und Kinder da waren. Nichts. Sie schlugen sofort zu.

Angst kannte Hagumi nicht mehr. In ihrem Herzen brannte nur noch mehr der Hass. Hass auf die Feuernation. Hass auf die Soldaten. Hass auf die Kommandanten. Hass auf den Feuerlord. Hass. Purer reiner Hass. Hass hielt sie aufrecht. Hass hielt sie wach. Hass machte sie stark. Der Hass schärfte ihre Sinne. Der Hass stumpfte ihre Emotionen ab. Er schnürte ihr die Gefühle ab. Es gab kaum noch etwas, was Hagumi empfinden konnte. Kaum etwas, an das sie noch denken konnte, außer an den Hass. Und an Rache. Ja. Rache war gut.

Links neben ihr knackste etwas und sie verharrte bewegungslos. Sie hörte auf zu atmen. Verhielt sich absolut still und bewegungslos. Schließlich kam nur ein Hase aus seinem Versteck und verschwand sofort wieder, als er Hagumi sah. Sie prustete Luft aus und schlich weiter. Sie musste eine der anderen Widerstandsgruppen erreichen. Sie musste berichten, was sie gesehen hatte. Diese Ungeheuer ... die abscheulichen Ungeheuer. Diese Wahnsinnigen. Sie hatten eine neue Waffe geschaffen.
„Furchtbar.“ Flüsterte Hagumi. „So furchtbar.“

Wieder knackte es. Es raschelte. Ein schwarzer Stiefel erschien neben ihr. Hagumis Augen verengten sich. Sie sah nach oben. Es war ein Soldat der Feuernation. Er stand kaum einen halben Meter neben ihr und bemerkte sie nicht. Er bemerkte sie nicht! Ihr Herz machte einen Satz und das Blut in ihren Adern hörte sie in ihren Ohren rauschen. Sie sprang auf, als sich der Soldat wieder umgedreht hatte und rammte ihm ihr Messer direkt ins Herz. Kein Laut kam über dessen Lippen. Er war auf der Stelle tot.

Dieses Spielchen wiederholte sich immer und immer wieder. Hagumi fand gefallen daran. Es befreite sie. Rache. Ja. Rache war gut. Rache befreite. Rache machte Spaß. Sie hatte gefallen an der Rache gefunden und nun versuchte sie nicht mehr zu fliehen. Nein. Im Gegenteil. Jetzt suchte sie. Soldaten. Wächter. Späher. Sie suchte ihn. Den Kommandanten. Sie wollte den Verantwortlichen finden und töten. Aber bevor sie ihn fand verging ein ganzer Tag. Ein Tag an dem sie mehr getötet hatte, als in ihrem ganzen Leben zusammen.

Erschöpft lag sie in einer Mulde und ruhte sich aus. Erschöpfung machte sich in ihrem Körper und ihrem Geist breit. Nein, sie durfte jetzt nicht aufgeben. Sie durfte nicht schlapp machen. Sie musste an all die Toten denken. An all die Frauen und Kinder. Sie durfte erst der Erschöpfung nachgeben, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte. Wenn sie den Kommandanten getötet hatte, dann konnte sie sich ausruhen. Vielleicht sogar für immer. Hagumi schloss die Augen.
Unfreiwillig war sie von der Erschöpfung übermannt worden. Sie schrak auf, als ein Reh sich ihr genähert hatte. Beinahe hätte sie das arme Tier erlegt. Es war nur kurze Zeit vergangen. Das spürte Hagumi. Die Erschöpfung war immer noch da. Der Himmel wurde immer düsterer und der Vollmond ging über dem Erd-Königreich auf. Sein schein hüllte die Umgebung in gespenstisch-fahles weißblau. Hagumi machte sich auf, um ihre Rache zu vollenden.

Da war er. Der Kommandant. Selbstgerecht stand er da. Vor den Flammen eines Lagerfeuers. Es waren keine Soldaten weit und breit zu sehen. Wahrscheinlich schliefen die meisten und der Rest hielt Wache. Eine Wache hatte sie gesehen. Ja. Jetzt war sie tot. Keine Wache mehr. Nie mehr. Hagumi hatte freie Bahn. Sie richtete sich auf. Tauchte in der Dunkelheit unter. Ging auf den Kommandanten zu. Er bemerkte sie erst, als sie auf der anderen Seite des Lagerfeuers stand. Sie sah ihm an, dass ihm der Atem stockte. Bald würde er nie mehr atmen.
Er sah sie. Er konnte sich nicht rühren. Die Angst hatte sofort von ihm Besitz ergriffen. Sie hatte ihn gelähmt. Was er da sah, war keine Frau mehr. Was er sah, war eine Dämonin. Aus der Dunkelheit tauchte sie auf. Das Feuer spiegelte sich auf ihrer Haut wieder. Ihre Haut? Nein, das war nicht ihre Haut. Es war ein Panzer. Ein Panzer aus Blut. Es war überall auf ihrem Körper. Das Haar vom Blut verkrustet. Das Gesicht blutverschmiert. Die zerfetzte dreckige Kleidung getränkt vom Blut. Die Hände gebadet in Blut. Eine Blut-Dämonin!
„Dies ist nicht nur das Blut deiner Soldaten. Dies ist das Blut von Frauen und Kindern.“ Ihre Stimme war kalt. Brüchig. Erschöpft. „Ich lag unter den Toten. Musste mich tot stellen, um zu überleben.“ Hagumis Augen glänzten kalt. „Für diese Schmach wirst du büßen. Für diesen Massenmord wirst du büssen.“
Der Kommandant sagte nichts. Er bewegte sich nicht. Er starrte nur. Hagumi stach zu. Sie lächelte.

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Re: [P12] Avatar - Secret Charakters

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Secret Character: Marcus

Chapter Zero <0> Earth Mining

Marcus stand vor einem Stolleneingang und schaute zum Himmel hinauf. Er würde sie viele Stunden nicht mehr sehen, denn er war ein Minenarbeiter und musste seine Schicht unter Tage ableisten. Genüsslich sog er noch einmal den würzigen Duft der Jidai-Okure Blüten ein, die hier überall wuchsen und ging dann in die Mine hinein, um sein Tagwerk zu leisten.

Es war dunkel und nur einige wenige grünlich selbstleuchtende Kristalle spendeten etwas Licht. Doch nicht genug um die Finsternis zu vertreiben und die Schatten hingen bedrohlich an den Wänden der Stollen. Wer das erste mal hierher kam, dem musste unweigerlich Angst und Bang werden.

Marcus arbeitete hart und mit ihm arbeiteten Hunderte weiterer Minenarbeiter in den Gängen und Stollen dieser Anlage. Einige von ihnen mit der Fähigkeit zu Bändigen -so wie er-, die meisten aber ohne diese Fähigkeit. Aber alle arbeiteten sie gemeinsam für den Erdkönig. Sie schufteten hart, um wertvolle Kristalle und wichtige Metalle und seltene Edelsteine freizulegen.

„Marcus, alter Schwerstarbeiter! Du bist unser wichtigster Mann hier!“
Marcus lachte auf, als er diese Worte hörte und erwiderte: „Wer’s glaubt wird selig!“
Kameradschaft wurde hier unten groß geschrieben. Man war wie eine große Familie. Wenn jemanden etwas passierte, dann half man einfach. Schließlich konnte es einem auch mal passieren, dass man Hilfe brauchte. Aber es war nicht nur das. Nein. Es war auch Freundschaft. Man verstand sich einfach. Das machte die Arbeit auch viel angenehmer, wenn auch nicht unbedingt körperlich einfacher. Aber wenn man schon mit einem guten Gefühl ans Werk geht, hat eine vollkommen andere Einstellung als jemand, der seine Arbeit nicht mag oder die Kollegen.

Marcus bändigte die Erde, während andere mit Spitzhacken und anderen Werkzeugen das Gestein bearbeiteten, als plötzlich lautes Getose durch die Stollen donnerte, gefolgt von einer gewaltigen undurchdringlichen Staubwolke.
„Ein Stollen ist eingebrochen!“ Schrie jemand.
„Sind da noch Kumpel drinnen?“ Schrie ein anderer.
„Ja!“ Kam eine dritte Stimme von irgendwoher.
Die Staubwolke legte sich langsam. Überall husteten die Arbeiter und klopften sich den Staub von der Kleidung. Einige von Marcus Kollegen lagen auf dem Boden und würgten. Sie hatten viel Staub eingeatmet. Andere hatten schnell reagiert und sich Masken oder Stofffetzen über das Gesicht gezogen. Diese halfen nun ihren Kameraden wieder auf die Beine.
Kommandos wurden geschrieen.
„Bringt die Verletzen raus!“
„Stützt die Stollenwände!“
„Bringt Werkzeuge her!“
„Wir brauchen Balken!“
„Helft denen, die am Boden liegen!“
Marcus eilte so schnell er konnte zur Unglücksstelle. Was er sah ließ ihn zusammenfahren. Der ganze Stollen war eingestürzt. Erde, Gestein, Balken ... alles war miteinander vermischt und bildete eine undurchdringliche Wand. Einige hatten bereits begonnen den Stollen behelfsmäßig abzustützen. Andere machten sich bereits daran die Gesteinsbrocken und die zersplitterten Balken abzutransportieren, damit man zu den Verschütteten vordringen konnte.
„Marcus!“ Hörte er jemanden seinen Namen rufen. „Hilf uns! Bändige die Erde!“
Das brauchte ihm niemand zweimal sagen. Er ging in Ausgangsposition, formte seine rechte Hand zur Kralle und holte aus. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne. Da war etwas. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz.
Was, wenn der Stollen weiter einbricht, wenn ich bändige?!
Marcus ging zum Schutt und legte seine Hände darauf, schloss seine Augen und konzentrierte sich. Er nahm die Erde wahr. Die Steine. Alles was er fühlen konnte war Instabilität. Wenn hier angefangen wurde den Schutt abzutragen, würde der Stollen weiter nachgeben und vielleicht vollends einbrechen. Nein, soweit durfte es nicht kommen!
Marcus grub seine beiden Hände tief in den Schutt und fing an vorsichtig zu bändigen. Von der Mitte aus drückte er den Schutt nach Außen. Zu den Wänden. Zur Decke. Andere kamen herbei und begriffen was er machte. Er presste den Schutt zusammen und gab ihm somit wieder Stabilität. Aber das würde nicht ausreichen. Der Druck von oben und von der Seite würde bald wieder zu groß werden und alles wieder einstürzen lassen. Balken wurden so schnell wie möglich herbeigeschafft und überkreuz gelegt. Ein kleiner Durchgang hatte sich gebildet. Groß genug, dass sich zwei Leute hindurchzwängen konnten. Die Rettung schritt voran und der Stollen wurde von Minute zu Minute sicherer. Genauso, wie immer mehr Kumpel gerettet wurden.

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Re: [P12] Avatar - Secret Charakters

Beitrag von Tom »

Secret Character: X-CaliBour

Chapter Zero <0> Steel Fist

Funken sprühten.
In rhythmischen Abständen hämmerte es.
Hitze ließ die Luft wabern.
Der Geruch von Schweiß lag in der Luft.
Die Kohle und das Holz glühten rot und golden.
Der Stahl, der aus der Glut geholt wurde, war weiß von der Hitze.
Der Mann, der mit nacktem Oberkörper das Metall bearbeitete, um daraus ein Schwert zu machen, war muskulös und kräftig gebaut.
Sein Name: X-Calibour.
Bam. Bam. Bam.
Immer wieder wiederholte sich das rhythmische Hämmern von Metall auf Metall. Langsam formte sich aus dem Stück Stahl eine Waffe.
Plötzlich zischte es, als die glühende Waffe im eiskalten Wasser abgeschreckt wurde.

X-Calibour atmete aus, legte den Hammer weg und ließ die Waffe im Kübel liegen. Dann ging er hinaus und holte tief Luft. Die frische Luft tat seinen geschundenen Lungen gut. Den ganzen Tag in der Schmiede zu stehen, bei all dem Rauch und Ruß, war nicht allzu sehr gesund. Die Sonne lächelte herab, die weißen Wolken zogen friedlich unter dem blauen Himmel ihrer Wege und die Vögel zwitscherten ein fröhliches Lied. Es war herrlich.
Da knackste es plötzlich und X-Calibour drehte sich auf der Stelle um. Ein junger Mann sah erschrocken zu Boden, wo ihn ein Ast verraten hatte, doch er fasste sich schnell wieder uns stürmte mit einem gezückten Dolch auf X-Calibour zu. Dieser konterte den erste Angriff mit seinem linken Arm, der durch einen Lederarmband geschützt war. Mit der Rechten holte er aus und schlug dem jungen Mann so stark in die Magengrube, dass dieser sofort den Dolch fallen ließ und röchelnd zu Boden ging. Wimmernd lag er nun da und japste nach Luft.

„Nicht schlecht. Du wirst von mal zu mal besser.“
Langsam erhob sich der junge Mann und brachte ein verzerrtes Lächeln zu Wege.
„Danke, Herr.“
„Aber du musst noch viel trainieren.“
„Natürlich, Herr.“
„Komm.“ X-Calibour fasste dem jungen Mann unter die Arme und half ihm beim Gehen. „Gehen wir hinein. Da kannst du dich erholen. Später zeige ich dir, wie man richtig heißes Feuer macht, Lehrling.“
„Ja, Meister.“

Als sich X-Calibour umdrehte stand da plötzlich ein Mann und begann in die Hände zu klatschen.
„Wundervoll! Das ist sehr wundervoll gewesen!“
X-Calibour musterte den Mann. Klein. Dick. Tränende Augen. Aber gepflegte Haare und eine reine Haut. Er hatte feinste Kleidung aus seltenen Stoffen an.
Der Typ stink geradezu vor Reichtum.
„Guten Tag, der werte Herr. Was kann ich für Sie tun?“
Gleich mal Honig um’s Maul schmieren, damit das Geld lockerer sitzt.
„Ich würde gerne Schwerter bei Ihnen kaufen.“ Er wischte sich mit einem Stofftuch den Schweiß von der Stirn und dem Gesicht. Auch vom Nacken.
„Für welchen Zweck denn?“
Wahrscheinlich für seine Leibwächter.
„Für meine Leibgarde.“
Bingo.
„Nun denn, wenn Sie mir bitte folgen würden, dann zeige ich Ihnen, was ich so alles im Sortiment für eine Leibgarde habe.“
Und da folgte der fette Mann doch tatsächlich X-Calibour wie ein Schoßhündchen.

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Re: [P12] Avatar - Secret Charakters

Beitrag von Tom »

´Secret Character: Liophej

Chapter Zero <0> Strange Air

Wenn man Liophej hörte, dachte man gewöhnlich an einen Mann. Aber das stimmte nicht. Liophej war eine Frau. Eine starke Frau. Vielleicht nicht so ganz in körperlicher Hinsicht, aber vom Charakter her könnte sie jeden Mann in die Flucht schlagen - wenn sie nur wollte. Denn die gnädige Dame (obwohl erst 23 Jahre alt) ist eigentlich sehr gemächlich und hält nicht viel von Gewalt. Zudem hat sie eine Vorliebe für Musik und ist in einer aparten Gesangsgruppe.

Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Warum auch? Liophej befand sich mitten in der freien Prärie. Hier hatte sie ihre Hütte gebaut und hier wohnte sie auch. Sie ließ es sich so richtig gut gehen. In diesem Moment lag sie dösend auf einer Hängematte, die sie zwischen zwei Bäumen gespannt hatte, und ein Buch lag auf ihrem Gesicht. Ab und an hörte man an kurzes ‚Chrr’. Aber wenn man Liophej vorhalten würde, dass sie schnarcht, dann hätte man sich auch gleich mit einem Grizzly-Wolf anlegen können. Der wäre vielleicht noch etwas zarter mit einem umgegangen. Jetzt allerdings konnte sie niemandem etwas antun, nicht einmal, wenn man sie geweckt hätte. Und das würde gleich geschehen, denn ein kurzer, harter Windstoß drehte die Hängematte halb um ihre Achse und ließ so Liophej aus ihr rausfallen. Ein kurzer Plumpser und schon lag sie auf dem Boden. Mit dem Gesicht voran im Buch und auf dem Bauch. Ein kurzes Grunzen. Dann ein kurzes Murren und schon streckte Liophej alle Viere von sich. Nur, um dann ganz langsam und in Zeitlupe wieder aufzustehen.
Als sie dann endlich fest auf beiden Beinen stand, blickte sie um sich und sah in der Ferne, wie sich mehrere ihrer Schüler amüsierten. Waren sie es gewesen, die ihr dieses Lüftchen geschickt haben oder war es Mutter Natur? Egal. Jetzt war sie schon wach und konnte genauso gut ihre Schüler unterrichten. Sie streckte sich kurz, sah in den Himmel und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihr Gesicht wärmten. Das Buch, das sie noch immer in den Händen hielt, schmiss sie auf die Hängematte, die sich selbst wieder enthättert hatte und ging dann zu ihren Schülern.

„Also...“ Begann Liophej, als sie bei ihren Schülern angekommen war. „...was steht denn heute auf dem Lehrplan?“
„Nichts!“ Kam es unisono zurück.
„Nichts?“
„Heute ist unser freier Tag!“ Sagte ein kleiner glatzköpfiger Junge, der noch nichtmal seine Tätowierung bekommen hatte.
„Achso...“ Antwortete Liophej lang gezogen und sah zum Himmel.
Ja, könnte stimmen.
Ein kleines Mädchen flüsterte den anderen was zu. „Mann ist die doof! Die glaubt aber auch wirklich alles!“ Worauf alle Kinder zu kichern begannen.
„Was ist so lustig?“
„Nichts!“
Und damit verschwanden die Kinder auch ganz flugs.
Eine Weile stand Liophej ganz reglos da, schaute den Kindern hinterher, bis sie hinter den grünen Hügeln verschwunden waren.
„Und was soll ich heute noch machen?“
Grübelnd stand Liophej minutenlang da. Still. Regte keinen Muskel.
„Ah, ich weiß! Ich werd ins Dorf gehen.“

Liophej fragte sich was heute wohl gefeiert wurde. Denn alle Geschäfte hatten offen und es herrschte reger Betrieb. Und das an einem freien Tag!
Das Dorf –so wie es Liophej es einfach bei sich nannte- gehörte zum Teil dem Erdkönigreich und zum Teil dem südlichen Wasserstamm. Hier in der mediterranen Zone konnte man gut Fische fangen und auch noch so manch anderes schmackhaftes Zeugs, was so im Meer lebte.
Es hatte Liophej ein bisschen Mühe gekostet die verkalkten alten Tattergreise, die sich Mönche nannten, davon zu überzeugen, dass sie ihre Schüler hier unterrichten und Wissen vermitteln konnte. Warum eigentlich? Nunja, Liophej gestand sich ein, dass sie wohl etwas faul war. Aber sie meinte auch, dass sie es sich verdient hätte.
Ganz in Gedanken versunken passte sie nicht auf, wo sie hintrat und krachte mit einem fahrenden Händler zusammen.
„Meine Kohlköpfe!“
Was für eine schrille Stimme!
Liophej stand auf, machte sich selbst sauber, während der Händler seine Kohlköpfe aufsammelte, die ihm aus dem Wagen gerollt waren und entschuldigte sich.
„Immer wieder meine Kohlköpfe!“ Winselte der Händler. „Jetzt reichts mir aber!“
Mit den Fingern vor Liophejs Gesicht fuchtelnd stand er da und malträtierte sie mit seiner hohen Stimme. Zählte auf, was er und seine Kohlköpfe schon alles durchgemacht hätten und, dass es ihm nun zu genüge reiche.
„Jaja.“ Sagt Liophej nur, ließ den Mann verdutzt stehen und ging weiter.

Gemächlich setzte sie einen Schritt vor den anderen und bummelte so über zwei Stunde quer durch das Dorf, während andere diese Strecke in ein paar Minuten zurücklegten, wenn sie zügig gingen. Und das taten die meisten. Alles erweckte den Eindruck, als wäre ein ganz normaler Arbeitstag und kein Festtag. Da kam die Erkenntnis für Liophej.
„Heute ist ja gar kein freier Tag!“ Sie drehte sich um. „Die Kinder haben mich reingelegt!“

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Beitrag von Tom »

Secret Character: KAZAN!

Chapter Zero <0> A Fire-Day

Kazan saß auf der Veranda und sah ihren beiden Kindern beim Spielen mit den Schweinehunden zu. Sie lächelte vor sich hin und nähte ein Hemd ihres Mannes fertig, dass er irgendwie zerrissen hatte. Der Himmel war am heutigen Tag strahlend blau und keine Wolke trübte diesen wunderschönen Sommertag. Auch die Luft war klar und man konnte ungehindert bis zum Horizont sehen.
Und doch, obwohl es ein perfekter Tag hätte sein können, fehlte etwas. Ihr Mann. Er war als Feuerbändiger in die Armee der Feuernation eingetreten und kämpfte nun im großen Krieg. Auch wenn er als Soldat guten Sold verdiente und ihr und den Kindern ermöglichte auf dem Land in einem Familienhaus zu leben, so wäre es Kazan doch lieber gewesen, wenn ihr Mann bei ihr geblieben wäre.
„Mami! Mami! Meng Hat Aua!“
Die zweijährige Hua war das jüngere ihrer beiden Kindern. Sie war immer fröhlich und verbreitete eine Heiterkeit, von der man immer angesteckt wurde. Egal wie schlecht es einem auch gehen mochte.
Kazan sah auf und suchte nach ihrem fünfjährigen Sohn. Sie fand ihn bei den beiden Schweinehunden, die mit ihren Nasen anstupsten. Er kraulte sie und die Tiere gaben daraufhin ein wohliges Grunzgebell von sich.
„Was ist mit dir Meng?“
Meng saß auf seinem Hosenboden und hielt sich das Knie.
„Ich bin hingefallen.“
Von ihren mütterlichen Instinkten geweckt, schaute Kazan das Knie ihres Sohnes an und munterte ihn auf.
„Das ist nicht schlimm. Nur ein bisschen die Haut abgeschürft.“
Das Knie küssend stand Kazan auf und half auch ihrem Sohn wieder auf die Beine. Während Meng sich tapfer gab und keine einzige Träne vergoss, hatte Hua alles mit Sorge beobachtet.
„Geht Meng zu Papa?“ Fragte Hua in ihrer kindlichen Unwissenheit.
Da war es wieder. Kazans Augen weiteten sich. Sie begann zu zittern und der Schweiß brach ihr aus. Sie hatte Angst. Dieses Gefühl überkam sie immer, wenn sie an ihren Mann denken musste. Der Krieg währte bereits seit 100 Jahren und er hatte viele Opfer und Verluste gefordert. Kazan hatte panische Angst davor, dass ihr eines Tages ein Brief zugestellt werden würde oder ein Offizier vor der Haustüre stand, der die Kunde vom Tod ihres geliebten Ehemannes und Vaters ihrer beiden Kinder bringen würde.
„Nein!“ Schrie Kazan und Hua zuckte erschrocken zusammen.
„Tut mir leid.“ Sagte Kazan, nachdem sie sich gleich wieder gefangen hatte.
Sie nahm ihre Tochter in die Arme, um sie zu beschützen. Während Hua noch nicht verstand, was es mit dem Gefühlsausbruch von ihrer Mutter auf sich hatte, so konnte Meng doch schon mehr damit anfangen. Kazan wollte ihre beiden Kinder beschützen und das würde sie auch tun. Egal was es kosten mag.

Plötzlich forderte etwas anderes Kazans Aufmerksamkeit für sich. Am Horizont entstand ein Staubwirbel. Zuerst klein und dann immer größer werdender. Unruhe machte sich bei Meng und Hua breit. Auch Kazan konnte ihre Gefühle vor ihren Kindern nicht verbergen. Die Staubwolke wurde immer großer, bis sich etwas daraus hervorschälte. Ein Panzer.
Kazan wurde nervös. War etwas ihrem geliebten Mann zugestoßen? Würde sie nun gleiche eine entsprechende Nachricht von einem Offizier zugestellt bekommen? Kazans Magen verkrampfte sich und ihr ganzer Körper begann zu zittern.
Bitte! Nein! Nicht das!
Der Panzer war jetzt nahe genug heran und er begann abzubremsen, bis er in einer Entfernung von gut zwanzig Metern stehen blieb. Ein junger Mann, kaum dreißig Jahre alt stieg aus. Straffte seine Gestalt und trat sicheren Schrittes auf die Familie zu.
Kazan begann zu hoffen. Sie erkannte an der Uniform des Feuernation-Kriegers, dass er kein Offizier, sondern nur ein einfacher Soldat war. Sie ging auf ihn zu, langsam und mit vorsichtigen Schritten. Hua und Meng befahl sie an Ort und Stelle zu bleiben. Sie wussten zwar ungefähr, was der Tod war, doch Kazan hatte vor ihnen die schlechte Nachricht schonend beizubringen – sofern es eine gab.
Der Soldat blieb eine Armeslänge vor Kazan stehen und salutierte.
„Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass es Ihrem Mann ausgezeichnet geht. Er hat mich gebeten Ihnen diesen Brief zu übergeben. Er hofft, dass er bald nach Hause kommen kann.“
Ehrleichterung machte sich in Kazan breit und sie konnte ihre Freudentränen nicht verbergen. Der Soldat schien sich darüber zu freuen. Nun, warum auch nicht? Er hatte einer Frau eine gute Botschaft überbringen können. Und mit diesem guten Gefühl machte er kehrt, stieg wieder in den Panzer ein und fuhr davon.
Langsam öffnete Kazan den Brief und fing an zu lesen ...

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Secret Character: Vile

Chapter Zero <0> Red Ghost

„Der rote Geist ist nur eine Legende. Etwas das erfunden wurde, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Es gibt ihn nicht in Wirklichkeit.“ Sagte Vile und wischte die Tränen des kleinen Mädchens vorsichtig beiseite.
Das Mädchen war ungefähr neun Jahre alt und trug eine enge, unbequeme Paradeuniform der Feuernation. Genauso wie er und das konnte Vile nicht ausstehen. Paradeuniform ja, unbequem nein. Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und gab es dann dem Mädchen, dass sich damit die restlichen Tränen wegwischte. Dann ging sie zum Brunnen und wusch sich ihr Gesicht. Währenddessen zog sich Vile den Kragen etwas weiter.
„Der kratzt.“
„Jetzt stell dich nicht so an.“
Neben Vile stand eine dünne, zierliche aber nichts desto trotz hübsche Frau mit dunklen Mandelaugen, schwarzen Augen, kontrastierendem blassen Teint und einer Traumtaille. Von den restlichen Körperproportionen mal abgesehen ein echtes Prachtweib. Nur nicht seins. Aber Vile hatte es schon längst aufgegeben eine Frau für sich zu finden. Schon wegen seines Berufes wegen. Henker.
„Jaja.“
„Wie schaffst du das eigentlich?“
„Was?“
„Das mit den Kindern.“
„Ah, du meinst mit ihnen so gut umgehen zu können?“
„Ja.“
„Hmm … ich bin wohl ein Kinderbändiger.“
„Haha, sehr witzig.“
Sie wandte sich ab und verschwand in der Menge. Heute war ein großer Tag. Er, Vile, sollte für seine Treue gegenüber dem Feuerlord belohnt werden. Und obwohl dieser Tag sicherlich feierlich werden würde, so wurde er doch von Gerüchten über den roten Geist überschattet. Der rote Geist. Eine Legende. Mit ihr machte man den Kindern Angst und erzog sie zu absolutem Gehorsam. Aber nicht nur die Kinder hatten vor dieser Legende Angst, auch die Erwachsenen lebten in Angst. Schließlich hieß es:
Der rote Geist wird kommen und dich ewige Qualen erleiden lassen für all das Schlechte, was du getan hast.
Dieser eine Satz ließ aber ziemlich viel Interpretationsspielraum, der auch genutzt wurde. Die einen sahen den roten Geist als einen Verbrecher an, der eliminiert werden musste. Die anderen sahen ihn als einen Helden, der die Bevölkerung vor schlechten Elementen schützte. Widerrum andere sahen in ihm einen Rebellen, der gegen die Feuernation kämpfte. Und so weiter und so fort. Vile kannte wohl jede Interpretation dieser Legende. Doch seine Gedanken kamen sofort wieder in die Wirklichkeit, als er Fanfare ertönte und alle Leute ruhig wurden. Ein Mann, der schon vieles erlebt hatte, betrat den große Platz und stieg auf eine Bühne. Das er viel erlebt hatte konnte Vile daran erkennen, dass er erstens schon alt war. Vielleicht nicht gerade körperlich, obwohl dieser durch Narben gekennzeichnet war, sondern im Geiste und dies drückte sich durch seine Augen und seine Haltung aus.
„Heute sind wir hier, …“ Begann er. „… um einen Mann zu ehren, der in …“
Plötzlich brach er ab, als Geschrei aus den hinteren Reihen laut wurde. Vile drehte sich um und sah einen Reiter auf einem Komodo-Rhino, der ohne groß acht zu geben, durch die Massen ritt. Er sah auch das kleine Mädchen von vorhin, dass sich mitten in der Schneise befand, die sich gebildet hatte, um dem Reiter Platz zu machen. Vile konnte erkennen, dass sie verwirrt war. Noch eben hatte jemand geredet und urplötzlich waren alle rund um sie herum verschwunden. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und starrte das riesige Vieh an. Sie hatte immer erzählt, wie toll und prächtig sie diese Tiere fand, aber jetzt sah Vile, dass sie sich bereits in die Hose gemacht hatte und wie sie vor Angst festgewurzelt stehen blieb. Starr blickte sie das Komodo-Rhino an und in ihrem Blick lag nun keine Verehrung mehr für dieses Tier. Nur noch mehr Furcht. Vile rannte so schnell er konnte und hechtete im letzten Moment vor dem Rhino vorbei, riss das Mädchen mit sich und überschlug sich ein paar mal. Das Mädchen schluchzte, als sich Vile aufsetzte und sie fragte, ob es ihr gut ginge. Verletzt war sie nicht, zumindestens nicht körperlich, aber sie hatte einen Schock. Die leichte Bräune in ihrem Gesicht war einer Blässe gewichen, die alles andere als gesund war. Aufgeregt kam die Mutter des Mädchens herbei, riss sie Vile aus den Armen und bedankte sich herzlichst bei ihm. Dann war ihre Aufmerksamkeit schon voll und ganz bei ihrer Tochter, die jetzt erst anfing zu realisieren, was ihr da wohl blühte und fing an zu weinen.
„Hey!“ Vile schrie den Komodo-Rhino Reiter an und wollte ihn schon herunterziehen, als dieser von selbst herabrutschte.
„Keine Zeit.“ Sagte dieser und wollte verschwinden, als ein Schrei durch die Menge ging.
„Der rote Geist soll dich holen!“
Viel hatte die Stimme erkannt, die diese Verwünschung ausgesprochen hatte. Die Mutter des kleinen Mädchen. Der Reiter zuckte zusammen. Erst jetzt konnte Vile erkennen, dass er kaum dem Kindesalter entwachsen war. Ein Teil der Menge stimmte murmelnd zu, während ein anderer sie verwünschte.
Vile ging auf den Reiter zu und packte ihn. „Was fällt dir ein, hier einfach so wild durchzureiten?“
„Ich … Ich … Ich habe eine wichtige Nachricht!“
„Ja und? Das rechtfertigt doch nicht hier einfach so wie ein wilder durchzureiten! Du hättest beinahe ein kleines Mädchen mit deinem Komodo-Rhino zertrampelt!“
„Dann sollte sie gefälligst besser aufpassen!“
Vile war über diese Aussage des Reiters entsetzt. Dieser riss sich los und verschwand in der Menge. Der restliche Tag gestaltete sich nicht mehr so feierlich.

Die Sonne war untergegangen und der Himmel war so klar, dass man jeden einzelnen Stern in seiner vollen Pracht am Firmament sehen konnte. Vile bog um eine Ecke ging noch ein paar wenige Schritte, bis er vor dem Haus stand, zu dem er wollte. Er klopfte. Nach ein paar Sekunden des Wartens öffnete sich die metallene Tür und Vile sag das Gesicht eines kleinen Jungen herauslugen.
„Hallo, ist deine …?“
BUM. Der kleine Bub hatte ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Also so was. Da öffnete sie sich auch schon wieder und das kleine Mädchen von heute Vormittag und ihre Mutter standen da.
„Entschuldigen Sie bitte.“ Sagte die Frau und bat Vile herein.
„Kein Problem.“ Entgegnete er und kam der Bitte gerne nach.
Es war kein langer Besuch. Vile erkundigte sich nur nach dem Zustand des Mädchens und es freute ihn, dass sie wohlauf war. Nach einer Tasse Tee und einem kleinen belanglosem Tratsch ging Vile wieder. Doch kaum, dass er auf seinem Rückweg um eine Ecke gebogen war, hörte er die Frau schreien. Schnellen Schrittes machte er wieder kehrt und sah, als er nochmals um die Ecke bog, dass mehrere Soldaten die Frau etwas grob anpackten.
Als er in Hörreichweite kam, hörte er nur noch mehr: „… doch keine Schwierigkeiten.“
„Was geht hier vor?“ Fragte Vile mit fester und Befehls gewohnter Stimme.
Die Soldaten drehten sich zu ihm, ließen die Frau aber nicht los. Aber in ihren Augen war Respekt zu sehen, ihre Körpersprache hingegen schien mehr in Richtung Angst zu gehen. Beides konnte Vile zu Vorteil gereichen.
„Nichts, Henker Vile.“
„Sieht mir aber nicht so aus. Wenn das hier aber wirklich ‚nichts’ sein sollte, dann könnt ihr ja die Frau wieder loslassen.“
Der Wortführer biss sich auf die Lippen und man sah, wie seine Backenknochen hervortraten, als er anfing mit den Kiefern auf seinen Zähnen zu mahlen.
„Der Kommandeur der örtlichen Sicherheit möchte mit der Dame wegen des heuten Vorfalls während Ihrer Belobigung sprechen.“
Vile wusste ganz genau, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Dazu musste er keinen der Soldaten ansehen. Die Soldaten hatten wahrscheinlich den Auftrag bekommen die Frau zu einem Verhör abzuholen. Obwohl der rote Geist nur eine Legende war, die man benutzte um die Bevölkerung Gehorsam einzutrichtern, so sah man es dennoch nicht gerne, wenn jemand den roten Geist als Fluch oder Sprichwort benutzte. Denn so verlor die Legende er schnell an Wirkung, wenn sie erstmal in den Sprachgebrauch Einzug gefunden hatte. Vile konnte allerdings nicht direkt heraus sagen, dass er den Soldaten nicht glaubte und so sah er ihnen zu, wie sie die Frau mehr oder weniger höflich abführten.
„Bleibt im Haus.“ Sagte die Mutter noch zu ihren beiden Kindern. Doch diese wollten hinter ihr herlaufen.
„Ihr habt gehört, was eure Mutter gesagt hat.“ Vile hatte urplötzlich so eine sanfte Stimme, dass man ihr nicht anmuten konnte, die eines Henkers zu sein.
Und obwohl Vile damit gerechnet hatte, dass die Kinder ihm Schwierigkeiten machen würde, war er umso überraschter, dass sie ihm gehorchten. Vor allem das kleine Mädchen war tapfer und zeigte sich sehr erwachsen. Sie führte ihn in das Haus hinein und auf Weisung von Vile verriegelte sie die Türe hinter sich. Dann lief er los, sprang über Kisten und lose Gegenstände auf die Dächer und entledigte sich dann seiner oberflächlichen Kleidung.

„Der rote Geist!“ Der Schrei entfuhr einem der Soldaten, der sich unbehaglich umgesehen hatte.
Wahrscheinlich gefiel es ihm überhaupt nicht diese Frau zu seinem Kommandanten zu bringen. Vielleicht wusste er, dass er Unrecht tat. Aber Befehle waren nun mal Befehle. Auch wenn sie einem nicht passten, man musste sie ausführen. Nein, überlegte der rote Geist, man musste sie nicht ausführen. Man konnte sich auch widersetzen. Was natürlich Konsequenzen hatte, aber man hatte dann wenigstens ein reines Gewissen, was die eigenen Handlungen anbelangte. Der rote Geist hatte kein reines Gewissen und deswegen gab es ihn auch. Er entstand durch ein unreines Gewissen.
Mit einem Krachen durchschlug der rote Geist den Wagen der Soldaten und hatte so bereits einen der Soldaten durch einen Genickbruch getötet. Blieben noch zwei. Der Soldat, dem unbehaglich war, kümmerte sich um das aufgescheuchte Komodo-Rhino und versuchte es zu beruhigen, bevor es durchging und erhebliche Schäden anrichten konnte. So konnte sich der rote Geist voll auf seinen Gegner konzentrieren, der der einzige Feuerbändiger des Trupps war. Zumindestens war das die Standardtaktik. Ein Bändiger. Zwei Waffenspezialisten.
Der Feuerbändiger ballte seine Fäuste und ließ sie hervorschießen. Feuerbälle sprangen dem roten Geist entgegen, die er locker abwehren konnte und im Gegenzug ließ er Dolche aus Feuer auf seinen Gegner zurasen. Dieser war überrascht, dass sein Gegner solche Kontrolle über das Feuer hatte, um so detailreich zu arbeiten. Genau diese Überraschung trug dazu bei, dass er zu langsam war und nicht schnell genug ausweichen konnte. Er war zwar nicht verletzt, aber seine Rüstung glühte an den Einschlagstellen auf und die Schürze um seinen Bauch fing Feuer. Der Soldat löscht das Feuer mit Bändigen, doch das gab dem roten Geist genügend Zeit Schwung zu holen und seinen Gegner mit einem Handkantenschlag die Nase ins Gehirn zu rammen. Den dritten Soldaten wollte er eigentlich am Leben lassen, aber als ihm die Maske, durch den nach hinten überkippenden toten Feuerbändiger, der durch sein Bändigen noch einiges an Schwung hatte, heruntergerissen wurde, war dem roten Geist klar, dass er auch ihn töten musste.
Mit aufgerissenen Augen starrte der Soldat den demaskierten roten Geist an. „Der Henker Vile!“
„Eigentlich wollte ich dich am Leben lassen, aber jetzt muss ich dich leider töten.“
„Ich werde nichts sagen! Ich schwöre.“
Vile, alias der rote Geist, glaubte ihm, aber er konnte das Risiko einfach nicht eingehen. Der Soldat schien das zu ahnen und zog sein Schwert. Während er dies tat hatte Vile genügend Zeit die Maske aufzuheben und sich wieder in den roten Geist zu verwandeln, indem er sie aufsetzte. Das Schwert brauste herab und der rote Geist wich geschickt aus. Er berührte es und ließ es durch bändigen weiß-glühend werden. Mit einem Schmerzensschrei zog der Soldat seine verbrannte Hand zurück. Er hielt sie und das gab dem roten Geist genügend Zeit das Schwert direkt in das Herz des Soldaten zu stoßen.

Als er sich umdrehte sah der rote Geist, dass die Frau reglos unter den Trümmern des zerstörten Wagens lag. Habe ich wieder eine Unschuldige getötet? Fragte sich der rote Geist. Aber ein Stöhnen von der Frau ließ ihn aufatmen. Er befreite sie von den Trümmern, hob sie hoch und nahm sie in seine Arme. Über die Dächer machte er sich zurück zum Haus der Frau. Dort angekommen merkte er, dass sie bereits voll bei Bewusstsein war. Sie hatte ihn erkannt, aber sie schrie nicht. Sie wusste, dass er sie gerettet hatte. Und sie wusste auch, was bald geschehen würde.
„Pack deine Sache und die deiner Kinder. Nur so viel wie nötig. Ich werde euch aus der Stadt bringen.“ Sagte der rote Geist und so geschah es dann auch.

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Secret Character: Nekoshen

Chapter Zero <0> Traveling & Trading

Der Sand knirschte unter den Schritten von Nekoshen, als sie am nordwestlichen Strand des Meeres des Erdkönigreiches entlangging. Sie hatte einen kleinen Hafen vor einem Tag erreicht und wollte hier ihrem neuen Geschäft als reisende Händlerin nachgehen. Derzeit war es Nacht und ein schneeweißer Vollmond stand riesengroß am sternenklaren Himmel.
Wie romantisch.
Doch etwas störte diese vollkommene Schönheit und die angenehme Ruhe des rauschenden Meeres und der Brandung. Nekoshen traute ihren Ohren. Hörte sie jetzt da wirklich ein Baby schreien? Sie lauschte angestrengt. Ja, tatsächlich, da schrie ein Baby. Sie hielt ihren Händlerwagen an, der von einem Warzenross gezogen wurde und betätschelte das Tier. Es sollte hier warten. Nekoshen ging vorsichtig in die Richtung, aus der sie das Baby schreien gehört hatte. Nicht, dass sie bei diesem hellen Vollmond nichts erkennen konnte, sondern weil sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Sie umrandete einen mannshohen Felsblock und lugte dort um die Kante. Sie sah einen Mann und eine Frau, dass sich mit dem Baby beschäftigten.
Ach, nur eine Familie.
Doch da griff der Mann das Baby, schüttelte es und fuhr die Frau an.
„Bring das verdammte Ding endlich zum schweigen. Es geht mir auf den Geist!“
„Ich tu ja was ich kann, aber ich kenn mich mit so was nicht aus.“
„Ich hoffe, dass die Eltern diesen Schreihals wieder zurück möchten und uns das Lösegeld zahlen. Und nicht froh sind, dass sie diesen Quälgeist endlich los sind.“
So leicht kann man sich täuschen.
Nekoshen versteckte sich wieder hinter dem Felsen und öffnete ihren Trinkbeutel mit Wasser. Durch Bändigen kam es langsam heraus und bildete eine große Kugel in ihrer rechten Hand. Den Beutel ließ sie liegen und lugte wieder um die Kante. Das Pärchen holte einen großen Sack hervor und stülpten ihn über das Baby.
Das reicht!
Nekoshen sprang hervor, ließ aus der Wasserkugel eine Peitsche werden, die die Frau direkt im Gesicht traf. Sie viel sofort reglos in sich zusammen. Der Mann sah erschrocken auf, hatte wohl nicht damit gerechnet hier überrascht zu werden und brauchte ein paar Augenblicke um zu reagieren. Er wollte gerade ein Messer aus seinem Hüftgürtel ziehen, als Nekoshen ihm auch schon den Kopf mit Wasser umgab. Der Entführer ließ sofort das Messer fallen und versuchte die Wasserkugel von sich zu krallen. Er bekam keine Luft mehr. Immer und immer wieder schlug er um sich, griff an seinen Hals und brach dann bewusstlos, wegen Luftmangels, zusammen. Nekoshen eilte zum Baby, dass fürchterlich schrie, holte es aus dem Sack und nahm es in ihre Arme. Es hörte sofort auf zu schreien.
„Du armes du.“
Mit ihren heilenden Kräften untersuchte sie das Baby, fand aber zum Glück nur oberflächliche Verletzungen, wie Striemen oder blaue Flecken. Diese waren leicht zu heilen.
Nekoshen nahm den Sack, zerriss ihn und wickelte das Baby in ihn ein, damit es schön warm blieb. Sie ging zum Wagen, nahm nebenbei ihren Wasserbeutel wieder auf und ließ ihr Bändigerwasser zurückfließen. Sie legte das Baby auf den Fahrersitz. Das Warzenross schnupperte an ihm.
„Nein, das ist nichts zu Essen.“
Ein paar Stricke nehmend, ging Nekoshen wieder zum Pärchen zurück, dass immer noch Bewusstlos am Strand lag und verschnürte beide. Sie musste sich schon ein wenig anstrengen, um beide auf ihren Karren zu bekommen. Besonders bei dem Mann. Der hatte ein paar Pfund zuviel. Dann stieg sie selber auf den Karren, nahm das Baby in ihren Schoß und peitschte einmal in die Luft, damit sich das Warzenross in Bewegung setzte. Den Strand, Mond und das Meer zu ihrer Rechten folgten sie dem Weg und Nekoshen hoffte bald auf ein Dorf zu treffen, wo sie sich über ein verschwundenes Baby erkundigen konnte.

Es war früher Morgen, als Nekoshen im nächsten Dorf ankam, aber die Hektik, die hier bereits zu Tage gelegt wurde, ließ ihr bewusst werden, dass sie hier richtig sein musste. Langsam passierten sie den Dorfeingang und blieben mitten im Zentrum stehen. Ein junges Pärchen weinten und wurden von zwei älteren Paaren getröstet, während alle anderen Dorfbewohner wild durcheinander wuselten.
„Mein Baby.“ Heulte die Frau.
„Durchsucht das ganze Dorf! Vergesst nicht auf Dachböden und in die Keller zu schauen! Du und du! Ja, ihr beide! Runter zum Meer und sucht den Strand ab!“ Kamen von irgendwoher die Kommandos.
Nekoshen stieg von ihrem Wagen, als das Warzenross sich hinsetzte und zu dösen begann. Sie nahm das Baby in ihren Arm und trat ein paar Schritte auf das vollkommen aufgelöste Pärchen zu.
„Vermisst hier jemand ein Baby?“
Sofort hielt das Gewusel in sich und Stille senkte sich über das Dorf. Nur noch mehr das Rauschen des Meeres war zu hören und die Möwenkrähen, wie sie ihre Bahnen hoch über ihnen zogen.
„Mein Baby!“ Kreischte die Frau auf einmal los.
Sie rannte auf Nekoshen zu, riss ihr förmlich das Baby aus den Armen und hütete es wie ihren Augapfel.
„Sie hat das Baby entführt und wollte es verkaufen!“ Wurde eine Stimme laut und andere Stimmten ihr ein.
Nekoshens Bauch zog sich bei dieser Anschuldigung zusammen. Die Dorfbewohner kamen auf sie zu und Nekoshen sah sich gezwungen das Wasser eines nahen Brunnens zu bändigen, um sich die Dorfbewohner vom Leib zu halten. Währenddessen gähnte das Warzenross nur.
„Na Na Na!“ Machte Nekoshen und unterstrich dies mit einer Geste ihrer Hand. „Ich hab hier was für euch.“
Nekoshen riss die Plane ihres Wagens weg und zwei verschnürte Gestalten fielen auf den Boden. Wie Fische auf dem Trockenen wanden sie sich.
„MPF! MMMMPF!“
„Soviel ich mitbekommen habe, wollten sie Lösegeld für das Baby haben.“
Der Vater des Babys trat vor und schlug mit dem Fuß so fest er nur konnte in die Magengegend des Mannes. Dieser krümmte sich vor Schmerzen.
„Da hätten sie nichts bekommen, denn unser ganzes Geld haben wir für unser Kind ausgegeben.“
Die Mutter spuckte in das Gesicht der Frau und wandte sich dann an Nekoshen.
„Bitte verzeihen Sie uns. Was können wir für Sie tun?“
„Ich bin Händlerin. Ich möchte hier nur schauen, ob ich interessante Sachen kaufen und verkaufen kann.“
„Da wir kaum noch Geld haben, können wir ihnen leider nichts anbieten.“ Sagte der Mann.
„Vielleicht doch.“ Sagte die Frau. „Vor ein paar Tagen hatten wir eine Hammerkopfspinnen-Plage. Von diesen Tieren haben wir viele in unseren Kühlhäusern.“
Nekoshen verzog angewidert das Gesicht.
„Auf den ersten Blick mag es vielleicht widerlich erscheinen, aber es ist nur eine Sache des Kopfes. Das Fleisch schmeckt wie das von Rindergeflügel.“
Nekoshen zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Rindergeflügel? Naja ... probieren kann ich’s ja mal.“
Eine etwas ältere Dame kam auf Nekoshen zu. „Haben Sie vielleicht Stoffe für Kleider?“
„Aber ja, natürlich.“
Eine jüngere Frau fragte nach Schmuck. Nekoshen hatte auch diesen auf ihrem Wagen. Und so begann der Handel.

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Secret Character: Chinara / Serace

Chapter Zero <0> Assassins Creed

„So endet es also.“
Zwei vermummte Gestalten standen sich gegenüber. Ihre Gesichter konnte man durch die tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen nicht erkennen. Ihre Roben waren tiefschwarz und nur an ihrer Hüfte war eine dunkle blutrote Schärpe befestigt, die das stilisierte Zeichen der Feuernation zeigte, wie es von einem Dolch durchstochen wurde.
„Du hast es dir selber zuzuschreiben.“ Die Stimme war gedämpft. Unkenntlich gemacht.
„Wirklich? Nunja, vielleicht.“
„Es ist so.“
Die gleichen Gestalten bewegten sich in dem kleinen dunklen Raum an den Wänden entlang, der nur von einer Kerze erhellt wurde, die auf einem Tisch in der Mitte des Raumes stand. Gefasst darauf, dass die jeweils andere Gestalt zuerst angriff.
„Wir sollten über unseren Horizont hinausschauen.“
„Wir sind Assassinen. Wissen ermöglicht es uns unsere Aufträge zu erfüllen. Doch zuviel Wissen macht uns selber zu Zielen.“
„Oder Opfern.“
„Du bist kein Opfer. Du hast absichtlich einen Auftrag nicht ausgeführt.“
„Es war falsch.“
„Wir sind grau. Weder schwarz noch weiß. Was richtig oder falsch ist, das hat uns nicht zu interessieren. Das einzig Wichtige ist, dass wir den Auftrag erfolgreich ausführen und unerkannt bleiben. Oder sterben.“
„Du solltest mal über deinen Horizont blicken.“
„Man kann nicht über den Horizont sehen.“
„Er war ein einfacher Händler. Er hatte Frau und Kinder. Nie hatte er was unrechtes getan. Ein anderer Händler hatte ihn reingelegt. Er kannte ihn nichtmal.“
„Deine Erklärungen kannst du dir sparen. Sterben wirst du so oder so.“
„Weil ich das Kredo der Assassinen nicht befolgt habe?!“
„Ja.“
„Dann nur zu.“
Beide hechteten aufeinander zu, klirren von Metall auf Metall ertönte, dann das Zerfetzen von Kleidung und dann Stille. Beide Gestallten standen noch aufrecht. Wandten sich aber den Rücken zu. Dann viel eine um. Tot. Die andere verschmolz mit den Schatten, verschwand.

„Serace.“
Sie wandte sich um und blickte einer vermummten Gestalt ins Gesicht.
„War es schwer ihn zu beseitigen?“
„Nein.“
„Hast du irgendwelche Fragen, bezüglich...?“
„Nein.“
„Also gut.“
„Ich wurde bestimmt nicht hierher zitiert, um über so etwas zu reden.“
„Wie immer direkt.“
Papier raschelte und Feuer knisterte aus einem offenen Ofen hinter der vermummten Gestalt, die hinter einem Schreibtisch stand.
„Du bekommst einen neuen Auftrag.“
„Ich soll die Aufgabe zu Ende bringen?“
„Nein. Das du ihn getötet hast reicht vollkommen. Weiter sollst du nicht mit ihm behelligt werden. Jemand anderes wird sich um die erfolgreiche Vollendung des Auftrags kümmern.“
„Mein neuer Auftrag.“
„Du vergeudest keine Zeit und keine Gedanken, was?“
„Nein.“
„Nun gut ...“

Chinara schritt den Marktplatz entlang. Es war sommerlich warm bei ungefähr fünfundzwanzig Grad und einige wenige weiße Wolken zogen langsam unter dem blauen Himmel hinweg. Der Marktplatz war nicht groß. Vielleicht fünfzig Meter breit und hundert Meter lang. Hier und da standen primitive Stände, die Geflügel, Fische, sowie Obst und Gemüse anboten. Der Marktplatz war umsäumt mit weiteren Geschäften. Einige boten Geschirr an, andere Schmuck, wieder andere Waffen. Was man hier nicht fand, das konnte man nirgends kaufen. Zumindestens nicht offiziell und auch nicht auf legalem Wege.
Aber Chinara war sowieso nicht hergekommen, um sich illegalen Geschäften hinzugeben. Sie war hier um zu bummeln. Zu schauen, ob es etwas gab, was sie brauchen konnte. Sie blieb an einem Stand stehen, der einem etwas älteren Mann aus dem Erdkönigreich gehörte. Warum man ihn hier verkaufen ließ und nicht gleich verhaftete, ihn in den Kerker warf und dort verrotten ließ, war für Chinara nicht von Interesse. Wahrscheinlich war der Mann bereits seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten immer wieder in der Feuernation unterwegs und dadurch ein alter Bekannter. Vielleicht war er aber auch ein Spion, der für die Feuernation arbeitete und so seine Informationen weitergab. Chinara hörte mit diesen Überlegungen auf. Sie waren sowieso sinnlos.
„Die Kohlköpfe scheinen von außerordentlich guter Qualität zu sein.“
„Ja. Ja.“ Nickte der Mann heftig als Bestätigung. „Ganz frisch aus dem Erdkönigreich.“
Chinara wog einen Kohlkopf sorgfältig in beiden Händen und betrachtete ihn von allen Seiten.
„Den nehme ich.“ Sagte sie dann schlicht. „Packen Sie ihn mir ein.“
„Natürlich. Wie Sie wünschen.“
Flott, aber sauber arbeitete der fahrende Händler aus dem Erdkönigreich. Keine halbe Minute später hatte sie einen säuberlich eingepackten Kohlkopf in ihrer Tasche.
„Ich hoffe Sie beehren mich bald wieder.“ Sagte der Mann ihr freundlich hinterher.
Chinara winkte, ohne sich umzudrehen. Sie ging einige Meter weiter, als sich plötzlich eine Explosion ereignete. Auf der anderen Seite des Marktplatzes brannte ein Geschäft. Man konnte nicht mehr erkennen wem es gehörte oder was es angeboten hatte. Es dauerte eine Weile, bis Löschtrupps und Feuerbändiger an Ort und Stelle waren, um den Brand zu löschen. Doch jede Hilfe kam bereits zu spät. Der Händler, dessen Frau und seine beiden Kinder waren bei der Explosion und in den Flammen umgekommen. Die Masse, die sich als Gaffer um die Stelle des Geschehens scharte, wurde dann schnell von Soldaten auseinander getrieben.
Es dämmerte bereits und Chinara glaubte eine schwarz vermummte Gestalt in eine Seitengasse huschen zu sehen. Wahrscheinlich war es nur eine Rauchschwade, die verweht wurde.
Chinara ging weiter. Sie schaute sich um und ehe sie sich versah, hatte sie den Markt bereits verlassen und war in das Viertel der reichen Großhändler geschlendert. Sie blieb vor einem großen Prunkbau stehen. Weißer Marmor und edles Holz wechselten sich mit glänzendem Metall ab. Doch das weiß des Marmors, der Schein des Holzes und der Glanz des Metalls wurden abgemattet von mehreren rußig rauchenden Schornsteinen.
„Protzig.“ Lächelte Chinara.

Serace erfüllte ihre Aufgaben grundlegend nur im Schutze der Dunkelheit. Man konnte sich leichter verstecken. Es waren weniger Leute unterwegs. Aber es gab auch Assassinen, die den Tag für Attentate bevorzugten. Nun, jedem das seine.
Sie trat aus einer unbeleuchteten Gasse auf eine nur matt beschienene Nebenstraße. Vor ihr ragte das Zielgebäude auf. Eine große Villa, beinahe ein Palast. Ein Prunkbau, den sich nur ein reicher Großhändler leisten konnte. Oder ein sehr erfolgreicher Untergrundhändler. Vielleicht hatte ihr Opfer bei beiden die Finger drin und war jemanden auf den Fuß getreten. Egal. Sie hatte bereits die Bezahlung bekommen und handelte nun entsprechend ihrem Auftrag: Eliminierung.
Das Gelände war mit Wachhunden und Söldner abgesichert. Kein großes Problem. Unsinniger Weise war der Garten mit Kirschbäumen zugepflastert worden. Am Tag mochte es im Sommer sehr angenehm sein unter einen dieser Bäume zu liegen. Im Frühling mochten die Kirschblüten sehr romantisch aussehen. Aber nun, waren sie für Serace eine willkommene Hilfe um so in die Villa zu gelangen, ohne auch nur einen Fuß auf den Boden setzen zu müssen.
In der Villa selbst war es genauso ruhig, wie draußen im Garten. Alle Bediensteten schienen in ihren Kammern zu sein und zu schlafen. Einmal glaubte sie das Liebesspiel eines Pärchens zu hören. Aber das blendete sie sofort wieder aus. Es war nicht wichtig. Sie schlich weiter. Es gab hier und da eine brennende Glühbirne, aber im großen und ganzen lag die Villa im Dunkeln. Einmal kam sie auf den Gedanken, dass dies eine Falle sein könnte, aber wenn dem so wäre, hätte sie es längst gemerkt. Dennoch ... sie blieb wachsam. Fehler und Unachtsamkeiten konnten den Fehlschlag des Auftrages und den eigenen Tod bedeuten. Serace gelangte im Haupttrakt an und spähte vorsichtig in jedes der Zimmer. In einem fand sie ihr Opfer. Es war die Großhändlerin und sie aß gerade einen Kohlkopf.

Der Kamin flackerte auf und die Großhändlerin sah auf. Vor ihr stand eine in einem schwarzen Gewand verhüllte Gestalt. Sie konnte nicht sagen, ob es sich bei der Gestalt um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Robe verbarg geschickt jede verräterische Kontur. Ebenso konnte sie nicht sagen, ob die Gestalt bewaffnet war. Sie legte das Messer beiseite, das sie in der Hand hielt, rückte ihren Stuhl nach hinten –näher an den Kamin- und schlug ihre Beine übereinander. Sie hatte das Muster der Hüftschärpe erkannt.
„Ein Assassine.“
Die Gestalt bewegte sich nicht. Die Händlerin sah zum Kopf empor, der von einer Kapuze umgeben war. Sie konnte das Gesicht nicht erkennen. Sie sah nur absolute Schwärze. Je länger sie dahin starrte, wo das Gesicht sein sollte, desto mulmiger wurde ihr. Sie hatte das Gefühl, dass die Schwärze sie verschlingen wollte. Sie dachte daran, dass das ein einfacher Effekt war, den man erzielte, wenn man sein Gesicht schwarz anmalte. Aber so einfach und durchschaubar der Trick auch sein mochte. Er war effektiv. Verdammt effektiv.

Serace beobachtete, wie die Großhändlerin aufstand und sich dem Kamin zuwandte.
„Wisst Ihr, man kann das Feuer einfärben.“
Die Händlerin nahm etwas Holzkohlespäne aus einem von sechs Behältern und warf sie in das offene Kaminfeuer. Es knisterte und die Flammen verfärbten sich sofort blau.
Serace wusste, dass sie jetzt keine Zeit mehr verlieren durfte. Während die Händlerin zum Messer stürzte, verschmolz Serace mit den Schatten.
„Es ist zu spät.“ Sagte die Händlerin. „Die Wachen sind bereits alarmiert.“
Die Flammen im Kamin erloschen und Finsternis erfüllte den Raum. Nur etwas Licht von einer Straßenlampe fiel von draußen durch ein Fenster herein.
„Ein Assassine mit der Fähigkeit Feuer zu bändigen. Sehr hilfreich.“
Die Händlerin spürte einen Luftzug hinter sich und drehte sich um. Noch im drehen spürte sie, wie etwas ihren Hals berührte. Dann merkte sie nur noch mehr, wie sie zusammenbrach. Etwas warmes feuchtes rann ihr den Hals und den Körper hinab. Es war klebrig. Ihr Blut? Man hatte ihr die Kehle aufgeschnitten! Sie konnte nicht schreien! Sie lag im sterben. Verblutete.
Serace stach ein zweites mal zu. Direkt zwischen die dritte und vierte Rippe. Da wo das Herz war. Der Auftrag war erfüllt. Nun musste sie fliehen.

Einfacher gesagt als getan. In den Gängen hatten sich bereits einige Wachen eingefunden, die Serace sofort bei Sichtkontakt angriffen. Sie hielt sich nicht lange mit ihnen auf. Eine kurze Feuerwand und schon hechtete sie aus einem geschlossenem Fenster. Das Glas zersprang und fiel nach unten, während Serace sich an einem Seil nach oben, auf das Dach, zog. Einige der Wächter folgten ihr. Andere waren bereits oben. Hatten vielleicht schon hier gewartet oder Wache geschoben. Sie sah sich nach allen Seiten um. Sie hätte sich dem Kampf stellen können. Sie hätte ihn sicherlich auch gewonnen, doch es hätte zuviel Aufmerksamkeit erregt. Und das bedeutete wiederum, dass sie mehr Ärger bekommen würde. Es lohnte sich also nicht zu kämpfen, also sah sie sich nach einem anderen Fluchtweg um. Sie fand ihn auch prompt an der Rückseite der Villa. Ein Fluss. Am Horizont, der bereits leicht heller wurde, erkannte Serace, dass er in einen großen See mündete. Also musste der Fluss bereits einiges an Tiefe haben. Sie sprang.

Serace tauchte aus dem Wasser auf. Ihre Kleidung war vollkommen durchtränkt und ihre ganze Schminke war weg. Den schwarzen Umhang der Assassinen warf sie ins Wasser zurück und holte sich aus einem nahe gelegenen Versteck neue zivile Kleidung. Serace verwandelte sich wieder in Chinara.

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Secret Character: Nekoshen / X-CaliBour

Chapter Zero <0> It feels like love

Krächz. Krächz. Krächz. KNACK. KRACH!
Nekoshen fluchte wie wild, als das linke Rad ihres Wagens brach und dann unter ihrem Hintern wegkippte.
„Verflucht!“
Das Warzenross tappte noch ein paar Schritte weiter und blieb dann verwundert stehen. Wohl, weil es jetzt kein Gewicht mehr zu schleppen hatten. Es röhrte kurz, tapste dann zum Wegrand und begann in aller Seeleruhe Gras zu fressen, als wäre nichts passiert.

X-Calibour war gerade auf dem Weg von seiner Arbeit und einem sehr nervigen Kunden nach Hause, als er am Straßenrand eine hilfsbedürftige Frau sah, die sich mit ihrem Karren abmühte.
„Entschuldigung.“ Fragte X-Calibour in einer freundlichen Art, die man nicht bei einem hart arbeitendem Schmid vermutet hätte. „Kann ich Ihnen helfen?“

Nekoshen drehte sich um, als sie in ihrem Rücken eine angenehme männliche Stimme hörte. Sie strich sich durch ihr Haar und Blickte bezaubernd in die Augen des Mannes, der gerade die Straße entlang gekommen war. Ohne zu zögern ergriff sie die Gelegenheit.
„Ja, das können Sie in der Tat. Bei meinem Wagen ist ein Rad gebrochen.“

X-Calibour fand es regelnrecht amüsant, wie sich die Frau abmühte ihn zu bezaubern. Eigentlich war das garnicht von Nöten, da er ihr so oder so geholfen hätte.
„Das ist kein großes Problem. Ich kenne da jemanden, der das in ein oder zwei Tagen repariert haben dürfte.“

„Oh, da bin ich aber froh.“
Nekoshen schenkte X-Calibour ein aufrichtiges Lächeln.
„Hast du das gehört Schnucke? Heute Nacht übernachten wir wieder im Freien.“
Das Warzenross grunzte nur.

Schnucke? Das Warzenross heißt Schnucke?!
X-Calibour schüttelte den Kopf um den Namen aus seinen Gedanken zu vertreiben und gab sich ganz als Kavalier.
„Aber nicht doch. Wenn ihr eine Unterkunft sucht, dann könnt Ihr diese Nacht gerne bei mir verbringen.“

Das werde ich. Ganz sicher.
„Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihre Gastfreundschaft. Ich hoffe, ich kann mich erkenntlich zeigen.“
Nekoshen folgte dem Mann, der sich noch nicht vorgestellt hatte und lächelte vor sich hin, als ihre Augen über seinen muskulösen Körper glitten. Vor allem sein knackiger Hintern war sehr schön anzusehen.

X-Calibour drehte sich um und merkte, dass die Frau zusammenzuckte.
„Mein Name ist im übrigen X-Calibour. Möchten Sie ihr ... Tier hier lassen?“

Nekoshen wurde rot, als sie sich ertappt fühlte, den Mann namens X-Calibour so ungeniert angestarrt zu haben.
„Äh, ja. Mein Warzenross wird auf den Wagen aufpassen. Ich heiße im übrigen Nekoshen.“

Im Hause X-Calibour angekommen warteten auch bereits ein Junge und ein Mädchen vor den Türen.
„Willkommen zurück Meister.“ Sagte der Junge.
„Danke.“ Erwiderte X-Calibour und wandte sich dem Mädchen zu. „Heiz die Quelle an und bereite das Gästezimmer vor. Diese Dame hier wird heute und vielleicht auch morgen hier übernachten. Sie hatte eine Panne mit ihrem Karren.“
„Ja, Herr.“ Schuldpflichtig rannte das Mädchen davon, um die ihr übertragene Aufgabe zu erfüllen.
Nekoshen trat ein und zog sich ihre Schuhe aus. Ihr Reisemantel wurde von dem Jungen entgegen genommen, den sie ungefähr auf 14 schätze. Das davoneilende Mädchen sah auf den ersten Blick wie 16 aus.
„Verzeiht bitte die persönliche Frage, aber sind das Ihre Kinder?“
Hoffentlich nicht!
„Nein. Es sind Kinder eines Freundes. Er ist in den Krieg gegen die Feuernation gezogen und solange er nicht da ist, kümmere ich mich um die beiden.“
„Wenn ich zu neugierig bin, dann vergebt mir. Was ist mit deren Mutter?“
„Aber nicht doch. Sie arbeitet hart um sich selber und die Kinder durchzubringen. Ich greife ihnen unter die Arme, dafür hilft der Junge bei mir in der Schmiede aus und das Mädchen macht mir den Haushalt. Abends gehen sie dann nach Hause, um ihrer Mutter zu helfen.“
„Sie sind ja ein richtiger Wohltäter.“ Meinte Nekoshen.
„Ach was.“ Wies X-Calibour ab. „Ich bin einfach nur hilfsbereit, das ist alles.“

Eine Stunde verging, in der Nekoshen eine extra für sie zubereitete Mahlzeit zu sich nahm und dann in die vorgeheizte Quelle stieg.
Währenddessen reparierte X-Calibour ein Teil des Daches, das beim letzten Gewitter undicht geworden war. Zumindestens versuchte er es. Das Dach war locker und immer wieder rutschte er ab. So kam es, wie es kommen musste. X-Calibour war gerade damit fertig geworden die letzte Dachplatte zu befestigen, als er beim Abstieg falsch auftrat und das Gleichgewicht verlor. Er kugelte das Dach hinunter und landete in der Quelle.
PLATSCH!
Dunst stieg auf und zwei errötete Gesichter sahen sich gegenseitig an.
„Ich ... also, ja ... äh ...“ Stammelte X-Calibour.
„Was denn?“ Neckte Nekoshen. „So ein gestandener Mann ist schüchtern?“

„Was machen die beiden denn da?“
„Scht! Sonst hören sie uns noch!“
„Aber ...“
„Sie vereinigen sich.“
„Vereinigen?“
„Naja, also ...“
Und das Mädchen zerrte ihren Bruder mit sich, um es ihm zu zeigen.

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Secret Character: Dai Li

Chapter Zero <0> Two Worlds

Es war düster und kalt in den grauen Gängen des Außenpostens der Feuernation. An den Wänden hingen alle fünf Meter Fackeln, aber diese konnten die Finsternis nicht vertreiben. Irgendwie schien sie nach dem Herzen eines jeden greifen zu wollen. Dai Li fröstelte ein wenig. Er hatte das Gefühl, dass ihm seine ganze Wärme aus dem Körper gesaugt werden würde. Obwohl Dai Li dem Dai Li angehörte und somit Erdbändiger war, so musste er doch den Befehlen der Feuernation gehorchen. Nicht, dass ihm das Probleme bereitete, aber er war nun mal dem Erdkönigreich verbunden.
Der Gang windete sich ein paar mal, bevor er an seinem Bestimmungsort angekommen war. Dem Audienzsaal des herrschenden Feuer-Gouverneurs.

„Ah, Dai Li.“
Dai Li wusste nicht, ob er seinen Namen genannt hatte oder ob er die Organisation meinte, für die er arbeitete. Aber die Verachtung war in seiner Stimme zu hören.
„Gouverneur.“ Dai Li nickte und verbeugte sich standesgemäß. „Was wünscht ihr?“
„In East-Citiy ist ein Aufstand ausgebrochen. Ich möchte, dass sie ihn niederschlagen.“
Dai Li schluckte.
Der Gouverneur bemerkte sein zögern. „Soldat. Haben Sie mich verstanden?“
Dai Li riß sich zusammen und salutierte. „Jawohl, Sir! Der Aufstand ist schon so gut wie niedergeschlagen.“
„Das will ich auch für Sie hoffen. Sie können nun wegtreten.“

Was für ein Arschloch ...
Dai Li trat einen Stein am Wegrand. Er flog mehrere Meter weit in die trostlose Landschaft hinein. Seit mehreren Tagen war er bereits mit einer Truppe der Feuernation unterwegs nach East-City und er konnte die Worte des Gouverneurs nicht vergessen. Nein, es waren nicht die Worte, die ihn so wütend machten. Es war die Art und Weise, wie er den Befehl gegeben hatte. Ohne eine Regung. Ohne einen Schimmer von Gefühl.
„Da Vorne!“
Ein Scout hatte das gesagt und Dai Li sah nach Vorne. Am Horizont konnte er die Silhouetten der Stadt bereits sehen. Sie sah so ruhig und friedlich aus.
Und da soll ein Aufstand herrschen?

Es war Nacht geworden, als Dai Li und der Verband von Feuerkriegern East-City erreicht hatten. Es war schrecklich. Überall brannten Feuer. Leichen lagen verbrannt am Straßenrand. Einige waren von herab fallenden Gebäudeteilen erschlagen worden und lagen noch immer unter ihnen begraben. Dai Li konnte sich lebhaft vorstellen, dass es auch viele Tote innerhalb der in Flammen stehenden und eingefallenen Gebäude gab.
Das Grauen kam aber noch. Je näher sie dem Zentrum der Stadt kamen, dem Marktplatz, desto mehr Leichen waren zu sehen. Mit Schwertern erstochene. Mit Speeren aufgespießte. Durch Messer erdolchte. Durch Pfeile durchlöcherte. Und natürlich durch Feuerbändigen verbrannte. Das wahre Grauen bestand aber darin zu sehen, wer die Opfer waren. Frauen. Männer. Junge. Alte. Mädchen. Knaben. Keine Soldaten. Hier gab es keinen Aufstand mehr niederzuschlagen. Wenn es denn überhaupt einen gegeben hatte. Hier hatte kein Kampf zwischen Rebellen und Soldaten stattgefunden. Hier hatte nur eines stattgefunden: Ein Massaker.
Dai Li kam nun mit seiner Eskorte am Marktplatz an und musste erleben, wie eine Familie, ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern und einem Säugling, hingerichtet wurden.
„Ah! Ein Mann vom Dai Li. Gut! Gut!“ Ein schleimig aussehender Mann, der die Rüstung eines Oberleutnants trug kam auf Dai Li zu. „Wie ist Ihr Name?“
„Ich heiße Dai Li.“
Der Mann sah ihn schräg an. „Ist das Ihr ernst?“
„Ja. Ich wurde vom Dai Li aufgezogen und erhielt auch deswegen meinen Namen. Aber sie können mich auch gerne Nummer 42 nennen.“
„Hmm. Egal. Also, es gibt da noch einige Aufständische, die sich unterirdisch verkrochen haben. Sie müssen uns einen Weg dahin bereiten, um diese Aufrührer zu bestrafen.“
Dai Li zögerte wieder.
„Soldat! Haben Sie mich verstanden?“
Auf den Ausruf hin griff die Indoktrinierung des Dai Li wieder.
„Natürlich. Wie sie befehlen.“

Dai Li wurde zu dem ort geführt, wo sich die Aufständischen einen weg unter die Erde gebahnt hatten und ihn dann wieder verschlossen hatten. Es war ein leichtes einen Weg zu bändigen. Dai Li ging voran, gefolgt vom Oberleutnant und dann den Soldaten. Sie trafen bereits nach wenigen Schritten auf einen Alten Mann, der zusammengesackt an der Wand eines Stollens hockte.
„Ein Dai Li? Aber ... Wie kannst du dich nur der Feuernation anschließen? Elender Verräter!“
„Ich bin Soldat. Was kann ich schon tun? Die Feuernation habt nun mal das Erdkönigreich erobert und den Erdkönig gestürzt. Der Oberbefehlshaber hat sich geändert. Aber das ändert nichts daran, dass man Befehlen folgen muss.“
„Einen guten Soldaten macht nicht aus, dass er seine Befehle blind ausführt, sondern, dass er immer das beschützt, woran er glaubt. Du bist ein Dai Li. Ein Erdbändiger. Auch wenn der Erdkönig gestürzt worden ist. Es wird einen neuen geben. So kann man sich doch nicht einfach dem Feind unterwerfen ohne zu kämpfen.“
„Schön vorgetragen.“ Sagte der Oberleutnant und gab den Befehl alle zu töten. Männer wie Frauen. Alte wie Kinder. Selbst die Säuglinge.
Dai Li sah stumm zu, tat nichts, dachte über die Worte des alten Mannes nach und etwas zerbrach in ihm.
Die Indoktrinierung versagte.
Dai Li rastete aus.
„Feuernation! Stirb!“

Ich hasse Perfektion.
Sie bietet keinen Platz für Kreation.

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Beitrag von Tom »

Secret Character: Zuko’s Destiny

Chapter Zero <0> Remember

Z.D. stand am Rand des Dorfes und betrachtete die verkohlten Überreste der Häuser, in denen er und seine Familie, sowie Angehörige und Freunde einstmals gelebt hatten. Der Krieg hatte nun auch sie erreicht. Hundert Jahre waren vergangen, wo das Erdkönigreich der Feuernation getrotzt hatte und nun schien es so, als würde die Welt bald vom Feuer regiert werden. Nein, es wurde vom Feuer verschlungen werden. Nichts als verbrannte Erde blieb übrig. Wohin auch die Feuernation ging, es würde nichts als Schwärze übrig bleiben.

Langsam ging Z.D. durch die Ruinen der eingestürzten Häuser und hob hier und da ein paar verkohlte Balken mittels Erdbändigen an. Nichts war übrig geblieben. Die Leute waren geflohen. Niemand kam zu Schaden. Niemand wurde getötet. Aber sie hatten alles verloren. Ihre Besitztümer. Ihre Güter. Ihre Habseligkeiten. Die Äcker waren verbrannt worden und die Zuchttiere waren weg. Entweder entkommen oder -wahrscheinlicher- von der Feuernation mitgenommen worden.

Als Soldat hatte Z.D. mit so was gerechnet, dennoch setzte es ihm zu, dass nun die Zurückkehrenden weinten. Sie gingen zu ihren ehemaligen Zuhause und durchsuchten die Trümmer nach Sachen, die noch intakt sein konnten - vergebens. Die Erinnerungen an eine bessere und glücklichere Vergangenheit waren schmerzhaft. Die Stimmung war gedrückt. Ja, schon fast depressiv.

Als Bauer hatte Z.D. hier früher gearbeitet, bevor er als Soldat eingezogen wurde und seine Ausbildung als Kriegserdbändiger erhielt. Doch so sehr er jetzt auch bändigen konnte, er konnte dem Dorf zwar äußerlich ihrem intakten Schein wieder zurückgeben, doch innerlich würde eine Wunde zurückbleiben, die noch lange bluten würde.

Die verkohlten Felder erwiesen sich nicht als so zerstört, wie zuerst angenommen. Die Asche konnte man als Dünger hernehmen, wenn man sie unter die Erde mischte. Aber es würde dennoch dauern, bis hier wieder etwas wachsen würde.

Dennoch. Egal wie schwer es sein würde. Wie unmöglich die Herausforderungen scheinen mögen. Aufgeben wollte hier niemand. Obwohl es doch eine schwere und kritische Zeit sein würde. Voller Entbehrungen. Voller Trauer und Leid. Doch der Zusammenhalt war groß und gemeinsam konnte man es schaffen. Konnte man alles schaffen.

Wo ein Wille, da ein Weg.
Wo ein Weg, da Entscheidungen.
Wo Entscheidungen, da ein Ziel.

Ich hasse Perfektion.
Sie bietet keinen Platz für Kreation.

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