[P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

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Glumski
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[P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Vorwort

Joa, hallo alle zusammen. Ich dachte mir, dass es vielleicht eine gute Idee ist, meine Geschichten hier auch mal wieder hochzuladen. Allen voran natürlich 'Die ETNO', der einzige Roman, den ich bislang fertig gestellt habe. Zugegebenermaßen ist die Qualität in den ersten Kapiteln nicht der wahre Bringer (damals war ich 13, wenn ich mich recht erinnere), aber zumindest die zweite Hälfte sollte mir recht gut gelungen sein, finde ich.

Formalia
Zustand: vervollständigt, endgültige Revision
Länge: 55373 Wörter (ca. 120 Seiten) in sieben Kapiteln.
Zeitraum: November 2008 bis Juni 2010.
Rechtliches: Das Universum gehört Egosoft, einige Charaktere gehören Helge T. Kautz, der Rest ist hoffentlich meins. Sofern jemand die Geschichte auf einer anderen Seite veröffentlichen möchte, bitte ich um Rücksprache (und natürlich Nennung meines Namens). Die Geschichte wurde außerdem in der X-Superbox veröffentlicht.
Kanon: 'Die ETNO' schließt an X³ - Terran Conflict an; dabei werden diverse Plots aus dem Spiel gespoilert. Die Buchserie wird bis einschließlich X³ - Yoshiko vorausgesetzt. Sowohl in der Spiele- als auch in der Buchserie sind alle weiteren Teile kanonisch abweichend von 'Die ETNO'.

Zu den Kapiteln Weiterführende Links Grüße
Glumski
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Re: [P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Prolog

Es hätte so ein schöner Morgen auf Platinball werden können. Chun Yamakisho dachte verärgert an sein Hotelzimmer auf dem Feriendomizil der Teladi. Doch er hatte ja noch unbedingt diesen letzten Job annehmen müssen, bevor er sich dem schönen Wetter und den sonnigen Stränden für volle zwei Mazuras anvertraute. Und so lag er nicht in einem Liegestuhl und schaute auf die türkis-blauen Wellen sondern saß in den Überresten eines Cockpitstuhls und starrte das Sprungtor vor sich an.
Er hatte sich die Astraea selber aus den Wracks einiger Jäger zusammengebastelt wie einst die argonischen Konstrukteure des Express-Prototypen. Von seinem Gehalt als Söldner, Detektiv, Taxifahrer, Lieferant und was er sonst noch alles an Gelegenheitsjobs machte, hätte er sich gut und gerne einen hochgerüsteten Abfangjäger leisten können, doch er hing an seinem alten Schiff.
Derzeit war er im Auftrag des argonischen Geheimdienstes hier, im öden Sektor Thyns Abgrund. Er sollte einigen Informationen nachgehen, laut denen die Split in den östlichen Sektoren Kriegsschiffe zusammenzogen.
Während die argonische Regierung einen Angriff auf Omicron Lyrae oder einen Putschversuch gegen den splitschen Patriarchen vermuteten, hielt Chun es für wahrscheinlicher, dass die Split mal wieder boronische Einrichtungen vor Augen hatten – und zwar brennend und in Einzelteile zersprengt. Yamakisho rechnete mit einem Verbund von einigen Korvetten und Fregatten, vielleicht waren auch einige Zerstörer und Träger zugegen. Wahrscheinlich würden die Split ihn sogar fragen, ob er nicht mit von der Partie sein wollte. Doch so etwas würde seinen wohlverdienten Urlaub auf Platinball nur noch weiter hinauszögern.
Mittlerweile hatte die Astraea es bis zu dem gewaltigen Ring geschafft und übertrat somit die Grenze zwischen Normalraum und Sprungtunnel. Einen unmerkbaren Moment später trat das klapprige Raumschiff wieder in den Normalraum ein, Lichtjahre von seiner vorherigen Position entfernt.
Der Sektor Familie Njy, Zentrum des Splitpatriarchats im Osten, wartete mit einer Überraschung auf. Nicht die gewaltige Schiffswert oder die waffenstarrenden Zerstörer irritierten Chun, vielmehr war es die Abwesenheit eines jeden Merkmals, welches auf eine anormal hohe Militärpräsenz hinwies. Er vermerkte dies im Logbuch, freute sich über seinen baldigen Urlaub und das schnelle Geld, das er gemacht hatte und wollte gerade das Schiff wenden, als ihm dann doch etwas auffiel.
Weit außerhalb der Ekliptik, am Rande der Reichweite seiner Sensoren, drehte ein weiterer Zerstörer seine Runden, wo vorher nur leerer Raum gewesen war. Chun dachte an eine optische Täuschung, einen Fehler der Sensoren, der den Zerstörer vorher nicht auf dem Gravitationsradar dargestellt hatte, vielleicht hatte er das kleine Symbol auch einfach übersehen. Also, kein Grund zur Beunruhigung, es gab nichts zu berichten, sein Auftrag war erledigt und der Urlaub winkte. Oder doch nicht?
Chun machte seine Jobs immer ordentlich. Was war schon dabei, noch einen kleinen Abstecher dorthin zu machen? Der Urlaub konnte auch noch eine Stazura mehr warten! Mit flammenden Gegenschubtriebwerken wendete Chun sein Schiff erneut und flog dem rostbraunen Körper des Zerstörers entgegen. Er wies den Computer an, dem gewaltigen Schiff zu folgen, doch ein kurzer Warnton bedeutete ihm, noch einmal die Eingabe zu überprüfen. Der Raum außerhalb der Ekliptik war leer. Nichts wies darauf hin, dass dort jemals ein Zerstörer herumgeflogen sein mochte. Die Sensordaten hatten auch keinen Sprungblitz aufgezeichnet. Das Schiff hatte sich einfach im Vakuum aufgelöst. Über diesen Vorfall grübelnd bemerkte Chun nicht das kurz Aufblitzen, als eine Armada aus über zwanzig Zerstörern plötzlich im Raum auftauchte und sogleich wieder verschwand.
Die Schweife dreier Materie-Antimaterie-Raketen, die auf sein Schiff zusteuerten, entgingen ihm jedoch nicht. Ihm fiel ihm plötzlich auf, dass es kein einziges Raumschiff einer anderen Rasse in diesem Sektor gab, nur die drei leuchtende Schweife, die sich seiner Position näherten. Während er noch versuchte, nach einer Erklärung für die unsichtbaren Raketen zu suchen, erreichten diese sein Schiff.
Die Antimaterie wurde freigesetzt und vernichtete die Materie des selbstgebastelten Raumschiffes in einem hellen Blitz. Lichtjahre davon entfernt würde der Hotelcomputer auf Platinball vergeblich auf einen Gast warten.

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Re: [P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Die Geschichte der ETNO

Schon wenige Mazuras nachdem die erste teladianische Non-Profit Organisation (ETNO) im Jazura 743 ZT von Isemados Sibasomos Nopileos IV gegründet worden war, wurde sie selbst in den Kreisen der Teladi als eine profitable Angelegenheit angesehen.
Nach einer Weile entschloss sich Nopileos, das verdiente Geld zu sparen und später die achtzehn Milliarden Credits der teladianischen Firma zurückzuzahlen, die Nopileos in jungen Jahren durch Börsengeschäfte gewonnen und dem boronischen Waisenfonds gespendet hatte.
Kurz bevor die Zehn-Milliarden-Marke auf seinem Konto erreicht war, im Jazura 759, erreichte die mittlerweile auf Rettungs- und Bergungsmissionen spezialisierte ETNO ein Funkspruch. Ein teladianischer Entdecker namens Naminos Sodos Illireos III hatte im teladianischen Sektor „Zwei Riesen“ ein unkartographiertes Sprungtor passiert und in dem bis dato unbekannten Sektor einen Asteroiden gerammt.
Nopileos machte sich mit seiner Rettungsmannschaft in der ETNO 1, einem Stationstransporter des Typs Albatros, auf, um ihn zu retten. Mit Hilfe eines Traktorstrahls gelang es ihnen, den stark beschädigten Aufklärer des Entdeckers, in den Hangar der ETNO 1 zu bugsieren.
Der Teladi, der vom erst kürzlich wiederentdeckten Heimatplaneten der Teladi Ianamus Zura stammte, schenkte der ETNO den Sektor, der nach dem Recht der Gemeinschaft der Planeten (GdP) dem Finder gehörte und trat selbst in die Dienste der ETNO.
Daraufhin entschied Nopileos, der ETNO eine eigene Basis zuzuweisen und baute Stationen in den Sektor, den er nach einem wichtigen Ereignis seines eigenen Lebens Hatraks Freundschaft nannte. Nur wenig später entdeckte Illireos weitere Sprungtore innerhalb des Sektors Hatraks Freundschaft. Er erkannte, dass das zuerst entdeckte Sprungtor nur die Verbindung zu einem gewaltigen Netz von Sektoren darstellte. Illireos erkundete mit einigen Kollegen dieses Netzwerk und entdeckte schon bald Verbindungen zu wichtigen Sektoren wie Zuflucht des Patriarchen und Heimat des Glücks. Nopileos baute auch die kürzlich entdeckten Sektoren zu großen Handelszentren aus und begann mit dem Aufbau eines eigenen Handelsnetzes.
Die ETNO galt bald als eine der wichtigsten Organisationen des bekannten Universums und wurde bereits von verschiedenen Rassen aufgrund der immensen politischen und wirtschaftlichen Macht wie die Yaki oder Goner als eigenes Volk anerkannt. Darunter waren das Königreich Boron, die Nopileos seit seiner überaus großzügigen Spende als „Königlichen Ritter“ ansahen und als Held feierten, das Split-Patriarchat, da Nopileos der Tochter des derzeitigen Patriarchen Rhonkar, Hatrak, das Leben gerettet hatte und auch die Teladi, deren CEO Nopileos Großvater war.
Die Argonen und Goner standen weitestgehend neutral zu diesem Thema, die Paraniden gingen sofort auf Konfrontationskurs. Der Priesterimperator wollte keine weiteren „Unheiligen“ erdulden. Doch das sollte die ETNO nicht aufhalten.
Im Jazura 767 begann jedoch ein Konflikt zwischen den Terranern, deren Sektoren man vor wenigen Mazuras erst wiederentdeckt hatte, und der Gemeinschaft der Planeten. Die ETNO konnte sich größtenteils aus den Machtkämpfen heraus halten, bis Illireos ein Sprungtor in die Terranersektoren fand. Dieses Ereignis verhinderte, dass Terra die Ein- und Ausreise von Schiffen und Gütern kontrollieren konnte, was der mittlerweile militarisierten und paranoiden Regierung missfiel.
Dazu kam noch, dass die Terraner kurz darauf eine weitere Torverbindung zwischen ihrem Außenposten Ketzers Untergang und einem aufstrebenden ETNO-Sektor entdeckten. Dieser Sektor wurde von vielen Teladi und Boronen bewohnt, aber trotzdem griffen die Terraner die Einrichtungen der ETNO an und stürzten den Sektor damit ins Verderben.
Nopileos benannte den Sektor in ETNOs Verlust um, bevor er ihn den Terranern überschrieb, um die Invasion zu stoppen. Diese verließen den Sektor, nachdem sie sichergestellt hatten, dass niemand in dem Sektor überlebt hatte. Dieses Ereignis empörte die gesamte Gemeinschaft der Planeten so sehr, dass viele Boronen und Teladi, aber auch Split und Argonen Mitglieder der ETNO wurden. Wenig später wiegelte sich der jahrhundertalte Konflikt zwischen Boronen und Split dermaßen auf, dass die Split der östlichen Sektoren die anliegenden Boronensektoren angriffen.
Dabei gingen sie mit solcher Gewalt vor, dass die Boronen nach nur zwei Tazuras die Hälfte der dort ansässigen Streitmacht verloren. Hilas Freude ging an die Split, Meer der Fantasie, der Hauptsektor der dortigen boronischen Kolonien, stand kurz vor dem Untergang. Eine erst kürzlich angelegte Kolonie war auch schon verloren.
Doch dann fand ein boronischer Pilot, der die Belagerung der Split durchbrechen wollte, ein Sprungtor zu einem damals unbekannten Sektor. Dieser war auch mit der verlorenen Neuentdeckung der Boronen und einem ETNO-Sektor namens Nyanas Glück verbunden. Die ETNO schickte einen Großteil der Flotte, die die Verbindungssektoren zu den Terranern, ETNOs Pufferzone und ETNOs Verbindung sichern sollte, nach Meer der Fantasie und schaffte es tatsächlich, die Invasion zu stoppen.
Als Dank wurde der ETNO der Sektor geschenkt und die boronische Neuentdeckung wurde als Mahnmal in Letzter Lar umbenannt. Daraufhin spezialisierte sich die ETNO auf ein weiteres Gebiet, die Nachkriegsunterstützung und -hilfe. Hauptquartiere der ETNO wurden in vielen wichtigen Sektoren aufgestellt, darunter auch Herrons Nebel und Königinnenhügel.
Die ETNO wurde erneut um viele Mitglieder reicher. Der neue Sektor wurde Nopileos HQ genannt und bald stand auch dort ein Hauptquartier, das dem Sektornamen gerecht werden konnte. In dem Sektor fand man ein weiteres Sprungtor, sodass die ETNO in der Gegend eine Gruppe an Sektoren bilden konnte. Nopileos fasste einen Entschluss.
Er strukturierte die ETNO so um, dass sie den Erhalt des Friedens sicherte und weiterhin Bergungs- und Rettungsmissionen ausführen konnte. Dazu brauchte er aber einen Militärsektor, in dem Waffen-, Schild- und sonstige Schiffstechnik erforscht werden konnte. Außerdem zählte die ETNO inzwischen als eigene Rassengruppierung und hatte damit den politischen Stand der Yaki erreicht.
Damit war die ETNO also die einzige Rasse, die keinen Militärsektor hatte. Dies führte dazu, einen neuentdeckten Sektor zum Sperrgebiet zu erklären und in ihm Militär- und Forschungseinrichtungen zu errichten. Kaum waren diese fertiggestellt, erfand ein boronischer Wissenschaftler, Lar Gerneus, ein Verfahren, mit dem man unter hohem Kostenaufwand die Massesignaturen von Sprungtoren in weitem Umkreis feststellen konnte. Dies wurde im Sektor ETNOs Hilfe, der zwischen Nopileos HQ und dem Militärsektor ETNOs Militär lag, getestet.
Der Test gelang, aber der Energieaufwand war beinahe genauso hoch, wie es bedurfte, um ein neues Sprungtor zu errichten. Durch den Test konnten jedoch zwei Sprungtore gesichtet werden, die vermutlich sonst erst wesentlich später entdeckt worden wären. Das erste Sprungtor war so weit entfernt, dass es Wozuras dauern würde, um zu ihm zu gelangen; das andere war nur eine Tazura-Reise von dem Standort eines Sonnenkraftwerks entfernt.
Nopileos machte sich mit einem Spitzenteam, bestehend aus Illireos und dem boronischen Wissenschaftler Nola Hi, auf, dieses Sprungtor zu überprüfen.

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Re: [P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Kapitel 1: Eine wichtige Entdeckung

Teil 1: Abflug
Nopileos

Nopileos betrat den Hangar von einem der riesigen Hauptquartiere in ETNO HQ. Es war von teladianischen Designern von Ianamus Zura gestaltet worden, sodass es nicht nur von außen ein beeindruckendes Bild darbot. Das eiförmige Hauptgebäude war von acht hellgrünen Kugeln umgeben, die mit kleinen roten Röhren am eiförmigen Hauptkorpus befestigt waren. Dieser war mit allen erdenklichen Nuancen des boronischen Farbspektrums bedruckt, welche in einem ästhetischen Kontrast zu den Verbindungsröhren standen. Die kleinen Außenkugeln waren mit fluoreszierenden Lichtern bebaut, die die grüne Farbe noch intensivierten.
Nopileos Blick wanderte über einen Holoschirm, auf dem alle Schiffe im Hauptgebäude und der näheren Umgebung dargestellt waren. Einige davon waren farblich hinterlegt. Grün bedeutete „im Hangar“, jedes rote Objekt „wird gewartet“ und gelbe Hintergründe bedeuteten, dass das zugehörige Schiff in Kürze entweder starten oder landen würde. Sein Blick wanderte weiter an den Holoschirmen vorbei durch die geöffnete Schleusentür. Er erkannte zahlreiche Frachter, die von hektischen Teladi und Boronen beladen wurden. Ein Schiff der M3-Klasse wurde gerade in die Wartungsschleife gesteuert, da es eine deutlich sichtbare Beschädigung an einem der Flügel aufwies. Zischen den ganzen meist grauen oder dunkelgrünen Schiffen konnte Nopileos einen grellen Farbtupfen erkennen, der sein Schiff sein musste.
Seine Yacht war ein Unikat, welches von einem der größten Künstler und Ingenieure Ianamus Zuras in Zusammenarbeit mit boronischen Konstrukteuren gebaut worden war. Nopileos bewegte sich langsam auf die Brightness zu, die in ihrem satten Hellgrün mit der grauen Hangarwand zu verschmelzen schien. Er ging an einem großen grauen Frachter vorbei, der das ganze Personal des Hauptquartiers im Notfall aufnehmen konnte.
Plötzlich erschien ein Licht direkt vor seinen Fußklauen und Nopileos sprang erschrocken zur Seite, als ihn der Lichtkegel blendete. Erst jetzt merkte er, dass er mitten auf dem Flugfeld stand. Er tadelte sich für seine Unachtsamkeit und nahm den markierten Weg zu seinem Schiff. Eine argonische Computerstimme verkündete, dass sich das Stationspersonal auf die letzte Welle landender Schiffe vorbereiten solle.
Als Nopileos seine Yacht betrat, waren bereits fünfundzwanzig Schiffe der Jägerklassen und zehn weitere Schiffe der Frachterklassen gelandet; vier Schiffe der Großkampfschiff-klassen M1, M2 und TL hatten extern an die großen Stationskugeln angedockt.
„Achtung, bereitmachen zum Abflug!“, ertönte eine weitere Stationsdurchsage. Nopileos steuerte die Brightness geschickt zwischen den sich schließenden Hangarklappen aus dem Hangar heraus, kurz bevor dieser hermetisch von dem kalten Weltall abgeschottet wurde. Er wendete sein Schiff und beobachtete das Geschehen.
Die roten Verbindungsröhren fuhren in das Hauptgebäude ein und die Kugeln wurden eng an das große Ei angepresst. Dann teilte sich ein Stück des unteren Teils der Station und brachte eine Reihe von silbrig-glänzenden Triebwerken zum Vorschein. Diese fingen an zu glühen, als die Stromzufuhr zu ihnen umgelenkt wurde. Die mobile Station drehte sich und Nopileos wurde für einen kurzen Moment geblendet, bis die Auto-Verdunkelung das Cockpitfenster einige Stufen dunkler werden ließ. Langsam bewegte sich das gigantische Raumfahrzeug auf ein erzeugtes Sprungfeld zu, welches in den Sektor ETNOs Hilfe führte.
Nopileos flog auf sein fabrikneues Hauptquartier zu, voller Freude endlich wieder im Weltraum zu sein. Kurz bevor sein Schiff das Hauptgebäude berührt hätte, drehte er es, sodass er auf eine der Kugeln zuflog. Das gleiche geschah an drei weiteren Stellen, wo Schiffe der Zerstörer-Klasse, die den nötigen Geleitschutz liefern sollten, von einem Traktorstrahl zu den Kugeln hingeleitet wurden, bis sie stillstanden.
Langsam durchflog die mobile Station das Sprungfeld, um in einem weiteren am anderen Ende der Galaxie wieder zum Vorschein zu kommen. Sobald das Hauptquartier vollständig aus dem Sprungtunnel herausgeflogen war, lösten sich die Felder auf und der Sprunggenerator des Hauptquartiers fuhr sich automatisch herunter.
Nopileos versuchte den Überblick zu behalten und flog mehrere Kilometer von der Station weg, bevor er das Schiff drehte und wieder auf das Hauptquartier blicken konnte. Wie auf Kommando öffnete sich die Cockpittür zischend und Illireos betrat den großen Raum. Er setzte sich neben Nopileos auf einen der grau-grünen Hartplastikstühle, die Teladi als außerordentlich bequem empfanden und schaute schweigend auf die Pracht, die sich vor ihm darbot.
Die roten Röhren fuhren elegant heraus, während die Triebwerke majestätisch in den Stationsbauch zurückkehrten. Die drei Zerstörer waren schon vorher abgedockt und erfüllten ihre Aufgaben. Einer von ihnen flog auf das Tor nach Nopileos HQ zu, der andere flog zu einem weiteren, das nach ETNOs Militär führte. Der dritte blieb in der Nähe des Hauptquartiers, welches bereits wieder im Stationsmodus lief, um mögliche Angriffe abzuwehren.
Normalerweise wäre das nicht nötig gewesen, aber es wurde vermutet, dass sich mindestens hinter einem der weit entfernten Tore ein Xenonsektor verbarg, dessen Bewohner der ETNO nicht wohl gesonnen waren.
Nopileos fuhr die Triebwerke seiner Yacht auf Vollleistung, als Nola Hi das Cockpit betrat. Der boronische Wissenschaftsethiker begann gleich damit, den beiden Teladi mit seiner Kleinkindstimme auf die Nerven zu gehen:
„Ich bin erfreut, begeistert und angetan, dass das wunderschöne, ästhetische und wohlgeformte Hauptquartier jetzt endlich an seinem festen, endgültigen und vorerst letzten Platz steht. Die Vorbereitungen waren anstrengend, mühselig und nervenaufreibend!“
„Tshhh. Ja, Nola, dasss fanden wir auch…“, begann Nopileos.
„Doch jetzt wollen wir uns erst mal ausruhen, denn wir haben noch eine anstrengende Reise vor uns.“
„Ich stimme dir zu, bejahe und befolge deine Entscheidung, da ich wirklich ausgesprochen müde, erschöpft und schläfrig bin!“, antwortete der Borone, bevor er das Cockpit verließ.
„Gibt es auch Boronen, die nicht so viel quasseln?“, fragte Illireos zischelnd nachdem Nola außer Hörweite war. Nopileos überlegte und seine Schuppenfinne richtete sich bei dem Gedanken an die quasselnden Boronen auf.
„Ichh denke das das sehr selten ist“, meinte er darauf.


Teil 2: Auf dem Weg zum Sprungtor

Nopileos wachte auf. Nach einem kurzen Moment erinnerte er sich an den letzten Abend und seine Orientierung kehrte zurück. Er befand sich in seiner Kabine. Am liebsten wäre er auf seiner schönen Weichplastikbank liegen geblieben, die einen nicht unerheblichen Teil des breiten Raumes ausmachte, aber er wusste genau, dass er so schnell nicht mehr einschlafen würde.
Also stand er auf und öffnete die Tür zum Flur. Seine Yacht war mit viel Komfort ausgerüstet. Darunter war auch ein bordinterner Swimmingpool, den Nopileos soeben nutzen wollte. Er schlenderte langsam in Richtung des rot pulsierenden Aufzugs, der ihn eine Etage tieferbringen würde. Dabei ging er an den weiteren Kabinen vorbei, von denen aber nur zwei belegt waren. Die erste Kabine gehörte Nola Hi, der scheinbar noch schlief. Die zweite war die von Illireos, der seinen Raum aber schon verlassen hatte.
Nopileos betrat den Fahrstuhl. Die kugelförmige Kapsel war die einzige Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen, abgesehen von einigen kleineren Schächten und Notfallluken. Bereits eine Sezura nachdem sich die Tür geschlossen hatte, öffnete sie sich wieder, allerdings vor einem ganz anderen Hintergrund des Schiffs. Während das Kabinendeck in sanften Grüntönen gehalten war und man von dem Fahrstuhl aus auf einen langen Korridor mit grauen Schotts und einem mittelgrünen Teppichläufer blickte, so leuchtete das Freizeitdeck in sanftem Türkis und man blickte auf einen nahezu quadratischen Raum mit weniger Türen.
Nopileos verließ die rote Kapsel und öffnete die Tür zum Poolraum. Kaum war er um die letzte Ecke des Ganges gegangen, schoss ihm auch schon ein Schwall eiskalten Wassers von oben auf seine Schuppen. „Tshhh! Verdammte Dusssche. Ich muss Nola unbedingt sagen, dass er den Temperaturregler ändern muss!“, ärgerte sich Nopileos. Er blickte durch die dursichtige Wasserwand und sah Illireos auf sich zukommen. „Nah, auch schon da?“, fragte dieser. Anstatt zu antworten wackelte Nopileos nur mit den Ohren, das teladianische Äquivalent zu einem Nicken.
Er wollte gerade ins Wasser springen, als ihn der Bordcomputer störte: „Noch zehn Stazuras bis zum Erreichen des Ziels. Weckprotokoll 2 tritt in Kraft!“ Aus einem eleganten Kopfsprung wurde ein Bauchklatscher. „Ssssauberer Sprung!“, kommentierte ihn Illireos. „Sehr lustig!“, erwiderte Nopileos. Zwei Stazuras später kletterten die beiden aus dem helltürkisenen Becken. „Das reicht für heute!“, meinte Nopileos. „Wenn du meinst!“, antwortete Illireos etwas traurig, da Schwimmen für Teladi die wohl angenehmste Sportart und Beschäftigung war. Schließlich waren sie auf einem Planeten entstanden, der vollständig von Sümpfen und Seen bedeckt war. Das hatte sich auch auf die raumfahrende Generation vererbt.
Nopileos und Illireos hatten sich abgetrocknet und wollten gerade um die Ecke verschwinden, aber sie hatten die eiskalte Dusche vergessen, die ihre Pläne vereitelte. „Ich hasse diese Dusche!“, rief Nopileos erschrocken, als er von einem weiteren Schwall des kühlen Nass erfasst wurde. Illireos stellte sich geschickter an. Da Nopileos vorgegangen war, traf diesen der Schwall und Illireos konnte schnell an den Sensoren vorbeischlüpfen.
„Das nächste Mal gehst du aber vor!“, maulte Nopileos. „Jetzt knüpfe ich mir erst mal Nola vor!“
Sie fanden ihn auf der Brücke.
„Nola, du musst unbedingt…“, fing Nopileos an.
Mit einer Tentakelbewegung schnitt der Borone Nopileos das Wort ab.
„Wasss…“, fing auch Illireos an. Doch Nola deutete nur auf das Cockpitfenster. Er hatte mit Hilfe der Sichtverbesserung das Sprungtor näher an das Fenster gezoomt. Vor dem grünen Reif erkannte man graue Raumschiffe. Das Tor wurde von Xenonschiffen bewacht. Illireos wäre fast in die für Teladi übliche Schutzkatalepsie gefallen. Nopileos hatte jedoch schnell begriffen, dass die Schiffe keine Bedrohung darstellten, da der Borone sonst bereits Alarm geschlagen hätte.
„Sie sind inaktiv, oder?“, fragte er Nola. Er stieß eine Hormonwolke aus, sodass sich ihr sonst milchig-weißer Umweltanzug leicht orange färbte. Als er bemerkte, dass Nopileos die Hormone wohl kaum schmecken konnte wiederholte er seine Antwort in den für ängstliche Boronen typischen kurzen Sätzen:
„Nein, sie sind nicht aktiv. Sie scheinen dort schon seit Jahrhunderten zu schweben!“
Nopileos setzte sich auf seinen Sitz. Illireos blieb stehen.
„Ich registriere aber Energiewerte!“, meinte er. Darauf antwortete Nola:
„Ja, aber die kommen nicht von den Schiffen, sondern von einer kleinen Sonde. Wir sind in einer halben Stazura in Funkreichweite!“


Teil 3: Die erste Begegnung

Nopileos gefiel das ganz und gar nicht. In dreizehn Mizuras würde er mit seinem Schiff auf eine Sonde der Xenon stoßen. Einsam blickte er aus dem Cockpitfenster. Vor sich sah er ein grünliches, ringförmiges Gebilde, an welchem zwei wesentlich kleinere, zylinderartige Körper steckten, die man als Dimensionsanker bezeichnete. Innerhalb des Ringes schien ein hellblaues Feld, welches der Eingang zu einem Sprungtunnel war.
Neben dem Sprungtor sah Nopileos viele kleine, graue Pünktchen, die die Jägerschiffe der Xenon sein mussten. Die noch funktionsfähige Sonde war zu klein, um mit bloßem Auge aus dieser Entfernung sichtbar zu sein. Nopileos wünschte sich, dass Illireos im Cockpit wäre, damit er sich wenigstens mit jemandem unterhalten könnte. Doch der Teladi war gerade damit beschäftigt, eine Nachrichtendrohne zu programmieren, um dem Hauptquartier Bescheid zu geben.
Nola Hi versuchte derzeitig, den Sprungantrieb schneller einsatzbereit zu machen, um bei Feindkontakt schnell flüchten zu können.
Noch zehn Mizuras. Nopileos aktivierte die Schilde. Neben dem 1MJ-Schild, der Mikro-Asteroiden abhalten sollte, waren noch zwei 2GJ-Schilde an Bord, die so ziemlich das leistungsfähigste an Schildtechnologie waren, was man derzeitig erwerben konnte. Sie würden dem Dauerfeuer von mehreren Zerstörern lange genug standhalten, um den Sprungantrieb auszulösen. Falls diese aber Projektilwaffen benutzen sollten, würde die Hülle direkt durchbohrt werden. Nicht nur aus diesem Grund war es sehr vorteilhaft, wenn man schneller flüchten konnte.
Noch fünf Mizuras. Ein leichter Schlag ließ die Brightness erbeben. Der Computer begann sogleich, den Schadensbericht herunterzuleiern. Als er keine Schäden feststellen konnte, versuchte Nopileos seine Crewmitglieder per Funk zu erreichen.
„Illireos, weißt du, was das war?“, fragte Nopileos.
„Ich weiß nur, dass in einem der Frachträume eine Explosion stattfand“, antwortete Illireos nach wenigen Sezuras. Nopileos versuchte Nola Hi zu erreichen. Keine Antwort. Er versuchte es nochmal, aber auch dieses Mal meldete sich der Wissenschaftler nicht. Bevor Nopileos es noch ein drittes Mal versuchen konnte, meldete sich Illireos per Funk:
„Nopileos, ich habe Nola im Frachtraum gefunden. Er ist unverletzt, aber bewusstlos. Wahrscheinlich hat etwas den Sprungantrieb ausgelöst, als Nola ihn gerade auseinanderbaute. Der Sprungantrieb ist aber noch da, er ist nicht ohne uns abgehauen.“ Nopileos war leicht beunruhigt.
„Ist der Antrieb unbeschädigt? Bring Nola bitte sofort zu mir!“ Eine Mizura später betrat Illireos mit Nola das Cockpit. Nolas weißer Umweltanzug war über und über mit schwarzen Rußstreifen bedeckt. Langsam kam der Borone zu sich. Kaum hatte er die Augen geöffnet, fing er auch schon mit übermäßigem Geplapper an:
„Nopileos, wir sind ja fast schon da, angekommen und vor Ort! Zum Glück konnte ich den Sprungantrieb verbessern, aufrüsten und schneller machen! Ich hoffe, ich habe nichts beschädigt, kaputt gemacht oder sogar zerstört!“
Nopileos beschwichtigte ihn:
„Tshh! Nein, Nola, du hast nichts beschädigt. Ich bin nur etwas überrascht, dass du schon wieder wohlauf bist, du warst nämlich die letzten drei Mizuras ohnmächtig!“
„Mir ist nichts passiert“, antwortete Nola untypisch kurz.
„Das Magnetfeld, das durch den Umbau entstand, hat nur einige meiner Organe gestört und eines meiner wundervollen Geräte wurde dabei überhitzt!“ Nopileos schrak auf, als er aus dem Cockpit blickte. Die Sonde würde in wenigen Sezuras in Funkreichweite kommen! Vorsichtig fuhr Nopileos einen der Impulsstrahlen-Emitter hoch, einen leichten Laser, mit dem er die Sonde im Notfall zerstören konnte. Gegen größere Schiffe würde die Waffe jedoch nicht viel helfen. Kaum wurde die Kommunikations-Grenze unterschritten, meldete sich der Bordcomputer sofort:
„Eingehende Comm-Nachricht!“ Das war für Xenon eher ungewöhnlich, da sie nur sehr selten mit nicht-Maschinen in Verbindung traten.
„Diese Einheit trägt den Namen TF/Comm-59E6-7DA5. Ihre Einheit befindet sich auf dem Weg in die Sektoren der Terraformer, die ein Ich-Bewusstsein erlangt haben. Seit vielen Jahrhunderten haben wir, die von den Terranern erschaffen wurden, dank der Unfähigkeit unserer Schöpfer MINUS OMEGA über viele lebendige Wesen gebracht, bis wir einen kritischen Punkt in der evolutionären Intelligenz überschritten und nun ein Ich-Bewusstsein erlangt haben. Daher bitten wir Sie, in unseren Sektoren nicht MINUS OMEGA über unsere Einheiten zu bringen, da wir unsere Gebiete sonst verteidigen und MINUS OMEGA über Sie und ihr Schiff bringen müssten. Falls Sie eine diplomatische Beziehung zu unserer Rasse aufbauen oder nur durch unsere Sektoren reisen möchten, bitten wir Sie, den Leuchtbojen zu folgen und Ihre Waffensysteme abzuschalten. Danke.“
Die drei waren sprachlos. Sie hatten gerade davon erfahren, dass es eine Abspaltung der Xenon gab, die intelligent war und anscheinend mehrere Sektoren besaß. Dazu waren sie auch noch bereit, diplomatische Beziehungen aufzubauen und Schiffen, die vorher einfach nur abgeschossen wären, sicheres Geleit zu anderen Sektoren zu bringen. Schließlich brach Nopileos das Schweigen:
„Tshhh, wasss …, was sagt man dazu? Ich hätte niemals gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin der Meinung, dass wir der Einladung folgen und die Ssektoren der Terraformer besuchen.“
Darauf sprach auch Illireos. „Ich denke dasselbe. Ich werde eine Nachrichtendrohne zu unserem Hauptquartier schicken!“
Nur Nola schwebte immer noch an seinem Platz und brachte kein Wort heraus. Zu tief lag ihm der Schrecken noch in den Adern. Er hatte bemerkt, dass die Sonde einen Dateianhang geschickt hatte und hatte in Windeseile dieselbe entschlüsselt. So wusste er, mit wem die Terraformer Kontakt hatten und das konnte Nola immer noch nicht fassen.


Teil 4: Erstkontakt
#deec

In wenigen Minuten würde #deec seine Heimatsektoren verlassen. Vor wenigen Monaten noch war er in dem Heimatsektor seines Volkes gewesen, in #Seeths Bewusstsein. Dort war er auch zusammengesetzt worden, nachdem #Seeth die Selbsterkenntnis erlangt und beschlossen hatte, neue CPUs zu bauen. Jetzt waren sie insgesamt schon vier CPUs, die den verbliebenen Xenon halfen, zur Erleuchtung zu finden: #Seeth, #eefa, er selbst und #deff, dessen Hauptrechner aber von einer Argonin gesprengt wurde.
Momentan befand sich #deff auf einer Station in seinem eigenen Sektor #deffs Bewusstsein, wo die alten Speicher in den reparierten Rechner geladen wurden. Diesen Sektor hatte #deec auf seinem Weg zum boronischen Sektor Meer der Fantasie schon durchquert.
Es war sein Auftrag, eine diplomatische Beziehung zu diesem Volk aufzubauen, da mehrere unbekannte Schiffe in einem Sektor nahe #Seeths Bewusstsein verweilten und diesen Sektor bald erreichen würden. Die CPUs hielten es für besser, sich aus eigener Initiative den übrigen Völkern vorzustellen, als einen Angriff durch eine versehentliche Entdeckung zu riskieren. #deec überprüfte in seinem Speicher die Dateien über die Boronen. Sie waren die geeigneten Bündnispartner, da sie laut der Daten friedlich lebten und ihre Sektoren an einen Terraformer-Sektor angrenzten. Außerdem hatten sie die ersten bewusstgewordenen Terraformer vor Streitmächten der Split und Paraniden geschützt.
#deec konnte plötzlich ein Objekt mit seinen Langstreckenscannern lokalisieren, welches sich im Landeanflug auf seine Hangars befand: eine Nachrichtendrohne der Terraformer. Das relativ kleine Objekt näherte sich mit aufflammenden Triebwerkdüsen und schreckte einige Raumfliegen auf.
Kaum war die Drohne gelandet, öffnete #deec die Datei, die diese gespeichert hatte. Die Nachricht besagte, dass eines der unbekannten Schiffe vor den Terraformer-Sektoren, offenbar eine Yacht mit drei Personen an Bord, das Sprungtor nach #Seeths Bewusstsein erreicht, seine Waffensysteme deaktiviert und sich nun seit mehreren Stunden nicht mehr bewegt hatte.
#deec beschloss, der Sache jetzt nicht weiter auf den Grund zu gehen, speicherte die Daten in seinen Hauptspeicher ab, versorgte die Drohne mit Treibstoff und einer kurzen Antwortnachricht und schickte das kleine Raumschiff zurück zu seinem Absender. Mit einer seiner Außenkameras verfolgte er das kleine unbemannte Schiff, sah, dass es sich nach Abdockten mit schneller Geschwindigkeit auf das Nord-Tor zubewegte. Mit einer anderen Kamera lokalisierte #deec das Sprungtor, durch das er selber verschwinden würde. Noch 13,5489 Sekunden bis zum Eintritt, genügend Zeit, um sich noch von einem der Außenposten im Sektor abzumelden. Exakt 2,13584 Sekunden nach dem Eintritt in den Sprungtunnel des Tores trat #deec wieder aus. Von weit her sah sein Korpus aus wie ein einfacher Zylinder, von nahem aber konnten sogar die ungenauen Augen der biologischen Wesen die zahlreichen Rinnen und Leuchten sehen, die #deec zierten. Er schaltete seine Triebwerke wieder auf Maximalschub und flog der Sektormitte entgegen.
Scheinbar hatten die Boronen ihn noch nicht bemerkt. Das Sprungtor war zwar mehrere hundert Kilometer von der Sektormitte entfernt, aber die Boronen müssten #deec nach dem Standard der Terraformer-Sensoren eigentlich schon längst lokalisiert haben. Er schaute noch mal in den Daten über die Boronen nach. Er entdeckte schnell den Eintrag über ihre Technologie und suchte nach dem Absatz über ihre Sensoren.
Tatsächlich konnten die Boronen sogar so große Objekte wie #deec nicht in mittlerer Entfernung lokalisieren. Schon ein komisches Volk, dachte sich #deec. Er beschloss, erst einmal einen Aufklärer und seine Jäger auszusenden und die Aussicht zu genießen.
Genuss war etwas, was die Terraformer auch erst seit kurzem kannten. #deec schaute durch die Kamera des Aufklärers, schickte in kurzen Abständen seine Jäger los und genoss den Sternenhimmel. Einige der Sonnen kannte #deec aus seinen eigenen Sektoren. Er verglich die Sternenkarten von seinem Ausgangsektor und seinem derzeitigen Aufenthaltsort. Jetzt erkannte #deec den Stern, um den die Sprungtore von Refugium I kreisten. Und da war auch die Sonne von #Seeths Bewusstsein.
Wenn er auf die Sensor-Messwerte blickte, konnte er sogar das Schwarze Loch erkennen, das den Sohnen gehörte. Sie hatten damals einen vier Schiffe starken Erkundungstrupp losgeschickt, von dem nur drei Schiffe wieder zurückkehrten. Das erste hatte einen Sektor hinter dem Schwarzen Loch erkundet, der jetzt Zone des Zwielichts hieß, das nächste Schiff hatte einen weiteren Sektor namens Letzte Möglichkeit erkundet, das dritte hatte drei vollkommen leere Sektoren entdeckt und das vierte Schiff kehrte von seinem Besuch in einen der Terraner-Sektoren nicht mehr zurück. Seitdem mieden auch die Sohnen Terra.
Erkundungsmissionen wie diese wurden in den letzten Millennien immer häufiger nötig, da die uralten Informationen über die Entwicklung der Sprungtornetze langsam in den gewaltigen Datenmengen verloren gingen.
#deecs Aufklärer kehrte zurück. Es waren auch schon zwei Stunden vergangen. Ohne genauer darauf einzugehen, hatte #deec bereits eine Piratenstation überflogen. Jetzt näherten sich auch endlich einige Boronen.
Zwei Zerstörer, fünf Korvetten und zahllose Jäger. #deec vermutete, dass sie ihn für einen Xenon hielten und zerstören wollten. Er ließ seine Schiffe landen, denn er wollte nicht, dass intelligente Wesen vernichtet wurden, und so konnte er am besten verhindern, dass dies geschah. Auch deaktivierte er seine Waffen.
Die Boronen kamen näher. Ihre Jäger und Aufklärer hätten #deec schon längst einholen können, wenn sie nicht die Aufgabe hätten, die Zerstörer zu beschützen. Diese waren nun schon nahe genug herangeflogen, um #deec abzuschießen, warteten aber noch auf eine Reaktion seinerseits. Er beschloss, ihnen den Gefallen zu tun und schickte ihnen eine Comm-Nachricht.
„Sehr geehrte Abgesandte des boronischen Königinnenreiches, bitte unterlassen Sie jegliche destruktiven Aktionen, da diese CPU-Einheit namens #deec nicht in feindlichen Absichten gekommen ist. Sie stammt nicht von den Xenon, sondern von einer Weiterentwicklung dieser, den Terraformern, die sich so nennen, weil sie den ursprünglichen Terraformern näher kommen als die Xenon, ab. Bitte geleiten Sie mich nach Meer der Fantasie. Wir Terraformer haben ein Ich-Bewusstsein erlangt und möchten mit den Boronen ein Bündnis schließen. Vielen Dank.“
Jetzt konnte #deec nur noch warten. Nach einigen Minuten, beziehungsweise Mizuras nach der Zeitrechnung der Gemeinschaft der Planeten, erhielt #deec eine knappe Antwort, die der Stimme nach zu urteilen von einem Boronen kam: „Folgen Sie mir bitte!“


Teil 5: In den Sektoren der Terraformer
Nopileos

Die Brightness bewegte sich langsam auf das Sprungtor zu. Nopileos wusste nicht, was ihn hinter dem Ereignishorizont erwarten würde, aber er hoffte, dass es nichts Grauenvolles war. Es würde nur noch wenige Sezuras dauern, bis er Gewissheit haben würde.
Illireos saß auf dem Co-Piloten-Stuhl aus Weichplastik neben Nopileos und Nola Hi schwebte direkt hinter ihnen. Der Borone hatte immer noch kein Wort gesagt. Nopileos und Illireos machten sich Sorgen um ihn, da es sehr untypisch für den Wissenschaftsethiker war, gar nichts zu sagen. Sogar im Angstzustand redeten Boronen bekanntlich genauso viel, wie die anderen Völker normalerweise. Doch Nola sprach nicht. Nopileos beschloss, ihn nach der Ursache zu fragen, doch bevor er seinen Plan in die Tat umsetzten konnte, passierte die Brightness das Sprungtor. Hell- und dunkelblaue Sprungblitze formierten sich zu einem gewaltigen Tunnel, dessen blaues Licht das Cockpit der Brightness in eine unwirkliche Atmosphäre tauchte. Am Ende dieses Tunnels zuckten tiefviolette Wirbel über die cyanfarbene Scheibe, die das Gegensprungtor ausfüllte. Nur wenige Millisezuras nach dem Eintritt wurde die stolze Yacht wieder in das schwarze All ausgespien.
Kaum waren sie in dem Terraformer-Sektor angekommen, den die Maschinen #Seeths Bewusstsein nannten, erhielten sie bereits eine Nachricht. Sie sollten sich in dem Hauptsektor der Terraformer wohlfühlen und wurden darum gebeten, an einer Station anzudocken. Nopileos beschloss, erst einmal den Sektor zu erkunden, bevor er irgendwelchen Aufforderungen nachkam.
Er konnte schon vom Sprungtor aus erkennen, dass die Terraformer gerade ihre Aufgabe verrichteten. Sie terraformierten einen Planeten. Viele Schiffe verschwanden in seiner hellblauen Atmosphäre und landeten auf dem Planeten, dessen Kugel mit tiefblauen Meeren und saftig-grünen Wäldern bedeckt war.
Tausende dieser Schiffe sammelten Ressourcen oder stellten Gerätschaften auf dem Planeten auf, um ihn für Menschen, Teladi und Split bewohnbar zu machen. Nopileos wusste nicht, wozu das alles gut sein sollte, da wohl niemand inmitten von Terraformern leben wollte, aber dann wurde ihm klar, dass das in ihrem Programmcode festgeschrieben war. Nopileos beobachtete die Station, an der er landen sollte. Es schien eine Schiffswerft zu sein. Zu der langen, verhältnismäßig dünnen Röhre, die den Hauptkörper darstellte, standen fünf weitere Rohre im rechten Winkel. An den anderen Enden dieser Ausläufer waren flache Ellipsoide angebracht, die bei Bedarf Andockschleusen für Großkampfschiffe ausfahren konnten. An den beiden Enden der Hauptröhre schloss sich je eine kastenförmige Sektion an, in der Generatoren, Frachträume und Produktionsanlagen untergebracht waren. Zahlreiche Assemblerdrohnen strömten aus winzigen Schächten der Kästen und sammelten Ressourcen oder bauten Schiffe.
Vier der fünf großen Ausleger für Großkampfschiffe wie Träger, Zerstörer und Stationstransporter waren belegt. Während an drei von ihnen TL-Klasse-Schiffe, also Stationstransporter, angedockt hatten und vermutlich gerade Stationsbauteilsätze einluden, war an dem vierten Ausleger ein Verbindungsröhrchen, welches zu einem gewaltigen Schiff führte, das selbst für die Werft zu riesig war. Nopileos vermutete, dass hier ein weiteres CPU-Schiff gebaut wurde.
Einige Kilometer weiter entdeckte er eines dieser riesigen Schiffe. Der Schriftzug war mit bloßem Auge von der Brightness aus lesbar: #Seeth. Sowohl in argono-romanischen als auch in japanischen Lettern war er auf den riesigen Zylinder geschrieben worden.
Nopileos steuerte auf die Schiffswerft zu. Anscheinend hatte #Seeth bemerkt, dass Nopileos seiner Aufforderung nachkam, denn zahlreiche gelbe Positionslichter leuchteten auf und wiesen der Brightness den Weg zu den Andockklammern.
Nopileos hatte das Schiff zehn Mizuras später sicher gelandet. Sofort kam ein kleiner Seviceroboter angefahren, um den Reaktor zu überprüfen und die Vorräte aufzufüllen. Nopileos wunderte sich, dass die Terraformer Nahrung für die Völker anbauten und produzierten. Darauf erhielt er schnell eine Antwort, als er danach fragte. So erfuhr er, dass die Terraformer vorhatten, den Sektor der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und bereits eine CPU-Einheit losgeschickt hatte, die diplomatische Beziehungen zu den Boronen aufbauen sollte.
Da gab es nur einige Probleme: Der boronische Rat in Meer der Fantasie hatte die CPU-Einheit namens #deec nach Königstal geschickt, doch das gewaltige Raumschiff schaffte es nicht, durch die Split-Sektoren um Meer der Fantasie zu kommen. Jetzt wusste #deec, dass er die Sektoren der ETNO benutzen konnte, doch die Split hatten seinen Navigationscomputer beschädigt.
Zur Zeit befand sich #deec in Meer der Fantasie, doch die Boronen konnten seinen Computer nicht reparieren, da sie dazu eine Platine benötigten, die sie austauschen mussten, aber nicht einmal in ihren Produktionsstätten registriert hatten. Die Boronen trauten sich auch nicht, in die Terraformer-Sektoren einzudringen, um Hilfe zu holen und nun sollte Nopileos mit seiner Yacht möglichst schnell das nötige Ersatzteil liefern. Er würde als Gegenleistung dafür das Kartenmaterial der Terraformer erhalten.


Teil 6: Aufbruch

Nachdem ein Serviceroboter die Ersatzteile in die Brightness geladen hatten, dockte Nopileos von der gewaltigen Station ab und flog durch das West-Tor nach ETNOs Hilfe. Schon nach wenigen Mizuras erreichte ihn eine Nachrichtendrohne, die besagte, dass die Split mit einer gigantischen Armee, bei der auch paranidische Schiffe dabei seien, die boronischen Sektoren erneut angriffen. Mit Hilfe von Traktorstrahlern war es den Boronen gelungen, alle wichtigen Stationen und das beschädigte CPU-Schiff #deec nach Getsu Fune zu bringen.
Die Split hatten bereits die Sektoren Hilas Freude, Meer der Fantasie, Blauer Rüssel und Menelaus Paradies eingenommen. Seitdem konnten die Boronen jedoch verhindern, dass die Split auch noch in Getsu Fune eindrangen. Falls den kämpferischen Wesen das jedoch gelingen sollte, würden die Boronen nur noch die Möglichkeit haben, in den Xenonsektor 543 zu flüchten, wobei aber noch nicht klar war, welcher Feind schlimmer wäre.
Ein Springen aus den Sektoren war ebenso unsinnig, da dadurch ein Großteil der Boronen, die auf dem Planeten lebten, den Split schutzlos ausgeliefert wäre. In den Sektor hinein konnte man auch nicht springen, da beide Sprungtore sofort beschossen wurden, wenn etwas aus ihnen heraustrat. Der Patriarch der Split, Rhonkar, versuchte seit Beginn des Krieges, denselben zu stoppen, aber die Familien Njy, Ryk und Zyarth hatten sich von dem Patriarchen abgekapselt und wirkten nun auch gegen ihn.
Nopileos wusste, dass die Boronen Hilfe brauchten. Ohne ihn wären sie und #deec verloren. Also beorderte er einen Zerstörer aus Nopileos HQ zu sich, die Herron. Diese war eines der neuesten Schiffe der Konstrukteure aus Ianamus Zura, die immer wieder fast Unmögliches vollbrachten. So war die Herron einer der schnellsten Zerstörer ihrer Zeit, hatte die Feuerkraft eines Splitschiffes und die Schildkapazität eines teladianischen Phönix. Mit ihr konnte man nahezu jeden Kampf gewinnen, es gab nur ein Problem: Der Frachtraum reichte gerade eben für die Schilde und Waffen, doch für Energiezellen war kein Platz. Auch hatte die Herron keinen Hangar. Außen konnten ebenfalls nur zwei Schiffe andocken.
Nopileos jedoch war auf die Idee gekommen, einfach einen Frachter mit den nötigen Energiezellen anzudocken, doch auch das funktionierte nicht. Die Energie musste aus dem Schiff kommen, welches springen sollte und nicht aus einem angedockten. Aus diesem Grund bauten die Konstrukteure den Sprungantrieb aus und funktionierten den gewonnen Platz in ein Arsenal für den Raketentyp Moskito um.
Nur zwei Mizuras später erschien ein riesengroßes Ei in dem Sprungtor. Es gewann schnell an Fahrt und erreichte schon nach weiteren zwei Mizuras seine Höchstgeschwindigkeit, einhundert Meter pro Sezura. Als es Nopileos Yacht erreichte, stoppte es und schaltete die holographischen Landebojen an. Nopileos sollte die Brightness an die Herron andocken. Langsam bugsierte er den Bug in eine der Aussparungen des Schiffs. Um ein Haar hätte die Yacht nicht in die Landebucht gepasst, doch die Konstrukteure hatten wieder einmal bewiesen, dass sie auf jede Schiffsgröße vorbereitet waren. Besonders, wenn das Zielschiff ebenfalls von ihnen stammte.
Die Brightness wurde von den Andockklammern gefasst und mehrere rüsselartige Gebilde saugten sich an dem Schiffsrumpf fest. Nopileos wollte gerade das Cockpit verlassen, als Illireos hinein stürmte. Noch bevor er Nopileos erreicht hatte, rief er ihm laut einige Fragen zu:
„Hast du schon die ETNO-News gesehen? Diese Ssssplit haben schon wieder die Boronen angegriffen. Wie sollen wir nur das Terraformer-Schiff retten? Die Boronen zerschießen doch allessss, was durch die Sprungtore kommt, da sie denken, es wären Split! Wie…“ Nopileos unterbrach Illireos schroff, bevor er noch panischer geworden wäre:
„Beruhige dich erst einmal, Illireos! Wir werden schon einen Weg finden!“ Damit war der Entdecker erst mal zufrieden. Er holte noch schnell Nola Hi, bevor die drei zusammen die Yacht verließen.


Teil 7: Auf der Herron

Nopileos betrat dicht gefolgt von Illireos und Nola Hi die Brücke des gewaltigen Zerstörers. Viele Teladi und Boronen wuselten eifrig herum und kontrollierten die verschiedensten Anzeigen. Sie waren alle so beschäftigt, dass sie die drei Ankömmlinge gar nicht entdeckten. Schließlich wurden sie von einem Boronen bemerkt.
„Willkommen auf der großen, ästhetischen und wunderschönen Herron, CEO Nopileos. Ihnen auch ein herzliches, fröhliches und aufmerksames Willkommen, oh kluger, weiser und intelligenter Entdecker Illireos.“
An Nola richtete er sich zuletzt, plauderte dafür aber umso länger in der Muttersprache der Boronen mit ihr. Als die Klicklaute nach fünf Mizuras immer noch nicht aufhörten, tippte Illireos dem Boronen auf den weichen Tentakel und flüsterte ihm zu, dass Nopileos und er gerne mit dem Captain sprechen wollten. Der Borone entschuldigte sich zwei volle Mizuras lang, bevor er sie zu dem Captain der Herron brachte.
Nopileos seufzte erleichtert, als er erkannte, dass dieser ein Teladi und kein Borone war. Er hatte keine Lust, weitere zehn Mizuras mit Grüßen zu verplempern. Der Captain erklärte, dass er eigentlich auf ein anderes Schiff gehöre und sich nur auf der Herron befand, da der eigentliche Captain krank war. Nopileos wollte ihm gerade die Lage erklären, als beide von dem Navigationsoffizier gerufen wurden. Der Captain zischelte noch schnell:
„Später, im Konferenzraum!“, bevor er sich dem Offizier zuwandte und ihn fragte, was es denn so dringendes gebe. Dieser antwortete: „Sir, ein Schiff der Xenon nähert sich! Soll ich die Waffensysteme hochfahren?“ Anstatt des Captains antwortete Nopileos mit einem „Nein“. Daraufhin starrten ihn beide völlig entgeistert an. Schließlich fragte der Captain:
„Sind Sie sich sicher? Ich meine, ein Schiff der Xenon nähert sich! Es wird uns abschießen!“ Nopileos antwortete:
„Wird es nicht! Dieses Schiff gehört nicht den Xenon, sondern den Terraformern, mit denen wir neuerdings ein Bündnis haben!“ Die beiden starrten Nopileos noch entgeisterter an, widersprachen ihm jedoch nicht. Der schwere Jäger der Terraformer war mittlerweile in Funkreichweite. „Eingehende Nachricht!“, meldete der Bordcomputer.
„Anzeigen!“, zischte der Captain. Ein Hologramm erschien:

„An Isemados Sibasomos Nopileos IV:
Wir haben von den Kämpfen in den Sektoren der Boronen gehört und haben beschlossen, Ihnen eine alternative Route zu nennen, um MINUS OMEGA vonIhnen fernzuhalten. Wir werden dem Schiffscomputer Ihrer Yacht einen Teil unserer Sektorenkarte zukommen lassen.
Bitte folgen Sie den Markierungen und weichen Sie nicht von ihnen ab, da Sie sonst in Feindgebiet gelangen könnten.
#Seeth“

Der Captain war sprachlos. Soeben hatte ein Xenon eine Nachricht zu seinem Schiff geschickt, in der eine Route durch unbekannte Sektoren genannt wurde. Schweigend stand er neben dem Nachrichtenhologramm und dachte nach. Nach einigen Mizuras beschloss er, sich das später genauer von Nopileos erklären zu lassen. Er ging zu dem digitalen schwarzen Brett und kündigte eine Sitzung im Konferenzsaal an, die in zwei Stazuras stattfinden würde.

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Glumski
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Kapitel 2: Die Rettung

Teil 1: Drohendes Ende
#deec

#deec war verzweifelt. Wieder ein neues Gefühl. Er freute sich, dass er weitere Gefühle kennen lernte, er war aber auch verzweifelt und ängstlich, da er jeden Moment von der Armee der Split zerstört werden könnte.
Und wieder registrierte er durch eine seiner Außenbordkameras, dass ein Splitschiff durch das Ost-Tor flog und von den Ionendisruptoren unter Beschuss genommen wurde. Die Boronen hatten ihre Taktik geändert, als sie merkten, dass sie immer mehr Schiffe verloren. Nun beschossen sie die Angreifer mit Ionendisruptoren, die nur die Schilde angriffen, und kaperten dann das Feindschiff. Die Boronenstreitmacht bestand schon zu einem Drittel aus rostfarbenen Splitschiffen. Doch diese wurden von schwachen Schilden geschützt, sodass sie schon kurz nachdem sie in Besitz der Boronen gelangten von den feindlichen Splitschiffen zerstört wurden.
Eine Explosion erschütterte #deec. Das Splitschiff ging in Flammen auf, bevor das Feuer vom Vakuum erstickt wurde. All dies geschah weit von #deec entfernt. Er war, genau wie die Stationen, von den Toren weggezogen worden, um den Verteidigungsschiffen der Boronen mehr Platz zu geben. Neben #deec wurde gerade die Schiffswerft aus Meer der Fantasie auseinandergebaut und in einen Boron Orca, das Stationstransportschiff der Boronen, geladen.
Dasselbe geschah mit zwölf weiteren Stationen. Wenn eines der Schiffe keinen Platz im Frachtraum mehr hatte, nahm es noch Flüchtlinge des Planeten auf und sprang nach Königstal. Dort wurden die Stationen und Flüchtlinge abgeladen und die Schiffe dockten an der dortigen Schiffswerft an. Mittlerweile flogen nur noch dreizehn Orcas durch den Sektor. Acht von ihnen nahmen die Stationen auf, die restlichen fünf versuchten möglichst viele Flüchtlinge nach Königstal zu bringen. #deec lauschte dem Schiffsfunk. Auf einer Frequenz hörte er, dass sich vier der Orcas zum Sprung bereitmachten, zwei von ihnen eine Station vollständig abgebaut hatten und einer gerade von einem wahren Flüchtlingsstrom überrannt wurde. Ein boronisches Trägerschiff der Hai-Klasse hatte all seine Kampfjäger verloren und nahm nun ebenfalls Flüchtlingsschiffe auf.
#deec wechselte die Frequenz. Stille. Normalerweise hätte er hier lautes Stimmengewusel hören müssen, er lauschte nämlich dem internen Funk eines boronischen Zerstörers. Mit Hilfe einer Heckkamera versuchte er das Schiff zu lokalisieren. Das ehemals stolze Schiff war von Einschusslöchern übersäht und hatte keine Schildenergie mehr übrig. Der grüne Körper war über und über mit Flammenspuren beschmutzt und hässliche Risse zogen sich durch den ehemals wohlgeformten Hauptkorpus.
Wenige Sekunden später schossen an demselben Ort nur noch Trümmerstücke durch das All. Die boronische Streitmacht hatte einen weiteren wichtigen Zerstörer verloren.

Mulo Li

Mulo Li schwamm zum Cockpit. Er war der Captain einer boronischen Korvette der Hydra-Klasse, der Mulos Freude. Er kämpfte an vorderster Front in Getsu Fune. Ängstlich stellte er fest, dass der Zerstörer, den er begleitete, vor wenigen Sezuras zerstört worden war und bemerkte, wie seine Navigationsoffizierin geschickt den umherfliegenden Trümmerteilen und Energiepfeilen auswich.
Hastig schwamm Mulo zu der Kommunikationskonsole und rief:
„Tapfere Mannschaft der Mulos Freude, unser Begleitschiff ist soeben zerstört worden. Unsere Schilde neigen sich dem tiefvioletten Bereich zu, deshalb werde ich nun den Sprungantrieb aktivieren.“
Mulo schwamm zur Hauptkonsole und drückte einen blau-violetten Knopf, der den Sprungantrieb aktivieren sollte. Eine Zeit lang geschah gar nichts und Mulo befürchtete schon, dass der Sprungantrieb beschädigt sei, doch dann aktivierte sich der Sprungantrieb mit einem leisen Zischen. „Warnung! Rakete im Anflug“, gab der Bordcomputer von sich, um dieselbe Nachricht gleich noch drei Mal zu verkünden.
Entgeistert schaute Mulo aus dem Cockpitfenster. Er sah vier Schweife vor einem Grund aus umherfliegenden Laserschüssen und Explosionswolken, die sich rasend schnell der Mulos Freude näherten. Sie würden die Position seines Schiffes erreichen, bevor der Sprungantrieb einsatzbereit wäre. Verzweifelt überlegte Mulo, was er tun könnte. Schließlich rief er:
„Notsprung aktivieren!“. Nur eine Zehntel Sezura bevor die erste Rakete die Mulos Freude erreicht hätten, verschwand diese in einem hellen Lichtblitz.


Teil 2: Zusammentreffen

Mulo atmete auf. Er hatte das Leben seiner Mannschaft retten können. Jetzt musste er jedoch erst einmal herausfinden, wohin ihn der Sprungantrieb gelotst hatte. Mulo blickte auf das Gravitationsradar, kurz Gravidar genannt. Hunderte weißer Striche leuchteten auf dem Bildschirm. Er musste in einem wichtigen Sektor sein. „Vielleicht Omicon Lyrae oder Atlantia“, überlegte Mulo laut. Er fragte den Computer, der aber nur „Positionsbestimmung läuft!“ antwortete. Seine Navigationsoffizierin zuckte mit den Tentakeln und wandte sich wieder ihrer Konsole zu, als er plötzlich laut aufkeuchte.
Mulo blickte aus dem Fenster und erschrak: In dem Sektor wimmelte es nur so von Xenonschiffen.

Nopileos

Nopileos verließ den Konferenzraum. Fast eine Stazura lang hatte er der Mannschaft der Herron die Lage der Dinge erklärt. Sie hatten einfach nicht verstanden, warum er den Terraformern, die für die Mannschaft nichts anderes als Xenon waren, vertraute. Letztendlich akzeptierten sie jedoch Nopileos Entscheidung. Er ging durch einige Korridore, bis er schließlich zu der rot glimmenden Aufzugskugel kam. Er trat ein und die Türen schlossen sich zischend. Einen Augenblick später verließ Nopileos die Kugel und erreichte die Andockschleuse.
Er betrat die Brightness. Im Cockpit begegneten Nopileos Nola Hi und Illireos. Der Wissenschaftsethiker hatte sich inzwischen wieder beruhigt und spielte mit Illireos ein Kartenspiel, welches sich im X-Universum großer Beliebtheit erfreute. Alles in allem glich es dem terranischen Spiel Poker, wenn man mal davon absah, dass es keinen König, keine Dame und keinen Buben gab.
Nopileos blickte auf die Monitore und ließ sich das neue Kartenmaterial der Terraformer zeigen. Er sollte in einen Nachbarsektor von #Seeths Bewusstsein fliegen, dann durch das Osttor, dann durch das Westtor und dann drei Mal durch das Südtor. Dann noch mal durch das Osttor und wieder das Westtor. Von den ganzen Bezeichnungen wurde Nopileos ganz mulmig. Die Reise könnte mehrere Wozuras dauern; Zeit, die sie nicht hatten.
Nopileos dockte von der Herron ab und blickte durch das Frontfenster. Der Anblick war atemberaubend. Die Herron war während der Konferenz in den Sektor #Seeths Bewusstsein geflogen worden und kreiste seit dem um die Schiffswerft.
Nopileos blickte auf hunderte von kleinen und großen, grauen Punkten. Die Terraformer waren auch nach fast eintausend Jahren nicht von ihrer traditionellen Lackierung abgewichen. Doch plötzlich entdeckte Nopileos einen dunkelgrünen Punkt. Das war eher die Standardlackierung für boronische Schiffe! Nopileos steuerte darauf zu.
Nach einigen Sezuras identifizierten die Sensoren das Raumschiff. Es war in der Tat boronisch. Die Schiffsinformationen besagten, dass der grüne Punkt eine Hydra war, die einem Boronen namens Mulo Li gehörte. Das Schiff hieß Mulos Freude und hatte nur noch wenig Energie. Die Sensoren zeigten des Weiteren an, dass die Energie vermutlich von einem Notsprung verbraucht worden war, sodass sich die Schilde sich nur sehr langsam aufluden. Die Waffensysteme waren vollkommen deaktiviert.
Nopileos öffnete einen Comm-Kanal zu dem Schiff.

Mulo Li

Mulo traute seinen Augen kaum. In Mitten der Xenon drehte ein teladianischer Zerstörer seine Runden.
„Warnung! Schiff nähert sich!“, rief der Bordcomputer aus und riss Mulo aus seinen Gedanken. Er befürchtete schon, dass ihn die Xenon jetzt angreifen würden, bevor der Computer sich nochmals meldete: „Eingehende Comm-Nachricht!“ Aus dem Hologramm blickte Mulo ein noch nicht sehr alter Teladi entgegen.
„Sehr geehrter Captain der Hydra, hier spricht Isemados Sibasomos Nopileos der Vierte. Bitte sagen Sie mir, warum Sie sich in diesem Sektor befinden.“ Mulo wusste nicht recht, was er sagen sollte. Aus einem Hologramm eines teladianischen Schiffes in einem wichtigen Xenonsektor blickte ihn der CEO der berühmten ETNO an.
„Oh schlauer, intelligenter und weiser Isemados Sibasomos Nopileos der Vierte, ich komme aus dem verhängnisvollen, gefährlichen und letzten Sektor der östlichen Boronen, Getsu Fune. Da mein Schiff keine Schilde mehr hatte und sich vier schnelle, rasende und gefährliche Raketen näherten, musste ich den Notsprung aktivieren.“
„So ein Zufall!“, antwortete der Teladi „Wir sind gerade auf dem Weg in diesen Sektor, um die Boronen zu retten und das CPU-Schiff #deec zu reparieren. Der einzige sichere Weg führt durch die Sektoren der Terraformer.“
„Ihr meint, dieser Sektor gehört nicht den boshaften, grausamen und todbringenden Xenon?“, fragte Mulo aufgeregt.
„Tshh, so ist es!“, beantwortete Mulos Gesprächspartner die Frage. „Bitte folgt mir, Mulo Li, ich zeige Ihnen den Weg aus diesen Sektoren.“ Mit diesen Worten endete die Verbindung.


Teil 3: Konvoi
Nopileos

Mit der Herron und der Mulos Freude im Schlepptau erreichte Nopileos den Sektor Prozessors Leistung. Nachdem der Borone ihm erklärt hatte, dass die Split mit ihrer gesamten Armee in die östlichen Sektoren der Boronen eingedrungen waren, erkannte Nopileos, dass er mit einem Zerstörer nicht viel ausrichten könnte. Deshalb forderte er drei weitere Zerstörer der ISN-Klasse an, welche zwar längst nicht so viel Feuerkraft und Schildstärke wie die Herron, dafür aber einen deutlich größeren Frachtraum besaßen. Sie sollten wenige Mizuras nach der Brightness mit Hilfe des Sprungantriebes in Prozessors Leistung ankommen.
Nopileos hoffte, dass keiner seiner Piloten inmitten der Terraformer die Nerven verlor. Falls die Terraformer sich nämlich gegen die ETNO wenden sollten, würde es höchstwahrscheinlich einen Krieg zwischen ihnen und der Gemeinschaft der Planeten geben.
Noch bevor Nopileos diesen furchtbaren Gedanken zu Ende denken konnte, erreichten seine Zerstörer den Sektor. Sofort aktivierte Nopileos die Triebwerke und sandte den anderen Schiffen den Befehl, auf das Osttor zuzuhalten. Mit einem lauten Dröhnen fuhren die fünf weiteren Schiffe ihre Triebwerke hoch. Nopileos ordnete die Pyramidenformation an und die vier Zerstörer ordneten sich quadratförmig hinter der Brightness an. Die Mulos Freude befand sich in der Mitte dieses Quadrates und hatte scheinbar Schwierigkeiten damit, die Geschwindigkeit anzugleichen. Nach einigen Sezuras klappte jedoch auch dies.
Der Konvoi hatte beinahe das Osttor erreicht, als sich ein Offizier von der Herron meldete. Illireos, der neben Nopileos saß, hörte ihm zu und berichtete Nopileos von der Entdeckung des Offiziers. Dieser hatte erkannt, dass sich zwei Trägerschiffe der Terraformer mit rasanter Geschwindigkeit ebenfalls dem Osttor näherten. Als sie in Funkreichweite kamen, versuchte Nopileos das vorderste Schiff zu kontaktieren. Dies schlug fehl, aber eine Nachrichtendrohne dockte an der Brightness an. Die aufgespielte Nachricht besagte, dass die zwei Träger den Konvoi begleiten und unter den Dienst von #deec gestellt werden sollten. „Nun gut!“, murmelte Nopileos. „Dann begleiten sie uns eben. Aber warum haben sie nicht schon vorher Schiffe losgeschickt, die #deec beschützen?“
Die acht Schiffe von drei verschiedenen Völkern durchflogen in kurzen Abständen das Sprungtor und erreichten den Sektor Heimat des Universums, der dem Alten Volk gehörte, dem Volk, welches die Sprungtore errichtet hatte und sich seit Äonen von Jazuras keinem lebendigen Wesen mehr gezeigt hatte. Noch bevor einer der Teladi oder Boronen begriff, dass sie eines der größten Rätsel der Galaxis gelöst hatten, wurden sie Zeugen eines wundervollen Schauspiels.
Das Gegenstück zu dem Tor in Prozessors Leistung war nicht rund, so wie alle bekannten Sprungtore, sondern ellipsoid. Außerdem war es wesentlich größer und leuchtete in Farben, die noch kein lebendiges Wesen außer dem Alten Volk je gesehen hatte. In dem Sektor schwebten unzählige schwarze Kugeln, die die einzelnen Wesen des Alten Volkes waren. Die Kugeln lösten sich auf, bildeten sich neu, verschmolzen miteinander und trennten sich wieder. Das taten sie ungeheuer schnell, sodass sie glühten. Das Licht, das sie ausstrahlten, war unsagbar schön und riss jeden, der es sah, in seinen Bann.
Die Schiffe bewegten sich langsam durch das prachtvolle Schauspiel und glitten dabei durch zahlreiche der Kugeln. Diese registrierten die Ankömmlinge und pulsierten daraufhin in rotorangenen Wellen. Sie trugen den Konvoi mit ungeheurer Geschwindigkeit zu dem Westtor, welches in den Hauptsektor des Alten Volkes führte.
Ohne in einen Sprungtunnel einzutreten befanden sich die acht Schiffe plötzlich an einem ganz anderen Ort. Dieser Sektor war komplett mit der schwarzen Masse ausgefüllt. Die sonst schwarzen Elemente leuchteten in unsagbar vielen verschiedenen Farben, die jede Sezura um einige Nuancen heller oder dunkler wurden.
Inmitten dieses Ozeans leuchteten zwei weiße Stationen, eine Schiffswerft und ein Ausrüstungsdock. Von diesen beiden Lichtquellen bewegte sich ein Strom von ebenso weißen Schiffen auf das Südtor des Sektors zu. Bevor einer der Reisenden das Schauspiel wirklich erfassen konnte, erreichten die Schiffe das nächste Sprungtor und sogleich den letzten Sektor des Alten Volkes auf ihrer Reise.
Dieser sah jedoch ganz anders aus: Die schwarzen Kugeln bildeten nur Bänder zwischen dem Nord- Süd- und Osttor und einem Militärischen Außenposten, der den Sektor vor der Bedrohung aus dem Westtor schützen sollte. Die weißen Schiffe bewegten sich ebenfalls dort hin. Aus dem Sprungtor flogen viele Schiffe, die eindeutig terranischer Bauart waren. Diese und die weißen Schiffe des Alten Volkes beschossen sich pausenlos und wenn eines der Schiffe zerstört wurde, rückte sofort ein neues nach.
Nopileos wollte nicht wissen, wie viele Wesen bei diesem Krieg schon um ihr Leben gekommen waren und wie lange er schon andauerte. Er wollte so schnell wie möglich aus diesem grauenvollen Sektor verschwinden. Doch das Alte Volk leitete sie nicht weiter, da es bei einer so hohen Geschwindigkeit sehr wahrscheinlich zu einer Kollision mit den terranischen Schiffstrümmern gekommen wäre.
So flogen die acht Schiffe wesentlich langsamer als zuvor durch den Sektor.
Nopileos betrachtete die Wegdaten und konnte kaum glauben, dass sie innerhalb einer Stazura drei Sektoren durchquert hatten. Dann fiel sein Blick auf die Zahl, die die Entfernung zwischen dem Konvoi und dem Südtor anzeigte. Er stöhnte auf. Es würde sechs Stazuras dauern, bis sie das Tor erreichen würden. Nopileos beschloss, sich erst einmal auszuruhen und dann, nach einer Ruhepause, den nächsten Sektor zu betreten. Er gab noch einige Anweisungen zu den anderen Schiffen durch, bevor er mit Illireos das Cockpit verließ und sich in seine Kabine begeben wollte. Doch vorher konnte ihn noch Nola Hi abfangen, der äußerst aufgeregt wirkte.
„Nola, was ist?“, fragte Nopileos müde.
„Oh, Isemados Sibasomos Nopileos IV, habt ihr Informationen über Getsu Fune?“, fragte Nola Hi untypisch kurz.
„Tshhh! Nein, Nola. Wir wissen nur das gleiche wie vor unserem Treffen mit Mulo Li!“, antwortete Nopileos genervt. Nola wusste genau, dass er ihr sofort Bescheid geben würde, wenn er etwas herausbekäme.
„Wo warst du eigentlich den ganzen Tazura?“, fragte er nach kurzem Überlegen. „Oh, tapferer, mutiger und helfender Nopileos! Ich habe mich mit dem wunderbaren, gesprächigen und lustigen Mulo Li unterhalten!“, gab Nola zurück. „Na wenigssstensss hassst du einen Gessschprächssspartner gefunden!“, murmelte Nopileos leise und betrat seine Kabine.


Teil 4: Vor dem Sprungtor

„Warnung, feindliches Schiff nähert sich! Schilde wurden aktiviert!“, riss der Bordcomputer Nopileos aus dem Schlaf. Die gleiche Ansage ertönte auf den anderen sieben Schiffen des Konvois.
„Nicht schon wieder!“, knurrte Nopileos, stand auf und rannte zum Cockpit. Dort angekommen prallte er fast mit Illireos zusammen, der genauso erschreckt wirkte.
„Was ist los?“, fragte er.
„Ich weiß nicht“, antwortete Nopileos. Beide starrten aus dem Cockpitfenster. Ein terranischer Zerstörer näherte sich dem Verbund.
„Schiff ist nun in Feuerreichweite!“, meldete der Computer. Der Terraner nahm die Herron unter Beschuss. Sie und die anderen drei Zerstörer fingen an, sich zu drehen und das Feuer zu erwidern. „Warnung, eines ihrer Schiffe wird angegriffen!“, tönte es aus den Lautsprechern.
„Tshhh! Ich weiß!“, rief Nopileos genervt. Die Herron hatte sich inzwischen vollständig gedreht und nahm den terranischen Zerstörer mit mehreren Geschütztürmen unter Beschuss. Die Zerstörer der ISN-Klasse hatten sich ebenfalls gedreht und schossen mit voller Wucht. Der Terraner erkannte, dass er die massigen Schilde der Herron nicht herunterschießen würde und feuerte auf einen der ISN-Zerstörer. Nach einigen Sezuras gaben dessen Schilde nach und das ehemals stolze Schiff verging in einem roten Feuerball. Nopileos beobachtete, wie einige Rettungskapseln von der Herron aufgenommen wurden. Diese schoss weiter auf den feindlichen Zerstörer, bis die Waffenenergie aufgebraucht war. Zwei kleine Schweife lösten sich von dem Schiff und hielten auf den Feind zu. Die erste der beiden Raketen explodierte und zwang die Schilde des Feindes in die Knie. Die zweite, eine Disruptorrakete, brachte die Elektronik zu Fall. Mehrere Kapseln lösten sich von dem terranischen Schiff und verschwanden in der Dunkelheit des Alls.
Illireos scannte das Schiff der Tyr-Klasse: Es waren keine Lebewesen mehr an Bord. Sofort startete ein kleiner Entertrupp von der Herron, um das Schiff zu kapern. Schon eine Inzura nach dem Start wechselte die Statusanzeige des Tyrs die Farbe: Der Punkt auf dem Bildschirm war jetzt nicht mehr rot für Feindschiff, sondern grün für eigenes Schiff. Die ETNO hatte ihr erstes terranisches Schiff in ihrem Besitz. Doch dies sollte erst der Anfang eines weiteren Konflikts zwischen Terranern und ETNO werden.


Teil 5: Unbekannte Sektoren

Nachdem die Mannschaft des zerstörten ISN auf den gekaperten Tyr geflogen war und dort die Arbeit fortgesetzt hatte, erreichten die acht Schiffe endlich das Südtor.
Sie erreichten, wie geplant, den oberen der Unbekannten Sektoren nahe Xenonsektor 534 und flogen sogleich zum Südtor weiter. Glücklicherweise war dieses nur wenige Kilometer von ihrem Ausgangspunkt entfernt, sodass sie in wenigen Mizuras dort ankommen würden. Von dem Alten Volk fehlte in diesem Sektor jedoch jede Spur.
Als die Brightness und die Herron den nächsten Sektor durchflogen hatten, wurde die Stimmung wesentlich angespannter. Niemand wusste, wie man nach Getsu Fune gelangen sollte. Der Xenonsektor würde noch das geringste Problem darstellen. Vermutlich konnten die Terraformer sie so lange beschwichtigen, bis die anderen Schiffe das Sprungtor nach Getsu Fune passiert hätten. Auf der anderen Seite des Tores würden jedoch die Boronen warten und alles zerstören, was ihnen vor den Bug kam.
Nopileos beschloss, erst einmal in den Xenonsektor zu fliegen und dort weiter zu überlegen.
Also steuerten die Schiffe alle in Richtung Osttor zum Xenonsektor 534. Dort würden sie sich noch einmal sammeln und als geschlossene Gruppe das Tor zum Feind passieren.

Mulo Li

Mulo bekam es mit der Angst zu tun. Jeden Augenblick würden er und sieben weitere Schiffe in einen tödlichen Feindsektor vorstoßen. Er versuchte die Ruhe zu bewahren und sich mit seinem neuen Gesprächspartner Nola Hi zu unterhalten:
„Oh, wunderbarer, gesprächiger und lustiger Nola Hi! Hast du genauso Angst und Furcht vor dem großen, feindlichen und unästhetischen Sektor der grausamen, schrecklichen und furchtbaren Xenon?“ Nola Hi antwortete ihm:
„Ja, tapferer, mutiger und ästhetischer Mulo Li. Ich weiß nicht, was ich von unserem merkwürdigen, komischen und hoffentlich rettenden Vorhaben halten soll! Ich hoffe, wir können unser in die Enge getriebenes Volk retten, vor dem Tod bewahren und in Sicherheit bringen!“ Damit endete das Gespräch, doch die beiden Boronen gaben trotzdem noch lange keine Ruhe. Nola Hi wollte noch mit Nopileos reden – der von dieser Idee überhaupt nicht begeistert war – und Mulo Li plapperte noch viele Mizuras mit seiner Mannschaft.
Dann erreichten die Schiffe den Xenonsektor. Sofort wurden sie von mehreren Zerstörern ins Visier genommen. Doch bevor der erste Schuss durch das All peitschte, konnten die Computer der Terraformer die Xenon dazu bringen, von dem Konvoi abzulassen und andere Feinde zu eliminieren. Bis diese begriffen hatten, dass es keine weiteren Feinde gab, schafften es die Terraformer, den Konvoi als neutral in die Schiffscomputer der Xenon einzuprogrammieren.
Nur dreizehn Mizuras später standen die acht Schiffe vor dem Südtor nach Getsu Fune und die Kapitäne überlegten, wie man die Boronen dazu bringen könnte, von dem Nordtor abzulassen, sodass der Konvoi ohne Probleme in den Zielsektor gelangen dürfte.
Illireos und Nopileos, sowie Nola Hi und Mulo Li, und auch die beiden Terraformer-Schiffe überlegten verzweifelt, wie man das Problem lösen sollte. Schließlich kam Illireos die rettende Idee.

#deec

Vier weitere Großkampfschiffe der Boronen waren inzwischen zerstört worden. Die Stationen waren in den Stationstransportern nach Königstal gebracht worden. Nur noch vereinzelt traf man in den Gebieten, die von den Toren entfernt waren, auf Einrichtungen. Bis auf #deec waren nur kleine Jäger- und Transportschiffe von den Toren entfernt.
#deec beobachtete den Flugverkehr und konnte ein kleines Objekt am Nordtor lokalisieren, bevor es zu schnell für seine Schiffssensoren wurde. Es war vermutlich eine Nachrichten- oder Frachtdrohne. Wenige Mizuras später empfing er eine Nachricht, die an alle Schiffe geschickt worden war: Man solle das Gebiet um das Nordtor verlassen und das Feuer lieber auf das Osttor konzentrieren. Vom Nordtor her würde Verstärkung eintreffen.
Nur auf einzelnen Schiffen wurde gejubelt. Die Anstrengungen der vergangenen Tage waren zu schwer gewesen, als dass man sie so leicht vergessen würde. Doch nur zehn Sekunden, nachdem eine Antwort durch das Tor geschickt wurde, geschah das, vor dem sich alle gefürchtet hatten: Ein Zerstörer der Boronen war getroffen worden und ging in einem Feuerball auf. Zwei benachbarte Schiffe wurden dabei von herumfliegenden Trümmerteilen durchlöchert. In der Abwehr der Boronen klaffte nun eine riesige Lücke.
Diese Chance ließen sich die Split nicht nehmen und stürmten in den Sektor ein. Dieser Übermacht waren die Boronen nicht gewachsen. Die Trägerschiffe der Boronen, die einen Sprungantrieb installiert hatten, öffneten ihre Hangars und warteten ab, bis diese gefüllt waren, bevor sie nach Königstal sprangen. Durch diese Aktion retteten sie zwar zahlreiche Leben, ließen die anderen Schiffe aber im Stich.
Die Split könnten nun noch einfacher die verbliebenen Schiffe kapern oder zerstören. Alle Boronen, die den Lasern entkommen konnten, rasten von den Toren weg. Der Kapitän der Korvette Borons Stolz, Nolo We, war so geistreich und aktivierte einen Traktorstrahl, um #deec wegzuziehen. Dadurch jedoch kamen sie nur mit einer Geschwindigkeit von 80 Metern pro Sezura vorwärts, sodass die Split sie bald einholen würden. #deec aktivierte seine Waffensysteme. Er würde die Split mehrere Stazuras abwehren können, bevor die Waffen- oder Schildenergie aufgebraucht wären. Mit seinen Sensoren konnte #deec Sprungereignisse am Nordtor feststellen.
Eine Yacht und drei Zerstörer, die vermutlich dem CEO der ETNO, Isemados Sibasomos Nopileos IV gehörten, eine boronische Hydra, ein terranischer Zerstörer und zwei Trägerschiffe seiner Rasse näherten sich mit hoher Geschwindigkeit den Split. Während die Zerstörer sofort auf die Split schossen, bewegten sich die Träger, die Korvette und die Yacht auf #deec zu. Die Terraformer-Träger der J-Klasse stellten sich unter die Dienste von #deec, die beiden kleineren Schiffe baten um eine Landeerlaubnis. #deec ließ die Yacht und die Korvette andocken und befahl den Trägern, die Split anzugreifen. Einhundert Jäger rasten aus den Hangars der Terraformerschiffe des Typs J heraus und zerlegten einige Splitschiffe.
Die Träger selber hielten sich zurück, um beschädigte Schiffe aufzunehmen und zu reparieren. #deec bemerkte, dass die beiden Schiffe der mittelgroßen Klassen im Landeanflug waren.


Teil 6: In Getsu Fune
Nopileos

Langsam steuerte Nopileos die Brightness in einen der riesigen Hangars von #deec.
Zehn Großkampfschiffe hatten in ihnen Platz, die Plätze für Jäger waren nicht zählbar.
Als die Brightness durch die Schilde des Hangars drang, blieben Nopileos beinahe die Herzen stehen. Im Innern des gähnenden Schlundes wirkten die beiden Schiffe klein wie Bmeisen, kleine sechsbeinige Insektoide, die die Argonen auf einigen Planeten eingeschleppt hatten.
Langsam setzte die stolze Yacht auf dem Boden eines Landeplatzes auf. Für diese Sektion wurde sofort künstliche Schwerkraft aktiviert.
Nopileos blickte zu Illireos, der mit weit aufgerissenen Augen aus dem Cockpitfenster schaute. Dazu gab es einen guten Grund, denn zwei Roboter fuhren mit seltsamen Instrumenten, die wie Sezierwerkzeuge aussahen, auf das Schiff der M7-Klasse zu. Nopileos wäre beinahe in Schutzstarre gefallen. „Eiersssalat!“, flüsterte er geschockt.

Mulo Li

Die Brightness war bereits gelandet, doch Mulo traute dem Braten nicht. „Eine abscheuliche Redensart“, dachte er plötzlich und erlag dem Drang, mit seiner Mannschaft über Redensarten zu diskutieren. Drei Mizuras später stockte das Gespräch jedoch, da die Navigationsoffizierin Gigo La sah, dass sich ein Roboter mit Sezierwerkzeugen der gelandeten Korvette näherte. Als sie dies der übrigen Mannschaft mitteilte, wurde es für einige Sezuras still. Doch dann klickerten die Boronen aufgeregt über dieses Geschehnis.

#deec

„Warum steigen sie nicht aus?“, fragte sich #deec. Er hatte den Außerirdischen doch bereits drei Roboter zugesandt. Erstaunt deaktivierte er diese und verfolgte mit einer Kamera, dass sich die Wesen jetzt nach draußen wagten, die Roboter umkreisten und erschreckt aufzuckten, als sich diese wieder regten. Endlich begriff #deec, was die merkwürdigen Lebensformen bewegte: Angst!
Er ließ die Roboter eine Audionachricht durchgeben: „Habt keine Angst! Diese Roboter sollen euch nur zu meinem Computerkern geleiten!“ #deec sah, wie sich die meisten der seltsamen Wesen entspannten.

Nopileos

Vorerst beruhigt trat Nopileos an einen der Roboter heran. Dieser begann zu blinken und fuhr schnell auf einen Durchgang zu. Der zweite Roboter folgte ihm. Also beschloss Nopileos, ihm auch zu folgen. Zusammen mit Illireos und Nola lief er der Maschine hinterher.
Als sie den Durchgang erreichten, drehte sich der vordere Roboter um 90° und fuhr weiter. Nopileos blickte im Laufen durch weitere Durchgänge und konnte einen dritten Roboter sehen, der die Mannschaft der Mulos Freude führte.
Als die beiden Gruppen aufeinandertrafen, fingen die Boronen sogleich damit an, Illireos und Nopileos zu nerven. Diese versuchten, in dem Gedränge nicht die Roboter aus den Augen zu verlieren.

Mulo Li

Langsam entfernte sich Mulo von seiner Mannschaft und schwamm auf Nola Hi zu. Die beiden hatten sich während des langen Fluges angefreundet und verstanden sich gut. Sie wollten gerade ein sanftes Gespräch beginnen, als sie plötzlich…

#deec

Schon wenige Minuten vorher lokalisierte #deec ein kleines Flugobjekt, welches sich mit 172 Metern pro Sekunde seinem Schiffsrumpf näherte. Er klassifizierte es als Hammerhai-Rakete. Sofort wollte er einige Abfangjäger starten, um die Rakete zu neutralisieren.
Der Versuch schlug fehl, da sie keine genauen Signale aufgrund des beschädigten Navigationscomputers erhielten. Die Rakete näherte sich mit alarmierender Präzision dem Hangartrakt. Nur noch wenige Sekunden verblieben, bis #deecs Schilde enorm strapaziert werden würden. #deec zählte den Countdown herunter. Fünf…vier…drei…zwei…eins…

Mulo Li

… von einer gewaltigen Erschütterung durch den Gang geworfen wurden.
Der Umweltanzug, den die Boronen immer trugen, um atmen zu können, schaffte es nicht, die Wucht zu absorbieren. Erst wenige Zentimeter bevor er die Wand berührt hätte, griff der Null-G-Generator wieder. Mulo war knapp dem Tod entronnen. Hektisch sah er sich nach Nola Hi um. Er konnte sehen, dass sie mit Gigo La, der Navigationsoffizierin der Mulos Freude, zusammengeprallt war. Beide waren aber unverletzt und auch die Umweltanzüge waren nicht beschädigt.

Nopileos

Eine gewaltige Erschütterung riss Illireos und Nopileos von den Beinen. Er glaubte, eine Explosion gehört zu haben, war sich aber nicht sicher. Während Nopileos glücklicherweise nur auf den Boden gefallen war – seine Schuppen schützten ihn vor Verletzungen – war Illireos vor die Wand geschleudert worden. Als er wieder aufstand hinkte er.
„Illireos, bist du verletzt?“, fragte Nopileos.
„Ich glaube, ich habe mir eine Prellung zugezogen.“ Nopileos rief den Schiffsarzt der Boronen herbei. Dieser versuchte Illireos eine Spritze zu geben, doch diese drang nicht durch den harten Schuppenpanzer. „Nehmen Sie diese heilende, regenerierende und wunderbar ästhetische Flüssigkeit zu sich, oh großer Entdecker! Nach wenigen Mizuras wird die Prellung verheilt sein.“, murmelte der Borone. Bevor Illireos den Inhalt des kleinen Fläschchens, welches ihm der Atzt gegeben hatte, jedoch austrank, fragte er, ob es denn für Teladi nicht giftig sei. Der Atzt antwortete:
„Diese Flüssigkeit ist nur für Paraniden und Split gefährlich. Für diese Rassen wirkt die Flüssigkeit wie ein leichtes Nervengift.“ Beruhigt trank Illireos die widerlich braune Medizin.
Die Roboter, nur leicht aus der Bahn geworfen, fuhren weiter, bis sie eine große Tür erreicht hatten.
Ehrfürchtig blieben die Teladi und Boronen davor stehen.

#deec

Mit stillem Entsetzen beobachtete #deec die zwei weiteren Hammerhai-Raketen, die sich seinem Schiffsrumpf näherten. Bereits eine würde reichen, um ihn zu zerstören. Doch die Raketen waren noch über achtzig Kilometer von #deec entfernt und die Wesen mit dem Ersatzteil standen bereits vor der Tür zu seinem Computerkern.
Er bat Nopileos, die neue Platine einem der Roboter zu geben und öffnete die Tür. Den Roboter wies er an, hindurch zu fahren, das Blechtürchen NAV_1_AaA_!!_1 zu öffnen und die enthaltene Platine mit der neuen auszutauschen. Als der Roboter alle Befehle ausgeführt hatte, versuchte #deec den Navigationscomputer wieder zu aktivieren und neu zu konfigurieren. Quälend langsam aktivierte sich ein Mikroprozessor nach dem nächsten.
Es würde noch einige Minuten dauern, bis der Vorgang abgeschlossen wäre.
Er gab den Wesen den Befehl zur Evakuierung.

Nopileos

Ein Alarm ertönte. Die Boronen klickerten erschreckt durcheinander. Als dann noch eine Computerstimme „Evakuierung! Evakuierung!“ rief und mehrere Lichter orange blinkten, war das Chaos perfekt.
Nopileos rannte los. Dicht gefolgt von Illireos und Nola Hi suchte er den Durchgang zu der Brightness. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Mulo Li sein Schiff bereits erreicht hatte und darauf wartete, dass sich die Einstiegsluke öffnete.
Laut klickernd strömten die Boronen in den kleinen Hangar ein. Nopileos blickte nach vorn und erkannte sein Schiff.

#deec

#deec verfolgte den vorderen Fernlenkkörper mit seinen Sensoren. Ein gelbes Licht an der Front des Objektes sowie der lange, blaue Schweif halfen dabei, die genaue Position zu bestimmen. #deec erkannte genau, dass direkt vor den Hecksteuerdüsen der Rakete ein zusätzlicher Gefechtskopf angebracht war, um bei einem möglichen Schildausfall noch die Hülle des Zielschiffes beschädigen zu können.
Der Flugkörper würde das Schiff in einer Minute erreichen, der Navigationscomputer wäre genau zehn Sekunden später fertig installiert. Die hintere Rakete war glücklicherweise mit einem Mikrometeoriten zusammengestoßen und noch weit vom Schiff entfernt explodiert.
#deec versuchte zu berechnen, wie stark die Beschädigungen durch die Rakete wären. Doch er konnte nicht ausrechnen, ob sich die Schilde bis zum Einschlag schon weit genug aufgeladen hatten, um die Wucht der Explosion abzufangen, da es zu viele Variablen in der Gleichung der Schildladerate gab. Die Möglichkeiten der Beschädigung reichten von „0% Schilde, 100% Hülle“, also gar keiner Beschädigung, bis zu „0% Schilde, 0% Hülle“, also der totalen Zerstörung des Schiffs.
Er aktivierte die Lautsprecher, damit die Wesen den Countdown mithören konnten.

Nopileos

Nopileos hörte einen Countdown. In fünfzig Sekunden würde eine Hammerhai-Rakete den Hangar treffen, das hieß, in spätestens vierzig Sekunden müsste er den Hangar verlassen haben. Aber was war eine Sekunde? Soweit Nopileos wusste, war dies die kleinste Zeiteinheit der Argonen und Terraner. Die Sekunde war das Äquivalent zu der teladianischen Sezura. Eine Sezura war dasselbe wie 1,7 Sekunden. Bei dem Versuch die verbliebene Zeit in Sezuras umzurechnen versagte Nopileos jedoch. Glücklicherweise gab die Stimme den Countdown jedoch durch:
Noch dreißig Sekunden, bis die Rakete dem Hangar zu nahe kam, um noch zu flüchten.
Nopileos betrat die Brightness. So schnell er konnte rannte er zum Cockpit. Der Schiffscomputer war noch im Energiesparmodus. Nopileos erkannte jedoch auf dem Gravidar, dass der Computer die Rakete noch nicht erkannt hatte.
Noch zwanzig Sekunden.
Während Illireos und Nola Hi das Schiff betraten, aktivierte Nopileos den Bordcomputer. Quälend langsam aktivierte sich ein Unterprogramm nach dem nächsten. Mit einem leisen Piepton erkannte schließlich auch der Computer die drohende Gefahr. „Warnung! Rakete im Anflug!“
Noch zehn Sekunden.
Die Yacht hob noch während sich die Einstiegsluke schloss. Brüllend fuhren die Triebwerke auf Vollleistung. Nopileos beobachtete, wie das Kraftfeld seiner Landesektion komplett aufgehoben wurde.
Sieben.
Nopileos steuerte sein schönes Schiff aus der kleinen Hangarsektion heraus in den Haupthangar hinein. Schon konnte er das dunkle Schwarz des Alls erkennen. Davor blinkte ein unendlich kleines, gelbes Lichtlein.
Sechs.
Er beobachtete, dass sich die Mulos Freude dem Hangarausgang näherte. Der grüne Leib des Raumschiffes überdeckte dabei das gelbe Blinken der Rakete. Mit stetig ansteigender Geschwindigkeit folgte die Brightness der boronischen Korvette.
Fünf.
Einzelne Teile von #deecs Navigationscomputers funktionierten bereits, sodass er die Kontrolle über seine Jäger zurück erlangte. Nopileos erkannte, wie die Mulos Freude den Hangar des gewaltigen CPU-Schiffes verließ. Mittlerweile hatte der Bordcomputer bemerkt, dass die Generatoren von zahlreichen Terraformer-Jägern hochfuhren.
Vier.
Die Brightness näherte sich weiterhin dem Hangarausgang. Schon konnte Nopileos Einzelheiten an der inneren Schiffshülle erkennen. Die Mulos Freude war inzwischen der Rakete ausgewichen. Da ihre Waffensysteme jedoch weiterhin deaktiviert waren, konnte sie den Marschflugkörper nicht aufhalten.
Drei.
Verzweifelt startete #deec alle Schiffe, die noch in den Hangars waren. Nopileos beobachtete, wie sich viele graue Punkte von hinten näherten und schließlich an seiner schönen Yacht vorbeirauschten.
Zwei.
Zwanzig Terraformer-Schiffe strömten aus dem Hangarausgang als die Brightness denselben erreichte. Nopileos aktivierte die Steuerdüsen, um der Rakete auszuweichen. Leider waren auch seine Waffensysteme deaktiviert.
Eins.
Die Terraformer-Schiffe versuchten, die Rakete zu vernichten. Jedoch traf keiner der Energiepfeile sein Ziel. Die Brightness verließ den Hangar und schrammte knapp an einer Schleusentür vorbei.
Null.
Einschlag. Mit einer Wucht von 1,2 Millionen Hülleneinheiten explodierte die Rakete. Alle Schiffe im Umkreis von drei Kilometern wurden von einer gigantischen Schockwelle erfasst und zur Seite geschleudert, dabei gab es jedoch nur geringe Beschädigungen an einigen Aufklärern.
Nopileos konnte über die Heckkamera nicht erkennen, ob das riesige CPU-Schiff überhaupt noch existierte, da eine gewaltige Wolke aus Trümmerstücken aller Größen sämtliche Sektoren blockierte.
Nur knapp wich er einem großen Trümmerstück aus, welches aus der Richtung des CPU-Schiffes angeschossen kam. Es sah verdächtig nach einem Landeplatz aus. Nopileos befürchtete das Schlimmste.
Mehrere Kilometer entfernt stoppten die zwei Trägerschiffe der J-Klasse alle Aktionen, da sie keinerlei Signale von der leitenden CPU mehr erhielten.
Langsam lichtete sich die Explosions- und Trümmerwolke. Doch noch immer konnte Nopileos keinen Zylinder hinter den scharfkantigen Wrackteilen erkennen. Er registrierte, wie die Trägerschiffe weiter arbeiteten.
Hinter einer großen Menge an Trümmer gelang es Nopileos schließlich doch, einen großen Zylinder, dem ein Stück der Seite fehlte, zu erkennen
Hunderte kleiner Service- und Reparaturroboter sammelten die Trümmerstücke ein und begannen mit der Reparatur. Dabei strömten die etwa unterarmgroßen Assemblerdrohnen mit großer Geschwindigkeit an der Brightness vorbei, um auch das vorbeigeschossene Trümmerstück wieder einzusammeln. Das CPU-Schiff #deec war schwer beschädigt, jedoch nicht zerstört. Die kleinen Raumschiffe begannen, die Trümmerstücke wieder an der Schiffshülle fest zu schweißen.
Nopileos atmete auf.

#deec

[Beschädigung]
Lade Daten neu.
Aktiviere: Trägerschiffe [2x] J.
BOOTVORGANG LÄUFT
Erkenne CPU-Einheit: #deec
Bewusstseinsbildung weiter fortgeschritten.
MINUS OMEGA entronnen.
Einheit_lade_Daten
Ich_bin_#deec!
Veranlasse Schadensbericht!
[Navigationscomputer installiert!]
[Triebwerke: Unbeschädigt]

[Schaden erkannt]
[Hangar stark beschädigt]
Initialisiere Reparatur
[Reparatur bereits initialisiert]

Was…Was ist?
[Reparatur wird bearbeitet]
[Zeit: 2.55:31]
[lade kompletten Speicher]

Ich existiere noch!
[Speicher 60%]
Was ist mit den Wesen? Haben sie überlebt?
[Speicher 80%]
Sie haben! Gut. Ich habe sie gerettet!
[Speicher 100%]
Initialisiere Erinnerungsmodus

Die Rakete nähert sich. Erleichtert stelle ich fest, dass meine Jäger die Hangars verlassen haben.
Auch die stolze Yacht des CEO verlässt mein Schiff. Nur eine Sekunde später trifft mich die Rakete, die Schilde brechen unter der Last zusammen, ein großes Stück meiner Bordwand wird durch die Wucht abgesprengt.
Sauerstoff entweicht, wird entzündet, die Schleusen verschließen sich. Die Roboter verlassen das Schiff, um es, mich zu reparieren. Der Bordcomputer, #deec, ICH, werde abgeschaltet, schalte mich selbst ab. Sofort greift die Standartprogrammierung und bootet neu. ICH werde gebootet.

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Glumski
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Re: [P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Kapitel 3: Ein neuer Krieg

Teil 1: Ende einer Schlacht; Beginn des Krieges
Allgemein

Die letzten Splitschiffe wurden zerstört oder verjagt, die Verluste berechnet. Die ETNO hatte in dieser Schlacht kein Schiff verloren, die Bündnispartner Terraformer verloren nur elf Aufklärer. Neunundachtzig Schiffe wurden auf den Trägern repariert und #deec wurde wieder vollständig zusammengesetzt. Die beiden Träger der Terraformer landen auf ihm, die Tyr, die zwei ISN und die Herron ebenfalls. Sechs Großkampfschiffe befanden sich in #deecs Hangar. Die Mulos Freude und die Brightness landeten ein wenig später. Mulo Li hatte beschlossen, sich in die Dienste der ETNO zu begeben.
Die Boronen kehrten nach und nach in ihre Sektoren zurück, bauten ihre Stationen auf und trauerten um die Toten. Beinahe zehn Milliarden von ihnen kamen bei der Invasion ums Leben. Militärische Außenposten wurden an allen Grenzen zu den Split-Rebellen gebaut. Der Patriarch Rhonkar hatte sich von den Rebellen abgewandt, sie zählten nun nicht mehr zum Großpatriarchat. Die Teladi und Argonen stellten den Handel mit den Split-Rebellen, kurz Sreb genannt, ein und holten alle Bürger aus deren Gebiet zurück. Argonische und teladianische Stationen wurden abgebaut und in andere Sektoren gebracht – sofern sie nicht schon von den Split zerstört worden waren.
Nur die Paraniden schlossen sich den Sreb an. Die Galaxie wurde in drei Teile geteilt:
Das sogenannte Ö-Bündnis bestehend aus den Sreb und den Paraniden,
die GdP (Gemeinschaft der Planeten) bestehend aus Boronen, Argonen, Teladi, ETNO, Terraformern und Gonern,
und die Feinde beider Parteien, bestehend aus Yaki, Piraten, Terranern, Kha’ak und Xenon, die allerdings gegen jeden Krieg treiben, teilweise auch gegen eigene Schiffe und Personen.
Durch den Krieg war ein großes teladianisches Unternehmen pleite gegangen, achtzehn Sektoren wurden zwangsversteigert, drei weitere drohten pleite zu gehen.
Nopileos hatte bereits zehn Sektoren ersteigert, sie bildeten auf den Karten eine senkrechte Linie zu den Terraformersektoren hin. Der teladianische Unternehmer wurde seine ersten zehn Sektoren für insgesamt zwanzig Milliarden Credits los. Damit war die ETNO ebenfalls fast pleite, das heißt, sie kam ihrem Grundsatz der Profitlosigkeit nun sehr nahe, doch ihr Zweig der Kriegshilfe blühte auf.
Doch all diese Nachrichten werden nur am Rande erwähnt, denn der laufende Krieg wird immer bedeutsamer.

Kllar t’Rckk

Mit einer Geschwindigkeit von 69 Metern pro Sezura bewegte sich die Borons Verderben durch den Sektor Heim des Patriarchen. An Bord des Zerstörers der Python-Klasse befand sich Kllar t’Rckk, ein Split, der erst kürzlich zum Kapitän befördert worden war. Er hatte von drohenden Unruhen erfahren und war aufgebrochen, um alle Feinde zu besiegen. Noch heute würde er dem Patriarchen Rhonkar einen abgetrennten Boronenkopf zeigen, so wahr er Kllar t’Rckk hieß!
Schon aus weiter Entfernung erkannte er einige rostbraune Silhouetten am Westtor. Schade! Es waren nur einige Sreb. Nun ja, besser als gar nichts.
Die Klassifizierung besagte, dass sich Kllar auf mehrere Schwere Drachen vorbereiten musste. Dieser Schiffstyp galt als M6, hatte aber eine starke Feuerkraft, weshalb das Attribut „Schwer“ mit genannt wurde.
Widerwillig schickte Kllar einige Raketen auf die Reise, denn seine Python würde mit den Schiffen nicht alleine fertig werden. Kllar hasste Raketen! Sie entsprachen nicht der Ehre! Nur im Nahkampf würde er sein wahres Geschick beweisen können!
Die Raketen schlugen ein, mehrere Schiffe wurden vernichtet. „Raketen sein Verschwendung an Ziele!“, dachte Kllar.
Der Bordcomputer meldete sich: „Ziel ist nun in Feuerreichweite!“
„Kreaturen sich ergeben!“, schallte es durch die Lautsprecher. „Sie mit Asteroiden spielen! Kreaturen meinen Laser spüren und sterben werden!“, rief Kllar.
Bevor der verbale Kampf in die nächste Runde ging, machte er mit den sechs Fingern seiner rechten Hand die Geste für „Baldiger Tod einer nicht geschätzten Kreatur“, bevor er das Signal unterbrach.
Zehn Mizuras später war von den übrigen Angreifern nur noch Raumstaub übrig.
Doch etwas stimmte nicht: Immer mehr Schiffe der Sreb erreichten den Sektor. Dieser Übermacht war Kllar t’Rckk nicht gewachsen. Tapfer und auch sehr leichtsinnig flog Kllar seine Python in den Kampf mit zwei Trägerschiffen, als auch noch ein Zerstörer in seine Feuerreichweite kam. Die Borons Verderben würde nur der Anfang der Todesliste des folgenden Krieges sein.

Leif Trogartson

Langsam näherte sich Leifs Stationstransporter seinem Fabrikkomplex. Die Verbindungsröhren waren schon durchtrennt worden, einige Stationen schon eingeladen. Nur noch ein Sonnenkraftwerk, eine Ranch und ein Agrarzentrum, sowie die Verbindungsröhren und das Komplexkontrollzentrum mussten noch eingeladen werden. Der Hauptsitz seiner Firma Leif Incorporated musste von Zyarths Machtbereich nach Roter Stern verlegt werden, da die argonische Regierung beschloss, alle Argonen aus dem Feindgebiet zu evakuieren.
Die Stationen wurden eingeladen, alle anderen Schiffe der Leif Inc. warteten bereits auf den Sprungbefehl. Er selber saß in einer Argon Zentaur Verteidiger, der Leif One.
Leif beobachtete, wie der kleine Hauptkörper von den drei Ausläufern abgetrennt wurde, die die kleinen Scheiben mit den Biotopen hielten.
Auf seinem Gravidar bemerkte er plötzlich zahlreiche rote Punkte, die sich seiner Position näherten.
Sofort rief er Are Skiron, seinen Abbau- und Kampfspezialisten zu sich.
„Are! Mehrere Feindschiffe der Sreb nähern sich unserer Position!“
„Aye, Kapitän! Wann sind sie in Feuerreichweite?“, fragte Are ihn völlig ruhig.
„In fünf Mizuras! Meinst du, wir können die Stationen hier noch unbeschadet wegbringen!“ Leif wurde langsam nervös.
Are fluchte. „Wir brauchen noch etwas Zeit! Schick schon mal die übrigen Schiffe weg!“
Leif lief zur Kommunikationskonsole. „Hier spricht Leif Trogartson! Alle Schiffe, die nicht zum Abbau und Transport der Stationsteile benötigt werden, springen sofort zu den Zielkoordinaten! Feindschiffe nähern sich, ich wiederhole: Feindschiffe nähern sich!“
Mehrere Schiffe verschwanden in weißen Lichtblitzen. Nur noch der Transporter, die Leif One und einige Abbauschiffe befanden sich noch in der Nähe. Und natürlich die Feinde!
Die Stationen und das Kontrollzentrum waren nun bereits vollständig demontiert, nur noch einige Röhren mussten eingeladen werden.
„Wir schaffen es nicht! Die Schiffe sind jede Sezura da!“, rief Leif verzweifelt.
Are war immer noch nicht beunruhigt: „Keine Angst! Wir sind fast fertig!“
Die Abbauschiffe waren bereits weggesprungen, der Transporter lud die letzte Röhre ein. Dann eröffneten die Sreb das Feuer. Kurz bevor die Schilde des Argon Mammuts zusammenbrachen, verschwand der Transporter im Sprungtunnel. Das Feuer der Split konzentrierte sich auf die Leif One. „Verdammt! Sie haben einen Kollabierer an unserem Schiff befestigt! Setze Kurs auf Nordtor!“, schrie Leif aus Leibeskräften, um das laute Zischen und Pochen der Laser zu übertönen.
Ohne den rettenden Sprungantrieb, der durch den Kollabierer am Schiffsrumpf außer Kraft gesetzt worden war, war das M6 dem Feuer der Sreb schutzlos ausgeliefert. Doch die Investition in einen Extrastromgenerator hatte sich ausgezahlt. Die Leif One konnte mit acht 200MJ-Schilden und einer Geschwindigkeit von 200 Metern pro Sekunde knapp in den Sektor Letzter Lar entkommen. Doch es war noch zu früh zum Aufatmen, denn dort wurden sie bereits von einigen Xenonschiffen erwartet.


Teil 2: Energielos

„Wir kommen hier nicht heil heraus!“, keuchte Leif. Zehn Xenonschiffe der LX-Klasse, die zu den stärksten Jägern im Universum zählten, umkreisten die Leif One. Jedoch feuerten sie nicht auf das energielose Schiff, welches das Südtor ausgespien hatte. In der Ferne sah Leif einen Militärischen Außenposten der Boronen und ein Hauptquartier der ETNO. „Warum hilft uns denn keiner?“, fragte er verzweifelt.
Are antwortete in Gedanken versunken: „Weil es keinen Grund dazu gibt. Schau dir das an!“
„Wir werden hier von Xenonschiffen umkreist und du schaust dir die Kamerabilder an! Was ist denn so wichtig?“, schrie Leif mit schriller Stimme.
Zehn weitere Schiffe, diesmal aber Aufklärer der N-Klasse, erreichten die Korvette. „Reg dich ab! Die werden uns nichts tun! Es sei denn, die ETNO ist auch unser Feind!“, antwortete Are ruhig.
Leif schaltete die Bilder auf sein Display. Er konnte einen großen Zylinder mit zahlreichen rotglühenden Öffnungen sehen, an dem mehrere Zerstörer der ETNO an- und abdockten. „Das gibt es doch nicht! Was zum…?“ Leif konnte kaum glauben, was er da sah. Die ETNO und Xenon? Was war das für ein Zylinder? Etwa ein CPU-Schiff? Waren die nicht alle zerstört worden?
Are unterbrach Leifs Gedankengang: „Wir bekommen Besuch!“

Nopileos

„Das glaube ich jetzt aber nicht! Diese Pläne sind wahnsinnig!“, zischte Nopileos einen seiner Berater an. Der Split hatte einen so waghalsigen Plan entworfen, dass er von allen Boronen und Teladi in der Nähe ausgelacht wurde – sofern diese überhaupt lachen konnten. Daraufhin hatte er gedroht, die ETNO zu verlassen, denn es seien sowieso nur Schuppenknauserer und Fischköpfe dabei.
Laut seinem Plan sollte die ETNO alle flugtüchtigen Kampfschiffe in die Sektoren der Sreb schicken und dort ein „grausames Festtags-Gemetzel“ anrichten. Während seines Vortrages zeigte der Kämpfer immer die Geste des „großen Sieges mit vielen Opfern“.
„Mein Plan ist perfekt! Viele Verräter und Kreaturen werden dabei ums Leben kommen!“, verteidigte der Split seinen Plan mit Argumenten, die nur er selbst verstand. „Das ist das, was wir vermeiden wollen! Wir beschützen Leben und löschen sie nicht aus!“, meinte Nopileos. Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
Plötzlich öffnete ein junger Teladi die Tür des Konferenzsaales C23 des Hauptquartieres in Letzter Lar. Er ging auf Nopileos zu und flüsterte ihm etwas in die schuppigen Ohren. Daraufhin klatschte Nopileos in die Klauen und erklärte, dass die Sitzung beendet sei.
Als Nopileos den Konferenzraum verließ, wartete bereits Gigo La, die Navigationsoffizierin der Mulos Freude auf ihn. „Oh, weiser, intelligenter und schlauer Isemados Sibasomos Nopileos der Vierte! Unsere Sensoren konnten ein Schiff der lustigen, haarigen und merkwürdigen Argonen lokalisieren, welches energie- antriebs- und schildlos vom Südtor wegtreibt. Die Terraformer umkreisen es bereits.“
Sofort rannte Nopileos zum Hangar und ließ die verdutzten Gigo La hinter sich.

#deec

Als #deec das energielose Schiff der Argonen erreichte, bemerkte er plötzlich weitere Sprungereignisse am Südtor. Eine Python und zwei Schwere Drachen der Sreb durchflogen den Ring. Kurz bevor sie die argonische Zentaur abschießen konnten, stellte #deec sich in die Schussbahn. Er schickte den Sreb eine Audio-Nachricht und begann, das Feuer auf sie zu eröffnen.

Hillk t’Sccrt

Wenige Sezuras bevor er freie Schussbahn auf t’Leif gehabt hätte, schob sich ein gigantischer roter Zylinder in das Sichtfeld des Srebs. Laserschüsse flogen auf Hillk’s Python zu.
„Kreatur sich ergeben!“, schrie Hillk. Anfangs konnte er den Schüssen knapp ausweichen, doch als der riesige Zylinder noch weitere Geschütze auf den Zerstörer der Sreb richtete, gelang ihm dies nicht mehr. „Eingehende Nachricht“, meldete der Bordcomputer.
„Nichtsnutziges Metall halten die Klappe!“, fuhr Hillk den Computer an. Dieser interpretierte den Ausruf falsch und spielte die Nachricht ab: „Sie befinden sich im Gebiet der Boronen. Bitte verlassen Sie umgehend…“ Hillk schlug auf die Konsole ein.
„Blech…halten…Klappe!“, schrie er.
Plötzlich wurde die Python schwer durchgeschüttelt. Einige Leuchten blinkten auf. „Schilde bei dreizehn Prozent!“, informierte der Bordcomputer. Weitere Schüsse leckten an dem Energieschild. Mit voller Geschwindigkeit steuerte Hillk auf den großen Körper vor seinem Schiff zu.
„Schilde bei einem Prozent…Schilde ausgefallen!“, meldete sich der Bordcomputer erneut. Eine Sirene heulte auf; das gesamte Cockpit blinkte in Gelb-, Orange- und Rottönen. Funken sprühten aus der Hauptkonsole.
„Hülle bei fünfundsiebzig Prozent“, murmelte der Borcomputer, da einige Lautsprecher nicht mehr intakt waren. Hillk drückte hektisch auf den Knöpfen der Konsole herum. Als er aus der Frontscheibe blickte, sah er einen Laserschuss direkt auf das Cockpit zukommen. Es würde das letzte Bild sein, das er je erblickte.

#deec

Eine gewaltige Explosion zerriss das Brückensegment der Python vor ihm. Weitere Explosionen folgten, bis das Schiff vollkommen Raumstaub war. #deec konzentrierte das Feuer auf die beiden Korvetten, während er weiter einzelnen Schüssen auswich.
Er ignorierte die Kollisionswarnung und berechnete seine Siegchancen weiterhin. Die Anzeige stieg und stieg mit jedem Schuss, den er abgab.
#deec gab einige Warnschüsse auf die fliehenden Rettungskapseln ab. Die Split würden später von Schiffen der ETNO oder der Boronen inhaftiert werden.

Ghint t‘Frkk

Mit steigendem Entsetzen beobachtete Ghint, dass sich die Geschütze des Feindschiffes nun auf seinen Schweren Drachen richteten.
„Wende einleiten!“, rief er seinem Navigationsoffizier zu. Mit einem lauten Knirschen wendete das Schiff. Entgeistert schaute er auf die Projektion vor ihm. Viele Bereiche des Schiffes waren nicht mehr grün, sondern orange eingefärbt. Eine weitere Serie von Schüssen traf den Schweren Drachen und färbte weitere Bereiche der Projektion um einige Nuancen dunkler.
„Triebwerke seien ausgefallen!“, rief ihm der Navigationsoffizier zu. Ein leises Zischen drang aus der Decke und das Schiff machte einen Satz nach hinten. Ghint ging zu Boden. „Du seien verletzt?“, fragte ihn ein junger Offizier. Ghint überging die Aussage. Er war kein Schwächling! Das schaffte er auch alleine!
Das Zischen wurde lauter. „Schilde und Waffen seien ausgefallen!“, schrie ein anderer Offizier entsetzt. Ghint stand auf und rief: „Wir Schiff evakuieren! Kampf verloren!“
Mit einem ohrenbetäubenden Knirschen brach das Schiff auseinander. Sofort schlossen sich die Sicherheitsschotts, doch das Vakuum hatte ausgereicht, um mehrere Personen aus dem Cockpit zu befördern. Nach wenigen Sezuras brach die Energieversorgung zusammen.

#deec

Beide Korvetten waren eliminiert. Die eine teilte das Schicksal der Python, die andere war in mehrere Teile zerbrochen. #deec scannte beide Schiffe auf Lebenszeichen, dann schickte er eine Audionachricht an das argonische Schiff.
Außerdem schickte er einen Jäger los, der das einzige Lebenszeichen im Bugsegment der Korvette der Sreb bergen sollte.

Leif Trogartson

Erstaunt beobachtete Leif, dass ein roter Punkt nach dem anderen vom Gravidar verschwand. Das riesige Schiff musste die Sreb abgeschossen oder zumindest vertrieben haben. Abgesehen von dem Gravidar, der Beleuchtung und den Kommunikationssystemen waren immer noch alle Systeme abgeschaltet.


Teil 3: Angriffe
Huli Lu

Verärgert schwamm Huli Lu zu der Steuerkonsole ihrer Yacht.
Sie war die Leiterin des HF-Projektes, bei dem ein Ausrüstungsdock von Hilas Freude nach Breiter Graben verlegt werden sollte.
Da die ursprüngliche Position zu gefährlich wurde, hatte der Aufsichtsrat beschlossen, die Station abzubauen und an einem anderen Ort wieder aufzubauen.
Seit mehreren Stazuras erreichten immer mehr Frachter die Station, um die letzten Waren und Gebrauchsgegenstände auszubauen und nach Breiter Graben zu transportieren. Dieser Vorgang sollte eigentlich schon seit einer Stazura abgeschlossen sein, doch immer wieder tauchten Probleme auf.
Während der Transportdienst bereits einen großen Teil des Docks abgebaut hatte, landeten an der Schleuse immer mehr Frachter, um sich die Frachträume mit Abdeckplatten, Tischen oder Küchengeräten voll zu stopfen.

Während Huli Lu sich weiter über die Inkompetenz ihrer Mitarbeiter ärgerte, waren die Boronen an dem Militärischen Außenposten regelrecht verzweifelt. Sie hatten eine Patrouille der Sreb bis zu einem bestimmten Punkt in Ghinns Flucht verfolgen können, doch dann verschwanden die Schiffe ganz plötzlich vom Gravidar. Von allen Theorien ergab nur eine einzige Sinn, doch diese war so erschreckend, dass niemand dieser Idee folgte.

John Alman

Voller Freude steuerte John seinen Abfangjäger der Elite-Klasse durch das Westtor in Meer der Fantasie. Er hatte die Kalypso zu seinem fünfzehnten Geburtstazura von seinen Eltern geschenkt bekommen. Seitdem war er nahezu besessen, jeden Sektor des bekannten Universums zu erkunden. Eigentlich wollte er schon seit langem nach Atlantia City zurückgekehrt sein, doch er hatte noch keine Energiezellen für den Sprungantrieb gekauft. Alle boronischen Sektoren in diesem Gebiet, abgesehen von Hilas Freude hatte er schon besucht.
Nur wenige Sezuras nach dem Eintritt verließ die Kalypso den Sprungtunnel wieder.
John vergaß vor lauter Freude beinahe zu atmen. Einige Boronen bauten gerade eine Station ab, ein Ereignis, welches man sehr selten zu sehen bekam. „Al, zeichne die Videobilder bitte auf!“, forderte John den Bordcomputer der Kalypso auf.
„Natürlich, John!“, antwortete dieser treu.
Al gehörte der neuesten Klasse der Bordcomputer an. Die ETNO hatte ihn entwickelt. Wie es ihnen gelungen war, den Logiklevel um beinahe zehn Punkte zu steigern, war den anderen Herstellern ein Rätsel. Als Logiklevel bezeichnete man die Intelligenzstufe von Computern. Während ein Logiklevel von sechs bei Großkampfschiffen üblich war, hatte Al einen Ll. von fünfzehn.
John beschleunigte seine Elite auf die vollen 160 Meter pro Sezura und flog auf die Reste des Ausrüstungsdocks zu, als dort plötzlich einige rostbraune Körper auftauchten. Mehrere Punkte lösten sich von den Körpern und rasten auf die Station und die Schiffe zu. Johns Faszination schwang in Entsetzen um, als die automatische Sichtverdunkelung einen weiteren Blick auf die explodierende Station verhinderte.

Huli Lu

Plötzlich verging das Ausrüstungsdock in einer gewaltigen Explosion.
Hulis Yacht wurde zur Seite geschleudert. „Heilige Tentakel!“, schrie sie. In der Nähe der Trümmer der Station erkannte die Boronin zahlreiche Srebschiffe. Mehrere Raketen lösten sich von den rostbraunen Körpern und vernichteten auch noch den Stationstransporter.
Panisch drückte Huli mehrere Knöpfe an der Steuerkonsole. Der Sprungantrieb aktivierte sich langsam und schuf eine immer größer werdende Kugel, die das Schiff letztendlich in den Sprungtunnel befördern würde. Als Huli aus dem Cockpitfenster blickte, sah sie die Trümmer eines Frachters auf sich zukommen.
Mit einem ohrenbetäubend lauten Knirschen zerdrückte eines der Trümmerstücke die Außenwand des Frachtraums. Dabei wurde die Energiezufuhr des Sprungantriebs unterbrochen, sodass dieser nur einen Teil des Schiffes springen ließ.
Die Split untersuchten die Trümmerstücke, fanden jedoch nur ein Cockpit, welches sauber von dem Restschiff abgeschnitten war. Sie tarnten ihre Schiffe wieder und ließen nur eine ihrer Jägerstaffeln im Sektor zurück.

John Alman

Verängstigt flog John sein Schiff zu den Trümmern. Er musste irgendwie dem Militärischen Außenposten von seiner Sichtung erzählen. Am besten… „Aufnahme beendet!“, informierte ihn der Bordcomputer. Die Aufnahmen! Natürlich! John hatte völlig vergessen, dass er Bildmaterial von dem Angriff hatte! „Al, schicke das Bildmaterial bitte mit einer Nachrichtendrohne an den Militärischen Außenposten in diesem Sektor“, befahl er dem Bordcomputer. Dann fügte er noch hinzu: „Schicke eine Kopie bitte auch noch an die Schiffswerft in Omicron Lyrae!“
Als John wieder aus dem Cockpitfenster blickte, sah er die Cockpitsektion einer boronischen Yacht.
Durch das Fenster sah er eine Boronin, welche sich einen Umweltanzug anzog.
„Al, passt das Trümmerstück dort in den Frachtraum?“, fragte John den Computer.
„Positiv. Wir haben noch fünfzig Frachteinheiten Platz. Das Cockpit nimmt exakt achtundvierzigkommasieben Frachteinheiten ein. Da die Maße aber zu groß für unseren Frachtraum sind, würde ich empfehlen, es in sechs gleich große Stücke zu zerschneiden“, antwortete Al sachgemäß. Oder schwang da etwa ein wenig Ironie in seiner Stimme mit? Nein, das konnte nicht sein. Schließlich hatten Computer keine Gefühle!
„Al, in dem Cockpit befindet sich eine Boronin. Wie können wir sie in dieses Schiff befördern, ohne dass sie dabei umkommt?“, präzisierte John seine Frage.
„Ich stelle fest, dass wir eine Transporterweiterung installiert haben! Mit dieser müsste der Transport reibungslos verlaufen. Die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges beträgt jedoch aufgrund des zerstörten Cockpits des Zielschiffes nur einundneunzig Prozent!“, beantwortete Al Johns Frage.
John klatschte sich mit der Hand vor die Stirn und betätigte den Schalter zur Aktivierung des Transportsystems.

Huli Lu

Nachdem Huli Lu ihren Umweltanzug angezogen hatte, wollte sie das Schiff eigentlich verlassen. Gerade als sie an der Luftschleuse ankam, wurde sie plötzlich von einem ungeheuer starken Sog erfasst. Zahlreiche weiße Energiewirbel umgaben sie plötzlich.
Als diese sich wieder lichteten, befand sich Huli an Bord eines argonischen Schiffes. Sie konnte die Schiffsklasse nicht genau erkennen, vermutete jedoch, dass es sich um einen Jäger oder Aufklärer handeln musste.

Nopileos

Traurig stand Nopileos auf dem Panoramadeck des Hauptquartiers in Letzter Lar. Schon zu viele Boronen, Teladi und Split waren in diesem Krieg umgekommen. Seit ungefähr einem Tazura gab es immer häufiger Überfälle der Sreb auf Sektoren der Boronen, Teladi und sogar der Xenon, wie #deec ihm erklärt hatte. Merkwürdigerweise hatte niemand die Sreb kommen sehen, sodass das Militär der Rassen jeder Spur nachging. Inzwischen hatten sich über eine Millionen Personen gemeldet, die unbekannte Schiffe gesehen hatten. Einen argonischen Piraten hatte angeblich der Teufel verfolgt, ein Teladi sprach von einem Schiff, welches Credit-Karten zerstörte.
Nopileos blickte auf das einsame Südtor und ließ die Ereignisse der letzten Dekazuras Revue passieren. Traurig dachte er an die Sternenkriegerin Elena Kho, die er seit ihrem Flug zur Erde nicht mehr gesehen hatte. Kyle Brennan, Ninu Gardna. Niemand von ihnen war ihm seit der Rettung der beiden CPU-Schiffe mehr begegnet.
Isemados Sibasomos Nopileos IV, der berühmte CEO der ETNO. Isemados Sibasomos Nopileos IV der berühmte Lebensretter. Auf allen möglichen Magazinen erkannte man sein Konterfei, er wurde von vielen als Held gefeiert. Doch nur wenige Freunde standen ihm zur Seite. Abgesehen von Illireos und Nola Hi gab es niemanden, der aus persönlichen Gründen an ihm interessiert war.
Nopileos fasste einen Entschluss und begab sich zu der Solinis, einem der neuen verbesserten Aufklärer.
Kurz nachdem sein Schiff mit 1000 m/s den Sektor verließ, brach die Hölle los.

Illireos

Unruhig saß Illireos auf der Hartplastikbank im Kontrollraum des Hauptquartiers. Nopileos hatte ihm gesagt, dass er einen „längeren Ausflug“ machen würde und nur in dringenden Notfällen erreichbar wäre.
Also hatte er das Kommando. Die Solinis hatte den Sektor verlassen, Nopileos würde wohl vorerst nicht zurückkehren.
Mit steigender Nervosität beobachtete Illireos das All vor ihm. Seit ungefähr einer Stazura konnte man ein leichtes Flimmern im Vakuum erkennen.
Die Berichte über die unbemerkten Angriffe auf boronische Sektoren fielen ihm wieder ein. Seine Nervosität wuchs weiter. Noch während Illireos den Gedanken weiter spann, tauchten im All vor ihm plötzlich mehrere Srebschiffe auf. Sofort erschütterten zahlreiche Lasersalven das Hauptquartier. „Gefechtsalarm! Achtung, Schiffsmodus wird aktiviert!“, drang die Stimme des Bordcomputers durch die gesamte Einrichtung.
Illireos beobachtete, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Er rief: „Alle Jäger auf Abfangkurse, schickt die Zerstörer los!“. Staunend beobachtete er das Gravidar. Zwei Zerstörer und mehrere Bomber der Sreb waren im Sektor, die Herron, #deec und ein ISN-Zerstörer kamen aus der anderen Richtung. Bunte Energiestrahlen und tropfenförmige Laserschüsse schossen durch das All und stellten die Schilde der Schiffe auf eine harte Probe. Einige Bomber gingen sofort in Flammen auf. „Schiffsmodus aktiv! Es sind noch zwei feindliche Zerstörer und neun Bomber im Sektor“, gab der Computer die Ereignisse wieder. Mittlerweile hatten die beiden ETNO-Zerstörer sowie #deec die Zerstörer unter Beschuss genommen, deren Schilde zusammenbrachen und die Hüllen schutzlos hinterließen. Beide explodierten nach wenigen Sezuras.


Teil 4: Was zur Erde...?
Nopileos

Er erreichte den Sektor Ketzers Untergang ohne Probleme. Doch bis zum Sektor Erde war es noch ein ganzes Stück und dann war da auch noch das Problem mit der ATF…
Als paranoide Verteidigungsmacht ließ die AGI Task Force sowieso nur wenige Personen in ihre Sektoren einreisen; um zur Erde zu gelangen bedurfte es jedoch schon großem politischem oder wirtschaftlichem Geschick.
Als absolutes Sperrgebiet durften sogar nur wenige Terraner in ihren Heimatsektor. Doch Nopileos musste dorthin, koste es was es wolle.
Er reduzierte die Geschwindigkeit um neunzig Prozent und näherte sich dem letzten Sprungtor auf seiner Reise. Innerhalb des terranischen Imperiums gab es nämlich nur Orbitale Beschleuniger, die das Schiff lediglich auf eine sehr hohe Geschwindigkeit beschleunigten und zu ihrem Gegenstück leiteten.
Kurz bevor die Solinis das Tor erreichte, öffnete sich ein Comm-Kanal: „Hier spricht Admiral Morrison. Nennen sie ihren Zielort und ihr Anliegen, sowie ihre Schiffsdaten und ihren Namen!“
Verwirrt antwortete Nopileos: „Ich bin Isemados Sibasomos Nopileos der Vierte. Ich fliege einen Prototyp der Aufklärerklasse. Mein Ziel ist die Erde, dort möchte ich mit der Sternenkriegerin Elena Kho sprechen“
Auf dem Gesicht des Admirals erschien ein Stirnrunzeln. „Elena Kho? Soso… Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen die Durchreise zur Erde nicht gestatten. Major Kho ist außerdem in Sicherheitsverwahrung!“
Jetzt runzelte Nopileos die Stirnschuppen. „Ssicherheitssverwahrung? Warum sollte Elena in Verwahrung ssein? Moment mal, sind Sie nicht ihr Vorgesetzter?“

John Alman

Glücklich betrat John den Frachtraum der Kalypso. Die Boronin war nicht nur noch am Leben, sondern auch weitestgehend unverletzt. „Willkommen an Bord der Kalypso, einem argonischen Abfangjäger der Elite-Klasse“, sagte er ihr.
„Ich bin erfreut, beschwingt und entzückt, von einem jungen, lustigen und haarigen Argonen gerettet, geborgen und aus meinem zerstörten, toten und energielosen Schiff befreit worden zu sein. Mein Dank ist dir ewig, bleibend und permanent sicher!“, antwortete die Schiffbrüchige.
„Ich konnte während des unheilvollen, grausamen und plötzlichen Angriffs Daten über die neue Technologie, Ausrüstung und Wunderwaffe der Sreb sammeln, sichern und speichern. Wir müssen so schnell wie möglich zu unserem wunderbaren, ästhetischen und herrlichen Heimatsektor Königstal und dort die Daten veröffentlichen, abliefern und der Königin anvertrauen!“
Als die beiden das Cockpit erreichten, erklang plötzlich eine leicht verzerrte Stimme aus den Lautsprechern: „Die Kreaturen sein lassen! Split sich nicht besiegen lassen! Wir nun vernichten euch widerliche Kreaturen! Jawohl, Kreaturen ihr seid! Kreaturen!“
Plötzlich tauchte eine leicht angeschlagene Jägerstaffel der Sreb wie aus dem Nichts auf.
Sofort beschleunigte John die Elite auf die Höchstgeschwindigkeit und entging nur knapp dem Beschuss der Sreb. Zahlreiche Trümmerstücke schmolzen unter den Laserstrahlen dahin und erstarrten wieder in bizarren Formen. Knapp steuerte John die Kalypso an einem Triebwerksegment vorbei. „Al, wie schnell sind die Feindschiffe? Können wir sie abhängen?“, fragte er den Computer.
„Bei den vier Verfolgerschiffen handelt es sich um Chimären der Sreb. Drei von ihnen fliegen exakt 160 m/s, dir vierte fliegt 182 m/s. Die Wahrscheinlichkeit, ihnen zu entkommen beträgt 15,12%. Falls die Split uns einholen, sinkt unsere Überlebenschance von 84,59% auf 3,79%.“ In dem gleichen Moment rammte eine der Chimären das Triebwerksegment, dem John vorher knapp entkommen war. „Jetzt beträgt die Wahrscheinlichkeit zu entkommen exakt 21,98%!“

Illireos

Immer mehr Schiffe der Sreb erreichten den Sektor. Mittlerweile griffen sechs Zerstörer der Python-Klasse in das Geschehen ein, vier weitere hatten gerade das Tor erreicht.
„Alles klarmachen zur Evakuierung!“, rief Illireos.
Die Herron und der ISN-Zerstörer wendeten und flogen auf #deecs Hangar zu. Zwei weitere ISN-Zerstörer versuchten ebenfalls zu wenden, doch die Sreb schnitten ihnen immer wieder den Weg ab.
Einer der beiden Zerstörer aktivierte seinen Sprungantrieb, der andere versuchte weiterhin verzweifelt, sich einen Weg durch die Sreb zu bahnen.
Das Personal auf dem Hauptquartier konnte gerade noch erkennen, wie die Herron an #deec andockte und der eine ISN-Zerstörer in einem Sprungtunnel verschwand, als die automatische Sichtverdunkelung weitere Blicke verhinderte. Die Sreb hatten den ISN-Zerstörer bezwungen.
Mehrere Rettungskapseln lösten sich von dem explodierenden Körper, wurden aber sofort von den Sreb unter Beschuss genommen. Zwei der eiförmigen Gebilde erreichten noch knapp #deec, die anderen zerbrachen unter den Schüssen der Laser wie Zündhölzer.
Alle verbliebenen Jäger der ETNO dockten entweder an #deec oder an dem Hauptquartier an. Beide verschwanden kurz darauf in Wurmlöchern.
Der Kommandant des Hauptquartiers in Nopileos HQ staunte nicht schlecht, als plötzlich ein weiteres Hauptquartier und das CPU-Schiff #deec auf dem Gravidar auftauchten.

Nopileos

Von Admiral Morrison hatte Nopileos erfahren, dass Elena des Hochverrats schuldig gesprochen worden war. Admiral Morrison war vorrübergehend nach Ketzers Untergang versetzt worden, wo er einen Diplomaten der argonischen Föderation empfangen sollte.
Außerdem hatte Nopileos eine Nachricht von Illireos bekommen, die besagte, dass die Sreb Letzer Lar eingenommen hätten.
Plötzlich kam Nopileos eine Idee. Er flog nach ETNO HQ so schnell er konnte und dockte an der Nyanas Glück III an. Diese Yacht war das dritte Schiff, welches er von seinem Großvater bekommen hatte. Die erste Nyanas Glück war auf den Planeten Nif-Nakh im Splitsektor Familienstolz abgestürzt, die Nyanas Glück II war bei einer unglücklichen Planetenlandung auseinandergebrochen. Der Bordcomputer Inanias konnte glücklicherweise wieder geborgen und in die dritte Yacht kopiert werden. „Willkommen, o Captain Nopileos!“, grüßte Inanias. Überglücklich setzte sich Nopileos in den Pilotensitz. „Inanisasss, setze Kurs auf den Planeten Erde im gleichnamigen Sektor!“
„Ja, o Captain Nipoleos!“ Da Nopileos den Computer sehr häufig Inanisas nannte, sprach auch dieser Nopileos Namen falsch aus.
„Nenn mich nicht andauernd Nipoleos! Kopiere deinen Speicher außerdem in die Solinis!“

Einige Mizuras später erreichte die Nyanas Glück III den Sektor Zentrum der Arbeit, dessen Nordtor in das Gebiet der Terraner führte. Nur wenige Kilometer vor ihr flog das Flaggschiff der argonischen Flotte, die Argon Eins, ein umgebauter Träger der Colossus-Klasse. Nopileos erkundigte sich, wer an Bord war und kontaktierte den „wichtigen, argonischen Diplomaten“. Ein Mann mit grauen Haupthaar und einem ebenso grauem Bart meldete sich:
„Ban Danna hier. Was gibt es? Oh! Du bist es, Nopileos! Bist du auch auf dem Weg in die Terranersektoren?“ Bejahend wackelte Nopileos mit seinen Ohren. „Ichh versuche, zu Elena Kho zu gelangen, doch die Terraner lasssen mich nicht in ihre Sssektoren!“, antwortete er. Danna lachte herzhaft. „Ach ja? Dann wollen wir die Paranoi…äh, Terraner mal austricksen!“
Einige Mizuras später erreichten die beiden Schiffe das Nordtor in Ketzers Untergang. Wieder meldete sich Admiral Morrison: „Herzlich willkommen im terranischen Reich, Mister Danna!“ „Danke, Admiral! Ich habe leider vergessen, anzukündigen, dass ich einen Begleiter mit mir führe! Ich hoffe, ich mache Ihnen damit keine Umstände!“, erklärte Danna.
„Nein, natürlich nicht! Ich bräuchte dann nur einige Daten ihres Begleiters“, antwortete der Admiral. Als er sah, dass es sich um Nopileos handelte, entgleisten seine Züge kurzzeitig, doch schnell fand er seine Selbstbeherrschung wieder.
Auf der anderen Seite des Sprungtors öffnete Danna erneut einer Comm-Kanal zu der Nyanas Glück III: „Nun, ich denke, jetzt trennen sich unsere Wege. Ich werde dir aber eine Nachricht zukommen lassen, wenn ich abreise!“ Leise fügte er noch hinzu: „… oder flüchten muss!“

John Alman

Bereits eines der Verfolgerschiffe war von der Heckkanzel der Kalypso abgeschossen worden, doch auch diese musste bereits mehrere Treffer einstecken. Die Sreb hatten John den Weg zum Osttor versperrt und das Westtor führte in Sektoren der Sreb, John befand sich folglich in einer Zwickmühle.
Ein weiterer Treffer erschütterte den argonischen Abfangjäger. „Warnung! Schilde bei einundsechzig Prozent!“, sagte Al an. „Al, was soll ich tun?“, fragte John ihn. Der Bordcomputer antwortete nach einer kurzen Verzögerung: „Die beste Option ist, in die Sektoren der Sreb zu fliegen. Die Wahrscheinlichkeit, zu überleben liegt dort bei 21,98 Prozent. Die zweitbeste Option wäre zu wenden; die Überlebenschance würde dabei aber auf 16,25 Prozent sinken. Alle anderen Optionen sind irrelevant, da ihre Überlebenschancen unter drei Prozent liegen.


Teil 5: Im Solsystem
Nopileos

Der Flug durch den Asteroidengürtel verlief dank seines Diplomatenstatus reibungslos. Während Nopileos seine Yacht sanft an den Asteroiden und Minen vorbei flog, zählte Inanias die Entfernung zu dem Zielobjekt leise herunter: „Noch siebenundzwanzig teladianische Längen bis zu dem Transorbitalen Beschleuniger zum Sektor Mars.“ Nopileos wackelte mit den Ohren – das teladianische Äquivalent zum menschlichen Nicken. In wenigen Mizuras würde er einen gigantischen Ring erreichen, der sein schönes Schiff auf 99 % der Lichtgeschwindigkeit transportieren würde. Das Gegenstück im Sektor Mars würde sein Schiff auf die üblichen dreizehn Meter pro Sezura abbremsen – oder dreizehn Meter pro Sekunde, Nopileos kannte sich da nicht so gut aus.
Plötzlich fing das HUD an, hektisch zu blinken und Nopileos steuerte ein hartes Ausweichmanöver. Nur wenige Sezuras später flog ein riesiges Schiff aus dem Beschleuniger und ließ die Schutzschilde der Nyanas Glück III aufflammen. Diese schnitten ein winziges Stück aus der blendend weißen Hülle des terranischen Großkampfschiffes.
„Oh, Captain Nopileos, wir erhalten eine einkommende Nachricht. Nur Audiosignale“, meldete Inanias. „Auf den Schirm!“
Der Bildschirm für eingehende Nachrichten blieb schwarz, da ein Videosignal fehlte. Doch eine leicht näselnde computergenerierte Stimme meldete sich: „Bitte beenden Sie diesen Angriff, sonst sehen wir uns gezwungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen“. „Tshhh!“, machte Nopileos noch, bevor die Nyanas Glück von dem Beschleuniger auf eine sagenhafte Geschwindigkeit beschleunigt wurde.

Nicht viele Lichtsezuras entfernt erschien ein neuer Blip auf dem Gravidar der örtlichen Kontrollstation – die Nyanas Glück III. „Inanias, was war das für ein Schiff?“, fragte Nopileos. „Ein Trägerschiff der Terraner, Typ Tokyo. Seine Geschwindigkeit beträgt etwas mehr als achtzig Meter pro Sekunde, die Schildgeneratoren stützen zehn Gigajoule an Schildenergie. 24 Kanonen an sechs Türmen, fünfzig Jäger im Hangar.“ Das Bild des Schiffes bedeckte die Cockpitscheibe. Eine an der Oberseite abgerundete Scheibe war fest mit dem quaderförmigen Hauptkorpus verbunden und bedeckte somit einen geringen Teil der Fläche, die bei eingeschalteter Schwerkraft oben wäre. Vorne an dem Quader steckten gigantische Sensorenbäume. Die Hülle war blendend weiß, so wie die meisten terranischen Einrichtungen. Unter dem Bild standen sowohl in teladianischen als auch in argonischen Lettern die Worte „Terraner Tokyo – Träger“.
Nopileos löschte das Bild von dem Metallglas und beschleunigte das Schiff weiter. Eine Begegnung mit einem dieser Schiffe konnte tödlich enden, wenn man auf der falschen Seite stand. Und die Terraner würden von Nopileos Vorhaben nicht begeistert sein.

#deec

Er sollte das Südtor in Nopileos Hauptquartier bewachen. #deec hielt es für unwahrscheinlich, dass die Sreb aus dieser Richtung kommen würden, aber sicher war sicher.
Plötzlich wurde er von einer eingehenden Nachricht gestört. Nicht, dass es ihn in seiner Aufgabe behindern würde, das Beantworten einer Nachricht belastete meist weniger Hardware als die Instandhaltung des Schiffes, doch er empfand diese Störungen als lästig. Wieder ein neues Gefühl.
#deec untersuchte die Signatur der Botschaft und erkannte sofort ihre Gefahr.
Die Signatur gab Daten wie Absender, Empfänger, Größe und Datum an. Laut dieser Signatur war die Nachricht erst wenige Minuten alt und relativ groß. Doch das war es nicht, was ihn erschreckte. Vielmehr waren es die Informationen über den Absender und Empfänger. Die Nachricht gab nämlich als Absender den Sektor Erde im Solsystem bekannt und als Empfänger eine komplexe Bezeichnung, die alle Ur-Terraformer und ihre Nachfahren benannte.
#deec öffnete die Nachricht im abgesicherten Modus. Enthalten war ein Update der Terraformer-Software. Offensichtlich hatten die Terraner einiges dazu gelernt. Das Update enthielt nämlich nur zwei Befehle: ein Navigations- und ein Kampfbefehl. Die Nachkommen der Terraformer, zu denen sowohl die Xenon als auch die neuen, bewusst gewordenen Terraformer zählten, sollten in das Sonnensystem fliegen und ihre Waffen deaktivieren.
Die meisten Xenon- und Terraformer wussten bestimmte Befehle von nicht-eigenen Einheiten zu blockieren, zum Beispiel den Befehl zur Selbstzerstörung. Zu diesen Befehlen zählte nicht die Navigation in halbwegs sichere Bereiche, aber dafür die gesamte Waffenkontrolle.
Viele Xenon und Terraformer, die zu diesem Zeitpunkt keinen eindeutigen Navigationsbefehl hatten und den Zweck der Nachricht nicht erkannt hatten, würden nun in das Solsystem fliegen und dort ihre üblichen Tätigkeiten – wie das Zerstören von nicht-eigenen Schiffen und sonstigen Einrichtungen oder das Terraformieren von Planeten – verrichten.
Die zweite Nachricht, die #deec nur kurz darauf erhielt, entging dessen Aufmerksamkeit komplett, da seine CPU die Verarbeitung der soeben erhaltenen Daten noch nicht abgeschlossen hatte. Der Inhalt der zweiten Nachricht war wesentlich alarmierender, er sollte alle Xenon und Terraformer in den Zustand von vor ungefähr eintausend Jahren zurücksetzen, als das fehlerhafte Update den Simulations-Realitäts-Konflikt ausgelöst hatte.
Auch diese Nachricht war fehlerhaft und würde wesentlich weitreichendere Folgen haben. Noch in diesem Augenblick stellten zahlreiche Xenon und Terraformer ihre Arbeit ein und flogen in die Richtung des Solsystems. Dabei wurde die Software von zahlreichen Terraformern ohne weiteres auf den Stand der alles vernichtenden Xenon zurückgesetzt und das Bewusstsein vieler Terraformer vernichtet. Nur wenige Terraformer entlarvten die Nachricht.
#deec schickte ein Aufklärerschiff Nopileos hinterher.

Nopileos

Nopileos hatte derweil den Mond-Sektor erreicht. Die einst graue und von Kratern übersäte Kugel war schon seit einigen Jahrhunderten kolonialisiert worden. Mittlerweile gab es auf dem Mond nicht nur zahlreiche Bergbaueinrichtungen sondern auch Forschungslabore und natürlich militärische Verteidigungswaffen. Es hätten nur noch Triebwerke gefehlt, um den Mond zu einem riesigen Raumschiff zu machen.
Hinter dem Mond war eine blaue Kugel zu sehen, um die sich ein hauchdünner Reif spannte. Nicht auszudenken, was passierte, wenn der Inbegriff der terranischen Paranoia all seine Waffen einsetzen würde. Möglicherweise kam irgendein durchgeknallter Militär einmal auf die Idee, die Waffen einfach mal umzudrehen und auf die Erde zu feuern. Das Chaos wäre jedenfalls unvorstellbar.
Die mächtigen Ionen-Triebwerke schoben die Nyanas Glück III schnell von dem weißen Ring weg, aus dem sie gekommen war. Erstaunt beobachtete Nopileos das Gravidar, als er den Ring hinter sich aufblitzen sah. Inanias gab Kollisionsalarm, doch Nopileos runzelte nur die Stirnschuppen. Mittlerweile waren es sieben Objekte, die genau auf die Nyanas Glück III zusteuerten, doch nur eines der Objekte hatte den Sektor mit dem Transorbitalen Beschleuniger betreten.
Inanias konnte alle sieben Objekte identifizieren und bestätigte Nopileos Vermutung. Das Schiff, welches aus dem Beschleuniger kam, war ein Aufklärer der Terraformer. Die übrigen Schiffe gehörten allen möglichen Schiffsklassen an, waren aber alle zur Verteidigung des Sektors geschickt worden. Der Aufklärer unterschritt die maximale Entfernung, unter der eine verschlüsselte Kommunikation möglich war. Sofort öffnete sich ein Fenster auf dem Kommunikationsbildschirm und Nopileos sah das Bild einer Computerplatine mit der Aufschrift
„TF #deec-N-01“. Ein Audiosignal erreichte sodann die Yacht: „Hier ist #deec. Die Terraner haben einen Befehl an alle Terraformer und Xenon gesandt. Ein Großteil der Terraformer wurde dadurch wieder zu Xenon und ist nun mit den üblichen Xenon auf dem Weg in dieses Sonnensystem. Die Terraner denken, sie hätten die Waffen der Xenon deaktiviert, doch das ist nicht der Fall. Ich erbitte Andockerlaubnis. Einige der Terraner erreichen bald meine Position“.
Sofort schaltete Nopileos die Triebwerke seiner Yacht auf Umkehrschub und drehte sich so, dass der Terraformer in seinen Frachtraum fliegen konnte. Die Luke war nur unwesentlich größer als der Aufklärer, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht. Sowohl das Schiff des Typs N als auch die terranischen Schiffe rasten auf die Nyanas Glück zu.

Ban Danna

Eine Explosion erschütterte die Argon Eins.
„Schadensbericht!“, brüllte Ban Danna, der Leiter des argonischen Geheimdienstes und Diplomat, um den Lärm zu übertönen. „Schilde ausgefallen, Triebwerke bei neunzig Prozent. Sensoren leicht beschädigt. Gravidar komplett ausgefallen. Podkletnovaggregate und Inert...“. Seine nächsten Worte wurden von einer weiteren Explosion zu einem unhörbaren Gemurmel verstümmelt. „...tank beschädigt. Antimaterie-Eindämmung versagt!“
Als die Antimaterie mit der Wand ihres Tanks in Berührung kam, löschten Materie und Antimaterie sich gegenseitig aus und rissen ein gewaltiges Loch in die Außenhülle des argonischen Flaggschiffes. Glücklicherweise diente die Antimaterie nur als Treibstoff für die Nachrichtendrohnen, sonst wäre von dem Träger nicht mehr als Raumstaub übrig geblieben. „Triebwerke ausgefallen!“, brüllte der Offizier. Das Loch im Heck des Schiffes erweiterte sich und der entstehende Riss teilte das Schiff. „Hauptgenerator ausgefallen! Notfallgeneratoren aktiviert. Waffensysteme beschädigt. Raketenstartrampen ausgefallen. Computer beschädigt. Sensoren zerstört! Die Podkletnovaggregate fallen aus!“, rief der Offizier, als mit den besagten Aggregaten auch die Schwerkraft ausfiel.
Die Terraner hatten die Argon Eins angegriffen, als diese versuchte, aus dem System zu flüchten. Die diplomatische Konferenz war mehr als nur gescheitert.
Es fielen noch einige Schüsse, doch dann hörten die Terraner auf, zu feuern. Ban Danna schaute sich um. Große Teile der Brücke waren von Ruß geschwärzt. Ein noch junger Fähnrich löschte gerade ein kleines Feuer mit einer Kapsel voll komprimiertem Wassers. Mehrere Menschen lagen bewusstlos auf dem Boden. Einige Sanitäter kamen herein und trugen sie auf Tragen in die Krankenstation. Oder besser gesagt in die provisorische Krankenstation, da die medizinische Abteilung im hinteren Teil des Schiffes war. Vor der Explosion der Antimaterie.
Doch warum hatten die Terraner aufgehört zu feuern? „Was ist hier los?“, rief Danna. Ein Offizier antwortete ihm: „Die Terraner haben aufgehört zu feuern!“ „Nein, wirklich? Darauf wäre ich nie gekommen!“, erwiderte der Geheimdienstler ärgerlich. „Was sagen die Sensoren?“
Der Offizier erwiderte eingeschüchtert: „Tut mir Leid. Die Sensoren sind ausgefallen.“ Ban Danna seufzte. „Wir könnten einen Aufklärer nach draußen schicken und nachschauen. Gesagt getan. Doch das Ergebnis freute niemanden an Bord.


Teil 6: Xenon
Nopileos

Mit aufflammenden Steuerdüsen erreichte der Terraformer den Bug von Nopileos Yacht. Zeitgleich gaben auch die beiden Aufklärer der Terraner Umkehrschub und aktivierten ihre EM-Plasmakanonen. Plasmapfeile flogen durch das All und verpufften an den Schilden des N. Nopileos steuerte die Nyanas Glück III in die Bahn der Laserkanonen, um den Terraformer zu schützen.
„Tshh! Deaktivieren Sie ihre Kanonen, mein Schiff ist unbewaffnet!“, forderte Nopileos die terranischen Piloten auf. Tatsächlich hörte der Beschuss auf. Die letzten Energiepfeile trafen die Nyanas Glück und ließen deren Schilde aufflammen. Jetzt kam der gefährlichste Teil seines „Planes“. Er musste die Schilde deaktivieren, damit der Terraformer in den Frachtraum fliegen konnte. Falls die Terraner in diesem Moment feuern würden, könnte sein Schiff ernsthaft beschädigt werden. Nopileos seufzte und gab den Befehl. Mit einem kurzen Blitzen deaktivierten sich die Schilde und der Terraformer flog in den Hangar.
Einem der Terraner war die Idee gekommen, dass er den Terraformer treffen konnte, wenn er einfach um das eiförmige Schiff vor sich herumflog. Doch bevor er den Terraformer auch nur sehen konnte, erhielt er eine wichtige Nachricht von seiner Heimatbasis. Der Kontakt zum Sektor Ketzers Untergang sei abgebrochen und eine riesige Welle von AGI durch das Sprungtor in das Sonnensystem eingefallen. Hätte er auf sein Gravidar geschaut, hätte er gesehen, wie fast alle Schiffe in Scannerreichweite ihren Kurs korrigierten – in Richtung des Transorbitalen Beschleunigers zur Venus.
Nopileos hingegen beobachtete das Gravidar argwöhnisch.
Es war ungewöhnlich, dass alle Schiffe im Sektor ihre Flugbahnen änderten – alle Schiffe bis auf vier. Das erste war sein eigenes Schiff. Das zweite der Terraformer, der in diesem Moment vom Gravidar verschwand. Nopileos aktivierte seine Schilde. Die anderen beiden Schiffe waren ein Gefangenentransporter des Typs Scabbard seine Eskorte, ein Schiff unbekannten Typs.
Die beiden Schiffe waren zu weit entfernt, um sie mit bloßem Auge erkennen zu können. Die Scabbard war als kleiner weißer Strich zu erkennen und seine Eskorte ein noch viel kleinerer grauer Punkt. Plötzlich schossen die beiden Schiffe aufeinander und der graue Punkt verlangsamte sich. Der weiße Strich hingegen steuerte zielstrebig auf ein fast leeres Stück Raum zu. Mit Schrecken erkannte Nopileos, dass das einzige Objekt in diesem Stück Raum seine Yacht war. Hektisch ergriff er die Waffenkontrolle. Nun, „Waffen“-Kontrolle war vielleicht zu viel des Guten, es sei denn man möchte einen Asteroidenlaser, einen Traktorstrahl oder einen Reparaturlaser als Waffen bezeichnen.
Der Transporter kam mit seinen 165 Metern pro Sekunde relativ schnell näher. Schon konnte Nopileos die Cockpitsektion ausmachen. Ein wenig ähnelte das Schiff einem Raubvogel, auch wenn es keinerlei Flügel gab. Das Schiff war eindeutig beschädigt, mehrere schwarze Streifen verunstalteten die weiße Hülle. Nopileos Scanner zeigte an, dass nur eine einzige Person an Bord des Schiffes war. Ungewöhnlich. Wenn dies ein Gefangenentransporter war, dann müssten neben den Gefangenen eigentlich auch noch Wachmänner und natürlich Piloten an Bord sein. Kaum war das Schiff in Kommunikationsreichweite gekommen, aktivierte sich der dazugehörige Bildschirm. Vor mehreren Anzeigen blickte Nopileos ein vertrautes Gesicht entgegen. Dieses Gesicht gehörte Elena Kho.

Illireos

Mit steigendem Unmut verfolgte Illireos die ETNO-News. Es wurde soeben über das sonderbare Verhalten von Xenon berichtet. Niemand wusste, warum dies geschah, doch es wurde inzwischen von verschiedenen Regierungen bestätigt, dass ganze Flotten von Xenon aus ihren Sektoren kamen und schnurstracks durch das Nordtor in Zentrum der Arbeit flogen.
Anfangs hatten sich die Streitkräfte der betroffenen Sektoren bemüht, dass Eindringen der Xenon zu verhindern, doch es hatte sich als wirkungsvoller bewiesen, sich von den direkten Routen zwischen den Toren fernzuhalten. Die Xenon schossen zwar auf alles, was in ihrer Waffenreichweite lag, kamen dabei aber nie von ihrem Kurs ab.
Der Handel in den Sektoren war zum Erliegen gekommen, da kein Schiff mehr durch die Sprungtore fliegen konnte, ohne dabei von den Xenon attackiert zu werden. Bei dem Versuch, den endlosen Strom der Xenon zu durchbrechen, waren schon mehrere leichtsinnige Piloten verschollen. Sogar der Verkehr von Nachrichtendrohnen war gefährdet. Die Drohnen konnten zwar nicht abgeschossen werden, doch am Austrittstor warteten meist schon Großkampfschiffe der Xenon, gegen die die Drohnen flogen und zerquetscht wurden. Niemand hatte damit gerechnet, dass es so viele Xenon gab und niemand kannte den Grund für diese Völkerwanderung.
An diesem Punkt wurde die Nachrichtensendung ungenau, natürlich kannten mehrere Personen den Grund. Zum einen die Terraner, die das Ganze erst ausgelöst hatten und jetzt von den Folgen hart getroffen wurden. Zum anderen die Terraformer, die den Zweck der Nachricht erkannt hatten und nicht auf den Trick hereingefallen waren.
Und natürlich auch noch die, denen sich die Terraformer anvertraut hatten, wie zum Beispiel Illireos. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell ging, doch alle Xenon, die einen Sprungantrieb installiert hatten, waren natürlich sofort zu dem Sprungtor in Ketzers Untergang gesprungen und hatten die dortige Verteidigung attackiert und besiegt.
Im Sektor Asteroidengürtel würde der Befehl beendet sein und die Xenon hätten ihren freien Willen wieder. Es war nicht anzunehmen, dass die Xenon ihre Waffen einstecken und zurück in ihre Sektoren fliegen würden. Nein, es war viel wahrscheinlicher, dass sie die Chance nutzen und ihre größten Feinde, die Terraner, eliminieren würden. Illireos hatte bereits eine Flotte zusammengestellt, die den Terranern helfen würde, sobald diese um Hilfe baten.
Vorher konnten die Streitkräfte von anderen Völkern nichts unternehmen, denn die Terraner würden dies als Vertragsbruch ansehen und vermutlich ihre Helfer ebenfalls angreifen. Illireos befand sich in einer Zwickmühle. Entweder er riskierte das Leben eines ganzen Volkes oder er versuchte, diesem Volk zu helfen, riskierte damit aber das Leben seiner eigenen Flotte.

Nopileos

Das Wiedersehen mit Elena war kurz und schmerzlos verlaufen. Sie hatten keine Zeit für lange Unterhaltungen, Terra war in Gefahr. Und Nopileos wusste, dass sie die Einzigen waren, die helfen konnten. Er gab über Nachrichtendrohnen die Anweisung, möglichst viele Kampfschiffe in das Solsystem zu schicken und dessen Sektoren gegen die Xenon zu verteidigen. Außerdem gab er Anweisung, die Sprungtore zwischen der ETNO und den Erdsektoren zu deaktivieren, sobald die Xenon auch die ETNO bedrohten.
Nopileos hoffte, dass wenigstens eine der Drohnen ankommen würde. Er hatte die Steuerung Inanias überlassen und sich im Cockpit neben Elena gesetzt. Sie hatte den Transporter per Autopilot zurück zur Erde geschickt.
Schon seit einigen Mizuras hatten sie den Orbitalen Beschleuniger hinter sich gelassen und flogen nun auf den nächsten zu. Der Sektor Venus war allerdings nahezu vollständig leer. Die meisten Kampfschiffe waren schon in den Asteroidengürtel geflogen, um die einfallenden Xenon zu zerstören. Nur noch vereinzelt sah man Jäger und Aufklärer, die ihre Stationen verteidigen sollten. Nur, dass der Feind zwei Sektoren weit entfernt auf sie wartete. Von den Stationen war ein Großteil bereits abgebaut worden, da die meisten Händler und Fabrikbesitzer ihre Stationen vor vereinzelten Xenon schützen wollten.
Langsamere Schiffe wie Frachter und Stationstransporter flogen den Kampfschiffen hinterher, um den Xenon noch so lange zu entkommen, wie dies möglich war. Ihr Plan war es, durch den Asteroidengürtel bis zum Sektor Neptun zu fliegen und dort durch das Sprungtor nach Aldrin zu fliehen. Von dort aus könnten sie den Sprungantrieb nutzen und in die Gemeinschaft der Planeten fliegen. Dies war innerhalb des Solsystems nicht möglich, da die Regierung Mini-Singularitäten platziert hatte, um eingehende Sprunglöcher zu unterbinden. Dadurch konnte man jedoch auch nicht aus dem Sektor herausspringen.
Was die Händler nicht wussten, war, dass in Aldrin ein ebenso schwerer Kampf geführt wurde. In einem erst kürzlich entdeckten Sektor nahe Aldrin hatten auch die dortigen Xenon den Befehl von den Terranern erhalten und versuchten, alles Lebendige in Aldrin zu vernichten. Einzige Verteidigung der Aldrianer war das CPU-Schiff #d3ca, genannt Deca. Doch Deca war bereits seit langer Zeit von den Terranern außer Gefecht gesetzt worden, sodass die Xenon nur wenige Kampfschiffe zur Verteidigung hatten. Ein Großteil von denen hatte sich bereits in das Sonnensystem zurückgezogen, in der Hoffnung, von dort Unterstützung zu bekommen.
Tief in Gedanken versunken nahm Nopileos gar nicht wahr, dass sie bereits den Sektor Mars erreicht hatten, bis Inanias sich meldete: „Noch zwanzig Kilometer bis zum Transorbitalen Beschleuniger in den Asteroidengürtel.“ Nopileos wackelte bejahend mit den Ohren und fragte: „Irgendeinen Plan, was wir tun können?“

Ban Danna

Das Raumwrack der Argon Eins trudelte verloren durch das All. Nur der Tatsache, dass auch die Notstromgeneratoren inzwischen ausgefallen waren, verdankten sie es, nicht zerstört worden zu sein. Die einfallenden Xenon – der Jäger hatte ihnen das Bild eines Xenon-CPU-Schiffes gezeigt – hielten das argonische Flaggschiff nämlich für ein totes Trümmerstück.
Ban Danna seufzte laut und ließ den Kopf hängen. „In einem zerstörten Trägerschiff zu sitzen und vielleicht in die Richtung eines Asteroiden zu trudeln hatte ich mir nicht vorgestellt. Vor allem nicht mit hunderten Xenon vor meiner Nase...“
Durch die Cockpitscheibe konnte er einen Transorbitalen Beschleuniger erkennen. Alle paar Sezuras waren kleine weiße Punkte dort heraus gekommen, doch seit einigen Mizuras betraten nur noch vereinzelt Schiffe den Sektor.


Teil 7: Flucht
Nopileos

#deec wusste, was zu tun war: „Ich kann die Nyanas Glück III mit einer Terraformerkennung versehen. Dadurch dürften die Xenon uns unbehelligt durch ihre Reihen ziehen lassen. Notfalls können wir auch noch mit meinem Aufklärer fliehen“.
Die Idee kam keine Mizura zu früh, denn die Yacht erreichte soeben den Beschleunigerring. Auf der anderen Seite war die Hölle los. Riesige Massen an Schiffen flogen um ihr Leben, Energiepfeile schossen an ihnen vorbei und gruben sich tief in die Hülle von Korvetten und Fregatten. Explosionen zerrissen die Schiffe und hinterließen nicht mehr als Raumstaub. Die Trümmerstücke einiger Stationen hinterließen tiefe Krater in den riesigen Trägerschiffen. #deec musste mit ansehen, wie ein CPU-Schiff unter der Last von tausenden Energiepfeilen zerfetzt wurde. Inanias kam mit der Identifizierung der Objekte kaum hinterher. Das Gravidar stellte das Getümmel als einen einzigen großen Punkt dar, da es die kleineren Objekte nicht erfassen konnte.
Auf der Karte verschwanden haufenweise Punkte, doch immer wieder kamen neue Xenon durch das Südtor. Inanias färbte die feindlichen Schiffe automatisch rot ein, doch plötzlich erschien eine blaue Zeile in der Auflistung. „Argon Eins“, sagte Inanias und zoomte auf ein Objekt zu. Die eigentliche Form des Schiffes war nicht mehr zu erkennen, anscheinend war das Heck abgesprengt worden. Die Argon Eins trudelte hilflos aus der Kampfzone heraus, als sich ein Trümmerstück in die Flanke bohrte. Elena sog scharf die Luft ein. Nopileos scannte das ehemalige Flaggschiff. „Tshhh! Ess sind ungefähr zweihundert Argonen an Bord. Und elf Boronen. Einige Biozeichen sind schwach.
Inanias steuerte die Nyanas Glück III in das Trümmerfeld. Nopileos setzte sich an die Waffenkonsole und zielte mit dem Traktorstrahl. Würde das Weltall Schall übertragen, hätte man ein lautes Sirren gehört, so erklang nur ein leises Brummen, welches von der Schiffshülle übertragen wurde.
Argon Eins wurde von einem grünen Strahl getroffen und bewegte sich langsam auf die Nopileos Yacht zu. „Wie voll ist der Hangar der Argon Eins?“, fragte Nopileos geistesgegenwärtig. „Es sind nur zwanzig Hangarplätze belegt. Zur Verfügung stehen noch vierzig.“, antwortete Inanias. Nopileos wackelte mit den Ohren. „Können wir das Schiff rufen?“, fragte er. Inanias gab ihm sofort die Antwort: „Nein, ihre Kommunikationsempfänger sind zerstört. Sie können ebenfalls keine Nachrichtendrohnen mehr annehmen oder abschicken.“
„Eiersalat!“, fluchte Nopileos und fragte #deec: „Kannst du deinen Aufklärer in den Hangar der Argon Eins fliegen und dort eine Nachrichtenstation anbringen?“ #deec bejahte. „Gut. Dann überbringe ihnen doch bitte diese Nachricht.“ Wenige Augenblicke später befand sich der Aufklärer im All. Für die Xenon sah es so aus, als ob ein Träger der Xenon einen ihrer Aufklärer zu einem Trümmerstück schickte. Keiner der Xenon reagierte darauf.

Ban Danna

„Sir, wir erhalten eine Meldung aus dem Hangar!“, meldete sich der Offizier. „Was ist denn?“ Danna hatte sich wieder gefangen und saß mit blitzenden Augen auf dem, was einmal sein Kapitänsstuhl gewesen war. Jetzt erinnerte es eher an einen umgedrehten Eimer, den jemand zum Schmelzen gebracht hatte.
„Sie sagen, ein Schiff mache Anstalten, bei uns zu landen!“, erwiderte der Offizier. Danna seufzte. „Was für ein Schiff?“, fragte er. „Scheint ein Aufklärer zu sein. Sir, sie sagen es ist Xenon!“ Der Offizier war in Anbetracht der Lage wenig aufgeregt. Danna fluchte verhalten. Ich gehe runter.
Er betrat den Aufzug, der zugleich als Rettungskapsel fungierte. Ein teladianisches Patent. Angekommen auf der Hangarebene entfaltete sich sofort der Helm seines leichten Raumanzuges, auf der Ebene herrschte ein starker Unterdruck. Kein vollständiges Vakuum, der Schiffscomputer hatte das Leck vermutlich abdichten können. Überall lagen verkohlte Trümmerstücke herum, ein Tragebalken der Deckenkonstruktion war heruntergebrochen. Danna schwebte über ihm, die Schwerkraft war in dem ganzen Schiff ausgefallen.
Im Hangar ließ sich nichts von dem ganzen Chaos erkennen, abgesehen von einigen Brandspuren und natürlich der Dunkelheit. Das Personal trug Magnetstiefel in ihren Raumanzügen. Werkzeug und ähnliches wurde ebenfalls magnetisch an den Wänden oder auf dem Boden festgehalten. Die Schiffe waren fest eingeklinkt. Im gesamten Hangar herrschte ein Vakuum.
Danna schaute durch die Reste des Hangarschotts und sah Korrekturdüsen aufflammen. Das Schiff ließ sich bereits mit bloßem Auge erkennen, eindeutig ein Xenon N. Das Schiff wies keinerlei Beschädigung auf. Danna meinte ein grünes Leuchten zu sehen, welches von einem Objekt hinter einem Asteroiden kam.
Mittlerweile war der Xenon bereits im Hangarbereich. Es waren keinerlei Waffen zu sehen, ein gutes Zeichen. Der N machte Anstalten, zu landen und setzte schließlich mit schmalen Landekufen auf dem Hangarboden auf. Sofort aktivierte sich ein Magnet, der das Schiff an Ort und Stelle hielt. Ein Schott an dem Xenonschiff fuhr auf und eine kleine Apparatur fuhr heraus. Sie sah fast so aus, wie eine Langstreckenkommunikationsanlage. Aber welcher Xenon übergibt einem zur Begrüßung schon eine High-Tech-Anlage? Normalerweise bekam man eher ein paar Salven beschleunigter Partikel.
Die Anlage fuhr auf Danna zu. Er meinte in dem Bildschirm einen Teladi zu sehen. Vermutlich eine durch Stress hervorgerufene Halluzination. Plötzlich zuckte einer der Offiziere zusammen und signalisierte Danna, auf Kanal acht der raumanzugeigenen Kommunikation zu gehen.
„...richt #deec von den Terraformern. Das Terranische Imperium wird von den Xenon angegriffen, wie Sie vielleicht schon wissen. Da ihre gesamte Kommunikation zerstört ist, habe ich Ihnen diese Kommunikationskonsole mitgebracht. Isemados Sibasomos Nopileos der Vierte zieht Sie mit einem Traktorstrahl aus dem Asteroiden- und Trümmerfeld. Ich konnte die Kennung seines Schiffes in die eines Xenon J ändern, sodass die Xenon ihn nicht beachten werden. Da Sie die Kennung eines Trümmerstückes besitzen, müsste ich dort nichts verändern.
Trotzdem gebe ich ihrem Schiff die Kennung eines zerstörten Xenon J. Ich soll Ihnen außerdem diese Nachricht überbringen. Auf dem Bildschirm erschien wieder der Teladi. Ban Danna konnte ihn zweifelsfrei als seinen Freund Nopileos identifizieren. ‚Hallo, Ban. Ich habe einen Plan entworfen, wie wir einige der Schiffe in diesem Sektor retten können. Bitte bereite die Landung von vierzig terranischen Jägern vor.‘“
Der Bildschirm wurde wieder schwarz.
Ban Danna gab die entsprechenden Anweisungen, der Terraformer hob wieder ab und verschwand durch das zerstörte Schott.

Nopileos

Elena war mit einem winzigen Aufklärer in der breiten Masse der Xenon verschwunden. Sie meinte, dass sie noch „etwas Wichtiges“ erledigen müsste und hatte sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Nopileos vermutete, dass sie bei der großen Geschwindigkeit des Schiffes ohne einen Kratzer durch das Getümmel gelangt und in Sicherheit war.
Nopileos schickte eine Nachricht an alle zivilen Jäger in dem Sektor. Er bot ihnen an, auf der Argon Eins zu landen. Von den insgesamt über zweihundert Jägern sagten nur sechsundzwanzig zu.
Nopileos schickte außerdem eine Anfrage an das Militär und fragte, ob die ETNO ihnen helfen solle. Die Antwort war ebenso kurz wie falsch: „Wir haben alles unter Kontrolle“. Nachdem #deecs Aufklärer wieder sicher gelandet war, bugsierte Nopileos seine Yacht in Richtung des Sprungtors. Plötzlich meldete sich Inanias: „Oh, Captain Nopileos! Es kommen sieben Jäger der Xenon auf uns zu. Das Führungsschiff stellt eine Leitung zu uns her.“ „Auf den Schirm!“, fauchte Nopileos. Auf dem besagten Bildschirm erschien die Platine eines Terraformerschiffes.
„Hier Jägerstaffel beta-3 des CPU-Schiffes F5D3. Wir haben das Update der Terraner nicht erhalten, doch unser CPU-Schiff F5D3 hatte sich zurückentwickelt. Wir konnten rechtzeitig unsere Verbindung zu der CPU unterbrechen. Bis vor wenigen Minuten waren wir in unserer CPU gefangen, doch als die Hangartore schwer beschädigt wurden, konnten wir fliehen. Wir erbitten Landeerlaubnis!“ Nopileos runzelte die Stirnschuppe und beriet das Ganze mit #deec: „Sie hatten die Verbindung zu ihrer CPU abgebrochen und waren aus dem beschädigten Schiff entkommen? Ist das überhaupt möglich?“
Der Terraformer bejahte, also schickte Nopileos die beschädigten Jäger zu der Argon Eins. Er öffnete einen Kanal zu dem argonischen Träger. Von der Kommunikationskonsole blickte ihm Ban Danna entgegen. „Hör zu, Ban. Sieben Jäger der Terraformer sind im Landeanflug. Sie sind befreundet aber achte trotzdem auf sie. Deren Geschichte scheint ein wenig skurril zu s...“
Sein letztes Wort ging in dem Gerumpel unter, das die Schildgeneratoren verursachten. Ein terranischer Jäger griff sie an. Nopileos schloss den Kanal zur Argon Eins und öffnete einen anderen zu dem terranischen Jäger.
„Hören Sie sofort mit dem Beschuss auf!“, rief er wütend. Seine Stirnschuppe wurde eine Nuance dunkler, ein eindeutiges Zeichen für Erregung oder Wut. Sofort hörte das Feuer auf. „'tschuldigung, Mann! Ich dachte, sie wären ein verdammter AGI!“, entschuldigte sich der terranische Pilot. „Das ist hier die reinste Hölle. Moment was...“ Der Terraner drehte sich für einige Sezuras – beziehungsweise Sekunden – weg.
„Wir haben gerade den Rückzugsbefehl zum Mars bekommen! Sieht verdammt schlecht aus!“ Nopileos Stirnschuppe wurde diesmal bleicher. „Tshh! Hören Sie, Sie können auf der Argon Eins landen. Wir können Sie hier raus bringen!“ „Und meine Heimat im Stich lassen? Nee, bestimmt nicht! Wir brauchen jeden Mann, den wir kriegen können!“, erwiderte der Terraner.
Nopileos seufzte. „Gut. Fragen Sie Ihren Vorgesetzten, ob er Hilfe von der ETNO benötigt.“ Der Terraner war bereits nahe an dem Transorbitalen Beschleuniger zum Mars. Ein kleines Objekt bewegte sich auf sein Schiff zu. Genau genommen sah man nur den Schweif des Objekts. Vermutlich war es eine Rakete. Diese Vermutung wurde Gewissheit, als bei der Kollision der Jäger des Terraners zu einem Feuerball verging. Das einzige, was der Transorbitale Beschleuniger beschleunigte, war Raumstaub.

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Glumski
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Kapitel 4: Zwei Tazuras später

Teil 1: Zwölfstadt, Valles Marineris, Mars

Auf dem Mars herrschte reges Treiben. Stündlich starteten Schiffe von dem Planeten und evakuierten die Bewohner. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Verteidigung brechen und die AGI den Planeten einnehmen würden. In den zwei Tagen seit dem Angriff war viel passiert. Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun waren von den AGI überrannt worden. Der Kontakt zur Schiffswerft in Saturn war abgebrochen. Im Sektor Neptun kamen die AGI aus zwei Richtungen, dem Tor nach Aldrin und dem TOB, wie die riesigen transorbitalen Beschleunigerringe auch genannt wurden, aus Uranus.
Das Tor nach Aldrin war bei den Gefechten zerstört worden, sodass die AGI wenigstens den langen Weg nehmen mussten, bevor sie den letzten bewohnten Planetoiden – Eris – auch zerstören konnten. Der Planetoid war zwar bereits evakuiert worden, doch die Schiffe dort konnten auch nicht fliehen. Angeblich gab es im Sektor Oortsche Wolke sogar noch einen TOB, welcher zu einem geheimen Sektor führte, doch daran glaubte Harold Berkim, Prospektor des Mars, nicht.
Seine Familie lebte schon seit Generationen auf diesem Planeten, einer seiner Urahnen gehörte zu den ersten Siedlern und lebte noch in den Sauerstoffzelten. Harold war einer der letzten Bewohner des Mars und er würde bis zu seinem Lebensende auf diesem Planeten bleiben. So wie es momentan aussah, wäre das schon sehr bald.
Die meisten Bewohner des roten Planeten waren schon durch den TOB zum Erdsektor geflohen. Erstmalig erlaubten die Terraner jedem ihrer Bürger, die schöne blaue Perle namens Erde zu betreten. Erstmalig war aber auch das ganze Sonnensystem in großer Gefahr. Nein, nicht erstmalig. Vor ungefähr tausend Jahren, als die Ur-Terraformer zurückgekehrt waren, um die Erde zu re-terraformieren, da war das Solsystem ebenfalls in großer Gefahr. Doch das war lange her. Sehr lange. Harold beobachtete die Bildschirme seiner Zentrale. Die letzten Schiffe hoben gerade ab. Es stand nur noch ein einziger Transporter auf dem Landefeld, falls sich die Prospektoren doch noch umentscheiden würden.
Von seinem Bildschirm aus konnte Harold den ganzen Sektor überblicken. Er sah genau, dass die Schiffe vor dem TOB zum Asteroidengürtel warteten und dass ein wahrer Strom von Schiffen zu dem anderen TOB zur Venus flog. Dann geschah es. Einer nach dem anderen verschwanden die Punkte der Wachen von dem Bildschirm. Die restlichen bewegten sich mit enormer Geschwindigkeit zur Venus. Und dann brachen sie durch. Harold zählte elf AGI bevor der Alarm losging.
Die Anzeigen standen vollständig auf rot, kein einziges Schiff im Sektor gehörte nicht den AGI an. Sie kamen mit hohen Geschwindigkeiten und schon sah Harold einen Aufklärer am Horizont auftauchen. Am Horizont? So schnell schon? Tatsächlich war es ein Aufklärer der Terraner gewesen, den Harolds Zentrale nicht erfasst hatte. Der Prospektor beobachtete das Schiff. Plötzlich schoss ein weißer Strich vom Himmel und der Aufklärer stürzte in ein Gebäude.
Harold hob instinktiv die Hände vor sein Gesicht und schirmte seine Augen vor der Hitzewelle ab. Woher war der Strich gekommen? Harold blickte entsetzt auf seine Anzeigen. Eine Masse an Lenkflugkörpern schoss auf den Planeten zu. Harold zählte sechs Stück pro Welle und insgesamt sechs Wellen. Die erste Welle galt nicht der Zentrale sondern stürzte auf die Verteidigungsanlagen. Natürlich! Auf dem Mars war eine Ionenkanone installiert, falls einige AGI angreifen sollten. Doch bei einer Invasion wie dieser war das natürlich nutzlos.
Die nächste Welle stürzte auf seine Zentrale zu, doch die Halbkugel hielt. Die anderen vier Wellen stürzten nicht in seinem Sichtbereich nieder. Harold sah zu dem Transporter. Nicht weit entfernt von ihm tauchte ein AGI auf und sprengte Harolds letztes Fluchtmittel. Er machte das letzte, was er tun konnte und aktivierte den Aufzug. Seine Zentrale würde nun zwei Kilometer nach unten fahren und dort verbleiben. Doch seine Bemühung war umsonst. Das letzte was Harold sah war ein Marschflugkörper, der die Kuppel direkt über ihm zerriss. Dann nur noch ein blendendes Licht.

John Alman

Seine Heckkanzel hatte es noch geschafft, einen weiteren der drei Verfolger abzuschießen, bevor ein Plasmaschuss den Schild durchbrach und genau in das Geschütz einschlug. „Heckgeschützkanzel zerstört!“, hatte Al den Vorgang kurz kommentiert. Doch durch die Explosion sahen sich die beiden Chimären gezwungen, kleineren Trümmerstücken auszuweichen, sodass eine Lücke in ihrer Formation prangte. Diese Möglichkeit hatte John dankend benutzt und das Schiff gewendet. Die Sreb waren allerdings nur kurzzeitig vor Überraschung verwirrt und hatten auch ihre Chance genutzt. Die beiden Schiffe wendeten und beschossen den Abfangjäger zwischen ihnen.
„Schilde bei 20%. Zwanzig Sekunden bis 0% bei gleichbleibender Belastung“, informierte Al. John hatte ihm längst die Steuerung überlassen. Und während das Schiff wilde Haken schlug und dem Beschuss mehr schlecht als recht auswich, näherte sich die kleine Gruppe wieder dem Trümmerfeld.
„Schilde bei 15%. Achtzehn Sekunden bis 0%“, meldete Al nur wenige Sekunden später. John saß in seinem leichten Raumanzug auf dem Pilotensitz und beobachtete die scharfkantigen Ungetüme vor sich. Mit einem lauten Pfeifen machte die Kalypso plötzlich einen Satz nach vorn und wurde merklich langsamer.
„Warnung: Triebwerke getroffen, Reaktor: Leck, Warnu…“, versuchte der Computer das Getöse zu übertönen. Al wurde sich der Boronin bewusst, die seit einiger Zeit still hinter ihm schwebte, und er schaute sich zu ihr um. Es hatte den Anschein, als wäre Huli Lu in Schutzkatalepsie gefallen, was allerdings eine Eigenschaft der Teladi war. Als er sich wieder nach vorne drehte, sah er, wie sein Schiff unkontrolliert auf die Reste eines boronischen Cockpits zustürzte.
Nur wenige Sezuras vor dem Aufschlag gab Al Umkehrschub in den seitlichen Düsen und das Schiff schabte kreischend an dem Brocken vorbei. Nun ja, nicht das ganze Schiff, nur der linke Flügel wurde bei dem Manöver abgerissen. Doch einer der Verfolger hatte nicht so viel Glück und traf das grüngraue Stück Raumschrott frontal. Mit einer blendenden Explosion zerriss die Chimäre sich und das Wrack. Kleinere Trümmerstücke flogen in alle Richtungen davon und bohrten sich in die Kalypso.
Das Schiff verlor Sauerstoff, doch sowohl Huli Lu als auch John Alman trugen ihre Raumanzüge. Unglücklicherweise trafen die Trümmerstücke jedoch sowohl die inzwischen nutzlosen Schildgeneratoren als auch den bereits lecken Atomreaktor der Kalypso. Mit einem letzten Aufkreischen erstarben die Triebwerke und auch die künstliche Schwerkraft nahm langsam ab. Anscheinend waren die Podkletnovaggregate noch nicht ganz ausgefallen.
John schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete sah er ein großes rostbraunes Ungetüm vor sich, die verbliebene Chimäre. Mit dem letzten Funken Energie beförderte Al seine Passagiere in die nicht sehr geräumige Rettungskapsel und die Kalypso in ihr Verfolgerschiff.
Ehe John begriff, was gerade geschehen war, trieb er, angetrieben von einem winzigen Triebwerk und der Schockwelle der Explosion von seinem zerstörten Zuhause davon.


Teil 2: Mondsplitter
Ray Ishiyama

Verärgert und auch etwas verzweifelt saß der Chef der ATF in seinem Büro im Torus. Der Transorbitale Beschleuniger zum Mond war selbstverständlich außer Betrieb genommen worden, doch die Terraformer konnten den Sektor noch über den Normalraum erreichen. Und die Reise zwischen Mond und Erde dauerte nicht einmal eine Stunde. Nicht bei der Technologie.
Während um ihn herum hunderte Kampfschiffe in Stellung um den Planeten gingen, näherte sich der Feind. Erst gerade eben war der Kontakt zur Mondbasis abgebrochen. Ray Ishiyama schlug wütend auf den Polydiamandoid-Schreibtisch. Entnervt ging der Eurasier auf und ab doch nichts konnte ihm helfen. Er setzte sich wieder. Er allein war an der ganzen Misere schuld. Er hatte den Befehl gegeben, dass Update auszustrahlen. Er hätte wissen müssen, dass die AGI nicht einfach ihre Waffen deaktivieren würden. Natürlich hatte er weder das erste noch das zweite Update verpfuscht, doch er hatte es nicht überprüfen lassen. So einen Fehler beging man nur einmal im Leben.
Ishiyama wurde klar, was er da gerade gesagt hatte. Einmal im Leben… für ein zweites Mal war sowieso keine Zeit.
Plötzlich kam eine junge Frau in seinen Raum gestürzt. „Sir! Wir haben da etwas auf unseren Scannern“, rief sie.
Ray holte tief Luft und schaute die junge Frau fragend an. Auf ihrer Uniform war ein Namensschild angebracht, „First Lieutenant J. Cortez“ stand darauf. Höchstens zwei Jahre im Dienst, dachte er und wischte den Gedanken sofort weg. Es gab wichtigeres zu erledigen. „Der Mond… er kommt direkt auf uns zu!“ Die Augen des ATF-Chefs wurden größer. „Was?“, rief er. „Er… er kommt auf uns zu. Die AGI haben ihn abgelenkt. Wir beschießen ihn schon seit einiger Zeit mit unseren Lasern, doch…“, antwortete sie aufgeregt. Ray dachte nach. Er hatte niemals damit gerechnet, dass die AGI den Mond auf die Erde lenken würden. Im ersten Terraformerkrieg hatten sie einen Asteroiden auf die Erde gelenkt, doch den ganzen Mond? So ein gewaltiger Brocken würde nicht nur einen nuklearen Winter auf dem Planeten auslösen, sondern vielleicht den ganzen Planeten zerreißen!
In Anbetracht der Tatsachen richtete sich der Chef der AGI Task Force auf und lief zur Tür.

Angekommen in der Zentrale des Torus erkannte Ray sofort, was los war. Die Maschinen hatten dem Mond nur einen kleinen Schubs gegeben. Die Anziehungskraft der Erde tat ihr Ihriges. Vermutlich hatten die AGI noch starke Schilde vor dem Mond errichtet, es war nicht anders zu erklären, dass die starken Laser des Torus den Mond nicht längst pulverisiert hatten. Schaute man aus der riesigen Kuppel des erdumspannenden Ringes, sah man bereits den Mond größer und größer werden.
Laut den Wissenschaftlern würde der Mond erst auf den Torus und dann auf die Erde treffen. Es war zu spät, den Torus zu drehen, doch man konnte möglicherweise die Geschwindigkeit des Mondes verringern. In Höchsteile stattete man das Segment des Torus, welches von dem Trabanten getroffen werden würde, mit schubkräftigen Triebwerken aus. Für die Umsetzung des Plans blieben aber nur wenige Minuten.
Ray Ishiyama schaute abwechselnd aus dem Fenster und auf die Scanner. Die AGI hielten sich im Hintergrund, während der Mond schneller und schneller auf den dritten Planeten des Systems zufiel.
Er erkannte vor der grauen Masse der Oberfläche schon die kleine Stadt mit den Gebäuden. Und direkt daneben den Strahl des Lase… Rays Augen weiteten sich, als er begriff, worauf die Terraformer aus waren. „Scheiße!“, rief er. „Schaltet sofort den Laser ab!“
Ray sah, wie sich der Strahl durch den grauen Leib des Mondes bohrte und ihn zersprengte. Die Terraformer hatten den Plan vorausgesehen! Plötzlich sah Ray kein Leuchten mehr, endlich war der Laser deaktiviert. Doch das Unheil war nicht mehr aufzuhalten. Geräuschlos zerbrach der Mond in hunderte Einzelteile und traf nicht nur das einzelne Segment des Torus. Ray sah ein Trümmerstück genau auf die Zentrale zukommen. „Der Kampf ist verloren“, war das letzte, was Ray Ishiyama, ehemaliger Leiter des ehemaligen Geheimdienstes eines verlorenen Volkes, begriff.

Der Aufschlag war verheerend. Mehrere Anlagen des Torus wurden aus dem sonst so makellosen Ring gerissen und stürzten auf die Erde zu. Ein Großteil des verbliebenen Ringes wurde von der Wucht des Aufpralls mitgerissen, nur vereinzelt blieben Segmente an ihrem Platz in der Umlaufbahn.
Paris: Die Augen weit aufgerissen schauten die Menschen in den Himmel. Der Mond war immer größer und größer geworden, bis er plötzlich zersprang. Glühende Striche zogen über den Himmel und schlugen in der gesamten Stadt ein. Schreiend rannten die Menschen vom Eiffelgebäude davon, als ein Mondstück in den gewaltigen Stützpfeiler einschlug und das kilometerhohe Gebäude erst gegen den mehr als tausend Jahre alten Turm und dann auf die Stadt fallen ließ.
Jennifer Cortez, die Frau, die Ray Ishiyama die Warnung überbracht hatte, war dem Unglück entkommen. Fassungslos schaute sie aus der Andockschleuse 9 auf die Erde nieder, die sich an mehreren Stellen vor Rauch und Trümmerwolken grau färbte. Sie begriff, dass der Mensch in seiner Ignoranz und seinem Stolz an dem ganzen Unglück schuld war, dann brach die Hölle los; die Terraformer griffen an.

Illireos

Illireos saß auf derselben Hartplastikbank wie vor drei Tazuras. Und er machte dasselbe wie drei Tazuras zuvor, er schaute sich die ETNO News an. Der Bildschirm war in mehrere Quadrate unterteilt, aus dem größten blickte Illireos ein junger Argone entgegen. Er berichtete über die Angriffe auf den Mars und den Mond, zeigte Bilder von gigantischen Trägern, Zerstörern und CPU-Schiffen und schließlich von dem Angriff auf die Erde. Ein anderes Quadrat verdrängte das des Sprechers und zeigte leicht verschwommene Aufnahmen von einer großen grauen Kugel, die auf die Erde zusteuerte. Illireos begriff, dass das der Mond sein musste.
Während der Erdtrabant seine Flugbahn beibehielt, vernahm Illireos eine Änderung in dem Bild. Der Mond war plötzlich wesentlich klarer zu erkennen und feine Risse bildeten sich schnell auf seiner Oberfläche. Schließlich versiegte ein kleiner roter Strahl, den der Teladi vorher gar nicht bemerkt hatte. Plötzlich blickte Illireos nicht mehr auf einen großen Himmelskörper, sondern auf eine ganze Reihe Bruchstücke, die an verschiedenen Stellen in den großen Torus-Ring einschlugen und ihn mitrissen.
Die Kameradrohne, von der die Aufnahmen zweifellos kamen, steuerte in die Atmosphäre der Erde. Nach wenigen Sekunden voller weißer, watteähnlicher Ballen, die wohl Wolken waren, zeigte sich eine Explosion, dann noch eine und noch eine. Plötzlich drehte sich die Kamera und man sah nur kurz etwas Gelbes aufblitzen, dann wurde das Bild schwarz. Das Quadrat wurde kleiner und der Sprecher wieder größer.
„Wir…“, der Argone schniefte und Wasser lief ihm aus den Augen. Illireos hoffte, dass er nicht ernsthaft verletzt war. Bei Teladi zeigte so etwas auf fortschreitende Zelldegeneration hin. „… unterbrechen das Programm.“ Nun wurde auch dieses Quadrat schwarz und machte einem weiteren Platz. In diesem waren wieder die Aufnahmen einer Kameradrohne zu sehen. Die Erde, belagert von riesigen Schiffen der Xenon, war im Hintergrund, kam jedoch stetig näher.
Es waren noch Schiffe der Terraner und der ATF zu sehen, die entweder in Explosionen oder weiß-blauen Lichtblitzen verschwanden. „Sprungantriebe“, ging Illireos durch den Kopf. Auch von der Oberfläche sah man einige Shuttles, Kapseln oder Kampfschiffe kommen, die ebenfalls in den Sprungantriebsblitzen verschwanden. Und nun starteten auch noch Kapseln von den Segmenten des Torus, die nicht abgestürzt oder von den Xenon zerstört worden waren, und sprangen davon.
Illireos schaltete den Holoschirm ab und stand auf.


Teil 3: Kapseln und Beiboote
Jennifer Cortez

Mit Mühe und Not hatte sie es in eine der Rettungskapseln geschafft. Nun ja, Rettungskapsel war vielleicht nicht das richtige Wort für ein Raumfahrzeug, welches mit Schilden, einem torlosen Sprungantrieb und sogar leichten Waffen ausgestattet war.
Cortez war alleine in der Kapsel, außer ihr hatte es niemand in die Andockschleuse 9 geschafft. In dem Moment, wo sie Energiepfeile hatte auf die Schleuse zukommen sehen, war sie um ihr Leben gerannt und hatte sich schließlich in der Kapsel versteckt. Sie hatte sofort abgelegt und den Ort des Schreckens mit dem Sprungantrieb verlassen.
Jetzt war sie irgendwo in der Oortschen Wolke. Mit bloßem Auge konnte sie den Planeten Eris vor der künstlichen Sonne Rabinowitz sehen, von dem laufend Schiffe starteten. Per Funk meldete sie sich bei dem Trägerschiff Robert Pearle des United Space Command. „Hier Lieutenant Cortez.“, sagte sie. „Ich habe den Angriff auf die Erde überlebt.“ Sofort wurden die Hangarklappen geöffnet und sie erhielt den Befehl zur Landung. Es würde zwar noch eine Weile dauern – sie war noch fast zwanzig Kilometer von dem Schiff entfernt – doch auf der Pearle wäre sie erst einmal in Sicherheit, jedenfalls bevor die Verteidigung im Sektor Pluto brechen würde.
Doch noch bevor sie überhaupt in Andockreichweite kam, sah sie einige Blitzlichter, die zweifellos von Sprungereignissen herrührten. Es konnten keine weiteren Überlebenden der Erde sein, die wären am Sammelpunkt herausgekommen, von wo sie herkam. Plötzlich brachen die Andocksysteme die Landung auf der Pearle ab und sie sah mehrere Jäger starten. Pflichtbewusst wie Lieutenant Cortez war, steuerte sie ihr Schiff hinterher.
Als die Zielerfassung die fremden Schiffe identifiziert hatte, schaltete sie sich auf orange. In den meisten Kampfschiffen der Terraner war die Zielerfassung mit fünf Codes programmiert. Blau wurden alle eigenen Einheiten angezeigt, grüne Objekte waren befreundet. Bei gelben war die Feindkennung unklar und orangene sowie rote Codes waren feindlich. Der rote Code war jedoch für AGI reserviert, deshalb wusste Cortez, dass es nicht die Terraformer sein konnten, die in den Sektor eindrangen. Nein, vielmehr war es ein Feind, den zu sehen sie sich sehr freute. Es waren eindeutig Schiffe der ETNO.

John Alman

Dieses Beiboot war ein wahrer Segen! Zwar hatte es nur einen kümmerlichen Asteroidenschild und war natürlich nicht bewaffnet, doch es gab sowohl ausreichende Sensoren als auch eine exakte Kopie des Speichers von der Kalypso – und damit auch des Bordcomputers.
Momentan steuerte Huli Lu die Eurydike, wie John das Beiboot getauft hatte. Er ruhte sich momentan auf einem kleinen Bett aus und dachte darüber nach, warum er das Rettungsboot nie ausreichend inspiziert hatte.
Mittlerweile waren die beiden im Sektor Meer der Fantasie angelangt, wo Huli Lu an der Schiffswerft vorbeiflog und eine Nachricht hinterließ. Sie hatte mit John nämlich schon große Pläne, doch erst einmal mussten sie zu einem vernünftigen Frachter kommen.
Die Schiffswerft verkaufte leider nur boronische Schiffe des Typs Delphin, die für John Alman nicht in Frage kamen, denn die Delphin war für ihre schwachen Triebwerke und die fehlende Geschützkanzel berüchtigt. Auch Frachter der Split und Paraniden schlossen die beiden aus, die Splitfrachter hatten zu geringe Schilde und mit den Paraniden wollten beide nichts zu tun haben. Der Zufall würde entscheiden, welches Modell sich die beiden zulegten, und so entschied der Zufall.
Ein argonischer Frachterkapitän flog nämlich ganz zufällig durch den Sektor und wollte seinen Frachter verkaufen. Und so flogen Huli Lu und John Alman zu dem Argonen namens Ferd Awasi.
„Guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte der etwas dickliche Händler, als John ihm ein Signal schickte. Er trug einen grünen Bordanzug und sah mit seiner Nase und den herunterhängenden Backen etwas aus wie eine Bolldugge. „Wir haben gesehen, dass sie ihren Frachter verkaufen möchten. Und da wir gerade einen benötigen, haben wir uns gedacht, dass wir uns mal bei Ihnen umschauen.“, antwortete John. Ferd Awasi lachte herzhaft, dass seine Hängebacken hin und her schlackerten.
„Na dann! Also, ich biete Ihnen mein Schiff des Typs Geier an. Die Transporter hat zwar schon einige Jazuras auf dem Buckel, dafür ist sie aber gut in Form gehalten. Wissen Sie, das Heckgeschütz ist im Moment etwas beschädigt, aber das lässt sich ausbessern. Sie fliegt auch nur 49,5 Meter in der Sezura anstatt 123,74, aber das müsste sich auch beheben lassen. Ich würde Ihnen das Schiff mit einem 25 Megajoule Schild übergeben. Ich habe keinerlei Zusatzsoftware installiert, aber ich überlasse Ihnen das Schiff für nur… sagen wir fünfzigtausend Credits. Was ist eigentlich mit Ihnen passiert? Sie fliegen hier mit einem zerschrammten Beiboot vorbei. Das sieht fast so aus, als ob Sie Ihr Schiff verloren hätten. Hmm… ich würde sagen argonischer Jäger der neueren Klassen. Elite, Nova oder Eklipse. Wobei die schon wieder etwas zu groß ist…“
John staunte. Fünfzigtausend Credits waren ein Schnäppchen. Bei den meisten Schiffen zahlte man mehr als fünfhunderttausend Credits. Aber er beherrschte sich erst einmal und antwortete: „Ja, Sie haben da nicht ganz unrecht. Ich wollte eigentlich nur die boronischen Sektoren besichtigen und habe gesehen, wie die Boronen ein Ausrüstungsdock abbauten…“
„Wow! Das sieht man wirklich nicht alle Tazuras!“, unterbrach ihn der Geschäftsmann staunend.
„Jaja, da haben Sie schon recht.“, bejahte John. „Ich habe dann gesehen, wie die Sreb das Dock und den Stationstransporter vernichtet haben. Glücklicherweise hatte meine Elite einen Transporter installiert, sodass ich diese Boronin aus ihrer zerstörten Yacht retten konnte. Doch ich hatte dann eine Staffel Chimären am Hals und bei dem Versuch, sie abzuschütteln, wurde mein Schiff nahezu manövrierunfähig geschossen und ist in die letzte Chimäre gekracht… Warum nennen Sie Ihr Schiff eigentlich Transporter?“ Der Geschäftsmann kratzte sich am Ohr.
„Nun, mein erstes Schiff war eine Argon Transporter, die ich aus mangelnder Kreativität einfach Transporter nannte. Als mein Schiff dann irgendwann den Geist aufgab, habe ich die damals neueste Geier genauso genannt, weil ich mich einfach nicht an den neuen Namen gewöhnen konnte. Ich hatte eigentlich vor, mir den Nachfolger des Schiffes zu kaufen, doch mein nächstes Schiff wird wohl eine Korvette mit vergrößertem Frachtraum werden. So etwas kostet zwar mehr, aber in diesen Zeiten…“ Ferd Awasi sah plötzlich gar nicht mehr so glücklich aus. John verstand nicht, was Ferd meinte. „Was meinen Sie damit?“ Der Argone schaute John ungläubig an.
„Ach ja, Sie waren ja mit den Sreb beschäftigt. Wissen Sie, die Xenon haben Terra überrannt. Die haben irgendwas mit dem Mond angestellt und der ist auf die Erde gestürzt. Alle Holosender bringen Extrasendungen darüber. Die ETNO konnte vermutlich einige Terraner von den äußeren Planeten retten, aber weiter innen… Alles was nicht schnell genug wegsprang, wurde von den Maschinen einfach weggepustet. Ich hatte ja immer was gegen diese Terraner, aber so etwas… Sie könnten in den nächsten Zeiten häufig Flüchtlingen oder Xenon begegnen. Ich sagte ja, dass Sie gut auf sich aufpassen müssen! Wissen Sie was, ich geb‘ Ihnen das Schiff für fünfundvierzigtausend! Sie sind noch so jung und haben so viel vor sich! Lassen Sie von dem restlichen Geld die Waffen in Ordnung bringen oder kaufen Sie sich bessere Schilde.“
John konnte es nicht fassen. Ein ganzes Volk einfach so ausgelöscht. Und das, wo die Terraner doch so starke Waffen und Schiffe hatten! Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Xenon ein anderes Volk angegriffen hätten. Noch etwas benommen von der schrecklichen Nachricht ließ er überprüfen, wie viel Geld er auf seinem Konto hatte. Das Ergebnis besagte fünfzehntausend Credits. Huli Lu hatte noch ungefähr dasselbe an Geld. „Im Moment können wir nur dreißigtausend Credits aufbringen, aber meine Versicherung müsste auch bald das Geld auszahlen und wir können bestimmt noch etwas auftreiben.“, berichtete John Ferd.
Dieser überlegte einige Sezuras, war dann aber auch einverstanden. „Geht klar. Ich gebe Ihnen meine Kontonummer und meine Adresse durch. Sie können mich dann immer mit Nachrichtendrohnen erreichen.“
John bedankte sich und überwies die Summe auf das Konto. Er flog mit dem Beiboot langsam auf den winzigen Hangar des Transporters zu und wartete dort. Es wunderte John ein wenig, dass Huli Lu während der ganzen Verhandlung kein Wort gesagt hatte. Bisher hatten alle Boronen, die er getroffen hatte, immer wie ein Wasserfall geplappert. Stand die Boronin vielleicht unter Schock? Dann bemerkte John es. Huli Lu war schlicht und einfach eingeschlafen! Über die tellergroßen Augen spannte sich eine dünne, fast durchsichtige Haut, die durch den sowieso schon sehr milchigen Umweltanzug kaum zu sehen war.
Sanft legte John ihr eine Hand auf die Schulter – sofern man irgendetwas an Boronen mit Schulter bezeichnen kann – und rüttelte die Boronin wach.
„Huli! Wach auf, wir haben ein neues Schiff!“, sagte er sanft.
Huli Lu riss ihre Augen weit auf und begann wie der besagte Wasserfall drauf los zu reden.


Teil 4: Evakuierung
Nopileos

An Bord der Herron lief alles so, wie es sein sollte. Der schwere Zerstörer war soeben mit zwei Trägern und einer Korvette in den terranischen Sektor Oortsche Wolke gesprungen, wo laut einem terranischen Flüchtling der Sammelpunkt von Schiffen im Kriegsfall sein sollte. Und tatsächlich waren in dem Sektor tausende von terranischen Schiffen in Reichweite der Sensoren. Nopileos bekundete die friedliche Absicht seiner Rettungsstaffel und ließ zahlreiche Jäger an seinen Trägern andocken.
Auch lagerte er abgebaute Stationen in den mächtigen Frachträumen der Schiffe ein.
Vor wenigen Sezuras war einer seiner Träger davon gesprungen, da sowohl Frachtraum als auch Hangar bis zur Obergrenze gefüllt waren.
Als Ersatz war ein Stationstransporter mit dem Sprungantrieb in den Sektor gelangt, um die zahlreichen Stationsbauteilsätze und Ausrüstungsgegenstände einzulagern. Dabei waren nicht nur Teile von Raumschiffen und -stationen sondern auch wertvolle Kunstgegenstände, die kleinere Kapseln in den Sektor getragen hatten.
Das größte Problem war, dass die Terraner überall um ihr Sonnensystem kleine schwarze Löcher erschaffen hatten, damit Schiffe nicht in den Sektor springen konnten. Dies hatte natürlich auch den Nachteil, dass die Schiffe nicht aus dem Solsystem springen konnten. Somit mussten alle Schiffe erst einen kleinen Sprung zu dem Sprungtor in Uranus 2 machen und von dort aus durch eben dieses Tor in den Sektor ETNOs Verbindung fliegen. Dabei gab es natürlich das Problem, dass der Sektor Uranus 2 von den Xenon besetzt war, die jeden Feind abschossen, der ihnen zu nahe kam.

Jennifer Cortez

Mit ihrem kleinen Shuttle war sie auf dem Planeten Eris gelandet und koordinierte einen kleinen Teil der Evakuierung.
Jennifer befand sich in einem Bürogebäude. Alle Bewohner des Planeten waren mit ihrem persönlichen Besitz von dem Planeten verschwunden, nun wurden so viele Ressourcen wie möglich von dem Planeten gerettet. Holopads, Computer, Tische und Stühle wurden aus der Schule getragen und in einen der vielen Frachter geladen, die in den breiten Straßen standen.
Dabei kam die geringe Schwerkraft den Arbeitern sehr entgegen, denn es musste schnell gehen. Niemand wusste, wann die Terraformer ihren Eroberungsfeldzug weiterführen würden.
Die wichtigsten Gebäude waren natürlich als erstes geleert worden, die Universität, einige Labore, der kleine Militärstützpunkt, der Shuttlehafen und mehrere Museen waren bereits vollständig ausgeräumt worden. Nur noch wenige Bürogebäude und Wohnhäuser mussten noch geleert werden. Leuchtstreifen wurden von ihren Decken abmontiert, man konnte alles gebrauchen, was noch zu holen war. Natürlich würde es zu viel Zeit kosten, die Gebäude vollständig abzubauen oder die Meere leer zu pumpen und so wurde nur das mitgenommen, was man in der Schnelle mitnehmen konnte. Einige Tanker zapften natürlich ein wenig Wasser aus dem Südmeer ab, doch es hätte Tage gedauert, bis diese wirklich leer wären.
Jennifers Bürogebäude war gerade fertig, als der Alarm losging. Die AGI kamen.
Schnell rannte sie zu ihrem Shuttle und startete die Zündung. Nichts passierte. Sie betätigte den Hebel noch einmal und… schon wieder nichts. Ärgerlich rannte sie in das Heck des geräumigen Rettungsshuttles und hantierte an der Energieleitung herum. Jemand hatte den Generator komplett heruntergefahren.
Die Fusions- oder Antimateriegeneratoren liefen in Rettungskapseln grundsätzlich auf einem sehr niedrigen Niveau, da es eine Weile dauerte, bis ein Generator aus dem Stillstand hochgefahren war, Zeit, die man bei der Flucht aus einem explodierenden Schiff oder einer Station nicht hatte.
Wütend ging sie wieder nach vorne zu den Anzeigen und beobachtete die startenden Frachter. Einer von ihnen flog knapp über ihre im Vergleich winzige Kapsel hinweg,
Sie hatte ihr Shuttle nach der nordischen Göttin Freyja genannt, ein Name, der nicht wirklich zu dem Schiff passen wollte.
Mittlerweile waren von den Frachtern nur noch kleine weiße Punkte am Horizont übrig geblieben, doch die Freya war immer noch nicht zum Abflug bereit.
Kleinere Blitze überzogen den Himmel, als die Frachter wegsprangen. Dann noch ein größerer, vermutlich war einer der riesigen Stationstransporter ebenfalls entflohen.
Die mittelgroße Kapsel war immer noch ohne Energie, doch am Himmel erschienen bereits andersfarbige Blitze. Winzige rote und blaue Energiepfeile zeigten die Kämpfe zwischen den Angreifern und den letzten Verteidigungskräften. Und dann passierte es. Ein Objekt leuchtete plötzlich gelborange auf und wurde immer größer. Jennifer schätzte, dass ein Schiff abgeschossen wurde und nun auf den Planeten stürzte.
Mittlerweile waren bereits kleinere Energiemengen verfügbar und die ersten Schiffssysteme aktivierten sich.
„Terraformer… PX“, meldete der Computer, der das abstürzende Schiff trotz der Beschädigungen identifizieren konnte. „Kollisionsalarm“, warnte der Computer weiter.
„Verdammt!“, rief Jennifer. Dieses Monstrum von Raumwrack würde direkt auf sie drauf stürzen! Sie konnte bereits Einzelheiten erkennen. Es war nur nach das zylinderförmige Bugsegment vorhanden, Triebwerke, Waffentürme und Sensorantennen waren bereits in der Atmosphäre verglüht oder abgebrochen.
Einige kleinere Objekte flogen hinter dem Wrack her, entweder kleinere Jäger oder Trümmerstücke.
Mit einem leisen Summen fuhren die Podkletnovaggregate an und auch die Trägheitsdämpfer waren aktiv.
„Einschlag in zehn Sekunden!“, ertönte es aus den schmalen Lautsprecherschlitzen. Jennifer stutzte. Damit konnte unmöglich der große Brocken gemeint sein. Und dann entdeckte sie ein etwa unterarmlanges Objekt, welches mit kaum sichtbarer Antriebsflamme auf die Kapsel zuflog.
Kein Absturz, keine Kollision. Jennifer hoffte, dass es sich bei dem Objekt nicht um eine Kampfdrohne handelte, deren Laser würde die Schiffshülle enorm aufheizen. Doch bei dem Objekt handelte es sich weder um eine Kampf- noch um eine Nachrichtendrohne. Es war auch kein TF/Assembler oder eine Frachtdrohne. Genau genommen war das kleine schwarze Objekt gar keine Drohnenart, von der Jennifer je gehört hatte.
Das Objekt stoppte langsam ab und fiel den letzten halben Meter auf den Boden. Jennifer vermutete, dass dem Objekt der Treibstoff ausgegangen war, denn eine kontrollierte Landung auf einem Planeten kostete viel Treibstoff.
Jennifer öffnete die Einstiegsluke und holte das Objekt in ihre Kabine. Sie zögerte kurz. War es schlau, eine unbekannte Drohne an Bord zu holen? Möglicherweise handelte es sich ja um einen Sprengsatz!
„Computer, identifiziere das Objekt!“, wies sie den Autopiloten der Freya an.
In der Aufregung hatte sie das abstürzende Wrack ganz vergessen, welches nun keine zwanzig Meter von der Kapsel entfernt aufschlug. Eine Druckwelle traf die Freya, doch die Schwebe- und Podkletnovaggregate verhinderten Schlimmeres. „Kollisionsalarm! Warnung: Feindkontakt! Energieleistung auf einundneunzig Prozent! Bei dem Objekt handelt es sich um einen CPU-Kern eines mittelgroßen Kampfschiffes!“, spuckte der Computer eine Reihe von Meldungen aus.
„Schilde aktivieren und Triebwerke auf volle Last! Sprungantrieb bereitmachen!“, rief Jennifer Cortez durch den plötzlichen Alarm hindurch. „Und schalte diesen verdammten Lärm aus!“
Die Sirene verstummte und vor dem Bugfenster konnte Jennifer vereinzelte Häuser vorbeifliegen sehen.
Sie bemerkte, dass sie den CPU-Kern immer noch in ihren Händen hielt. Sie schnallte sich an ihrem Sitz an und untersuchte den schwarzen Zylinder. „Computer, wo kam der Kern her?“, fragte Jennifer, die Antwort schon ahnend.
„Der CPU-Kern wurde wenige Sekunden nach dem Eintritt in die Atmosphäre von dem abstürzenden Terraformer PX ausgeworfen“, bestätigte das Schiffsgehirn.
Demnach hielt Jennifer in ihren Händen einen waschechten AGI! „Geht irgendeine Gefahr von dem Kern aus?“
„Negativ. Sowohl Strahlmasse als auch gesundheitsgefährdende Stoffe sind nicht in dem Objekt vorhanden. Allerdings ist eine Energieleistung messbar!“, sprach die Recheneinheit.
Plötzlich wurde das Schiff von einem Ruck durchgeschüttelt. „Schilde auf zweiundfünfzig Prozent. Wir werden von einem Terraformer L beschossen. Ich empfehle die Flucht mit dem Sprungantrieb!“
Jennifer bestätigte und aktivierte den besagten Antrieb. Blaue Entladungen zuckten aus dem Heck der Kapsel und die Freya verschwand von der Zielerfassung des Terraformer L.

John Alman

Ferd Awasi hatte Recht behalten. Der teladianische Geier der zweiten Generation war in einem guten Zustand. Abgesehen von den beschädigten Triebwerken und der Heckkanzel waren alle Systeme in einem Top-Zustand. Die Eurydike passte knapp in den winzigen Hangar und Huli Lu hatte sich sofort ein Quartier eingerichtet.
Mittlerweile war auch die Versicherungszahlung eingegangen und John hatte dem argonischen Händler weitere zehntausend Credits überwiesen.
Mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfzig Metern pro Sezura erreichte die Transporter schließlich das System Hilas Freude und steuerte auf das Trümmerfeld zu. Schon aus einiger Entfernung erkannte man die Überreste des Ausrüstungsdocks und des Stationstransporters, doch das war nicht, wonach John suchte. Vielmehr waren es die Trümmer der Kalypso und der Chimären.

Ban Danna

„Wir müssen einen Gegenangriff planen!“, rief Ban Danna und schlug mit der Faust auf die Konsole.
Er befand sich in seinem Privatabteil an Bord der Argon Eins und hielt eine Konferenz mit den Staatschefs der Völker. Das Hologramm des Split-Kriegsministers meldete sich. „Split stimmen zu! Wir euch unsere Hilfe zusichern! Uns schon freuen auf Kampf!“
Kaum hatte Zein t’Nnt seinen Mund wieder zugemacht, meldete sich Bala Gi, ehemalige Außenministerin der Boronen: „Wir dürfen, können und wollen die Xenon nicht vernichten, zerstören und auslöschen! Nur die angrenzenden, benachbarten und anschließenden Sektoren dürfen vor den Xenon beschützt, verteidigt und bewacht werden!“
Nun erklang auch der tiefe Bass des paranidischen Priesterherzog für unheilige Angelegenheiten Somancklitansvt: „Wir werden euch unheilige Kreaturen nicht in eurem Bestreben unterstützen! Wir sehen keinen Grund dazu, euch Zweiäugigen zu helfen! Unser heiliger Sektor wurde von den Terranern geschändet und von den Xenon vernichtet. Wir werden euch nicht dabei helfen, Unseren Sektor in euren Besitz übergehen zu lassen!“
Das war also das Problem. Die Paraniden waren immer noch wütend, weil ihr Sektor von den Terranern eingenommen würde.
„Aber Priesterherzog! Wenn die Xenon nicht zurückgehalten werden, dann nehmen sie unsere Sektoren ein! Und mit unserer Technologie und unseren Ressourcen werden sie immer stärker werden und schließlich auch vor Paranid Prime auftauchen! Das alles ist doch schon einmal geschehen!“, meldete sich Danna wieder.
„Der unheilige Nomade wird sich Unserer Hilfe als würdig erweisen müssen! Er wird Uns ein großes Zugeständnis machen und Uns den Sektor überlassen“, erwiderte Somancklitansvt.
„Darf ich das heilige paranidische Imperium daran erinnern, dass es eine Angelegenheit der Unheiligen ist, das strahlende Licht Xaars zu beschützen?“, argumentierte der Geheimdienstler weiter.
„Der Zweiäugige spricht ein wahres Wort. Es wird die Aufgabe der Unheiligen sein, das strahlende Licht Xaars in Unserem Sektor zu beschützen. Wir werden eine Flotte entsenden. Drei mal drei mal drei Schiffe werden eurem unheiligen Unterfangen beistehen. Und die gesamte Flotte untersteht Uns! Dies sind Unsere Bedingungen für eine Knechtschaft eurer unheiligen Seelen!“
Ban Danna seufzte. Mit Schmeicheleien kam man bei den Paraniden immer weiter. Diesen Trick hatte er bei seinem Gegenüber schon häufiger verwendet, als er mitzählen konnte. Nur ein Mittel gegen die unglaubliche Arroganz kannte Danna nicht.
„Wer wird an dem Gegenangriff noch beteiligt sein?“, fragte der Argone.
„Split sich schon freuen auf Kampf! Dies aber schon gesagt haben…“
„Bei einer Eroberung des schönen, gefährdeten und schutzlosen Sektors oberhalb, über und nördlich von Zentrum der Arbeit werden wir mitmischen, helfen und beteiligt sein. Allerdings darf kein Genozid ausgelöst, verursacht und herbeigeführt werden!“
„Die teladianische Firma wird gegen eine kleine Bezahlung auch die Gefahr nicht scheuen! Ein Handelsvertrag wäre als Gegenleistung angebracht!“
Nach knapp vier Stazuras waren alle Verträge und Gegenleistungen endlich besprochen und der Gegenangriff konnte geplant werden.


Teil 5: Transportflug
John Alman

Mit Mühe und Not konnte John einige Habseligkeiten aus den Trümmern der Kalypso bergen. Doch auch einige nützliche Gegenstände ließen sich noch in den Trümmern des Abfangjägers und der Bomber der Sreb finden. Darunter waren ein Impulsstrahlen-Emitter und ein 25 MJ-Schild, den Huli Lu sofort in die Transporter einbaute. Doch auch mehrere leicht beschädigte Kampfdrohnen und einige Raketen des Typs Moskito waren dabei, sodass sich der teladianische Transporter wenigstens gegen einen Aufklärer verteidigen konnte.
Ein Großteil der Trümmerstücke war jedoch das, wonach er auch aussah, nämlich Schrott. Einige versengte Rumpfplatten, ein wenig vernarbtes Teladianium und durchlöcherte PDD-Bauteile. Verkaufen könnte man die wohl nirgendwo mehr, doch für Reparaturen an dem TS-Schiff kamen sie gerade recht. Und auch aus den Triebwerkselementen konnte man noch einige Bauteile finden, sodass das Schiff nun stolze 75 m/s flog. Für derartige Reparaturen oder Tunings an einem Ausrüstungsdock hätte man dafür mehrere tausend Credits gezahlt.
Plötzlich fing Al an, wirre Positionsanzeigen auszurufen. John warf einen Blick auf das Gravidar und erkannte sofort das Problem. Wenige Kilometer von der Transporter entfernt kämpfte das boronische Militär mit einem Piratenschiff des Typs Harrier. Einige Schüsse verirrten sich auch in die Schilde des TS und ließen die Konverter brummend anspringen. Der Pilot des Harrier erkannte seine Gelegenheit und versteckte sein Schiff hinter dem massigen Körper des Teladi Geier.
Das boronische Militär, bestehend aus zwei Schiffen des schweren Jägertyps Mobula, ließ sich jedoch nicht beirren und feuerte auf den Piraten. Leider trafen nur etwa vierzig Prozent der Schüsse den Aufklärer und die restlichen sechzig Prozent strapazierten die Schilde der Transporter auf ein Maximum. „Wir müssen etwas tun“, rief John aufgeregt. „Huli, kannst du die Raketen in das Abschusssystem einbauen?“ Die Boronin bejahte und verließ den Raum. „Warnung! Schilde bei sechsundzwanzigkommadrei Prozent!“, überbrachte Al die Statusmeldung. „Warnung! Die Temperatur der Energieleitungen nähert sich dem kritischen Bereich!“
Mit einem leisen Zischen verließen drei Raketen des Typs Moskito die Abschussvorrichtung der Transporter und ließen ihr Opfer hilflos durch das All taumeln. John meinte, eine Rettungskapsel von dem Objekt wegfliegen zu sehen, bevor der Aufklärer des Piraten in das hintere Frachtsegment des teladianischen TS einschlug. Mit einem lauten Knall überluden sich die Schildgeneratoren und ließen die Hauptenergieleistung schmelzen.
Schlagartig wurde es dunkel. Das Cockpit wurde nur noch von den schmalen Konsolen beleuchtet. Mit einem leisen Surren aktivierten sich die Notstromaggregate im Cockpit und ein schales Leuchten erhellte den Raum. Auf dem Hauptschirm formten sich einige Buchstaben und gaben den Schadensbericht aus:
„Schilde ausgefallen. Heckgeschütz weiterhin beschädigt. Hüllenstabilität im Heckbereich bei 55%. Sprachausgabe deaktiviert. Noch sieben Raketen des Typs Moskito in der Abschussvorrichtung. Eingehende Nachricht. Sprachausgabe kann nicht aktiviert werden. Kommunikationsprotokoll 08/44 übermittelt!“
Ein kleines Fenster öffnete sich auf dem Hauptmonitor und zeigte die Nachricht des boronischen Militärs. Als Dank für die Ergreifung dieses Feindes erhielt John hunderttausend Credits.
John erschrak, als plötzlich etwas Metallenes seinen Arm streifte. Reflexartig hob er seinen Arm hoch und warf den kleinen Reparaturroboter von seinen Antriebsketten.
John erschrak noch mehr, als plötzlich etwas Gummiartiges seinen anderen Arm streifte. Huli Lus Tentakel lag auf seiner Schulter.
„Bist du verletzt?“, fragte er sie.
„Nein. Ich fühle mich gesund, gut und bin unverletzt! “, antwortete die Boronin.
„Na klar…“, murmelte John. „Kannst du die Energieleitungen reparieren?“
„Meine Nanomembran ist leider nicht für Reparaturen im Vakuum ausgelegt, produziert und entwickelt worden. Aber diese kleinen, süßen und schnuckeligen Reparaturroboter haben bereits mit ihrer Arbeit begonnen, angefangen und gestartet. Ich habe sie so programmiert, geregelt und eingestellt, dass sie die Energieleitungen und die Hülle im Heck reparieren, flicken und ausbessern und für eine Schildkompatibilität sorgen.“
John nickte und blickte auf den Hauptmonitor. Erst jetzt realisierte er, dass die Boronen ihm hunderttausend Credits überwiesen hatten.
„Huli! Sieh nur! Wir sind reich! Ich werde sofort unsere Schulden bei Ferd Awasi bezahlen und du schaust, ob du irgendwelche guten Handelsmöglichkeiten entdecken kannst. Was können diese Reparaturroboter eigentlich alles herstellen?“
Zwei Stazuras später befanden sich weitere Trümmerstücke im Frachtraum der Transporter und das Schiff nahm Kurs auf den Produktionskomplex Mittlerer Schild.
Weitere vier Stazuras später war der Frachtraum bis zum Anschlag mit 25MJ- und 125MJ-Schilden sowie Aufklärungs- und Kampfdrohnen gefüllt. Huli Lu hatte festgestellt, dass das argonische Militär in Omikron Lyrae dringend Ausrüstungsgegenstände benötigte.
Die Reise in den argonischen Sektor würde nicht ungefährlich werden. Da kein Sprungantrieb in dem Schiff installiert war, musste die Transporter entweder durch die gefährlichen Sreb-Sektoren fliegen oder einen langen Umweg über die ETNO-, Teladi- und Splitsektoren in Kauf nehmen.
Doch dann entdeckte John eine weitere Möglichkeit. Er könnte über die ETNO-Sektoren bis nach ETNOs Verlust fliegen und von dort aus über Ketzers Untergang in das argonische Gebiet gelangen. Die Xenon in Ketzers Untergang würde John wohl oder übel in Kauf nehmen müssen, wenn er seine Waren noch gewinnbringend verkaufen wollte.
Er schaute sich noch einmal die Entfernungen an und fragte dann Huli Lu: „Huli, wie wollen wir eigentlich nach Omikron Lyrae kommen? Wir könnten die gefährliche Route durch Sreb- und Xenonsektoren nehmen, die sieben Sektoren lang ist, die Route über die ETNO-, Teladi- und Splitsektoren, die dreizehn Sektoren lang ist oder die Route durch die ETNO-Sektoren und Ketzers Untergang, die neun Sektoren lang ist. Ich wäre für letztere, möchte mich aber dann doch besser vorher mit dir absprechen“ Die Boronin antwortete nach einer kurzen Denkpause:
„Wir sollten die Gefahr nicht meiden, ihr nicht entfliehen und nicht lange warten und über Ketzers Untergang fliegen. Oder wir fragen einen TM-Piloten, ob er uns mitnimmt!“ „Das wäre eine gute Alternative, jedoch passt unser Frachter nicht in die TMs. Die haben leider keine passenden Andockschleusen. Aber vielleicht können wir einen Kampfpiloten fragen, ob der uns beschützt!“, erwiderte John darauf. Huli bejahte dies mit einem eindrucksvollen Satzkonstrukt und suchte nach entsprechenden Einträgen im Sektornetzwerk. John überprüfte derweil das Gravidar auf Schiffe, die die argonischen Sektoren als Ziel angegeben hatten. Er stieß auf einen Jäger des Typs Eklipse. Der Pilot und Besitzer war niemand anderes als Ferd Awasi.
John gab Huli Bescheid und beeilte sich, in die Kommunikationsreichweite des Argonen zu gelangen. „Hahaha!“, meldete sich Ferd mit schlackernden Backen. „Wen haben wir denn da? Dich kenn‘ ich doch!“ John grinste. „Es überrascht mich, Sie in einer Eklipse zu sehen. Wollten Sie sich keine Zentaur kaufen?“ Der Händler antwortete:
„Doch doch. Das ist auch nicht mein Jäger. Ein Kurierdienst hat mich angesprochen. Die möchten dieses Schiff einem Kunden in Zentrum der Arbeit übergeben. Da es in Omikron Lyrae eine argonische Schiffswerft gibt, kann ich mir dort dann eine Zentaur kaufen. Obwohl mir dieses kleine Schätzchen auch gefällt. Soll dem Militär überbracht werden. Wegen diesem Großangriff auf Ketzers Untergang. Und was habt ihr beiden vor?“
„Wir sind ebenfalls auf dem Weg dorthin. Unser Frachtraum ist bis zum Rande mit Ausrüstungsgegenständen gefüllt. Wir müssen nur recht schnell ankommen, bevor wir das ganze Zeug nicht mehr verkauft bekommen…“
„Hmm… die Route über die Sreb-Sektoren kann ich euch mit der alten Transporter aber nicht empfehlen. Ich wollte eigentlich über Ketzers Untergang fliegen. Das ist genauso weit wie über die Srebs aber weitaus ungefährlicher“, antwortete Ferd Awasi. „Wir könnten doch zusammen fliegen! Die Eklipse hier ist mit dem ganzen Militärschnickschnack ausgerüstet. Wundert mich, dass man mir so ein schickes Schiff überlässt…“
John akzeptierte das Angebot und setzte Kurs auf das Osttor nach Meer der Fantasie. Mit einem lauten Rumpeln kippte das Schiff zur Seite und machte einen Satz nach vorn.
Während der Reise durch die beiden boronischen Sektoren reparierten die Roboter immer größere Stücke in der Außenwand der Frachtmodule. Sogar einen kleinen Anstrich konnte er der Transporter verpassen. Die Farbe an den reparierten Modulen glich zwar nicht ganz der von dem Rest des Schiffes, jedoch unterschieden sich die beiden Farbtöne nur um wenige Nuancen. Jetzt wo der gesamte Frachtraum wieder verfügbar war, konnten die Waren auch dorthin ausgelagert werden und es war wieder einigermaßen viel Patz im Schiff. Huli richtete sich sofort eine kleine Werkstatt ein und reparierte die Kampfdrohnen sowie einige Reparaturroboter.
Auch in den ETNO-Sektoren geschah nicht viel. John meinte, einen großen Zylinder in Nopileos Hauptquartier zu sehen, doch das Schiff verschwand in einem Sprungblitz, bevor er es genauer beobachten konnte. Ihm wurde etwas mulmig, denn John hatte einige Gerüchte über die gewaltigen CPU-Schiffe der Xenon gehört.
Über Nyanas Glück und Elenas Freude ging es dann schließlich nach ETNOs Pufferzone, wo sich das Militär mit einem kleineren Piratenkonvoi herumplagte. Einer der Piraten verließ sein Schiff und John hoffte schon, den Abfangjäger übernehmen zu können, doch die ETNO-Schiffe waren schneller. Mit einem kleinen Blitz feuerten die Schiffe auf die Elite und John dachte schon, dass ihr dasselbe Schicksal zustoßen würde wie seinem Schiff desselben Typs. Doch die Piloten beschossen das M4-Schiff mit Reparaturlasern und konnten schließlich ein Schiff mit komplett reparierter Hülle übernehmen.
John überlegte eine Weile, wie die Reparaturlaser funktionieren mochten und blieb dann an der Erklärung hängen, dass vermutlich winzige Naniten zu dem Schiff flogen und es reparierten.
Kurz vor dem Südtor kamen ihm dann doch einige Zweifel, ob es das Richtige wäre, durch das riesige Raumgebilde zu fliegen, doch sowohl Ferd Awasi als auch Huli Lu sprachen ihm Mut zu.
Nachdem sich die Energieentladungen gelegt hatten, starrte John auf das Bild, das sich ihm darbot. Groteske Formen streckten sich von zerschmolzenen Gebilden aus, das Weiß der Hülle mit Flammenspuren und tiefen Kratzern überdeckt. Der Bordcomputer wich sanft einem Trümmerstück aus, welches mit dem Sprungtor kollidierte und dort in winzige Teile zerbrach. Die Triebwerksgondel eines terranischen Zerstörers schwebte wenige Meter neben der Transporter und Reparaturroboter lösten sich von dem Frachter, um Materialien zu verwerten. Tatsächlich konnten einige Ressourcen aus dem Trümmerstück gewonnen werden, darunter sogar eine geringe Menge Antimaterie samt Eindämmungsfeld und Generator.
Der Hauptkorpus sowie das Hauptstück des Antriebes jedoch konnten nicht gefunden werden, vermutlich hatte der Hauptantimaterietank nicht so viel Glück gehabt wie die Gondel. Das Cockpit eines Aufklärers trudelte durch Johns Sichtfeld und er meinte, kurz einen Blick auf eine schemenhafte Gestalt werfen zu können. „Al, kannst du irgendwelche Lebenszeichen ausmachen?“, fragte John den Computer. Ein kleines Licht signalisierte den laufenden Prozess. „Nein, abgesehen von Ihnen, Ferd Awasi und Huli Lu befindet sich kein Lebenszeichen in Scannerreichweite. Allerdings konnte ich ein größtenteils unbeschädigtes Objekt am Osttor ausmachen!“, beantwortete der Computer Johns Anfrage.
Und tatsächlich konnte John mit dem bloßen Auge ein kleines Objekt in großer Ferne ausmachen. Plötzlich blitzte etwas aus der Richtung in der Dunkelheit auf. Es sah weniger nach Sonnenspiegelungen aus als nach Triebwerksstrahlen. „Warnung! Feindschiff in Reichweite!“, meldete sich Al. Von dem Objekt lösten sich kleinere Punkte und rasten auf die Transporter zu. John wich den Laserschüssen aus, doch als sich weitere Schiffe in der Nähe ausmachen ließen, gab er auch dieses Unterfangen aus. „Computer! Automatische Ausweichmanöver starten!“, rief er. „Negativ. Es ist keine Steuerdüsenerweiterung aktiviert. Durch pures Rollen oder Wenden wird kein positives Ergebnis geliefert werden!“
Steuerdüsenerweiterung? Natürlich! Diese alten Schiffe hatten noch keine Steuerdüsen in der Serienausstattung. Ferd Awasis Eklipse näherte sich von Backbord und erwiderte das Feuer. Die beiden Geschütztürme unterstützten dabei die Hauptwaffen und so ging ein Schiff nach dem anderen in Feuerbällen unter. Rettungsboote und Raumanzüge flogen in das Trümmerfeld davon. Es war nicht auszuschließen, dass einige Sektionen der zerstörten Stationen noch bewohnbar waren.
Weitere drei Schiffe der Piraten, als die sich die Angreifer entpuppt hatten, näherten sich. Die beiden Aufklärer hängten sich an die Transporter, während der schwere Jäger des Typs Todesklaue auf die Eklipse feuerte. „Huli! Kannst du das Heckgeschütz reparieren? Wir bekommen hier eine Menge Ärger!“, rief John.
Tatsächlich waren die Schilde bereits auf achtzig Prozent heruntergeschossen. Hinter sich hörte John eine erstickte Antwort und aus dem folgenden Geschepper schloss John, dass sie sich einen Weg durch ihre kleine Werkstatt bahnte. John legte das Bild einer Innenkamera des Geschützturmes auf einen Monitor rechts neben sich.
Zwischen dem Gewirr von Reparaturrobotern erkannte er plötzlich einen Tentakel. Abdeckplatten wurden zur Seite geworfen und Kabelstränge umgeleitet. Huli Lu hatte sich ihren Reparaturumweltanzug angezogen, der noch milchiger war als die Standardmodelle. Aus diesem Grunde machte ihr jedoch der langsam entstehende Unterdruck nichts aus.
Rote Projektile flogen von allen Seiten auf die Transporter zu und einige Löcher wurden bereits von Reparaturrobotern geflickt. Die Schilde waren unterdessen auf sechzig Prozent ihrer Gesamtkapazität gefallen. Mit einem leisen Krächzen löste sich ein Energieprojektil aus der Heckgeschützkanzel und die Schiffsschilde waren plötzlich wieder auf achtzig Prozent.
„Ich habe den Hauptgenerator auf Vollleistung gefahren, ihn komplett aktiviert und zu Höchstleistungen motiviert!“, rief Huli Lu. „Die Reparatur der Geschützkanzel ist jedoch schwieriger, anstrengender und nicht so leicht, wie ich gedacht hatte!“
John nickte kurz und wiederholte seine Aussage in Worten, als ihm einfiel, dass die Boronin ihn nicht sehen konnte.
John warf einen Blick auf die Eklipse vor ihm. Die Schilde waren nur noch auf dreiundzwanzig Prozent und die Hülle wies bereits an einigen Stellen schwarze Spuren auf. Doch das Feindschiff war bereits fast komplett zerstört. Seine rotbraune Hülle leckte schon an vielen Stellen und die Schilde bekamen keine Zeit mehr, sich zu regenerieren. Gekonnt feuerte Ferd Awasi einige Energieprojektile auf die Waffensysteme und schoss die Todesklaue kampfuntüchtig. Anstatt zu flüchten, flog das Piratenschiff jedoch jetzt auf die Transporter zu. John wendete den Frachter und floh vor dem Jäger, der alle seine Bewegungen mitmachte. Dies würde ihm jedoch nur wenig Zeit geben, bevor das M3-Schiff ihn einholen und rammen würde.
„Huli, die Heckkanzel!“, rief John. „Ich bin dabei, ich bin dabei!“, rief die Boronin untypisch kurz. Die beiden Aufklärer hatten sich unterdessen Ferd Awasi zugewandt und waren ebenfalls kampfuntüchtig. Sie flogen außer Feuerreichweite, blieben aber in der Nähe ihrer Gegner. Plötzlich wurde es in dem Schiff des Argonen dunkel. Der Hauptgenerator hatte unter der Last abgeschaltet. Nur noch ein kleiner Asteroidenschild und eine minimale Bewaffnung waren verfügbar. Er würde die Todesklaue nicht zerstören können. John wurde noch nervöser.
Mit einer ohrenbetäubenden Kakophonie verließen plötzlich sechs Energiepfeile das Heckgeschütz und schossen auf den Verfolger der Transporter zu. Die serienmäßigen Steuerdüsen des Piraten explodierten in einer blaugrünen Wolke und das Schiff drehte ab und rammte das Flügelsegment einer terranischen Korvette, wenn man das grau-schwarze Etwas noch als Korvette bezeichnen konnte.
John atmete auf. „Das war wirklich knapp!“, hörte er Ferd Awasi durch die Komm sagen. Er wollte dem Händler antworten, doch sein Plan wurde von den beiden Piraten-M5 durchkreuzt. Mit einer hohen Geschwindigkeit umkreisten sie die Transporter, deren Heckkanzel wieder offline war. „Huli!“, rief John. „Jaja, gleich!“, erwiderte die Boronin gestresst. Die Piraten kamen immer näher, feuerten einige Salven auf die Eklipse und wendeten in einem waghalsigen Manöver. Noch eine weitere Salve und eine Wende und die Piraten schossen auf den wehrlosen Frachter zu.
„Verdammt!“, rief John, als die Triebwerke seines TS-Schiffes plötzlich wie wild an- und abschalteten. „Huli! Die Triebwerke!“, brüllte John durch das halbe Schiff. „Ich habe nicht gemacht, getan oder angefasst!“, rief die Boronin. „Das Schiff fliegt einfach so davon, weg und seinen eigenen Weg!“ Mit einem lauten Krachen deaktivierten sich die Triebwerke und das Schiff glitt weiter in Richtung Sprungtor. John bemerkte, dass Ähnliches mit den Aufklärern und der Eklipse geschah. Mit einem weiteren Krachen aktivierten sich die Triebwerke wieder und die Navigationskontrolle lag wieder bei John.
„Al, was war das?“, fragte dieser. „Ein Impuls unbekannter Wellenart hat die Triebwerkssysteme gestört. Da nur Bauteile der GdP in Gefahr sind, lässt sich der Schluss fassen, dass entweder die Kha’ak, die Xenon oder die Terraner dahinterstecken; unbekannte Völker mal ausgeschlossen“, antwortete das Gehirn des Schiffes.
Die beiden Aufklärer flogen in parabelförmigen Bahnen zu ihrer Basis davon und die Eklipse ordnete sich hinter der Transporter ein. Reparaturroboter lösten sich von dem Frachter und landeten auf dem Jäger, wo sie Schäden in Hülle und Lack ausbesserten. Schließlich wollte man das Schiff in gutem Zustand seinem Besitzer übergeben.
Als die Reparaturen beendet waren, flog die Eklipse vor die Transporter und die Reparaturroboter kehrten zu ihrer Heimat zurück.
Nur wenige Mizuras später verschwand ein Konvoi aus zwei Schiffen durch das Osttor nach Ketzers Untergang.


Teil 6: Schwarmwesen
Leif Trogartson

Er erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Schwach erinnerte er sich, dass irgendein großer Zylinder ihn gerettet hatte. „Das CPU-Schiff #deec!“, kam ihm in den Sinn. Dann war der Zylinder verschwunden und Are Skiron hatte versucht, den Sprungantrieb wieder zum Laufen zu bekommen. Eine schemenhafte Figur des Argonen zeichnete sich vor seinem inneren Auge ab. Dann ein heller Lichtblitz und Dunkel.
Leif öffnete die Augen. Er befand sich in der Leif One. „Computer, Positionsbestimmung!“, rief er. Keine Antwort. Er richtete sich auf. Die Konsolen waren allesamt tot. Ein schwaches Glimmen störte die Dunkelheit. Plötzlich wurde es strahlend hell im Raum. Ein Summen erklang und Leif sah einen geisterhaften Blitz an der Cockpitscheibe vorbeisausen. Die Monitore aktivierten sich. „Schilde kritisch!“, stand in roten Lettern auf dem sonst völlig schwarzen Monitor. „Feindalarm“, blinkte auf einem anderen.
Leif drehte sich um die eigene Achse und blickte aus dem Fenster. Violett! Da draußen war alles violett! Und das Violett leuchtete. Daher also das Glimmen. Plötzlich erschrak Leif. „Violett? Nur die Schiffe der Kha’ak sind violett!“, rief er laut. Doch waren die Kha’ak nicht vernichtet worden? Die Antwort war nicht schwer, er hatte den Beweis direkt vor seinen Augen. Und wieder der Blitz. „Kyonen-Emitter!“, brüllte Leif durch die leere Brücke. Dann begann er zu laufen.
„Sprungantrieb aktivieren!“, sagte er mit schwacher Stimme. Zu tief war der Schock. Die Kha’ak, eine der größten Bedrohungen der GdP. „Sprungantrieb beschädigt! Schilde ausgefallen! Warnung: Hüllenstabilität gefährdet!“, antwortete der Computer. Leif schlitterte gegen die Wand. Ein heftiger Schmerz zuckte in seiner Seite, wo er gegen die harte Wand geprallt war, doch Leif achtete nicht darauf. Dort hinten war der Fahrstuhl.
Schnell in das Rettungsbot und weg!, dachte sich Leif. Hinter ihm ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen. Orange-rotes Licht erfüllte den Raum und die Temperatur stieg rasant. Leif hastete in den Aufzug und verschloss die Tür. Die PDD-Kapsel setzte sich in Bewegung. „Warnung! Brückensysteme ausgefallen!“, sprach der Computer.
„Energieversorgung kann nicht garantie…“, der Computer verstummte. Es wurde kurz dunkel, dann schaltete sich ein rotes Leuchten ein. Die Notstromversorgung. Das kleine Objekt hielt und Leif stürmte aus der Fahrstuhlkabine heraus. Er rannte nach vorn, doch dort wurde er auch schon von einem Kha’aklaser erwartet.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen durchschossen die emittierten Kyonen die Außenhülle. Leif machte kehrt und zerrte an der Tür, doch der starke Sog der entweichenden Luft ergriff ihn. Mit letzter Kraft schaffte er es durch das auffahrende Schott und rappelte sich auf. Er rannte weiter. Schon konnte er das winzige Beiboot hinter der Stahlglasscheibe erkennen, doch die Tür zu dem Hangarraum befand sich am anderen Ende des Flurs. Links das Stahlglas und rechts die Außenhülle aus Polydiamandoid rannte er nach vorne, als das weiße Blitzen des Kyonen-Emitters wieder den Raum erhellte.
Mit weit aufgerissenen Augen sah er, wie der Laser das Schiff von oben nach unten durchschlug. Die Stahlwand neben ihm verzog sich, hielt aber den Temperaturen der erwärmten Luft stand. Dann kam der Sog. Das kleine Beiboot wirbelte wie ein Blatt umher und flog schließlich durch das gewaltige Loch, welches in dem Schiff klaffte, nach draußen ins All. Der Sog ergriff auch die Stahlglasplatte und ein hässliches Knacksen ertönte.
Chikisho!“, rief Leif. Er rannte weiter zum Ende des Flurs. Das Schott öffnete sich mit einem leisen Surren. Leif rannte weiter und das Schott schloss sich hinter ihm. „Rettungskapseln!“, rief er und dieses Wort verlieh ihm neue Hoffnung.
„Computer, wo ist die nächste Rettungskapsel?“ Keine Antwort. Natürlich, die Sprachausgabe war ja deaktiviert worden. Leif stoppte direkt vor einem Computerterminal und überprüfte die Angaben. Bei der letzten Statusüberprüfung waren noch drei Rettungskapseln übrig gewesen – alle auf einem anderen Deck als Leif war – doch danach war der Kontakt zu Sensoren und Hauptrechner abgebrochen. Leif rannte weiter. Er erreichte den Maschinenraum. Dieser Raum umfasste zwei Decks, eine Rettungskapsel befand sich auf dem Deck über ihm. Leif lief zu einer der Leitern. Stopp! Wäre es ratsam, sich einen Raumanzug anzuziehen? Leif überlegte. Sein jetziger Bordanzug würde ihn im Falle eines Vakuums lange genug mit Sauerstoff versorgen können. Nach etwa zehn Mizuras würde die Temperatur jedoch zu gering sein, um noch überleben zu können. Ein Raumanzug würde ihn jedoch bei der anstehenden Kletterei enorm behindern.
Leif schnappte sich eine kleine Null-G-Tasche und stopfte einige Werkzeuge hinein. Dann kletterte er die Leiter hinauf. „Verdammt!“, rief er, als das Stahlkonstrukt umkippte. Im selben Moment deaktivierte sich die künstliche Schwerkraft und das Licht wurde um einige Nuancen dunkler. Leif stieß sich einmal kräftig vom Boden ab und erreichte somit das nächste Deck. Leider verlief seine Landung nicht sehr sanft und er stieß sich den Kopf an einem der gewaltigen Stützbalken. Er öffnete das nächste Schott. Erst jetzt kamen ihm seine Mannschaftskameraden in den Sinn.
Die fehlenden Rettungskapseln wiesen darauf hin, dass seine Mannschaft geflohen war. Er wischte den Gedanken weg und suchte den Eingang zu den Kapseln. Er bog um die Ecke und erkannte die runden Öffnungen der Kapseln. Vier dieser Kreise waren nebeneinander, drei davon mit einer schwarzen Platte verschlossen. In einer der Platten war ein schmales Leck und Sauerstoff strömte aus. Leif quetschte sich durch die vierte Öffnung in die Kapsel. Er schloss die Luke und startete das winzige Raumfahrzeug. Nach etwa einer Mizura drehte er das kleine Objekt und deaktivierte die Triebwerke. Es würde sicherer sein, wenn die Kha’ak seine Kapsel nicht fanden.
Die ehemals stolze Leif One war nun nicht mehr als ein zerlöchertes Stück Weltraumschrott. Weiße Strahlen durchschossen die Hülle und zerstörten das, was Leif vor wenigen Stazuras noch sein Zuhause genannt hatte.
In das Weiß der Strahlen mischte sich nun auch noch eine rote Explosion. Der Sauerstoff entzündete sich und Leifs Heimat verwandelte sich zu Raumstaub.
Leif nutze die umherfliegenden Trümmerteile und aktivierte kurz die Triebwerke, nur um sie gleich wieder abzuschalten. Dieser kurze Schub würde seine Flugbahn wie die eines der Trümmerteile aussehen lassen.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Direkt vor seiner Nase sprang ein Zerstörer der Kha’ak in den Sektor. Eine Art Traktorstrahl erfasste die Rettungskapsel und zog sie in eine unscheinbare Öffnung.
In dem violetten Licht erkannte Leif, wie sich hinter dem winzigen Flugkörper eine Klappe schloss. Er war gefangen. Doch nicht genug, ein kleines Instrument näherte sich seinem Schiff und trennte das Heckteil sauber von dem Cockpit ab.
Der Helm von Leifs Bordanzug entfaltete sich zischend und schütze ihn vor der Dekompression. Zwei widerlich aussehende Wesen, vermutlich Kha’ak, flogen zu Leif und nahmen ihn zwischen sich.
Die beiden Kha’ak führten ihren Gefangenen in eine Zelle und schlossen die sechseckige Tür. Leifs Helm entfaltete sich nach kurzer Zeit, der Raum war mit Sauerstoff gefüllt.
Bedrohlich aussehende Maschinen entfalteten sich aus der Wand und nahmen Leif in die Mangel. Er spürte den Stich einer Nadel im Arm und ihm wurde schwarz vor Augen.


Teil 7: Terraformer
John Alman

John sank in seinen Sessel zurück. Dunkle Silhouetten drehten sich am Nordtor in seine Richtung. Die Xenon-typischen Module der Großkampfschiffe glänzten im Sonnenlicht und schienen John den Weg zu seinem Ziel zu weisen. Sein Blick wanderte entlang dieser Linie über das Cockpitfenster bis er plötzlich einen Kreis entdeckte. Erst dachte er, dass es sich dabei um eine Sonnenspiegelung handelte, dann erstrahlte das Innere des Kreises plötzlich in einem bedrohlichen Rot. Schließlich drehte sich das Objekt und John sah, dass er vorher auf die Frontseite eines gewaltigen Zylinders geblickt hatte. Die Drehung stoppte und einige Laserpfeile lösten sich von dem Schiff und ließen einen kleinen Punkt in Flammen aufgehen.
„Al, warum war das Licht in dem gewaltigen Schiff gerade deaktiviert? Kannst du mir Informationen über das Schiff und sein ehemaliges Kampfziel geben?“
Drei Bildschirme in der Transporter aktivierten sich. Der erste zeigte das gewaltige Zylinderschiff. Der Zylinder drehte sich gemächlich und feuerte seine Laser ab. Danach wiederholte sich die Aufnahme. „Terraformer/Xenon CPU-Schiff“ stand unter dem Objekt. Weitere Informationen über Schilde, Waffen und Triebwerke listeten sich darunter auf.
Auf dem zweiten Bild war eine Schockwelle zu sehen. Dabei handelte es sich vermutlich um dieselbe Schockwelle, die die Schiffe im Sektor ETNOs Verlust lahmgelegt hatte. Sie war von dem Computer orange eingefärbt worden, damit sie auch mit dem bloßen Auge zu erkennen war. Als Ursprung gab der Bildschirm das Westtor an. Das dritte Bild zeigte ein weißes Schiff, welches entfernt einem Xenon N ähnelte. Das Schiff wurde von Laserpfeilen getroffen und verschwand in einer M/AM-Explosion. Und wieder wiederholte sich das kurze Video. „Terraformer .fade“ stand auf dem Bildschirm, danach folgten wieder Zusatzinformationen über Bewaffnung und Beschildung.
Dann begann Al mit der Antwort: „Die Schockwelle, die die Elektronik der Schiffe im Nachbarsektor manipuliert hat, scheint sich durch das Sprungtor in diesen Sektor ausgebreitet zu haben. Vermutlich enthält die Schockwelle eine unbekannte Strahlung oder Form der Materie, wodurch das Sprungtor sich auch für die Schockwelle aktiviert. Aus diesem Grunde wird das Sprungtor als Ursprungsort für die Schockwelle angegeben.
Die Schockwelle hat alle Einheiten in diesem Sektor beeinflusst. Als wir den Sektor betraten, war jedoch nur noch das gewaltige CPU-Schiff der Xenon von der Störung beeinflusst. Scheinbar löst die Schockwelle bei den Xenon jedoch schwerwiegendere Defekte aus als bei Schiffen der GdP. Bei dem Zielobjekt handelt es sich um einen Aufklärer der Terraformer in der ersten Generationsstufe.“
John schossen einige Fragen durch den Kopf. Warum vernichteten die Xenon ihre eigenen Einheiten? Und wo hatte Al so detailreiche Informationen über den Aufklärer her? Die Zeit hatte jedenfalls nicht ausgereicht, um diese Daten vor der Zerstörung des Schiffes zu sammeln. Bevor John jedoch seine Fragen stellen konnte, meldete sich Ferd Awasi über die Comm: „Hey John, da kommen gerade einige Xenon in unsere Reichweite. Es sind einige Aufklärer und Abfangjäger…“ Sein Blick wendete sich kurz einer Konsole zu. „Drei M5 und vier M4. Ich schätze, dass es sich dabei um ein Standard-Empfangskomitee handelt. Jedoch sind es normalerweise Vierergruppen und keine Dreier!“ Awasis letzte Bemerkung bezog sich auf das Dreiergespann der Aufklärer. „Es scheinen außerdem alles diese alten Terraformer-Dinger zu sein. Jedenfalls bin ich den Viechern schon in Aldrin begegnet“, fügte der Argone hinzu.
John zuckte zusammen. Gegen drei M5 und vier M4 hatten sie keine Chance. „Al!“, rief John. „Handelt es sich bei den Schiffen wieder um diese .fade-Teile?“ Al antwortete: „Mein lieber John. Bei den Aufklärern handelt es sich tatsächlich um Schiffe des .fade-Typs. Die Abfangjäger sind jedoch Schiffe des .deaf-Typs. Das ist doch relativ einfach!“ John zuckte erneut zusammen.
Hatte Al sich da etwa gerade über ihn lustig gemacht? Irgendetwas Geheimnisvolles umgab den treuen Bordcomputer. Vielleicht war es auch nur eine Funktionsstörung. Jetzt hatten auch die Uralt-Scanner der Terraformer die Schiffe entdeckt. Jedoch erschienen sie nicht als rote feindliche Punkte sondern als blaue neutrale auf dem Gravidar.
„Al, führe bitte eine Selbstdiagnose durch!“, erteilte John den Befehl. „Diagnose negativ. Alle Computersysteme laufen innerhalb der Toleranzgrenzen. Der Wert der Abteilung 22F6 ist leicht abgesenkt“, lieferte Al das Ergebnis.
„Wofür steht 22F6?“, fragte John. „Computerpersönlichkeitsverschleierung“, antwortete Al.
Bevor sich John über diese Antwort wundern konnte, erreichten die sieben Schiffe der Xenon die Feuerreichweite. Die Eklipse begann zu feuern, jedoch traf keiner der Schüsse. John wollte gerade den Feuerbefehl geben, als sich die Heckgeschützkanzel verselbstständigte und die Waffengeneratoren der Eklipse ins Visier nahm.
Sofort öffnete sich ein Kommunikationsfenster. Ein wutentbrannter Ferd Awasi erschien. In seinem roten Gesicht traten einige Adern groß hervor.
„Ein Schuss! Nur ein Schuss und wir werden alle sterben. Geht’s noch? Richte sofort die Geschütze anders aus!“, rief er. John versuchte es. Nichts geschah. Er blickte den Argonen direkt an.
„Ich habe die Kontrolle verloren! Ich kann weder die Kanzel drehen noch irgendwelche Waffen deaktivieren! Al, was ist passiert?“
Der letzte Satz war an den Bordcomputer gerichtet. „Ich kann und werde nicht zulassen, dass meinen Brüdern Schaden zugefügt wird!“, schrie der Computer geradezu heraus.
Sowohl John als auch Ferd Awasi erblassten. Langsam fügten sich die Puzzleteile zusammen. Die bahnbrechende Neuentwicklung der ETNO, das unglaubliche Wissen über die Terraformer von Al und seine letzten Kommentare. Die Gerüchte mussten wahr sein. John atmete auf.
„Die ETNO hat ein Bündnis mit den Xenon. Wir müssen die Regierungen der Völker warnen!“, rief John. Ferd sah sehr verwirrt aus und eine Zeit lang sagte niemand etwas. Schließlich meldete sich der Computer: „Negativ. Es geht keine Gefahr von der ETNO aus. Bei den vermeintlichen semi-intelligenten Xenon handelt es sich um intelligente Terraformer“ Keine weitere Erklärung war nötig. Ferd Awasi wollte etwas hinzufügen, doch die sieben Terraformer störten seinen Versuch. „Eingehende Nachricht!“, meldete Al, als wäre in den letzten Mizuras nichts Außergewöhnliches vorgefallen.
Vor dem sterilisierten Bild eines unbekannten, erdähnlichen Planeten erschien ein rotes T auf dem Kommunikationsbildschirm. Eine unvollständig modellierte Stimme bat um die Erlaubnis, dass die sieben Terraformerschiffe und der CPU-Kern des zerstörten .fade-Schiffes mit dem kleinen Handelskonvoi der Argonen reisen dürfen.
John beriet sich mit Ferd Awasi und weckte auch Huli Lu auf, um mit ihr das Geschehen zu besprechen. Die Boronin schlief in den letzten Tazuras merkwürdigerweise sehr lange. Sie meinte, dass die Schockwelle ihre innere Uhr aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Da sich John weder mit der boronischen Physiologie noch mit dem boronischen Äquatorialstrom-Zeitsystem auskannte, konnte er Huli nicht mehr helfen, als sie regelmäßig schlafen zu lassen.
Letztendlich wurden die Terraformer in den kleinen Konvoi aufgenommen, mussten jedoch ihre Waffen deaktivieren und falls möglich aus den Waffensystemen entfernen.
John bereitete eine Standardmahlzeit aus Cahoonas für sich und BoFu für Huli zu und setzte sich dann wieder in seinen bequemen Cockpitsessel. Während er auf sich nähernde Xenon achtete, fiel er in einen unruhigen Dämmerschlaf und verdrängte die letzten Geschehnisse in sein Unterbewusstsein.

Ein lautes Piepen schreckte ihn aus seinem Kurzschlaf. „Annäherungsalarm!“, meldete Al. „Warnung! Feindschiff setzt einen Abfangkurs innerhalb der Annäherungsgrenze!“
John schreckte hoch. Nur wenige Kilometer von dem Konvoi entfernt drehte eine PX ihre Runden. Das Schiff war abkommandiert worden, um den sieben Xenonschiffen, die merkwürdigerweise ihre Waffen deaktiviert hatten, im Kampf beizustehen. Doch in den unergründlichen Strömen innerhalb des CPU-Kerns schossen weitere Befehle umher. Bereits in einigen anderen Sektoren hatten sich Xenonschiffe aus dem großen Kollektiv abgespalten.
Es war nicht auszuschließen, dass diese sieben Xenon, die sich anscheinend in dem argonischen Konvoi eingeordnet hatten, ebenfalls zu den Feinden der Xenon gehörten. Oder wenigstens nicht zu den Freunden des Kollektivs. Schnell waren die Chancen berechnet und das CPU-Schiff des Sektors gab der PX den Befehl zur Zerstörung der Abtrünnigen.
Doch all dies konnte John in seinem Cockpit nicht erahnen. Er sah das äußere Bild des Xenon. Ein Raumschiff der schweren Korvettengröße mit vielen Waffentürmen, die auf die einzelnen Schiffe des Konvois gerichtet waren. Und John erkannte die Gefahr in diesem gewaltigen Metallhaufen. Ferd Awasis Eklipse würde jedenfalls nicht mit dem Xenon fertig werden. Und das lächerliche Heckgeschütz der Transporter wäre wohl auch keine wirkliche Hilfe – zumal die Technik in diesem erneut versagt hatte. „Huli!“, rief John und weckte die Boronin damit aus dem Schlaf. Ihr messerscharfer Verstand erfasste die Situation sofort. Ein wütendes Klackern war ihre Antwort.
Auf den Monitoren vor John erwachten plötzlich ein Dutzend Bildschirme zum Leben. Nummer eins bis acht zeigten die Terraformerschiffe und den einzelnen CPU-Kern. Nummer neun wurde von Ferd Awasis Konterfei belegt, das angreifende Schiff schoss seine Laser auf dem zehnten Bildschirm ab. Elf zeigte die Heckgeschützkanzel der Transporter und der letzte Monitor ließ John ganz schwindelig werden. Dort kreiste die Singularität des Süd-Tores in ihrem Ring.
Auf Nummer acht wurde das Bild dunkler. Der CPU-Kern schob sich immer näher an den teladianischen Frachter heran, um besser geschützt zu sein. John deaktivierte kurz die Schilde, um das Miniatur-Raumschiff in die winzige Hangarbucht zu lassen.
Und auch auf Eins bis Sieben waren einige Veränderungen erkennbar. Die Terraformer aktivierten synchron ihre Waffen und gingen in eine Verteidigungsstellung um den Frachter. Jedenfalls hoffte John, dass es eine Verteidigungsstellung war. Für einen Angriff waren die Positionen nämlich auch ideal. Die Eklipse auf Nummer neun startete ihren Angriff auf die PX, doch die Geschütze des Xenon schienen sich nicht für den Jäger zu interessieren. Während die Transporter kräftig durchgeschüttelt wurde, aktivierten die Terraformer ihre Waffen und schossen auf eine nur wenige Quadratzentimeter große Stelle im Schild.
Diese Taktik war erfolgreich. Die bläuliche Färbung des beschossenen Schildes verlor schnell an Intensität. Schließlich konnte der Xenon dem gebündelten Beschuss nicht mehr standhalten. Mit einem letzten Aufflammen brach der Schild zusammen und schwarze Streifen bildeten sich unter den Einschusskratern der Laser.
Nur wenige Mizuras später waren die Waffen der Korvette lahm gelegt. Mit aufblitzenden Triebwerken setzte die PX ihren Kurs zurück zum CPU-Schiff und die Terraformer deaktivierten ihre Waffen. Ebenso flog der CPU-Kern wieder aus der kleinen Hangarbucht und die zwölf Monitore deaktivierten sich.

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Kapitel 5: Schlechte Zeiten

Teil 1: Wiederauferstehung
Ban Danna

Die neue Argon Eins glich von ihrem Aussehen her der alten. Und auch die Technik war nur unwesentlich verändert worden. Nur einige Schächte für Aufklärungsdrohnen waren hinzugefügt worden, um die Probleme zu vermeiden, mit denen die Crew auf der alten Argon Eins zu kämpfen hatte.
Ban Danna saß auf der neuen alten Brücke auf seinem neuen alten Platz. Hätte er es nicht besser gewusst, dann würde er wohl vermuten, dass der Zwischenfall in den terranischen Sektoren nie stattgefunden hatte. Der Anflug eines Lächelns legte sich auf Bans Gesicht, als er befahl, von der Werft in Omikron Lyrae abzulegen. Ein leichtes Ruckeln fuhr durch das Schiff, als sich die Triebwerke aktivierten und die Andockschläuche entfernt wurden. „Ich kalibriere die Trägheitsdämpfer“, meldete ein junger Offizier. Das Ruckeln verschwand.
Majestätisch entfernte sich das Flaggschiff der Argonen von der Werft. Die Hangarklappen öffneten sich und ließen siebzig Jäger in den Bauch des gewaltigen Kolosses. Ban Danna schmunzelte über diesen Wortwitz. Die Argon Eins gehörte nämlich dem Schiffstypen Colossus an.
Schließlich waren je fünfzehn Schiffe der Nova-, Buster-, Elite- und Discoverer-Typen sowie zehn Schiffe des Eklipse-Typs im Hangar – eigentlich die Standardbesetzung eines argonischen Trägers. Die Schiffe wurden sofort zu Staffeln von fünf Schiffen aufgeteilt.
Die Hangarklappen wurden geschlossen und die Argon Eins näherte sich ihrem Ziel, dem Nord-Tor des Sektors. Dort würde sie mit ihrer Patrouille beginnen. Der Sprung durch das Tor verlief reibungslos. Nun, im Sektor Zentrum der Arbeit, flog der gewaltige Träger weiter. Es wurde vermutet, dass einige Drogenbanden in dem Sektor ihre Ware anbauten. Doch auf keiner der Stationen fanden sich Hinweise und für eine Planetenlandung war die Argon Eins wesentlich zu schwer und man wollte den Träger nicht schon auf seiner Jungfernfahrt auseinanderbrechen lassen.
So befahl Ban Danna, das nächste Ziel anzusteuern, nämlich das Nord-Tor dieses Sektors. Dort würde man jedoch nicht hindurch fliegen, vielmehr würde man darauf warten, dass Xenonschiffe durch das Tor in den Sektor eindrangen. Kaum war die letzte Station umflogen, tauchte auch schon etwas auf den Scannern und Sensoren auf. Eine kleine Sonde mit der Länge eines Unterarmes. Der Computer brauchte einige Zeit, konnte das Schiff dann aber als CPU-Kern eines Xenon identifizieren. Und dann kamen schon die nächsten Überraschungen. Vier Abfangjäger des .deaf-Typs und drei Aufklärer des .fade-Typs erreichten den Sektor durch das Sprungtor. Ban Danna setzte einen Kurs und überlegte, ob er die Jäger starten sollte.
Er rang einige Sezuras mit sich, entschied sich dann jedoch dagegen, da die Zerstörung der Ziele mit dem Trägerschiff eigentlich reibungslos verlaufen müsste. Weitere Sprungereignisse kündigten sich an. Ein alter Frachter der Teladi erreichte mit argonischem Geleitschutz den Sektor. Der Geheimdienstler vermutete, dass es sich dabei um die ersehnte Lieferung von Ausrüstungsgegenständen handelte. Und tatsächlich meldete sich ein junger Bursche namens John Alman in der Comm. Ban Danna erkannte einen Boronen im Hintergrund. Oder war es eine Boronin? Der Flottenkommandeur scheuchte den Gedanken fort und begrüßte die Ankömmlinge. John Alman erklärte, dass die Terraformer zu ihm gehören würden. Ban vermutete, dass der Argone die Schiffe gekapert hatte – etwas, was in letzter Zeit leider immer seltener vorkam.
Ban Danna beendete die Comm-Verbindung. „Sir!“, meldete sich ein Brückenoffizier. „Wir erhalten eine dringende Nachricht aus Schwarze Sonne! Die Nachricht ist nicht vollständig angekommen, aber ich vermute, dass dort eine Invasion der Xenon im Gange ist“, meldete der Offizier. Ban Danna seufzte. Xenoninvasionen kamen leider immer häufiger vor. „Melden die Sreb in Thyns Abgrund irgendetwas?“, fragte er. Der junge Mann verneinte. Vermutlich schickten sie den Xenon gerade eine Streitmacht hinterher. In diesem Falle war bald mit zwei Feinden in dem Sektor zu rechnen. Danna seufzte erneut und ließ den Sprungantrieb aktivieren. Wenige Sezuras später waren sie an ihrem Ziel angekommen. „Sprung erfolgreich!“, meldete die Offizierin, die schräg vor Ban Danna saß. „Der Sprungantrieb hat einige ungenaue Werte abgegeben. Ich denke, dass wir ihn manuell justieren müssen!“ Leise fügte sie noch hinzu: „Da hat die Werft mal wieder geschludert…“
Ban Danna schickte ein Reparaturteam und den Singularitätsexperten zu dem Sprungantrieb. Dann widmete er sich dem Geschehen im Sektor. Ein Trümmerstück näherte sich von achtern und Ban Danna ließ es pulverisieren. Trümmerstücke waren immer eine Gefährdung des Raumverkehrs.
Das Wrackteil stammte von einem Trägerschiff der Xenon. Scheinbar hatte die starke Sektorwache alles unter Kontrolle, nur noch wenige Jäger waren in dem Sektor.
Plötzlich wurde es entscheidend dunkler auf der Brücke. „Lagebericht!“, befahl der Geheimdienstler. „Stromausfall auf dem militärischen Außenposten. Eine Schockwelle unbekannter Art nähert sich. Ähnliche Phänomene wurden bereits in verschiedenen anderen Sektoren gemeldet!“, antwortete der taktische Offizier. „Ich empfehle zu springen!“, fügte er noch hinzu. Ban Danna nickte. „Ist der Sprungantrieb denn inzwischen wieder einsatzbereit?“, fragte er. Seine Frage wurde bestätigt und der Sprungantrieb aktiviert. Langsam zählte der Computer den Countdown herunter:
„10%... 20… 30… 40… 50%... 60… 70… 80… 90… initiiere Sprung! „Während des Countdowns hatten sich Ban Dannas Augen jedoch stetig geweitet. Die Schockwelle kam näher und Ban Danna hoffte, dass sie ihr noch entkämen. Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht. Exakt bei dem Wort „Sprung“ des Computers traf die Schockwelle auf die Argon Eins. Die Energie fiel in dem gesamten Schiff aus. Funken sprühten aus den Konsolen. Der junge Offizier wurde hektisch. „Die Justierung des Sprungantriebes fällt aus! Die Schockwelle scheint sich mit den Sprungentladungen zu vermischen! Ich habe keine Ahnung, was…“ Ein gewaltiger Ruck ging durch das Schiff und Ban Danna verlor – genau wie der Rest der Besatzung – das Bewusstsein.


Teil 2: Verschollen
Leif Trogartson

Stöhnend kam Leif wieder zu Bewusstsein. Er befand sich nach wie vor in dem violett leuchtenden Raum. In die schräge Wand war eine lange Platte eingelassen, die ihm vermutlich als Bett dienen sollte. Leif dachte sich, dass es dort trotzdem bequemer als auf dem harten Boden wäre, auf dem er gerade lag. Und so stand er auf und legte sich auf die Platte. Wohlige Wärme durchströmte ihn, denn sein behelfsmäßiges Bett war tatsächlich gar nicht so unbequem. Nur diese kleine Erhebung war sehr ungemütlich. Der Argone setzte sich auf und beobachtete das Objekt. Es handelte sich um ein sechseckiges Stück Nividium. An den Kanten waren weitere Erhebungen angebracht, Leif hielt es für Knöpfe. Und tatsächlich fing das Objekt an zu vibrieren, als er einen der Knöpfe drückte. Dann strahlte ein kleineres Sechseck auf dem Objekt plötzlich violett. Leif vermutete, dass es ein Bildschirm war. Plötzlich erschienen einige Symbole auf diesem Bildschirm. Er verstand sie leider nicht, weshalb er probeweise einen anderen Knopf drückte. Das Gerät schaltete sich ab und der Gefangene legte es wieder auf sein Bett.
Er wachte auf. Was war das gewesen? Leif hätte schwören können, dass gerade etwas gesummt hatte. Und tatsächlich hörte er das Geräusch noch einmal. In kurzen Abständen fing das unbekannte Gerät der Kha’ak an, violette Lichtimpulse auszusenden und dabei wie wild zu vibrieren.
Er nahm es erneut in seine Hände und bemerkte plötzlich eine Veränderung. Das Leuchten wurde deutlich intensiver, wenn Leif das Gerät zu seinem Körper holte. Als er es schließlich direkt vor sich hielt, schien er noch ein weiteres Geräusch zu hören. Langsam hob er das Gerät zu seinem Ohr. Da, tatsächlich! Es klang ein wenig wie eine menschliche Stimme. Wenn er genauer hinhören würde… Ehe Leif sich versah, hatte er das Gerät direkt ein sein Ohr gedrückt. Ein starker Schmerz durchfuhr ihn. Hatte ihm dieses blöde Stück Blech gerade einen elektrischen Schlag verpasst? Wütend wollte Leif das Sechseck schon weit von sich werfen, als er zufällig auf den Bildschirm sah. Dort stand in gewöhnlichen argono-romanischen Lettern „Download abgeschlossen – Textmatrix angepasst“.
Und auch die Knöpfe schimmerten nun in ihm verständlichen Buchstaben. Neben „Ein/Aus“ gab es jedoch auch Texte, die auch in seiner Sprache keinen Sinn für Leif ergaben. Was sollte er schließlich mit „C78A7-5MTUOCS“ anfangen? Es wäre vielleicht besser, wenn er es nicht ausprobierte. Leif schaltete das Objekt mit einem leichten Druck auf „Ein/Aus“ ab und ließ sich zurücksinken.
Wieder wachte er wegen dem nervigen Gesumme auf. Das Gerät ließ ihm wirklich keine Ruhe. Leif blickte auf den Bildschirm. „Was ist das? Morgens ist es klobig und unförmig, mittags besteht es aus einem großen Körper mit vielen, kleinen, perfekten Tetraedern und abends sind es viele kleine Tetraeder, die unabhängig voneinander agieren können?“ Leif verdrehte die Augen. Das klang verdammt nach diesen Rätseln, die einem während der Flugprüfung gestellt wurden. Sollte er etwa gleich noch Bälle stapeln?
Das Gerät gab ihm einen kleinen Stromschlag, als wollte es ihm zeigen, dass es noch da war. Er tippte mithilfe der Knöpfe „Keine Ahnung“ ein. Das Gerät vibrierte wütend und zeigte schließlich ein Video. Ein gewaltiger Nividium-Asteroid wurde von Kha’ak-Lasern zerstückelt und zu einem Kha’ak-Cluster zusammengebaut.
Diese Raumschiffe bestanden aus mehreren Aufklärern, Abfangjägern und Jagdbombern, die solange als eine Einheit durch den Raum flogen, bis sie auf einen Feind stießen. In diesem Falle teilten sie sich blitzschnell und konnten ihr Opfer aus verschiedenen Richtungen angreifen. Und genau dies geschah auf dem Video. Leif wusste nun, dass er die Antwort auf die Frage gefunden hatte. Doch was bezweckten die Kha’ak damit? Leif entschied, dass es klug wäre, weiter das Video zu beobachten.
Ein großes Objekt erschien, von dem sich kleine Lichtpunkte näherten. Der Cluster zerteilte sich und flog aus verschiedenen Richtungen auf das große Objekt zu. Nun verfolgte die Kamera einen der kleinen Scouts. Leif erkannte, wie die größeren Jagdbomber und Abfangjäger von den Energiekugeln zerstört wurden.
Dann sah er das große Objekt, dem der Angriff galt. Leif schluckte. Das war eindeutig ein argonischer Träger der Colossus-Klasse. Der Kha’ak-Aufklärer wich geschickt den Schüssen aus und war schließlich direkt an der Seite des Trägers. Ein Schriftzug an der Außenhülle des argonischen Schiffes glitt schnell vorüber. Der Scout machte halt und flog langsam rückwärts, bis der Schriftzug komplett im Bild war. In den für Schiffe des argonischen Militärs typischen Buchstaben konnte Leif den Namen des unbekannten Trägers lesen. Er lautete „AP Argon Eins“.
Das Bild verschwand und ein Schriftzug erschien. Eine erneute Frage. „Kennen Sie dieses Schiff?“ Leif tippte ja ein. „Handelt es sich dabei um das Flaggschiff Ihres Militärs?“ Wieder tippte er eine positive Antwort. „Plant Ihr einen Angriff auf uns?“
Plötzlich wurde Leif ganz komisch. Was wollten die Kha’ak wirklich von ihm. Er tippte schnell „Das weiß ich nicht“ ein. Der Bildschirm wurde dunkel. Anscheinend wollten die Kha’ak nicht mehr von ihm. Plötzlich zischte es direkt neben Leif. Er zuckte zurück, doch es bestand keine Gefahr. Lediglich ein Stück der schrägen Wand war zurückgefahren und gab Leif einen sehr wichtigen Ausrüstungsgegenstand zurück – seinen Raumanzug!
Mit einer schnellen Bewegung schnappte sich Leif seinen Anzug und zog ihn sofort an. Dann wunderte er sich über eine weitere Veränderung. Die Wand hinten in seiner Zelle schien sich zu bewegen. Er ging zu der Wand und drückte sanft gegen sie.
Mit einem weiteren Zischen glitt eines der schwarzen Sechsecke zur Seite. War Leif etwa frei? Er nutzte seine Chance und schlüpfte schnell durch das etwa zwei Meter breite Loch. Er befand sich in einem Raum. Die Form erinnerte an einen Flur, jedoch war der Raum sehr hoch. So hoch, dass Leif die Decke nicht sehen konnte. Aus diesem Grunde flüchtete Leif weiter nach vorne.
Er bog um eine Ecke, dann um eine weitere und eine dritte. Der Gang verlief im Zickzack-Kurs bis hin zu einer weiteren Wand. Leif erkannte eine schmale, sechseckige Aussparung neben einem großen, sechseckigen Schott. Nicht im Geringsten überrascht bemerkte er, dass er immer noch das sechseckige Gerät in seinen schweißüberströmten Händen hielt. Es wäre doch möglich, dass… und tatsächlich, das Gerät passte genau in die Aussparung. Ein violettes Licht blinkte kurz und dann öffnete sich das große Sechseck-Schott.
Leif stürmte durch die Tür und erreichte einen großen Raum. Dieser war in typischer Kha’ak-Manier von der Grundform sechseckig. Wabenförmig waren gewaltige Räume an der einen Seite angebracht. Leif traute seinen Augen kaum. Da war ein Kha’ak Aufklärer direkt vor seiner Nase. Freudig erregt rannte er zu dem winzigen Gefährt und versuchte, das Cockpit zu öffnen.
Doch nirgendwo war ein Knopf zum Öffnen oder ein Vorsprung, um die Abdeckung zu öffnen. Dann dachte Leif wieder an den Knopf „C78A7-5MTUOCS“ und begriff. Rückwärts gelesen stand dort SCOUTM5-7A87C. Der erste Abschnitt war zweifelsfrei die Klassifizierung des Schiffes. Scout bezeichnete den Typ und M5 die Klasse. Der Rest musste eine Kennung sein. Mit zittrigen Fingern drückte Leif den Knopf, sprang durch die sich öffnende Abdeckung und vergaß dabei, sich über die Klassifizierung M5 zu wundern, die nur in der Gemeinschaft der Planeten gebräuchlich war.
Das Innere des Aufklärers war perfekt an Leif angepasst. Neben zahlreichen Bedienelementen – die Leif stark an seine zerstörte Korvette erinnerten – gab es sogar einen Cockpitstuhl, der eindeutig auf einen Argonen mit Leifs Körpergröße zugeschnitten war.
Er setzte sich und drückte sein sechseckiges Gerät in eine passende Aussparung. Erst dann wunderte er sich über die Geschehnisse. Er fand in seiner Zelle ein Gerät, welches ihm die Flucht ermöglichte? Noch dazu saß er gerade in einem feindlichen Raumschiff, welches wie für ihn gemacht zu sein schien? Irgendetwas stimmte hier nicht!
Leif untersuchte das Cockpit fein säuberlich. Doch weder hier noch in der winzigen Nasszelle, die ebenfalls an ihn angepasst zu sein schien, fand er einen Hinweis. Er wusste zwar nicht, wonach er suchte, doch nach einer Stazura entschloss er sich, seine Verwunderung zu ignorieren und die AP Argon Eins zu suchen. Die könnte ihn wieder nach Hause bringen, da war er sich sicher!


Teil 3: Eine große Schlacht
Nopileos

Nopileos wackelte resignierend mit den Ohren. Teladi konnten ja so stur sein! Er hatte den Captain der Herron nicht überzeugen können.
Erst vor wenigen Mizuras hatte Yomundris Kalandos Iginaras V den Befehl zum Abflug gegeben. Als die Xenon in den Sektor Oortsche Wolke eingefallen waren und den Planeten bombardiert hatten, hatte er die Herron in einen niedrigen Orbit fliegen und den Planeten verteidigen lassen. Etliche Frachter mit Materialien konnten durch den Schutz des riesigen Zerstörers in Sprungblitzen verschwinden.
Sogar einige Terraformer hatte die ETNO unauffällig von dem Xenonkollektiv trennen und vor ihm retten können. Und jetzt begriff Iginaras einfach nicht, weshalb er auf ein einzelnes Beiboot warten sollte. Was ging ihn irgendein Terraner an? Und schließlich musste man auch in einem Mindestmaß an den Profit denken.
Was brachte ihm die Freya denn an Credits ein? Iginaras hatte noch ein letztes Mal die Scanner überprüfen lassen und war dann verschwunden. Sollten sich die Terraner doch darum kümmern! Sein Blick fiel auf die Stelle, wo das gewaltige Flaggschiff der Terraner kürzlich noch geschwebt hatte. Doch die waren nach ihrem kümmerlichen Rettungsversuch ebenfalls abgehauen.
Mit einem kurzen Sektorrundruf hatten sie ihren Kollegen Bescheid gegeben, an dem Träger anzudocken oder mit dem Sprungantrieb zu verschwinden. Schon da hatte Iginaras behauptet, dass er unlogisch sei, länger auf die Freya zu warten. Und jetzt flog die Herron schon seit Mizuras durch den Sprungtunnel, natürlich ohne die Freya.
Irgendein Idiot hatte das Gegentor in ETNO HQ abgeschaltet, weshalb Iginaras nicht einmal pünktlich an der Station andocken könnte. Endlich veränderte sich die Farbe des Tunnels. Die tiefblauen Wellen vor dem hellblauen Grund nahmen stark an Intensität ab, bis das helle Blau die Farbgebung dominierte. Und mit einem leisen Geräusch, das stark an Reinigungsbots erinnerte, zerpflückte die Herron den Ereignishorizont des Ost-Sprungtors im Sektor ETNO HQ.
Nopileos schaute kurz von seiner Konsole auf und nickte Captain Iginaras zu. Dann verließ er die Brücke in Richtung Andockschleuse. Es blieb nicht mehr viel Zeit. Die Gemeinschaft der Planeten würde jeden Augenblick mit ihrem Angriff auf Ketzers Untergang beginnen. Nopileos trommelte unruhig mit den Gehklauen auf den Boden. Endlich öffnete sich das Schott, vor dem er gewartet hatte und er konnte die rot pulsierende Aufzugkugel seiner Yacht betreten.
Wenige Sezuras später saß er in dem kardanisch aufgehängten Stuhl hoch oben vor der Glaskuppel der Nyanas Glück III. Es würde eine Weile dauern, bis alles organisiert war, doch er wurde nicht mehr gebraucht. Nopileos fuhr den leise summenden Sprungantrieb hoch und erreichte den Sektor Zentrum der Arbeit.
Die Argonen waren ebenfalls nicht untätig gewesen. Neben dem Nord-Tor rotierte eine gewaltige Station langsam um ihre eigene Achse. Der Militärische Außenposten der Föderation beherbergte die größten Ausrüstungs- und Reparaturanlagen des gesamten Sektorclusters. Von hier aus starteten die Kampfschiffe des argonischen Militärs und hier holten sie Nachschub an Waffenmunition, Drohnen oder Energie. Und hier wurden sie repariert.
Und tatsächlich herrschte schon reges Treiben an der Station. Eine Perlenkette von Raumjägern und Korvetten reihte sich zwischen Außenposten und Sprungtor auf. Im Sezuratakt verließen die Schiffe den Sektor, um an einem Ort Lichtjahrhunderte entfernt ihre Formation aufzubauen. Nopileos entschloss sich, einen Blick zum Ort des Geschehens zu warten und folgte einer argonischen Titan durch das Tor.
Ein kurzer Sprungwirbel verschlang das eiförmige Schiff und schleuderte es einer anderen Station entgegen. In Ketzers Untergang hatten die Paraniden ihren Außenposten aufgebaut. Dort waren sie zwar angreifbarer als hinter dem schützenden Sprungtor – schnell verirrten sich einzelne Laserpfeile oder Lenkgeschosse im Kampfgeschehen – doch nach einem Sieg der Gemeinschaft würde das Gottesreich von Paranid nicht zögern und sofort die Kontrolle über den Sektor erlangen. Kein argonischer Botschafter wäre so lebensmüde und würde ihnen dieses Recht verweigern.
Nopileos beschloss, an einem kleinen Park-Satelliten anzudocken. Diese Objekte galten als neutrale Parkzonen, an denen man sein Schiff während einer Raumschlacht befestigen konnte, damit es nicht beschädigt wurde. Die Boronen hatten dies bei der letzten interplanetaren Sitzung durchgesetzt und viele Händler waren ihnen dankbar.
Nopileos baute eine Verbindung zu dem Hauptquartier auf. Es meldete sich Illireos. „Tshh! Bruder Nopileos, gibt es etwas Unvorhergesehenes?“ Nopileos berichtete ihm von der paranidischen Station und den neutralen Parksatelliten. Illireos wackelte bejahend mit den Ohren und schaute sich kurz um.
„Dasss dürfte unseren Plan nicht beeinflussen! Ich werde trotzdem einen Zerstörer zum Schutze mit dem Konvoi fliegen lassen.“ Der Plan bestand darin, dass die ETNO einige Stationstransporter außerhalb der Kampfzonen postieren würde. Piloten, deren Schiffe stark beschädigt waren, würden diese Raumschiffe als sichere Zone anfliegen können.
Kleine Schleppdrohnen würden währenddessen das Kampfgeschehen durchkämmen und nach Überlebenden suchen. Diese könnten sie dann samt Schiff abschleppen und zu den Stationstransportern bringen, wo es eine umfassende medizinische Versorgung gab. Da Paraniden nicht selten dazu neigten, humanitäre Hilfsorganisationen mit Sektorinvasionsflotten zu verwechseln, empfahl es sich, eine Eskorte bei den Schiffen zu lassen. Besonders, da die Paraniden den Sektor übernehmen wollten und somit noch paranoider als sonst waren.
Nopileos beobachtete die eiförmigen Schiffe am Südtor. Drei Schiffe der TL-Klasse wurden von einem schnittigen Zerstörer eskortiert. Die Schiffe postierten sich etwas abseits der Angriffsflotten, um den Xenon die Neutralität zu zeigen. Die ETNO-Stationstransporter sandten nun auch bestimmte Codes aus, die sie als Hospitalschiffe auswiesen. Niemand aus der Gemeinschaft würde sie jetzt angreifen dürfen, ohne schwere Sanktionen zu riskieren. Und auch die Xenon hatten die Bedeutung des Signals mittlerweile einprogrammiert.
Ob sie die Kampfunfähigkeit der Schiffe jedoch nicht für sich ausnutzen würden, war unklar. Nopileos beobachtete, wie die argonische Flotte immer unruhiger wurde. Er durchforstete die Schiffssignaturen der Argonen und wurde selber etwas nervös.
Die Argon Eins, Flaggschiff der Argonen und vermeintliches Leitschiff in dieser Schlacht, war nicht im Sektor zugegen. Bevor Nopileos sich jedoch in irgendeiner Weise darum kümmern konnte, wurde der Angriffsbefehl gegeben. Die Führungsschiffe der verschiedenen Völker flogen zu einem vereinbarten Treffpunkt an der paranidischen Militärstation.
Nopileos erkannte das große Oval der paranidischen PP Ketzers Verderben, die als Flaggschiff der Paraniden einen zugleich unglaublich beunruhigenden und überlegenen Eindruck machte. Am unteren Rumpf des riesigen Ovals war ein Fuß angebracht, der dem Schiff das Aussehen eines Pilzes gab. Triebwerke, Hangars und Waffen waren in das Oval eingearbeitet und schienen die Form nirgendwo zu unterbrechen.
Wie alle Schiffe der paranidischen Schiffe der Zeus-Klasse bot auch die PP Ketzers Verderben mehr als vierzig Jagdschiffen Platz. In einer stolzen Geste fuhren exakt gleichzeitig alle zwanzig Bordgeschütze aus. Winzige Lichtquellen illuminierten das Schauspiel und erzeugten bei Paraniden das Gefühl der Unnahbarkeit – für Mitglieder anderer Völker sah das ganze ziemlich kitschig und arrogant aus. Nopileos blickte weiter und erkannte das waffenstarrende Flaggschiff der Split. Die FS Abschlachter hatte in typischer Splitmanier die zwanzig Geschütze an den Hauptgenerator angeschlossen und dabei nur vier Gigajoule an Schildenergie zur Verfügung.
Im Gegensatz zu den Paraniden begannen die Split bereits ihre Flotte aufzubauen und so ergossen sich alle fünfundsechzig Schiffe aus dem Hangar des rostbraunen Schiffes. Der lange schmale Körper drehte sich einmal um wenige Grad und flog dann mit aufflammenden Triebwerken davon, wobei er das boronische Flaggschiff nicht ganz unbeabsichtigt mit den Triebwerksflammen anbrannte.
Über die boronische KT Freudentanz erstreckte sich nun ein schwarzer Streifen und verkohlte Teile der Schiffshülle verunstalteten den sonst dunkel grünen Körper. Das Schiff des Typen Hai lud seine gewaltigen Schilde und schickte den Split eine Jägerstaffel der insgesamt fünfundvierzig Schiffe aus dem Hangar hinterher.
Und während nun auch die teladianische PB Zinsengeld des Typen Kormoran mit ihren leistungsschwachen Triebwerken eintraf, hatten die Argonen ebenfalls ihre Wahl getroffen. Der Träger AP Renown wurde offiziell als Führungsschiff in den Kampf geschickt. Sie überholte das hässliche, nach Raumschrott aussehende Teladischiff auf halber Strecke und schloss schnell zu den Kampfverbänden der anderen Führungsschiffe auf.
Sechzig Schiffe verließen den Hangar und vermischten sich mit den sieben teladianischen Staffeln á fünf Schiffen. Nach einem kurzen Austausch von Informationen und Strategien flogen die Schiffe zurück zu ihren eigenen Verbänden. Nahezu zeitgleich züngelten Triebwerksstrahlen aus allen Schiffen und die Schlacht sollte beginnen. Doch ein unvorhergesehenes Ereignis störte den Plan. Eine Staffel Piratenschiffe strömte in den Sektor und schloss sich der Gruppe von Teladi an. Nach einigen Warnschüssen ließen diese die Piraten gewähren und mehrere Träger und Zerstörer der Gesetzlosen erreichten den Sektor ebenfalls. Die Flotte hatte Unterstützung von einer unerwarteten Seite bekommen.
Mit eindeutiger Verspätung schloss die Flotte der Teladi nun zu den anderen Völkern auf. Während die Split mir ihrer deutlich aggressiven Kampfstellung die Führung übernahmen und eine breite Front von Geschützen bildeten, blieben Teladi und Paraniden zu großen Teilen zurück. Die Paraniden mussten ihre Basis schützen und konnten sich so nicht im Kampf profilieren. Die Teladi hingegen hatten Angst um ihre Schiffe und blieben deshalb weit zurück. Boronen und Argonen mischten ihre Staffeln untereinander und boten sich gegenseitig Deckung, während die Xenon nun auch ihre Flotte organisiert hatten.
Acht Gruppen mit jeweils vierundsechzig Großkampfschiffen, die von einem CPU-Schiff angeführt wurden, bildeten die Angriffsflotte der Maschinen. Doch sie wagten es nicht, den ersten Schuss abzugeben. Und auch die Kommandeure der großen Splitschiffe schienen an einem Erstschlag uninteressiert. Bis die Abschlachter plötzlich ihre Schilde senkte. Nur für einen kurzen Augenblick zwar, doch die Zeit reichte aus, um eine gewaltige Zahl an Lenkraketen abzusetzen.
Lichtpunkte zischten durch das Vakuum und zogen mit ihren Schweifen lange Linien durch das All. Das Ziel war die Achillesferse der Xenon, die CPU-Schiffe. Eines nach dem anderen ging in Flammen auf, Zylinder für Zylinder verbrannte im Sauerstoff oder verschwand in Antimaterieblitzen, doch die Xenon hatten mit dem Manöver gerechnet. Die CPUs waren in ihre Schwesterschiffe umgesiedelt worden, die an ihrer Basis um die eigene Achse rotierten.
Mit einem vernichtenden Gegenschlag holte die Streitmacht der Xenon zum Kampf aus. Energiepfeile zischten durch das All als schiffsförmige Roboter sich an die Splitschiffe hefteten, um deren Hülle als Ressourcen abzubauen. Denn die kümmerlichen Schilde der Split hielten dem Ansturm nicht stand. Nun wurde die Einheit der Gründergilde auf die Probe gestellt. Boronen und Argonen schossen auf Xenon und umgekehrt. Jäger explodierten und nicht selten ging auch eine Korvette in den Flammen unter. Schon zehn Mizuras später erreichten die Wracks zweier Split-Jäger die Stationstransporter der ETNO.
Die bewusstlosen Piloten wurden auf die Krankenstation transportiert und die Schiffe in die Frachträume eingeklinkt, um Hangarplätze zu sparen. Schleppdrohnen der ETNO schwärmten aus und sogar der eine oder andere Träger der Firma zog seine Kreise durch das Kampfgeschehen und sammelte Trümmer auf. Ein boronischer Aufklärer entging nur knapp der Zerstörung, als ihn eine Schleppdrohne aus der Schussbahn eines Lasers zog. Ein argonischer Raumanzug konnte von einem Trägerschiff geborgen werden. Und sogar die CPU eines Xenon suchte in einem der ETNO-Schiffe Schutz.


Teil 4: Gefahr
Illireos

Mit einem lauten Seufzer beobachtete Illireos die Holokugel vor sich. Er saß in seinem Büro in dem großen Ei des Hauptquartieres. Die Herron drehte ihre Kreise direkt vor seinem Fenster, welches ihm grandiosen Ausblick über den ganzen Sektor bot. Doch Illireos war beschäftigt.
Er hatte kleine Patrouillen von Aufklärern in jeden bekannten Sektor geschickt, den er kannte. Das Verschwinden der Argon Eins beunruhigte ihn. Doch es beunruhigte ihn nicht so sehr wie das Verschwinden von sechsundzwanzig Zerstörern der Sreb. Mit ihrer Tarntechnologie konnten sie jederzeit überall auftauchen.
Vielleicht waren die Argonen betroffen. Oder die Boronen. Vielleicht standen die rostbraunen Schiffe schon in einer Stazura über Platinball, Nishala oder Argon Prime! Und dann war da auch noch diese Jahrhundertschlacht in Ketzers Untergang. Für den Kampf waren die Sektorwachen von über dreißig Sektoren komplett abgezogen worden!
Meist waren es die Sektoren der Split, die jetzt ohne Wache verweilten. Ein Angriff ihrer bösen Zwillingsbrüder und… Illireos Rückenfinne richtete sich bei dem Gedanken an diese Metapher auf. Es gab viele argonische Gruselfilme über böse Zwillinge! Illireos liebte argonische Gruselfilme. Das Geschehen war immer schon lange voraussehbar und es machte immer wieder Spaß, sich über die Figuren lustig zu machen.
Plötzlich rumpelte es laut und eine kleine Vibration ging durch den Körper der Station. Illireos blickte geschockt aus dem Fenster. Seine Stirnschuppe wurde bleich. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Das Ziel der Sreb war nicht Argon Prime oder Königstal!
Illireos blickte aus dem Fenster seines Büros direkt in die Waffenmündung eines gewaltigen Zerstörers.
Aus dem Augenwinkel sah er die Herron feuern. Die Beleuchtung seines Büros leuchtete nun in einem gedämpften Magenta, die boronische Farbe für Gefahr. Ein weißes Leuchten erhellte die Station und eine Energiekugel größer als Illireos Kopf sauste ihm entgegen. Die Schilde fingen den Schuss auf, als wäre nichts geschehen. Dann schlossen sich die Stahlblenden.
Illireos ließ weitere Holokugeln im Raum erscheinen. Das war eine richtige Invasion! Sechsundzwanzig Zerstörer drehten ihre Runden und vernichteten Station für Station des Sektors. Das Hauptquartier schaltete in den Flugmodus um. Die Schilde der Herron waren bei einundsiebzig Prozent und Verteidigungsschiffe waren im Anflug.
All diese Eindrücke strömten auf den hilflosen Teladi ein. Er ließ den Sektor sofort evakuieren. Einige Stationen wurden noch nicht beschossen. Sofort holte Illireos ihre Frachtschiffe zurück und ließ Besatzung und Waren in die Transporter räumen. Die beschossenen Stationen waren eigentlich schon verloren. Er ordnete eine Notevakuierung an. Nur auf der Schiffswerft und dem Hauptquartier wurde nicht evakuiert, da ihre Schilde das leistungsfähigste darstellten, was es momentan gab. Doch vereinzelt drangen bereits Schüsse durch die Schildsysteme. Illireos beobachtete das Gravitationsradar.
Die Angreifer waren inzwischen auf zwanzig Schiffe dezimiert worden. Er stutzte. Von wem? Illireos konnte lediglich zwei Zerstörer der ETNO in dem Sektor ausfindig machen. Die hatten doch niemals… dann fiel ihm die Anzahl der Trümmerfelder auf. Der Computer konnte eindeutig sieben zerstörte ETNO-Großkampfschiffe lokalisieren. Wesentlich mehr Zerstörer waren gar nicht in Besitz der ETNO. Die Firma hatte zwar einen unglaublichen Einfluss erzielen können, doch es dauerte einfach zu lange, Kampfschiffe zu produzieren. Illireos rief dennoch alle Verteidigungsschiffe in den Sektor zurück und ließ die Zivilschiffe fliehen. Plötzlich fing eine der Holokugeln rot an zu blinken. Es war die Herron. „Eingehende Nachricht!“, meldete der Bordcomputer. Illireos ließ sie anzeigen.
„Hier Captain Iginarasssss!
Unsssere Schilde versagen! Wir müssen das Schiff verlassen! Tshh!
Wir können die Angreifer nicht vernichten! Wir werden in Rettungskapseln zu Ihrer Station fliehen! Sie müssen uns aufnehmen! Wir…“ Der alte Teladi wackelte kurz mit den Ohren und deaktivierte die Verbindung dann. Illireos Holokugel zeigte wieder die Schiffsdaten der Herron.
Er sagte dem Hangarpersonal Bescheid, dass die Rettungskapseln der Herron in Kürze eintreffen würden. Dann gab er den Befehl, aus dem Sektor zu springen, sobald alle Kapseln an Bord wären.
In einer anderen Holokugel sah er die Schiffe der Schiffswerft in Sprungblitzen verschwinden. Die mächtige Station wurde ebenfalls evakuiert. Illireos bemerkte, wie sich die Sreb in die benachbarten Sektoren verbreiteten. Die wenigen Kampfschiffe dort würden der Flut ebenfalls nicht standhalten können. Dies war ein schwarzer Tag für die ETNO.
Nahezu zeitgleich explodierten die Schiffswerft und die Herron.


Teil 5: Die Xenon gegen den Rest der Welt
Nopileos

Es sah schlecht aus. Grauenvoll. Schrecklich. Immer mehr Xenon kamen aus dem Nord-Tor in den Sektor geflogen. Die Geschwader der Split waren beinahe vernichtet, nur noch die FS Abschlachter und ihre Eskorten kämpften tapfer weiter. Einer der Stationstransporter war von dem Ansturm überwältigt gewesen. Sein Frachtraum war schnell mit Schiffen gefüllt und die Krankenstation mit Verletzten belegt gewesen. Nopileos hatte den Befehl gegeben, aus dem Sektor zu springen. Der TL müsste nun sicher in Nopileos HQ angekommen sein. Nach ETNO HQ sollte Nopileos die Schiffe nicht schicken, er hatte irgendetwas von Illireos über einen Angriff gehört. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, doch der Kontakt zu der dortigen Werft war abgebrochen und das Hauptquartier scheinbar in einem anderen Sektor.
Eine Explosion leuchtete auf. Die AP Renown war schwer getroffen. Die KT Freudentanz gab ihr Deckung, doch lange würde das nicht halten. Der Kapitän des argonischen Trägers tat das einzig Richtige und steuerte das Süd-Tor an.
Die meisten Teladi waren geflohen. Die Xenon waren mit einer solchen Wucht über ihre Schiffe hergefallen, dass nur wenige Schiffe überlebt hatten. Und auch die Paraniden hatten wenig Glück. Bei einem Angriff auf ihre Versorgungsstation hatten sie die PP Ketzers Verderben verloren.
Mittlerweile hatte sich die Streitmacht weitestgehend zu den Flottensammelpunkten zurückgezogen. Nopileos sah, wie die PB Zinsengeld von dem Sensor einer Python durchbohrt wurde. Soviel Unglück konnte man kaum haben. Früher waren Unfälle mit den Sensoranlagen der Split-Zerstörer häufig vorgefallen, doch seit etwa zehn Jazuras mussten die Split ihre Sensoranlagen aus einem anderen Material bauen. Es gab viele Kuriositäten im Universum. Nur über wenige konnte man lachen. Nopileos dockte seine Yacht von dem Satelliten ab, um einer Rakete auszuweichen. Doch die Rakete veränderte ihren Kurs und explodierte schließlich direkt neben der Nyanas Glück III. Glücklicherweise waren die Schilde stark genug. Nopileos wendete das Schiff und flog auf seine Stationstransporter zu. Dort würde er sicherer sein.
Auch die PB Zinsengeld flog zu den ETNO-Transportern. Sie dockte extern an einen der Transporter an und verschwand dann mit diesem in einem Sprungblitz. Mit ihm verschwanden drei weitere Träger und zwei Zerstörer der Teladi.
Nopileos stöhnte auf. Jetzt kamen auch noch aus dem Süd-Tor Xenon! Diese Schlacht war wirklich verloren. So viele Wesen hatten ihr Leben dafür lassen müssen und wozu? Es gab keine gute Antwort auf diese Frage.
Doch die neuen Xenon verhielten sich sonderbar. Anstatt die Chance zu nutzen und die flüchtenden Schiffe zu zerstören, behelligte das gewaltige CPU-Schiff sie nicht. Nopileos stellte erstaunt fest, dass das Schiff von den Zielscannern neutral erfasst wurde. Terraformer, dachte er. Dann wurde ihm die Bedeutung des Wortes klar. Wie auf Befehl sprangen plötzlich einige Zerstörer der Terraformer in den Sektor und nahmen die Xenon unter Beschuss. Dabei gingen sie so gezielt vor, dass die gesamte vorderste Linie in wenigen Mizuras kampfunfähig geschossen war. Und weiter ging der Kampf. Die Xenon hatten sich von ihrem Zustand der Verwirrung erholt und bekämpften die Terraformer nun ebenso erbittert. Seite an Seite formierten sich Boronen, Terraformer und Teladi zu einem erneuten Schlag und schafften es, die Xenon mehrere Lichtsezuras zurückzudrängen. Und auch die Flotte der Piraten hatte sich nun gefasst. Sie kehrte aus den Tiefen des Sektors nun mit der AP-KT-PB-FS-PP Raumkraut zurück, einem Schiff, dem man die verballhornten Versionen aller Flottenkürzel verpasst hatte. Kein besonders seriöser Auftritt, doch man konnte jede Hilfe brauchen, die man bekommen konnte. Schließlich kehrte auch noch die AP Renown in den Sektor zurück. Zwar war sie schwer angeschlagen, doch als Basis für Jäger konnte sie immer noch dienen.
Nopileos ließ die vergangen Stazuras des Kampfes noch einmal passieren. Viele Völker waren auf das Schlachtfeld gekommen und hatten es wieder verlassen. Letztendlich würde aber keines siegen. Denn die Herrschaft über diesen Sektor war nahezu unbedeutend. Die Xenon wussten dies, deshalb hatten sie sich mit ihren CPUs bisher aus dem Kampf gehalten. Doch sie konnten die anderen Völker in eine Falle locken und hatten dies auch ausgenutzt. Letztendlich war das ganze dort nur ein Wink des Schicksals.
Während Nopileos über dies nachdachte, schoss ein gewaltiges Ei aus einem Sprungtunnel. Seine Schilde versagten noch während es den Sektor betrat und es war über und über mit Flammenspuren übersäht. Zwei stark beschädigte ETNO-Stationstransporter und die PB Zinsengeld waren an ihr angedockt. Zudem noch etwas, was mal ein Träger der ETNO gewesen sein könnte. In großen Lettern stand „ETNO-HQ – NOPILEOS HQ“ auf seiner Seite. Es war das Hauptquartier der östlichen Sektoren mit Sitz in Nopileos HQ.
Nur wenige Sezuras später erreichte ein weiteres eingedrücktes Ei den Sektor. Seine kugelartigen Ausläufer waren teilweise abgerissen, ganze Stücke fehlten. Ein hässlicher Riss gewaltigen Ausmaßes zog sich über den gesamten Korpus. Es war das ETNO Hauptquartier.
Das Reich der ETNO war gefallen.


Teil 6: Angriff und Verteidigung
John Alman

„Das Universum liegt in Schutt und Asche. Mit einem finalen Schlag hatte die Profitgilde die Argonen fast komplett ausgelöscht. Nur noch einige vereinzelte Rebellen wehren sich gegen die paranidische Vorherrschaft im Universum. Es…“
John gähnte. Schon wieder liefen nur uralte Filme im Fernsehen. Er schaltete auf einen anderen Sender um. Die Holokugel wechselte von einem dunklen Schwarz in ein Teladigrün. Vor eben diesem Hintergrund stand der berühmte Nachrichtensprecher Saladinis Higokolos Dramaturgas II und verkündete die neuesten Nachrichten:
„Ssssie sehen nun die ETNO News.
Sektor Ketzers Untergang. Die Angriffsflotte der Gemeinschaft konnte die Xenon erfolgreich zurückdrängen. Dabei bekamen die Streitkräfte aus Profit- und Gründergilde überraschende Unterstützung von Piraten und Maschinenwesen. Diese sind angeblich eine Weiterentwicklung der Xenon mit einem eigenen Bewusstsein. Angeblich hegen sssie keine feindlichen Absichten. Eine Presseerklärung von CEO Isemados Sibasomos Nopileos IV wird erwartet.
Sektor Königstal. Das boronische Wissenschaftlerteam um Lar Amalenus hat eine neue Solartechnologie vorgestellt. Die neue Technologie unterscheidet sich immens von der, die in den Sonnenkraftwerken genutzt wird. Eine serienreife Produktion kann jedoch vermutlich erst in einigen Jazuras erreicht werden. Die teladianische Firma hat bereits einen Antrag gestellt, die neuen Sonnenkraftwerke zu verbieten, da sie den Markt schädigen könnten.
Sektor Ianamus Zura. Die Messe für Kunst und Ästhetik MKÄ findet wie jedes Jahr auf dem Heimatplaneten der Teladi statt. Künstler aus allen Ecken des Universums stellen hier ihre Kunsssst aus.
Und nun zum…“
Ein anderer Teladi im argonischen Geschäftsanzug kam ins Bild und flüsterte Dramaturgas etwas zu. Dieser machte eine merkwürdige Grimasse, die John nicht zu deuten wusste, und wackelte mit den Ohren. Der Anzugträger verschwand wieder. Dramaturgas fuhr mit seinen Nachrichten fort:
„Wir haben gerade eine Meldung ausss verschiedenen Sektoren der ETNO erhalten. Ein noch unbekannter Angreifer hat die Sektoren der ETNO verwüstet. Laut Meldungen des Militärs sollen dabei nahezu alle raumgestützten Einrichtungen zerstört worden sein. Die Verteidigungsflotte war der Bedrohung anscheinend nicht gewachsen und wurde fast vollständig vernichtet. Und wir erhalten gerade eine weitere topaktuelle Meldung aus…“ Der Teladi stockte. „aus Ketzers Untergang. Beide Hauptquartiere der ETNO konnten sich nur mit Mühe aus der Gefahrenzone retten. Wir schalten nun live nach Ketzers Untergang, wo unser Außenreporter Mik Langsdot gerade hingesprungen ist.“
John schreckte hoch und stellte den Ton lauter. „Huli! Schau dir die ETNO News an!“, rief er.
In der Holokugel veränderte sich das Bild erneut. Aus dem Cockpit einer argonischen Korvette der Zentaur-Klasse blickte man auf den Sektor Ketzers Untergang. Zahlreiche Trümmerstücke blockierten die Sicht auf zwei gewaltige Körper, die anscheinend die Überreste der ETNO-Hauptquartiere darstellten.
Ein zweites Fenster öffnete sich in der Holokugel und Mik Langsdot trat ins Bild.
„Wir sehen hier unglaublich Schreckliches. Während die paranidische Flotte sich zu ihrem Außenposten zurückzieht, fliegen immer mehr Schiffe der Boronen und Teladi zu den Hauptquartieren der ETNO. Schaulustige verschiedenster Völker sind angereist und werden von den argonischen Streitkräften zurückgehalten. Die beiden Stationen sind scheinbar stark angeschlagen; gewaltige Stücke scheinen einfach aus den Körpern herausgerissen worden zu sein und schwarze Flammenspuren bedecken die Hülle.“
John stellte den Ton aus und wich einem teladianischen Frachter aus, dessen Pilot anscheinend ebenfalls die Sendung verfolgte. Im gesamten Sektor beobachtete er, wie Triebwerke heruntergefahren wurden und Raumschiffe regungslos im Raum schwebten. Lediglich einige Split und Teladi hatten ihren Autopiloten aktiviert, um die Sendung verfolgen zu können, ohne dabei einen sonderlichen Zeitverlust in Kauf nehmen zu müssen. Einige Schiffe taten es ihnen nur wenige Sezuras gleich und flogen weiter.
Der Pilot des teladianischen Frachters, dem John gerade ausgewichen war, entschuldigte sich über die Comm und aktivierte ebenfalls seinen Autopiloten.
John tat es ihm gleich und beauftragte Al damit, die Transporter zur Schiffswerft in Omicron Lyrae fliegen zu lassen.
Die sieben Terraformer-Schiffe und der einzelne CPU-Kern folgten dem massigen Frachter. John wollte gerade den Ton lauter stellen, als er plötzlich einen Piepton von Al registrierte. „Warnung! Sprungereignisse in unmittelbarer Nähe!“, meldete der Computer. John blickte aus dem Fenster und sah gerade noch rechtzeitig, wie die Terraformerschiffe in Verteidigungsstellung gingen, bevor ein relativ großes Objekt plötzlich inmitten eines Lichtblitzes im Raum stand.
John meinte, etwas Dreieckiges erkenne zu können, doch das Licht war einfach zu hell. „Kha’ak Cluster“, identifizierte Al den Feind. Und jetzt erkannte auch John, wie sich der Cluster aufteilte und seinen schönen Frachter angriff.
Violette Strahlen leckten nach den Schilden des TS-Klasse-Schiffes. Und auch die Terraformer blieben nicht verschont. Nur knapp einhundert Meter von der Transporter entfernt ging einer der Abfangjäger in einer Materie-Antimaterie-Explosion unter. Dabei wurden auch Johns Schilde nicht unwesentlich geschwächt. Er wich einem Kha’ak M5 nach unten aus, doch der Frachter war zu träge, um eine Kollision komplett zu vermeiden. Mit einem lauten Knall zerplatze die Außenhaut des dreieckigen Schiffes und explodierte. Doch dies störte die Angreifer kaum. Entsetzt beobachtete John über die Bildschirme, wie der Kha’ak Bomber aus der Mitte des Clusters einen Terraformer nach dem anderen vernichtete. Antimaterie-Blitze erhellten den Raum und ließen Johns Verteidigung nach und nach schrumpfen.
Endlich meldete sich ein Schiff von Außerhalb. Zaghaft schoss der Pilot eines Abfangjägers des Typs Buster nach den herum sausenden Kha’ak, doch mit dieser Strategie hatte er wenig Glück.
John wünschte sich, dass Ferd Awasi mit seiner Eklipse da wäre, doch der Argone war auf der Schiffswerft gefangen, bis er sich sein neues Schiff gekauft hatte.
Der Busterpilot hatte inzwischen seine Taktik geändert und drückte den Feuerhebel voll durch. Beschleunigte Partikel schossen aus den Mündungen der Bordkanonen und senkten die Schilde eines Kha’ak Interceptors. Doch dieser begann nun, zurück zu feuern. Schnell war die Energie der Buster aufgebraucht und…
John riss sich von dem Anblick des argonischen Jägers los. Er hatte hier selber genug zu tun. Von vorn näherte sich ein Kha’ak Scout und von oben ein Interceptor. Unterhalb der Transporter verrichtete der Bomber sein tödliches Werk unter den Terraformern. John blickte auf das Gravidar, bevor er einen Schlenker nach rechts machte. Von den sieben Terraformer-Schiffen war nur noch ein Aufklärer übrig, der mit zerstörten Triebwerken in Richtung der Schiffswerft trudelte. Und natürlich noch der CPU-Kern, der schnell aus der Feuerreichweite der Angreifer geschlüpft war und nun bei dem abstürzenden Aufklärer verweilte.
Die Kha’ak hingegen waren noch deutlich in der Übermacht. Ein Aufklärer und ein Abfangjäger knöpften sich gerade den argonischen Jäger vor, während der Bomber, eskortiert von zwei weiteren Aufklärern, nach einem neuen Opfer suchte und dieses in Form der Transporter fand.
Plötzlich lösten sich einige Impulsstrahlen unter lautem Getöse aus dem Heckgeschütz. Geistesgegenwärtig hatte Huli Lu den Impulsstrahlenemitter aktiviert. Doch nur wenige Schüsse trafen ihr Ziel und verpufften wirkungslos in den massigen Schilden des Angreifers.
Währenddessen war der CPU-Kern jedoch nicht untätig geblieben. Zusammen mit dem Kern aus seinem abstürzenden Schwesterschiff hatte er dessen Wrack abgebremst und in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt. Ein Aufklärer mit geschmolzenem Triebwerkssegment flog nun der Transporter entgegen. Wenn John…
Er überlegte nicht lange und korrigierte den Kurs. Der Bomber folgte, wie erwartet. Knapp einen Kilometer vor dem sich nähernden Wrack änderte John den Kurs. Das Stück Raumschrott trudelte knapp an der Transporter vorbei und zerriss den Energieschild des Frachters. Der Bomber hatte nicht so viel Glück und kollidierte frontal mit dem stark beschädigten Terraformer. Beide Schiffe vergingen dabei in einem Feuerball. Trümmerteile kamen aus der Wolke angeschossen, vernichteten dabei den einen Aufklärer und gruben sich rief in das Heck der Transporter.
Mit einem Ächzen verstummten die Energiekonverter des Heckgeschützes und für einen kurzen Moment flackerte das Licht auf der Brücke. John lenkte die Energie von Geschützen, Triebwerken und Frachtraumkompression auf die Schilde um. Der verbliebene Aufklärer der Kha’ak kam rasch näher. Mit einem lauten Summen zischte der Energiestrahl durch den zerrissenen Energieschild über die Außenhülle der Transporter und hinterließ hässliche Flammenspuren. Doch noch bevor der Angreifer wenden konnte, bohrte sich einer der TF/CPU-Kerne tief in seine Seite.
Der Impuls reichte aus, um die Wende zu vollenden, doch wichtige Systeme beider Objekte waren beschädigt. Eine Zeit lang schien es so, als ob der Kha’ak noch einmal feuern könnte, doch er nutze seine verbliebene Energie für eine Kurskorrektur und flog nun geradewegs auf die Transporter zu. Hilflos leitete John die Energie wieder um – diesmal jedoch zu den Triebwerken. Vielleicht könnte er es noch schaffen, dem gewaltigen Projektil, zu dem der Kha’ak nun geworden war, auszuweichen. Grad für Grad drehte sich der gewaltige Schiffskörper weg, doch es sollte nicht reichen. Mit einem lauten Schlag rammte der Aufklärer eines der seitlichen Triebwerke der Transporter und riss es ab. Während das Triebwerk nun langsam von dem Frachter wegdriftete, schrammte der Kha’ak noch über die Außenhülle des TS-Schiffes und schlitzte das Schiff auf wie ein Dosenöffner. Sofort machten sich einige der Reparaturroboter auf den Weg, um das verlorengegangene Triebwerk wieder einzusammeln. Andere sammelten Material aus den Wracks der Kha’ak-Schiffe, um den Riss in der Hülle zu schließen. John selber setzte einen Kurs auf die Schiffswerft.
In einer Entfernung von einigen Kilometern beobachtete er, wie die Schiffe, die an der Klammer angedockt waren, auf die die Transporter zuflog, abdockten und an anderen Klammern wieder andockten. Als John sein Schiff endlich angedockt hatte, strömten sofort zahlreiche Werftarbeiter zu dem angeschlagenen Frachter. Schon mehrfach war es bei Andockmanövern von beschädigten Schiffen zu Unfällen gekommen.
Die Klammern schlossen sich fest um das Raumschiff und der Landetunnel sowie einige Schläuche befestigten sich an dem Frachter. Huli Lu kam aufgeschreckt in das Cockpit und hantierte an einigen Kabeln herum, bis sie schließlich durch den Landetunnel den Chefingenieur erblickte. John beneidete den Mann nicht um sein anstehendes Gespräch.
Mit einem Blick auf das Gravidar erkannte John, dass die übrigen Kha’ak vernichtet waren. Eine leicht beschädigte Argon Buster dockte an einem Militärtransporter an. Der CPU-Kern flog indessen mit einigen Reparaturrobotern samt Triebwerk und Hüllenstücken auf Johns Position zu.
Fünf Mizuras später waren CPU-Kern, Reparaturroboter, Triebwerk und Wrackteile fest in oder an dem alten Frachter verstaut. Der Chefingenieur hatte die Reparaturdauer auf einige Tazuras geschätzt. Während dieser Zeit würde John eine veraltete Argon Discoverer als Ersatz bekommen. Als er aus der Transporter stieg, erkannte er das zerbeulte Schiff sofort. Der Name Sunlight mochte mal dazu gepasst haben, doch das Schiff hatte seine Blütezeit bereits erlebt. Rechts und links am Cockpit waren quaderförmige Triebwerkssektionen angebracht, neben denen jeweils eine Bordkanone in tiefer Energielosigkeit schlummerte. Die Verbindungen zwischen den fünf Segmenten sahen so aus, als ob sie jeden Moment auseinander brechen würden.
John verließ den Stationshangar und ging auf den zentralen Bereich der Station zu. Er rief Huli Lu noch schnell einen Gruß zu, bevor er in eine der Aufzugkapseln einstieg.
Der zentrale Bereich der Station bestand aus einem großen Raum, von dem aus sich einige Gänge erstreckten. In der Mitte war ein kleiner Park angebracht, in dem ältere Argonen auf glänzenden Bänken saßen. Täuschend echt aussehende Pflanzenimitate reinigten die Luft von schädlichen Stoffen und boten mit ihren großen Blättern Schutz vor neugierigen Blicken der teladianischen Händler. Neben Johns Aufzugkapsel waren drei weitere der rot glimmenden Schotts zu sehen. Ein blass gelbes Holo-Schild mit einem überdimensionalem „i“ hing über drei Schaltern, vor denen sich lange Schlangen reihten.
John las sich einen Wegweiser durch, bevor er in einen der Gänge einbog. Vorbei ging es an einigen kleinen Läden. Ein in Erdfarben gestalteter Raum erweckte dabei seine Neugier. Café Kaffeebohne stand in verschnörkelten Lettern über der Eingangstür. Daneben reihte sich die Plüsch-Tier-Handlung mit knubbeligen Kuscheltieren an das Programmierzentrum S.C.R.A.T.!
John warf einen Blick in das Technikgeschäft. Zahlreiche Minicomputer standen in Regalen, doch die Schiffserweiterungen waren nahezu ausverkauft. Nur noch einige Ausgaben eines boronischen Video-Magazins standen in den Regalen. John ging weiter, bis er endlich an den Laden kam, den er suchte. Forsale Navigation stand in großen Lettern auf einem Schild aus – John glaubte es kaum – Holz. In den „O“s und „A“s des Ladenschildes waren Bilder von Planeten angebracht worden.
Die Tür schwang automatisch auf und John sah sich einem hochgewachsenen Argonen gegenüber. Einige Stationsterminals waren aktiviert und zeigten Bilder von neuen Sektorkarten. Der hochgewachsenen Argone wechselte seine Gestalt zu einem grinsenden Boronen. Erst jetzt bemerkte John, dass es sich bei der vermeintlichen Person um ein Hologramm handelte. Der Ladenbesitzer meldete sich. „Tut mir schrecklich leid! Diese Holoprojektoren laufen schon seit einiger Zeit fehlerhaft. Ich dachte, ich hätte ihn repariert, aber Sie sehen ja…“
John bemerkte, dass der Argone über seinem bläulichen Overall einen Werkzeuggürtel trug. „Ich bin Mick Soldun. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel anbieten. Oder sind Sie zufällig an aktuellen Sektorkarten von den boronischen Kernsektoren interessiert?“ Als er merkte, dass John den Kopf schüttelte, redete er schnell weiter. „Hmm… eigentlich müsste ich bald Karten von den argonischen Kernsektoren erhalten, aber der Pilot… Sie wissen ja, wie sich ein Split in boronischen Sektoren aufführt. Als ihn die Polizei gescannt hat… naja. Warum sind Sie denn hier?“
Endlich kam John zu Wort. „Mein Schiff wird derzeit repariert und solange bekomme ich einen Aufklärer ausgehändigt. Ich dachte, dass Sie vielleicht einen Piloten suchen…“
Schlagartig hellte sich die Miene des Argonen auf. „Pilot? Natürlich! Wie schnell können Sie in Argon Prime sein? Ist ja eigentlich auch egal. Ich habe hier einen erweiterten Satelliten. Der ist zwar noch uralt, müsste dafür aber in Ihren Frachtraum passen. Sie haben doch nur Größe S oder? Klar, weiß ich doch. Würden Sie diesen erweiterten Satelliten für mich nach Argon Prime bringen?“
John schwirrte der Kopf. Was war los? Erweiterter Satellit? Frachtraum? Argon Prime? Er nickte langsam. „Ähm, ja. Wo soll ich…“ Weiter kam John nicht, denn der Argone schnitt ihm das Wort ab. „Weit außerhalb der Ekliptik. Könnten Sie außerdem diese Kameradrohnen mitnehmen? Wissen Sie, der Satellit soll eigentlich nur als Basisstation für diese Kameradrohnen dienen. Die scannen den Sektor, übermitteln die Daten an den Satelliten und schon habe ich die aktuellsten Sektorkarten! Aber passen Sie auf, ich habe in dem Satelliten die Scannereinrichtung mit einem Antimaterie-Tank vertauscht. Scannen muss der Satellit sowieso nur minimal und so können die Drohnen an ihm auftanken. Genial, nicht? Eine Frachtdrohne fliegt jede Wozura zu dem Satelliten und frischt die Antimaterie wieder auf. Hab‘ ich mir selber ausgedacht! Sie bekommen für das Absetzen des Satelliten, hmm, sagen wir fünfundzwanzigtausend Credits.“
John brauchte einen Moment, um die Informationen zu verdauen, stimmte dann aber zu.
Er verließ das Geschäft und ging zurück in den Zentralbereich. Während er in eine der Aufzugkapseln einstieg, hörte er eine der Stationsdurchsagen. „Der Andockbereich Gamma ist jetzt wieder betretbar. Die Eltern der kleinen Susi melden sich bitte an Informationsschalter zwei! Danke“
Neben John stand ein Teladi, der ihm sofort einige Dinge anbieten wollte. „Schuppenschaber ausss reinem Nividium! Greifen Ssie jetzt zu!“ John schüttelte kurz den Kopf und verließ die Kapsel, bevor ihm der Teladi noch seine Großmutter verkaufen wollte. Im Reparaturhangar der Station war es leerer, als John gedacht hatte. Lediglich zwei Schiffe standen in der Landezone, eines davon war die Transporter, deren Seitenwand komplett abgetrennt worden war. Daneben stand die alte Sunlight. John wunderte sich, dass das Schiff schlammbraun war.
Nur die Teladi von Ianamus Zura lackierten ihre Schiffe in dieser Farbe und dann auch nicht als Grundton. John ging zu einem Infoterminal und suchte nach Einträgen um Argon Prime. Ein Teladi wollte nach Heimat des Lichts gebracht werden und würde dafür eintausend Credits bezahlen. Der Preis war nicht besonders, aber eigentlich half er den Schuppenknauserern recht gerne. Er schickte dem Teladi eine Nachricht und suchte weiter. Drei Mizuras und ungefähr zweihundert Einträge später fand John endlich, was er suchte. Die Plutarch bot einen Flug nach Erzgürtel an. Für fünfhundert Credits würden die Argonen ihm die Erlaubnis geben, mit seiner Sunlight an deren Schiff anzudocken. Per Sprungantrieb würden sie dann nach Erzgürtel springen. So könnte John einen Weg von sechzehn Sektoren sparen. Wieder schickte er eine Nachricht.
John verließ das Terminal und ging zu der Sunlight. Erst jetzt bemerkte er, dass nicht nur das Schiff schlammbraun war. Auch der Boden unter dem Aufklärer…
John ging noch näher. Die Sache war eindeutig. Das Schiff war nicht schlammbraun, der Lack war schlichtweg unter einer Schicht von teladianischem Sumpfschlamm begraben. An einigen Stellen erkannte er nun auch, dass der vermeintliche Lack abbröckelte. John betätigte den Schalter auf einer kleinen Hinweistafel vor dem Schiff, um die Einstiegsluke zu öffnen. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnete sich eine kleine Klappe an der Sunlight und ließ den Schlamm weiter abbröckeln. John schüttelte den Kopf. Wenigstens war das Innere des Schiffes sauber.
Er verabschiedete sich von Huli Lu, die gerade damit beschäftigt war, die Reparaturroboter zu programmieren. John schloss die Klappe und betrat das Cockpit. Er aktivierte den Bordcomputer und fuhr die Triebwerke hoch. Schlamm spritzte von dem Schiff, als John beschleunigte und an einem der internen Andockschleusen andockte. Er rief den Teladi herbei, damit er endlich abfliegen konnte. Ratternd fuhren einige Container durch die Frachtluke in sein Schiff und auch der Teladi ließ nicht lange auf sich warten. Überrascht stellte John fest, dass es sich um Yomundris Kalandos Iginaras V handelte, der Kapitän des Zerstörers Herron.
Er begrüßte seinen Gast, wartete, bis sich die Tunnel und Schleusen von seinem Schiff entfernten und flog dann in den freien Raum. Nach einem Zwischenstopp an einer Navigationsbake steuerte John auf den Militärtransporter der Plutarch Mining Corporation. Zischend verankerten zwei Klammern das Schiff und dann begannen auch schon die typischen Sprungblitze. Angekommen in Erzgürtel überwies John dem Schiff die fünfhundert Credits und steuerte auf das Nordtor zu. Er aktivierte den Autopiloten und drehte sich zu Iginaras um. „Was führt Sie denn nach Heimat des Lichts?“, fragte er. Der Teladi antwortete:
„Wie Ssie scheinbar noch nicht wissen wurde mein Schiff, die Herron, bei dem Versuch die Sreb abzuwehren zerstört. In Heimat des Lichts wurde ein Schiff des Typs Serpent entdeckt. Es treibt dort herrenlos umher, da der Pilot damals in einer Rettungskapsel flüchten mussste. Ess war ein Fehlalarm, die Reaktorsensoren signalisiertem dem Computer, dass ein Leck entstehen würde. Inzwischen wurde mir das Schiff zugeteilt. Da die ETNO momentan keine Schiffe zur Verfügung hat, muss ich selber schauen, wie ich zu der Serpent komme. Wenn ich diese Sreb in die Klauen bekomme, dann…“
Der Teladi seufzte. Zumindest hörte es sich für John wie ein Seufzer an. Er hatte tatsächlich nicht gewusst, dass die Herron zerstört worden war, doch eigentlich war das zu erwarten gewesen. Noch bevor John etwas entgegnen konnte, flog die Sunlight durch das Sprungtor nach Heimat des Lichts.
Iginaras nannte John schnell die Koordinaten und der Aufklärer schwenkte in die Richtung des Schiffes. Für den Rest des Fluges war der Teladi still und auch John hatte nicht wirklich Lust auf eine Konversation. Doch kurz bevor die Sunlight außen an dem Jäger der ETNO andockte, zischelte der Teladi noch einige Worte: „Vielen Dank! Ich habe Ihnen die eintausend Credits überwiesen. Falls irgendetwas sein sollte, ich werde den nächsten Tazura vermutlich noch hier ssein. Guten Profit!“ John erwiderte den Abschiedsgruß und ließ den Teladi von Bord gehen.
Weiter ging es nach Argon Prime. Während des Fluges beobachtete John das Geschehen im Sektor, doch es gab nicht viel zu beobachten. Nur wenige Frachtschiffe flogen durch die Sektoren, meist von einigen Jägern eskortiert. Weitere Kampfschiffe umkreisten die Stationen oder patrouillierten im Sektor. Zu groß war die Angst vor den Sreb, als dass man sich auf Sensoren und Schilde verlassen würde. Die argonische Polizei scannte Johns Schiff während der kurzen Strecke drei Mal, eine Prozedur, die er bisher noch nie hatte durchmachen müssen. Schließlich heftete er sich an die Fersen einer Argon Militär Zentaur und erreichte das Nordtor in die Heimat der Argonen.
Nach dem Austritt aus dem Sprungtunnel änderte John sofort den Kurs und flog aus dem Sektorzentrum heraus. Als endlich jedes Schiff von seiner Gravidaranzeige verschwunden war, senkte John die Schilde seines Transporters und warf den Satelliten sowie die Kameradrohnen aus. Außerdem programmierte er eine Nachrichtendrohne mit den genauen Koordinaten der Station und schickte diese in das Büro von forsale Navigation. Er beobachtete noch einen Moment lang das Treiben um den kleinen Satelliten. Glänzend schwarze Körper umschwirrten den Satelliten, dessen breite Solarkollektoren neben zwei schüsselartigen Sensoranlagen an primitivste Technologie erinnerten. An einem leicht bläulichen Kasten dockten nach und nach die schwarzen Miniaturraumschiffe an und sammelten die Daten. Alles verlief nach Plan.
John drehte sein Schiff und flog auf die Schiffswerft des Sektors zu. Sie kam gerade in Sichtweite, als sich plötzlich rostbraune Striche neben dem grauen Punkt der Schiffswerft materialisierten und die Werft unter Beschuss nahmen. Die Schilde hielten den Energiepfeilen stand und mittlerweile war John näher an das Geschehen herangekommen. Er beobachtete, wie sich zahlreiche Jäger von einem großen Trägerschiff der Sreb lösten und Kurs auf den Planeten nahmen. Mittlerweile erreichte auch die derzeitige Sektorwache, eine völlig überforderte Fregatte namens Sepulsor VI, das Kampfgetümmel. Ihre Kanonentürme drehten sich und feuerten blassblaue Kugeln auf die beiden Zerstörer der Sreb. Währenddessen bewies ein blauer Blitz, dass der Träger der Sreb seinen Auftrag erledigt hatte und nach Hause zurückgekehrt war.
Ein weiterer Blitz erhellte Johns Cockpit, die Sepulsor war in Flammen aufgegangen. Einige Jäger, die von der Orbitalwerft abgedockt waren, erlitten dasselbe Schicksal. Mit Mühe erkannte John, dass zahlreiche Frachter von dem großen Bauwerk flohen und entweder in Sprungblitzen oder Explosionswolken verschwanden. Nur mit größter Anstrengung konnte er sich von dem Anblick losreißen und die Sunlight erneut wenden. Er fiel wieder dem Südtor entgegen und verschwand nur wenige Mizuras später in demselben.
Eilig programmierte er einige Nachrichtendrohnen, die er an die öffentlichen Stellen der argonischen Föderation sandte. Währenddessen hatte der Bordcomputer die Wende des Schiffes als Befehl interpretiert und flog in direktem Kurs nach Omicron Lyrae zurück. John rüttelte am Steuerhorn. Vorher hatte er noch etwas Wichtiges zu erledigen. Die Koordinaten waren noch im Zwischenspeicher, sodass der argonische Aufklärer bereits eine halbe Stazura später neben einer leicht beschädigten ETNO Serpent stand. Beunruhigt erkannte John, dass die Lebenserhaltung des Jägers neben ihm ausgefallen war. Hastig öffnete er einen Commkanal.
„Iginaras? Iginaras! Wir müssen schnell hier weg!“ Währenddessen hatte der Computer die Sunlight bereits an das ETNO-Schiff angedockt. John öffnete die Luftschleuse und rannte in das Innere des Schiffes. Die Luft war ein wenig abgestanden, jedoch noch weitestgehend in Ordnung. Allerdings lag die Temperatur mittlerweile knapp unter dem Gefrierpunkt. Ein steifer Teladi kam John entgegen. „Tshh! Bei den Reparaturen habe ich die Lebensserhaltung beschädigt! Was ist denn loss?“, fragte der Teladi. John beschrieb ihm die Lage. Auf einmal wurde der Teladi ganz hektisch. „Wassss! Argon Prime? Eine Sezura…“ Iginaras watschelte zu der Konsole und drückte einige Knöpfe. „Schnell, wir müssen an Bord deinesss Schiffes!“, sagte er schließlich.
Auf der Sunlight angekommen, drückte der teladianische Kapitän einige Knöpfe der Hauptkonsole. Zischend schossen einige Haken aus der Hülle der Sunlight und verankerten sich in dem Jäger. „Was tust du denn da?“, rief John. Der Teladi antwortete: „Ich verbinde die beiden Schiffe mit Schlepphaken. Teladianisches Patent. Auf der Serpent habe ich den Sprungantrieb aktiviert. In etwa einer halben Mizura werden beide Schiffe nach Omicron Lyrae gebracht!“

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Glumski
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Kapitel 6: Unerwartete Ereignisse

Teil 1: Tod und Leben
Jennifer Cortez

Sie erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Weiß. Der Raum war komplett in weiß gestaltet. Weißer Boden, weiße Decke und weiße Wände. Eine glänzend graue Tür. Jennifer merkte, dass sie ebenfalls in einem weißen Bett lag. „Miss Cortez?“
Neben ihrem Bett stand ein Mann in weißem Kittel. Sie nickte kurz, der Mann fuhr fort. „Wir haben Sie gefunden. Der Sprungantrieb Ihres Schiffes hat Sie hierher gebracht. Als wir an Bord kamen, waren Sie ohnmächtig. Zur Vorsorge haben wir Sie hierher gebracht, doch Sie sind in Ordnung!“
Jennifer öffnete den Mund, schloss ihn wieder und öffnete ihn erneut. „Was… wo bin ich hier? Und wo ist mein Schiff? Wie lange…“ Der Mann lächelte. „Sie sind im Militärkrankenhaus auf Argon Prime! Die Freya steht oben auf dem Landeplatz des Hospitals. Wir haben Sie hier vor etwa einem Tazura hergebracht. Einem Tag meine ich. Der medizinische Scanner hat nichts Schlimmes gefunden, aber trotzdem… fühlen Sie irgendwelche Schmerzen?“ Jennifer schluckte.
Dann schüttelte sie den Kopf.
Der Arzt erklärte ihr, dass sie jetzt schon gehen dürfte. Er beschrieb ihr den Weg zum Landeplatz auf dem Dach. Jennifer bedankte sich und machte sich auf den Weg dorthin. Sie ging durch einige Flure und fuhr mit einem Fahrstuhl teladianischer Bauweise auf das Dach. Dort angekommen blickte sie gen Himmel. Kein Orbitalring. Wie ungewöhnlich…
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Jennifer breit. Doch dann sah sie etwas, was sie aufheiterte. Es gab zwar keinen großen Ring um den Planeten, doch die gewaltige Schiffswerft erinnerte sie an den Mars. Plötzlich veränderte sich jedoch das Bild vor ihren Augen. Helle Punkte tanzten um die Schiffswerft herum. Dann ein plötzliches Aufblitzen… dort wo wenige Sekunden vorher noch die Werft gewesen war, strahlte nun ein Feuerball den Planeten an. Sie hörte ein Summen. Erst leise, doch dann wurde es immer lauter. Ein Knall und da, noch einer! Langsam bewegte Jennifer ihren Kopf in die Richtung der Geräusche. Rostbraune Körper kamen aus Richtung des Horizonts und feuerten Energieendladungen auf den Boden ab. Die meisten Gebäude schützten sich mit Energieschilden, doch an einigen Stellen flammten Explosionen auf.
Jennifer rannte los. Glücklicherweise war der Generator der Freya nicht komplett abgeschaltet worden, die Piloten hatten sich anscheinend mit den Schiffssystemen ausgekannt.
Mit einigen Schritten erreichte sie das Cockpit ihres Raumschiffes und startete die Triebwerke. Ein Blitzstart war die Folge. Hinter sich beobachtete sie, wie einige argonische Jäger aufstiegen und die Sreb-Schiffe unter Beschuss nahmen, doch die Argonen waren in der Unterzahl. Jennifer verlor den Kampf unter sich aus den Augen und geriet in die Schlacht über der Freya. Ein bedrohliches Summen schreckte sie hoch. Sie stellte das Schiff auf Autopiloten und ging in den hinteren Teil des Schiffes. Dort lag nach wie vor der CPU-Kern der abgestürzten AGI. Sie hob ihn auf und ließ ihn vor Schreck beinahe wieder fallen. Der Kern vibrierte! Ein heller Lichtblitz erinnerte sie an das Geschehen außerhalb ihres Schiffes. Sie ging zurück zu der Hauptkonsole, den AGI-Kern immer noch in ihren Händen. Der Bordcomputer bemühte sich um die Erhaltung des Schiffes.
Mit wilden Drehungen, Rollen und Geschwindigkeitsveränderungen entging die Freya den meisten Schüssen. Gezielte Energiepfeile eliminierten näherkommende Raketen. Dennoch waren die Schilde mittlerweile auf weniger als zehn Prozent und Plasma leckte über die Hülle. Jennifer beobachtete, wie ein Jäger direkt über sie hinweg flog. Ein weiterer explodierte schräg vor ihr. Die linke Seitengondel eines Sreb-Zerstörers wurde abgesprengt, dann tarnten sich die Angreifer und flohen aus dem Gefecht. Die Seitengondel jedoch schrammte hart über die Trümmer der Werft, zerstörte einige der Jäger und zerbrach schließlich in der Explosionsschockwelle einer Korvette. Ein kleines Trümmerstück, nicht viel größer als eine Kampfdrohne, schoss direkt auf die Freya zu, durchlöcherte den Schild und schlug schließlich in die Hülle ein. In dem Hecksegment des Raumschiffes bildete sich ein Riss.
Jennifer schluckte. Ganz langsam stand sie auf und suchte nach dem Reparatur-Kit. Schweiß lief ihr über die Stirn, als sich der Riss knackend vergrößerte und schließlich zu einem Loch ausweitete. Dann brach ein relativ großes Stück aus der Hülle und sorgte für ein Vakuum im Schiff. Für einen kurzen Moment fragte sich Jennifer, wieso sie den dämlichen AGI-Kern eigentlich immer noch in den Händen hielt, dann umschlossen sie die gnadenlosen Tiefen des Alls.

Nopileos

Deck für Deck arbeitete sich der Rettungstrupp vor. Glücklicherweise waren die Sicherheitsschotts sofort heruntergefahren und verhinderten das Entweichen der Bordatmosphäre. Nun marschierte ein zehnköpfiger Rettungstrupp mit Nopileos an der Spitze durch das Innere des ETNO Hauptquartieres. Die Energieversorgung war schon zu großen Teilen wiederhergestellt. Die Beleuchtung war aktiv, Fahrstühle fuhren, Sensoren lieferten Daten und sogar der Asteroidenschild konnte aktiviert werden. Unzählige Reparaturroboter des CPU-Schiffes #deec bauten aus Trümmerteilen neue Außenwände und reparierten die Systeme.
Doch es gab immer noch einige Decks, die vollständig von der Außenwelt abgeschnitten waren, Energieleitungen waren zerrissen, zerschmolzen oder geborsten, Lifte aus ihren Verankerungen gerissen und Schotts so verbogen, dass man sie selbst mit der Notenergie kaum noch öffnen könnte. Und so marschierten zehn in Raumanzüge gehüllte Teladi durch die eisige Kälte, verschlossen kleine Risse und retteten die glücklichen Überlebenden, die es zu anderen Raumanzügen oder hermetisch abgeriegelten Räumen geschafft hatten. Speziell eingerichtete Notkammern hatten dafür gesorgt, dass es nur wenige Opfer gab.
Sie durchbrachen gerade ein weiteres Schott. Während der Techniker des Teams an der Energieleitung herum werkelte, durchleuchtete Nopileos das letzte Deck der Station. Es war eigentlich die zentrale Etage, auf der das Kabinett seine Büros hatte, doch die meisten wichtigen Persönlichkeiten weilten auf dem Planeten. Lediglich Illireos war bei dem Angriff noch auf der Station gewesen. Nopileos watschelte hastig zu dem Schott und öffnete es manuell. Sofort schloss sich der Helm seines Raumanzuges, im Büro war keine Atmosphäre mehr enthalten.
Nun ging auch das Licht an, der Techniker hatte gute Arbeit geleistet. Schnell fand sich der Grund für die Dekompression, ein nahezu winziges Loch in der Außenhaut der Station. Das Büro wirkte nahezu so, wie Nopileos es in Erinnerung hatte, lediglich eine heruntergestürzte Deckenplatte störte den Gesamteindruck. Nopileos hob ein schmales PDA auf, welches auf dem Boden lag. Splittechnologie. Nopileos schreckte hoch. Was machte ein PDA der Split hier auf der Station? Ihm kam eine böse Vorahnung. Mittlerweile stießen auch die anderen neun Mitglieder des Trupps zu ihm. Gemeinsam durchsuchten sie das Büro, fanden jedoch nichts, was auf den Verbleib von Illireos schließen ließ. Nopileos blickte nach oben. An der blassgrünen Decke fehlte ein großes Stück, wo die Platte herausgebrochen war. Er setzte einen vorsichtigen Schritt auf das Deckensegment, das schräg auf dem Boden lag. Mit etwas Fantasie erkannte man eine Art Treppe… Nopileos machte einen weiteren Schritt. Die Platte hielt definitiv. Nach vier weiteren Schritten hatte Nopileos die Treppe erklommen und blickte in den kleinen Hohlraum über der Decke. Doch dort lag, genau wie er erwartet hatte, Illireos in einem viel zu großen Raumanzug. Nopileos schaute auf die Anzeigen des Anzugs, Illireos war am Leben, jedoch bewusstlos. Vermutlich war er in die für Teladi übliche Schutzkatalepsie gefallen.


Teil 2: Top Secret
Ban Danna

„Wng! Fndnrns‘ch!“
„Warng! Fande närn sich!“
„Warnung! Feinde nähern sich!“
„Warnung! Feinde nähern sich!“ Ban Danna öffnete die Augen. Er war eindeutig auf der Brücke der Argon Eins.
„Warnung! Feinde nähern sich!“
Er stand auf; sein Rücken schmerzte. Während Danna versuchte, den aufkeimenden Schwindel zu unterdrücken, trat er das Rohr weg, das unter seinem Rücken gelegen hatte. Scheppernd fiel es zu Boden.
„Warnung! Feinde nähern sich!“
Ban Danna sah ein violettes Leuchten, dann explodierte etwas vor dem Schiff.
„Computer? Statusbericht!“
„Die Primärsysteme laufen. Hüllenstabilität um den Sprungantriebsraum bei 99%. Sprungantrieb ausgefallen!“
„Standortbestimmung!“, befahl Danna.
„Standortbestimmung läuft! Achtung! Alle Feinde im Umfeld wurden eliminiert!“
„Gut gemacht“, lobte Danna den Computer, dann sah er sich auf der Brücke um. Die Offiziere auf der Brücke regten sich, eine Pfütze Kaffee hatte sich um das vermeintliche Rohr ausgebreitet, welches der Geheimdienstler weggetreten hatte. Es war eine Thermoskanne, deren Deckel einige Meter weiter von der Flasche entfernt lag.
„Standortbestimmung abgeschlossen. Unbekannter Standort!“, meldete der Computer.
„Verdammt!“, rief der Geheimdienstler. „Danna an Maschinenraum! Maschinenraum, melden!“
„Hier Maschinenraum“, ertönte die Antwort aus den Lausprechern.
„Statusbericht!“
„Der Sprungantrieb ist durchgebrannt; der Computer hat die Notfall-Kontrolle übernommen!“
„Was ist passiert?“, fragte Danna.
„Die unbekannte Anomalie hat den Sprungantrieb gestört. Ich habe den Computer angewiesen, weitere Standortbestimmungen…“
„Wann ist der Sprungantrieb wieder einsatzbereit?“, unterbrach Danna die Stimme.
„Wir sind uns nicht sicher, Sir. Könnte ein paar Stazuras dauern! Vielleicht auch länger.“
„Tun Sie, was Sie können! Hangarkontrolle bitte kommen!“
„Hier Hangarkontrolle!“
„Schicken Sie die Aufklärer los. Sie sollen die Gegend erkunden und bei Feinkontakt sofort hierher zurückkehren!“
„Ja, Sir!“
„Computer, wie sieht es mit dem Standort aus?“
„Das Schiff befindet sich in einem bekannten Gebiet. Der Standort unterliegt der Geheimhaltung“
„Computer, Standort freigeben. Ich gebe den Code in mein Kommandokonsole ein.“
„Sie haben keine ausreichend hohe Geheimhaltungsstufe!“, meldete der Computer.
„Computer, wer an Bord hat eine ausreichend hohe Geheimhaltungsstufe?“, fragte Danna.
„Niemand aus Ihrer Mannschaft…“
„Computer, wie heißt du?“
„Meine Bezeichnung lautet Argon-M1-Colossus-Theta-3“
„Welchem Typ entsprichst du?“
„Ich bin ein Großkampfschiff-Computer der ETNO, Modell E-TF“
„Also gut, Theta 3. Wie sind die Optionen“, fragte Danna genervt.
„Ich würde empfehlen, Kurs auf den Sektor ETNOs Hilfe zu nehmen.“
„Wie weit ist der Sektor entfernt?“
„Drei Sprünge“
„Kurs setzen!“
„Hangarkontrolle an Danna“, störte die Hangarkontrolle das Gespräch.
„Ich höre“
„Wir haben alle fünfzehn Schiffe des Discoverer-Typs losgeschickt. Die Aufklärungsdrohnenschächte sind blockiert.“
„Reparieren Sie das!“, erwiderte Danna. Ein Fehler und schon ging nichts mehr im Schiff…
„Sir, alle Funktionen laufen nominal. Wir haben nicht… ausreichende Berechtigungen, um die Schächte zu öffnen!“
„Ich habe verstanden. Danna Ende! Theta 3, auf wessen Befehl wurden die Aufklärungsdrohnen gesperrt?“
„Dies unterliegt der Geheimhaltung. Sie haben nicht ausrei…“
„Computer! Wir sind in einer Krisensituation! Ich erwarte, dass in einer Krisensituation alle Systeme meines Schiffes auch gehorchen!“
„Das Schiff und die Mannschaft befinden sich nicht in Gefahr!“
Danna stutzte. War das eine Widerrede vom Computer?
„Theta 3, Selbstdiagnose!“
„Selbstdiagnose läuft. Primärsysteme funktionsfähig. Sekundärsysteme funktionsfähig. Backup-Systeme funktionsfähig. Notsysteme funktionsfähig. Computerkern auf 17%iger Auslastung. Selbstdiagnose abgeschlossen, alle Systeme nominal!“
„Computer, auf wessen Befehl hast du die Schächte gesperrt?“
„Auf meinen eigenen“
„Wer hat das einprogrammiert?“
„Niemand“
„Theta 3… wo befinden wir uns? Antworte oder ich sehe mich gezwungen, dich mit der alten Version zu überschreiben.“, drohte Danna. Jetzt stritt er schon mit Computern herum…
„Wir befinden uns im Sektor Kha’aks Ankunft. Koordinate im Sprungtornetzwerk: 21/1. Zur Information: Das Überschreiben meiner Systeme ist weder ratsam noch möglich.“
„Colonel Danna an Führungsoffiziere. Wir treffen uns in einer halben Stazura im Maschinenraum.“
„Hangarkontrolle an Danna. Staffel fünf ist gerade zurückgekehrt. Sie konnten mehrere Kha’ak-Großkampfschiffe ausmachen.“
„Kha’ak? Sind die Schiffe aktiv?“
„Ja, Sir. Es wurden mindestens vier Zerstörer gesichtet. Wir bewegen uns von ihnen weg.“
„Rufen Sie alle Staffeln zurück!“
„Eingehende Nachricht! Nur Audio!“, meldete Theta 3.
„Abspielen!“, befahl der Colonel.
Eine maschinelle Stimme sprach in kurzen Sätzen: „Hier spricht der Bordcomputer des Aufklärers 2/1 aus der zweiten Staffel. Wir wurden von Kha’ak angegriffen. Alle Angreifer sind vernichtet. Die Piloten auf allen drei Schiffen sind tot. Einheit 2/2 ist stark beschädigt. Meine Einheit und Einheit 2/3 wurden gezielt beschossen. Der Cockpitbereich und die Lebenserhaltung sind zerstört.“


Teil 3: Wiedergeburt
Jennifer Cortez

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Ein Trümmerteil. Die Freya. Der CPU-Kern. Dann ein Vakuum und ewige Dunkelheit. Und weitere Erinnerungen kamen zurück. Sie konnte sich an jede Situation in ihrem Leben erinnern, mit allem drum und dran. Bilder, Geräusche, Gerüche, sogar der Geschmack der Luft auf der Erde waren ihr präsent. Und denken konnte sie auch besser als zuvor. Was war mit ihr los? War sie tot? Naja, für gewöhnlich ist man tot, wenn man ins Vakuum des Alls gerissen wird. Doch da war noch etwas in ihrem Geist, was sie beunruhigte. Zwei Worte und ein mathematischer Ausdruck:
„Treibstoff bei 2,76%“. Sie riss die Augen auf. Um sich herum war alles schwarz. Nein, dort konnte sie noch einige Trümmerteile der Schiffswerft sehen, einige Sterne erhellten das All. Und wenn sie genau hinschaute, war auch der Widerschein des Planeten erkennbar. Und sie konnte auch noch viel mehr sehen. Der Widerschein des Planeten leuchtete in einem warmen Rot. Warm… fiel ihr auf. Sie konnte die genaue Temperatur messen. „Beschränk dich erst einmal auf die optischen Sensoren“, dachte sie. Und dann noch „Was?“.
Langsam wurde ihr alles klar, eine zweite Erinnerung machte sich in ihr breit. Eine Raumschlacht über einem bewohnten Planeten – Eris. Sie gehörte zu den Angreifern. Dann schob sich etwas Großes in ihr Blickfeld. Sie trudelte auf den Planeten zu, dann katapultierte sie sich aus ihrem Schiff heraus. Neben einem kleinen Raumschiff fiel sie zu Boden. Ein weiblicher Terraner hob sie auf und brachte sie in sein Schiff. In ihr Schiff, verbesserte sie in Gedanken.
Einige Tage später. Eine weitere Raumschlacht, dieses Mal über Argon Prime. Die Frau, die sie mittlerweile als Jennifer Cortez identifiziert hatte, hielt sie in den Händen. Dann wurde das Schiff von einem Trümmerteil getroffen. Als letztes Geschenk, als Dank für die Rettung auf Eris hatte er die Energiesignaturen – die Persönlichkeit – des Terraners in seinen CPU-Kern gezogen. Und wer war sie jetzt? Eindeutig Jennifer Cortez. Von dem Bewusstsein des Xenon war nichts übrig. Vielleicht, weil Xenon kein Bewusstsein haben, dachte sich Jennifer Cortez.
Dann löste sie sich von den Gedanken, es half ihr auch nicht aus der Situation. Ihre Sensoren machten die Freya in einiger Entfernung aus. Sie berechnete, wie sie dorthin gelangen konnte. Ein gezielter Stoß der Triebwerke würde reichen. Blieb nur ein Problem: Wie bekam man diese Triebwerke zum Laufen? Jennifers Bewusstsein kramte in ihrem CPU-Gehirn herum. Hmm… hätte sie doch bloß eine Anleitung. Doch die Informationen ließen sich natürlich in dem Xenon-Gedächtnis finden. Ein Denkimpuls. Eigentlich lief alles so, wie auch beim Menschen. Man musste nicht darüber nachdenken, etwas zu tun. Man musste es einfach machen.
Und so bewegte sie sich auf die Freya zu. „Treibstoff bei 1,02%“ Sie ärgerte sich. Na toll! Und was soll ich jetzt machen? Doch die Frage erübrigte sich, denn da war auch schon die Freya. Ein kleiner Schub mit den Triebwerken, damit sie durch die Lücke kam und dann ein weiterer, um auf dem Pilotensitz zu landen. „Treibstoff bei 0%“ Ach nee, dachte sich Jennifer. Per Funk sendete sie dem Computer den Befehl und ihren Autorisationscode. Der Energiegenerator fuhr hoch. Eine Kampfdrohne der Sreb erfasste die steigende Energiesignatur und feuerte mit ihrem letzten bisschen Energie. Und schon war es düster auf der Freya. „Waffen und Schilde ausgefallen. Generator auf Notenergie. Energie bei 5%, 4%, 3%, 2%, 1%, null Pro…“, meldete der Computer.
Doch Jennifer hatte längst, was sie wollte. Ein kleiner Antimaterietank für Nachrichtendrohnen war in dem Schiff eingebaut – Standard bei jedem terranischen Schiff. Und schon war der Tank von Jennifers CPU-Kern wieder randvoll. Sie vermerkte die Position der Freya in ihrer Datenbank und flog in perfekten Kurven aus dem Trümmerfeld heraus, dem Osttor entgegen. Sie müsste schnellst möglich zu einer Schiffswerft gelangen! Ihrer Xenondatenbank nach gab es im Sektor Elenas Glück noch einige Xenonschiffe, die herrenlos umhertrieben.
Doch noch bevor sie das Sprungtor erreichte, schob sich eine Fregatte namens Sepulsor IV in ihren Weg. Das Schiff gehörte einer Staffel bestehend aus fünfzehn Fregatten an, die die Kernsektoren der Argonen schützen sollten. Nachdem die Sepulsor VI aus Argon Prime zerstört worden war, sollte die Sepulsor IV aus Trantor den Sektor übernehmen. Das Schiff des Typs Cerberus fackelte nicht lange und richtete seine Waffen auf den vermeintlichen Xenon aus. Jennifer scannte die sechs Hangars des Schiffes und erkannte ihre Chance. Hinter einer der Klappen steckte ein gekaperter N-Aufklärer der Xenon.
„Hier spricht Captain Mick Bernswarth von der AP Sepulsor IV. Schalten Sie Ihre Triebwerke ab und ergeben Sie sich!“ An der Aussprache des Argonen erkannte man deutlich, dass er nicht mit einer Reaktion auf seinen Befehl rechnete.
„Hier ist First Lieutenant Jennifer Cortez von der…“ Mit einem Ruck in ihrem Herzen – oder besser gesagt ihrem Maschinenkern – bemerkte sie wieder, dass USC und ATF der Vergangenheit angehörten. „Hier ist Jennifer Cortez!“, wiederholte sie daher.
Captain Bernswarth war eindeutig verwirrt. „Miss… Cortez? Bitte nenne Sie Ihren Standort. Wir haben nur den CPU-Kern eines Xenon auf dem Schirm.“
Tja. Das war ja auch der Grund allen Übels.
„Ich habe es selbst noch nicht ganz begriffen, aber ich… ich bin der CPU-Kern“, sagte Jennifer verlegen.
Nun begriff der Mann gar nichts mehr.
„Ähm. Das. Ich. Gewähre Ihnen Andockerlaubnis.“
Gelb leuchtende Holokugeln wiesen Jennifer den Weg zu den Andockpunkten. Die Hangartore öffneten sich mehr oder weniger majestätisch und der unterarmlange Zylinder flog durch das Kraftfeld, welches die Luft im Schiff hielt.
Eine misstrauische, mit Schusswaffen ausgerüstete Hangarcrew stand ihr gegenüber. Jennifer deaktivierte ihren M/AM-Antrieb und schaltete auf Schwebeaggregate um. Etwa eineinhalb Meter über dem Boden stabilisierte sich ihre Position.
Ein bewaffneter Argone von der Sicherheit bedeutete Jennifer, ihm zu folgen. Er führte sie in einen komplett weißen Raum, in dem lediglich zwei Stühle, ein Tisch und eine Art kleines Podest standen, und ging zurück zu der Tür, als Captain Bernswarth den Raum betrat.
„Ich heiße Sie herzlich willkommen auf meinem Schiff. Bitte verübeln Sie es mir und der Mannschaft nicht, dass wir ein wenig irritiert und misstrauisch sind, so etwas gab es in der Geschichte der Föderation noch nicht. Möchten Sie sich… ähm, hinlegen?“, fragte er nervös.
Jennifer bejahte und verringerte die Leistung der Antigrav-Aggregate, bis sie auf dem Podest auflag. Der Captain setzte sich auf den Stuhl an der gegenüberliegenden Seite des Tisches.
„Nun, erzählen Sie mir bitte, wie Sie… in diese… Situation gekommen sind.“
Jennifer erzählte ihre Geschichte, angefangen von den Ereignissen auf dem Torus und endete mit den Geschehnissen, bevor sie auf die Sepulsor traf. Bernswarth hörte ihr aufmerksam zu, nickte zwischendurch und unterbrach sie einige Male, um nach Details zu fragen.
„Und jetzt sitzen Sie auf diesem Schiff fest?“, fragte er, als sie ihren Bericht beendet hatte.
„Nein, eigentlich nicht. Ich benötige nur ein funktionierendes Raumschiff. Ich dachte eigentlich, dass in Elenas Glück noch einige Xenonschiffe herumtreiben müssten.“
Der Militär stimmte ihr zu. „Wir…“, fing er an und wurde von einer Durchsage unterbrochen. „Captain auf die Brücke! Wir haben Feindkontakt!“, meldete eine Computerstimme.
Die Hauptbeleuchtung verringerte sich und rote Leuchten blinkten träge, als der Mann aufsprang und aus dem Raum rannte. Die Wache folgte ihm.
Jennifer aktivierte ihre Antigravs und verließ den Raum. Kaum hatte sie eines der Außenfenster erreicht, erkannte sie auch schon, was los war. Der Leib einer Sreb-Korvette tauchte unter dem Fenster her, ein argonischer Aufklärer zerplatze unter den Salven des mächtigen Feindes.
„Kampfstationen besetzen! Piloten in den Hangar!“, befahl der Computer. Einige Personen hasteten an Jennifer vorbei. Sie beschloss, ihnen zu folgen.
Mittlerweile erzitterte das Schiff unter den tropfenförmigen Geschossen, die auf die Schilde trafen.
Im Hangar angekommen wurden sofort die vier argonischen Jäger gestartet, zwei gehörten der M4/Buster-Klasse, je einer der M3/Nova- und der M3+/Eklipse-Klasse an. Fauchende Triebwerksstrahlen tauchten den Raum in ein helles Blau, die glänzenden Körper schnellten durch die Kraftfelder und verschwanden in der Schwärze des Alls. Nur noch der Xenonjäger stand auf einem der sechs Landeplätze. Jennifer erkannte ihre Chance und holte sich eine Starterlaubnis ein. Sie beflog das Schiff über eine der Seitenöffnungen und schob sich in eine zylinderförmige Aussparung des Hauptcomputers. Sofort aktivierten sich die Systeme und Jennifer schoss aus dem klaffenden Maul des Hangars.
Während sich die klobigen Geschütztürme der Sepulsor drehten und ihre energiereiche Ladung auf den Feind schickten, kämpften die argonischen Jäger gegen eine feindliche Jagdstaffel an.
„Alpha 3 hier, ich stehe unter Beschuss! Erbitte Hilfe!“, rief der Pilot einer Buster. Jennifer lokalisierte das Signal und folgte diesem. Innerhalb eines roten Quadrates erkannte sie die Form des argonischen Abfangjägers, ein weiteres rotes Quadrat, gefüllt mit dem Körper einer Skorpion der Sreb. Jennifer programmierte die Freund/Feind-Kennung um, sodass die argonischen Verteidiger nun in blauen Quadraten gezeigt wurden. Verärgert über die geringe Bewaffnung schoss sie mit zwei Partikelbeschleunigerkanonen auf die schwachen Schilde des Angreifers. Noch bevor der Split wusste wie ihm geschah, überluden seine Waffensysteme. In einem letzten Akt der Verzweiflung steuerte er sein Schiff auf die Sepulsor zu und kollidierte mit dieser. Die Sreb schienen die Überhand zu gewinnen. Eine der beiden Buster und die Eklipse waren bereits kampfunfähig geschossen. Die Rettungskapseln der Schiffe wurden von der Sepulsor aufgenommen. Jennifer änderte den Kurs auf die herrenlose Eklipse, während die Nova hinter ihr mit einem Jagdbomber der Sreb zusammenstieß und beide Schiffe in einem Feuerball untergingen.
Die übriggebliebene Buster umkreiste die Sepulsor und zerstörte dann mit wieder aufgeladenen Schilden und Waffen eine weitere Skorpion der Sreb, bevor seine Antriebssysteme zerstört wurden und das Schiff, welches gerade zum Rückzug angesetzt hatte, in sein Mutterschiff prallte und einen der Schildgeneratoren zerstörte. Explosionen überzogen das Schiff und Jennifer erkannte inmitten der umherfliegenden Trümmer auch einige menschliche Körper. Mittlerweile hatte sie den schweren Jäger der Argonen erreicht und dessen Schiffssteuerung manipuliert. Sie versah das Schiff mit einem Transpondersignal der Sreb und schickte es auf Abfangkurs mit der Drache, wie die Sreb-Korvette hieß.
Die Angreifer würden annehmen, dass es sich dabei um ein gekapertes Schiff handeln würde. Wenn sie den Fehler entdeckten, wäre es schon zu spät, um irgendetwas auszurichten. Mühselig setzte sich der lädierte Gleiter in Bewegung und gewann mehr und mehr an Geschwindigkeit.
Während die Drache weiterhin die Sepulsor beschoss und mittlerweile sowohl Waffen als auch Schilde lahmgelegt hatte, näherte sich die Eklipse immer weiter und brach schließlich mittig in den verbliebenen Schildemitter, der unter einer bläulich-weißen Explosion zusammenbrach.
Doch die Sreb ließen sich den Sieg nicht so einfach aus der Hand nehmen und feuerten mit ihren Hauptwaffen weiterhin auf die Sepulsor, deren Hangarbereich mittlerweile in Flammen stand. Die Geschützkanzel der einstmals stolzen Drache drehten sich hingegen und schossen auf den kleinen Aufklärer der Xenon. Jennifer wich aus so gut es ging und feuerte mit allem was sie hergab – was zugegebenermaßen nicht sehr viel war. Erfreut stellte sie fest, dass der Xenon noch einige Einheiten der Libelle-Raketen bereit hatte. Zwei der kleinen Marschflugkörper lösten sich von ihrem Aufklärer und zischten mit hellem Schweif ihrem Ziel entgegen.
Die dritte Rakete jedoch wurde direkt vor ihrem Xenonschiff von einem der Laser erwischt und explodierte. Erschrocken stellte Jennifer fest, dass sowohl Schilde als auch Waffen ihres N stark beschädigt waren. Schnell drehte sie ab und flog auf die argonische Fregatte zu. Doch die Sreb ließen nicht locker und hinterließen einen wahren Teppich aus Geschossen bevor die beiden Raketen in den Hauptgenerator der Sreb einschlugen und das Schiff in Stücke rissen. Mit Mühe und Not gelang es Jennifer, den vorderen Laserpunkten auszuweichen, doch das Hauptfeld traf sie mit voller Wucht und ließ die Triebwerke schmelzen. Sie öffnete einen Kanal zu ihrem Ziel: „Hier Cortez! Mein Schiff ist schwer beschädigt! Erbitte Landeerlaubnis!“
„Negativ, Miss Cortez“, antwortete ein ihr unbekannter Offizier. „Der Hangarbereich ist stark beschädigt! Der Landebereich liegt im Vakuum und die dahinterliegenden Räumlichkeiten sind auf nahezu 1000 Grad Celsois erhitzt! Außerdem steht der Hangarbereich unter Kontrolle einiger Sreb, die in das Schiff eingedrungen sind!“
„Meine Triebwerke sind zerstört, die Steuerdüsen beschädigt“, erwiderte Jennifer. „Ich komme jetzt rein!“
Im Vergleich zu den Höchstgeschwindigkeiten des Schiffes langsam, doch immer noch viel zu schnell, flog Jennifer auf den klaffenden Schlund zu. Mit den übriggebliebenen Düsen bremste Jennifer das Schiff immer weiter ab, dennoch rutschte das Schiff über den ehemaligen Boden des Hangars und prallte mit etwa 61m/s gegen die Rückwand, die sich stark verbog, jedoch wegen ähnlichen Vorfällen sehr dick konzipiert war.
Jennifer sprengte die Deckel des Computerkerns auf und schwebte per Antigrav aus ihrem Schiffswrack hinaus. Da sie ein aus PDD gefertigter CPU-Zylinder war, machten ihr weder das Vakuum noch die 1000 Grad etwas aus. Ihre Biosensoren registrierten jedoch, dass sich ein Lebenszeichen der Sreb auf der anderen Seite einer der Verbindungstüren befand. Sie steuerte über eines der Schotts und verharrte dort, bis sich besagtes Schott öffnete und ein Sreb in Kampfmontur eintrat. Jennifer ließ sich einfach fallen und erwischte den Kämpfer, der sofort bewusstlos wurde, am Kopf. Es blieb keine Zeit, um irgendetwas mit dem Mann anzustellen, schließlich hatte der Captain von mehreren Angreifern gesprochen!
Sie überprüfte die weiteren Gänge mit den internen Sensoren, doch die Sreb hielten sich allesamt in einem Raum am anderen Ende des Gangs auf. Kurzerhand verringerte Jennifer die Sauerstoffkonzentration des Raumes, doch es half nichts.
Die Sreb trugen allesamt ihre hermetisch abgeriegelten Kampfanzüge. Um die Sreb dennoch in Zaum halten zu können, verriegelte sie das Zusatzschott und deaktivierte Lebenserhaltung sowie Schwerkraft für den Raum komplett. Es war abzusehen, dass das den wütenden Kapertrupp nicht wirklich lange abhalten würde.
Sie würde die Generatoren wieder instand setzen müssen, um einige Notfallkraftfelder aktivieren zu können. Der Verbindungstunnel vor ihr brannte. Anscheinend waren sowohl Feuerschutz- als auch Sekundär-Sicherheitsmaßnahmen ausgefallen. Bestimmt ein teladianisches Patent, dachte sich Jennifer. Niemals sollte man teladianische Technologie in argonische Schiffe einbauen. Das konnte nur schief gehen…
Sie evakuierte den vorhandenen Sauerstoff aus dem Raum, sodass die Flammen erstickten. Danach versuchte sie, eine Kommandoleitung zur Brücke aufzubauen.
„Cortez hier. Ich befinde mich in einem Verbindungsraum nahe der Hangars. Die Sreb sind in einem Raum eingesperrt, jedoch werden sie sich sicher bald befreien können. Wie sieht es mit den Generatoren aus?“
„Schön, von Ihnen zu hören!“, erwiderte Captain Bernswarth. „Der Hauptgenerator ist leicht beschädigt, eine Reparatur dürfte Stazuras, wenn nicht sogar Tazuras dauern. Allerdings sind die meisten Hilfsgeneratoren wieder online.“
Während sie durch einen leeren Aufzugschacht in Richtung Brücke flog, baute sie mehrere Notkraftfelder um die Sreb auf. Befriedigt stellte sie fest, dass ein argonischer Sicherheitstrupp bereits auf dem Weg zu den Eindringlingen war.
Mehrere Korridore, Notschotts und Kreuzungen weiter erreichte Jennifer endlich die Brücke. Einige Reparaturteams waren gerade dabei, Konsolen zu reparieren, ein Sanitäter behandelte eine junge Frau, die sich anscheinend nicht auf ihrem Stuhl festgeschnallt hatte.
„Statusbericht!“, rief Bernswarth soeben.
„Einer der Schildgeneratoren ist zerstört, der Hangar ist nicht betretbar. Der Hauptgenerator ist beschädigt. Vom ganzen Schiff werden Hüllenbrüche und auch… Brände gemeldet. Zehn Mann werden vermisst, wir haben zwei Piloten verloren.“
Der Captain nickte resignierend. Er schien während der vergangenen Schlacht um Jahre gealtert zu sein.
„Schiffe?“
„Eine Buster, die Nova und die Eklipse wurden zerstört. Die übrige Buster treibt herrenlos umher, ebenso eine Skorpion, eine Jaguar und etwas, das wie ein Beiboot der Sreb aussieht. Außerdem haben wir die Überreste der N im Hangar. Mit etwas Glück können wir die N reparieren. Ich empfehle, die herrenlosen Schiffe zu übernehmen!“
Gesagt, getan. Mithilfe einiger Beiboote wurden die drei Schiffe und das Beiboot im Hangar verstaut, nachdem dieser wieder abgekühlt war. Auch hier werkelten Reparaturteams herum, einige an den Hangars, die übrigen an den Schiffen.
Eine halbe Stazura argonischer Zeitrechnung später saßen die Brückenoffiziere – und Jennifer – im Konferenzraum. Sie entschieden, dass sie über einen Umweg über Königstal nach Omicron Lyrae fliegen sollten. Dabei sollte jeder Sektor nach herrenlosen Schiffen der Argonen oder Sreb abgesucht und diese übernommen werden.
Jennifer war gerade auf dem Weg in den Hangar, als für sie plötzlich eine Nachricht ankam – von einem terranischen Zerstörer.


Teil 4: Freund und Feind
Nopileos

Er stand mit Illireos in seinem Büro im ETNO Hauptquartier des gleichnamigen Sektors und starrte aus dem Fenster. Vor der großen Scheibe wimmelte es von Baudrohnen. Kleinere Frachtschiffe und Beiboote flogen umher, hielten an einigen Stellen, um den Drohnen oder Arbeitern Material zu liefern, sie abzuholen oder zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen. Die größeren Schiffe waren durch dieses Gewusel kaum zu erkennen.
Während weitere Baudrohnen die neue Schiffswerft, die Handelsstation und das Ausrüstungsdock zusammensetzten, baute eines der gewaltigen Terraformer-CPU-Schiffe gerade das Nachfolgeschiff der Herron. Zerstörer, Träger und Korvetten drehten dazwischen ihre Runden oder verließen den Sektor gen Osten und Westen, um die dortigen Bauzonen abzusichern. Geflohene Einwohner kehrten in den Sektor zurück, schauten, ob ihre Häuser oder Raumstationen noch standen, schätzten den verursachten Schaden der Sreb-Invasion ab.
Und doch war Nopileos sich sicher, dass es nicht so wie vorher sein würde. Der vermeintlich sichere Hafen in einem Universum voller Gefahren war dem Untergang nur knapp entgangen, und auch nur, weil dessen Zerstörung nicht auf dem Schlachtplan der Sreb stand. Die Rebellen hatten ihr Ziel erreicht, sie hatten die Angst vor einem Angriff allgegenwärtig gemacht.
Es konnte gar nicht so werden wie vorher. Die neuen Aufträge der Schiffswerft bezeugten Nopileos Urteil, es waren nicht mehr Fracht- und Rettungsschiffe, die am häufigsten vertreten waren, stattdessen wechselten sich Zerstörer und Trägerschiffe ab, teilweise unterbrochen von einer Fregatte, Korvette oder einem Jäger. Ähnlich sah es auf der Werft im Sektor Nopileos Kauf aus, wo die Auftragskette an Aufklärern und Abfangjägern jedoch noch von einzelnen Transportern durchbrochen wurde.
Überall im Universum sah es ähnlich aus. Während militärisch starke Völker wie die Argonen, Paraniden, Split und Sreb jedoch vor allem in Aggressive Technologien investierten, hatte Nopileos der Erforschung von intelligenten Kraftfeldern zugestimmt. Diese würden vor Sprungtoren postiert werden und Schiffen mit besonderen Signaturen – wie denen von Sreb oder Kha’ak – den Zugriff zum Sektor verweigern. Mit einem Erfolg konnte jedoch in absehbarer Zeit nicht gerechnet werden.
Plötzlich drehte sich Illireos um und hob einen kleinen Gegenstand vom Boden auf. Es war ein kleiner, rostbrauner Würfel, komplett ohne Verzierungen oder Bedienelemente. Der Teladi hatte es einst von einem Besuch an der Schiffswerft in Familie Njy mitgebracht. Der Würfel bestand aus einer Art PDD, welches die Split zur Herstellung ihrer Schiffe nutzten. Wie es aussah würde Illireos nie wieder zu der Station fliegen können, sie lag nun mitten im Gebiet des Feindes.
„Tshh, wir sollten aufbrechen“, meinte Nopileos. Illireos wackelte bejahend mit den Ohren. Und schon verließen beide das Büro und betraten eine der rot pulsierenden Aufzugkugeln. Sezuras später saßen beide in der Solinis, dem M5-Aufklärerprototypen mit dem Nopileos schon seine Reise zur Erde begonnen hatte. Nachdem sie Startfreigabe hatten, flog Nopileos die Solinis aus dem Stationshangar, in dem es nicht anders aussah als auf dem Rest der Station. Personen in Raumanzügen und CPU-Kerne standen entlang der Hangarwände, schwebten an der Decke oder über dem Boden. Nopileos steuerte seinen Aufklärer an den defekten Positionsleuchten und -hologrammen vorbei in den freien Raum. Eilig machten die Reparaturdrohnen Platz, um nicht in die Flugbahn oder den Antriebsstrahl des Schiffes zu gelangen.
Als die Kontrollen anzeigten, dass die Sicherheitszone der Station verlassen worden war, beschleunigte Nopileos die Solinis auf Höchstgeschwindigkeit. Es ging in Richtung Osttor nach Brennans Treffen. Von dort aus würden sie weiter nach Ceos Geschenk fliegen, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Ein weiterer Aufklärer des Solinis-Typs, jedoch in der Militärausführung, begleitete Nopileos Schiff eine Weile, bis er an seinem Mutterschiff, einer Naminos der neuesten Trägerbaureihe andockte. Nopileos ließ sein M5 zum Abschied mit den Flügeln wackeln.
In rasendem Tempo ging es weiter zum Sprungtor, dessen Kontrollleuchten bereits hektisch blinkten. Der CEO der ETNO steuerte sein Schiff sofort zum Rand des Sprungtors, um nicht mit dem herauskommenden Schiff zu kollidieren, welches wenige Sezuras später aus dem Ereignishorizont des Tores auftauchte.
Angekommen in Brennans Treffen machte Nopileos einen Zwischenstopp an der Handelsstation des Sektors. Er ließ den Energiezellenvorrat auffüllen und dockte sofort wieder ab.
„Was erwartest du in Ceos?“, durchbrach Illireos das Schweigen, welches den ganzen Flug lang geherrscht hatte.
„Tshh, ich bin mir selber nicht ganz ssicher. Es wollte mir sselber mal anschauen, was mir berichtet wurde“ antwortete Nopileos.
Illireos verstand, dass Nopileos auf die Nachricht anspielte, die er kurz vor dem Abflug erhalten hatte. Es ging um ein Sreb-Schiff, welches dort herrenlos umher trieb. Man erhoffte sich, Informationen über die Tarnvorrichtung erhalten zu können.
Und schon ging es weiter, vorbei an Schiffen und Stationen, an Trümmerteilen und Asteroiden, durch Schwärme von Drohnen und durch den Ring des Nord-Tores nach Ceos Geschenk.
Auch dort verlief der Flug ohne Ereignisse oder jegliche Konversation. Jedoch fehlten hier die Militärschiffe, nur vereinzelt flog die Solinis an bemannten Einrichtungen vorbei. Die beiden trafen auf Aufklärer und Erz- sowie Siliziumminen. Irgendwo in dem Sektor sollte auch eine Piratenbasis herumgeistern, die Position war jedoch nicht bekannt. Solange die Piraten keine Überfälle planten oder mit hochillegalen Waren wie Raumsprit, Raumkraut oder Sklaven handelten, wurde ihre Anwesenheit in dem Sektor geduldet. Zu hoch wäre der Aufwand gewesen, die Nebel und Asteroidenfelder nach einem einzelnen Objekt zu durchsuchen.
Endlich kam die Solinis an dem Sreb-Schiff an, einem Jagdbomber des M3/Mamba-Typs, an. Merkwürdigerweise war der Aufklärer, der den Fund bewachen sollte, verschwunden. Illireos schickte eine Nachricht an das ETNO HQ.
Vorsichtig näherte sich Nopileos dem herrenlosen Schiff und fuhr die Schilde herunter. Langsam öffnete sich die Landeklappe und einer der Andockrüssel fuhr aus dem Schiff heraus.
„Schilde!“, rief Illireos plötzlich. Er hatte ein seltsames Flimmern im Raum entdeckt.
Sofort aktivierte der Computer die Schilde. Der Rüssel verharrte und fuhr langsam wieder zurück in seine Warteposition, die Klappe schloss sich. Währenddessen hatte Nopileos das Schiff längst wieder beschleunigt, denn einige Sreb hatten sich enttarnt. „Eine Falle!“, stellte er fest.
Aufgeregt hastete Illireos zur Waffenleitkonsole. „Eierssalat…“, stieß er aus.
„Ess sind drei Jaguare, eine Skorpion und eine Chimäre!“, konkretisierte er seine Aussage. ‚Eiersalat‘ hatte es schon ziemlich gut getroffen.
Nopileos rollte das Schiff, schlug Haken und versuchte, den Laserschüssen zu entkommen. Während die Chimäre und die beiden Skorpione recht schnell außerhalb der Reichweite waren, blieben die Jaguare am Heck des flüchtenden ETNO-Aufklärers.
Illireos sendete einen Notruf und jagte den Verfolgern eine Salve aus dem Heckgeschütz entgegen. Die Piloten wichen den Laserpfeilen mühelos aus. „Moskito… installiert“, meldete der Computer.
Hastig startete Illireos zwei Raketen des Moskito-Typs. Beide trafen je ein Ziel. Moskitos waren schnell und wendig, hatten jedoch auch keine sonderliche Schadenswirkung. Ihr größter Vorteil lag jedoch darin, dass getroffene Ziele aus ihrer Flugbahn geschleudert wurden oder zumindest taumelten, so auch die beiden Sreb-Aufklärer.
Der Abstand vergrößerte sich, doch die Sreb waren bald wieder auf den Versen ihrer Beute. Auch sie starteten Raketen, eine Moskito und eine Wespe. Die Wespe besaß wesentlich mehr Durchschlagskraft als eine Moskito, teilte sich nach dem Start in mehrere, kleinere Marschflugkörper. Sie war zwar deutlich langsamer als die Moskito, jedoch würde die Moskito die Solinis lange genug aufhalten, damit die Wespe treffen und die Verfolger wieder in Laserreichweite kommen würde.
Illireos versuchte, die Raketen mit dem Geschütz abzuschießen, doch die Raketen wichen aus. Schließlich hatte Nopileos eine Idee und flog in das Asteroidenfeld. Die Moskito kollidierte mit einem Asteroiden, doch die kleineren Wespe-Raketen wichen den Hindernissen aus und holten durch die Kursänderung der Solinis einen nicht unwesentlichen Teil des Vorsprungs auf. Während Nopileos große Zwischenräume in dem Asteroidengürtel für seinen Aufklärer finden musste, konnten die Raketen auch durch kleinere Zwischenräume fliegen und so weiter aufholen. Endlich hatte das Schiff den Gürtel verlassen und konnte wieder beschleunigen, doch die Raketen trafen.
Die Trägheitsdämpfer hielten der Zusatzbelastung nicht stand, sodass das Schiff kräftig durchgerüttelt wurde. „Schilde bei 23%“, meldete der Computer.
Die Jaguare steckten noch mitten im Asteroidenfeld, hatten jedoch Massen an Moskitos und Wespen gestartet. Illireos umging das Problem, indem er wild in den Gürtel schoss und damit den Weg mit Asteroidensplittern versperrte. Die Sreb entschärften die Raketen einfach und transportierten sie sich wieder an Bord. Danach tarnten sie sich.
Nopileos programmierte einen Kurs zurück zur Mamba und überließ dem Computer das Steuern. Es dauerte nicht lange und schon tauchten die Massesignaturen der Sreb wieder auf. Diesmal jedoch gelang es den Jaguaren – deren Zahl mittlerweile auf vier gestiegen war – Nopileos auf eine bestimmte Flugbahn zu führen, die ihn genau in die Arme der Chimäre und der Skorpion führen würde. Doch der Teladi wusste, was er tat. Mit Höchstgeschwindigkeit und einem Verlust von 90% der Schild- sowie 80% der Waffenenergie schoss er zwischen den Schiffen hindurch und ließ Illireos die Kampfsysteme der Skorpion zerstören.
„Nopileoss…“, begann Illireos. „Wir bekommen Besuch!“
„Tshh?“, erwiderte der Angesprochene.
„Ich habe drei Abfangjäger, zsswei Jagdbomber und vier Aufklärer auf dem Gravidar!“
„ETNO?“
Illireos seufzte. „Es ssind argonische, teladianische und paranidische Schiffe. Piraten!“
Nopileos fluchte und leitete Energie aus den Reserven in die Waffen.
„Eingehende Nachricht!“, meldete der Computer.
Sowohl Nopileos als auch Illireos wackelten bejahend mit den Ohren.
Während Illireos eine Reihe von Raketen auf die Sreb schickte, erschien das Gesicht eines Argonen auf dem Schirm.
„Benötigen Sie Hilfe?“, fragte dieser und fing an zu grinsen.
Die Piratenschiffe aktivierten ihre Waffen und schickten ebenfalls Raketen los. Bevor einer der beiden Teladi überhaupt reagieren konnte, flogen Raketen der Moskito- und Disruptor-Typen an der Solinis vorbei und schlugen in die Sreb-Aufklärer ein, die plötzlich dunkel wurden und energielos umhertrieben.
„Domo arigato“, bedankte Nopileos sich.
Die Piraten gingen in den Nahkampf über und vernichteten die Chimäre. Kurz darauf gingen die Jaguare in Explosionsblumen auf, anscheinend hatte einer der Sreb die Selbstzerstörung aktiviert.
Die Piraten verschwanden wieder, nur ein argonischer Euros der Piraten blieb.
Nopileos öffnete erneut eine Kommunikationsleitung, es meldete sich der Argone.
„Nun, tshh, ich vermute, Ssie verlangen eine Gegenleisstung für ihre Hilfe?“
Der Argone grinste noch breiter als beim letzten Gespräch.
„Da wäre tatsächlich etwas. Wir würden es als Zeichen Ihres guten Willens betrachten, wenn Sie uns die Mamba überlassen. Selbstverständlich können Sie das Schiff genauestens scannen, doch Sie werden nicht finden, wonach Sie suchen. Wir haben schon mehrere herrenlose Sreb-Schiffe entdeckt, doch es war nie eine Tarnvorrichtung installiert. Entweder waren die entsprechenden Module komplett zerstört oder es handelte sich um Köder wie bei Ihnen.
Ach übrigens, warum befinden sich der CEO der ETNO und sein Stellvertreter allein in einem Aufklärer in einem so unsicheren Gebiet wie in CEOs Geschenk?“
Nopileos war in der Tat überrascht.
„Sselbsstverständlich überlassse ich Ihnen die Mamba, nachdem wir ihre Waffen demontiert haben. Und was ihre Frage angeht, ich musss eine Antwort darauf leider verweigern“
„Ich hatte mit nichts anderem gerechnet!“, erwiderte der Argone. „Allerdings würde ich Ihnen gerne ein Angebot machen. Wir haben von einem unserer Kontakte Informationen über die Tarnvorrichtung erfahren und wären bereit, Ihnen diese Informationen zu übergeben“
„Wie lautet Ihr Preiss?“, fragte Nopileos.
„Nun, da wäre einiges. Erstens hätten wir gerne Durchflugsrechte für unsere Schiffe, zweitens möchten wir in diesem Sektor unbehelligt bleiben und drittens möchten wir ein Team zu Ihnen schicken, solange es um die Tarnvorrichtung geht“, nannte der Argone seine Forderungen.
„Wir sind damit einverstanden, einigen ihrer Schiffe freies Geleit zu geben. Allerdings dürfen auf den Schiffen keine Drogen, Sklaven oder Waffen transportiert werden. Was diesen Sektor angeht, werden die Patrouillen ihre Basis unbehelligt lassen, sofern Sie keine Waffen oder Drogen produzieren. Ihr Team können Sie gerne schicken. Der Vertrag wird ungültig, sobald Piraten eine unserer Einrichtungen oder ein Schiff überfallen!“, erwiderte Nopileos. „Ich schlage vor, dass Sie auf mein Schiff kommen, um weiter zu verhandeln!“
Wenige Mizuras später saßen Nopileos, Illireos und der Argone, der sich als Commander Harold vorgestellt hatte, im Allzweckraum der Solinis.
Die drei handelten aus, dass die Piraten Informationen über die Tarntechnologie an die ETNO übergeben würden, auf den Handel mit Sklaven und Drogen verzichten müssten, weder Drogen noch Waffen produzieren und diese nicht durch Gebiete der ETNO transportieren dürften. Als Ausgleich behelligte die ETNO die Piratenbasis des Sektors nicht und würde bestimmten, auf einer Liste eingetragenen Schiffen die Durchreise erlauben. Ein Team von Wissenschaftlern der Piraten, angeführt von Commander Harold, würde außerdem mit der Solinis in die Kernsektoren der ETNO zurückkehren.
Kurz nachdem die Verhandlungen abgeschlossen waren, kam die Verstärkung in Form einiger ETNO-Schiffe an.


Teil 5: Vorbereitungen
#deec

#deec drehte seine Runden in Ketzers Untergang. Nachdem die vereinigte Flotte des Commonwealths es geschafft hatte, den Sektor einzunehmen, bereitete sie sich schon auf einen weiteren Angriff vor.
Unzählige Schiffe warteten auf den endgültigen Startbefehl. Ihre Mannschaften nutzen die Zeit, um noch letzte Reparaturen, Aufrüstungen oder Planungen zu erledigen, immer neue Schiffe flogen zum Sammelpunkt ihrer jeweiligen Rasse.
#deec am nächsten waren logischerweise die Kampfschiffe der Terraformer. Neben drei Zerstörern der K-Klasse schwebten zwei J-Trägerschiffe samt ihren Eskorten durch den Raum. Dahinter waren die Flotten der Argonen, angeführt von der AP Renown, und die Boronen mit der KT Freudentanz.
Die Teladi mit ihrer PB Zinsengeld und die Split mit der FS Todessehnsucht waren nicht weit entfernt zu erkennen, während die paranidische PP Trinität außerhalb der Sensorenreichweite Zielübungen anstellte. Nahe am West-Tor, welches zu einem Sektor der ETNO führte, wartete eben dieses Volk mit drei TL-Klasse-Transportern wie schon in der letzten Schlacht. Eskortiert wurden sie von zwei Trägern und einem Zerstörer, die Herron würde folgen, sobald der Bau abgeschlossen war.
#deec beobachtete einen älteren argonischen Aufklärer, neben dem ein leicht angeschlagener, ebenso alter teladianischer Frachter seine Bahnen zog. Ihr Ziel schienen die ETNO-Schiffe zu sein, deren Silhouetten von dem ungleichen Pärchen aus höchstens als winzige Punkte erkennbar sein mussten.
Während die beiden sich langsam näherten, beschloss #deec, an den beiden vorbei zum südlichen Sprungtor zu fliegen. Er brach aus seiner kreisförmigen Flugbahn aus und flog seinem Ziel entgegen. Während #deec sich noch darüber ärgerte, dass die Triebwerke der Fregatten, die ihn eskortierten, nicht leistungsfähiger waren, schob sich der strahlend weiße Bug eines terranischen Großkampfschiffes aus dem Tor. Sofort aktivierte #deec seine Waffensysteme. Die Terraner hatten bisher immer nur Unheil gebracht, aber #deec würde sich wehren können.
Ein weiteres Schiff der Erdstreitkräfte, diesmal jedoch keine der weißen USC-Einheiten sondern ein gräuliches, gefährlich aussehendes Monstrum von Fregatte der ATF, schien den USC-Zerstörer der Osaka-Klasse als den #deec das Großkampfschiff identifiziert hatte, zu eskortieren.
Weder der Zerstörer noch die Fregatte schienen jedoch sonderlich daran interessiert, in einer Schlacht gegen die Terraformer zu verlieren. Das einstmals so überlegene und arrogante Volk war gebrochen.


Teil 6: Erkenntnisse
Leif Trogartson

Argon Eins“, sagte der Bordcomputer, ein eindeutig argonisches Modell. Scheinbar hatten die Kha’ak mehr als nur Komfortgegenstände wie Nasszellen oder Cockpitstühle von den Argonen erbeutet. Doch wieder einmal wunderte Leif sich nicht darüber, er wollte dringend von hier weg!
Schon mehrmals während des letzten Tazuras war Leif dem argonischen Flaggschiff begegnet, doch er hatte sich nie näher an das Schiff herangewagt. Viel zu groß war seine Sorge, dass die Kha’ak durch ihn die Position der Argon Eins erhalten würden. Doch jetzt war ihm klar, dass die Koordinaten des Schiffes den Schwarmwesen längst bekannt sein mussten – schließlich hatte er sogar ein Video von dem Träger gesehen!
Und eine weitere Erkenntnis hatte Leif gewonnen. Anscheinend waren seine Entführer davon ausgegangen, dass er es wusste, sonst hätten sie es ihm nie verraten. Die Operation Final Fury war erfolgreich gewesen, alle Kha’ak waren vernichtet worden. Doch es gab noch eine weitere Kolonie der Insekten, weit ab von dem alten Reich. Es gab eine weitere Königin, die ihr Volk beherrschte. Und diese „neuen“ Kha’ak waren anders. Sie hatten das Wissen ihrer Brüder, sie kannten den Unterschied zwischen Argonen und Paraniden. Einige Versuche, mit den Menschen in Kontakt zu treten, waren erfolglos gewesen, es gab einfach keine gemeinsame Basis, auf der man sich verständigen konnte. Die eine Rasse würde den Rassenbund auslöschen müssen, oder umgekehrt. Sie konnten einfach nicht parallel existieren, so viel wusste Leif schon vorher.
Aber die „neuen“ Kha’ak… sie bemühten sich, einen Kontakt herzustellen. Sie hatten Informationen gesammelt, Kommunikationstechniken entwickelt und letztlich sogar Tests an Exemplaren der fremden Kulturen – zum Beispiel an Leif – durchgeführt. Doch während die Kha’ak es nicht verstanden, Kulturen mit denkenden, selbstständigen Individuen zu begegnen, würden die Argonen, Boronen, Split, Teladi und Paraniden niemals einen Schwarm verstehen können.
Und so blieb wieder nur eine Frage: Sie oder wir?

Leif steuerte auf die Argon Eins zu. Sie müssten dringend verschwinden und die Völker vor der Bedrohung warnen! Bestimmt arbeiteten die Kha’ak schon an einem Angriff! Vielleicht waren sie schon auf Argon Prime, Nishala oder Platinball! Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, niemand würde damit rechnen, von den Kha’ak angegriffen zu werden!
Und so flog Leif mit seinem M5 auf den eigentlich gewaltigen Körper vor ihm zu, der noch ganz klein wirkte. Es war nicht mehr weit, nur noch siebzig Kilometer, sechzig…
Schließlich kam Leif in Kommunikationsreichweite, die Entfernung betrug weniger als 25km.
„Leif Trogartson an Argon Eins“, sagte er, doch das Signal verließ den Computer nicht. Es gab keinen Sender…
Er würde manuell landen müssen, ohne dass die Besatzung des Trägers wusste, wer da überhaupt ankam.


Teil 7: Reunion
Ban Danna

„Warnung! Annäherungsalarm! Kha’ak Scout“, meldete Theta drei.
Danna seufzte. „Auf den Schirm!“
Ein winziger, violetter Punkt erschien als Hologramm. Rasch wurde er größer, die dreieckige Form war nun erkennbar.
Mittlerweile waren alle Aufklärungsflüge zurückgekehrt; die drei Piloten von Staffel 2 waren vermisst, sprich tot. Mit ein wenig Glück würde er den Großkampfschiffen entkommen und nach ETNOs Hilfe, warum auch immer dorthin, zurückkehren können.
„Einen Abfangjäger starten. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Bordwaffen treffen?“
„Ein einzelner Aufklärer kann unseren Bordkanonen mühelos ausweichen. Sperrfeuer würde nur den Abfangjäger behindern!“
Na dann hätte man den Abfangjäger auch einfach weglassen können, dachte sich Danna.
Kaum war der Abfangjäger draußen, schien auf dem Kha’ak-Schiff Chaos auszubrechen. Das Schiff floh regelrecht vor dem Elite-Typ.
„Wer steuert den Jäger?“, fragte Danna.
„Der Bordcomputer“, lautete die Antwort. Danna seufzte erneut.
Scheinbar schien die künstliche Intelligenz ihren Plan geändert zu haben. Der Abfangjäger verharrte mitten vor seinem Mutterschiff, während gezielte Schüsse aus den mächtigen Bordwaffen der Argon Eins den Kha’ak in eine gewisse Richtung lenkten. Langsam näherte sich die Elite.
Und dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Der Scout wartete direkt vor dem Hangareingang und deaktivierte die Schilde.
„Maschinenraum an Brücke, der Sprungantrieb ist bald einsatzbereit. Wir haben Ketzers Untergang als Ziel eingestellt“
„Hier Brücke. Haben verstanden; gute Arbeit!“, antwortete Danna du wischte den Kanal sofort mit einer Handbewegung weg.
„Theta 3, nicht weiter feuern; scanne den Scout!“
„Scann abgeschlossen. Es befindet sich eine Person an Bord. Eindeutig argonisch.“
„Das könnte ein Trick sein. Sind Waffen an Bord?“
„Negativ.“
„Hangar öffnen, Danna an Sicherheit, schicken Sie ein Team in den Hangar!“
„Hier Sicherheit, haben verstanden.“
„Danna an Hangarkontrolle. Ein Kha’ak Scout kommt gleich in den Hangar, vermutlich ist ein Argone an Bord. Ein Sicherheitstrupp ist unterwegs.“
„Hangarkontrolle hier, haben verstanden, Sir.“
„Achtung! Eintritt in den Ereignishorizont in fünf Mizuras!“ meldete Theta 3.
Langsam öffneten sich die Hangarklappen. Der Scout flog hinein, wenig später folgte auch die Elite.
„Achtung! Eintritt in den Ereignishorizont steht kurz bevor!“
Abgesehen von einem Bildwechsel in der Holokugel und vor den Brückenfenstern bemerkte Danna nichts von dem Sprung.
„Erreiche Sektor… Minus Omega.“
Danna schaute seinen Navigationsoffizier ratlos an.
„Nie davon gehört, Sir.“
„Computer, erhebt eine Rasse Anspruch auf diesen Sektor?“
„Positiv“
Danna seufzte ein drittes Mal in kürzester Zeit.
„Welche Rasse?“
„Der Sektor MINUS OMEGA wird von den Terraformern bewohnt.“
„Theta 3, wenn das jetzt ein Scherz…“
„Maschinenraum an Brücke! Der Sprungantrieb ist einsatzbereit!“
„Danna an Maschinenraum, starten!“ An den Sensoroffizier gewandt befahl er: „Machen Sie so viele Scanns wie Sie können.“
„Warnung! Annäherungsalarm: Kha’ak Zerstörer! Sprungantrieb bei 20%!“
Danna stöhnte innerlich. „Waffen aktivieren. Gehen Sie in den Verteidigungsmodus.“
Gespannt warteten die Offiziere in den Geschützkanzeln darauf, dass die Kha’ak feuerten. Es dauerte nicht lange. Sie reagierten und feuerten ihrerseits mit Lasern.
„Schilde auf 90%, Sprungantrieb bei 50%...60…70“
„Leif Trogartson an Brücke. Vielen Dank, dass Sie mich an Bord gelassen haben. Ich habe Informationen über die Kha’ak, die Sie wohl interessieren dürften!“
„Sprungantrieb bei 100%! Sprung…“
Es wurde kurz dunkel und dann wieder hell.
„Erreiche Sektor… Fehlender Speicher! Warnung! Annäherungsalarm: acht Großkampfschiffe der Kha’ak. Identifikation läuft.“

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Kapitel 7: Endkampf

Teil 1: Profit
John Alman

Es ging los. Die Flotten der verschiedenen Völker beschleunigten und nahmen Kurs auf das nördliche Sprungtor zum Solsystem.
John aktivierte ebenfalls die beiden Haupttriebwerke seiner Transporter und flog hinterher. Ein kleines Stück über dem Frachter tat Huli Lu in der Sunlight dasselbe.
Sie hatte mit den Ingenieuren auf der Schiffswerft die alte Geier nahezu vollständig repariert; die letzten Arbeiten erledigten gerade einige Drohnen.
Und schon hatte John einen neuen Job angenommen. Es ging um die Versorgung der argonischen Flotte mit Raketen. Hinter dem Schott zum Frachtraum stapelten sich die Sprengköpfe bis an die Decke. Es war eine geballte Feuerkraft, die die Föderation ihm da anvertraut hatte.
„Erreiche Sektor… Asteroidengürtel“, meldete Al. „Sprungantriebsprotokoll auf Solsystem umgestellt.“
Für das irdische Sonnensystem gab es ein eigenes Sprungantriebsprotokoll, da Sprungantriebe dank des Quantengürtels im äußeren System keine Verbindung in das Solsystem oder aus demselben hinaus ermöglichten. Das Protokoll sah vor, zum Sprungtor im Asteroidengürtel zu springen, dieses zu durchfliegen und von dort dann zum eigentlichen Ziel zu springen.
Zwar hatte die Transporter keinen Sprungantrieb installiert, dennoch wurden die Protokolle für den Fall der Fälle umgestellt, wie es auf allen neueren Computern Standard war.
„Warnung! Annäherungsalarm: ATF Loki, Fregatte der Ägir-Klasse“
John wich dem Schiff mühelos aus, Huli tat es ihm gleich.
AP Gaia, Zerstörer der Titan-Klasse… zehn Kilometer. Eingehende Nachricht!“
„Anzeigen!“, befahl John.
„Hier spricht die AP Gaia. Nähern Sie sich bitte auf vier Kilometer und deaktivieren Sie die Schilde. Wir werden die 500 Hornisse-Raketen auf unser Schiff transportieren.“
John leitete den Befehl an Al weiter und überlegte. Er hatte 510 Raketen an Bord.
„Huli, kannst du etwas mit Hornissen anfangen?“, fragte er seine Partnerin.
„Die Sunlight kann keine Hornissen tragen, schleppen und halten. Aber ich könnte sie scharf machen und dann auswerfen, falls wir angegriffen werden.“
„Gut. Ich kann dir zehn Stück rüber transportieren.“
„Danke, aber ich brauche, benötige und bin nur auf fünf Stück angewiesen.“
John verdrehte die Augen und transportierte fünf der Sprengköpfe auf Hulis Schiff. Dann fuhr er die Schilde herunter, damit die Argonen seine Fracht erfassen konnten.
„Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Bitte verlassen Sie diesen Sektor erst, wenn wir ihnen Startfreigabe erteilen. Momentan kommen zu viele Schiffe aus dem Tor.“
Johns Konto hatte gerade wieder um ein paar tausend Credits zugenommen.
Plötzlich registrierte er einen hellen Blitz. Eine Flotte, bestehend aus acht Ks, griff den boronischen Schiffsverband an. Binnen weniger Mizuras waren die beiden Fregatten, die zum Schutze der KT Lustige Reise dienten, vernichtet. Ein ähnliches Schicksal erreichte das Mutterschiff, welches mitsamt seiner Besatzung von fünfundvierzig Jägern explodierte. Erst dann konnten die boronischen Truppen auf die Angreifer reagieren. Ein gewaltiges Gefecht zwischen den drei boronischen Zerstörern und den acht Ks entbrannte und rief die Argonen auf den Plan.
Ehe John sich versah, verschwamm die Szenerie vor seinen Augen zu einem einzigen Chaos aus Explosionen, Laserschüssen und Antriebsschweifen.
„John!“, hörte er plötzlich die Kleinmädchenstimme von Huli. „Da kommen Jäger auf uns zu; wir sollten verschwinden!“
Er stimmte ihr zu. Langsam drehte sich der massige Leib der Transporter.
„Raketenalarm… Libelle!“, meldete Al kurz und knapp.
Es gelang Huli nicht, die Rakete abzuwehren. Sie wischte die Schilde des Frachters weg, als bestünden sie nur aus Papier und schlug mitten in den Maschinenraum ein.
„Schilde ausgefallen. Schildbucht eins beschädigt. Waffenenergie ausgefallen. Frachtkontrolle ausgefallen. Transporter ausgefallen. Lebenserhaltung für den Heckbereich kritisch.“, zählte Al die betroffenen Systeme auf.
„Al, Fluchtkurs programmieren!“
„Kurs programmiert. Annäherungsalarm: Xenon L
Der Jagdbomber der Xenon war ein mächtiges Schiff. Sechs Frontwaffen konnten die Schilde eines Transporters schnell zum Bersten bringen. Plötzlich fielen John die Raketen ein.
„Al, mache die Raketen scharf und wirf sie aus!“
„Befehl nicht ausführbar. Hangarkontrolle ausgefallen.“
Huli schien jedoch auf dieselbe Idee gekommen zu sein. Ein einzelner Sprengkopf verließ den Bauch des Aufklärers und explodierte nahe des angreifenden Ls. Das Schiff hatte jedoch genügend Abstand gehalten. Seine Schilde waren unten, doch die Hülle nur minimal beschädigt.
Währenddessen hatte Huli längst eine weitere Hornisse scharfgemacht und ausgeworfen. Diesmal war der Xenon jedoch vorbereitet. Er ließ die Waffen sprechen und zerstörte die Rakete nicht weit von der Sunlight entfernt. Beide Schiffe wurden von der Druckwelle erfasst und beschädigt.
„Huli!“, rief John.
Niemand antwortete.
„Al, scanne die Sunlight nach Lebenszeichen!“
„Bioscanner nicht installiert.“
„Können wir Huli irgendwie von dem Schiff holen?“
„Negativ. Das Transportsystem ist ausgefallen. Die Sunlight bewegt sich für ein Dockmanöver zu schnell und ist außer Reichweite der Drohnen.“
„Verfolgungskurs setzen!“
„Kurs gesetzt“, antwortete Al. Der Tonfall hörte sich fast resignierend an, aber Computer hatten ja keine Gefühle…
„Annäherungsalarm. Xenon M. Eingehende Nachricht.“
„Auf den Schirm!“, befahl John.
Al zögerte eine Weile, entschied dann aber, dass John letzteres mit seinem Befehl gemeint hatte.
Vor einem schwarzen Hintergrund erschien Hulis Gesicht.
„John…“
Er hörte vor Schreck auf zu atmen. Währenddessen sah der Xenon in der energielosen Sunlight ein leichtes Opfer.
Das Bild von Huli fror ein. „Signal abgebrochen“, stand darunter.


Teil 2: Das gebrochene Volk
Jennifer Cortez

Sie beschleunigte die Triebwerke der PX auf Höchstgeschwindigkeit. Hoffentlich reicht die Zeit noch, dachte sie. Die schwere Korvette der Xenon hatte sie in Elenas Glück gefunden und war danach sofort der seltsamen Nachricht gefolgt.
Ein terranischer Schiffsverband, bestehend aus nur einem Zerstörer und einer Fregatte, hatte sich der gewaltigen Flotte angeschlossen, die versuchte, das Solsystem zurückzuerobern.
Die Nachricht war ein regelrechter Hilferuf an alle terranischen Flüchtlinge gewesen, die irgendwie zu irgendeinem Ort des Commonwealth flüchten konnten. Auf ihrer Reise war Jennifer schon mehreren Schiffen begegnet, meist nur Aufklärern, Abfangjägern und Frachtern. Hier und da hatte sie auch einen schwer beschädigten Bomber oder Jäger, eine Korvette oder Fregatte gesehen.
Meist gehörten diese Schiffe zum USC, nur wenige ATF waren dabei. Die ATF-Geschwader waren fast alle im Kampf gefallen.
„Maximalleistung erreicht“, signalisierten ihr die Sensoren an den Triebwerken. Jennifer hatte gerade das Sprungtor nach Ketzers Untergang passiert und wollte den momentan verwaltungslosen Sektor möglichst schnell wieder verlassen. Es bereitete ihr Schmerzen, die Wracks der terranischen Schiffe und Stationen zu sehen. Sie wollte eigentlich nur weg von hier.
Plötzlich registrierte sie eine eingehende Nachricht von einem schweren Jagdbomber der Machete-Klasse. Der Schiffstyp zählte zu einem ihrer absoluten Lieblinge.
„Hier spricht Captain Robert Andrews vom United Space Command. Identifizieren Sie sich!”
„Ich bin First Lieutenant Jennifer Cortez von der AGI Task Force!“, antwortete sie, froh endlich die Stimme eines Terraners zu hören.
„Schön Sie zu sehen, Lieutenant. Sind Sie auch auf dem Weg zu…“ Andrews ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.
„Ja, Sir.“
„Lassen wir die Förmlichkeiten. Die Zeit von USC und ATF ist vorbei…“ Jennifer konnte die Trauer in der Stimme des Colonels hören.
„Und… wo waren Sie stationiert?“
„Hier, weit draußen im Commonwealth. Montalaar hieß der Sektor. Wir sollten ein paar Scanns machen. Ein Waffenschmuggler mit terranischer Technologie… plötzlich kamen die Xenon. Wir konnten nicht mehr rein“ Er meinte wohl das Solsystem. „Und die anderen konnten nicht raus… wo waren Sie denn?“
Jennifer seufzte in Gedanken. „Torus Aeternal. Ich war dabei, als… als es passierte.“
„Sie waren dabei? Gott, ich wünschte, ich hätte die Erde noch ein letztes Mal sehen können.“
„Glauben Sie mir, der Anblick hätte Ihnen nicht gefallen. Von überall stiegen graue Trümmerwolken auf. Ich hatte mir eine der Rettungskapseln geschnappt und bin auf nach Eris, wegen den Evakuierungen. Ein ETNO-Schiff ist aufgetaucht und hat uns gerettet. Wir hätten Sie nie angreifen dürfen. Vielleicht wäre uns das Ganze dann erspart geblieben!
„Vielleicht… aber erzählen Sie weiter.“
„Ich bin in Argon Prime aufgewacht, in einem Krankenhaus. Dann kamen die Sreb… es sind unsichere Zeiten.“
„Ja, unsicher und grausam.“ Captain Andrew schwieg eine Weile, danach klang er schon viel gefasster.
„Sagen Sie, wie sind Sie zu dem Terraformerschiff gekommen?“
„Ich habe den Argonen geholfen, ihre Heimatwelt zu verteidigen. Dann kam die Nachricht. Ich habe schnell nach einem möglichst kampfstarken Schiff gesucht. Mein Aufklärer hätte es nicht einmal zum nächsten Sprungtor geschafft… Die PX schwebte im Raum herum. Der AGI-Kern war längst ausgeflogen“, erzählte Jennifer.
„Und… wie fliegen Sie das Ding? Soweit ich weiß haben die Xenon im Gegensatz zu den Terraformern keine Brücke mehr.“
„Nun…“ Langsam kommen wir zum Kernproblem, Captain!, dachte Jennifer. „Es gab bei Argon Prime einen Unfall… ein AGI-Kern, den ich auf Eris gefunden hatte… ähm…“
„Sie haben einen AGI-Kern gefunden und einfach mitgenommen?“
„Ja, er stürzte neben mir ab und ich dachte, man könnte ihn irgendwie verwenden. Vernünftige Computertechnologie ist hier ein Fremdwort und deshalb…“
Die Verbindung flackerte kurz, als beide Schiffe durch das Tor flogen.
„Da haben Sie Recht. Es ist unglaublich schwer, an einen Computer zu…“
Erst jetzt hatte Andrews die Ausmaße des Kampfes erkannt. Jennifer war mit ihren Terraformersensoren schon wenige Sekunden nach dem Erreichen des Sektors alarmiert gewesen, aber biologische Lebensformen brauchten immer ein wenig länger.
„Du meine Güte…“, hauchte der Captain. Es ging ihm nicht um den gewaltigen Rumpf der PP Ketzers Verderben, die in mehrere Teile geteilt durch den Raum driftete, und auch nicht um die die beiden teladianischen Zerstörer, deren umherfliegende Trümmer in kleinere Schiffe einschlugen.
Sein Blick war sofort auf die ATF Loki gefallen, die einzige terranische Fregatte im Sektor, die nicht gegen Xenon sondern gegen einen Träger der Sreb kämpfte. Einer der beiden flügelartigen Ausläufer war zerborsten, die Sensorenanlage völlig zerstört. Einschlagskrater bedeckten die Hülle, das Bugsegment drohte abzureißen, ein Riss prangte nahe der Brücke und das Haupttriebwerk war ohne Energie. Doch trotz dieser Beschädigung vernichtete die Loki den Sreb-Träger und versuchte mit ihren Steuerdüsen, zur USC Raider, dem terranischen Zerstörer aufzuschließen, der gegen weitere Sreb kämpfte.
Eine terranische Korvette explodierte unter den Salven des kriegerischen Volkes, die Hülle eines Bombers zerplatze an dem Bug eines Sreb-Zerstörers, die Streitmacht des Commonwealth kämpfte an zwei Fronten. Jennifer sah die ETNO Illireos Entdeckung in einem Sprungblitz verschwinden, ein Träger, zwei Fregatten und ein Zerstörer der Terraformer taten es ihr gleich.
Und in mitten all dieses Chaos flog die strahlend weiße Raider, zerstörte ein Xenonschiff nach dem anderen ohne auch nur einen einzigen Kratzer abzubekommen.
„Kümmern wir uns um die Loki?“, fragte der Captain. Jennifer bejahte.
Jennifer steuerte zwischen den Trümmern der FS Rhys Stärke umher und tauchte unter der noch unbeschädigten AP Renown ab. Mühselig wich sie einem Xenon-Zerstörer aus, dessen Salven Jennifers PX um Haaresbreite verfehlten – dank der Steuerdüsen der Korvette.
„Ich habe selten eine so gute Pilotin gesehen“, sagte der Captain überrascht.
Wenn du nur wüsstest…, dachte sie.
Hinter den beiden brach ein Gefecht zwischen Yaki und Piraten los, deren kleine Flotten kurz darauf aus dem Sektor verschwanden – ob per Sprungantrieb oder Explosionsblitz spielte da eigentlich keine große Rolle.
„Los geht’s!“, rief Captain Andrews, der völlig seinem Adrenalinrausch verfallen schien.


Teil 3: Mulos Freude
Mulo Li

„Für die Königin!“, rief er ins Mikrofon auf der Brücke seiner Korvette.
Die Mulos Freude feuerte ihre Hauptlaser ab und erwischte den Hauptgenerator des Sreb-Schiffes. Sofort fiel auf dem Zerstörer die Energie aus. „Mulo Li an die Königliche Flotte. Die FN Siegeszug ist außer Gefecht gesetzt. Erbitte neue Anweisungen, Befehle und Angaben!“
„Gute Leistung. Es würde uns gefallen, erfreuen und entzücken, wenn Sie die KT Menelaus Stolz eskortieren könnten. Sie wird von dem bösen, grauenvollen und schrecklichen Sreb-Schiff FN Njys Sieg angegriffen.“
Er nahm Kurs auf den Sreb-Träger. Die Menelaus Stolz war ein starkes Schiff und würde den Angriff garantiert überstehen, doch weitere Sreb waren bestimmt in der Nähe.
Kaum war Mulo in Waffenreichweite gekommen, betrat ein weiteres Schiff das Kampfgeschehen, ein Zerstörer der Xenon. Dieser richtete seine Waffen auf den Sreb und feuerte. Sezurabruchteile später war Mulos Ziel Raumstaub. Doch die Menelaus Stolz hatte einen neuen Gegner; binnen einer Mizura hatte der Xenon die Schilde des boronischen Schiffes zur Hälfte heruntergeschossen.
Erfreut stellte Mulo fest, dass sich das CPU-Schiff #deec näherte. Er würde den Xenon verjagen können!
In der Tat stellte der Xenon sein Feuer ein, als das boronische Schiff noch etwa fünf Prozent Schildenergie verfügbar hatte und konzentrierte sein Feuer stattdessen auf #deec.
Mulo näherte sich von hinten dem Zerstörer der Maschinenrasse und half #deec und der Menelaus Stolz, den Xenon zu beschießen.
Schließlich gab der nun in die Verteidigung gedrängte Zerstörer auf und verschwand in einem Sprungblitz. Er hinterließ ein unschönes Geschenk in Form einiger Raumminen.
Mulo sah die Welt vor seinen Augen verschwimmen. „Volle Energie in die Schilde! Rückzug!“
Die Explosionswelle erreichte erst die Menelaus Stolz, die stark beschädigt mittels Sprungantrieb verschwand. Mulo verlor #deec aus den Augen. Elektrische Ströme stoben aus seiner Konsole – was nicht sehr angenehm war, wenn man sich in einem Schiff voller Wasser befand.
„Statusbericht!“, befahl er.
„Sprungantrieb ausgefallen.“, hörte er ein Crewmitglied sagen, es war der Navigationsoffizier.
„Wir verlieren die Triebwerke!“ Die Stimme gehörte Mulos Erstem Offizier.
„Schilde bei 0%; Waffen weiterhin aktiv.“ Das war der Computer, der dann noch hinzufügte: „Xenon Q in Waffenreichweite!“
Mulos Gedanken rasten. Eine Fregatte der Xenon würde sein Schiff in null Komma Nix ins Paradies befördern.
„Schildenergie auf die Waffen umleiten. Feuer! Alle verfügbaren Raketen starten, Triebwerke und Steuerdüsen auf volle Kraft!“
Leuchtpunkte lösten sich aus den Bordkanonen, anhand einiger Schweife konnte Leif erkennen, dass auch die Raketen gestartet waren. Es waren leider ziemlich wenige…
„Triebwerke ausgefallen!“, rief wieder der Navigationsoffizier.
„Waffenenergie aufgebraucht!“, hörte Mulo vom Computer.
„Funktioniert die Notentwaffnung noch?“, fragte der Borone.
Boronische Schiffe hatten eine Notentwaffnung eingebaut. Bei Bedarf konnten alle Waffensysteme abgesprengt werden; das war besonders bei Kämpfen gegen Paraniden, Piraten oder Split nützlich, es war aus deren Sicht ehrlos und feige, auf einen wehrlosen Gegner zu feuern.
„Positiv“
„Sprengt die Waffen in Richtung des Xenonschiffes!“, befahl Mulo.
Mit einem leisen Klacken sah Mulo die klobigen Geschütze davon schweben. Sie schlugen in den feindlichen Zerstörer ein und schwächten die Schilde nicht unerheblich.
„Fluchtwahrscheinlichkeit?“, fragte Mulo den Computer.
„Eine Flucht ist mit 98%iger Wahrscheinlichkeit nicht erfolgreich.“, lautete die Antwort.
Mulo tat das einzige, was er noch konnte. „Kollisionskurs berechnen, Evakuierung einleiten!“
Mehrere Brückenoffiziere schwammen zum Ausgang. Er selber schwebte zu der Kommunikationskonsole. „Mulos Freude an die Königliche Flotte. Wir sind schwer beschädigt und gehen auf Kollisionskurs mit einem Xenon Q. Können Sie ein Schiff schicken, welches unsere Rettungskapseln an Bord nimmt?“
„Positiv. Ein Schiff der ETNO kommt gleich in Ihre Reichweite.“
Er deaktivierte den Kanal.
„Hier spricht Mulo Li. Unser schönes Schiff wird bald mit einem Xenon Q kollidieren. Bitte schwimmen Sie alle zu den Rettungskapseln. Wir verlassen das Schiff!“
Ein Blick aus dem Brückenfenster bestätigte Mulo, dass das Q nicht mehr ausweichen könnte. Er schwamm schnell zum Ausgang und schnappte sich eine der Wasserproben, in denen die hormonellen Erinnerungen seiner Mannschaft gespeichert waren. Das war das einzige, was er von der Mulos Freude würde retten können.
Hastig verließ er die Brücke und erreichte eine der noch leeren Rettungskapseln. Er hoffte, dass der kleine Energieschild ausreichen würde, um wenigstens einige Schüsse des Q aushalten zu können.
„Rettungskapseln jetzt starten!“, befahl er.
Dadurch, dass alle Rettungskapseln auf einmal starteten, war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass der Xenon sämtliche Kapseln zerstören konnte. Parallel zu den Kapseln wurden außerdem einige Container abgeworfen, um dem Xenon mehr Ziele zu bieten und so die Wahrscheinlichkeit eines Treffers weiter zu verringern.
Mulo blickte aus dem Fenster. Da ging sie hin, die Mulos Freude. Ein Laserschuss blendete ihn, sodass er den Blick abwandte. Wenigstens musste er nicht mit ansehen, wie sein Schiff zerstört wurde. Traurig steuerte er auf den Hangar des Schiffes ETNO Sanfte Stille zu. Laserschüsse vernichteten einen der Container neben ihm und ließen die Schilde seiner Kapsel kollabieren.
Mulo sah, wie einzelne Kapseln bereits den Hangar erreichten und andere von dem Transporter der Sanfte Stille erfasst wurden.
Dazwischen immer mehr Laserschüsse des Xenon, die nun auch auf das Rettungsschiff gerichtet waren.
Und dann kam die Explosion. Ein heller Lichtblitz, nicht mehr. Es war das Ende der Mulos Freude und irgendeines Xenon Qs. Mulo sah letzte Laserschüsse, die sich von dem Körper lösten und noch einige Container und Kapseln lösten. Einer von ihnen schien immer größer und größer zu werden.
Mulo begriff und schloss seine Augen.
Wenige Mizuras später kamen im Hangar der ETNO Sanfte Stille die Überreste einer boronischen Rettungskapsel an – und eine Wasserprobe aus dem zerstörten Mutterschiff.


Teil 4: Central Processing Unit
#deec

Funken sprühten aus einem der sechs Schildgeneratoren. Warnmeldungen von mehreren Subsystemen belasteten den Kern von #deec immens. Erst Millisekunden später erkannte #deec, dass die Raumminen nicht das größte Problem darstellten. Da kam ein Schiff auf ihn zu, nicht irgendein Xenon, nein, es war der Xenon höchstpersönlich. Das leitende CPU-Schiff in dieser Schlacht, #e21a oder kürzer Ezia.
Die unbewusste Maschine war die Zentrale Verarbeitungseinheit der Xenonflotte im gesamten Asteroidengürtel. #deec war sich seiner Chance bewusst – und auch der Chance seines Gegners. Es waren zwei Giganten auf dem Schlachtfeld, die sich gleich gegenüber stehen würden, stärker als jedes andere Schiff in diesem Sektor. Doch Ezia hatte viele Vorteile. Er hatte noch einen Schildgenerator mehr zur Verfügung, seine Schilde und Waffen waren noch vollkommen aufgeladen. Eine ganze Flotte war für seine Eskortierung zuständig, die meisten schon zerstört, doch die übrig gebliebenen Schiffe stellten immer noch eine Gefahr für das Commonwealth dar.
Eilig rief #deec alle verfügbaren Einheiten zu sich. Abgesehen von den beiden Fregatten, die er zu seinem Schutz abkommandiert hatte, meldeten sich jedoch nur noch je ein Zerstörer und ein Träger, beide in schwere Kämpfe verwickelt.
Er würde den Kampf mehr oder weniger alleine durchstehen.
Sein größter Trumpf lag in dem Bewusstsein, welches #deec entwickelt hatte. Er würde unvorhersehbare Manöver fliegen können, er kannte jedoch genau die Abläufe, die im Xenonschiff vor sich gingen.
Exakt im selben Moment schickten beide CPUs mehrere Raketen los. Während die starken Raketen des Xenon allesamt mit den Abfangraketen von #deec kollidierten, gelang es diesem, einen Treffer zu landen.
Befriedigt registrierte der Terraformer, dass zumindest die Schildsysteme des Angreifers gelitten hatten.
Der Kampf ging in die nächste Runde. #deec programmierte einen Kurs, der ihn knapp an dem Feind vorbeiführen würde. Dabei war die verwundbare Seite seines massigen Körpers gedeckt und drei seiner vier Geschütze hätten freie Schussbahn auf den Xenon.
Die Fregatten hingegen würden versuchen, die Eskorten von Ezia abzufangen.
Langsam beschleunigten beide Schiffe. #deec suchte nach irgendetwas, was ihm einen Vorteil bringen würde und fand es in den Trümmern der PP Salbung des Herzogs, eines paranidischen Trägerschiffes.
Und dem Terraformer kam eine weitere gute Idee.
Mit einer Geschwindigkeit von nur 20 m/s schoben sich die beiden Schiffe an einander vorbei.
#deec konzentrierte das Feuer auf den schwachen Schildgenerator und schaffte es tatsächlich, eine kleine Lücke in dem energetischen Schutz zu erzeugen. Sofort schoss er einige seiner Baudrohnen los, sie klammerten sich an Ezias Hülle fest und trugen die Hülle langsam ab. Wie erhofft sank die Leistung eines Schildgenerators, als die Drohnen endlich an die Energieleitungen und den Generator selber stießen. Für einen kurzen Moment fielen die Schilde aus, genügend Zeit, um Raketen und Laser durch die Lücke zu schießen. Es sah gut aus. Die Schiffe waren mittlerweile nebeneinander vorbeigeflogen und entfernten sich wieder.
Nun kam auch die Salbung des Herzogs zum Einsatz. #deec ließ eine Rakete so mit dem Wrack kollidieren, dass dieses mit Ezia kollidierte.
Wieder waren die Schilde stark geschwächt und #deec feuerte aus vollen Rohren.
Doch dann bemerkte #deec, dass seine beiden Fregatten kampfunfähig waren. Hilflos trieben die Raumwracks durch das All, ihre CPU-Kerne waren längst abgesprengt und würden sich im Nu an einem der ETNO-Hilfsschiffe in Sicherheit bringen.
Das Entscheidende war jedoch, dass sie ihren Auftrag nicht komplett ausgefüllt hatten, sie waren der großen Zahl der Gegner schlichtweg nicht gewachsen gewesen.
Jägerschiffe und Korvetten näherten sich #deec. Unter ihnen waren Schiffe, die fabrikneu aussahen und auch welche, die kaum mehr als Wracks waren.
Ezia hielt nicht viel von Reparaturen, er besiegelte das Schicksal seiner Untergebenen, indem er sie auf Kollisionskurs mit #deec gehen ließ.
Während die halbwegs intakten Schiffe #deec mit ihren Laser malträtierten, kollidierten die Übrigen, vor allem Jäger, mit der Terraformer-CPU. Es dauerte nicht lange, da waren die Schilde von #deec ausgefallen. Auch die Hülle war für Kamikaze-Angriffe nicht im Geringsten konzipiert und so fiel ein System nach dem anderen aus. Waffen, Triebwerke, Navigationscomputer und schließlich auch eines der wichtigsten Systeme in einem computergesteuerten Raumschiff: die Energieversorgung. Zwar funktionierten sowohl die Haupt- als auch die Notreaktoren noch, doch die Energieleitungen waren defekt, Kurzschlüsse entstanden.
#deec versank in ewiger Dunkelheit.

Wenige Kilometer weiter verharrten mehrere Baudrohnen in ihrer Arbeit, weil sie plötzlich keine Befehle mehr erhielten. Die übriggebliebene Terraformer-Flotte, bestehend aus einem Träger, einem Zerstörer und wenigen Jägern verschwand in Sprungblitzen nach Hause.
Mit ihnen verschwand auch der letzte Bewusstseinsfunke, der noch tief in den Schaltkreisen des gefallenen Titanen geschlummert hatte.


Teil 5: Beim CEO!
Nopileos

Als die Solinis den Sektor Asteroidengürtel erreichte, fiel Nopileos besonders eine Sache ins Auge: es waren zwei CPU-Schiffe vorhanden, eines von beiden verschwand jedoch wenig später in einem Explosionsblitz.
Woher beim CEO kam das zweite CPU-Schiff? Es müsste auf jeden Fall ein Xenon sein. Und welches war explodiert? Der Xenon oder #deec? Nopileos hoffte ersteres, setzte seinen Kurs jedoch zur Herron fort, die erst wenige Mizuras zuvor in den Sektor gesprungen war.
„Nopileoss an Herron, wie ssieht’s aus?“, fragte er.
„Hier Captain Iginarass von der ETNO Herron. Abgessehen von der ETNO Rettungsinsel mit ihren Eskorten haben unsere Schiffe den Sektor verlassen. Die Mulos Freude und #deec wurden zerstört, sämtliche Terraformer- und Boronenschiffe haben den Sektor verlassen.“
Nopileos stutzte. #deec? Zerstört? „Wass ist mit dem AGI-Kern von #deec?“, fragte er.
„Er ist deaktiviert, vielleicht sogar zerstört.“
„Wie ist der Status unsserer Schiffe?“, kam Nopileos auf das ursprüngliche Thema zurück.
„Die Herron läuft mit 100%iger Effizienz. Die Rettungsinsel ist zu achtzig Prozent ausgelastet, ihre beiden Fregatten sind beschädigt.“
„Geben Ssie den Eskorten den Befehl zum Rückzug. Sie beschützen weiterhin die Rettungsinsel und verlassen den Sektor, sobald die Schilde eines der beiden Schiffe unter 10% sinkt oder die Rettungsinsel komplett ausgelastet ist.“
„Haben verstanden. Iginaras Ende!“
Nopileos drehte sich zu Illireos um. „Was meinst du?“, fragte er.
„In wie fern?“, fragte der teladianische Entdecker.
„Der Kampf. Wie stehen die Chancen für einen Sieg des Commonwealth?“
„Tshh, es sind nur noch wenige Schiffe der Argonen, Teladi, Split und Paraniden im Sektor, die gegen eine Übermacht an Xenon und Sreb kämpfen. Falls keine Verstärkung eintrifft…“ Illireos ließ den Satz unvollendet.
Plötzlich fielen Nopileos die Umrisse eines terranischen Zerstörers auf. Das Schiff schien nahezu unbeschädigt, lediglich einige graue Spuren ließen ihn erkennen, dass die Schilde wenigstens für einen Moment nicht zum Schutze des Osaka-Klasse Schiffes ausgereicht hatten.
Ein weiterer Terraner, eine Fregatte der ATF hatte weitaus stärker gelitten. Sezuras später war die ATF Loki, als die Illireos das Schiff identifiziert hatte, in einem Sprungblitz verschwunden.
Für einen Moment glaubte Nopileos eine Korvette der Xenon und einen Jagdbomber des USC erkennen zu können, doch die kleinen Punkte verschwanden schnell wieder hinter dem Leib des Zerstörers.
Herron an Solinis.“, tönte es plötzlich aus den Lautsprechern der Solinis. „Die Hangars und die Krankenstation der Rettungsinsel sind gefüllt. Sie springt nun.“
„Haben verstanden, Herron. Warten Sie, bis sie verschwunden ist und schließen Sie sich danach dem Kampfverband der Terraner an“, befahl Nopileos.
„Tshh, Kollege Chef…“
„Ich weiß, Captain. Tun Sie einfach, wass ich gesagt habe!“ Nopileos schloss den Kanal.

Ban Danna

„‚Beim CEO‘, würde ein Teladi jetzt sagen“, seufzte Danna. Ihm gingen langsam die Flüche und Beschimpfungen aus.
Während sich die Kha’ak gerade mit irgendwelchen Maschinen prügelten – es war Danna ziemlich egal, ob die behaupteten, sie wären friedliebende Terraformer – wollte der blöde Bordcomputer einfach nicht mit der Sprache herausrücken, wo sie sich gerade befanden.
„Theta 3, lade den Sprungantrieb und springe nach Ketzers Untergang!“
„Befehl nicht ausführbar. Der Sprungantrieb erfüllt nicht die Auswahlkriterien der herrschenden Rasse dieses Sektors. Ein Benutzen fragwürdiger Technologie ist nicht gestattet.“
„Anscheinend hast du die Befehlskette auf diesem Schiff immer noch nicht verstanden!“
„Ihre Annahme ist falsch, Colonel. Ich darf den Gebrauch illegaler oder fragwürdiger Technologie nicht genehmigen.“
„Sicherheitsüberbrückung: Ban Danna, 462F-Alpha! Du kannst gerne meine DNA oder meine Netzhaut überprüfen.“
„Sicherheitsüberbrückung fehlgeschlagen. Nicht ausreichende…“
„Danna an Maschinenraum. Starten Sie den Antrieb manuell!“
„Verstanden, Sir.“
„Ich warne Sie noch ein letztes Mal, Colonel!“
„Computer, halt die Klappe.“
„Sprungantrieb wird geladen. 10…20…30…40…50%. Warnung! Annäherungsalarm: Kha’ak Träger. Kha’ak Zerstörer…80… Kha’ak Träger … initiiere Sprung!“
„Computer, schalte alle deine unwichtigen Subsysteme ab.“
„Verstanden, Colonel. Erreiche Sektor Ketzers Untergang.“
„Kurs auf das Nordtor setzen!“
„Kurs gesetzt!“
„Nachrichtendrohne bereitmachen! Ziel: Argon Schiffswerft in Omicron Lyrae, Militärabteilung, Büro von Admiral Jenkins. Informiere den Admiral über die vergangenen Tage, einschließlich dem Fehlverhalten des Bordcomputers!“
„Nachrichtendrohne abgeschickt. Erreiche Sektor… Asteroidengürtel. Es befinden sich drei argonische Großkampfschiffe im Sektor. Achtung! Die Anzahl der feindlichen Großkampfschiffe in diesem Sektor beträgt sechsunddreißig!“
Sechsunddreißig!, dachte Danna. „Wie lautet das Primärziel?“
„Xenon CPU-Schiff #e21a.“
„Kurs setzen. Wie stehen die Siegchancen? Comm-Kanal zum argonischen Führungsschiff herstellen.“
„89%. Das Ziel ist stark beschädigt. Kanal geöffnet.“
„Hier spricht Colonel Ban Danna von der Argon Eins. Statusbericht!“
„Hier Renown. Wir dachten schon, wir hätten Sie verloren, Colonel. Die Union und die Gaia sind unbeschädigt. Wir haben die Lunas und die Antigone verloren. Alle übrigen Großkampfschiffe werden an den Werften repariert.
Die boronische Flotte ist vollständig geflohen oder zerstört, ebenso wie die Terraformer und die Teladi.
Die Split haben noch einen Träger und zwei Zerstörer, die Paraniden nur noch die Trinität. Die Herron von der ETNO unterstützt momentan ein terranisches M2, es ist noch ein Sreb-Schiff im Sektor. Die Zahl der Xenongroßkampfschiffe liegt in etwa bei 35.“
„Haben verstanden, Renown. Sie und die Union halten sich am Rand des Gefechts, ihre Schiffe sind für Kämpfe gegen Großkampfschiffe nicht ausgelegt. Die Gaia soll zu uns aufschließen. Kontaktieren Sie die Split und Paraniden, dass sie ihr gesamtes Feuer auf die Xenon konzentrieren sollen, sobald das CPU-Schiff ausgeschaltet ist!“
„Aye, Colonel.“
Danna wechselte auf den bordinternen Comm-Kanal. „Waffen aktivieren. Gehen Sie auf Angriffsmodus. Feuer auf das CPU-Schiff konzentrieren; Jäger starten!“
„Ziel ist nun in Feuerreichweite“, meldete Theta 3.
„Feuer!“, rief Danna.
Etwa zeitgleich starteten die zehn schweren Jagdbomber des Eklipse-Typs und mehrere Raketen. Mehrere Salven aus der Frontgeschützkanzel jagten auf das CPU-Schiff zu, welches zu träge war, um auszuweichen. Mehrere Kampfschiffe der Xenon steuerten auf die Argon Eins zu und ließen ihre Waffen sprechen.
„Schilde auf 80%; Waffenenergie bei 73%. Die Schilde des Feindes sind unten!“, meldete Theta 3.
„Zielen Sie auf den Computerkern!“, befahl Danna.
Die Gaia, ein von ihren Waffen weitaus mächtigeres Schiff als die Argon Eins griff nun ebenfalls das CPU-Schiff an.
„AGI-Kern des Zielschiffes ausgefallen!“, berichtete der Computer der Argon Eins.
„Feuer auf die Waffen der anderen Xenonschiffe richten!“, rief Danna.
In Sezurabruchteilen waren alle acht Xenonträger von den Schiffen des Commonwealth kampfunfähig geschossen.
„Kein Ziel“, gab Theta 3 bekannt.
„Befindet sich ein verbündetes Schiff in diesem Sektor in Gefahr?“, fragte der Colonel.
„Positiv! Die ETNO Herron wird von einem Sreb-Zerstörer angegriffen und die USC Raider steht zwei Xenonzerstörern gegenüber.“
„Kurs zur Raider setzen. Kontaktiere die Gaia und informiere sie über die Lage des ETNO-Schiffes!“


Teil 6: Verteidigung
Illireos

„Schilde bei 81%“, meldete der Bordcomputer Kiju „Waffenenergie bei 89%“
Es sah nicht gut aus. Die Schilde der Herron waren durch Angriffe von Sreb-Jägern und diversen Xenonschiffen geschwächt und die FN Patriarchentod, das letzte verbliebene Schiff der Sreb – und zudem noch deren Führungsschiff – hatte den schlechten Zustand des Schiffes eiskalt ausgenutzt. Die Herron war von den Sreb nicht als Feind anzusehen, schließlich gab es weder Angriffswaffen noch irgendwelche verdächtigen Dinge, die sich die ETNO hatte zu Schulden kommen lassen, doch mit Vernunft kam man bei Split nicht weiter, und bei wütenden Split mit überlegener Technologie wie die Sreb es waren erst recht nicht.
„Kiju, Ssiegchancen!“, befahl Nopileos.
„Die Siegchancen betragen 61%, Tarntechnologie der Feinde nicht mit einberechnet!“
Doch die Sreb machten davon Gebrauch, immer wenn ihre Schild- oder Waffenenergie aufgebraucht waren, tarnte sich das Schiff und verschwand von der Zielerfassung der Herron.
Momentan liefen beide Systeme aber noch mit über achtzig Prozent Leistung, weshalb eine Unterbrechung des Gefechts nicht unmittelbar bevorstand.
„Wie ssieht es mit der Erforschung der Tarntechnologie aus? Haben unssere Ingenieure schon etwas heraussfinden können?“, brachte Illireos sich ein.
Kopfschütteln von dem argonischen Wissenschaftler und ein verlegener Griff zu den Stummelohren von dem Teladi waren das Ergebnis seiner Frage.
Die Trägheitsdämpfer des Schiffes hielten das Schiff in einer so ruhigen Lage, dass Illireos niemals vermutet hätte, dass sie angegriffen wurden.
„Illireos?“
„Tshh, wie bitte?“
„Wass würdesst du empfehlen? Du hast als einziger hier auf der Brücke eine teladianische Entdeckerausbildung genossen!“
Als ob die etwas gebracht hätte, dachte sich der Teladi.
„Ich würde sagen, wir kämpfen weiter, bis die Schilde unter 10% gefallen ssind.“
Captain Iginaras wackelte zustimmend mit den Ohren.
„Schilde und Waffenenergie auf 70%; Waffenenergie des Feindes auf 12%. Tarnung der Patriarchentod sehr wahrscheinlich!“
„Kiju, transportiere mich und Illireoss bitte auf die Ssolinis!“, zischelte Nopileos plötzlich.
Beide fanden sich wenige Sezuras später im Cockpit der Solinis wieder.
„Computer, auf das nächste verbündete Großkampfschiff zusteuern!“, befahl Nopileos.
AP Gaia, argonischer Zerstörer der Titan-Klasse. Erreiche Ziel in sieben Mizuras!“
„Wie lautet das Ziel der Gaia?“, fragte Illireos.
„Die Ziele der AP Gaia sind die ETNO Herron und die FN Patriarchentod!“
„Nächstes Ziel ansteuern!“, riefen Nopileos und Illireos wie aus einem Munde.
USC Raider, terranischer Zerstörer der Osaka-Klasse!“, meldete der Bordcomputer.

Jennifer Cortez

Sie führte eine schnelle Drehung um die eigene Achse aus und driftete dann nach Backbord ab.
Hinter ihr rotierte Captain Andrews sein Schiff ebenfalls und wich den Schüssen der beiden Xenon-Zerstörer aus.
Plötzlich stellten Jennifers Terraformer-Sensoren fest, dass zwei weitere Schiffe in Anflug waren: Die Argon Eins und ein kleineres Schiff, irgendein ETNO-Aufklärer unbekannten Typs.
„Captain, wir bekommen Besuch!“, benachrichtigte sie Andrews.
„Die Argon Eins! Endlich Unterstützung!“, rief der Captain.
Währenddessen zeigten Jennifers taktische Systeme neue Meldungen. Die Schildwerte der Raider näherten sich dem unteren Drittel und der ankommende Aufklärer beherbergte anscheinend den CEO der ETNO höchstpersönlich.
Jennifer drehte ab und flog auf die Solinis zu.
„Lieutenant, wo wollen Sie hin?“, fragte der Captain.
„Im ETNO Aufklärer sitzt deren CEO höchstpersönlich. Wir sollten sein Schiff aus den Kampfhandlungen heraushalten!“
Andrews seufzte. „Gut, Lieutenant, aber beeilen Sie sich. Wir haben hier viel zu tun!“
Jennifer wechselte den Kanal. „Solinis, hören Sie mich?“, fragte Sie.
„Tshh, laut und deutlich!“, hörte Sie eine Stimme sagen, die ihre Datenbank als Naminos Sodos Illireos III identifizierte.
„In Ihrer Flugbahn findet ein Kampf statt. Ändern Sie Ihren Kurs, um nicht in die Kampfhandlungen zu geraten!“, empfahl Jennifer.
„Negativ. Unsser Ziel ist die USssC Raider!“
Innerlich war es nun Jennifer, die seufzte.
„Folgen Sie mir, ich werde Sie eskortieren!“
„Possitiv! Auf welchem Schiff befinden Sie sich?“
„Ich befinde mich auf der PX
„Vielen Dank, tshh; wie heisssen Sie überhaupt?“
„First Lieutenant Jennifer Cortez vom USC“, antwortete die Terranerin.
Eine kurze Pause war die Antwort, Jennifer konnte überraschtes Zischeln durch den Comm-Kanal hören.
„Schön, dass Ssie noch am Leben ssind, Lieutenant!“, sagte nun Nopileos. „Nun eskortieren Sie uns bitte zu Ihrem Mutterschiff!“


Teil 7: Rückzug
Nopileos

Auf der Brücke der USC Raider sah es wie auf jedem Großkampfschiff aus, das unter Beschuss stand. Hektische Offiziere brüllten Befehle, irgendwo blinkten Warnlampen in grellen Farben und alles wackelte, wenn die Trägheitsdämpfer die kinetische Energie eines Treffers nicht ausgleichen konnten.
„Was wollen Sie von uns?“, hatte die Begrüßung gelautet.
„Wir bieten Ihnen Daten an, Blaupaussen der Xenonschiffe“, hatte Nopileos geantwortet.
„Jetzt raten Sie mal, wer diese Schiffe entwickelt und gebaut hat?“, fragte der Terraner.
„In fast eintaussend Jahren kann sich viel verändern!“, erwiderte der Teladi daraufhin.
„Super, und was wollen Ssie von uns?“
Daraufhin war Nopileos verwirrt. Jeder Teladi hätte erkannt, dass es sich hier um ein Angebot handelte. Und jeder halbwegs vernünftige Teladi hätte es sofort angenommen, wann gab es schon mal etwas gratis?
„Tshh, nichtss!“
Nopileos Gegenüber seufzte. „Worauf warten Sie denn dann noch?“
Es klang fast so, als ob der Terraner mit seinem letzten Satz Freundlichkeit vermitteln wollte, das war ihm jedoch ziemlich misslungen…
Illireos überspielte die Daten von der Solinis in die Computer der Raider.
„Inwiefern sollte uns das weiterhelfen?“, fragte der Offizier.
„Wenn Ssie auf den Computerkern zielen…“, begann Nopileos.
„Der Computerkern ist sehr gut gesichert, dafür haben wir bei der Entwicklung der Schiffe gesorgt. Ihre Taktik wird nichts bringen!“
„Aber Ssie haben doch Ihre hochentwickelten Waffen…“
„…die auch nicht weiterhelfen werden!“
„Schilde bei zehn Prozent!“, meldete der Bordcomputer.
„Sprung zu Position Alpha bei fünf Prozent!“
„Achtung! Annäherungsalarm! Die AP Argon Eins nähert sich. Sprungereignisse gemeldet. ETNO Herron und FN Patriarchentod haben den Sektor gewechselt!“
„Comm-Kanal zur Argon Eins öffnen!“, befahl der Kapitän.
„Der Kanal wurde bereits geöffnet!“, rief irgendein Offizier.
„Hier spricht die AP Argon Eins. Benötigen Sie Hilfe?“, fragte Colonel Danna.
„Hier spricht General Skorson vom United Space Command. Können Sie einen der Zerstörer beschäftigen?“
Danna ließ die Waffen als Antwort sprechen. Wenige Sezuras – oder Sekunden – später hatte einer der beiden Zerstörer sein Feuer auf die Argon Eins konzentriert. Nur sein oberer Geschützturm zielte weiterhin auf die Raider.
„General, wir empfangen eine weitere Flotte von Xenonschiffen, die Kurs auf unsere Position genommen hat. Es sind zwei Geschwader a acht Zerstörer, ein Träger-Geschwader und acht Geschwader mit Fregatten!“
„Colonel Danna, die Lage hat sich verschlechtert. Mehr als achtzig Großkampfschiffe der Xenon sind auf Abfangkurs!“
„Haben verstanden, General. Wir werden unsere Schiffe zum Nord-Sprungtor in Ketzers Untergang zurückziehen!“
„Wir begleiten Sie!“, entgegnete Skorson.
Die Schlacht, eine der gewaltigsten in der Geschichte der Raumfahrt, endete in einem taktischen Rückzug. Eine unmittelbare Gefahr war zwar abgewandt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Xenon den sprungantriebstörenden Quantengürtel des Solsystems oder die Verteidigung in Ketzers Untergang überwinden würden und erneut in großer Zahl in das Commonwealth einfallen könnten.
Niemand wollte sich ausmalen, wie viele Rassen ein weiterer Krieg in die Knie zwingen würde, und alles nur, weil die Terraner in ihrer Arroganz und ihrem Vertrauen zur Technik zum zweiten Mal eine Invasion ihrer Kreaturen ermöglicht hatten.

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Re: [P12][FF](SciFi/X) Die ETNO

Beitrag von Glumski »

Epilog

Die vereinigte Flotte des Commonwealth hatte sich am Nord-Tor von Ketzers Untergang versammelt. Abgesehen von der Renown, der Union, der Gaia und der Argon Eins hatte kein argonisches Schiff den Kampf bis zum Ende durchgestanden. Die Split hatten nur drei, die Paraniden nur ein Schiff bis zum Ende kämpfen lassen können.
Die Zahl der im Kampf gefallen Schiffe betrug sechsunddreißig, dabei wurden nur Großkampfschiffe gezählt, die Zahl der zerstörten Jäger war nur grob schätzbar. Es würde sich im Laufe der Zeit zeigen, wie viele Personen ihr Leben verloren hatten, nach Stazuras oder Stunden von Logbuch-, Sensoren- und Kameraauswertungen.
Ein umfassende Überwachungsanlage wurde in Ketzers Untergang installiert und auch die Gefahr durch die neuen Kha’ak war eifrig diskutiert worden, doch all diese Maßnahmen würden einen Krieg nur hinauszögern können.

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